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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 154. Leipzig (Sachsen), 12. März 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Ansicht der Eisberge im Polarmeer.
[Beginn Spaltensatz] bergen. Unter 82° 45' nördlicher Breite ( der schwarze
Punkt auf der Karte bezeichnet die Stelle ) mußte er,
durch Eismassen aufgehalten, umkehren. Durch seine
Fahrten ist das Meer bis zum 115. Längengrade voll-
kommen bekannt geworden, und es sind nur noch 11
Grade bis zum Eiscap unbekannt.*) Während Parry's
Reisen hatte auch der hochverdiente Capitain Franklin
durch zwei Landreisen in den Jahren 1819--22 und
1825--27 bedeutende Küstenstrecken von Nordamerika
untersucht; er kam nach zehnmonatlicher Überwinterung
1821 zum Kupferminenfluß und dann bis zu dem Punkte,
welcher auf unserer Karte mit p bezeichnet ist, nannte das
dabei liegende Cap Turnagain, und untersuchte auf der
zweiten Reise vom Mackenzieflusse aus die Küste westwärts.
Gleichzeitig schickte die britische Regierung den Capitain
Beechey, der 1819 Parry's Begleiter gewesen war, mit
einem Schiffe um das Cap Horn, der äußersten Spitze
Südamerikas. Nordwärts durch das stille Meer fahrend,
sollte er am Eiscap eine östliche Durchfahrt suchen und
zugleich Parry und Franklin, wenn sie im glücklichen
Falle die offene See in der Beringsstraße erreichten,
Vorräthe zuführen. Er segelte aus dem Kotzebuesund
nordwärts und drang gegen 30 Meilen jenseit des Eis-
caps vor, wo er vergebens auf Capitain Franklin war-
tete, der auf der Nordwestküste Amerikas dahin gelangen
sollte, und mußte im October 1826 umkehren, wie Frank-
lin, der sich dem Eiscap und Beechey's Schiffe bis auf
ungefähr 36 Meilen genähert hatte, durch die Sorge für
die Erhaltung seiner Leute zur Rückkehr genöthigt wurde.

Nach diesen Entdeckungen kann an einer nörd-
lichen Durchfahrt nicht mehr gezweifelt werden. Die
Erdkunde hat mit ihnen einen mächtigen Schritt vorwärts
gethan. Grönland ist eine Jnsel und die ganze Nord-
küste Amerikas von der Davis= bis zur Beringsstraße
bespült das Polarmeer, aber ebenso gewiß ist wol, daß
diese höchst gefahrvolle Straße zur Fahrt in die Süd-
see nie wird benutzt werden können, selbst wenn auch
einem kühnen Seemann die Durchfahrt gelänge. Die-
ses zu versuchen unternahm 1829 der Capitain Roß
auf seine und seiner Freunde Kosten. Er verließ mit
[Spaltenumbruch] dem Dampfschiffe Victory und mit Lebensmitteln auf drei
Jahre versehen England im Mai jenes Jahres, um von
dem Lancastersund und der Prinz=Regent=Einfahrt aus
die Nordküste von Amerika westwärts zu untersuchen.
Nachdem er vier Winter in den Polargegenden zuge-
bracht und im Mai 1832 sein Schiff verloren hatte,
setzte er in Booten seine Fahrt fort, bis endlich ein
Schiff von Hull ihn und seine Gefährten aufnahm.
Besorgt um die Reisenden, schickte die geographische Ge-
sellschaft zu London im Mai 1833 den Capitain Back
ab, der von Montreal in Canada zu Lande bis zum
Sklavensee vordringen und Roß aufsuchen sollte, als
dieser im October 1833 unerwartet in England an-
kam. *) Die Resultate seiner Reise sind, daß die Prinz-
Regent=Einfahrt im Süden verschlossen sei und die nord-
westliche Spitze Amerikas sich in eine Halbinsel ( c ) en-
dige. Back ist im J. 1835 gleichfalls nach England
zurückgekehrt. Eine neue Fahrt in das Eismeer wurde
zu Anfange dieses Jahres beschlossen, nachdem die Nach-
richt eingetroffen war, daß mehre auf den Walfischfang
ausgegangene Schiffe von dem Eise eingeschlossen wären.
James Roß, ein Verwandter des Capitains und dessen
Begleiter auf der letzten Polarreise, erhielt die Leitung
dieses Unternehmens, das aber unterblieb, als im Januar
die Grönlandfahrer glücklich nach England zurückkehrten.

Die russische Regierung veranstaltete in demselben
Zeitraume, wo die britischen Seefahrer so thätig waren,
mehre Entdeckungsreisen, deren Zweck war, theils die
Küsten Kamtschatkas und des nordwestlichen Amerikas,
theils die Nordküste Asiens und Nowaja Semlja zu
untersuchen. Das Ergebniß dieser, von Otto von Kotze-
bue, dem Baron von Wrangel, dem Capitain Was-
siljeff, dem Lieutenant Lasareff, dem Lieutenant Lawroff
und dem Capitain Lieutenant Lütke von 1814--26
unternommenen Reisen war, daß Asien im Norden nicht
mit Amerika zusammenhängt, und überdies wurde die
Kunde von Nowaja Semlja und den Küsten Lapp-
lands durch diese Reisen bereichert.

Einen Begriff von der wunderbaren und für die
Schiffahrt im Polarmeere höchst gefährlichen Bildung der
[Ende Spaltensatz]

*) Vergl. Pfennig=Magazin Nr. 79.
*) Vergl. Pfennig=Magazin Nr. 65 und 71.

Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Ansicht der Eisberge im Polarmeer.
[Beginn Spaltensatz] bergen. Unter 82° 45' nördlicher Breite ( der schwarze
Punkt auf der Karte bezeichnet die Stelle ) mußte er,
durch Eismassen aufgehalten, umkehren. Durch seine
Fahrten ist das Meer bis zum 115. Längengrade voll-
kommen bekannt geworden, und es sind nur noch 11
Grade bis zum Eiscap unbekannt.*) Während Parry's
Reisen hatte auch der hochverdiente Capitain Franklin
durch zwei Landreisen in den Jahren 1819—22 und
1825—27 bedeutende Küstenstrecken von Nordamerika
untersucht; er kam nach zehnmonatlicher Überwinterung
1821 zum Kupferminenfluß und dann bis zu dem Punkte,
welcher auf unserer Karte mit p bezeichnet ist, nannte das
dabei liegende Cap Turnagain, und untersuchte auf der
zweiten Reise vom Mackenzieflusse aus die Küste westwärts.
Gleichzeitig schickte die britische Regierung den Capitain
Beechey, der 1819 Parry's Begleiter gewesen war, mit
einem Schiffe um das Cap Horn, der äußersten Spitze
Südamerikas. Nordwärts durch das stille Meer fahrend,
sollte er am Eiscap eine östliche Durchfahrt suchen und
zugleich Parry und Franklin, wenn sie im glücklichen
Falle die offene See in der Beringsstraße erreichten,
Vorräthe zuführen. Er segelte aus dem Kotzebuesund
nordwärts und drang gegen 30 Meilen jenseit des Eis-
caps vor, wo er vergebens auf Capitain Franklin war-
tete, der auf der Nordwestküste Amerikas dahin gelangen
sollte, und mußte im October 1826 umkehren, wie Frank-
lin, der sich dem Eiscap und Beechey's Schiffe bis auf
ungefähr 36 Meilen genähert hatte, durch die Sorge für
die Erhaltung seiner Leute zur Rückkehr genöthigt wurde.

Nach diesen Entdeckungen kann an einer nörd-
lichen Durchfahrt nicht mehr gezweifelt werden. Die
Erdkunde hat mit ihnen einen mächtigen Schritt vorwärts
gethan. Grönland ist eine Jnsel und die ganze Nord-
küste Amerikas von der Davis= bis zur Beringsstraße
bespült das Polarmeer, aber ebenso gewiß ist wol, daß
diese höchst gefahrvolle Straße zur Fahrt in die Süd-
see nie wird benutzt werden können, selbst wenn auch
einem kühnen Seemann die Durchfahrt gelänge. Die-
ses zu versuchen unternahm 1829 der Capitain Roß
auf seine und seiner Freunde Kosten. Er verließ mit
[Spaltenumbruch] dem Dampfschiffe Victory und mit Lebensmitteln auf drei
Jahre versehen England im Mai jenes Jahres, um von
dem Lancastersund und der Prinz=Regent=Einfahrt aus
die Nordküste von Amerika westwärts zu untersuchen.
Nachdem er vier Winter in den Polargegenden zuge-
bracht und im Mai 1832 sein Schiff verloren hatte,
setzte er in Booten seine Fahrt fort, bis endlich ein
Schiff von Hull ihn und seine Gefährten aufnahm.
Besorgt um die Reisenden, schickte die geographische Ge-
sellschaft zu London im Mai 1833 den Capitain Back
ab, der von Montreal in Canada zu Lande bis zum
Sklavensee vordringen und Roß aufsuchen sollte, als
dieser im October 1833 unerwartet in England an-
kam. *) Die Resultate seiner Reise sind, daß die Prinz-
Regent=Einfahrt im Süden verschlossen sei und die nord-
westliche Spitze Amerikas sich in eine Halbinsel ( c ) en-
dige. Back ist im J. 1835 gleichfalls nach England
zurückgekehrt. Eine neue Fahrt in das Eismeer wurde
zu Anfange dieses Jahres beschlossen, nachdem die Nach-
richt eingetroffen war, daß mehre auf den Walfischfang
ausgegangene Schiffe von dem Eise eingeschlossen wären.
James Roß, ein Verwandter des Capitains und dessen
Begleiter auf der letzten Polarreise, erhielt die Leitung
dieses Unternehmens, das aber unterblieb, als im Januar
die Grönlandfahrer glücklich nach England zurückkehrten.

Die russische Regierung veranstaltete in demselben
Zeitraume, wo die britischen Seefahrer so thätig waren,
mehre Entdeckungsreisen, deren Zweck war, theils die
Küsten Kamtschatkas und des nordwestlichen Amerikas,
theils die Nordküste Asiens und Nowaja Semlja zu
untersuchen. Das Ergebniß dieser, von Otto von Kotze-
bue, dem Baron von Wrangel, dem Capitain Was-
siljeff, dem Lieutenant Lasareff, dem Lieutenant Lawroff
und dem Capitain Lieutenant Lütke von 1814—26
unternommenen Reisen war, daß Asien im Norden nicht
mit Amerika zusammenhängt, und überdies wurde die
Kunde von Nowaja Semlja und den Küsten Lapp-
lands durch diese Reisen bereichert.

Einen Begriff von der wunderbaren und für die
Schiffahrt im Polarmeere höchst gefährlichen Bildung der
[Ende Spaltensatz]

*) Vergl. Pfennig=Magazin Nr. 79.
*) Vergl. Pfennig=Magazin Nr. 65 und 71.
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[85/0005] Das Pfennig=Magazin. [Abbildung Ansicht der Eisberge im Polarmeer. ] bergen. Unter 82° 45' nördlicher Breite ( der schwarze Punkt auf der Karte bezeichnet die Stelle ) mußte er, durch Eismassen aufgehalten, umkehren. Durch seine Fahrten ist das Meer bis zum 115. Längengrade voll- kommen bekannt geworden, und es sind nur noch 11 Grade bis zum Eiscap unbekannt. *) Während Parry's Reisen hatte auch der hochverdiente Capitain Franklin durch zwei Landreisen in den Jahren 1819—22 und 1825—27 bedeutende Küstenstrecken von Nordamerika untersucht; er kam nach zehnmonatlicher Überwinterung 1821 zum Kupferminenfluß und dann bis zu dem Punkte, welcher auf unserer Karte mit p bezeichnet ist, nannte das dabei liegende Cap Turnagain, und untersuchte auf der zweiten Reise vom Mackenzieflusse aus die Küste westwärts. Gleichzeitig schickte die britische Regierung den Capitain Beechey, der 1819 Parry's Begleiter gewesen war, mit einem Schiffe um das Cap Horn, der äußersten Spitze Südamerikas. Nordwärts durch das stille Meer fahrend, sollte er am Eiscap eine östliche Durchfahrt suchen und zugleich Parry und Franklin, wenn sie im glücklichen Falle die offene See in der Beringsstraße erreichten, Vorräthe zuführen. Er segelte aus dem Kotzebuesund nordwärts und drang gegen 30 Meilen jenseit des Eis- caps vor, wo er vergebens auf Capitain Franklin war- tete, der auf der Nordwestküste Amerikas dahin gelangen sollte, und mußte im October 1826 umkehren, wie Frank- lin, der sich dem Eiscap und Beechey's Schiffe bis auf ungefähr 36 Meilen genähert hatte, durch die Sorge für die Erhaltung seiner Leute zur Rückkehr genöthigt wurde. Nach diesen Entdeckungen kann an einer nörd- lichen Durchfahrt nicht mehr gezweifelt werden. Die Erdkunde hat mit ihnen einen mächtigen Schritt vorwärts gethan. Grönland ist eine Jnsel und die ganze Nord- küste Amerikas von der Davis= bis zur Beringsstraße bespült das Polarmeer, aber ebenso gewiß ist wol, daß diese höchst gefahrvolle Straße zur Fahrt in die Süd- see nie wird benutzt werden können, selbst wenn auch einem kühnen Seemann die Durchfahrt gelänge. Die- ses zu versuchen unternahm 1829 der Capitain Roß auf seine und seiner Freunde Kosten. Er verließ mit dem Dampfschiffe Victory und mit Lebensmitteln auf drei Jahre versehen England im Mai jenes Jahres, um von dem Lancastersund und der Prinz=Regent=Einfahrt aus die Nordküste von Amerika westwärts zu untersuchen. Nachdem er vier Winter in den Polargegenden zuge- bracht und im Mai 1832 sein Schiff verloren hatte, setzte er in Booten seine Fahrt fort, bis endlich ein Schiff von Hull ihn und seine Gefährten aufnahm. Besorgt um die Reisenden, schickte die geographische Ge- sellschaft zu London im Mai 1833 den Capitain Back ab, der von Montreal in Canada zu Lande bis zum Sklavensee vordringen und Roß aufsuchen sollte, als dieser im October 1833 unerwartet in England an- kam. *) Die Resultate seiner Reise sind, daß die Prinz- Regent=Einfahrt im Süden verschlossen sei und die nord- westliche Spitze Amerikas sich in eine Halbinsel ( c ) en- dige. Back ist im J. 1835 gleichfalls nach England zurückgekehrt. Eine neue Fahrt in das Eismeer wurde zu Anfange dieses Jahres beschlossen, nachdem die Nach- richt eingetroffen war, daß mehre auf den Walfischfang ausgegangene Schiffe von dem Eise eingeschlossen wären. James Roß, ein Verwandter des Capitains und dessen Begleiter auf der letzten Polarreise, erhielt die Leitung dieses Unternehmens, das aber unterblieb, als im Januar die Grönlandfahrer glücklich nach England zurückkehrten. Die russische Regierung veranstaltete in demselben Zeitraume, wo die britischen Seefahrer so thätig waren, mehre Entdeckungsreisen, deren Zweck war, theils die Küsten Kamtschatkas und des nordwestlichen Amerikas, theils die Nordküste Asiens und Nowaja Semlja zu untersuchen. Das Ergebniß dieser, von Otto von Kotze- bue, dem Baron von Wrangel, dem Capitain Was- siljeff, dem Lieutenant Lasareff, dem Lieutenant Lawroff und dem Capitain Lieutenant Lütke von 1814—26 unternommenen Reisen war, daß Asien im Norden nicht mit Amerika zusammenhängt, und überdies wurde die Kunde von Nowaja Semlja und den Küsten Lapp- lands durch diese Reisen bereichert. Einen Begriff von der wunderbaren und für die Schiffahrt im Polarmeere höchst gefährlichen Bildung der *) Vergl. Pfennig=Magazin Nr. 79. *) Vergl. Pfennig=Magazin Nr. 65 und 71.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 154. Leipzig (Sachsen), 12. März 1836, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig154_1836/5>, abgerufen am 13.11.2024.