Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898.

Bild:
<< vorherige Seite
132 Wien, Dienstag Reichspost 12. Juni 1898

[Spaltenumbruch]

verfolgt werden. Nach dem Ueberfalle bemerkte man,
daß 31 Gewehre fehlten. Der Bericht fährt sodann
fort: Einige Tage nach dem Ueberfalle wurde ein
wichtiger Helfershelfer Muhameds Namens Subtankul
ergriffen, bei dem ein angeblich aus Konstan-
tinopel angelangter Brief gefunden wurde, der Muha-
med
zum Gehilfen des Khalifen er-
nannt. Die Echtheit des Briefes ist zweifelhaft.
Ferner wurde im Koran eines getödteten Mollahs ein
von 12 Personen aus verschiedenen Bezirken unterzeich-
neter Aufruf zum "heiligen Kriege" gefunden. Der
Gouverneur von Turkestan suchte den in Andietschan
eingekerkerten Muhamed auf. Muhamed sagte aus, er
habe die traurigen Verhältnisse vor einem Jahre dem
Sultan geschildert und sich Raths
erbeten, was zu thun sei.
Muhamed be-
hauptet, jetzt die Antwort des Khalifen erhalten zu
haben. Der Khalif habe ihn zum Gehilfen ernannt,
damit er die Gebote des Scheria erfülle. Der Khalif
habe ihm zugleich ein altes Gewand als Ge-
schenk gesandt. -- Bezüglich des Ueberfalles bekannte
der Gefangene, er habe unter dem Einflusse einer
geistigen Störung gehandelt. (!!) Zur Er-
greifung der Bande Muhameds und der Herstellung
der Ordnung wurden umfassende Maßnahmen getroffen
und an verschiedenen Orten zahlreiche Personen ver-
haftet.

Bulgarien.

Das Resultat der Stichwahlen für die
Provinzialräthe.

Bei den gestern vorgenommenen
Stichwahlen für die Provinzialräthe unterlagen
in der Provinz Brabant die Kathokiken
den Liberalen; im Hennegau gewannen die
Socialisten, welche bereits bei den Wahlen am
vorigen Sonntag den Liberalen 3 Sitze abgenommen
hatten, 8 Sitze, so daß die Provinzial-
regierung
hier vollständig in ihrer
Hand
ist; in der Provinz Luttich verlieren
die radicalen Socialisten 8 Sitze, die bis-
herige radical-socialistische Re-
gierung
erscheint daher stark erschüttert;
in Antwerpen wurden die Liberalen
wiedergewählt; in Gent verlieren die
Liberalen 5 Sitze, die den Katholiken,
deren Mehrheitstark zunimmt,
zugute
kommen; in Namur haben die mit den
Socialisten vereinigten Liberalen
den Katholiken 8 Sitze abgenommen; in Luxem-
burg
verlieren die Liberalen 2 Sitze zu Gunsten
der Katholiken.




Gemeindezeitung.
Der Huldigungsfestzug der Wiener Schul-
jugend

findet Freitag, den 17. d., statt. An dem-
selben werden die Schüler und Schülerinnen der
Wiener Volks- und Bürgerschulen von der vierten
Classe der Volksschule aufwärts theilnehmen. Ueber
80.000 Schulkinder werden sich an dem Zuge be-
theiligen. Der Zug, der sich bekanntlich vom Rath-
hause über die Ringstraße zum Schwarzenberg-Platz
bewegt, wird durch Herolde in altdeutscher Tracht er-
öffnet. Die Schulkinder marschiren in der Reihenfolge
der Bezirke, und zwar innerhalb eines jeden Bezirkes
zuerst die Knaben, dann die Mädchen. Auch einzelne
Privatschulen haben sich zur Theilnahme gemeldet,
welche in ihre jeweiligen Bezirke eingetheilt werden.
Jede Schule rückt mit ihrer Schulfahne aus. Im
Zuge werden immer je vier Schüler nebeneinander
in je sechs Reihen marschiren. Die erste Reihe der
Knaben trägt Fähnchen, die erste Reihe der Mädchen
ist mit Schärpen geschmückt. Die Schulleiter eines
jeden Bezirkes haben einen Vertrauensmann gewählt,
welcher die Führung der gesammten Schulkinder eines
jeden Bezirkes übernimmt. In den Zug, welcher um
9 Uhr bei dem Rathhause formirt sein wird, sind
Militär- und Veteranencapellen eingeleitet, welche
während der Defilirung vor dem Kaiser die Musik
besorgen werden. Für die Sicherheit der Kinder sind
alle nur denkbaren Vorkehrungen getroffen worden.
Die Kinder jener Bezirke, welche von der Ringstraße
weiter als eine Wegstunde entfernt sind, werden theils
mit Stellwagen, theils mit der Pferdebahn und Stadt-
bahn zum und vom Festzuge befördert werden. Gegen-
über dem Kaiserzelte ist eine Sängertribüne für etwa
800 bis 1000 Sänger errichtet, auf welcher die Schul-
kinder beim Erscheinen und Abgang des Kaisers je
eine Strophe der "Volkshymne" singen sollen. Die
Defilirung vor dem Kaiser dürfte ungefähr eine
Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Die Gemeinde
Wien wird außer den Karten für die Tribünen noch
eine große Anzahl von Karten für den reservirten
Raum ausgeben. Dieser Raum, in welchem der
Eintritt nur gegen Vorweisung von Karten ge-
stattet ist, erstreckt sich von der Babenbergerstraße bis
zur Bellaria.

Der Gemeinderath

hält in dieser Woche Dienstag
und Donnerstag um halb 5 Uhr Nachmittags Sitzungen ab.
Stadtrathssitzungen finden Dienstag, Mittwoch und Donners-
tag um 10 Uhr Vormittags statt.

Bürgerrechtverleihung.

Das Bürgerrecht der Stadt
Wien wurde verliehen den Herren: Wenzel Oppenberger,
Gemeinderath; Anton Zawadil, Kürschner; Josef Landisch,
Holz- und Kohlenverschleißer; Johann Peters, Pflasterer-
meister; Johann Kientzler, Maurermeister; Josef Paul
Popp, Metalldrucker; Rudolf Böhm, Gastwirth; Const.
Wenzel Semenetz, Privatier; Lorenz Wiesinger, Schuh-
[Spaltenumbruch] macher; Franz Deutsch, Fleischhauer; Franz Hubert Stolle-
werk, Bürstenbinder; Victor Twarusch und Franz Beranek,
Tischler; Anton Steiner, Marktvictualienhändler; Johann
Kopfschlägl, Strohhutappreteur und Armenrath; Franz
Rottauer, Uhrblattschmelzer und Wilhelm Hampl, Tapezierer.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag, den 14. Juni 1898

Katholiken: Joh. Nov. -- Griechen (2.):
Nicephor. -- Sonnenaufgang 4 Uhr -- Minuten
Morgens. -- Sonnenuntergang 8 Uhr -- Minuten
Abends. -- Mondesaufgang 12 Uhr 51 Minuten Morgens.
-- Mondesuntergang 4 Uhr 46 Minuten Abends. --
Tageslänge 16 Stunden -- Minuten. -- Nachtlänge
8 Stunden -- Minuten.

* Hof- und Personalnachrichten.

Die Kaiserin,
welche seit Ende November v. J. zur Erholung zuerst in
Biarritz und dann im Süden geweilt hat, ist heute Früh
um 6 Uhr 40 Minten mittels Hof- und Separatzugung der
Westbahn aus Brückenau in Penzing eingetroffen und wurde
auf dem Perron des Bahnhofes vom Kaiser erwartet. Ihre
Majestäten fuhren sodann in das kaiserliche Schloß nach
Lainz, woselbst mit heutigem Tage der Sejour eröffnet
worden ist. Der Aufenthalt in Lainz ist bis Anfangs Juli
in Aussicht genommen. -- Der zur Disposition des Aller-
höchsten Oberbefehles gestellte FML. Erzherzog Franz
Ferdinand
wird von nun an während seines je-
weiligen Aufenthaltes in Wien die Generale und Truppen-
Commandanten sowie Gleichgestellte in dessen Kanzlei in
der Hofburg, Schweizerhof, im ersten Stocke an Werktagen
zwischen 11 und 12 Uhr empfangen. -- Erzherzog Maria
Anunciata
ist Samstag um 7 Uhr 30 Min. Abends
aus Prag hier angekommen. -- Erzherzog Leopold
Ferdinand
ist Samstag um 8 Uhr 20 Minuten mit
dem Schnellzug der Südbahn nach Nabresina abgereist. --
Erzherzog Rainer ist Samstag Abends aus Brünn
hieher zurückgekehrt und hat sich Sonntag Abends zur In-
spicirung der Landwehr nach Znaim begeben. -- Die
Herzoge Siegfried und Christoph von
Bayern, welche sich Freitag Vormittags zum Besuche
ihrer Großmutter der Prinzessin Clementine von
Sachsen-Coburg und Gotha nach Ebenthal
begeben haben, sind am 11. d. M. Abends wieder in Wien
eingetroffen und Sonntag Vormittags nach München weiter-
gereist. -- Der Landespräsident in der Bukowina, Freiherr
v. Bourguignon, ist am 12. d. M., Nachmittags
um 3/44 Uhr aus Czernowitz hier eingetroffen. -- In
Kaltenleutgeben befindet sich gegenwärtig zur Cur der durch
seine Orientexpedition und darauf bezüglichen Schriften
rühmlichst bekannte Graf v. Landberg, schwedischer
Kammerherr, Doctor der Philosophie etc. in Begleitung des
Beduinen Hadl el Heytaynu aus Detina in Süd-
arabien, eines Neffen des regierenden Beduinenchefs von
Detina. Graf Landberg nahm diesen auf einer seiner wissen-
schaftlichen Expedition vor vier Jahren nach Europa mit,
der nunmehr der deutschen Sprache mächtig, steter Be-
gleiter des Forschers auf seinen weiteren Forschungsreisen ist.
-- Der kaiserl. deutsche Botschaftsrath in Rom, Carl Graf
Pückler, ist aus Rom und der Vicebürgermeister in
Budapest, Alois Matuska, aus Budapest hier einge-
troffen. -- Der k. u. k. Viceconsul in Smyrna, Franz
Peter, ist von dort angekommen.

* Ernennungen.

Der Kaiser hat den geheimen Rath
und Oberlandesgerichtspräsidenten in Wien, Dr. Carl Ritter
Krall v. Krallenberg zum Ersatzmanne des Reichsgerichtes,
den a.-o. Professor Dr. Alexander Kolisko zum ordent-
lichen Professor der gerichtlichen Medicin an der Universität
in Wien und den mit dem Titel eines a.-o. Universitäts-
Professors bekleideten Privatdocenten Dr. Julius Scheff
zum außerordentlichen Professor der Zahnheilkunde an der
Universität in Wien ernannt und dem Bestallungsdiplome
des zum türkischen Consul in Fiume ernannten Nikolaki
Effendi das Exequatur ertheilt.

* Audienzeu.

Der Kaiser hat heute Vormittags
um 10 Uhr Allgemeine Audienzen ertheilt, wobei unter
Andern auch der Bürgermeister Doctor
Lueger
empfangen wurde. Der Bürgermeister unter-
breitete dem Monarchen die Bitte, er möge die für den
17. d. M. geplante Huldigung der Wiener Schuljugend
entgegennehmen. Der Kaiser sagte die Erfüllung der
Bitte zu.

* Beeidigung.

Der Kaiser hat heute Vormittags
um 10 Uhr vor dem Beginn der allgemeinen Audienzen
den römisch-katholischen Bischof in Przemysl Dr. Lucas
Ritter Solecki von Ostoja und den ungarischen
Reichstags-Abgeordneten Eugen Grafen Karatsonyi in
ihrer Eigenschaft als geheimen Räthe beeidigt.

* Decanswahl.

In der unter Vorsitz des Decans
Prof. Dr. Neumann stattgefundenen Vollver-
sammlung des theologischen Professoren-
collegiums wurde der ordentliche Professor des Bibel-
studiums Dr. Bernhard Schäfer für das kommende
Studienjahr zum Decan gewählt. -- An der medi-
zinischen
Facultät wurde der Professor der Ge-
schichte der Medizin Dr. Theodor Puschmann, an
der philosophischen der Professor der Geographie
Dr. Wilhelm Tomaschek zum Decan gewählt.

* St. Josefs-Knabenasyl am Rennweg.

Gestern
fand in dem unter dem Protectorate Seiner kais. und kgl.
Hoheit des Erzherzogs Rainer stehenden St. Josefs-
Knabenasyl am Rennweg die I. Gründungsfeier als Rosen-
fest statt und erfreute sich eines unerwarteten Andranges der
Gönner, so daß lange vor der festgesetzten Stunde sämmt-
liche Räumlichkeiten des Asyls dicht besetzt waren. Der
Director, Hochw. Herr Josef Berghold, eröffnete das
Fest mit einer zündenden Ansprache über das rasche Auf-
blühen des Asyls trotz unerwartet großer Schwierigkeiten
und gab seiner Freude über das Erscheinen des mit stürmi-
schem Enthusiasmus begrüßten Hochw. Herrn P. Abel
Ausdruck. Hierauf ergriff der allgemein beliebte Kanzel-
redner, der an der Gründung des Asyls wesentlichen An-
theil genommen, das Wort und sprach über den
Segen dieser jugendlichen Anstalt im 3. Bezirk. Während
dieser Rede verkündeten Hochrufe das Erscheinen des Festredners,
des hochw. Herrn Priors Grafen Mels-Colloredo,
[Spaltenumbruch] der hierauf in ausgezeichneter Rede die Wohlthat des Asyls
besonders für die arme, arbeitende Bevölkerung hervorhob.
Den unterhaltenden Theil besorgten in uneigennütziger Weise
der I. österreichische Militärveteranen-Verein Erzherzog
Rainer mit seiner Musikcapelle, der katholische Jünglings-
verein St. Josef in Rudolfsheim, die Geschwister Sandulik
mit ihren allerliebsten Vorträgen und noch andere junge
Freunde des Asyls. An den hohen Protector wurde von
den an 1000 zählenden Anwesenden ein Huldigungstele-
gramm abgesendet. Ferner wurde vom Herrn Director
Berghold ein Hoch ausgebracht auf das Stadtober-
haupt, auf die unermüdliche Frau Präsidentin Rosa
Hartleben und die Wohlthäter des Vereines. Dct.
med.
Anton Nepustil hob die Verdienste des Herrn
Directors hervor und brachte auf ihn ein stürmisch aufge-
nommenes Hoch aus. Das äußerst gelungene, gemüthliche
und wahrhaft wienerische Fest wurde in vorgerückter Stunde
mit einem begeisterten Hoch auf den Jubelkaiser und mit
dem Absingen der Volkshymne geschlossen.

* Sterbefall.

Gestern Nachts um 1/212 Uhr ist in
seiner Wohnung, Reichsrathsstraße 13, der Privatdocent an
der Wiener Universität und Magister der Geburtshilfe,
Dr. Franz Kretschy einer Lungenentzündung erlegen.

* Verlobung.

Die Tochter Anna des in weitesten
Kreisen bestens bekannten christlich socialen Antisemiten,
Herrn Ortsschulrath Hennich, hat sich mit Herrn städt.
Lehrer und Hausbesitzer Karl Schmidt verlobt. Die
Vermählung findet gleichzeitig mit der silbernen Hochzeit
Herrn Hennich's am 2. August d, J. statt.

* Internationales Schachturnier.

Freitag wurden
noch in später Abendstunde die Partien Dr. Tarrasch-Halprin
und Schiffers-Maroczy zu Ende gespielt. Halpri unter-
lag gegen Dr. Tarrasch, desgleichen verlor Schiffers
gegen Maroczy. Die achte Runde brachte Alapin
einen Sieg über Halprin. Die Partie Maroczy
gegen Dr. Tarrasch wurde remis. Den gleichen Aus-
gang nahm die Partie Caro-Trenchard. Schwarz
mußte das Spiel gegen Walbrodt nach dreißig Zügen
aufgeben. Janowski führte die Partie gegen Marco
zum Gewinn. Steinitz mußte das aussichtslose Spiel
gegen Schiffers nach 39 Zügen aufgeben. Tschi-
gorin
unterlag gegen Baird. Die Partie zwischen
Lipke und Burn endete mit dem Siege des Ersteren in
49 Zügen. Showalter konnte die Partie gegen
Blackburne in 39 Zügen zu seinen Gunsten ent-
scheiden. Die Partie Pillsbury-Schlechter
war in später Abendstunde noch nicht beendet. Schwarz
meldete seinen Austritt aus dem Turnier an. Stand nach
der achten Runde: Alapin, Dr. Tarrach 61/2, Pillsbury (1)
51/2, Walbrodt 51/2, Burn, Janowski, Maroczy 5, Steinitz,
Schiffers, Tschigorin 41/2, Showalter 4, Blackburne, Marco,
Lipke 31/2, Schlechter (1) 3, Halprin 3, Caro, Bard 2,
Trenchaud 11/2.

* Mordversuch in einem Gasthause.

Im Gast-
hause zu den drei Raben, 1. Bez., Rabenplatz Nr. 1, hat
heute um Mitternacht der Schneidergehilfe Anton Chobot
aus Eifersucht gegen den Schneidergehilfen Josef Brom
aus einem Revolver einen Schuß abgegeben, in der Absicht
ihn zu tödten. Die Kugel flog am linken Ohr des Be-
drohten vorüber, drang in eine Ecke der Wand und fiel
dann zu Boden. Nur einem glücklichen Zufalle hat Brom es
zu danken, daß er durch diesen Anschlag unverletzt blieb.
Ueber die Gründe, die den jungen Mann zu diesem schweren
Verbrechen veranlaßt haben, erfahren wir folgende Details.
Anton Chobot, Leopoldstadt, Mießbachgasse Nr. 2 wohnhaft,
hatte seit 18 Monaten mit der Köchin Anna Nonopolik,
Seitenstettengasse Nr. 5 bedienstet, ein Liebesverhältniß.
Er glaubte in den letzten Wochen von dem Mädchen ver-
nachläßigt zu werden und diese Vermuthung wurde noch
dadurch bestärkt, daß Freunde ihn aufmerksam machten, daß
Anna Nonopolik das Verhältniß mit ihm lösen werde, um
mit einem anderen jungen Manne, gleichfalls einem
Schneidergehilfen zu verkehren. Gestern Abends
traf er zufällig im Prater seinen Neben-
buhler den Schneidergehilfen Josef Brom, welcher
Vormittags aus Lundenburg hier eingetroffen war, um die
Jubiläumsausstellung zu besichtigen. Er führte die Nonopolik
am Arme. Alle Drei gingen in die Ausstellung und blieben
dort bis spät Abends. Während des Gespräches erfuhr
Chobot, daß Brom, den er bisher gar nicht kannte, das
Mädchen Nachmittags aus ihrem Dienstorte abgeholt und
in den Prater geführt habe. Nach dem Besuche der Aus-
stellung begaben sich die drei Personen in das Gasthaus "zu
den drei Raben" nud nahmen im Extrazimmer Platz.
Chobot saß am Tische seinem Rivalen gegenüber. Gegen
Mitternacht glaubte er mit Recht annehmen zu dürfen, daß
das Paar sich über ihn lustig mache. Er gerieth in eine
derartige Aufregung, und von Eifersucht getrieben, zog er
einen siebenläufigen Revolver, zielte gegen den Kopf des
Brom und ehe es Jemand verhindern konnte, hatte er
einen Schuß abgegeben. Die Kugel hat, wie schon erwähnt,
ihr Ziel verfehlt. Er wollte noch einen zweiten Schuß ab-
geben, wurde aber von Brom, der ihm die Waffe entrissen
hatte, daran gehindert. Brom nahm nun mit Hilfe der
Gasthausbediensteten, die auf die Detonation herbeigeeilt
waren, den Eifersüchtigen fest, welchen ein requirirter
Sicherheitswachmann in das Hauscommissariat der Polizei-
direction brachte. Der Verhaftete erklärte, daß er Brom
nicht tödten, sondern ihm nur einen Denkzettel geben
wollte. Den Revolver habe er bereits am 11. d. gekauft,
um aus Schmerz, weil ihn seine Geliebte verlassen wollte,
einen Selbstmord zu begehen.

* Plötzlich gestorben.

Ecke der Kreuzgasse und Mitter-
berggasse stürzte gestern Nachmittags um 6 Uhr ein circa
60jähriger, besser gekleideter Mann in Folge eines Herz-
schlages zusammen und war vor Eintreffen der berufenen
Freiwilligen Rettungsgesellschaft bereits todt. Die Identität
des Mannes ist bisher nicht festgestellt.

* Zwei verunglückte Radfahrer.

Gestern Nach-
mittags um 1/26 Uhr fuhren auf der Waffenradbahn im
Prater der 23jährige Commis Georg Tuber und der
21jährige Spediteur Max Eisenklamm mit ihren
Zweirädern aneinander. Sie kammen Beide zu Falle und
zogen sich mehrfache Contusionen im Gesichte, am Ellbogen
und an den Händen zu. Tuber erlitt überdies noch eine
Nervenerschütterung.

* Origineller Gaunerstreich.

Seit mehr als einem
Jahre trieb hier ein Gauner sein Unwesen, und ausschließ-
lich waren es k. k. Postbestellboten, welche seine Opfer waren.
Dieser Gauner hatte es nämlich auf die Zweiräder der
Postbestellboten, welche von denselben im Dienste benützt

132 Wien, Dienſtag Reichspoſt 12. Juni 1898

[Spaltenumbruch]

verfolgt werden. Nach dem Ueberfalle bemerkte man,
daß 31 Gewehre fehlten. Der Bericht fährt ſodann
fort: Einige Tage nach dem Ueberfalle wurde ein
wichtiger Helfershelfer Muhameds Namens Subtankul
ergriffen, bei dem ein angeblich aus Konſtan-
tinopel angelangter Brief gefunden wurde, der Muha-
med
zum Gehilfen des Khalifen er-
nannt. Die Echtheit des Briefes iſt zweifelhaft.
Ferner wurde im Koran eines getödteten Mollahs ein
von 12 Perſonen aus verſchiedenen Bezirken unterzeich-
neter Aufruf zum „heiligen Kriege“ gefunden. Der
Gouverneur von Turkeſtan ſuchte den in Andietſchan
eingekerkerten Muhamed auf. Muhamed ſagte aus, er
habe die traurigen Verhältniſſe vor einem Jahre dem
Sultan geſchildert und ſich Raths
erbeten, was zu thun ſei.
Muhamed be-
hauptet, jetzt die Antwort des Khalifen erhalten zu
haben. Der Khalif habe ihn zum Gehilfen ernannt,
damit er die Gebote des Scheria erfülle. Der Khalif
habe ihm zugleich ein altes Gewand als Ge-
ſchenk geſandt. — Bezüglich des Ueberfalles bekannte
der Gefangene, er habe unter dem Einfluſſe einer
geiſtigen Störung gehandelt. (!!) Zur Er-
greifung der Bande Muhameds und der Herſtellung
der Ordnung wurden umfaſſende Maßnahmen getroffen
und an verſchiedenen Orten zahlreiche Perſonen ver-
haftet.

Bulgarien.

Das Reſultat der Stichwahlen für die
Provinzialräthe.

Bei den geſtern vorgenommenen
Stichwahlen für die Provinzialräthe unterlagen
in der Provinz Brabant die Kathokiken
den Liberalen; im Hennegau gewannen die
Socialiſten, welche bereits bei den Wahlen am
vorigen Sonntag den Liberalen 3 Sitze abgenommen
hatten, 8 Sitze, ſo daß die Provinzial-
regierung
hier vollſtändig in ihrer
Hand
iſt; in der Provinz Luttich verlieren
die radicalen Socialiſten 8 Sitze, die bis-
herige radical-ſocialiſtiſche Re-
gierung
erſcheint daher ſtark erſchüttert;
in Antwerpen wurden die Liberalen
wiedergewählt; in Gent verlieren die
Liberalen 5 Sitze, die den Katholiken,
deren Mehrheitſtark zunimmt,
zugute
kommen; in Namur haben die mit den
Socialiſten vereinigten Liberalen
den Katholiken 8 Sitze abgenommen; in Luxem-
burg
verlieren die Liberalen 2 Sitze zu Gunſten
der Katholiken.




Gemeindezeitung.
Der Huldigungsfeſtzug der Wiener Schul-
jugend

findet Freitag, den 17. d., ſtatt. An dem-
ſelben werden die Schüler und Schülerinnen der
Wiener Volks- und Bürgerſchulen von der vierten
Claſſe der Volksſchule aufwärts theilnehmen. Ueber
80.000 Schulkinder werden ſich an dem Zuge be-
theiligen. Der Zug, der ſich bekanntlich vom Rath-
hauſe über die Ringſtraße zum Schwarzenberg-Platz
bewegt, wird durch Herolde in altdeutſcher Tracht er-
öffnet. Die Schulkinder marſchiren in der Reihenfolge
der Bezirke, und zwar innerhalb eines jeden Bezirkes
zuerſt die Knaben, dann die Mädchen. Auch einzelne
Privatſchulen haben ſich zur Theilnahme gemeldet,
welche in ihre jeweiligen Bezirke eingetheilt werden.
Jede Schule rückt mit ihrer Schulfahne aus. Im
Zuge werden immer je vier Schüler nebeneinander
in je ſechs Reihen marſchiren. Die erſte Reihe der
Knaben trägt Fähnchen, die erſte Reihe der Mädchen
iſt mit Schärpen geſchmückt. Die Schulleiter eines
jeden Bezirkes haben einen Vertrauensmann gewählt,
welcher die Führung der geſammten Schulkinder eines
jeden Bezirkes übernimmt. In den Zug, welcher um
9 Uhr bei dem Rathhauſe formirt ſein wird, ſind
Militär- und Veteranencapellen eingeleitet, welche
während der Defilirung vor dem Kaiſer die Muſik
beſorgen werden. Für die Sicherheit der Kinder ſind
alle nur denkbaren Vorkehrungen getroffen worden.
Die Kinder jener Bezirke, welche von der Ringſtraße
weiter als eine Wegſtunde entfernt ſind, werden theils
mit Stellwagen, theils mit der Pferdebahn und Stadt-
bahn zum und vom Feſtzuge befördert werden. Gegen-
über dem Kaiſerzelte iſt eine Sängertribüne für etwa
800 bis 1000 Sänger errichtet, auf welcher die Schul-
kinder beim Erſcheinen und Abgang des Kaiſers je
eine Strophe der „Volkshymne“ ſingen ſollen. Die
Defilirung vor dem Kaiſer dürfte ungefähr eine
Stunde Zeit in Anſpruch nehmen. Die Gemeinde
Wien wird außer den Karten für die Tribünen noch
eine große Anzahl von Karten für den reſervirten
Raum ausgeben. Dieſer Raum, in welchem der
Eintritt nur gegen Vorweiſung von Karten ge-
ſtattet iſt, erſtreckt ſich von der Babenbergerſtraße bis
zur Bellaria.

Der Gemeinderath

hält in dieſer Woche Dienſtag
und Donnerſtag um halb 5 Uhr Nachmittags Sitzungen ab.
Stadtrathsſitzungen finden Dienſtag, Mittwoch und Donners-
tag um 10 Uhr Vormittags ſtatt.

Bürgerrechtverleihung.

Das Bürgerrecht der Stadt
Wien wurde verliehen den Herren: Wenzel Oppenberger,
Gemeinderath; Anton Zawadil, Kürſchner; Joſef Landiſch,
Holz- und Kohlenverſchleißer; Johann Peters, Pflaſterer-
meiſter; Johann Kientzler, Maurermeiſter; Joſef Paul
Popp, Metalldrucker; Rudolf Böhm, Gaſtwirth; Conſt.
Wenzel Semenetz, Privatier; Lorenz Wieſinger, Schuh-
[Spaltenumbruch] macher; Franz Deutſch, Fleiſchhauer; Franz Hubert Stolle-
werk, Bürſtenbinder; Victor Twaruſch und Franz Beranek,
Tiſchler; Anton Steiner, Marktvictualienhändler; Johann
Kopfſchlägl, Strohhutappreteur und Armenrath; Franz
Rottauer, Uhrblattſchmelzer und Wilhelm Hampl, Tapezierer.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienſtag, den 14. Juni 1898

Katholiken: Joh. Nov. — Griechen (2.):
Nicephor. — Sonnenaufgang 4 Uhr — Minuten
Morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr — Minuten
Abends. — Mondesaufgang 12 Uhr 51 Minuten Morgens.
— Mondesuntergang 4 Uhr 46 Minuten Abends. —
Tageslänge 16 Stunden — Minuten. — Nachtlänge
8 Stunden — Minuten.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Die Kaiſerin,
welche ſeit Ende November v. J. zur Erholung zuerſt in
Biarritz und dann im Süden geweilt hat, iſt heute Früh
um 6 Uhr 40 Minten mittels Hof- und Separatzugung der
Weſtbahn aus Brückenau in Penzing eingetroffen und wurde
auf dem Perron des Bahnhofes vom Kaiſer erwartet. Ihre
Majeſtäten fuhren ſodann in das kaiſerliche Schloß nach
Lainz, woſelbſt mit heutigem Tage der Sejour eröffnet
worden iſt. Der Aufenthalt in Lainz iſt bis Anfangs Juli
in Ausſicht genommen. — Der zur Dispoſition des Aller-
höchſten Oberbefehles geſtellte FML. Erzherzog Franz
Ferdinand
wird von nun an während ſeines je-
weiligen Aufenthaltes in Wien die Generale und Truppen-
Commandanten ſowie Gleichgeſtellte in deſſen Kanzlei in
der Hofburg, Schweizerhof, im erſten Stocke an Werktagen
zwiſchen 11 und 12 Uhr empfangen. — Erzherzog Maria
Anunciata
iſt Samſtag um 7 Uhr 30 Min. Abends
aus Prag hier angekommen. — Erzherzog Leopold
Ferdinand
iſt Samſtag um 8 Uhr 20 Minuten mit
dem Schnellzug der Südbahn nach Nabreſina abgereiſt. —
Erzherzog Rainer iſt Samſtag Abends aus Brünn
hieher zurückgekehrt und hat ſich Sonntag Abends zur In-
ſpicirung der Landwehr nach Znaim begeben. — Die
Herzoge Siegfried und Chriſtoph von
Bayern, welche ſich Freitag Vormittags zum Beſuche
ihrer Großmutter der Prinzeſſin Clementine von
Sachſen-Coburg und Gotha nach Ebenthal
begeben haben, ſind am 11. d. M. Abends wieder in Wien
eingetroffen und Sonntag Vormittags nach München weiter-
gereiſt. — Der Landespräſident in der Bukowina, Freiherr
v. Bourguignon, iſt am 12. d. M., Nachmittags
um ¾4 Uhr aus Czernowitz hier eingetroffen. — In
Kaltenleutgeben befindet ſich gegenwärtig zur Cur der durch
ſeine Orientexpedition und darauf bezüglichen Schriften
rühmlichſt bekannte Graf v. Landberg, ſchwediſcher
Kammerherr, Doctor der Philoſophie ꝛc. in Begleitung des
Beduinen Hadl el Heytaynu aus Detina in Süd-
arabien, eines Neffen des regierenden Beduinenchefs von
Detina. Graf Landberg nahm dieſen auf einer ſeiner wiſſen-
ſchaftlichen Expedition vor vier Jahren nach Europa mit,
der nunmehr der deutſchen Sprache mächtig, ſteter Be-
gleiter des Forſchers auf ſeinen weiteren Forſchungsreiſen iſt.
— Der kaiſerl. deutſche Botſchaftsrath in Rom, Carl Graf
Pückler, iſt aus Rom und der Vicebürgermeiſter in
Budapeſt, Alois Matuska, aus Budapeſt hier einge-
troffen. — Der k. u. k. Viceconſul in Smyrna, Franz
Peter, iſt von dort angekommen.

* Ernennungen.

Der Kaiſer hat den geheimen Rath
und Oberlandesgerichtspräſidenten in Wien, Dr. Carl Ritter
Krall v. Krallenberg zum Erſatzmanne des Reichsgerichtes,
den a.-o. Profeſſor Dr. Alexander Kolisko zum ordent-
lichen Profeſſor der gerichtlichen Medicin an der Univerſität
in Wien und den mit dem Titel eines a.-o. Univerſitäts-
Profeſſors bekleideten Privatdocenten Dr. Julius Scheff
zum außerordentlichen Profeſſor der Zahnheilkunde an der
Univerſität in Wien ernannt und dem Beſtallungsdiplome
des zum türkiſchen Conſul in Fiume ernannten Nikolaki
Effendi das Exequatur ertheilt.

* Audienzeu.

Der Kaiſer hat heute Vormittags
um 10 Uhr Allgemeine Audienzen ertheilt, wobei unter
Andern auch der Bürgermeiſter Doctor
Lueger
empfangen wurde. Der Bürgermeiſter unter-
breitete dem Monarchen die Bitte, er möge die für den
17. d. M. geplante Huldigung der Wiener Schuljugend
entgegennehmen. Der Kaiſer ſagte die Erfüllung der
Bitte zu.

* Beeidigung.

Der Kaiſer hat heute Vormittags
um 10 Uhr vor dem Beginn der allgemeinen Audienzen
den römiſch-katholiſchen Biſchof in Przemysl Dr. Lucas
Ritter Solecki von Oſtoja und den ungariſchen
Reichstags-Abgeordneten Eugen Grafen Karatſonyi in
ihrer Eigenſchaft als geheimen Räthe beeidigt.

* Decanswahl.

In der unter Vorſitz des Decans
Prof. Dr. Neumann ſtattgefundenen Vollver-
ſammlung des theologiſchen Profeſſoren-
collegiums wurde der ordentliche Profeſſor des Bibel-
ſtudiums Dr. Bernhard Schäfer für das kommende
Studienjahr zum Decan gewählt. — An der medi-
ziniſchen
Facultät wurde der Profeſſor der Ge-
ſchichte der Medizin Dr. Theodor Puſchmann, an
der philoſophiſchen der Profeſſor der Geographie
Dr. Wilhelm Tomaſchek zum Decan gewählt.

* St. Joſefs-Knabenaſyl am Rennweg.

Geſtern
fand in dem unter dem Protectorate Seiner kaiſ. und kgl.
Hoheit des Erzherzogs Rainer ſtehenden St. Joſefs-
Knabenaſyl am Rennweg die I. Gründungsfeier als Roſen-
feſt ſtatt und erfreute ſich eines unerwarteten Andranges der
Gönner, ſo daß lange vor der feſtgeſetzten Stunde ſämmt-
liche Räumlichkeiten des Aſyls dicht beſetzt waren. Der
Director, Hochw. Herr Joſef Berghold, eröffnete das
Feſt mit einer zündenden Anſprache über das raſche Auf-
blühen des Aſyls trotz unerwartet großer Schwierigkeiten
und gab ſeiner Freude über das Erſcheinen des mit ſtürmi-
ſchem Enthuſiasmus begrüßten Hochw. Herrn P. Abel
Ausdruck. Hierauf ergriff der allgemein beliebte Kanzel-
redner, der an der Gründung des Aſyls weſentlichen An-
theil genommen, das Wort und ſprach über den
Segen dieſer jugendlichen Anſtalt im 3. Bezirk. Während
dieſer Rede verkündeten Hochrufe das Erſcheinen des Feſtredners,
des hochw. Herrn Priors Grafen Mels-Colloredo,
[Spaltenumbruch] der hierauf in ausgezeichneter Rede die Wohlthat des Aſyls
beſonders für die arme, arbeitende Bevölkerung hervorhob.
Den unterhaltenden Theil beſorgten in uneigennütziger Weiſe
der I. öſterreichiſche Militärveteranen-Verein Erzherzog
Rainer mit ſeiner Muſikcapelle, der katholiſche Jünglings-
verein St. Joſef in Rudolfsheim, die Geſchwiſter Sandulik
mit ihren allerliebſten Vorträgen und noch andere junge
Freunde des Aſyls. An den hohen Protector wurde von
den an 1000 zählenden Anweſenden ein Huldigungstele-
gramm abgeſendet. Ferner wurde vom Herrn Director
Berghold ein Hoch ausgebracht auf das Stadtober-
haupt, auf die unermüdliche Frau Präſidentin Roſa
Hartleben und die Wohlthäter des Vereines. Dct.
med.
Anton Nepuſtil hob die Verdienſte des Herrn
Directors hervor und brachte auf ihn ein ſtürmiſch aufge-
nommenes Hoch aus. Das äußerſt gelungene, gemüthliche
und wahrhaft wieneriſche Feſt wurde in vorgerückter Stunde
mit einem begeiſterten Hoch auf den Jubelkaiſer und mit
dem Abſingen der Volkshymne geſchloſſen.

* Sterbefall.

Geſtern Nachts um ½12 Uhr iſt in
ſeiner Wohnung, Reichsrathsſtraße 13, der Privatdocent an
der Wiener Univerſität und Magiſter der Geburtshilfe,
Dr. Franz Kretſchy einer Lungenentzündung erlegen.

* Verlobung.

Die Tochter Anna des in weiteſten
Kreiſen beſtens bekannten chriſtlich ſocialen Antiſemiten,
Herrn Ortsſchulrath Hennich, hat ſich mit Herrn ſtädt.
Lehrer und Hausbeſitzer Karl Schmidt verlobt. Die
Vermählung findet gleichzeitig mit der ſilbernen Hochzeit
Herrn Hennich’s am 2. Auguſt d, J. ſtatt.

* Internationales Schachturnier.

Freitag wurden
noch in ſpäter Abendſtunde die Partien Dr. Tarraſch-Halprin
und Schiffers-Maroczy zu Ende geſpielt. Halpri unter-
lag gegen Dr. Tarraſch, desgleichen verlor Schiffers
gegen Maroczy. Die achte Runde brachte Alapin
einen Sieg über Halprin. Die Partie Maroczy
gegen Dr. Tarraſch wurde remis. Den gleichen Aus-
gang nahm die Partie Caro-Trenchard. Schwarz
mußte das Spiel gegen Walbrodt nach dreißig Zügen
aufgeben. Janowski führte die Partie gegen Marco
zum Gewinn. Steinitz mußte das ausſichtsloſe Spiel
gegen Schiffers nach 39 Zügen aufgeben. Tſchi-
gorin
unterlag gegen Baird. Die Partie zwiſchen
Lipke und Burn endete mit dem Siege des Erſteren in
49 Zügen. Showalter konnte die Partie gegen
Blackburne in 39 Zügen zu ſeinen Gunſten ent-
ſcheiden. Die Partie Pillsbury-Schlechter
war in ſpäter Abendſtunde noch nicht beendet. Schwarz
meldete ſeinen Austritt aus dem Turnier an. Stand nach
der achten Runde: Alapin, Dr. Tarrach 6½, Pillsbury (1)
5½, Walbrodt 5½, Burn, Janowski, Maroczy 5, Steinitz,
Schiffers, Tſchigorin 4½, Showalter 4, Blackburne, Marco,
Lipke 3½, Schlechter (1) 3, Halprin 3, Caro, Bard 2,
Trenchaud 1½.

* Mordverſuch in einem Gaſthauſe.

Im Gaſt-
hauſe zu den drei Raben, 1. Bez., Rabenplatz Nr. 1, hat
heute um Mitternacht der Schneidergehilfe Anton Chobot
aus Eiferſucht gegen den Schneidergehilfen Joſef Brom
aus einem Revolver einen Schuß abgegeben, in der Abſicht
ihn zu tödten. Die Kugel flog am linken Ohr des Be-
drohten vorüber, drang in eine Ecke der Wand und fiel
dann zu Boden. Nur einem glücklichen Zufalle hat Brom es
zu danken, daß er durch dieſen Anſchlag unverletzt blieb.
Ueber die Gründe, die den jungen Mann zu dieſem ſchweren
Verbrechen veranlaßt haben, erfahren wir folgende Details.
Anton Chobot, Leopoldſtadt, Mießbachgaſſe Nr. 2 wohnhaft,
hatte ſeit 18 Monaten mit der Köchin Anna Nonopolik,
Seitenſtettengaſſe Nr. 5 bedienſtet, ein Liebesverhältniß.
Er glaubte in den letzten Wochen von dem Mädchen ver-
nachläßigt zu werden und dieſe Vermuthung wurde noch
dadurch beſtärkt, daß Freunde ihn aufmerkſam machten, daß
Anna Nonopolik das Verhältniß mit ihm löſen werde, um
mit einem anderen jungen Manne, gleichfalls einem
Schneidergehilfen zu verkehren. Geſtern Abends
traf er zufällig im Prater ſeinen Neben-
buhler den Schneidergehilfen Joſef Brom, welcher
Vormittags aus Lundenburg hier eingetroffen war, um die
Jubiläumsausſtellung zu beſichtigen. Er führte die Nonopolik
am Arme. Alle Drei gingen in die Ausſtellung und blieben
dort bis ſpät Abends. Während des Geſpräches erfuhr
Chobot, daß Brom, den er bisher gar nicht kannte, das
Mädchen Nachmittags aus ihrem Dienſtorte abgeholt und
in den Prater geführt habe. Nach dem Beſuche der Aus-
ſtellung begaben ſich die drei Perſonen in das Gaſthaus „zu
den drei Raben“ nud nahmen im Extrazimmer Platz.
Chobot ſaß am Tiſche ſeinem Rivalen gegenüber. Gegen
Mitternacht glaubte er mit Recht annehmen zu dürfen, daß
das Paar ſich über ihn luſtig mache. Er gerieth in eine
derartige Aufregung, und von Eiferſucht getrieben, zog er
einen ſiebenläufigen Revolver, zielte gegen den Kopf des
Brom und ehe es Jemand verhindern konnte, hatte er
einen Schuß abgegeben. Die Kugel hat, wie ſchon erwähnt,
ihr Ziel verfehlt. Er wollte noch einen zweiten Schuß ab-
geben, wurde aber von Brom, der ihm die Waffe entriſſen
hatte, daran gehindert. Brom nahm nun mit Hilfe der
Gaſthausbedienſteten, die auf die Detonation herbeigeeilt
waren, den Eiferſüchtigen feſt, welchen ein requirirter
Sicherheitswachmann in das Hauscommiſſariat der Polizei-
direction brachte. Der Verhaftete erklärte, daß er Brom
nicht tödten, ſondern ihm nur einen Denkzettel geben
wollte. Den Revolver habe er bereits am 11. d. gekauft,
um aus Schmerz, weil ihn ſeine Geliebte verlaſſen wollte,
einen Selbſtmord zu begehen.

* Plötzlich geſtorben.

Ecke der Kreuzgaſſe und Mitter-
berggaſſe ſtürzte geſtern Nachmittags um 6 Uhr ein circa
60jähriger, beſſer gekleideter Mann in Folge eines Herz-
ſchlages zuſammen und war vor Eintreffen der berufenen
Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft bereits todt. Die Identität
des Mannes iſt bisher nicht feſtgeſtellt.

* Zwei verunglückte Radfahrer.

Geſtern Nach-
mittags um ½6 Uhr fuhren auf der Waffenradbahn im
Prater der 23jährige Commis Georg Tuber und der
21jährige Spediteur Max Eiſenklamm mit ihren
Zweirädern aneinander. Sie kammen Beide zu Falle und
zogen ſich mehrfache Contuſionen im Geſichte, am Ellbogen
und an den Händen zu. Tuber erlitt überdies noch eine
Nervenerſchütterung.

* Origineller Gaunerſtreich.

Seit mehr als einem
Jahre trieb hier ein Gauner ſein Unweſen, und ausſchließ-
lich waren es k. k. Poſtbeſtellboten, welche ſeine Opfer waren.
Dieſer Gauner hatte es nämlich auf die Zweiräder der
Poſtbeſtellboten, welche von denſelben im Dienſte benützt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0003" n="3"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">132 Wien, Dien&#x017F;tag Reichspo&#x017F;t 12. Juni 1898</hi> </fw><lb/>
      <cb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div xml:id="rußland2" prev="#rußland1" type="jArticle" n="2">
          <p>verfolgt werden. Nach dem Ueberfalle bemerkte man,<lb/>
daß 31 Gewehre fehlten. Der Bericht fährt &#x017F;odann<lb/>
fort: Einige Tage nach dem Ueberfalle wurde ein<lb/>
wichtiger Helfershelfer Muhameds Namens Subtankul<lb/>
ergriffen, bei dem ein angeblich aus Kon&#x017F;tan-<lb/>
tinopel angelangter Brief gefunden wurde, der <hi rendition="#g">Muha-<lb/>
med</hi> zum <hi rendition="#g">Gehilfen des Khalifen</hi> er-<lb/>
nannt. Die Echtheit des Briefes i&#x017F;t zweifelhaft.<lb/>
Ferner wurde im Koran eines getödteten Mollahs ein<lb/>
von 12 Per&#x017F;onen aus ver&#x017F;chiedenen Bezirken unterzeich-<lb/>
neter Aufruf zum &#x201E;heiligen Kriege&#x201C; gefunden. Der<lb/>
Gouverneur von Turke&#x017F;tan &#x017F;uchte den in Andiet&#x017F;chan<lb/>
eingekerkerten Muhamed auf. Muhamed &#x017F;agte aus, er<lb/>
habe die traurigen Verhältni&#x017F;&#x017F;e vor einem Jahre dem<lb/><hi rendition="#g">Sultan ge&#x017F;childert und &#x017F;ich Raths<lb/>
erbeten, was zu thun &#x017F;ei.</hi> Muhamed be-<lb/>
hauptet, jetzt die Antwort des Khalifen erhalten zu<lb/>
haben. Der Khalif habe ihn zum Gehilfen ernannt,<lb/>
damit er die Gebote des Scheria erfülle. Der Khalif<lb/>
habe ihm zugleich ein <hi rendition="#g">altes Gewand</hi> als Ge-<lb/>
&#x017F;chenk ge&#x017F;andt. &#x2014; Bezüglich des Ueberfalles bekannte<lb/>
der Gefangene, er habe unter dem Einflu&#x017F;&#x017F;e einer<lb/><hi rendition="#g">gei&#x017F;tigen Störung</hi> gehandelt. (!!) Zur Er-<lb/>
greifung der Bande Muhameds und der Her&#x017F;tellung<lb/>
der Ordnung wurden umfa&#x017F;&#x017F;ende Maßnahmen getroffen<lb/>
und an ver&#x017F;chiedenen Orten zahlreiche Per&#x017F;onen ver-<lb/>
haftet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bulgarien.</hi> </head><lb/>
          <head> <hi rendition="#b">Das Re&#x017F;ultat der Stichwahlen für die<lb/>
Provinzialräthe.</hi> </head>
          <p>Bei den ge&#x017F;tern vorgenommenen<lb/>
Stichwahlen für die Provinzialräthe <hi rendition="#g">unterlagen</hi><lb/>
in der Provinz <hi rendition="#g">Brabant</hi> die <hi rendition="#g">Kathokiken</hi><lb/>
den Liberalen; im <hi rendition="#g">Hennegau gewannen</hi> die<lb/><hi rendition="#g">Sociali&#x017F;ten,</hi> welche bereits bei den Wahlen am<lb/>
vorigen Sonntag den Liberalen 3 Sitze abgenommen<lb/>
hatten, 8 Sitze, &#x017F;o daß die <hi rendition="#g">Provinzial-<lb/>
regierung</hi> hier <hi rendition="#g">voll&#x017F;tändig in ihrer<lb/>
Hand</hi> i&#x017F;t; in der Provinz <hi rendition="#g">Luttich verlieren</hi><lb/>
die <hi rendition="#g">radicalen Sociali&#x017F;ten</hi> 8 Sitze, die bis-<lb/>
herige <hi rendition="#g">radical-&#x017F;ociali&#x017F;ti&#x017F;che Re-<lb/>
gierung</hi> er&#x017F;cheint daher <hi rendition="#g">&#x017F;tark er&#x017F;chüttert;</hi><lb/>
in <hi rendition="#g">Antwerpen</hi> wurden die <hi rendition="#g">Liberalen</hi><lb/>
wiedergewählt; in <hi rendition="#g">Gent verlieren</hi> die<lb/><hi rendition="#g">Liberalen</hi> 5 Sitze, die den <hi rendition="#g">Katholiken,<lb/>
deren Mehrheit&#x017F;tark zunimmt,</hi> zugute<lb/>
kommen; in <hi rendition="#g">Namur</hi> haben die mit den<lb/><hi rendition="#g">Sociali&#x017F;ten vereinigten Liberalen</hi><lb/>
den Katholiken 8 Sitze abgenommen; in <hi rendition="#g">Luxem-<lb/>
burg</hi> verlieren die Liberalen 2 Sitze zu <hi rendition="#g">Gun&#x017F;ten<lb/>
der Katholiken.</hi> </p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jLocal" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Gemeindezeitung.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Huldigungsfe&#x017F;tzug der Wiener Schul-<lb/>
jugend</hi> </head>
          <p>findet Freitag, den 17. d., &#x017F;tatt. An dem-<lb/>
&#x017F;elben werden die Schüler und Schülerinnen der<lb/>
Wiener Volks- und Bürger&#x017F;chulen von der vierten<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;e der Volks&#x017F;chule aufwärts theilnehmen. Ueber<lb/>
80.000 Schulkinder werden &#x017F;ich an dem Zuge be-<lb/>
theiligen. Der Zug, der &#x017F;ich bekanntlich vom Rath-<lb/>
hau&#x017F;e über die Ring&#x017F;traße zum Schwarzenberg-Platz<lb/>
bewegt, wird durch Herolde in altdeut&#x017F;cher Tracht er-<lb/>
öffnet. Die Schulkinder mar&#x017F;chiren in der Reihenfolge<lb/>
der Bezirke, und zwar innerhalb eines jeden Bezirkes<lb/>
zuer&#x017F;t die Knaben, dann die Mädchen. Auch einzelne<lb/>
Privat&#x017F;chulen haben &#x017F;ich zur Theilnahme gemeldet,<lb/>
welche in ihre jeweiligen Bezirke eingetheilt werden.<lb/>
Jede Schule rückt mit ihrer Schulfahne aus. Im<lb/>
Zuge werden immer je vier Schüler nebeneinander<lb/>
in je &#x017F;echs Reihen mar&#x017F;chiren. Die er&#x017F;te Reihe der<lb/>
Knaben trägt Fähnchen, die er&#x017F;te Reihe der Mädchen<lb/>
i&#x017F;t mit Schärpen ge&#x017F;chmückt. Die Schulleiter eines<lb/>
jeden Bezirkes haben einen Vertrauensmann gewählt,<lb/>
welcher die Führung der ge&#x017F;ammten Schulkinder eines<lb/>
jeden Bezirkes übernimmt. In den Zug, welcher um<lb/>
9 Uhr bei dem Rathhau&#x017F;e formirt &#x017F;ein wird, &#x017F;ind<lb/>
Militär- und Veteranencapellen eingeleitet, welche<lb/>
während der Defilirung vor dem Kai&#x017F;er die Mu&#x017F;ik<lb/>
be&#x017F;orgen werden. Für die Sicherheit der Kinder &#x017F;ind<lb/>
alle nur denkbaren Vorkehrungen getroffen worden.<lb/>
Die Kinder jener Bezirke, welche von der Ring&#x017F;traße<lb/>
weiter als eine Weg&#x017F;tunde entfernt &#x017F;ind, werden theils<lb/>
mit Stellwagen, theils mit der Pferdebahn und Stadt-<lb/>
bahn zum und vom Fe&#x017F;tzuge befördert werden. Gegen-<lb/>
über dem Kai&#x017F;erzelte i&#x017F;t eine Sängertribüne für etwa<lb/>
800 bis 1000 Sänger errichtet, auf welcher die Schul-<lb/>
kinder beim Er&#x017F;cheinen und Abgang des Kai&#x017F;ers je<lb/>
eine Strophe der &#x201E;Volkshymne&#x201C; &#x017F;ingen &#x017F;ollen. Die<lb/>
Defilirung vor dem Kai&#x017F;er dürfte ungefähr eine<lb/>
Stunde Zeit in An&#x017F;pruch nehmen. Die Gemeinde<lb/>
Wien wird außer den Karten für die Tribünen noch<lb/>
eine große Anzahl von Karten für den re&#x017F;ervirten<lb/>
Raum ausgeben. Die&#x017F;er Raum, in welchem der<lb/>
Eintritt nur gegen Vorwei&#x017F;ung von Karten ge-<lb/>
&#x017F;tattet i&#x017F;t, er&#x017F;treckt &#x017F;ich von der Babenberger&#x017F;traße bis<lb/>
zur Bellaria.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Gemeinderath</hi> </head>
          <p>hält in die&#x017F;er Woche Dien&#x017F;tag<lb/>
und Donner&#x017F;tag um halb 5 Uhr Nachmittags Sitzungen ab.<lb/>
Stadtraths&#x017F;itzungen finden Dien&#x017F;tag, Mittwoch und Donners-<lb/>
tag um 10 Uhr Vormittags &#x017F;tatt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bürgerrechtverleihung.</hi> </head>
          <p>Das Bürgerrecht der Stadt<lb/>
Wien wurde verliehen den Herren: Wenzel Oppenberger,<lb/>
Gemeinderath; Anton Zawadil, Kür&#x017F;chner; Jo&#x017F;ef Landi&#x017F;ch,<lb/>
Holz- und Kohlenver&#x017F;chleißer; Johann Peters, Pfla&#x017F;terer-<lb/>
mei&#x017F;ter; Johann Kientzler, Maurermei&#x017F;ter; Jo&#x017F;ef Paul<lb/>
Popp, Metalldrucker; Rudolf Böhm, Ga&#x017F;twirth; Con&#x017F;t.<lb/>
Wenzel Semenetz, Privatier; Lorenz Wie&#x017F;inger, Schuh-<lb/><cb/>
macher; Franz Deut&#x017F;ch, Flei&#x017F;chhauer; Franz Hubert Stolle-<lb/>
werk, Bür&#x017F;tenbinder; Victor Twaru&#x017F;ch und Franz Beranek,<lb/>
Ti&#x017F;chler; Anton Steiner, Marktvictualienhändler; Johann<lb/>
Kopf&#x017F;chlägl, Strohhutappreteur und Armenrath; Franz<lb/>
Rottauer, Uhrblatt&#x017F;chmelzer und Wilhelm Hampl, Tapezierer.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jVarious" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Tagesbericht.</hi> </head><lb/>
        <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> 13. Juni.</dateline><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Kalender für Dien&#x017F;tag, den 14. Juni 1898</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Katholiken:</hi> Joh. Nov. &#x2014; <hi rendition="#g">Griechen</hi> (2.):<lb/>
Nicephor. &#x2014; Sonnenaufgang 4 Uhr &#x2014; Minuten<lb/>
Morgens. &#x2014; Sonnenuntergang 8 Uhr &#x2014; Minuten<lb/>
Abends. &#x2014; Mondesaufgang 12 Uhr 51 Minuten Morgens.<lb/>
&#x2014; Mondesuntergang 4 Uhr 46 Minuten Abends. &#x2014;<lb/>
Tageslänge 16 Stunden &#x2014; Minuten. &#x2014; Nachtlänge<lb/>
8 Stunden &#x2014; Minuten.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Hof- und Per&#x017F;onalnachrichten.</hi> </head>
          <p>Die <hi rendition="#g">Kai&#x017F;erin,</hi><lb/>
welche &#x017F;eit Ende November v. J. zur Erholung zuer&#x017F;t in<lb/>
Biarritz und dann im Süden geweilt hat, i&#x017F;t heute Früh<lb/>
um 6 Uhr 40 Minten mittels Hof- und Separatzugung der<lb/>
We&#x017F;tbahn aus Brückenau in Penzing eingetroffen und wurde<lb/>
auf dem Perron des Bahnhofes vom Kai&#x017F;er erwartet. Ihre<lb/>
Maje&#x017F;täten fuhren &#x017F;odann in das kai&#x017F;erliche Schloß nach<lb/>
Lainz, wo&#x017F;elb&#x017F;t mit heutigem Tage der Sejour eröffnet<lb/>
worden i&#x017F;t. Der Aufenthalt in Lainz i&#x017F;t bis Anfangs Juli<lb/>
in Aus&#x017F;icht genommen. &#x2014; Der zur Dispo&#x017F;ition des Aller-<lb/>
höch&#x017F;ten Oberbefehles ge&#x017F;tellte FML. Erzherzog <hi rendition="#g">Franz<lb/>
Ferdinand</hi> wird von nun an während &#x017F;eines je-<lb/>
weiligen Aufenthaltes in Wien die Generale und Truppen-<lb/>
Commandanten &#x017F;owie Gleichge&#x017F;tellte in de&#x017F;&#x017F;en Kanzlei in<lb/>
der Hofburg, Schweizerhof, im er&#x017F;ten Stocke an Werktagen<lb/>
zwi&#x017F;chen 11 und 12 Uhr empfangen. &#x2014; Erzherzog <hi rendition="#g">Maria<lb/>
Anunciata</hi> i&#x017F;t Sam&#x017F;tag um 7 Uhr 30 Min. Abends<lb/>
aus Prag hier angekommen. &#x2014; Erzherzog <hi rendition="#g">Leopold<lb/>
Ferdinand</hi> i&#x017F;t Sam&#x017F;tag um 8 Uhr 20 Minuten mit<lb/>
dem Schnellzug der Südbahn nach Nabre&#x017F;ina abgerei&#x017F;t. &#x2014;<lb/>
Erzherzog <hi rendition="#g">Rainer</hi> i&#x017F;t Sam&#x017F;tag Abends aus Brünn<lb/>
hieher zurückgekehrt und hat &#x017F;ich Sonntag Abends zur In-<lb/>
&#x017F;picirung der Landwehr nach <hi rendition="#g">Znaim</hi> begeben. &#x2014; Die<lb/>
Herzoge <hi rendition="#g">Siegfried und Chri&#x017F;toph</hi> von<lb/><hi rendition="#g">Bayern,</hi> welche &#x017F;ich Freitag Vormittags zum Be&#x017F;uche<lb/>
ihrer Großmutter der Prinze&#x017F;&#x017F;in <hi rendition="#g">Clementine</hi> von<lb/><hi rendition="#g">Sach&#x017F;en-Coburg</hi> und <hi rendition="#g">Gotha</hi> nach Ebenthal<lb/>
begeben haben, &#x017F;ind am 11. d. M. Abends wieder in Wien<lb/>
eingetroffen und Sonntag Vormittags nach München weiter-<lb/>
gerei&#x017F;t. &#x2014; Der Landesprä&#x017F;ident in der Bukowina, Freiherr<lb/>
v. <hi rendition="#g">Bourguignon,</hi> i&#x017F;t am 12. d. M., Nachmittags<lb/>
um ¾4 Uhr aus Czernowitz hier eingetroffen. &#x2014; In<lb/>
Kaltenleutgeben befindet &#x017F;ich gegenwärtig zur Cur der durch<lb/>
&#x017F;eine Orientexpedition und darauf bezüglichen Schriften<lb/>
rühmlich&#x017F;t bekannte Graf v. <hi rendition="#g">Landberg,</hi> &#x017F;chwedi&#x017F;cher<lb/>
Kammerherr, Doctor der Philo&#x017F;ophie &#xA75B;c. in Begleitung des<lb/>
Beduinen Hadl el <hi rendition="#g">Heytaynu</hi> aus Detina in Süd-<lb/>
arabien, eines Neffen des regierenden Beduinenchefs von<lb/>
Detina. Graf Landberg nahm die&#x017F;en auf einer &#x017F;einer wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Expedition vor vier Jahren nach Europa mit,<lb/>
der nunmehr der deut&#x017F;chen Sprache mächtig, &#x017F;teter Be-<lb/>
gleiter des For&#x017F;chers auf &#x017F;einen weiteren For&#x017F;chungsrei&#x017F;en i&#x017F;t.<lb/>
&#x2014; Der kai&#x017F;erl. deut&#x017F;che Bot&#x017F;chaftsrath in Rom, Carl Graf<lb/><hi rendition="#g">Pückler,</hi> i&#x017F;t aus Rom und der Vicebürgermei&#x017F;ter in<lb/>
Budape&#x017F;t, Alois <hi rendition="#g">Matuska,</hi> aus Budape&#x017F;t hier einge-<lb/>
troffen. &#x2014; Der k. u. k. Vicecon&#x017F;ul in Smyrna, Franz<lb/><hi rendition="#g">Peter,</hi> i&#x017F;t von dort angekommen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Ernennungen.</hi> </head>
          <p>Der Kai&#x017F;er hat den geheimen Rath<lb/>
und Oberlandesgerichtsprä&#x017F;identen in Wien, Dr. Carl Ritter<lb/><hi rendition="#g">Krall</hi> v. Krallenberg zum Er&#x017F;atzmanne des Reichsgerichtes,<lb/>
den a.-o. Profe&#x017F;&#x017F;or Dr. Alexander <hi rendition="#g">Kolisko</hi> zum ordent-<lb/>
lichen Profe&#x017F;&#x017F;or der gerichtlichen Medicin an der Univer&#x017F;ität<lb/>
in Wien und den mit dem Titel eines a.-o. Univer&#x017F;itäts-<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;ors bekleideten Privatdocenten Dr. Julius <hi rendition="#g">Scheff</hi><lb/>
zum außerordentlichen Profe&#x017F;&#x017F;or der Zahnheilkunde an der<lb/>
Univer&#x017F;ität in Wien ernannt und dem Be&#x017F;tallungsdiplome<lb/>
des zum türki&#x017F;chen Con&#x017F;ul in Fiume ernannten <hi rendition="#g">Nikolaki</hi><lb/>
Effendi das Exequatur ertheilt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Audienzeu.</hi> </head>
          <p>Der Kai&#x017F;er hat heute Vormittags<lb/>
um 10 Uhr Allgemeine Audienzen ertheilt, wobei unter<lb/>
Andern auch der <hi rendition="#g">Bürgermei&#x017F;ter Doctor<lb/>
Lueger</hi> empfangen wurde. Der Bürgermei&#x017F;ter unter-<lb/>
breitete dem Monarchen die Bitte, er möge die für den<lb/>
17. d. M. geplante Huldigung der Wiener Schuljugend<lb/>
entgegennehmen. Der Kai&#x017F;er &#x017F;agte die Erfüllung der<lb/>
Bitte zu.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Beeidigung.</hi> </head>
          <p>Der Kai&#x017F;er hat heute Vormittags<lb/>
um 10 Uhr vor dem Beginn der allgemeinen Audienzen<lb/>
den römi&#x017F;ch-katholi&#x017F;chen Bi&#x017F;chof in Przemysl Dr. Lucas<lb/>
Ritter <hi rendition="#g">Solecki</hi> von O&#x017F;toja und den ungari&#x017F;chen<lb/>
Reichstags-Abgeordneten Eugen Grafen Karat&#x017F;onyi in<lb/>
ihrer Eigen&#x017F;chaft als geheimen Räthe beeidigt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Decanswahl.</hi> </head>
          <p>In der unter Vor&#x017F;itz des Decans<lb/>
Prof. Dr. <hi rendition="#g">Neumann</hi> &#x017F;tattgefundenen Vollver-<lb/>
&#x017F;ammlung des <hi rendition="#g">theologi&#x017F;chen</hi> Profe&#x017F;&#x017F;oren-<lb/>
collegiums wurde der ordentliche Profe&#x017F;&#x017F;or des Bibel-<lb/>
&#x017F;tudiums Dr. Bernhard <hi rendition="#g">Schäfer</hi> für das kommende<lb/>
Studienjahr zum Decan gewählt. &#x2014; An der <hi rendition="#g">medi-<lb/>
zini&#x017F;chen</hi> Facultät wurde der Profe&#x017F;&#x017F;or der Ge-<lb/>
&#x017F;chichte der Medizin Dr. Theodor <hi rendition="#g">Pu&#x017F;chmann,</hi> an<lb/>
der philo&#x017F;ophi&#x017F;chen der Profe&#x017F;&#x017F;or der Geographie<lb/>
Dr. Wilhelm <hi rendition="#g">Toma&#x017F;chek</hi> zum Decan gewählt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* St. Jo&#x017F;efs-Knabena&#x017F;yl am Rennweg.</hi> </head>
          <p>Ge&#x017F;tern<lb/>
fand in dem unter dem Protectorate Seiner kai&#x017F;. und kgl.<lb/>
Hoheit des Erzherzogs <hi rendition="#g">Rainer</hi> &#x017F;tehenden St. Jo&#x017F;efs-<lb/>
Knabena&#x017F;yl am Rennweg die <hi rendition="#aq">I.</hi> Gründungsfeier als Ro&#x017F;en-<lb/>
fe&#x017F;t &#x017F;tatt und erfreute &#x017F;ich eines unerwarteten Andranges der<lb/>
Gönner, &#x017F;o daß lange vor der fe&#x017F;tge&#x017F;etzten Stunde &#x017F;ämmt-<lb/>
liche Räumlichkeiten des A&#x017F;yls dicht be&#x017F;etzt waren. Der<lb/>
Director, Hochw. Herr Jo&#x017F;ef <hi rendition="#g">Berghold,</hi> eröffnete das<lb/>
Fe&#x017F;t mit einer zündenden An&#x017F;prache über das ra&#x017F;che Auf-<lb/>
blühen des A&#x017F;yls trotz unerwartet großer Schwierigkeiten<lb/>
und gab &#x017F;einer Freude über das Er&#x017F;cheinen des mit &#x017F;türmi-<lb/>
&#x017F;chem Enthu&#x017F;iasmus begrüßten Hochw. Herrn <hi rendition="#aq">P.</hi> <hi rendition="#g">Abel</hi><lb/>
Ausdruck. Hierauf ergriff der allgemein beliebte Kanzel-<lb/>
redner, der an der Gründung des A&#x017F;yls we&#x017F;entlichen An-<lb/>
theil genommen, das Wort und &#x017F;prach über den<lb/>
Segen die&#x017F;er jugendlichen An&#x017F;talt im 3. Bezirk. Während<lb/>
die&#x017F;er Rede verkündeten Hochrufe das Er&#x017F;cheinen des Fe&#x017F;tredners,<lb/>
des hochw. Herrn Priors Grafen <hi rendition="#g">Mels-Colloredo,</hi><lb/><cb/>
der hierauf in ausgezeichneter Rede die Wohlthat des A&#x017F;yls<lb/>
be&#x017F;onders für die arme, arbeitende Bevölkerung hervorhob.<lb/>
Den unterhaltenden Theil be&#x017F;orgten in uneigennütziger Wei&#x017F;e<lb/>
der <hi rendition="#aq">I.</hi> ö&#x017F;terreichi&#x017F;che Militärveteranen-Verein Erzherzog<lb/>
Rainer mit &#x017F;einer Mu&#x017F;ikcapelle, der katholi&#x017F;che Jünglings-<lb/>
verein St. Jo&#x017F;ef in Rudolfsheim, die Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter Sandulik<lb/>
mit ihren allerlieb&#x017F;ten Vorträgen und noch andere junge<lb/>
Freunde des A&#x017F;yls. An den hohen Protector wurde von<lb/>
den an 1000 zählenden Anwe&#x017F;enden ein Huldigungstele-<lb/>
gramm abge&#x017F;endet. Ferner wurde vom Herrn Director<lb/><hi rendition="#g">Berghold</hi> ein Hoch ausgebracht auf das Stadtober-<lb/>
haupt, auf die unermüdliche Frau Prä&#x017F;identin Ro&#x017F;a<lb/><hi rendition="#g">Hartleben</hi> und die Wohlthäter des Vereines. <hi rendition="#aq">Dct.<lb/>
med.</hi> Anton <hi rendition="#g">Nepu&#x017F;til</hi> hob die Verdien&#x017F;te des Herrn<lb/>
Directors hervor und brachte auf ihn ein &#x017F;türmi&#x017F;ch aufge-<lb/>
nommenes Hoch aus. Das äußer&#x017F;t gelungene, gemüthliche<lb/>
und wahrhaft wieneri&#x017F;che Fe&#x017F;t wurde in vorgerückter Stunde<lb/>
mit einem begei&#x017F;terten Hoch auf den Jubelkai&#x017F;er und mit<lb/>
dem Ab&#x017F;ingen der Volkshymne ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Sterbefall.</hi> </head>
          <p>Ge&#x017F;tern Nachts um ½12 Uhr i&#x017F;t in<lb/>
&#x017F;einer Wohnung, Reichsraths&#x017F;traße 13, der Privatdocent an<lb/>
der Wiener Univer&#x017F;ität und Magi&#x017F;ter der Geburtshilfe,<lb/>
Dr. Franz <hi rendition="#g">Kret&#x017F;chy</hi> einer Lungenentzündung erlegen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Verlobung.</hi> </head>
          <p>Die Tochter <hi rendition="#g">Anna</hi> des in weite&#x017F;ten<lb/>
Krei&#x017F;en be&#x017F;tens bekannten chri&#x017F;tlich &#x017F;ocialen Anti&#x017F;emiten,<lb/>
Herrn Orts&#x017F;chulrath <hi rendition="#g">Hennich,</hi> hat &#x017F;ich mit Herrn &#x017F;tädt.<lb/>
Lehrer und Hausbe&#x017F;itzer <hi rendition="#g">Karl Schmidt</hi> verlobt. Die<lb/>
Vermählung findet gleichzeitig mit der &#x017F;ilbernen Hochzeit<lb/>
Herrn Hennich&#x2019;s am 2. Augu&#x017F;t d, J. &#x017F;tatt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Internationales Schachturnier.</hi> </head>
          <p>Freitag wurden<lb/>
noch in &#x017F;päter Abend&#x017F;tunde die Partien Dr. Tarra&#x017F;ch-Halprin<lb/>
und Schiffers-Maroczy zu Ende ge&#x017F;pielt. <hi rendition="#g">Halpri</hi> unter-<lb/>
lag gegen Dr. <hi rendition="#g">Tarra&#x017F;ch,</hi> desgleichen verlor <hi rendition="#g">Schiffers</hi><lb/>
gegen <hi rendition="#g">Maroczy.</hi> Die achte Runde brachte <hi rendition="#g">Alapin</hi><lb/>
einen Sieg über <hi rendition="#g">Halprin.</hi> Die Partie <hi rendition="#g">Maroczy</hi><lb/>
gegen Dr. <hi rendition="#g">Tarra&#x017F;ch</hi> wurde remis. Den gleichen Aus-<lb/>
gang nahm die Partie <hi rendition="#g">Caro-Trenchard. Schwarz</hi><lb/>
mußte das Spiel gegen <hi rendition="#g">Walbrodt</hi> nach dreißig Zügen<lb/>
aufgeben. <hi rendition="#g">Janowski</hi> führte die Partie gegen <hi rendition="#g">Marco</hi><lb/>
zum Gewinn. <hi rendition="#g">Steinitz</hi> mußte das aus&#x017F;ichtslo&#x017F;e Spiel<lb/>
gegen <hi rendition="#g">Schiffers</hi> nach 39 Zügen aufgeben. <hi rendition="#g">T&#x017F;chi-<lb/>
gorin</hi> unterlag gegen <hi rendition="#g">Baird.</hi> Die Partie zwi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#g">Lipke</hi> und <hi rendition="#g">Burn</hi> endete mit dem Siege des Er&#x017F;teren in<lb/>
49 Zügen. <hi rendition="#g">Showalter</hi> konnte die Partie gegen<lb/><hi rendition="#g">Blackburne</hi> in 39 Zügen zu &#x017F;einen Gun&#x017F;ten ent-<lb/>
&#x017F;cheiden. Die Partie <hi rendition="#g">Pillsbury-Schlechter</hi><lb/>
war in &#x017F;päter Abend&#x017F;tunde noch nicht beendet. <hi rendition="#g">Schwarz</hi><lb/>
meldete &#x017F;einen Austritt aus dem Turnier an. Stand nach<lb/>
der achten Runde: Alapin, Dr. Tarrach 6½, Pillsbury (1)<lb/>
5½, Walbrodt 5½, Burn, Janowski, Maroczy 5, Steinitz,<lb/>
Schiffers, T&#x017F;chigorin 4½, Showalter 4, Blackburne, Marco,<lb/>
Lipke 3½, Schlechter (1) 3, Halprin 3, Caro, Bard 2,<lb/>
Trenchaud 1½.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Mordver&#x017F;uch in einem Ga&#x017F;thau&#x017F;e.</hi> </head>
          <p>Im Ga&#x017F;t-<lb/>
hau&#x017F;e zu den drei Raben, 1. Bez., Rabenplatz Nr. 1, hat<lb/>
heute um Mitternacht der Schneidergehilfe Anton <hi rendition="#g">Chobot</hi><lb/>
aus Eifer&#x017F;ucht gegen den Schneidergehilfen Jo&#x017F;ef <hi rendition="#g">Brom</hi><lb/>
aus einem Revolver einen Schuß abgegeben, in der Ab&#x017F;icht<lb/>
ihn zu tödten. Die Kugel flog am linken Ohr des Be-<lb/>
drohten vorüber, drang in eine Ecke der Wand und fiel<lb/>
dann zu Boden. Nur einem glücklichen Zufalle hat Brom es<lb/>
zu danken, daß er durch die&#x017F;en An&#x017F;chlag unverletzt blieb.<lb/>
Ueber die Gründe, die den jungen Mann zu die&#x017F;em &#x017F;chweren<lb/>
Verbrechen veranlaßt haben, erfahren wir folgende Details.<lb/>
Anton Chobot, Leopold&#x017F;tadt, Mießbachga&#x017F;&#x017F;e Nr. 2 wohnhaft,<lb/>
hatte &#x017F;eit 18 Monaten mit der Köchin Anna <hi rendition="#g">Nonopolik,</hi><lb/>
Seiten&#x017F;tettenga&#x017F;&#x017F;e Nr. 5 bedien&#x017F;tet, ein Liebesverhältniß.<lb/>
Er glaubte in den letzten Wochen von dem Mädchen ver-<lb/>
nachläßigt zu werden und die&#x017F;e Vermuthung wurde noch<lb/>
dadurch be&#x017F;tärkt, daß Freunde ihn aufmerk&#x017F;am machten, daß<lb/>
Anna Nonopolik das Verhältniß mit ihm lö&#x017F;en werde, um<lb/>
mit einem anderen jungen Manne, gleichfalls einem<lb/>
Schneidergehilfen zu verkehren. Ge&#x017F;tern Abends<lb/>
traf er zufällig im Prater &#x017F;einen Neben-<lb/>
buhler den Schneidergehilfen Jo&#x017F;ef Brom, welcher<lb/>
Vormittags aus Lundenburg hier eingetroffen war, um die<lb/>
Jubiläumsaus&#x017F;tellung zu be&#x017F;ichtigen. Er führte die Nonopolik<lb/>
am Arme. Alle Drei gingen in die Aus&#x017F;tellung und blieben<lb/>
dort bis &#x017F;pät Abends. Während des Ge&#x017F;präches erfuhr<lb/>
Chobot, daß Brom, den er bisher gar nicht kannte, das<lb/>
Mädchen Nachmittags aus ihrem Dien&#x017F;torte abgeholt und<lb/>
in den Prater geführt habe. Nach dem Be&#x017F;uche der Aus-<lb/>
&#x017F;tellung begaben &#x017F;ich die drei Per&#x017F;onen in das Ga&#x017F;thaus &#x201E;zu<lb/>
den drei Raben&#x201C; nud nahmen im Extrazimmer Platz.<lb/>
Chobot &#x017F;aß am Ti&#x017F;che &#x017F;einem Rivalen gegenüber. Gegen<lb/>
Mitternacht glaubte er mit Recht annehmen zu dürfen, daß<lb/>
das Paar &#x017F;ich über ihn lu&#x017F;tig mache. Er gerieth in eine<lb/>
derartige Aufregung, und von Eifer&#x017F;ucht getrieben, zog er<lb/>
einen &#x017F;iebenläufigen Revolver, zielte gegen den Kopf des<lb/>
Brom und ehe es Jemand verhindern konnte, hatte er<lb/>
einen Schuß abgegeben. Die Kugel hat, wie &#x017F;chon erwähnt,<lb/>
ihr Ziel verfehlt. Er wollte noch einen zweiten Schuß ab-<lb/>
geben, wurde aber von Brom, der ihm die Waffe entri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hatte, daran gehindert. Brom nahm nun mit Hilfe der<lb/>
Ga&#x017F;thausbedien&#x017F;teten, die auf die Detonation herbeigeeilt<lb/>
waren, den Eifer&#x017F;üchtigen fe&#x017F;t, welchen ein requirirter<lb/>
Sicherheitswachmann in das Hauscommi&#x017F;&#x017F;ariat der Polizei-<lb/>
direction brachte. Der Verhaftete erklärte, daß er Brom<lb/>
nicht tödten, &#x017F;ondern ihm nur einen Denkzettel geben<lb/>
wollte. Den Revolver habe er bereits am 11. d. gekauft,<lb/>
um aus Schmerz, weil ihn &#x017F;eine Geliebte verla&#x017F;&#x017F;en wollte,<lb/>
einen Selb&#x017F;tmord zu begehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Plötzlich ge&#x017F;torben.</hi> </head>
          <p>Ecke der Kreuzga&#x017F;&#x017F;e und Mitter-<lb/>
bergga&#x017F;&#x017F;e &#x017F;türzte ge&#x017F;tern Nachmittags um 6 Uhr ein circa<lb/>
60jähriger, be&#x017F;&#x017F;er gekleideter Mann in Folge eines Herz-<lb/>
&#x017F;chlages zu&#x017F;ammen und war vor Eintreffen der berufenen<lb/>
Freiwilligen Rettungsge&#x017F;ell&#x017F;chaft bereits todt. Die Identität<lb/>
des Mannes i&#x017F;t bisher nicht fe&#x017F;tge&#x017F;tellt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Zwei verunglückte Radfahrer.</hi> </head>
          <p>Ge&#x017F;tern Nach-<lb/>
mittags um ½6 Uhr fuhren auf der Waffenradbahn im<lb/>
Prater der 23jährige Commis Georg <hi rendition="#g">Tuber</hi> und der<lb/>
21jährige Spediteur Max <hi rendition="#g">Ei&#x017F;enklamm</hi> mit ihren<lb/>
Zweirädern aneinander. Sie kammen Beide zu Falle und<lb/>
zogen &#x017F;ich mehrfache Contu&#x017F;ionen im Ge&#x017F;ichte, am Ellbogen<lb/>
und an den Händen zu. Tuber erlitt überdies noch eine<lb/>
Nervener&#x017F;chütterung.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">* Origineller Gauner&#x017F;treich.</hi> </head>
          <p>Seit mehr als einem<lb/>
Jahre trieb hier ein Gauner &#x017F;ein Unwe&#x017F;en, und aus&#x017F;chließ-<lb/>
lich waren es k. k. Po&#x017F;tbe&#x017F;tellboten, welche &#x017F;eine Opfer waren.<lb/>
Die&#x017F;er Gauner hatte es nämlich auf die Zweiräder der<lb/>
Po&#x017F;tbe&#x017F;tellboten, welche von den&#x017F;elben im Dien&#x017F;te benützt<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0003] 132 Wien, Dienſtag Reichspoſt 12. Juni 1898 verfolgt werden. Nach dem Ueberfalle bemerkte man, daß 31 Gewehre fehlten. Der Bericht fährt ſodann fort: Einige Tage nach dem Ueberfalle wurde ein wichtiger Helfershelfer Muhameds Namens Subtankul ergriffen, bei dem ein angeblich aus Konſtan- tinopel angelangter Brief gefunden wurde, der Muha- med zum Gehilfen des Khalifen er- nannt. Die Echtheit des Briefes iſt zweifelhaft. Ferner wurde im Koran eines getödteten Mollahs ein von 12 Perſonen aus verſchiedenen Bezirken unterzeich- neter Aufruf zum „heiligen Kriege“ gefunden. Der Gouverneur von Turkeſtan ſuchte den in Andietſchan eingekerkerten Muhamed auf. Muhamed ſagte aus, er habe die traurigen Verhältniſſe vor einem Jahre dem Sultan geſchildert und ſich Raths erbeten, was zu thun ſei. Muhamed be- hauptet, jetzt die Antwort des Khalifen erhalten zu haben. Der Khalif habe ihn zum Gehilfen ernannt, damit er die Gebote des Scheria erfülle. Der Khalif habe ihm zugleich ein altes Gewand als Ge- ſchenk geſandt. — Bezüglich des Ueberfalles bekannte der Gefangene, er habe unter dem Einfluſſe einer geiſtigen Störung gehandelt. (!!) Zur Er- greifung der Bande Muhameds und der Herſtellung der Ordnung wurden umfaſſende Maßnahmen getroffen und an verſchiedenen Orten zahlreiche Perſonen ver- haftet. Bulgarien. Das Reſultat der Stichwahlen für die Provinzialräthe. Bei den geſtern vorgenommenen Stichwahlen für die Provinzialräthe unterlagen in der Provinz Brabant die Kathokiken den Liberalen; im Hennegau gewannen die Socialiſten, welche bereits bei den Wahlen am vorigen Sonntag den Liberalen 3 Sitze abgenommen hatten, 8 Sitze, ſo daß die Provinzial- regierung hier vollſtändig in ihrer Hand iſt; in der Provinz Luttich verlieren die radicalen Socialiſten 8 Sitze, die bis- herige radical-ſocialiſtiſche Re- gierung erſcheint daher ſtark erſchüttert; in Antwerpen wurden die Liberalen wiedergewählt; in Gent verlieren die Liberalen 5 Sitze, die den Katholiken, deren Mehrheitſtark zunimmt, zugute kommen; in Namur haben die mit den Socialiſten vereinigten Liberalen den Katholiken 8 Sitze abgenommen; in Luxem- burg verlieren die Liberalen 2 Sitze zu Gunſten der Katholiken. Gemeindezeitung. Der Huldigungsfeſtzug der Wiener Schul- jugend findet Freitag, den 17. d., ſtatt. An dem- ſelben werden die Schüler und Schülerinnen der Wiener Volks- und Bürgerſchulen von der vierten Claſſe der Volksſchule aufwärts theilnehmen. Ueber 80.000 Schulkinder werden ſich an dem Zuge be- theiligen. Der Zug, der ſich bekanntlich vom Rath- hauſe über die Ringſtraße zum Schwarzenberg-Platz bewegt, wird durch Herolde in altdeutſcher Tracht er- öffnet. Die Schulkinder marſchiren in der Reihenfolge der Bezirke, und zwar innerhalb eines jeden Bezirkes zuerſt die Knaben, dann die Mädchen. Auch einzelne Privatſchulen haben ſich zur Theilnahme gemeldet, welche in ihre jeweiligen Bezirke eingetheilt werden. Jede Schule rückt mit ihrer Schulfahne aus. Im Zuge werden immer je vier Schüler nebeneinander in je ſechs Reihen marſchiren. Die erſte Reihe der Knaben trägt Fähnchen, die erſte Reihe der Mädchen iſt mit Schärpen geſchmückt. Die Schulleiter eines jeden Bezirkes haben einen Vertrauensmann gewählt, welcher die Führung der geſammten Schulkinder eines jeden Bezirkes übernimmt. In den Zug, welcher um 9 Uhr bei dem Rathhauſe formirt ſein wird, ſind Militär- und Veteranencapellen eingeleitet, welche während der Defilirung vor dem Kaiſer die Muſik beſorgen werden. Für die Sicherheit der Kinder ſind alle nur denkbaren Vorkehrungen getroffen worden. Die Kinder jener Bezirke, welche von der Ringſtraße weiter als eine Wegſtunde entfernt ſind, werden theils mit Stellwagen, theils mit der Pferdebahn und Stadt- bahn zum und vom Feſtzuge befördert werden. Gegen- über dem Kaiſerzelte iſt eine Sängertribüne für etwa 800 bis 1000 Sänger errichtet, auf welcher die Schul- kinder beim Erſcheinen und Abgang des Kaiſers je eine Strophe der „Volkshymne“ ſingen ſollen. Die Defilirung vor dem Kaiſer dürfte ungefähr eine Stunde Zeit in Anſpruch nehmen. Die Gemeinde Wien wird außer den Karten für die Tribünen noch eine große Anzahl von Karten für den reſervirten Raum ausgeben. Dieſer Raum, in welchem der Eintritt nur gegen Vorweiſung von Karten ge- ſtattet iſt, erſtreckt ſich von der Babenbergerſtraße bis zur Bellaria. Der Gemeinderath hält in dieſer Woche Dienſtag und Donnerſtag um halb 5 Uhr Nachmittags Sitzungen ab. Stadtrathsſitzungen finden Dienſtag, Mittwoch und Donners- tag um 10 Uhr Vormittags ſtatt. Bürgerrechtverleihung. Das Bürgerrecht der Stadt Wien wurde verliehen den Herren: Wenzel Oppenberger, Gemeinderath; Anton Zawadil, Kürſchner; Joſef Landiſch, Holz- und Kohlenverſchleißer; Johann Peters, Pflaſterer- meiſter; Johann Kientzler, Maurermeiſter; Joſef Paul Popp, Metalldrucker; Rudolf Böhm, Gaſtwirth; Conſt. Wenzel Semenetz, Privatier; Lorenz Wieſinger, Schuh- macher; Franz Deutſch, Fleiſchhauer; Franz Hubert Stolle- werk, Bürſtenbinder; Victor Twaruſch und Franz Beranek, Tiſchler; Anton Steiner, Marktvictualienhändler; Johann Kopfſchlägl, Strohhutappreteur und Armenrath; Franz Rottauer, Uhrblattſchmelzer und Wilhelm Hampl, Tapezierer. Tagesbericht. Wien, 13. Juni. * Kalender für Dienſtag, den 14. Juni 1898 Katholiken: Joh. Nov. — Griechen (2.): Nicephor. — Sonnenaufgang 4 Uhr — Minuten Morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr — Minuten Abends. — Mondesaufgang 12 Uhr 51 Minuten Morgens. — Mondesuntergang 4 Uhr 46 Minuten Abends. — Tageslänge 16 Stunden — Minuten. — Nachtlänge 8 Stunden — Minuten. * Hof- und Perſonalnachrichten. Die Kaiſerin, welche ſeit Ende November v. J. zur Erholung zuerſt in Biarritz und dann im Süden geweilt hat, iſt heute Früh um 6 Uhr 40 Minten mittels Hof- und Separatzugung der Weſtbahn aus Brückenau in Penzing eingetroffen und wurde auf dem Perron des Bahnhofes vom Kaiſer erwartet. Ihre Majeſtäten fuhren ſodann in das kaiſerliche Schloß nach Lainz, woſelbſt mit heutigem Tage der Sejour eröffnet worden iſt. Der Aufenthalt in Lainz iſt bis Anfangs Juli in Ausſicht genommen. — Der zur Dispoſition des Aller- höchſten Oberbefehles geſtellte FML. Erzherzog Franz Ferdinand wird von nun an während ſeines je- weiligen Aufenthaltes in Wien die Generale und Truppen- Commandanten ſowie Gleichgeſtellte in deſſen Kanzlei in der Hofburg, Schweizerhof, im erſten Stocke an Werktagen zwiſchen 11 und 12 Uhr empfangen. — Erzherzog Maria Anunciata iſt Samſtag um 7 Uhr 30 Min. Abends aus Prag hier angekommen. — Erzherzog Leopold Ferdinand iſt Samſtag um 8 Uhr 20 Minuten mit dem Schnellzug der Südbahn nach Nabreſina abgereiſt. — Erzherzog Rainer iſt Samſtag Abends aus Brünn hieher zurückgekehrt und hat ſich Sonntag Abends zur In- ſpicirung der Landwehr nach Znaim begeben. — Die Herzoge Siegfried und Chriſtoph von Bayern, welche ſich Freitag Vormittags zum Beſuche ihrer Großmutter der Prinzeſſin Clementine von Sachſen-Coburg und Gotha nach Ebenthal begeben haben, ſind am 11. d. M. Abends wieder in Wien eingetroffen und Sonntag Vormittags nach München weiter- gereiſt. — Der Landespräſident in der Bukowina, Freiherr v. Bourguignon, iſt am 12. d. M., Nachmittags um ¾4 Uhr aus Czernowitz hier eingetroffen. — In Kaltenleutgeben befindet ſich gegenwärtig zur Cur der durch ſeine Orientexpedition und darauf bezüglichen Schriften rühmlichſt bekannte Graf v. Landberg, ſchwediſcher Kammerherr, Doctor der Philoſophie ꝛc. in Begleitung des Beduinen Hadl el Heytaynu aus Detina in Süd- arabien, eines Neffen des regierenden Beduinenchefs von Detina. Graf Landberg nahm dieſen auf einer ſeiner wiſſen- ſchaftlichen Expedition vor vier Jahren nach Europa mit, der nunmehr der deutſchen Sprache mächtig, ſteter Be- gleiter des Forſchers auf ſeinen weiteren Forſchungsreiſen iſt. — Der kaiſerl. deutſche Botſchaftsrath in Rom, Carl Graf Pückler, iſt aus Rom und der Vicebürgermeiſter in Budapeſt, Alois Matuska, aus Budapeſt hier einge- troffen. — Der k. u. k. Viceconſul in Smyrna, Franz Peter, iſt von dort angekommen. * Ernennungen. Der Kaiſer hat den geheimen Rath und Oberlandesgerichtspräſidenten in Wien, Dr. Carl Ritter Krall v. Krallenberg zum Erſatzmanne des Reichsgerichtes, den a.-o. Profeſſor Dr. Alexander Kolisko zum ordent- lichen Profeſſor der gerichtlichen Medicin an der Univerſität in Wien und den mit dem Titel eines a.-o. Univerſitäts- Profeſſors bekleideten Privatdocenten Dr. Julius Scheff zum außerordentlichen Profeſſor der Zahnheilkunde an der Univerſität in Wien ernannt und dem Beſtallungsdiplome des zum türkiſchen Conſul in Fiume ernannten Nikolaki Effendi das Exequatur ertheilt. * Audienzeu. Der Kaiſer hat heute Vormittags um 10 Uhr Allgemeine Audienzen ertheilt, wobei unter Andern auch der Bürgermeiſter Doctor Lueger empfangen wurde. Der Bürgermeiſter unter- breitete dem Monarchen die Bitte, er möge die für den 17. d. M. geplante Huldigung der Wiener Schuljugend entgegennehmen. Der Kaiſer ſagte die Erfüllung der Bitte zu. * Beeidigung. Der Kaiſer hat heute Vormittags um 10 Uhr vor dem Beginn der allgemeinen Audienzen den römiſch-katholiſchen Biſchof in Przemysl Dr. Lucas Ritter Solecki von Oſtoja und den ungariſchen Reichstags-Abgeordneten Eugen Grafen Karatſonyi in ihrer Eigenſchaft als geheimen Räthe beeidigt. * Decanswahl. In der unter Vorſitz des Decans Prof. Dr. Neumann ſtattgefundenen Vollver- ſammlung des theologiſchen Profeſſoren- collegiums wurde der ordentliche Profeſſor des Bibel- ſtudiums Dr. Bernhard Schäfer für das kommende Studienjahr zum Decan gewählt. — An der medi- ziniſchen Facultät wurde der Profeſſor der Ge- ſchichte der Medizin Dr. Theodor Puſchmann, an der philoſophiſchen der Profeſſor der Geographie Dr. Wilhelm Tomaſchek zum Decan gewählt. * St. Joſefs-Knabenaſyl am Rennweg. Geſtern fand in dem unter dem Protectorate Seiner kaiſ. und kgl. Hoheit des Erzherzogs Rainer ſtehenden St. Joſefs- Knabenaſyl am Rennweg die I. Gründungsfeier als Roſen- feſt ſtatt und erfreute ſich eines unerwarteten Andranges der Gönner, ſo daß lange vor der feſtgeſetzten Stunde ſämmt- liche Räumlichkeiten des Aſyls dicht beſetzt waren. Der Director, Hochw. Herr Joſef Berghold, eröffnete das Feſt mit einer zündenden Anſprache über das raſche Auf- blühen des Aſyls trotz unerwartet großer Schwierigkeiten und gab ſeiner Freude über das Erſcheinen des mit ſtürmi- ſchem Enthuſiasmus begrüßten Hochw. Herrn P. Abel Ausdruck. Hierauf ergriff der allgemein beliebte Kanzel- redner, der an der Gründung des Aſyls weſentlichen An- theil genommen, das Wort und ſprach über den Segen dieſer jugendlichen Anſtalt im 3. Bezirk. Während dieſer Rede verkündeten Hochrufe das Erſcheinen des Feſtredners, des hochw. Herrn Priors Grafen Mels-Colloredo, der hierauf in ausgezeichneter Rede die Wohlthat des Aſyls beſonders für die arme, arbeitende Bevölkerung hervorhob. Den unterhaltenden Theil beſorgten in uneigennütziger Weiſe der I. öſterreichiſche Militärveteranen-Verein Erzherzog Rainer mit ſeiner Muſikcapelle, der katholiſche Jünglings- verein St. Joſef in Rudolfsheim, die Geſchwiſter Sandulik mit ihren allerliebſten Vorträgen und noch andere junge Freunde des Aſyls. An den hohen Protector wurde von den an 1000 zählenden Anweſenden ein Huldigungstele- gramm abgeſendet. Ferner wurde vom Herrn Director Berghold ein Hoch ausgebracht auf das Stadtober- haupt, auf die unermüdliche Frau Präſidentin Roſa Hartleben und die Wohlthäter des Vereines. Dct. med. Anton Nepuſtil hob die Verdienſte des Herrn Directors hervor und brachte auf ihn ein ſtürmiſch aufge- nommenes Hoch aus. Das äußerſt gelungene, gemüthliche und wahrhaft wieneriſche Feſt wurde in vorgerückter Stunde mit einem begeiſterten Hoch auf den Jubelkaiſer und mit dem Abſingen der Volkshymne geſchloſſen. * Sterbefall. Geſtern Nachts um ½12 Uhr iſt in ſeiner Wohnung, Reichsrathsſtraße 13, der Privatdocent an der Wiener Univerſität und Magiſter der Geburtshilfe, Dr. Franz Kretſchy einer Lungenentzündung erlegen. * Verlobung. Die Tochter Anna des in weiteſten Kreiſen beſtens bekannten chriſtlich ſocialen Antiſemiten, Herrn Ortsſchulrath Hennich, hat ſich mit Herrn ſtädt. Lehrer und Hausbeſitzer Karl Schmidt verlobt. Die Vermählung findet gleichzeitig mit der ſilbernen Hochzeit Herrn Hennich’s am 2. Auguſt d, J. ſtatt. * Internationales Schachturnier. Freitag wurden noch in ſpäter Abendſtunde die Partien Dr. Tarraſch-Halprin und Schiffers-Maroczy zu Ende geſpielt. Halpri unter- lag gegen Dr. Tarraſch, desgleichen verlor Schiffers gegen Maroczy. Die achte Runde brachte Alapin einen Sieg über Halprin. Die Partie Maroczy gegen Dr. Tarraſch wurde remis. Den gleichen Aus- gang nahm die Partie Caro-Trenchard. Schwarz mußte das Spiel gegen Walbrodt nach dreißig Zügen aufgeben. Janowski führte die Partie gegen Marco zum Gewinn. Steinitz mußte das ausſichtsloſe Spiel gegen Schiffers nach 39 Zügen aufgeben. Tſchi- gorin unterlag gegen Baird. Die Partie zwiſchen Lipke und Burn endete mit dem Siege des Erſteren in 49 Zügen. Showalter konnte die Partie gegen Blackburne in 39 Zügen zu ſeinen Gunſten ent- ſcheiden. Die Partie Pillsbury-Schlechter war in ſpäter Abendſtunde noch nicht beendet. Schwarz meldete ſeinen Austritt aus dem Turnier an. Stand nach der achten Runde: Alapin, Dr. Tarrach 6½, Pillsbury (1) 5½, Walbrodt 5½, Burn, Janowski, Maroczy 5, Steinitz, Schiffers, Tſchigorin 4½, Showalter 4, Blackburne, Marco, Lipke 3½, Schlechter (1) 3, Halprin 3, Caro, Bard 2, Trenchaud 1½. * Mordverſuch in einem Gaſthauſe. Im Gaſt- hauſe zu den drei Raben, 1. Bez., Rabenplatz Nr. 1, hat heute um Mitternacht der Schneidergehilfe Anton Chobot aus Eiferſucht gegen den Schneidergehilfen Joſef Brom aus einem Revolver einen Schuß abgegeben, in der Abſicht ihn zu tödten. Die Kugel flog am linken Ohr des Be- drohten vorüber, drang in eine Ecke der Wand und fiel dann zu Boden. Nur einem glücklichen Zufalle hat Brom es zu danken, daß er durch dieſen Anſchlag unverletzt blieb. Ueber die Gründe, die den jungen Mann zu dieſem ſchweren Verbrechen veranlaßt haben, erfahren wir folgende Details. Anton Chobot, Leopoldſtadt, Mießbachgaſſe Nr. 2 wohnhaft, hatte ſeit 18 Monaten mit der Köchin Anna Nonopolik, Seitenſtettengaſſe Nr. 5 bedienſtet, ein Liebesverhältniß. Er glaubte in den letzten Wochen von dem Mädchen ver- nachläßigt zu werden und dieſe Vermuthung wurde noch dadurch beſtärkt, daß Freunde ihn aufmerkſam machten, daß Anna Nonopolik das Verhältniß mit ihm löſen werde, um mit einem anderen jungen Manne, gleichfalls einem Schneidergehilfen zu verkehren. Geſtern Abends traf er zufällig im Prater ſeinen Neben- buhler den Schneidergehilfen Joſef Brom, welcher Vormittags aus Lundenburg hier eingetroffen war, um die Jubiläumsausſtellung zu beſichtigen. Er führte die Nonopolik am Arme. Alle Drei gingen in die Ausſtellung und blieben dort bis ſpät Abends. Während des Geſpräches erfuhr Chobot, daß Brom, den er bisher gar nicht kannte, das Mädchen Nachmittags aus ihrem Dienſtorte abgeholt und in den Prater geführt habe. Nach dem Beſuche der Aus- ſtellung begaben ſich die drei Perſonen in das Gaſthaus „zu den drei Raben“ nud nahmen im Extrazimmer Platz. Chobot ſaß am Tiſche ſeinem Rivalen gegenüber. Gegen Mitternacht glaubte er mit Recht annehmen zu dürfen, daß das Paar ſich über ihn luſtig mache. Er gerieth in eine derartige Aufregung, und von Eiferſucht getrieben, zog er einen ſiebenläufigen Revolver, zielte gegen den Kopf des Brom und ehe es Jemand verhindern konnte, hatte er einen Schuß abgegeben. Die Kugel hat, wie ſchon erwähnt, ihr Ziel verfehlt. Er wollte noch einen zweiten Schuß ab- geben, wurde aber von Brom, der ihm die Waffe entriſſen hatte, daran gehindert. Brom nahm nun mit Hilfe der Gaſthausbedienſteten, die auf die Detonation herbeigeeilt waren, den Eiferſüchtigen feſt, welchen ein requirirter Sicherheitswachmann in das Hauscommiſſariat der Polizei- direction brachte. Der Verhaftete erklärte, daß er Brom nicht tödten, ſondern ihm nur einen Denkzettel geben wollte. Den Revolver habe er bereits am 11. d. gekauft, um aus Schmerz, weil ihn ſeine Geliebte verlaſſen wollte, einen Selbſtmord zu begehen. * Plötzlich geſtorben. Ecke der Kreuzgaſſe und Mitter- berggaſſe ſtürzte geſtern Nachmittags um 6 Uhr ein circa 60jähriger, beſſer gekleideter Mann in Folge eines Herz- ſchlages zuſammen und war vor Eintreffen der berufenen Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft bereits todt. Die Identität des Mannes iſt bisher nicht feſtgeſtellt. * Zwei verunglückte Radfahrer. Geſtern Nach- mittags um ½6 Uhr fuhren auf der Waffenradbahn im Prater der 23jährige Commis Georg Tuber und der 21jährige Spediteur Max Eiſenklamm mit ihren Zweirädern aneinander. Sie kammen Beide zu Falle und zogen ſich mehrfache Contuſionen im Geſichte, am Ellbogen und an den Händen zu. Tuber erlitt überdies noch eine Nervenerſchütterung. * Origineller Gaunerſtreich. Seit mehr als einem Jahre trieb hier ein Gauner ſein Unweſen, und ausſchließ- lich waren es k. k. Poſtbeſtellboten, welche ſeine Opfer waren. Dieſer Gauner hatte es nämlich auf die Zweiräder der Poſtbeſtellboten, welche von denſelben im Dienſte benützt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost133_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost133_1898/3
Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost133_1898/3>, abgerufen am 21.11.2024.