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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 160. Leipzig (Sachsen), 23. April 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]

Jn der Gruppe der canarischen Jnseln an der West-
küste von Afrika ist Teneriffa die größte. Sie theilt
mit den übrigen jenes herrliche Klima, jene üppige
Fruchtbarkeit, die ihnen bei den Alten den Namen der
glücklichen Jnseln verschaffte. Canaria und Forteven-
tura sind nächst Teneriffa die ansehnlichsten Eilande,
Palma, Ferro, Gomera und Lancerota sind kleiner und
die übrigen nur unbewohnte Felsen. Obgleich wahr-
scheinlich schon mit den Karthagern in Verkehr und von
den Alten genau beschrieben, so treten sie doch in der
neuern Geschichte nicht eher als im 14. Jahrhundert
hervor, wo Papst Clemens VI. sie dem spanischen Jn-
fanten Don Luis de la Cerda schenkte, unter der Be-
dingung, den Eingeborenen das Christenthum predigen
zu lassen. Der Jnfant starb bald nachher und es ge-
schah nichts zur Eroberung der Jnseln, bis 1409 Jean
de Betancour, ein Edelmann aus der Normandie, und
Galifer de la Sala aus Rochelle Schiffe ausrüsteten,
um sie zu besuchen. Sie landeten auf Lancerota, der
nördlichsten Jnsel, deren Bewohner, die kurz zuvor von
europäischen Seeräubern waren geplündert worden, vor
ihnen in die Wälder flohen, aber bald zurückkehrten und
den Franzosen selbst bei dem Baue einer Feste an ihrem
Ankerplatze, die Rubicon genannt wurde, Beistand lei-
steten. Durch die friedlichen Gesinnungen der Einge-
borenen ermuthigt, wollte der Anführer eine benachbarte
Jnsel besetzen, deren Bewohner aber so kriegerisch und so
zahlreich waren, daß er davon abstehen mußte und nach
Europa ging, um Verstärkung zu holen. Nach seiner
Rückkehr stellte Betancour zuvörderst die Ruhe und das
gute Vernehmen mit den Eingeborenen wieder her, welches
durch die Zügellosigkeit der in Rubicon zurückgelassenen Be-
satzung war gestört worden. Der Häuptling der Jnsel und
viele seiner Unterthanen gingen zum Christenthume über,
und bald folgte Forteventura diesem Beispiele. Bei seinem
Angriffe auf Canaria und Palma war Betancour un-
glücklich und mußte sich zurückziehen; zwei andere Ei-
lande aber unterwarfen sich ihm noch. Die spanische Re-
gierung kaufte 1476 den Eroberern ihre Ansprüche ab
und rüstete Schiffe aus, um Canaria zu unterwerfen.
Erst nach einem langen Kampfe wurde die Jnsel
1483 bezwungen. Auch Palma ward erobert, nach-
dem die Sieger durch Verrätherei die Bewohner nieder-
gemetzelt hatten. Die rohe Grausamkeit, welche die Un-
ternehmungen der Eroberer bezeichneten, hatte unter den
Bewohnern des noch immer unbezwungenen Teneriffa
eine so heftige Wuth entzündet, daß die Spanier
nach ihrer Landung gänzlich geschlagen wurden. Sie
schifften sich ein und eilten nach Canaria zurück, aber
sobald sie sich verstärkt hatten, erschienen sie wieder
vor der Jnsel. Die Bewohner waren erstaunt, als sie
sahen, daß die Feinde ihren Verlust so schnell ersetzt
hatten, und nahmen einen Vergleich an, durch welchen
ihnen der Besitz ihrer Güter gesichert ward, unter der
Bedingung, den christlichen Glauben anzunehmen. Seit-
dem blieben die Jnseln unter spanischer Herrschaft. Die
ältesten Bewohner der canarischen Jnseln, die Guanches,
verstanden die Kunst, Leichen einzubalsamiren. Sie
nähten dieselben in Ziegenhäute und legten sie in einen
Sarg, den sie dann in trockene Grotten setzten. Die
wenigen Mumien, welche die europäischen Eroberer noch
vorfanden, zerfielen in Staub, sobald man sie aus den
Ziegenhäuten nahm. Die jetzigen Bewohner der Jn-
seln, Nachkömmlinge der Guanches, Spanier und Mau-
ren, haben ganz die Sitten und die Sprache der Erobe-
rer angenommen.

So schön und gesund das Klima der Jnseln im
[Spaltenumbruch] Allgemeinen ist, so üppig der Pflanzenwuchs grünt, so
werden sie doch zuweilen von furchtbaren Wirbelwinden
heimgesucht, welche die Wohnungen niederreißen. Alle
Jnseln haben hohe und steile Küsten und steigen im
Jnnern zu spitzigen Felsen empor. Jn der Regenzeit
strömen von den Bergen Fluten mit losgerissenen Fels-
blöcken, die Alles mit sich fortreißen und die Thäler
überschwemmen. Nicht selten werden sie von Heu-
schreckenschwärmen geplagt, die alles Grün verzehren,
die Palmen anfallen und die Bäume von ihren Rinden
entblößen.

Teneriffa hat einen Flächenraum von 62 Qua-
dratmeilen und 100,000 Einwohner. Die Oberfläche
dieser Jnsel, wie der übrigen, besteht aus Laven ver-
schiedener Art, und wurde wahrscheinlich durch die Ge-
walt eines unterseeischen Vulkans erhoben. Die Jnsel
wird durch eine Gebirgskette getheilt, in deren Mitte
der ungeheuere Pico de Teyde mehr als 11,000 Fuß
über der Meeresfläche emporragt, seinen Abendschatten
weit hinaus in die See werfend, und während die
Dämmerung schon die niedrigern Gegenden der Jnsel
bedeckt, an seinem Gipfel noch von den Strahlen der
untergehenden Sonne geröthet wird. Unter allen Vul-
kanen, die ganz oder zum Theil erloschen sind, zeichnet
er sich durch seine Höhe und seine vereinzelte Lage aus.
Der Pico bietet von den entgegengesetzten Seiten der
Gebirgskette ganz verschiedene Ansichten dar. Von dem
Hafen Orotava zeigt er sich am großartigsten. Eine
angenehme und fruchtbare Ebene bildet hier einen er-
greifenden Gegensatz zu der ernsten und wilden Gestalt
des Vulkans. Es ist unbekannt, wann der Haupt-
krater, den wir in nachstehender Abbildung ( Seite 136 )
geben, in Thätigkeit gewesen sei. Jetzt steigen nur noch
Schwefeldämpfe aus den Spalten seiner Oberfläche auf.
Aber obgleich der Gipfel ruhig ist, so haben sich doch zu
verschiedenen Zeiten die Seiten geöffnet. Der Gipfel ist
schwer zu ersteigen. Auf dem Wege vom Hafen Orotava
steigt man über sandige Berge, die hier und da mit Bäu-
men besetzt sind. Unweit des Ruheplatzes, wo die Maul-
thiere Halt machen, liegt der sogenannte Eiskeller. Das
Wasser fließt langsam zwischen den Felsen des vulkanischen
Bodens über der Eishöhle, und fast immer ist die Ober-
fläche mit Eis bedeckt. Man sieht von Zeit zu Zeit Schwe-
felausbrüche, die in feurigen Strömen sich herabwälzen.
Am Fuße der steilen Höhe, der Zuckerhut genannt, sieht
man an mehren Stellen Dämpfe aufsteigen, die anfäng-
lich dünnen Wolken gleichen, und sobald sie verschwun-
den sind, erheben sich andere an derselben oder an an-
dern Stellen. Die Oberfläche des Gipfels ist fast oval,
gegen 420 Fuß lang und 330 F. breit. Jn der Mitte
ist eine sehr tiefe Höhlung, der Kessel ( la caldera ) ge-
nannt, der erloschene Krater. Die tiefste Stelle ist an
der Nordseite, wo die Tiefe 120 Fuß beträgt. Der
Vesuv*), nur ein Hügel gegen den Pico, hat einen fünf-
mal größern Krater. Auch unterscheidet sich der Krater
auf Teneriffa von den Gipfeln anderer Vulkane dadurch,
daß er nicht bis zu seiner Spitze kegelförmig sich er-
hebt, sondern von einem kreisrunden Walle umgeben ist
und in der Entfernung wie ein Cylinder auf einem ab-
gestumpften Kegel aussieht. Das Jnnere des Schlun-
des ist mit gelbem und weißem Thone bedeckt und
man sieht Bruchstücke von zersetzter Lava, unter wel-
chen man schöne Schwefelkrystalle findet. Reisende, die
hinabstiegen, fanden in dem Krater große Steine, und
wenn sie die in demselben befindliche Erde in eine läng-
[Ende Spaltensatz]

*) Vergl. über diesen Pfennig=Magazin Nr. 45.
Das Pfennig=Magazin.
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Jn der Gruppe der canarischen Jnseln an der West-
küste von Afrika ist Teneriffa die größte. Sie theilt
mit den übrigen jenes herrliche Klima, jene üppige
Fruchtbarkeit, die ihnen bei den Alten den Namen der
glücklichen Jnseln verschaffte. Canaria und Forteven-
tura sind nächst Teneriffa die ansehnlichsten Eilande,
Palma, Ferro, Gomera und Lancerota sind kleiner und
die übrigen nur unbewohnte Felsen. Obgleich wahr-
scheinlich schon mit den Karthagern in Verkehr und von
den Alten genau beschrieben, so treten sie doch in der
neuern Geschichte nicht eher als im 14. Jahrhundert
hervor, wo Papst Clemens VI. sie dem spanischen Jn-
fanten Don Luis de la Cerda schenkte, unter der Be-
dingung, den Eingeborenen das Christenthum predigen
zu lassen. Der Jnfant starb bald nachher und es ge-
schah nichts zur Eroberung der Jnseln, bis 1409 Jean
de Betancour, ein Edelmann aus der Normandie, und
Galifer de la Sala aus Rochelle Schiffe ausrüsteten,
um sie zu besuchen. Sie landeten auf Lancerota, der
nördlichsten Jnsel, deren Bewohner, die kurz zuvor von
europäischen Seeräubern waren geplündert worden, vor
ihnen in die Wälder flohen, aber bald zurückkehrten und
den Franzosen selbst bei dem Baue einer Feste an ihrem
Ankerplatze, die Rubicon genannt wurde, Beistand lei-
steten. Durch die friedlichen Gesinnungen der Einge-
borenen ermuthigt, wollte der Anführer eine benachbarte
Jnsel besetzen, deren Bewohner aber so kriegerisch und so
zahlreich waren, daß er davon abstehen mußte und nach
Europa ging, um Verstärkung zu holen. Nach seiner
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gute Vernehmen mit den Eingeborenen wieder her, welches
durch die Zügellosigkeit der in Rubicon zurückgelassenen Be-
satzung war gestört worden. Der Häuptling der Jnsel und
viele seiner Unterthanen gingen zum Christenthume über,
und bald folgte Forteventura diesem Beispiele. Bei seinem
Angriffe auf Canaria und Palma war Betancour un-
glücklich und mußte sich zurückziehen; zwei andere Ei-
lande aber unterwarfen sich ihm noch. Die spanische Re-
gierung kaufte 1476 den Eroberern ihre Ansprüche ab
und rüstete Schiffe aus, um Canaria zu unterwerfen.
Erst nach einem langen Kampfe wurde die Jnsel
1483 bezwungen. Auch Palma ward erobert, nach-
dem die Sieger durch Verrätherei die Bewohner nieder-
gemetzelt hatten. Die rohe Grausamkeit, welche die Un-
ternehmungen der Eroberer bezeichneten, hatte unter den
Bewohnern des noch immer unbezwungenen Teneriffa
eine so heftige Wuth entzündet, daß die Spanier
nach ihrer Landung gänzlich geschlagen wurden. Sie
schifften sich ein und eilten nach Canaria zurück, aber
sobald sie sich verstärkt hatten, erschienen sie wieder
vor der Jnsel. Die Bewohner waren erstaunt, als sie
sahen, daß die Feinde ihren Verlust so schnell ersetzt
hatten, und nahmen einen Vergleich an, durch welchen
ihnen der Besitz ihrer Güter gesichert ward, unter der
Bedingung, den christlichen Glauben anzunehmen. Seit-
dem blieben die Jnseln unter spanischer Herrschaft. Die
ältesten Bewohner der canarischen Jnseln, die Guanches,
verstanden die Kunst, Leichen einzubalsamiren. Sie
nähten dieselben in Ziegenhäute und legten sie in einen
Sarg, den sie dann in trockene Grotten setzten. Die
wenigen Mumien, welche die europäischen Eroberer noch
vorfanden, zerfielen in Staub, sobald man sie aus den
Ziegenhäuten nahm. Die jetzigen Bewohner der Jn-
seln, Nachkömmlinge der Guanches, Spanier und Mau-
ren, haben ganz die Sitten und die Sprache der Erobe-
rer angenommen.

So schön und gesund das Klima der Jnseln im
[Spaltenumbruch] Allgemeinen ist, so üppig der Pflanzenwuchs grünt, so
werden sie doch zuweilen von furchtbaren Wirbelwinden
heimgesucht, welche die Wohnungen niederreißen. Alle
Jnseln haben hohe und steile Küsten und steigen im
Jnnern zu spitzigen Felsen empor. Jn der Regenzeit
strömen von den Bergen Fluten mit losgerissenen Fels-
blöcken, die Alles mit sich fortreißen und die Thäler
überschwemmen. Nicht selten werden sie von Heu-
schreckenschwärmen geplagt, die alles Grün verzehren,
die Palmen anfallen und die Bäume von ihren Rinden
entblößen.

Teneriffa hat einen Flächenraum von 62 Qua-
dratmeilen und 100,000 Einwohner. Die Oberfläche
dieser Jnsel, wie der übrigen, besteht aus Laven ver-
schiedener Art, und wurde wahrscheinlich durch die Ge-
walt eines unterseeischen Vulkans erhoben. Die Jnsel
wird durch eine Gebirgskette getheilt, in deren Mitte
der ungeheuere Pico de Teyde mehr als 11,000 Fuß
über der Meeresfläche emporragt, seinen Abendschatten
weit hinaus in die See werfend, und während die
Dämmerung schon die niedrigern Gegenden der Jnsel
bedeckt, an seinem Gipfel noch von den Strahlen der
untergehenden Sonne geröthet wird. Unter allen Vul-
kanen, die ganz oder zum Theil erloschen sind, zeichnet
er sich durch seine Höhe und seine vereinzelte Lage aus.
Der Pico bietet von den entgegengesetzten Seiten der
Gebirgskette ganz verschiedene Ansichten dar. Von dem
Hafen Orotava zeigt er sich am großartigsten. Eine
angenehme und fruchtbare Ebene bildet hier einen er-
greifenden Gegensatz zu der ernsten und wilden Gestalt
des Vulkans. Es ist unbekannt, wann der Haupt-
krater, den wir in nachstehender Abbildung ( Seite 136 )
geben, in Thätigkeit gewesen sei. Jetzt steigen nur noch
Schwefeldämpfe aus den Spalten seiner Oberfläche auf.
Aber obgleich der Gipfel ruhig ist, so haben sich doch zu
verschiedenen Zeiten die Seiten geöffnet. Der Gipfel ist
schwer zu ersteigen. Auf dem Wege vom Hafen Orotava
steigt man über sandige Berge, die hier und da mit Bäu-
men besetzt sind. Unweit des Ruheplatzes, wo die Maul-
thiere Halt machen, liegt der sogenannte Eiskeller. Das
Wasser fließt langsam zwischen den Felsen des vulkanischen
Bodens über der Eishöhle, und fast immer ist die Ober-
fläche mit Eis bedeckt. Man sieht von Zeit zu Zeit Schwe-
felausbrüche, die in feurigen Strömen sich herabwälzen.
Am Fuße der steilen Höhe, der Zuckerhut genannt, sieht
man an mehren Stellen Dämpfe aufsteigen, die anfäng-
lich dünnen Wolken gleichen, und sobald sie verschwun-
den sind, erheben sich andere an derselben oder an an-
dern Stellen. Die Oberfläche des Gipfels ist fast oval,
gegen 420 Fuß lang und 330 F. breit. Jn der Mitte
ist eine sehr tiefe Höhlung, der Kessel ( la caldera ) ge-
nannt, der erloschene Krater. Die tiefste Stelle ist an
der Nordseite, wo die Tiefe 120 Fuß beträgt. Der
Vesuv*), nur ein Hügel gegen den Pico, hat einen fünf-
mal größern Krater. Auch unterscheidet sich der Krater
auf Teneriffa von den Gipfeln anderer Vulkane dadurch,
daß er nicht bis zu seiner Spitze kegelförmig sich er-
hebt, sondern von einem kreisrunden Walle umgeben ist
und in der Entfernung wie ein Cylinder auf einem ab-
gestumpften Kegel aussieht. Das Jnnere des Schlun-
des ist mit gelbem und weißem Thone bedeckt und
man sieht Bruchstücke von zersetzter Lava, unter wel-
chen man schöne Schwefelkrystalle findet. Reisende, die
hinabstiegen, fanden in dem Krater große Steine, und
wenn sie die in demselben befindliche Erde in eine läng-
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*) Vergl. über diesen Pfennig=Magazin Nr. 45.
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[130/0002] Das Pfennig=Magazin. Jn der Gruppe der canarischen Jnseln an der West- küste von Afrika ist Teneriffa die größte. Sie theilt mit den übrigen jenes herrliche Klima, jene üppige Fruchtbarkeit, die ihnen bei den Alten den Namen der glücklichen Jnseln verschaffte. Canaria und Forteven- tura sind nächst Teneriffa die ansehnlichsten Eilande, Palma, Ferro, Gomera und Lancerota sind kleiner und die übrigen nur unbewohnte Felsen. Obgleich wahr- scheinlich schon mit den Karthagern in Verkehr und von den Alten genau beschrieben, so treten sie doch in der neuern Geschichte nicht eher als im 14. Jahrhundert hervor, wo Papst Clemens VI. sie dem spanischen Jn- fanten Don Luis de la Cerda schenkte, unter der Be- dingung, den Eingeborenen das Christenthum predigen zu lassen. Der Jnfant starb bald nachher und es ge- schah nichts zur Eroberung der Jnseln, bis 1409 Jean de Betancour, ein Edelmann aus der Normandie, und Galifer de la Sala aus Rochelle Schiffe ausrüsteten, um sie zu besuchen. Sie landeten auf Lancerota, der nördlichsten Jnsel, deren Bewohner, die kurz zuvor von europäischen Seeräubern waren geplündert worden, vor ihnen in die Wälder flohen, aber bald zurückkehrten und den Franzosen selbst bei dem Baue einer Feste an ihrem Ankerplatze, die Rubicon genannt wurde, Beistand lei- steten. Durch die friedlichen Gesinnungen der Einge- borenen ermuthigt, wollte der Anführer eine benachbarte Jnsel besetzen, deren Bewohner aber so kriegerisch und so zahlreich waren, daß er davon abstehen mußte und nach Europa ging, um Verstärkung zu holen. Nach seiner Rückkehr stellte Betancour zuvörderst die Ruhe und das gute Vernehmen mit den Eingeborenen wieder her, welches durch die Zügellosigkeit der in Rubicon zurückgelassenen Be- satzung war gestört worden. Der Häuptling der Jnsel und viele seiner Unterthanen gingen zum Christenthume über, und bald folgte Forteventura diesem Beispiele. Bei seinem Angriffe auf Canaria und Palma war Betancour un- glücklich und mußte sich zurückziehen; zwei andere Ei- lande aber unterwarfen sich ihm noch. Die spanische Re- gierung kaufte 1476 den Eroberern ihre Ansprüche ab und rüstete Schiffe aus, um Canaria zu unterwerfen. Erst nach einem langen Kampfe wurde die Jnsel 1483 bezwungen. Auch Palma ward erobert, nach- dem die Sieger durch Verrätherei die Bewohner nieder- gemetzelt hatten. Die rohe Grausamkeit, welche die Un- ternehmungen der Eroberer bezeichneten, hatte unter den Bewohnern des noch immer unbezwungenen Teneriffa eine so heftige Wuth entzündet, daß die Spanier nach ihrer Landung gänzlich geschlagen wurden. Sie schifften sich ein und eilten nach Canaria zurück, aber sobald sie sich verstärkt hatten, erschienen sie wieder vor der Jnsel. 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So schön und gesund das Klima der Jnseln im Allgemeinen ist, so üppig der Pflanzenwuchs grünt, so werden sie doch zuweilen von furchtbaren Wirbelwinden heimgesucht, welche die Wohnungen niederreißen. Alle Jnseln haben hohe und steile Küsten und steigen im Jnnern zu spitzigen Felsen empor. Jn der Regenzeit strömen von den Bergen Fluten mit losgerissenen Fels- blöcken, die Alles mit sich fortreißen und die Thäler überschwemmen. Nicht selten werden sie von Heu- schreckenschwärmen geplagt, die alles Grün verzehren, die Palmen anfallen und die Bäume von ihren Rinden entblößen. Teneriffa hat einen Flächenraum von 62 Qua- dratmeilen und 100,000 Einwohner. Die Oberfläche dieser Jnsel, wie der übrigen, besteht aus Laven ver- schiedener Art, und wurde wahrscheinlich durch die Ge- walt eines unterseeischen Vulkans erhoben. Die Jnsel wird durch eine Gebirgskette getheilt, in deren Mitte der ungeheuere Pico de Teyde mehr als 11,000 Fuß über der Meeresfläche emporragt, seinen Abendschatten weit hinaus in die See werfend, und während die Dämmerung schon die niedrigern Gegenden der Jnsel bedeckt, an seinem Gipfel noch von den Strahlen der untergehenden Sonne geröthet wird. Unter allen Vul- kanen, die ganz oder zum Theil erloschen sind, zeichnet er sich durch seine Höhe und seine vereinzelte Lage aus. Der Pico bietet von den entgegengesetzten Seiten der Gebirgskette ganz verschiedene Ansichten dar. Von dem Hafen Orotava zeigt er sich am großartigsten. Eine angenehme und fruchtbare Ebene bildet hier einen er- greifenden Gegensatz zu der ernsten und wilden Gestalt des Vulkans. Es ist unbekannt, wann der Haupt- krater, den wir in nachstehender Abbildung ( Seite 136 ) geben, in Thätigkeit gewesen sei. Jetzt steigen nur noch Schwefeldämpfe aus den Spalten seiner Oberfläche auf. Aber obgleich der Gipfel ruhig ist, so haben sich doch zu verschiedenen Zeiten die Seiten geöffnet. Der Gipfel ist schwer zu ersteigen. Auf dem Wege vom Hafen Orotava steigt man über sandige Berge, die hier und da mit Bäu- men besetzt sind. Unweit des Ruheplatzes, wo die Maul- thiere Halt machen, liegt der sogenannte Eiskeller. Das Wasser fließt langsam zwischen den Felsen des vulkanischen Bodens über der Eishöhle, und fast immer ist die Ober- fläche mit Eis bedeckt. Man sieht von Zeit zu Zeit Schwe- felausbrüche, die in feurigen Strömen sich herabwälzen. Am Fuße der steilen Höhe, der Zuckerhut genannt, sieht man an mehren Stellen Dämpfe aufsteigen, die anfäng- lich dünnen Wolken gleichen, und sobald sie verschwun- den sind, erheben sich andere an derselben oder an an- dern Stellen. Die Oberfläche des Gipfels ist fast oval, gegen 420 Fuß lang und 330 F. breit. Jn der Mitte ist eine sehr tiefe Höhlung, der Kessel ( la caldera ) ge- nannt, der erloschene Krater. Die tiefste Stelle ist an der Nordseite, wo die Tiefe 120 Fuß beträgt. Der Vesuv *), nur ein Hügel gegen den Pico, hat einen fünf- mal größern Krater. Auch unterscheidet sich der Krater auf Teneriffa von den Gipfeln anderer Vulkane dadurch, daß er nicht bis zu seiner Spitze kegelförmig sich er- hebt, sondern von einem kreisrunden Walle umgeben ist und in der Entfernung wie ein Cylinder auf einem ab- gestumpften Kegel aussieht. Das Jnnere des Schlun- des ist mit gelbem und weißem Thone bedeckt und man sieht Bruchstücke von zersetzter Lava, unter wel- chen man schöne Schwefelkrystalle findet. Reisende, die hinabstiegen, fanden in dem Krater große Steine, und wenn sie die in demselben befindliche Erde in eine läng- *) Vergl. über diesen Pfennig=Magazin Nr. 45.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 160. Leipzig (Sachsen), 23. April 1836, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig160_1836/2>, abgerufen am 24.11.2024.