Reichspost. Nr. 78, Wien, 06.04.1897.Reichspost Wien, Dienstag, 6. April 1897 78 [Spaltenumbruch] die Resultate ihres Wirkens an die Oeffentlichkeit bringen werde. Nachdem sie sich so feierlich als "modern- wissenschaftlich" proclamirt, wird sie doch wohl nicht den alten Unterschied von Esoterikern und Exoterikern cultiviren wollen; darin wird sie die freimaurerische Art wohl verleugnen müssen. Wissenschaftlichkeit und Geheimnißthuerei vertragen sich nicht miteinander. Also frei heraus mit dieser neugearteten "Metaphysik"! Der Deutsche Hausschatz widmet sein 9. Heft dem Friedl's Zeitungs- und Kalender-Katalog, zum Dur und Moll. Inhalt des soeben erschienenen Vereinsnachrichten. § Verein christliche Familie. Die Ortsgruppe § St. Lanrentius Kirchenbauverein Breitensee. Dieser Verein hielt am 27. v. M. in Friedrich Schmid's Verlosungen. Herzoglich Braunschweiger Lose. Bei der am [irrelevantes Material] Auf dem Wendenhofe. (4.) Unbefugter Abdruck wird gerichtlich verfolgt. "Ich habe nicht erwartet, daß er sich direct um Der Principal blickte erfreut auf. "So werden Sie Noch ehe Johanna antworten konnte, klopfte es Da die genannte Dame zu den besten Kunden des [Spaltenumbruch] II. Es war dem jungen Mädchen angenehm, daß der Mitten in ihren Gedanken wurde sie durch das (Fortsetzung folgt.) Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikisch, Wien. Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897 78 [Spaltenumbruch] die Reſultate ihres Wirkens an die Oeffentlichkeit bringen werde. Nachdem ſie ſich ſo feierlich als „modern- wiſſenſchaftlich“ proclamirt, wird ſie doch wohl nicht den alten Unterſchied von Eſoterikern und Exoterikern cultiviren wollen; darin wird ſie die freimaureriſche Art wohl verleugnen müſſen. Wiſſenſchaftlichkeit und Geheimnißthuerei vertragen ſich nicht miteinander. Alſo frei heraus mit dieſer neugearteten „Metaphyſik“! Der Deutſche Hausſchatz widmet ſein 9. Heft dem Friedl’s Zeitungs- und Kalender-Katalog, zum Dur und Moll. Inhalt des ſoeben erſchienenen Vereinsnachrichten. § Verein chriſtliche Familie. Die Ortsgruppe § St. Lanrentius Kirchenbauverein Breitenſee. Dieſer Verein hielt am 27. v. M. in Friedrich Schmid’s Verloſungen. Herzoglich Braunſchweiger Loſe. Bei der am [irrelevantes Material] Auf dem Wendenhofe. (4.) Unbefugter Abdruck wird gerichtlich verfolgt. „Ich habe nicht erwartet, daß er ſich direct um Der Principal blickte erfreut auf. „So werden Sie Noch ehe Johanna antworten konnte, klopfte es Da die genannte Dame zu den beſten Kunden des [Spaltenumbruch] II. Es war dem jungen Mädchen angenehm, daß der Mitten in ihren Gedanken wurde ſie durch das (Fortſetzung folgt.) Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien. <TEI> <text> <body> <div type="jCulturalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897 78</hi></fw><lb/><cb/> die Reſultate ihres Wirkens an die Oeffentlichkeit<lb/> bringen werde. Nachdem ſie ſich ſo feierlich als „modern-<lb/> wiſſenſchaftlich“ proclamirt, wird ſie doch wohl nicht<lb/> den alten Unterſchied von Eſoterikern und Exoterikern<lb/> cultiviren wollen; darin wird ſie die freimaureriſche<lb/> Art wohl verleugnen müſſen. Wiſſenſchaftlichkeit und<lb/> Geheimnißthuerei vertragen ſich nicht miteinander. Alſo<lb/> frei heraus mit dieſer neugearteten „Metaphyſik“!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Deutſche Hausſchatz</hi> </head> <p>widmet ſein 9. Heft dem<lb/> heil. 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Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897 78
die Reſultate ihres Wirkens an die Oeffentlichkeit
bringen werde. Nachdem ſie ſich ſo feierlich als „modern-
wiſſenſchaftlich“ proclamirt, wird ſie doch wohl nicht
den alten Unterſchied von Eſoterikern und Exoterikern
cultiviren wollen; darin wird ſie die freimaureriſche
Art wohl verleugnen müſſen. Wiſſenſchaftlichkeit und
Geheimnißthuerei vertragen ſich nicht miteinander. Alſo
frei heraus mit dieſer neugearteten „Metaphyſik“!
Der Deutſche Hausſchatz widmet ſein 9. Heft dem
heil. Oſterfeſt, ſowie dem Erwachen des Frühlings; herrliche
Illuſtrationen und innig empfundene Gedichte erinnern an
die erhabenen Ereigniſſe der Charwoche. Der Text des
Heftes iſt, wie wir es ſchon gewöhnt ſind, mannigfaltig und
intereſſant. Verlag F. Puſtet, Regensburg.
Friedl’s Zeitungs- und Kalender-Katalog, zum
erſten Male unvermiſcht die chriſtlich-ſociale, antiſemitiſche
und katholiſche Preſſe der ganzen Welt umfaſſend, befindet
ſich im Druck. Um dieſen Katalog der Inſerenten-Welt
möglichſt vollſtändig vorlegen zu können, erſucht die Firma
alle Zeitungseigenthümer und Kalenderverleger, inſoweit es
nicht ſchon geſchehen iſt, Daten über Ihre Editionen nebſt
einem Exemplar zur Anſicht an das Annoncen-Bureau
Hubert Friedl, Wien V/1, einzuſenden. Die Aufnahme der
Daten erfolgt koſtenfrei auf „Frage-Zetteln“,
welche auf Wunſch ſofort geſendet werden.
Dur und Moll. Inhalt des ſoeben erſchienenen
ſechſten Heftes: Muſik: Der kurze Frühling. Lied von
P. A. von Weſtrheene. — Unterm Lindenbaum. Von A.
Winterberger. — Gute Nacht, geliebtes Leben. Lied von
Ernſt Kraus. — Spielmanns Lied. Von Nautilus. — Zum
Gedenken. Für Clavier von Ludwig Neuhoff. — Romanze.
Für Clavier. Von H. Sauerland. — Mazurka. Für
Clavier. Von Joſ Gauby. — Drei Clavierſtücke. Von Fritz
Kirchner. — Null Walzer für Solo, Quartett und Clavier
(aus der ‚Skat-Cantate‘) von F. John. — Adagio für
Violine mit Clavierbegleitung. Von Joſ. Haydn. Text:
Pauker Schmollingers Eheglück. Eine muſikaliſche Novellette
von A. Ruthardt. Mit ſieben Illuſtrationen. — Henriette
Sontag. Mit vier Illuſtrationen und einem Briefe. —
Berühmte Clavier-Virtuoſen. Mit 6 Porträts. — Dr. Felix
Kraus, mit Porträts. — Muſikaliſches Preisräthſel. — Das
ältere und jüngere Hellmesberger-Quartett. Von Hedwig
Abel. Mit zwei Abbildungen. — Humor in der Muſik-
bezeichnung.
Vereinsnachrichten.
§ Verein chriſtliche Familie. Die Ortsgruppe
Wieden des Vereines chriſtliche Familie hält
Dienſtag, den 10. d., ½8 Uhr, in Ed. Kränzl’s Garten-
ſalon, 4. Bez., Hauptſtraße 52, eine Vereinsverſammlung
ab. Tagesordnung: 1. Beſprechung über Vereinsangelegen-
heiten. 2. Wirthſchaftliche Fragen.
§ St. Lanrentius Kirchenbauverein Breitenſee.
Dieſer Verein hielt am 27. v. M. in Friedrich Schmid’s
Reſtauration zum Ludwigshof ſeine diesjährige General-
verſammlung ab. Nach der Begrüßungsanſprache durch den
Obmann Hochw. Ordelt erſtattete der Schriftführer
Leopold Blach den Bericht über die Thätigkeit des Ver-
eines, in welcher der feierlichen Grundſteinlegung am
22. Februar zur Kaiſer Franz Joſef-Jubi-
läums und St. Laurentius Pfarrkirche gedacht iſt. Die
Generalverſammlung genehmigte ſodann ein von dem Er-
bauer der Kirche, Architekten und Baumeiſter Gemeinderath
Ludwig Zatzka entworfenes Project für den Pfarrhof,
welcher im Laufe dieſes Jahres fertiggeſtellt wird. Nach
Erſtattung des Rechnungsabſchluſſes durch den Rechnungs-
führer Herrn Joſef Weishappel bat Se. Hochw. Herr
Rudolf Mels-Colloredo in einer längeren
ſehr beifällig aufgenommenen Rede die Anweſenden nicht
zu ermüden, den Verein nach beſten Kräften zu unterſtützen,
damit die Bevölkerung das 50jährige Regierungs-Jubiläum
Sr. Majeſtät des Kaiſers in der neuen Kirche zu feiern
vermag.
Verloſungen.
Herzoglich Braunſchweiger Loſe. Bei der am
31. März vorgenommenen Prämienverloſung fiel der Haupt-
treffer mit 165.000 Mark auf Serie 8372 Nr. 48, der zweite
Treffer mit 15.000 Mark auf Serie 8410 Nr. 43, der dritte
Treffer mit 9600 Mark auf Serie 3481 Nr. 4, der vierte
Treffer mit 3600 Mark auf Serie 266 Nr. 34. Je 300 Mk.
gewannen Serie 202 Nr. 33, S. 2004 Nr. 47, S. 5118
Nr. 22, S. 5562 Nr. 4, S. 5683 Nr. 33, S. 5894 Nr. 20,
S. 6054 Nr. 19, S. 6225 Nr. 23, S. 7041 Nr. 22, S. 7151
Nr. 30 und S. 7995 Nr. 7. Je 150 Mark gewannen
S. 202 Nr. 46, S. 2004 Nr. 23, S. 3296 Nr. 22, S. 5118
Nr. 27 und S. 5683 Nr. 12. Auf alle übrigen hier nicht
beſonders aufgeführten Nummern fällt der kleinſte Gewinn
von je 75 Mark.
_
Auf dem Wendenhofe.
Original-Novelle von Th. Schmidt.
(4.) Unbefugter Abdruck wird gerichtlich verfolgt.
„Ich habe nicht erwartet, daß er ſich direct um
ſeine beiden Mündel kümmern würde, da er mit meinen
Eltern aus mir unbekannten Gründen, ſo lange ich
denken kann keinerlei verwandſchaftliche Beziehungen
unterhalten hat. In der Vorausſetzung, daß ihm die
Uebertragung der Vormundſchaft über meinen Bruder
und mich höchſt unangenehm und läſtig ſein würde,
habe ich ihm bis zu dieſer Stunde weder meinen Auf-
enthaltsort angegeben, noch von ihm irgend einen Rath
erbeten. Mit dieſer Verſicherung beantworte ich gleich-
zeitig Ihre Vorwürfe, Herr Nordheim, welche Sie mir
ſoeben wegen des Auftretens meines Onkels machten.
Wenn dieſer meine ſofortige Entlaſſung fordert, ſo mag
er dazu ſeine Gründe haben, auf keinen Fall wird er
ſich aber auf mein Einverſtändniß berufen können. Ich
vermuthe, Sie haben meinen Onkel mißverſtanden.“
Der Principal blickte erfreut auf. „So werden Sie
alſo bleiben und mich der unangenehmen Sorge für
Ihren Erſatz überheben?“ fragte er ſchnell.
Noch ehe Johanna antworten konnte, klopfte es
draußen an die Thür, welche ſich faſt gleichzeitig ſchnell
öffnete. „Herr Nordheim, die Gräfin von Fernrode
wünſcht Sie zu ſprechen,“ rief ein Commis haſtig durch
die halbgeöffnete Thür.
Da die genannte Dame zu den beſten Kunden des
Geſchäfts zählte, ſo beeilte ſich der Chef, dem Wunſche
derſelben ſofort nachzukommen. „Bleiben Sie, bitte,
hier, Fräulein Marbes, ich werde hoffentlich bald wieder
hier ſein können,“ ſagte er im Fortgehen.
II.
Es war dem jungen Mädchen angenehm, daß der
Chef abgerufen wurde. Dadurch gewann ſie Zeit, über
das plötzliche Erſcheinen ihres Vormunds nachzudenken.
Was mochte den Mann, den ſie nur den Namen nach
kannte, nur dazu bewogen haben, zu jetziger ſchlechter
Jahreszeit die Reiſe nach Berlin anzutreten und ſein
Mündel aufzuſuchen, und wer hatte ihm überhaupt
ihre Adreſſe genannt? Was war ferner der Grund,
weßhalb er von ihrem Chef die ſofortige Entbindung
von ihren contractlichen Verpflichtungen verlangte
Dieſe Forderung konnte er doch nur mit ihrem Ein-
verſtändniß an den Chef ſtellen, und zwar erſt dann,
wenn er ihr einen paſſenden Erſatz für die verlorene
Stellung verſchafft hatte; denn daß dieſer Mann, der
ſich in mehr als zwanzig Jahren nicht um ihre
Eltern bekümmert hatte, der es zweifellos unter ſeiner
Würde hielt, mit der in kleinen Verhältniſſen lebenden
Familie einen verwandtſchaftlichen Verkehr zu unter-
halten, jetzt plötzlich ſich der Waiſen der ſtolz ge-
miedenen Verwandten annehmen und für ihren Unter-
halt ſorgen könnte, das durfte nach Lage der Dinge
Niemand erwarten. Das junge Mädchen, welches bis-
lang nur zu oft in ſeinen Hoffnungen und Erwartungen
getäuſcht worden war, gab ſich in dieſem Punkte auch
keiner Illuſion hin, wennſchon jener Gedanke einen
Moment ſie beſchäftigt hatte. Ueberdem würde ſie von
dem Vormunde zuletzt ein Almoſen annehmen, hatte er
doch im vorigen Jahre auf die Todesanzeige von ihrem
Vater kein Wort des Troſtes für die Hinterbliebenen
übrig gehabt und nur eine gedruckte Condolenz-Karte
geſchickt und damit nur einer rein geſellſchaftlichen Pflicht
genügt, wo doch jeder andere Mann ſich geſagt haben
würde, daß dieſe Form die Hinterbliebenen des Verſtor-
benen tief verletzen mußte. Johanna war damals em-
pört geweſen über dieſe Liebloſigkeit des Onkels, und
als ihre Mutter ſtarb, hatte ſie es nicht über ſich ge-
winnen. können, ihm eine Anzeige von deren Tode zu
machen. Was bedeutete nun dieſes plötzliche Erſcheinen
des Mannes, und wie kam es, daß derſelbe, im Gegen-
ſatz zu ſeinem früheren Verhalten, ſich mit einem Male
für die Kinder von Verwandten intereſſirte, die für ihn
bislang gar nicht exiſtirt hatten? Auf all’ dieſe Fragen
vermochte ſich Johanna keine Antwort zu geben. Sie
ſtand hier vor einem Räthſel.
Mitten in ihren Gedanken wurde ſie durch das
Anklopfen an die Thür geſtört. Auf ihr „Herein!“
öffnete ſich die letztere und der Commis von vor-
hin lud mit einem Kratzfuß einen Herrn ein, einzutreten.
Der Fremde, ein großer hagerer Mann, trug einen
grauen Havelok und Schlapphut, er hatte eine Adler-
naſe und ſchwarzen martialiſchen Schnurrbart, der ſchon
etwas mit weißen Streifen durchſetzt war. Er trat
langſam über die Schwelle, nahm ſeinen Hut ab und
blieb ſtumm an der Thür ſtehen, bis der Commis die-
ſelbe von außen wieder ſchloß. Hatte das große braune
Auge des Mannes beim Erblicken des jungen Mädchens
einen Moment ſtarr und forſchend an ihrer Geſtalt ge-
haftet, ſo erglänzte es plötzlich in einem feuchten Schim-
mer, als er ſchnell einige Schritte vortrat und nur das
eine Wort ausſtieß: „Friederike!“
(Fortſetzung folgt.)
Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.
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