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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 159. Leipzig (Sachsen), 16. April 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]

Zu den ältesten Denkmälern Englands gehört die auf
unserer Abbildung dargestellte Ruine des Castels von
Conisborough in der Grafschaft York. Die Zeit der
Gründung dieser Burg ist unbekannt, die Geschichte ge-
denkt dieser Feste zuerst zur Zeit Wilhelm's des Eroberers
und nennt als ihren Erbauer einen Grafen Wilhelm
von Warren. Wilhelm der Eroberer gebrauchte sie als
Zwingburg zur Behauptung des umliegenden Landes,
und zwei Jahrhunderte, von König Eduard IV. bis
Johann II. war sie ein Besitzthum der Krone. Der
Letztere schenkte sie dem Lord Dover, und gegenwärtig ge-
hört sie dem Herzoge von Leeds. Sie muß ursprüng-
lich einen bedeutenden Umfang gehabt haben, war mit
einem tüchtigen Walle und weiten Graben umgeben,
der aber jetzt wasserleer und mit prächtigen, hundertjäh-
rigen Eichen und Ulmen bewachsen, theilweise auch mit
Burgtrümmern angefüllt ist. Vor Erfindung des
Schießpulvers konnte diese Feste gewiß für unüberwind-
lich gelten, jetzt ist nach einem Zeitraume von 1000
[Spaltenumbruch] Jahren nichts von ihr noch übrig als ein Theil des Thur-
mes. Die ursprüngliche Höhe desselben läßt sich nicht
angeben, da bereits ein Theil desselben zusammengestürzt
ist; doch beträgt die Höhe der sechs Strebepfeiler, welche
ihn ringsum stützen, noch immer 86 Fuß. Zur Thurm-
pforte steigt man auf 25 breiten steinernen Stufen und
hat von hier aus schon eine prächtige Aussicht auf die
üppige und waldreiche umliegende Landschaft. Unweit der
Ruine liegt das alte Dorf Conisborough, welches ehedem,
als diese Burg noch stand, ein bedeutender Ort gewesen
zu sein scheint. Die Kirche des Dorfes, im altenglischen
Style erbaut, wird allgemein für einen Überrest des alten
Conisborough gehalten. Denkmale, die hierüber Auf-
schluß geben könnten, fehlen aber in ihr, und nur ein
einziger Stein, mit Hieroglyphen bedeckt, ist noch in
ihren Mauern vorhanden und hat schon oft, wiewol
bis jetzt noch ohne jene Züge entziffern zu können, die
Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich gezogen.

[Ende Spaltensatz]

Der Flußkrebs und der Seekrebs oder Hummer.
[Beginn Spaltensatz]

Beide Krebsarten gehören zu derjenigen Thierclasse, die
man in neuerer Zeit von den Jnsekten, zu welchen man
sie früher zählte, getrennt und mit dem Namen Cru-
staceen belegt hat und zu derjenigen Abtheilung derselben
rechnet, die langgeschwänzte genannt werden. Der Fluß-
krebs
und der Hummer gehören derselben Gattung an
und weichen nur in wenigen Punkten voneinander ab,
weshalb wir den erstern, da er uns zunächst angeht,
etwas genauer betrachten wollen.

[Abbildung] Der Flußkrebs.

Der Körper des Krebses besteht eigentlich nur aus
zwei Theilen, dem Brusttheil oder eigentlichen Körper
und dem gegliederten Schwanze, indeß läßt sich an dem
erstern noch eine Abtheilung bemerken, insofern er wie-
der in die zwei Theile zerfällt, welche durch die Freß-
werkzeuge und durch die Beine charakterisirt sind, also
als Kopf= und Brusttheil. Der Kopftheil, über welchen
von oben der Rückenschild wegragt, um vorn eine Stirn-
spitze zu bilden, ist eigentlich nur an der untern Seite
deutlicher gesondert. An ihm sitzen die Augen auf läng-
lichen Stielen, demnächst aber längere und kürzere Fühl-
hörner und die verschiedenen Freßwerkzeuge, hinter wel-
chen die sogenannten Scheren folgen, als gewissermaßen
das erste Fußpaar, das, wenn auch bedeutend größer,
doch mit den beiden folgenden große Ähnlichkeit hat.
Diese Scheren bestehen am Ende aus einem feststehen-
den Stücke, dem Daumen, und einem beweglichen, dem
sogenannten Finger. Jm Jnnern der Scherenwurzeln
liegen viele starke Muskeln, wodurch die Krebse mit ih-
[Spaltenumbruch] ren Scheren so viel Gewalt ausüben und so stark knei-
pen können. Je größer, breiter und stärker die Scheren
sich zeigen, um so schmächtiger sind dann die folgenden
vier Fußpaare. Von diesen haben die beiden vordern
ebenfalls am Ende noch kleine Scheren, von welchen
jedoch, namentlich bei den Männchen, am dritten Fuß-
paar, die Wurzel des Daumens stark verlängert ist, bei
den Weibchen dagegen eine Vertiefung hat. Die beiden
hintern Fußpaare haben am Ende nur einen einfachen
Haken, und am Wurzelgliede des letzten sieht man bei
dem Männchen eine ähnliche Öffnung wie bei dem Weib-
chen. Das Brust= oder Rückenschild, das sich an den
Seiten nach unten wölbt, zeigt verschiedene Erhöhungen
und Vertiefungen, welche die darunter liegenden innern
Theile bedingen. Der sogenannte Schwanz oder Hin-
terleib besteht aus sechs Gliedern, welche sich von
vorn nach hinten theilweise decken, oben gewölbt, unten
flach sind, und an deren letztem eine aus mehren
Blättchen bestehende Flosse sitzt. An der untern Seite
dieser Schwanzringe stehen kleine fußähnliche Theile,
von welchen die vordern bei dem Männchen zu den
Geschlechtstheilen gehören, bei dem Weibchen aber die
meisten zur Anheftung der Eier dienen. Wenn man
den Krebs im Jnnern betrachtet, so sieht man dicht
hinter dem Kopfe den Magen, der besonders dadurch
merkwürdig ist, daß man darin zu manchen Zeiten
die sogenannten Krebsaugen, richtiger Krebssteine, findet.
Weiter nach hinten liegt zu beiden Seiten, aus lauter
feinen Fäden bestehend, die Leber. Zwischen ihren bei-
den Lappen beginnt der Darm, der gradeaus bis zum
letzten Ringe läuft. Jnnerhalb des Rückenschildes, da,
wo dasselbe an die Beine stößt, sitzen an diesem die Kie-
men oder die Werkzeuge zum Athmen, federförmig gebil-
det, zu welchen durch die Spalte zwischen dem Rande
des Rückenschildes und den Füßen das Wasser eintreten
kann, aus welchem sie die nöthige Luft aussondern.

Die Weibchen sind größer als die Männchen, sie
haben gewöhnlich eine braungrüne Farbe, die sich zu-
weilen mehr oder weniger ins Schwarze, Rothe oder
Blaue verliert, ja in dem Flusse Moy in Frankreich soll
es blaue, im Canton Solothurn in der Schweiz in der
Dinner rothe Krebse geben, den gesottenen ähnlich. Der
Flußkrebs lebt zunächst in Europa, findet sich aber auch
in Asien und wird namentlich in der Wolga und ihren
Nebenflüssen sehr groß, hat dort aber einen schlechten
Geschmack und wird nicht gegessen.

[Ende Spaltensatz]
Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]

Zu den ältesten Denkmälern Englands gehört die auf
unserer Abbildung dargestellte Ruine des Castels von
Conisborough in der Grafschaft York. Die Zeit der
Gründung dieser Burg ist unbekannt, die Geschichte ge-
denkt dieser Feste zuerst zur Zeit Wilhelm's des Eroberers
und nennt als ihren Erbauer einen Grafen Wilhelm
von Warren. Wilhelm der Eroberer gebrauchte sie als
Zwingburg zur Behauptung des umliegenden Landes,
und zwei Jahrhunderte, von König Eduard IV. bis
Johann II. war sie ein Besitzthum der Krone. Der
Letztere schenkte sie dem Lord Dover, und gegenwärtig ge-
hört sie dem Herzoge von Leeds. Sie muß ursprüng-
lich einen bedeutenden Umfang gehabt haben, war mit
einem tüchtigen Walle und weiten Graben umgeben,
der aber jetzt wasserleer und mit prächtigen, hundertjäh-
rigen Eichen und Ulmen bewachsen, theilweise auch mit
Burgtrümmern angefüllt ist. Vor Erfindung des
Schießpulvers konnte diese Feste gewiß für unüberwind-
lich gelten, jetzt ist nach einem Zeitraume von 1000
[Spaltenumbruch] Jahren nichts von ihr noch übrig als ein Theil des Thur-
mes. Die ursprüngliche Höhe desselben läßt sich nicht
angeben, da bereits ein Theil desselben zusammengestürzt
ist; doch beträgt die Höhe der sechs Strebepfeiler, welche
ihn ringsum stützen, noch immer 86 Fuß. Zur Thurm-
pforte steigt man auf 25 breiten steinernen Stufen und
hat von hier aus schon eine prächtige Aussicht auf die
üppige und waldreiche umliegende Landschaft. Unweit der
Ruine liegt das alte Dorf Conisborough, welches ehedem,
als diese Burg noch stand, ein bedeutender Ort gewesen
zu sein scheint. Die Kirche des Dorfes, im altenglischen
Style erbaut, wird allgemein für einen Überrest des alten
Conisborough gehalten. Denkmale, die hierüber Auf-
schluß geben könnten, fehlen aber in ihr, und nur ein
einziger Stein, mit Hieroglyphen bedeckt, ist noch in
ihren Mauern vorhanden und hat schon oft, wiewol
bis jetzt noch ohne jene Züge entziffern zu können, die
Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich gezogen.

[Ende Spaltensatz]

Der Flußkrebs und der Seekrebs oder Hummer.
[Beginn Spaltensatz]

Beide Krebsarten gehören zu derjenigen Thierclasse, die
man in neuerer Zeit von den Jnsekten, zu welchen man
sie früher zählte, getrennt und mit dem Namen Cru-
staceen belegt hat und zu derjenigen Abtheilung derselben
rechnet, die langgeschwänzte genannt werden. Der Fluß-
krebs
und der Hummer gehören derselben Gattung an
und weichen nur in wenigen Punkten voneinander ab,
weshalb wir den erstern, da er uns zunächst angeht,
etwas genauer betrachten wollen.

[Abbildung] Der Flußkrebs.

Der Körper des Krebses besteht eigentlich nur aus
zwei Theilen, dem Brusttheil oder eigentlichen Körper
und dem gegliederten Schwanze, indeß läßt sich an dem
erstern noch eine Abtheilung bemerken, insofern er wie-
der in die zwei Theile zerfällt, welche durch die Freß-
werkzeuge und durch die Beine charakterisirt sind, also
als Kopf= und Brusttheil. Der Kopftheil, über welchen
von oben der Rückenschild wegragt, um vorn eine Stirn-
spitze zu bilden, ist eigentlich nur an der untern Seite
deutlicher gesondert. An ihm sitzen die Augen auf läng-
lichen Stielen, demnächst aber längere und kürzere Fühl-
hörner und die verschiedenen Freßwerkzeuge, hinter wel-
chen die sogenannten Scheren folgen, als gewissermaßen
das erste Fußpaar, das, wenn auch bedeutend größer,
doch mit den beiden folgenden große Ähnlichkeit hat.
Diese Scheren bestehen am Ende aus einem feststehen-
den Stücke, dem Daumen, und einem beweglichen, dem
sogenannten Finger. Jm Jnnern der Scherenwurzeln
liegen viele starke Muskeln, wodurch die Krebse mit ih-
[Spaltenumbruch] ren Scheren so viel Gewalt ausüben und so stark knei-
pen können. Je größer, breiter und stärker die Scheren
sich zeigen, um so schmächtiger sind dann die folgenden
vier Fußpaare. Von diesen haben die beiden vordern
ebenfalls am Ende noch kleine Scheren, von welchen
jedoch, namentlich bei den Männchen, am dritten Fuß-
paar, die Wurzel des Daumens stark verlängert ist, bei
den Weibchen dagegen eine Vertiefung hat. Die beiden
hintern Fußpaare haben am Ende nur einen einfachen
Haken, und am Wurzelgliede des letzten sieht man bei
dem Männchen eine ähnliche Öffnung wie bei dem Weib-
chen. Das Brust= oder Rückenschild, das sich an den
Seiten nach unten wölbt, zeigt verschiedene Erhöhungen
und Vertiefungen, welche die darunter liegenden innern
Theile bedingen. Der sogenannte Schwanz oder Hin-
terleib besteht aus sechs Gliedern, welche sich von
vorn nach hinten theilweise decken, oben gewölbt, unten
flach sind, und an deren letztem eine aus mehren
Blättchen bestehende Flosse sitzt. An der untern Seite
dieser Schwanzringe stehen kleine fußähnliche Theile,
von welchen die vordern bei dem Männchen zu den
Geschlechtstheilen gehören, bei dem Weibchen aber die
meisten zur Anheftung der Eier dienen. Wenn man
den Krebs im Jnnern betrachtet, so sieht man dicht
hinter dem Kopfe den Magen, der besonders dadurch
merkwürdig ist, daß man darin zu manchen Zeiten
die sogenannten Krebsaugen, richtiger Krebssteine, findet.
Weiter nach hinten liegt zu beiden Seiten, aus lauter
feinen Fäden bestehend, die Leber. Zwischen ihren bei-
den Lappen beginnt der Darm, der gradeaus bis zum
letzten Ringe läuft. Jnnerhalb des Rückenschildes, da,
wo dasselbe an die Beine stößt, sitzen an diesem die Kie-
men oder die Werkzeuge zum Athmen, federförmig gebil-
det, zu welchen durch die Spalte zwischen dem Rande
des Rückenschildes und den Füßen das Wasser eintreten
kann, aus welchem sie die nöthige Luft aussondern.

Die Weibchen sind größer als die Männchen, sie
haben gewöhnlich eine braungrüne Farbe, die sich zu-
weilen mehr oder weniger ins Schwarze, Rothe oder
Blaue verliert, ja in dem Flusse Moy in Frankreich soll
es blaue, im Canton Solothurn in der Schweiz in der
Dinner rothe Krebse geben, den gesottenen ähnlich. Der
Flußkrebs lebt zunächst in Europa, findet sich aber auch
in Asien und wird namentlich in der Wolga und ihren
Nebenflüssen sehr groß, hat dort aber einen schlechten
Geschmack und wird nicht gegessen.

[Ende Spaltensatz]
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Vor Erfindung des Schießpulvers konnte diese Feste gewiß für unüberwind- lich gelten, jetzt ist nach einem Zeitraume von 1000 Jahren nichts von ihr noch übrig als ein Theil des Thur- mes. Die ursprüngliche Höhe desselben läßt sich nicht angeben, da bereits ein Theil desselben zusammengestürzt ist; doch beträgt die Höhe der sechs Strebepfeiler, welche ihn ringsum stützen, noch immer 86 Fuß. Zur Thurm- pforte steigt man auf 25 breiten steinernen Stufen und hat von hier aus schon eine prächtige Aussicht auf die üppige und waldreiche umliegende Landschaft. Unweit der Ruine liegt das alte Dorf Conisborough, welches ehedem, als diese Burg noch stand, ein bedeutender Ort gewesen zu sein scheint. Die Kirche des Dorfes, im altenglischen Style erbaut, wird allgemein für einen Überrest des alten Conisborough gehalten. 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[Abbildung Der Flußkrebs. ] Der Körper des Krebses besteht eigentlich nur aus zwei Theilen, dem Brusttheil oder eigentlichen Körper und dem gegliederten Schwanze, indeß läßt sich an dem erstern noch eine Abtheilung bemerken, insofern er wie- der in die zwei Theile zerfällt, welche durch die Freß- werkzeuge und durch die Beine charakterisirt sind, also als Kopf= und Brusttheil. Der Kopftheil, über welchen von oben der Rückenschild wegragt, um vorn eine Stirn- spitze zu bilden, ist eigentlich nur an der untern Seite deutlicher gesondert. An ihm sitzen die Augen auf läng- lichen Stielen, demnächst aber längere und kürzere Fühl- hörner und die verschiedenen Freßwerkzeuge, hinter wel- chen die sogenannten Scheren folgen, als gewissermaßen das erste Fußpaar, das, wenn auch bedeutend größer, doch mit den beiden folgenden große Ähnlichkeit hat. Diese Scheren bestehen am Ende aus einem feststehen- den Stücke, dem Daumen, und einem beweglichen, dem sogenannten Finger. Jm Jnnern der Scherenwurzeln liegen viele starke Muskeln, wodurch die Krebse mit ih- ren Scheren so viel Gewalt ausüben und so stark knei- pen können. Je größer, breiter und stärker die Scheren sich zeigen, um so schmächtiger sind dann die folgenden vier Fußpaare. Von diesen haben die beiden vordern ebenfalls am Ende noch kleine Scheren, von welchen jedoch, namentlich bei den Männchen, am dritten Fuß- paar, die Wurzel des Daumens stark verlängert ist, bei den Weibchen dagegen eine Vertiefung hat. Die beiden hintern Fußpaare haben am Ende nur einen einfachen Haken, und am Wurzelgliede des letzten sieht man bei dem Männchen eine ähnliche Öffnung wie bei dem Weib- chen. Das Brust= oder Rückenschild, das sich an den Seiten nach unten wölbt, zeigt verschiedene Erhöhungen und Vertiefungen, welche die darunter liegenden innern Theile bedingen. Der sogenannte Schwanz oder Hin- terleib besteht aus sechs Gliedern, welche sich von vorn nach hinten theilweise decken, oben gewölbt, unten flach sind, und an deren letztem eine aus mehren Blättchen bestehende Flosse sitzt. An der untern Seite dieser Schwanzringe stehen kleine fußähnliche Theile, von welchen die vordern bei dem Männchen zu den Geschlechtstheilen gehören, bei dem Weibchen aber die meisten zur Anheftung der Eier dienen. Wenn man den Krebs im Jnnern betrachtet, so sieht man dicht hinter dem Kopfe den Magen, der besonders dadurch merkwürdig ist, daß man darin zu manchen Zeiten die sogenannten Krebsaugen, richtiger Krebssteine, findet. Weiter nach hinten liegt zu beiden Seiten, aus lauter feinen Fäden bestehend, die Leber. Zwischen ihren bei- den Lappen beginnt der Darm, der gradeaus bis zum letzten Ringe läuft. Jnnerhalb des Rückenschildes, da, wo dasselbe an die Beine stößt, sitzen an diesem die Kie- men oder die Werkzeuge zum Athmen, federförmig gebil- det, zu welchen durch die Spalte zwischen dem Rande des Rückenschildes und den Füßen das Wasser eintreten kann, aus welchem sie die nöthige Luft aussondern. Die Weibchen sind größer als die Männchen, sie haben gewöhnlich eine braungrüne Farbe, die sich zu- weilen mehr oder weniger ins Schwarze, Rothe oder Blaue verliert, ja in dem Flusse Moy in Frankreich soll es blaue, im Canton Solothurn in der Schweiz in der Dinner rothe Krebse geben, den gesottenen ähnlich. Der Flußkrebs lebt zunächst in Europa, findet sich aber auch in Asien und wird namentlich in der Wolga und ihren Nebenflüssen sehr groß, hat dort aber einen schlechten Geschmack und wird nicht gegessen.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 159. Leipzig (Sachsen), 16. April 1836, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig159_1836/5>, abgerufen am 02.06.2024.