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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 163. Leipzig (Sachsen), 14. Mai 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]

Das persische Pferd ist nächst dem Araber das
schönste in Asien. Sein Kopf ist fast so schön als bei
jenem, das Kreuz besser; es ist ebenso behende, aber
nicht so dauerhaft. Die persischen Pferde waren hun-
dert Jahre früher berühmt, ehe man die arabischen
kannte. Die Perser hatten im Alterthume die beste
Reiterei im Morgenlande. Die echten persischen Pferde
wurden so sehr geschätzt, daß Alexander der Große ein
solches Roß für das edelste Geschenk hielt, das er ge-
ben könnte, und wenn die parthischen Könige die Göt-
ter durch ein kostbares Opfer versöhnen wollten, ward
ein Pferd auf dem Altare geschlachtet. Sie sind auch
jetzt noch nicht ausgeartet. Nie sind sie über 14 --
14 1 / 2 Hand hoch und im Ganzen größer als der Ara-
ber. Man gibt ihnen nur bei Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang Futter und Wasser und reinigt sie
dann. Jhr gewöhnliches Futter ist Gerste und Häcker-
ling; nie bekommen sie Heu. Das Lager des Pferdes
ist sein Mist, der während des Tages an die Sonne
gelegt, und wenn er sich gepulvert hat, dem Thiere
Abends untergestreut wird. Dieser Mist berührt nicht
den Leib des Thieres, der bei kaltem Wetter in eine
warme, von den Ohren bis zum Schwanze reichende,
mit einem Gurt befestigte Bedeckung eingewickelt ist.
Bei warmem Wetter ist die Bedeckung von leichterm
Zeuche. Bei Tage stehen die Pferde ganz im Schatten.
Jn der Nacht werden sie im Hofe angebunden und die
Hinterbeine durch härene Stricke befestigt, damit sie sich
nicht einander anfallen und beschädigen. Die Wärter
schlafen immer unter ihnen, um Unfälle zu verhüten.
Aber dieser Vorsicht ungeachtet, reißen sie sich zuweilen
los, und unter furchtbarem Wiehern, Schreien, Beißen
und Ausschlagen beginnt der Kampf. Auch im Gefechte
nehmen die persischen Pferde Theil an dem Kampfe der
Reiter und zerreißen sich mit den Zähnen. Wettren-
nen sind in Persien gewöhnlich bei festlichen Gelegen-
heiten. Die zum Wettkampfe bestimmten Pferde wer-
den in drei Haufen getheilt, um die Unterhaltung zu
verlängern. Sie werden mehre Wochen vorher vorbe-
reitet, und während dieser Zeit oft über die Rennbahn
geführt. Man gibt sich viele Mühe, durch Schweiß
und Anstrengung ihr Gewicht zu vermindern. Jn
Tscherkessien hat fast jede angesehene Familie eine An-
zahl von Pferden, welchen in ihrer Jugend Zeichen ein-
gebrannt werden. Man ist dabei sehr strenge, sodaß
Jemand, der einem Füllen von gemeiner Abkunft ein
Zeichen geben wollte, das edle Herkunft anzeigt, für
diesen Betrug mit dem Leben büßen müßte. Die beste
tscherkessische Pferderace heißt Schalock, und zeichnet
sich mehr durch Stärke und Behendigkeit als durch
Schönheit aus.

Die turkmanische Race, in Turkestan, nord-
östlich vom kaspischen Meere, ist seit den ältesten Zei-
ten wegen der Reinheit ihrer Abstammung berühmt.
Sie ist groß, 15--16 Hand hoch, behende und uner-
müdlich in Beschwerden, doch ist ihr Bau nicht regel-
mäßig, der Kopf ist unverhältnißmäßig groß, die Brust
schmal und sie sind auch zu hochbeinig.

Die tatarischen Pferde auf den unermeßlichen
Ebenen des innern Asiens und in einem großen Theile
des europäischen Rußlands, die noch wenig von dem
Zustande der Wildheit sich entfernt haben, sind klein
und schlecht gebaut, aber fähig, bei der spärlichsten
Nahrung Beschwerden zu ertragen. Pferde, welche häu-
fige Wanderungen nicht ertragen können, werden geschlach-
tet und nur die kräftigen erhalten. Die frei weidenden
Pferde werden in Heerden getheilt, an deren Spitze
zwei Hengste gestellt werden, die sie zusammenhalten.
[Spaltenumbruch] Selten geht ein Füllen verloren. Nähert sich eine
fremde Heerde, so treiben die Hengste ihre Haufen dicht
zusammen und stellen sich an die Spitze, greifen im
Nothfalle an und vertreiben die andern. Wenn die
Hengstfüllen heranwachsen, werden sie von der Heerde
gesondert, und weiden in einiger Entfernung allein, bis
sie groß genug sind, eigne Heerden bilden zu können.

Die türkischen Pferde stammen meist von Ara-
bern und persischen oder andern asiatischen Racen. Sie
sind länger als die arabischen und haben ein höheres
Kreuz. Man hat sie häufig benutzt, durch Kreuzung
die englische Race zu verbessern. Auch die Türken be-
handeln ihre Pferde mit großer Schonung und Milde,
und die Thiere zeigen dagegen große Anhänglichkeit und
Folgsamkeit gegen ihre Herren.

( Fortsetzung folgt in Nr. 164. )



Eisernes Dampfschiff.

Die Dampfschiffahrtsgesellschaft in Rotterdam hat
1835 für Rechnung der niederländischen Regierung
zwei eiserne Dampfschiffe bauen lassen, die in den ost-
indischen Gewässern gebraucht werden sollen. Das grö-
ßere, bereits verladen, das 115 Fuß lang und 20 F.
breit ist, hat, theils nach dem cubischen Jnhalte ge-
messen, theils gewogen, nicht mehr als 25 Last betragen.
Es geht, ganz beladen und mit einer Batterie von eiser-
nen Zwölfpfündern ausgerüstet, nicht drei Fuß tief, und
wird durch eine Dampfmaschine, die 30 Pferdekraft
hat, in Bewegung gesetzt. Das kleinere, noch auf dem
Stapel liegende Dampfschiff ist 58 Fuß lang und 16
Fuß breit. Die Hitze am Bord dieser eisernen Dampf-
schiffe ist bedeutend geringer als am Bord der hölzer-
nen, was in dem heißen Klima der ostindischen Gewäs-
ser für die europäische Mannschaft sehr wichtig ist. Die
Eisenplatten, welche die Schale der Fahrzeuge bilden,
sind von oben nach unten nicht über 1 / 4 -- 1 Zoll
dick, und die in der hohen Kante liegenden eisernen
Rippen sind gleichfalls nur 1 Zoll dick, daher der Raum
in solchen Schiffen nicht nur weit größer als in dem
hölzernen von gleichem Umfange, sondern auch das Ge-
wicht der Fahrzeuge so gering ist, daß die Maschine an
dem Boote selbst kaum eine Last zu schieben hat. Beide
Schiffe sind bestimmt, gegen die Seeräuber zu kreuzen,
und deshalb zum Schnellsegeln gebaut.



Bibelübersetzungen.

Die Baumgärtner'sche Buchhandlung in Leipzig hat seit
1835 zwei Ausgaben der Bibel begonnen, die beide in
typographischer Hinsicht sich auszeichnen und mit zahl-
reichen Abbildungen versehen sind:

1 ) Die " Allgemeine wohlfeile Volksbibel
nach Luther's Übersetzung
", und

2 ) die " Allgemeine wohlfeile Bilderbibel
für Katholiken
" ( mit der Druckerlaubniß des
katholisch=geistlichen Consistorii
im Königreiche
Sachsen ) ; jene nach dem correctesten Texte sorgfältig
abgedruckt, diese nach einer von den geistlichen Behörden
genehmigten Übersetzung. Die dem Texte eingedruckten,
mit Randvignetten gezierten Abbildungen, deren jede, in
Lieferungen erscheinende Ausgabe mindestens 500 enthal-
ten wird, hat die Verlagshandlung sich mit bedeutenden
Kosten in Frankreich angekauft, und es sind dieselben,
welche die in Paris in französischer Sprache erschienene
" Geschichte des Alten und Neuen Testaments "
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]

Das persische Pferd ist nächst dem Araber das
schönste in Asien. Sein Kopf ist fast so schön als bei
jenem, das Kreuz besser; es ist ebenso behende, aber
nicht so dauerhaft. Die persischen Pferde waren hun-
dert Jahre früher berühmt, ehe man die arabischen
kannte. Die Perser hatten im Alterthume die beste
Reiterei im Morgenlande. Die echten persischen Pferde
wurden so sehr geschätzt, daß Alexander der Große ein
solches Roß für das edelste Geschenk hielt, das er ge-
ben könnte, und wenn die parthischen Könige die Göt-
ter durch ein kostbares Opfer versöhnen wollten, ward
ein Pferd auf dem Altare geschlachtet. Sie sind auch
jetzt noch nicht ausgeartet. Nie sind sie über 14 —
14 1 / 2 Hand hoch und im Ganzen größer als der Ara-
ber. Man gibt ihnen nur bei Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang Futter und Wasser und reinigt sie
dann. Jhr gewöhnliches Futter ist Gerste und Häcker-
ling; nie bekommen sie Heu. Das Lager des Pferdes
ist sein Mist, der während des Tages an die Sonne
gelegt, und wenn er sich gepulvert hat, dem Thiere
Abends untergestreut wird. Dieser Mist berührt nicht
den Leib des Thieres, der bei kaltem Wetter in eine
warme, von den Ohren bis zum Schwanze reichende,
mit einem Gurt befestigte Bedeckung eingewickelt ist.
Bei warmem Wetter ist die Bedeckung von leichterm
Zeuche. Bei Tage stehen die Pferde ganz im Schatten.
Jn der Nacht werden sie im Hofe angebunden und die
Hinterbeine durch härene Stricke befestigt, damit sie sich
nicht einander anfallen und beschädigen. Die Wärter
schlafen immer unter ihnen, um Unfälle zu verhüten.
Aber dieser Vorsicht ungeachtet, reißen sie sich zuweilen
los, und unter furchtbarem Wiehern, Schreien, Beißen
und Ausschlagen beginnt der Kampf. Auch im Gefechte
nehmen die persischen Pferde Theil an dem Kampfe der
Reiter und zerreißen sich mit den Zähnen. Wettren-
nen sind in Persien gewöhnlich bei festlichen Gelegen-
heiten. Die zum Wettkampfe bestimmten Pferde wer-
den in drei Haufen getheilt, um die Unterhaltung zu
verlängern. Sie werden mehre Wochen vorher vorbe-
reitet, und während dieser Zeit oft über die Rennbahn
geführt. Man gibt sich viele Mühe, durch Schweiß
und Anstrengung ihr Gewicht zu vermindern. Jn
Tscherkessien hat fast jede angesehene Familie eine An-
zahl von Pferden, welchen in ihrer Jugend Zeichen ein-
gebrannt werden. Man ist dabei sehr strenge, sodaß
Jemand, der einem Füllen von gemeiner Abkunft ein
Zeichen geben wollte, das edle Herkunft anzeigt, für
diesen Betrug mit dem Leben büßen müßte. Die beste
tscherkessische Pferderace heißt Schalock, und zeichnet
sich mehr durch Stärke und Behendigkeit als durch
Schönheit aus.

Die turkmanische Race, in Turkestan, nord-
östlich vom kaspischen Meere, ist seit den ältesten Zei-
ten wegen der Reinheit ihrer Abstammung berühmt.
Sie ist groß, 15—16 Hand hoch, behende und uner-
müdlich in Beschwerden, doch ist ihr Bau nicht regel-
mäßig, der Kopf ist unverhältnißmäßig groß, die Brust
schmal und sie sind auch zu hochbeinig.

Die tatarischen Pferde auf den unermeßlichen
Ebenen des innern Asiens und in einem großen Theile
des europäischen Rußlands, die noch wenig von dem
Zustande der Wildheit sich entfernt haben, sind klein
und schlecht gebaut, aber fähig, bei der spärlichsten
Nahrung Beschwerden zu ertragen. Pferde, welche häu-
fige Wanderungen nicht ertragen können, werden geschlach-
tet und nur die kräftigen erhalten. Die frei weidenden
Pferde werden in Heerden getheilt, an deren Spitze
zwei Hengste gestellt werden, die sie zusammenhalten.
[Spaltenumbruch] Selten geht ein Füllen verloren. Nähert sich eine
fremde Heerde, so treiben die Hengste ihre Haufen dicht
zusammen und stellen sich an die Spitze, greifen im
Nothfalle an und vertreiben die andern. Wenn die
Hengstfüllen heranwachsen, werden sie von der Heerde
gesondert, und weiden in einiger Entfernung allein, bis
sie groß genug sind, eigne Heerden bilden zu können.

Die türkischen Pferde stammen meist von Ara-
bern und persischen oder andern asiatischen Racen. Sie
sind länger als die arabischen und haben ein höheres
Kreuz. Man hat sie häufig benutzt, durch Kreuzung
die englische Race zu verbessern. Auch die Türken be-
handeln ihre Pferde mit großer Schonung und Milde,
und die Thiere zeigen dagegen große Anhänglichkeit und
Folgsamkeit gegen ihre Herren.

( Fortsetzung folgt in Nr. 164. )



Eisernes Dampfschiff.

Die Dampfschiffahrtsgesellschaft in Rotterdam hat
1835 für Rechnung der niederländischen Regierung
zwei eiserne Dampfschiffe bauen lassen, die in den ost-
indischen Gewässern gebraucht werden sollen. Das grö-
ßere, bereits verladen, das 115 Fuß lang und 20 F.
breit ist, hat, theils nach dem cubischen Jnhalte ge-
messen, theils gewogen, nicht mehr als 25 Last betragen.
Es geht, ganz beladen und mit einer Batterie von eiser-
nen Zwölfpfündern ausgerüstet, nicht drei Fuß tief, und
wird durch eine Dampfmaschine, die 30 Pferdekraft
hat, in Bewegung gesetzt. Das kleinere, noch auf dem
Stapel liegende Dampfschiff ist 58 Fuß lang und 16
Fuß breit. Die Hitze am Bord dieser eisernen Dampf-
schiffe ist bedeutend geringer als am Bord der hölzer-
nen, was in dem heißen Klima der ostindischen Gewäs-
ser für die europäische Mannschaft sehr wichtig ist. Die
Eisenplatten, welche die Schale der Fahrzeuge bilden,
sind von oben nach unten nicht über 1 / 4 — 1 Zoll
dick, und die in der hohen Kante liegenden eisernen
Rippen sind gleichfalls nur 1 Zoll dick, daher der Raum
in solchen Schiffen nicht nur weit größer als in dem
hölzernen von gleichem Umfange, sondern auch das Ge-
wicht der Fahrzeuge so gering ist, daß die Maschine an
dem Boote selbst kaum eine Last zu schieben hat. Beide
Schiffe sind bestimmt, gegen die Seeräuber zu kreuzen,
und deshalb zum Schnellsegeln gebaut.



Bibelübersetzungen.

Die Baumgärtner'sche Buchhandlung in Leipzig hat seit
1835 zwei Ausgaben der Bibel begonnen, die beide in
typographischer Hinsicht sich auszeichnen und mit zahl-
reichen Abbildungen versehen sind:

1 ) Die „ Allgemeine wohlfeile Volksbibel
nach Luther's Übersetzung
“, und

2 ) die „ Allgemeine wohlfeile Bilderbibel
für Katholiken
“ ( mit der Druckerlaubniß des
katholisch=geistlichen Consistorii
im Königreiche
Sachsen ) ; jene nach dem correctesten Texte sorgfältig
abgedruckt, diese nach einer von den geistlichen Behörden
genehmigten Übersetzung. Die dem Texte eingedruckten,
mit Randvignetten gezierten Abbildungen, deren jede, in
Lieferungen erscheinende Ausgabe mindestens 500 enthal-
ten wird, hat die Verlagshandlung sich mit bedeutenden
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welche die in Paris in französischer Sprache erschienene
Geschichte des Alten und Neuen Testaments
[Ende Spaltensatz]

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Das Lager des Pferdes ist sein Mist, der während des Tages an die Sonne gelegt, und wenn er sich gepulvert hat, dem Thiere Abends untergestreut wird. Dieser Mist berührt nicht den Leib des Thieres, der bei kaltem Wetter in eine warme, von den Ohren bis zum Schwanze reichende, mit einem Gurt befestigte Bedeckung eingewickelt ist. Bei warmem Wetter ist die Bedeckung von leichterm Zeuche. Bei Tage stehen die Pferde ganz im Schatten. Jn der Nacht werden sie im Hofe angebunden und die Hinterbeine durch härene Stricke befestigt, damit sie sich nicht einander anfallen und beschädigen. Die Wärter schlafen immer unter ihnen, um Unfälle zu verhüten. Aber dieser Vorsicht ungeachtet, reißen sie sich zuweilen los, und unter furchtbarem Wiehern, Schreien, Beißen und Ausschlagen beginnt der Kampf. Auch im Gefechte nehmen die persischen Pferde Theil an dem Kampfe der Reiter und zerreißen sich mit den Zähnen. Wettren- nen sind in Persien gewöhnlich bei festlichen Gelegen- heiten. 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Sie ist groß, 15—16 Hand hoch, behende und uner- müdlich in Beschwerden, doch ist ihr Bau nicht regel- mäßig, der Kopf ist unverhältnißmäßig groß, die Brust schmal und sie sind auch zu hochbeinig. Die tatarischen Pferde auf den unermeßlichen Ebenen des innern Asiens und in einem großen Theile des europäischen Rußlands, die noch wenig von dem Zustande der Wildheit sich entfernt haben, sind klein und schlecht gebaut, aber fähig, bei der spärlichsten Nahrung Beschwerden zu ertragen. Pferde, welche häu- fige Wanderungen nicht ertragen können, werden geschlach- tet und nur die kräftigen erhalten. Die frei weidenden Pferde werden in Heerden getheilt, an deren Spitze zwei Hengste gestellt werden, die sie zusammenhalten. Selten geht ein Füllen verloren. Nähert sich eine fremde Heerde, so treiben die Hengste ihre Haufen dicht zusammen und stellen sich an die Spitze, greifen im Nothfalle an und vertreiben die andern. Wenn die Hengstfüllen heranwachsen, werden sie von der Heerde gesondert, und weiden in einiger Entfernung allein, bis sie groß genug sind, eigne Heerden bilden zu können. Die türkischen Pferde stammen meist von Ara- bern und persischen oder andern asiatischen Racen. Sie sind länger als die arabischen und haben ein höheres Kreuz. Man hat sie häufig benutzt, durch Kreuzung die englische Race zu verbessern. Auch die Türken be- handeln ihre Pferde mit großer Schonung und Milde, und die Thiere zeigen dagegen große Anhänglichkeit und Folgsamkeit gegen ihre Herren. ( Fortsetzung folgt in Nr. 164. ) Eisernes Dampfschiff. Die Dampfschiffahrtsgesellschaft in Rotterdam hat 1835 für Rechnung der niederländischen Regierung zwei eiserne Dampfschiffe bauen lassen, die in den ost- indischen Gewässern gebraucht werden sollen. Das grö- ßere, bereits verladen, das 115 Fuß lang und 20 F. breit ist, hat, theils nach dem cubischen Jnhalte ge- messen, theils gewogen, nicht mehr als 25 Last betragen. Es geht, ganz beladen und mit einer Batterie von eiser- nen Zwölfpfündern ausgerüstet, nicht drei Fuß tief, und wird durch eine Dampfmaschine, die 30 Pferdekraft hat, in Bewegung gesetzt. Das kleinere, noch auf dem Stapel liegende Dampfschiff ist 58 Fuß lang und 16 Fuß breit. Die Hitze am Bord dieser eisernen Dampf- schiffe ist bedeutend geringer als am Bord der hölzer- nen, was in dem heißen Klima der ostindischen Gewäs- ser für die europäische Mannschaft sehr wichtig ist. Die Eisenplatten, welche die Schale der Fahrzeuge bilden, sind von oben nach unten nicht über 1 / 4 — 1 Zoll dick, und die in der hohen Kante liegenden eisernen Rippen sind gleichfalls nur 1 Zoll dick, daher der Raum in solchen Schiffen nicht nur weit größer als in dem hölzernen von gleichem Umfange, sondern auch das Ge- wicht der Fahrzeuge so gering ist, daß die Maschine an dem Boote selbst kaum eine Last zu schieben hat. Beide Schiffe sind bestimmt, gegen die Seeräuber zu kreuzen, und deshalb zum Schnellsegeln gebaut. Bibelübersetzungen. Die Baumgärtner'sche Buchhandlung in Leipzig hat seit 1835 zwei Ausgaben der Bibel begonnen, die beide in typographischer Hinsicht sich auszeichnen und mit zahl- reichen Abbildungen versehen sind: 1 ) Die „ Allgemeine wohlfeile Volksbibel nach Luther's Übersetzung “, und 2 ) die „ Allgemeine wohlfeile Bilderbibel für Katholiken “ ( mit der Druckerlaubniß des katholisch=geistlichen Consistorii im Königreiche Sachsen ) ; jene nach dem correctesten Texte sorgfältig abgedruckt, diese nach einer von den geistlichen Behörden genehmigten Übersetzung. Die dem Texte eingedruckten, mit Randvignetten gezierten Abbildungen, deren jede, in Lieferungen erscheinende Ausgabe mindestens 500 enthal- ten wird, hat die Verlagshandlung sich mit bedeutenden Kosten in Frankreich angekauft, und es sind dieselben, welche die in Paris in französischer Sprache erschienene „ Geschichte des Alten und Neuen Testaments “

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 163. Leipzig (Sachsen), 14. Mai 1836, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig163_1836/7>, abgerufen am 14.08.2024.