Reichspost. Nr. 72, Wien, 13.02.1911.Nr. 72 Wien, Montag Reichspost 13. Februar 1911 [Spaltenumbruch] Henriettenplatz 6, und Professor Karl Marek, 4. Bezirk, Trappelgasse 9, erhältlich. Gemeindezeitung. Bezirksvertretung Floridsdorf. Die Bezirksvertretung Floridsdorf hielt gestern unter dem Der Stadtrat hat die zur Schaffung des an der Kreuzung [Spaltenumbruch] BR. Direktor Johann Schulteis beantragt eine Re- BR. Laurenz Krammer beantragt die Pflasterung der BR. Ernst Gärtner beantragt die Beleuchtung der BR. Karl Schönbauer beantragt die Umbenennung BR. Ernst Gärtner beantragt die Beleuchtung des Die Bezirksräte Brödl und Fuhrmann stellen den An- Die Bezirksräte Binder, Brosch und Molzer inter- Es wird sodann zur Erledigung der Tagesordnung ge- BR. Friedrich Schuhmaier berichtet über die Ab- Bezirksvorsteherstellvertreter Johann Schöpfleuthner BR. Johann Schulteis referierte über die Benennung Damit war die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung er- Eingesendet. [Spaltenumbruch] 11. Folge. Nachdruck verboten. Der schwarze Peter. Dann sagte er: "Es handelt sich um die alte Ge- "Wie weit hat sie sich denn entwickelt?" "Bis zum Mord. -- Herr Harker, wollen Sie diesen Der Mann im Schlafrock wandte sich uns zu. Er "Es ist eine der eigentümlichsten Begebenheiten," Holmes setzte sich und hörte zu. "Der springende Punkt bei der ganzen Sache scheint Wie Sie selbst sehen können, war nur ein Mann "Und wer war der Ermordete?" fragte Holmes. "Wir haben noch keine Zeit gehabt, seine Persönlich- Es war allem Anschein nach eine Momentaufnahme. "Und was ist aus der Büste geworden?" fragte "Darüber haben wir erst kurz vor Ihrer Ankunft "Gewiß. Ich will mich nur erst hier einen Augen- Der untröstliche Journalist hatte sich mittlerweile "Ich muß doch noch versuchen, die Sache auszu- (Fortsetzung folgt.) Nr. 72 Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911 [Spaltenumbruch] Henriettenplatz 6, und Profeſſor Karl Marek, 4. Bezirk, Trappelgaſſe 9, erhältlich. Gemeindezeitung. Bezirksvertretung Floridsdorf. Die Bezirksvertretung Floridsdorf hielt geſtern unter dem Der Stadtrat hat die zur Schaffung des an der Kreuzung [Spaltenumbruch] BR. Direktor Johann Schulteis beantragt eine Re- BR. Laurenz Krammer beantragt die Pflaſterung der BR. Ernſt Gärtner beantragt die Beleuchtung der BR. Karl Schönbauer beantragt die Umbenennung BR. Ernſt Gärtner beantragt die Beleuchtung des Die Bezirksräte Brödl und Fuhrmann ſtellen den An- Die Bezirksräte Binder, Broſch und Molzer inter- Es wird ſodann zur Erledigung der Tagesordnung ge- BR. Friedrich Schuhmaier berichtet über die Ab- Bezirksvorſteherſtellvertreter Johann Schöpfleuthner BR. Johann Schulteis referierte über die Benennung Damit war die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung er- Eingeſendet. [Spaltenumbruch] 11. Folge. Nachdruck verboten. Der ſchwarze Peter. Dann ſagte er: „Es handelt ſich um die alte Ge- „Wie weit hat ſie ſich denn entwickelt?“ „Bis zum Mord. — Herr Harker, wollen Sie dieſen Der Mann im Schlafrock wandte ſich uns zu. Er „Es iſt eine der eigentümlichſten Begebenheiten,“ Holmes ſetzte ſich und hörte zu. „Der ſpringende Punkt bei der ganzen Sache ſcheint Wie Sie ſelbſt ſehen können, war nur ein Mann „Und wer war der Ermordete?“ fragte Holmes. „Wir haben noch keine Zeit gehabt, ſeine Perſönlich- Es war allem Anſchein nach eine Momentaufnahme. „Und was iſt aus der Büſte geworden?“ fragte „Darüber haben wir erſt kurz vor Ihrer Ankunft „Gewiß. Ich will mich nur erſt hier einen Augen- Der untröſtliche Journaliſt hatte ſich mittlerweile „Ich muß doch noch verſuchen, die Sache auszu- (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 72 Wien, Montag <hi rendition="#g">Reichspoſt</hi> 13. Februar 1911</fw><lb/><cb/> Henriettenplatz 6, und Profeſſor Karl Marek, 4. Bezirk,<lb/> Trappelgaſſe 9, erhältlich.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gemeindezeitung.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bezirksvertretung Floridsdorf.</hi> </head><lb/> <p>Die Bezirksvertretung Floridsdorf hielt geſtern unter dem<lb/> Vorſitze des Bezirksvorſtehers <hi rendition="#g">Anderer</hi> eine Sitzung ab. Der<lb/> Vorſitzende machte folgende Mitteilungen:</p><lb/> <p>Der Stadtrat hat die zur Schaffung des an der Kreuzung<lb/> der Aſpernerſtraße und Stadlauerſtraße in <hi rendition="#g">Hirſchſtetten</hi><lb/> projektierten <hi rendition="#g">Marktplatzes</hi> notwendigen Gründe erworben.<lb/> Die von der Bezirksvertretung beſchloſſene Verbeſſerung der<lb/> öffentlichen Beleuchtung auf der <hi rendition="#g">alten Kagraner Holz-<lb/> brücke</hi> wurde dem Antrag der Bezirksvertretung gemäß durch-<lb/> geführt. Ueber Antrag der Bezirksvertretung hat ſich der Magi-<lb/> ſtrat mit der Donauregulierungskommiſſion als Eigentümerin<lb/> der Kaiſer-Franz-Joſefbrücke wegen Beſtreuung der Brücke bei<lb/> Glatteis ins Einvernehmen geſetzt und die Zuſicherung erhalten,<lb/> daß von nun an der Beſtreuung der <hi rendition="#g">Brücke bei Glatteis</hi><lb/> ein erhöhtes Augenmerk zugewendet werden wird. Die Statt-<lb/> halterei hat dem Rekurs der Vereinigten <hi rendition="#g">Kraftfutter-<lb/> fabriken</hi> gegen die ſeitens des Magiſtrates über dieſe ver-<lb/> hängte Geldſtrafe von 1000 Kronen wegen einer Reihe von<lb/> Uebertretungen der die Anlage betreffenden gewerbepolizei-<lb/> lichen Vorſchriften keine Folge gegeben. (Lebhafter Beifall und<lb/> Bravorufe.) In dem vom Stadtrate genehmigten <hi rendition="#g">Kanal-<lb/> bautenpräliminare</hi> pro 1911 wurden für den 21. Be-<lb/> zirk nachſtehende Summen bewilligt: Für die Vergrößerung der<lb/> maſchinellen Einrichtung des Hebewerkes in Stadlau im 21. Be-<lb/> zirk 19.000 Kronen. — Für den Kanalbau in der Brünner-<lb/> ſtraße vom Vorkopf der Station der Dampfſtraßenbahn bis zur<lb/> Orientierungsnummer 191 25.000 Kronen. — Bau eines zwei-<lb/> ten Sammelkanales und Ausgeſtaltung der Kanaliſierung im<lb/> 21. Bezirk, erſte Baurate, 300.000 Kronen. — Für die Kanali-<lb/> ſierung der Straßen um die neue Infanteriekaſerne in Kagran<lb/> 32.000 Kronen. Für den Kanalbau in der Immengaſſe und in<lb/> der Gerichtsgaſſe 12.000 Kronen. — Das Stadtbauamt zeigt an,<lb/> daß mit der genehmigten <hi rendition="#g">Rekonſtruktion der Geh-<lb/> wege</hi> auf der Kaiſer-Franz-Joſefsbrücke am 11. Februar be-<lb/> gonnen wird. Gemäß dem Antrage der Bezirksvertretung wur-<lb/> den die beantragten Beleuchtungsverbeſſerungen in der Ober-<lb/> dorfſtraße bereits durchgeführt. Der Beſchluß der Bezirks-<lb/> vertretung wegen Abtragung des <hi rendition="#g">Hauſes Schloßhofer-<lb/> ſtraße</hi> 8<hi rendition="#aq">a</hi> wurde vom Stadtrat angenommen und es wurde<lb/> beſchloſſen, mit den Demolierungsarbeiten ſofort nach R<supplied>äu</supplied><lb/> mung des Hauſes zu beginnen. (Lebhafte Bravorufe.) Die<lb/><hi rendition="#g">Konſervenfabrik R. Wagner</hi> und Ig. <hi rendition="#g">Eisler</hi> hat,<lb/> wie immer, auch heuer wieder Suppenkonſerven für die Aus-<lb/> ſpeiſung armer Schulkinder im 21. Bezirk geſpendet. Die Be-<lb/> zirksvertretung ſpricht für dieſe Spenden herzlichen Dank aus.<lb/> Betreffend den Beſchluß der Bezirksvertretung wegen Er-<lb/> richtung einer <hi rendition="#g">Wartehalle in der Station Leo-<lb/> poldau der k. k. Nordbahn</hi> teilt der Magiſtrat mit, daß<lb/> die Nordbahndirektion die Errichtung einer ſolchen in Ausſicht<lb/> genommen und den hiezu erforderlichen Kredit bereits ange-<lb/> ſprochen hat. Das Eiſenbahnminiſterium hat den Proteſt der<lb/><hi rendition="#g">Nordweſtbahn</hi> wegen der Niveaukreuzung bei der Aus-<lb/> führung des Baues einer <hi rendition="#g">elektriſchen Linie</hi> im Zuge der<lb/><hi rendition="#g">Pragerſtraße</hi> abgewieſen und den Baukonſens erteilt.<lb/> (Lebhafter Beifall und Händeklatſchen.) Der Bezirksvorſteher<lb/> gibt nach Verleſung dieſer Mitteilung bekannt, mit welchen<lb/> Schwierigkeiten der Magiſtrat in dieſer Frage zu kämpfen hatte.<lb/> Aus der beiliegenden Zuſchrift der Magiſtratsabteilung 5 iſt zu<lb/> entnehmen, daß dieſer Akt ſeitens des Magiſtrates <hi rendition="#g">24 mal<lb/> urgiert</hi> werden mußte. Der Bezirksvorſteher beantragt, dem<lb/> Vorſtand der Magiſtratsabteilung Magiſtratsrat Dr. Friedrich<lb/> Müller für ſeine Mühewaltung in dieſer Angelegenheit den<lb/> Dank und die Anerkennung auszuſprechen. Dieſer Antrag des<lb/> Bezirksvorſtehers wurde mit dem Zuſatzantrage des BR. Joſef<lb/><hi rendition="#g">Binder</hi> einſtimmig angenommen, durch vollinhaltliche Ver-<lb/> öffentlichung der Zuſchrift der Bevölkerung zu zeigen, wie lange<lb/> die Nordweſtbahn die Gemeindeverwaltung gehindert habe, die<lb/> für die Entwicklung des Bezirksteiles ſo notwendige elektriſche<lb/> Verbindung im Zuge der Pragerſtraße herzuſtellen. (Neuer-<lb/> licher großer Beifall.) <supplied>De</supplied>m Beſchluß der Bezirksvertretung<lb/> Alſergrund, betreffend die Ausführung von Bauten durch nicht-<lb/> befugte Bauunternehmer, tritt die Bezirksvertretung Florids-<lb/> dorf einſtimmig bei. Die Eheleute <hi rendition="#g">Andreas</hi> und <hi rendition="#g">Eleonore<lb/> Kraft</hi> haben anläßlich der Feier ihrer goldenen Hochzeit den<lb/> Betrag von 100 Kronen für die Armen des Bezirksteiles Groß-<lb/> Jedlersdorf geſvendet. Die Bezirksvertretung ſpricht hiefür den<lb/> Spendern den Dank aus.</p><lb/> <cb/> <p>BR. Direktor Johann <hi rendition="#g">Schulteis</hi> beantragt eine Re-<lb/> ſolution, in welcher jenen Bürgern und jenen ſtädtiſchen Be-<lb/> dienſteten, welche ſich anläßlich der letzten Volkszählung zur<lb/><hi rendition="#g">tſchechiſchen Umgangsſprache</hi> bekannten, die ſchärfſte<lb/> Mißbilligung ausgeſprochen und verlangt wird, daß dieſen Bür-<lb/> gern das ihnen ſeinerzeit verliehene Bürgerrecht aberkannt<lb/> werde. Gleichzeitig wird in dieſer Reſolution gefordert, daß<lb/> magiſtratiſche Koſtkinder von nun an nur deutſchen Eltern zur<lb/> Erziehung übergeben werden und daß man alle derzeit in<lb/> tſchechiſchen Familien untergebrachten Koſtkinder ſofort dieſen<lb/> entziehe und deutſchen Pflegeeltern zuweiſe. Zu dieſem An-<lb/> trage ſprechen BR. <hi rendition="#g">Schulteis</hi> und BV. <hi rendition="#g">Anderer,</hi> welche<lb/> die einſtimmige Annahme des Antrages befürworteten. Bei der<lb/> Abſtimmung wird der geſtellte Antrag unter lebhaftem Bei-<lb/> fall und Händeklatſchen einſtimmig zum Beſchluß erhoben.</p><lb/> <p>BR. Laurenz <hi rendition="#g">Krammer</hi> beantragt die Pflaſterung der<lb/><hi rendition="#g">Patriziſtraße</hi> und des <hi rendition="#g">Bismarckplatzes.</hi> (Ange-<lb/> nommen.)</p><lb/> <p>BR. Ernſt <hi rendition="#g">Gärtner</hi> beantragt die Beleuchtung der<lb/><hi rendition="#g">Nordmanngaſſe.</hi> (Angenommen.)</p><lb/> <p>BR. Karl <hi rendition="#g">Schönbauer</hi> beantragt die Umbenennung<lb/> der Straße <hi rendition="#g">„Am Krautgarten“</hi> in Hirſchſtetten. Der Be-<lb/> zirksvorſteher weiſt dieſen Antrag dem Referenten Direktor<lb/><hi rendition="#g">Smital</hi> zur Berichterſtattung in der nächſten Bezirks-<lb/> vertretungsſitzung zu.</p><lb/> <p>BR. Ernſt <hi rendition="#g">Gärtner</hi> beantragt die Beleuchtung des<lb/><hi rendition="#g">Bismarckplatzes</hi> und der <hi rendition="#g">Patriziſtraße</hi> mit<lb/><hi rendition="#g">Grätzin.</hi> (Angenommen.)</p><lb/> <p>Die Bezirksräte <hi rendition="#g">Brödl</hi> und <hi rendition="#g">Fuhrmann</hi> ſtellen den An-<lb/> trag, die Bezirksvertretung möge die geeigneten Schritte unter-<lb/> nehmen, daß die Station <hi rendition="#g">„Breitenlee“</hi> der k. k. Staats-<lb/> eiſenbahn künftighin den Namen <hi rendition="#g">„Kagran-Breitenlee“</hi><lb/> führen möge. (Angenommen.)</p><lb/> <p>Die Bezirksräte <hi rendition="#g">Binder, Broſch</hi> und <hi rendition="#g">Molzer</hi> inter-<lb/> pellieren den Bezirksvorſteher wegen eines Magiſtratsberichtes,<lb/> betreffend die Einlöſung von Realitäten zur Eröffnung einer<lb/> Verbindungsgaſſe zwiſchen der <hi rendition="#g">Jeneweingaſſe</hi> und der<lb/><hi rendition="#g">Wenhartgaſſe</hi> im Zuge der <hi rendition="#g">Gerſtlgaſſe.</hi> In dieſem<lb/> Berichte wird die Einlöſung dieſer Realitäten mit der Moti-<lb/> vierung abgelehnt, daß zu derſelben jeglicher Bedarf mangle.<lb/> Nachdem nun die Bezirksvertretung die Eröffnung dieſer Gaſſe<lb/> beſchloſſen und insbeſondere die Bezirksräte des Bezirksteiles<lb/> Jedleſee ſich ſchon ſeit fünf Jahren um die Eröffnung dieſer<lb/> Gaſſe bemühten, zeige dieſer Bericht, daß man dem Beſchluſſe<lb/> der Bezirksvertretung in dieſer Frage gar <choice><sic>keine</sic><corr>kein</corr></choice> Gewicht b<supplied>ei</supplied><lb/> legte. Der Bezirksvorſteher erwidert, daß er in der nächſten<lb/> Sitzung in dieſer Angelegenheit erſchöpfende Aufſchlüſſe geben<lb/> wird.</p><lb/> <p>Es wird ſodann zur Erledigung der Tagesordnung ge-<lb/> ſchritten. Nach einem Berichte des Bezirksvorſteherſtellvertreters<lb/><hi rendition="#g">Schöpfleuthner</hi> wurden die Herren Johann <hi rendition="#g">Enhuber,</hi><lb/> Offiziant der k. k. Staatsbahnen, Kretzgaſſe 6, und Rudolf<lb/><hi rendition="#g">Neumann,</hi> Bürgerſchullehrer, Morſegaſſe 24, zu <hi rendition="#g">Armen-<lb/> räten</hi> gewählt.</p><lb/> <p>BR. Friedrich <hi rendition="#g">Schuhmaier</hi> berichtet über die Ab-<lb/> änderung der Baulinien in der <hi rendition="#g">Mautner Markhof-<lb/> gaſſe,</hi> ferner über jene in der verlängerten <hi rendition="#g">Schliemann-<lb/> gaſſe,</hi> weiters über die Baulinienbeſtimmung für den<lb/> Straßenbahnhof im 21. Bezirk und über ein Anſuchen um Ge-<lb/> ſtattung der dreiſtöckigen Verbauung im Bezirksteile Kagran.<lb/> Der Berichterſtatter empfahl die vom Stadtbauamte erſtatteten<lb/> Vorſchläge mit geringfügigen Aenderungen zur Annahme und<lb/> ſtellte nur im Gegenſatze zum Antrage des Stadtbauamtes, be-<lb/> treffend die dreiſtöckige Verbauung, den Antrag, die Bezirks-<lb/> vertretung möge ſich <hi rendition="#g">im Prinzipe für die drei-<lb/> ſtöckige Verbauung in allen 20 Meter breiten<lb/> Straßen ausſprechen.</hi> Der Antrag des Referenten<lb/> wurde ſodann nach kurzer Debatte angenommen.</p><lb/> <p>Bezirksvorſteherſtellvertreter Johann <hi rendition="#g">Schöpfleuthner</hi><lb/> berichtet ſodann über die zu erlaſſende Kundmachung, be-<lb/> treffend die Verlängerung, beziehungsweiſe Erweiterung des<lb/> Verbotes des <hi rendition="#g">Wanderhandels für Wien</hi> und be-<lb/> antragt, die Bezirksvertretung möge ſich für die gänzliche <hi rendition="#g">Ab-<lb/> ſchaffung des Hauſierhandels</hi> im Gemeindegebiete<lb/> Wien ausſprechen. Sollte die gänzliche Abſchaffung nicht er-<lb/> reicht werden können, ſo wäre unbedingt darauf zu dringen, daß<lb/> der Wanderhandel mit Obſt, Zwiebel, Kartoffeln, Gemüſe,<lb/> Geflügel, Honig und Blumen im Gemeindegebiete Wien gänz-<lb/> lich verboten werde. Der Referentenantrag wurde ſodann ein-<lb/> ſtimmig angenommen.</p><lb/> <p>BR. Johann <hi rendition="#g">Schulteis</hi> referierte über die Benennung<lb/> der um die neue <hi rendition="#g">Infanteriekaſerne</hi> projektierten<lb/> Gaſſen und ſtellt den Antrag, dieſe Gaſſen nach Offizieren zu<lb/> benennen, welche ſich in der <hi rendition="#g">Schlacht bei Aſpern</hi> hervor-<lb/> ragende Verdienſte erwarben. Es ſind dies: Oberſt Jakob Frei-<lb/><cb/> herr v. <hi rendition="#g">Lenk,</hi> FML. Ferdinand Freiherr v. <hi rendition="#g">Wintzingerode,</hi><lb/> Major Friedrich Freiherr v. <hi rendition="#g">Maurich</hi> und der GM. Leopold<lb/> Freiherr v. <hi rendition="#g">Portner.</hi> Es wird demnach beantragt, dieſe<lb/> Gaſſen wie folgt zu bennen: Lenkgaſſe, Wintzingerodeſtraße,<lb/> Maurichgaſſe und Portnergaſſe. Derſelbe Bezirksrat beantragt<lb/> die von der Steinbrechergaſſe zur Erzherzog-Karlſtraße führende<lb/> neue Gaſſe <hi rendition="#g">Marbotgaſſe</hi> zu bennen, nach dem <hi rendition="#g">Führer<lb/> der Markomannen,</hi> die das linke Donauufer gegen die<lb/> Römer verteidigten. Die Anträge des Berichterſtatters wurden<lb/> angenommen.</p><lb/> <p>Damit war die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung er-<lb/> ledigt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eingeſendet.</hi> </head><lb/> <div type="jAn" n="2"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <p> <ref>11. Folge.</ref> </p> <p> <hi rendition="#et">Nachdruck verboten.</hi> </p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der ſchwarze Peter.</hi> </head><lb/> <byline>Von <hi rendition="#b">Conan <hi rendition="#g">Doyle.</hi> </hi> </byline><lb/> <p>Dann ſagte er: „Es handelt ſich um die alte Ge-<lb/><supplied>ſ</supplied>chichte von den Napoleonbüſten. Sie ſchienen ſich geſtern<lb/><supplied>a</supplied>bend dafür zu intereſſieren, Herr Holmes, und daher<lb/><supplied>g</supplied>laubte ich, es würde Ihnen nicht unangenehm ſein, die<lb/> Fortſetzung zu erfahren. Die Sache hat ſchon eine<lb/> ernſtere Wendung genommen.“</p><lb/> <p>„Wie weit hat ſie ſich denn entwickelt?“</p><lb/> <p>„Bis zum Mord. — Herr Harker, wollen Sie dieſen<lb/><supplied>H</supplied>erren den Vorgang genau erzählen?“</p><lb/> <p>Der Mann im Schlafrock wandte ſich uns zu. Er<lb/><supplied>w</supplied>ar gänzlich niedergeſchlagen.</p><lb/> <p>„Es iſt eine der eigentümlichſten Begebenheiten,“<lb/><supplied>be</supplied>gann er, „ich habe mich mein Lebtag damit beſchäftigt,<lb/><supplied>a</supplied>lle möglichen Neuheiten zu erfahren und journaliſtiſch<lb/><supplied>z</supplied>u verwerten, und jetzt, wo ſich bei mir ſelbſt ein auf-<lb/><supplied>ſe</supplied>henerregender Fall ereignet hat, bin ich nun derartig<lb/><supplied>ve</supplied>rwirrt, daß ich keinen Satz ordentlich zuſammen-<lb/><supplied>b</supplied>ringen kann. Wenn das in einem fremden Haus paſſiert<lb/> wäre, würde ich im Abendblatt zwei Spalten darüber<lb/><supplied>ge</supplied>ebracht haben. Aber ſo bin ich ganz unfähig, erzähle die<lb/> Sache anderen und muß untätig zuſehen, wie ſie ſie aus-<lb/><supplied>ſ</supplied>chlachten. Wenn Sie aber dieſe rätſelhafte Angelegenheit<lb/><supplied>a</supplied>ufklären, Herr Holmes — ich kenne Ihren Namen —<lb/><supplied>ſo</supplied> habe ich eine hinreichende Entſchädigung für meinen<lb/><supplied>Be</supplied>ericht.“</p><lb/> <p>Holmes ſetzte ſich und hörte zu.</p><lb/> <p>„Der ſpringende Punkt bei der ganzen Sache ſcheint<lb/><supplied>m</supplied>ir die Napoleonbüſte zu ſein, die ich vor etwa vier<lb/> Monaten für dieſes Zimmer angeſchafft habe. Ich er-<lb/> ſtand ſie für ein billiges Geld bei den Gebrüdern Har-<lb/> ding, die zwei Häuſer von der Station High Street ihr<lb/> Geſchäft haben. Meine journaliſtiſche Tätigkeit nötigt<lb/> mich, vielfach die Nacht über aufzubleiben, und ich ſchreibe<lb/> häufig bis zum frühen Morgen. Das war auch ver-<lb/> gangene Nacht wieder der Fall. Ich ſaß wie gewöhnlich<lb/><cb/> in meinem Sudierzimmer hinten im oberſten Stock; es<lb/> mochte gegen drei Uhr ſein, da hörte ich von unten ein<lb/> Geräuſch. Ich horchte auf, aber es regte ſich nichts weiter,<lb/> und ich dachte daher, der Lärm wäre von außen ge-<lb/> kommen. Doch kaum fünf Minuten ſpäter, Herr Holmes,<lb/> drang ein ſchreckliches Geſchrei an mein Ohr — das<lb/> furchtbarſte, das ich je gehört habe. Es wird mir mein<lb/> Leben lang in den Ohren gellen. Eine oder zwei Minuten<lb/> ſaß ich, vom Schreck wie angenagelt, auf meinem Stuhl,<lb/> dann ergriff ich den Ofenhaken und lief die Treppe hin-<lb/> unter. Als ich in dieſes Zimmer hier trat, ſtand das<lb/> Fenſter weit offen, und meine Büſte war verſchwunden.<lb/> Wie ein Dieb ſich an einem ſolchen Ding vergreifen<lb/> konnte, war mir unverſtändlich, denn es war ein ein-<lb/> facher Gipsabguß ohne beſonderen Wert.</p><lb/> <p>Wie Sie ſelbſt ſehen können, war nur ein Mann<lb/> mit ſehr langen Beinen imſtande, durch einen Sprung<lb/> durch das offene Fenſter die obere Treppenſtufe zu er-<lb/> reichen. Als ich nun die Haustür öffnete und hinaus-<lb/> trat, fiel ich in der Dunkelheit beinahe über eine Leiche.<lb/> Ich lief zurück und holte ein Licht. Auf dem oberſten<lb/> Treppenſtein lag ein Mann mit angezogenen Knien und<lb/> weit geöffnetem Munde, er hatte eine klaffende Wunde<lb/> am Hals und ſchwamm in ſeinem Blute — ſein Bild<lb/> wird mir noch im Traum erſcheinen. Ich gab ſchnell einen<lb/> Notpfiff und muß dann in Ohnmacht gefallen ſein, denn<lb/> ich kann mich auf nichts mehr beſinnen, bis ich die Schutz-<lb/> leute erblickte, die mir zu Hilfe geeilt und über mich ge-<lb/> beugt waren.“</p><lb/> <p>„Und wer war der Ermordete?“ fragte Holmes.</p><lb/> <p>„Wir haben noch keine Zeit gehabt, ſeine Perſönlich-<lb/> keit feſtzuſtellen,“ antwortete Leſtrade. „Sie werden ihn<lb/> in der Leichenhalle ſehen. Er iſt ein großer, kräftiger<lb/> Mann mit ſonngebräuntem Geſicht und kann höchſtens<lb/> dreißig Jahre alt ſein. Er iſt zwar ärmlich gekleidet,<lb/> macht aber doch nicht den Eindruck, als ob er dem Ar-<lb/> beiterſtand angehöre. Neben ihm in einer Blutlache lag<lb/> ein ſchwediſches Meſſer mit Horngriff. Ob der Mord da-<lb/> mit ausgeführt iſt, weiß ich nicht. Die Kleidungsſtücke<lb/><cb/> des Toten zeigten keinen Namenszug, und in den Taſchen<lb/> fanden wir weiter nichts als einen Apfel, einen Strick,<lb/> einen Plan von London und eine Photographie.. Ich<lb/> habe ſie hier.“</p><lb/> <p>Es war allem Anſchein nach eine Momentaufnahme.<lb/> Sie ſtellte einen lebhaften, flinken Mann dar, mit affen-<lb/> artigen Zügen und tieriſchen Augenbrauen, ſo daß die<lb/> untere Geſichtspartie wie bei einem Pavian ausſah.</p><lb/> <p>„Und was iſt aus der Büſte geworden?“ fragte<lb/> Holmes, nachdem er die Photographie genau betrachtet<lb/> hatte.</p><lb/> <p>„Darüber haben wir erſt kurz vor Ihrer Ankunft<lb/> Mitteilung bekommen. Sie iſt in dem Vorgarten eines<lb/> unbewohnten Hauſes in der Campdonſtraße gefunden<lb/> worden. Sie iſt in Stücke zerſchlagen. Ich will eben hin-<lb/> gehen und ſie in Augenſchein nehmen. Wenn Sie mit-<lb/> kommen wollen —?“</p><lb/> <p>„Gewiß. Ich will mich nur erſt hier einen Augen-<lb/> blick umſehen.“ Er unterſuchte das Fenſter und das<lb/> Gärtchen. „Der Kerl hat entweder außergewöhnlich<lb/> lange Beine, oder iſt ein ausgezeichneter Springer,“<lb/> ſagte er. „Vom Garten aus war es ſehr ſchwer, das<lb/> Fenſter zu erreichen und zu öffnen. Der Rückweg war<lb/> verhältnismäßig einfach. Wollen Sie auch mitkommen,<lb/> Herr Harker, um die Ueberreſte der Büſte zu ſehen?“</p><lb/> <p>Der untröſtliche Journaliſt hatte ſich mittlerweile<lb/> an den Schreibtiſch geſetzt.</p><lb/> <p>„Ich muß doch noch verſuchen, die Sache auszu-<lb/> nützen,“ erwiderte er, „wenn auch jedenfalls die erſten<lb/> Ausgaben der Abendblätter ſchon ausführliche Berichte<lb/> bringen werden. Es iſt eben mein gewohntes Pech!<lb/> Wiſſen Sie noch, wie der Poſten in Doncaſter erſchoſſen<lb/> wurde? Damals war ich der einzige Zeitungsmann am<lb/> Tatort, und meine Zeitung die einzige, in der nichts<lb/> über den Vorfall ſtand, weil ich auch zu erſchüttert war,<lb/> um ſchreiben zu können. Und jetzt werde ich ſogar mit der<lb/> Meldung eines Mordes, der vor meiner eigenen Haus-<lb/> tür paſſiert iſt, zu ſpät herauskommen.“</p><lb/> <p> <ref>(Fortſetzung folgt.)</ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 72 Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911
Henriettenplatz 6, und Profeſſor Karl Marek, 4. Bezirk,
Trappelgaſſe 9, erhältlich.
Gemeindezeitung.
Bezirksvertretung Floridsdorf.
Die Bezirksvertretung Floridsdorf hielt geſtern unter dem
Vorſitze des Bezirksvorſtehers Anderer eine Sitzung ab. Der
Vorſitzende machte folgende Mitteilungen:
Der Stadtrat hat die zur Schaffung des an der Kreuzung
der Aſpernerſtraße und Stadlauerſtraße in Hirſchſtetten
projektierten Marktplatzes notwendigen Gründe erworben.
Die von der Bezirksvertretung beſchloſſene Verbeſſerung der
öffentlichen Beleuchtung auf der alten Kagraner Holz-
brücke wurde dem Antrag der Bezirksvertretung gemäß durch-
geführt. Ueber Antrag der Bezirksvertretung hat ſich der Magi-
ſtrat mit der Donauregulierungskommiſſion als Eigentümerin
der Kaiſer-Franz-Joſefbrücke wegen Beſtreuung der Brücke bei
Glatteis ins Einvernehmen geſetzt und die Zuſicherung erhalten,
daß von nun an der Beſtreuung der Brücke bei Glatteis
ein erhöhtes Augenmerk zugewendet werden wird. Die Statt-
halterei hat dem Rekurs der Vereinigten Kraftfutter-
fabriken gegen die ſeitens des Magiſtrates über dieſe ver-
hängte Geldſtrafe von 1000 Kronen wegen einer Reihe von
Uebertretungen der die Anlage betreffenden gewerbepolizei-
lichen Vorſchriften keine Folge gegeben. (Lebhafter Beifall und
Bravorufe.) In dem vom Stadtrate genehmigten Kanal-
bautenpräliminare pro 1911 wurden für den 21. Be-
zirk nachſtehende Summen bewilligt: Für die Vergrößerung der
maſchinellen Einrichtung des Hebewerkes in Stadlau im 21. Be-
zirk 19.000 Kronen. — Für den Kanalbau in der Brünner-
ſtraße vom Vorkopf der Station der Dampfſtraßenbahn bis zur
Orientierungsnummer 191 25.000 Kronen. — Bau eines zwei-
ten Sammelkanales und Ausgeſtaltung der Kanaliſierung im
21. Bezirk, erſte Baurate, 300.000 Kronen. — Für die Kanali-
ſierung der Straßen um die neue Infanteriekaſerne in Kagran
32.000 Kronen. Für den Kanalbau in der Immengaſſe und in
der Gerichtsgaſſe 12.000 Kronen. — Das Stadtbauamt zeigt an,
daß mit der genehmigten Rekonſtruktion der Geh-
wege auf der Kaiſer-Franz-Joſefsbrücke am 11. Februar be-
gonnen wird. Gemäß dem Antrage der Bezirksvertretung wur-
den die beantragten Beleuchtungsverbeſſerungen in der Ober-
dorfſtraße bereits durchgeführt. Der Beſchluß der Bezirks-
vertretung wegen Abtragung des Hauſes Schloßhofer-
ſtraße 8a wurde vom Stadtrat angenommen und es wurde
beſchloſſen, mit den Demolierungsarbeiten ſofort nach Räu
mung des Hauſes zu beginnen. (Lebhafte Bravorufe.) Die
Konſervenfabrik R. Wagner und Ig. Eisler hat,
wie immer, auch heuer wieder Suppenkonſerven für die Aus-
ſpeiſung armer Schulkinder im 21. Bezirk geſpendet. Die Be-
zirksvertretung ſpricht für dieſe Spenden herzlichen Dank aus.
Betreffend den Beſchluß der Bezirksvertretung wegen Er-
richtung einer Wartehalle in der Station Leo-
poldau der k. k. Nordbahn teilt der Magiſtrat mit, daß
die Nordbahndirektion die Errichtung einer ſolchen in Ausſicht
genommen und den hiezu erforderlichen Kredit bereits ange-
ſprochen hat. Das Eiſenbahnminiſterium hat den Proteſt der
Nordweſtbahn wegen der Niveaukreuzung bei der Aus-
führung des Baues einer elektriſchen Linie im Zuge der
Pragerſtraße abgewieſen und den Baukonſens erteilt.
(Lebhafter Beifall und Händeklatſchen.) Der Bezirksvorſteher
gibt nach Verleſung dieſer Mitteilung bekannt, mit welchen
Schwierigkeiten der Magiſtrat in dieſer Frage zu kämpfen hatte.
Aus der beiliegenden Zuſchrift der Magiſtratsabteilung 5 iſt zu
entnehmen, daß dieſer Akt ſeitens des Magiſtrates 24 mal
urgiert werden mußte. Der Bezirksvorſteher beantragt, dem
Vorſtand der Magiſtratsabteilung Magiſtratsrat Dr. Friedrich
Müller für ſeine Mühewaltung in dieſer Angelegenheit den
Dank und die Anerkennung auszuſprechen. Dieſer Antrag des
Bezirksvorſtehers wurde mit dem Zuſatzantrage des BR. Joſef
Binder einſtimmig angenommen, durch vollinhaltliche Ver-
öffentlichung der Zuſchrift der Bevölkerung zu zeigen, wie lange
die Nordweſtbahn die Gemeindeverwaltung gehindert habe, die
für die Entwicklung des Bezirksteiles ſo notwendige elektriſche
Verbindung im Zuge der Pragerſtraße herzuſtellen. (Neuer-
licher großer Beifall.) Dem Beſchluß der Bezirksvertretung
Alſergrund, betreffend die Ausführung von Bauten durch nicht-
befugte Bauunternehmer, tritt die Bezirksvertretung Florids-
dorf einſtimmig bei. Die Eheleute Andreas und Eleonore
Kraft haben anläßlich der Feier ihrer goldenen Hochzeit den
Betrag von 100 Kronen für die Armen des Bezirksteiles Groß-
Jedlersdorf geſvendet. Die Bezirksvertretung ſpricht hiefür den
Spendern den Dank aus.
BR. Direktor Johann Schulteis beantragt eine Re-
ſolution, in welcher jenen Bürgern und jenen ſtädtiſchen Be-
dienſteten, welche ſich anläßlich der letzten Volkszählung zur
tſchechiſchen Umgangsſprache bekannten, die ſchärfſte
Mißbilligung ausgeſprochen und verlangt wird, daß dieſen Bür-
gern das ihnen ſeinerzeit verliehene Bürgerrecht aberkannt
werde. Gleichzeitig wird in dieſer Reſolution gefordert, daß
magiſtratiſche Koſtkinder von nun an nur deutſchen Eltern zur
Erziehung übergeben werden und daß man alle derzeit in
tſchechiſchen Familien untergebrachten Koſtkinder ſofort dieſen
entziehe und deutſchen Pflegeeltern zuweiſe. Zu dieſem An-
trage ſprechen BR. Schulteis und BV. Anderer, welche
die einſtimmige Annahme des Antrages befürworteten. Bei der
Abſtimmung wird der geſtellte Antrag unter lebhaftem Bei-
fall und Händeklatſchen einſtimmig zum Beſchluß erhoben.
BR. Laurenz Krammer beantragt die Pflaſterung der
Patriziſtraße und des Bismarckplatzes. (Ange-
nommen.)
BR. Ernſt Gärtner beantragt die Beleuchtung der
Nordmanngaſſe. (Angenommen.)
BR. Karl Schönbauer beantragt die Umbenennung
der Straße „Am Krautgarten“ in Hirſchſtetten. Der Be-
zirksvorſteher weiſt dieſen Antrag dem Referenten Direktor
Smital zur Berichterſtattung in der nächſten Bezirks-
vertretungsſitzung zu.
BR. Ernſt Gärtner beantragt die Beleuchtung des
Bismarckplatzes und der Patriziſtraße mit
Grätzin. (Angenommen.)
Die Bezirksräte Brödl und Fuhrmann ſtellen den An-
trag, die Bezirksvertretung möge die geeigneten Schritte unter-
nehmen, daß die Station „Breitenlee“ der k. k. Staats-
eiſenbahn künftighin den Namen „Kagran-Breitenlee“
führen möge. (Angenommen.)
Die Bezirksräte Binder, Broſch und Molzer inter-
pellieren den Bezirksvorſteher wegen eines Magiſtratsberichtes,
betreffend die Einlöſung von Realitäten zur Eröffnung einer
Verbindungsgaſſe zwiſchen der Jeneweingaſſe und der
Wenhartgaſſe im Zuge der Gerſtlgaſſe. In dieſem
Berichte wird die Einlöſung dieſer Realitäten mit der Moti-
vierung abgelehnt, daß zu derſelben jeglicher Bedarf mangle.
Nachdem nun die Bezirksvertretung die Eröffnung dieſer Gaſſe
beſchloſſen und insbeſondere die Bezirksräte des Bezirksteiles
Jedleſee ſich ſchon ſeit fünf Jahren um die Eröffnung dieſer
Gaſſe bemühten, zeige dieſer Bericht, daß man dem Beſchluſſe
der Bezirksvertretung in dieſer Frage gar kein Gewicht bei
legte. Der Bezirksvorſteher erwidert, daß er in der nächſten
Sitzung in dieſer Angelegenheit erſchöpfende Aufſchlüſſe geben
wird.
Es wird ſodann zur Erledigung der Tagesordnung ge-
ſchritten. Nach einem Berichte des Bezirksvorſteherſtellvertreters
Schöpfleuthner wurden die Herren Johann Enhuber,
Offiziant der k. k. Staatsbahnen, Kretzgaſſe 6, und Rudolf
Neumann, Bürgerſchullehrer, Morſegaſſe 24, zu Armen-
räten gewählt.
BR. Friedrich Schuhmaier berichtet über die Ab-
änderung der Baulinien in der Mautner Markhof-
gaſſe, ferner über jene in der verlängerten Schliemann-
gaſſe, weiters über die Baulinienbeſtimmung für den
Straßenbahnhof im 21. Bezirk und über ein Anſuchen um Ge-
ſtattung der dreiſtöckigen Verbauung im Bezirksteile Kagran.
Der Berichterſtatter empfahl die vom Stadtbauamte erſtatteten
Vorſchläge mit geringfügigen Aenderungen zur Annahme und
ſtellte nur im Gegenſatze zum Antrage des Stadtbauamtes, be-
treffend die dreiſtöckige Verbauung, den Antrag, die Bezirks-
vertretung möge ſich im Prinzipe für die drei-
ſtöckige Verbauung in allen 20 Meter breiten
Straßen ausſprechen. Der Antrag des Referenten
wurde ſodann nach kurzer Debatte angenommen.
Bezirksvorſteherſtellvertreter Johann Schöpfleuthner
berichtet ſodann über die zu erlaſſende Kundmachung, be-
treffend die Verlängerung, beziehungsweiſe Erweiterung des
Verbotes des Wanderhandels für Wien und be-
antragt, die Bezirksvertretung möge ſich für die gänzliche Ab-
ſchaffung des Hauſierhandels im Gemeindegebiete
Wien ausſprechen. Sollte die gänzliche Abſchaffung nicht er-
reicht werden können, ſo wäre unbedingt darauf zu dringen, daß
der Wanderhandel mit Obſt, Zwiebel, Kartoffeln, Gemüſe,
Geflügel, Honig und Blumen im Gemeindegebiete Wien gänz-
lich verboten werde. Der Referentenantrag wurde ſodann ein-
ſtimmig angenommen.
BR. Johann Schulteis referierte über die Benennung
der um die neue Infanteriekaſerne projektierten
Gaſſen und ſtellt den Antrag, dieſe Gaſſen nach Offizieren zu
benennen, welche ſich in der Schlacht bei Aſpern hervor-
ragende Verdienſte erwarben. Es ſind dies: Oberſt Jakob Frei-
herr v. Lenk, FML. Ferdinand Freiherr v. Wintzingerode,
Major Friedrich Freiherr v. Maurich und der GM. Leopold
Freiherr v. Portner. Es wird demnach beantragt, dieſe
Gaſſen wie folgt zu bennen: Lenkgaſſe, Wintzingerodeſtraße,
Maurichgaſſe und Portnergaſſe. Derſelbe Bezirksrat beantragt
die von der Steinbrechergaſſe zur Erzherzog-Karlſtraße führende
neue Gaſſe Marbotgaſſe zu bennen, nach dem Führer
der Markomannen, die das linke Donauufer gegen die
Römer verteidigten. Die Anträge des Berichterſtatters wurden
angenommen.
Damit war die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung er-
ledigt.
Eingeſendet.
11. Folge.
Nachdruck verboten.
Der ſchwarze Peter.
Von Conan Doyle.
Dann ſagte er: „Es handelt ſich um die alte Ge-
ſchichte von den Napoleonbüſten. Sie ſchienen ſich geſtern
abend dafür zu intereſſieren, Herr Holmes, und daher
glaubte ich, es würde Ihnen nicht unangenehm ſein, die
Fortſetzung zu erfahren. Die Sache hat ſchon eine
ernſtere Wendung genommen.“
„Wie weit hat ſie ſich denn entwickelt?“
„Bis zum Mord. — Herr Harker, wollen Sie dieſen
Herren den Vorgang genau erzählen?“
Der Mann im Schlafrock wandte ſich uns zu. Er
war gänzlich niedergeſchlagen.
„Es iſt eine der eigentümlichſten Begebenheiten,“
begann er, „ich habe mich mein Lebtag damit beſchäftigt,
alle möglichen Neuheiten zu erfahren und journaliſtiſch
zu verwerten, und jetzt, wo ſich bei mir ſelbſt ein auf-
ſehenerregender Fall ereignet hat, bin ich nun derartig
verwirrt, daß ich keinen Satz ordentlich zuſammen-
bringen kann. Wenn das in einem fremden Haus paſſiert
wäre, würde ich im Abendblatt zwei Spalten darüber
geebracht haben. Aber ſo bin ich ganz unfähig, erzähle die
Sache anderen und muß untätig zuſehen, wie ſie ſie aus-
ſchlachten. Wenn Sie aber dieſe rätſelhafte Angelegenheit
aufklären, Herr Holmes — ich kenne Ihren Namen —
ſo habe ich eine hinreichende Entſchädigung für meinen
Beericht.“
Holmes ſetzte ſich und hörte zu.
„Der ſpringende Punkt bei der ganzen Sache ſcheint
mir die Napoleonbüſte zu ſein, die ich vor etwa vier
Monaten für dieſes Zimmer angeſchafft habe. Ich er-
ſtand ſie für ein billiges Geld bei den Gebrüdern Har-
ding, die zwei Häuſer von der Station High Street ihr
Geſchäft haben. Meine journaliſtiſche Tätigkeit nötigt
mich, vielfach die Nacht über aufzubleiben, und ich ſchreibe
häufig bis zum frühen Morgen. Das war auch ver-
gangene Nacht wieder der Fall. Ich ſaß wie gewöhnlich
in meinem Sudierzimmer hinten im oberſten Stock; es
mochte gegen drei Uhr ſein, da hörte ich von unten ein
Geräuſch. Ich horchte auf, aber es regte ſich nichts weiter,
und ich dachte daher, der Lärm wäre von außen ge-
kommen. Doch kaum fünf Minuten ſpäter, Herr Holmes,
drang ein ſchreckliches Geſchrei an mein Ohr — das
furchtbarſte, das ich je gehört habe. Es wird mir mein
Leben lang in den Ohren gellen. Eine oder zwei Minuten
ſaß ich, vom Schreck wie angenagelt, auf meinem Stuhl,
dann ergriff ich den Ofenhaken und lief die Treppe hin-
unter. Als ich in dieſes Zimmer hier trat, ſtand das
Fenſter weit offen, und meine Büſte war verſchwunden.
Wie ein Dieb ſich an einem ſolchen Ding vergreifen
konnte, war mir unverſtändlich, denn es war ein ein-
facher Gipsabguß ohne beſonderen Wert.
Wie Sie ſelbſt ſehen können, war nur ein Mann
mit ſehr langen Beinen imſtande, durch einen Sprung
durch das offene Fenſter die obere Treppenſtufe zu er-
reichen. Als ich nun die Haustür öffnete und hinaus-
trat, fiel ich in der Dunkelheit beinahe über eine Leiche.
Ich lief zurück und holte ein Licht. Auf dem oberſten
Treppenſtein lag ein Mann mit angezogenen Knien und
weit geöffnetem Munde, er hatte eine klaffende Wunde
am Hals und ſchwamm in ſeinem Blute — ſein Bild
wird mir noch im Traum erſcheinen. Ich gab ſchnell einen
Notpfiff und muß dann in Ohnmacht gefallen ſein, denn
ich kann mich auf nichts mehr beſinnen, bis ich die Schutz-
leute erblickte, die mir zu Hilfe geeilt und über mich ge-
beugt waren.“
„Und wer war der Ermordete?“ fragte Holmes.
„Wir haben noch keine Zeit gehabt, ſeine Perſönlich-
keit feſtzuſtellen,“ antwortete Leſtrade. „Sie werden ihn
in der Leichenhalle ſehen. Er iſt ein großer, kräftiger
Mann mit ſonngebräuntem Geſicht und kann höchſtens
dreißig Jahre alt ſein. Er iſt zwar ärmlich gekleidet,
macht aber doch nicht den Eindruck, als ob er dem Ar-
beiterſtand angehöre. Neben ihm in einer Blutlache lag
ein ſchwediſches Meſſer mit Horngriff. Ob der Mord da-
mit ausgeführt iſt, weiß ich nicht. Die Kleidungsſtücke
des Toten zeigten keinen Namenszug, und in den Taſchen
fanden wir weiter nichts als einen Apfel, einen Strick,
einen Plan von London und eine Photographie.. Ich
habe ſie hier.“
Es war allem Anſchein nach eine Momentaufnahme.
Sie ſtellte einen lebhaften, flinken Mann dar, mit affen-
artigen Zügen und tieriſchen Augenbrauen, ſo daß die
untere Geſichtspartie wie bei einem Pavian ausſah.
„Und was iſt aus der Büſte geworden?“ fragte
Holmes, nachdem er die Photographie genau betrachtet
hatte.
„Darüber haben wir erſt kurz vor Ihrer Ankunft
Mitteilung bekommen. Sie iſt in dem Vorgarten eines
unbewohnten Hauſes in der Campdonſtraße gefunden
worden. Sie iſt in Stücke zerſchlagen. Ich will eben hin-
gehen und ſie in Augenſchein nehmen. Wenn Sie mit-
kommen wollen —?“
„Gewiß. Ich will mich nur erſt hier einen Augen-
blick umſehen.“ Er unterſuchte das Fenſter und das
Gärtchen. „Der Kerl hat entweder außergewöhnlich
lange Beine, oder iſt ein ausgezeichneter Springer,“
ſagte er. „Vom Garten aus war es ſehr ſchwer, das
Fenſter zu erreichen und zu öffnen. Der Rückweg war
verhältnismäßig einfach. Wollen Sie auch mitkommen,
Herr Harker, um die Ueberreſte der Büſte zu ſehen?“
Der untröſtliche Journaliſt hatte ſich mittlerweile
an den Schreibtiſch geſetzt.
„Ich muß doch noch verſuchen, die Sache auszu-
nützen,“ erwiderte er, „wenn auch jedenfalls die erſten
Ausgaben der Abendblätter ſchon ausführliche Berichte
bringen werden. Es iſt eben mein gewohntes Pech!
Wiſſen Sie noch, wie der Poſten in Doncaſter erſchoſſen
wurde? Damals war ich der einzige Zeitungsmann am
Tatort, und meine Zeitung die einzige, in der nichts
über den Vorfall ſtand, weil ich auch zu erſchüttert war,
um ſchreiben zu können. Und jetzt werde ich ſogar mit der
Meldung eines Mordes, der vor meiner eigenen Haus-
tür paſſiert iſt, zu ſpät herauskommen.“
(Fortſetzung folgt.)
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