Reichspost. Nr. 227, Wien, 05.10.1906.Wien, Freitag Reichspost 5. Oktober 1906 227 [Spaltenumbruch] politischen Behörden, eventuell im Wege des Mandats- verfahrens." Abg. Dr. Löcker stellt folgenden Antrag: "Jeder Es sprechen außer den Antragstellern die Abge- Minister des Innern Freiherr v. Bienerth beruft Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen und Das polnische Mandat in der Bukowina. Die Verhandlungen wegen des polnischen Man- Kirchliches. -- Domherr Johann Iby. Man schreibt -- Eucharistisches. Die nächste Andachtsstunde -- P. Minister Josef Krafft. Zu Ehren des -- Kaiserliche Auszeichnungen. Der Kaiser Die Zisterzienserklöster. Nach dem eben neu erschienenen Schematismus Theater, Kunst und Musik. -- Jubiläumstheater. Die "Zauberflöte" -- Intimes Theater. Ein wahrhaft -- Kunstlerhaus. Die Ausstellungskommission -- Carl-Theater. Alexander Girardi eröffnet -- Orpheumtheater. Die Direktion hat -- Wiener Konzertverein. In der kom- Vereinsnachrichten. § Alte Herrenvereinigung des katholischen Jünglingsvereines (Stammverein). Samstag, § Katholisch-politischer Verein Leopold- stadt. Montag, den 8. d. M. findet in M. Reisingers § Der Gesangverein österreichischer Eisen- bahnbeamten bringt bei der Sonntag, 7. Oktober, Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227 [Spaltenumbruch] politiſchen Behörden, eventuell im Wege des Mandats- verfahrens.“ Abg. Dr. Löcker ſtellt folgenden Antrag: „Jeder Es ſprechen außer den Antragſtellern die Abge- Miniſter des Innern Freiherr v. Bienerth beruft Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen und Das polniſche Mandat in der Bukowina. Die Verhandlungen wegen des polniſchen Man- Kirchliches. — Domherr Johann Iby. Man ſchreibt — Euchariſtiſches. Die nächſte Andachtsſtunde — P. Miniſter Joſef Krafft. Zu Ehren des — Kaiſerliche Auszeichnungen. Der Kaiſer Die Ziſterzienſerklöſter. Nach dem eben neu erſchienenen Schematismus Theater, Kunſt und Muſik. — Jubiläumstheater. Die „Zauberflöte“ — Intimes Theater. Ein wahrhaft — Kunſtlerhaus. Die Ausſtellungskommiſſion — Carl-Theater. Alexander Girardi eröffnet — Orpheumtheater. Die Direktion hat — Wiener Konzertverein. In der kom- Vereinsnachrichten. § Alte Herrenvereinigung des katholiſchen Jünglingsvereines (Stammverein). Samstag, § Katholiſch-politiſcher Verein Leopold- ſtadt. Montag, den 8. d. M. findet in M. Reiſingers § Der Geſangverein öſterreichiſcher Eiſen- bahnbeamten bringt bei der Sonntag, 7. Oktober, <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/><fw place="top" type="header">Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227</fw><lb/><cb/> politiſchen Behörden, eventuell im Wege des Mandats-<lb/> verfahrens.“</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Löcker</hi> ſtellt folgenden Antrag: „Jeder<lb/> Wahlberechtigte hat die Verpflichtung, ſein Wahlrecht<lb/> auszuüben. Wer die Abgabe der Stimme ohne triftigen<lb/> Entſchuldigungsgrund unterläßt, verfällt einer nicht<lb/> in Arreſt umwandelbaren Geldſtrafe von 3 bis<lb/> 100 Kronen, welche von der politiſchen Behörde zu<lb/> verhängen iſt.“</p><lb/> <p>Es ſprechen außer den Antragſtellern die Abge-<lb/> ordneten Graf <hi rendition="#g">Dobrzensky,</hi> Dr. R. v. <hi rendition="#g">Dulemba,</hi><lb/> Dr. <hi rendition="#g">Conci,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Pergelt, Stein</hi> und Doktor<lb/><hi rendition="#g">Schlegel.</hi> </p><lb/> <p>Miniſter des Innern Freiherr v. <hi rendition="#g">Bienerth</hi> beruft<lb/> ſich auf ſeine Ausführungen im Wahlreformausſchuſſe<lb/> und bezeichnet demgemäß neuerlich den <hi rendition="#g">Antrag des<lb/> Abg. Dr. Geßmann als einen entſprechenden<lb/> Mittelweg.</hi> </p><lb/> <p>Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen und<lb/> die Sitzung geſchloſſen. Die nächſte Sitzung findet<lb/> heute nach der Sitzung des Wahlreformausſchuſſes<lb/> ſtatt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das polniſche Mandat in der Bukowina.</hi> </head><lb/> <p>Die Verhandlungen wegen des polniſchen Man-<lb/> dates in der Bukowina ſollen einen günſtigen Ver-<lb/> lauf nehmen. Falls der polniſche Wunſch erfüllt<lb/> wird, ſollen die Deutſchen ein neues Mandat er-<lb/> halten. Die Frage iſt nun, wo? Wahrſcheinlich<lb/> einigt man ſich ſchließlich dahin, daß <hi rendition="#g">Oberöſter-<lb/> reich</hi> ein neues Mandat erhält, wo bekanntlich das<lb/> Zentrum nicht mit Unrecht ſich beſchwerte, daß man<lb/> dieſes Kronland ſeinerzeit verkürzte.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kirchliches.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Domherr Johann Iby.</hi> </head> <p>Man ſchreibt<lb/> aus Baden: Der hieſige Dechant und <hi rendition="#g">Ehren-<lb/> domherr Johann Iby,</hi> der kürzlich ſein goldenes<lb/> Prieſterjubiläum und ſeinen 80jährigen Geburtstag<lb/> beging und ſich während langjähriger Tätigkeit allge-<lb/> meiner Beliebtheit erfreute, wurde vom Kaiſer durch<lb/> Verleihung des Ritterkreuzes des <hi rendition="#g">Franz Joſef-<lb/> Ordens</hi> ausgezeichnet. Auch eine <hi rendition="#g">kommunale<lb/> Auszeichnung</hi> durch Verleihung des E<supplied>h</supplied>renbürger-<lb/> rechtes der Stadt Baden ſteht dem greiſen Prieſter<lb/> in der nächſten Gemeinderatsſitzung bevor.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Euchariſtiſches.</hi> </head> <p>Die nächſte Andachtsſtunde<lb/> der Vereinigung zur ewigen Anbetung des aller-<lb/> heiligſten Satramentes durch Herren aus geiſtig ar-<lb/> beitenden Ständen findet ſtatt Freitag 5. Oktober<lb/> halb 6 Uhr nachmittags bei den Calaſantinern, Tell-<lb/> gaſſe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">P.</hi> Miniſter Joſef Krafft.</hi> </head> <p>Zu Ehren des<lb/> Redemptoriſtenminiſters <hi rendition="#aq">P.</hi> Joſef Krafft, der ſein<lb/> goldenes Profeßjubiläum feierte, veranſtalteten der<lb/> Sängerbund „Dreizehnlinden“ und der „Lorenz<lb/> Kellner-Verein“ im Klemens Hofbauerſaal einen<lb/> Feſtabend, dem beiwohnten: Weihbiſchof Doktor<lb/> Marſchall, Prälat Dr. Joſef Lohninger, Rektor der<lb/> „Anima“, Grafen Ledochowski in Vertretung der<lb/> Ehrenprotektorin, Ihrer k. Hoheit Herzogin Maria<lb/> Antonia von Parma, Frau Margarete Tonello di<lb/> Stramare als Protektorin, die Domherren Schöpf-<lb/> leuthner und Joſef Ritter v. Negri, Gemeinderat<lb/> Monſignore Johann Laux, der <hi rendition="#aq">P.</hi> Provinzial der<lb/> Redemptoriſten W. Janauſchek, <hi rendition="#aq">P.</hi> Superior der<lb/> Lazariſten Gattringer, <hi rendition="#aq">P.</hi> Harraſſer aus der Geſell-<lb/> ſchaft Jeſu mit mehreren Vertretern der Studenten-<lb/> kongregation vom Caniſiushauſe, <hi rendition="#aq">P.</hi> Roman Fercher,<lb/> Pfarrer von Dornbach, Frau Baronin Pillerſtorff,<lb/> Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Joſef Kaſerer mit<lb/> Gemahlin, Frau Marie Raimann, Herr Baumeiſter<lb/> Karl Haas mit Gemahlin, Frau Thereſe Kinaſt,<lb/> Frau Zoder, ſowie eine Vertretung der katholiſch-<lb/> öſterreichiſchen Studentenverbindung „Rudolfina“ und<lb/> die Leitung des katholiſchen Jünglingsvereines von<lb/> Hernals mit Herrn Meißner an der Spitze. Präfekt<lb/> Eduard Hermann <hi rendition="#g">Gart</hi> hielt einen Vortrag über<lb/> das Weſen und die Bedeutung der marianiſchen<lb/> Studentenkongregation, dann beglückwünſchte Weih-<lb/> biſchof <hi rendition="#g">Marſchall</hi> den jubilierenden <hi rendition="#aq">P.</hi> Krafft,<lb/> deſſen Wirken <hi rendition="#aq">P.</hi> <hi rendition="#g">Polifka</hi> in einer glänzenden<lb/> Rede feierte. <hi rendition="#aq">P.</hi> Krafft dankte herzlich für die er-<lb/> hebende Feier.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Kaiſerliche Auszeichnungen.</hi> </head> <p>Der Kaiſer<lb/> hat dem Pfarrer in Sachſenfeld Matthias <hi rendition="#g">Koren</hi><lb/> das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone und dem<lb/> penſionierten Bürgerſchullehrer erſter Klaſſe, Piariſten-<lb/> Ordensprieſter <hi rendition="#aq">P.</hi> Franz <hi rendition="#g">Bauer</hi> in Wien das<lb/> Goldene Verdienſtkreuz verliehen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Ziſterzienſerklöſter.</hi> </head><lb/> <p>Nach dem eben neu erſchienenen Schematismus<lb/> des Ziſterzienſerordens zählt derſelbe etwa 1756 An-<lb/> gehörige, nämlich 1015 Männer und 741 Frauen,<lb/> welche 42 verſchiedene Klöſter, darunter 27 Männer-<lb/> und 15 Frauenklöſter, bewohnen. Im Deutſchen<lb/> Reiche gibt es nur ein Ziſterztenſerkloſter, nämlich<lb/> die Abtei Marienſtatt im Bistum Limburg, welche<lb/> im Jahre 1888 wieder errichtet wurde und als<lb/> erſten Abt den jetzigen Biſchof von Limburg,<lb/> Dominikus, Willi, hatte. Ziſterzienſerklöſter gibt es<lb/> in Oeſterreich: Heiligenkreuz, Lilienfeld, Hohenfurt,<lb/> Wilhering, Schlierbach, Rein, Oſſeg, Stams,<lb/> Mehrerau, Sittich und dann die Trappiſtenklöſter<lb/> Reichenburg und Mariaſtern, im Deutſchen Reiche<lb/> vier, nämlich Lichtenthal bei Baden-Baden, Ober-<lb/> ſchönenfeld bei Regensburg, Mariaſtern und Marien-<lb/><cb/> thal in der ſächſiſchen Oberlauſitz (Apoſtoliſches<lb/> Vikariat Sachſen). Vor der Reformation hatte der<lb/> Ziſterzienſerorden 700 Manns- und 900 Frauen-<lb/> klöſter, von denen viele durch ganz Deutſchland<lb/> zerſtreut lagen. In der Rheingegend waren es be-<lb/> ſonders die berühmten Abteien Eberbach in Rheingau,<lb/> Heiſterbach, Himmerode in der Eifel und Marienſtadt,<lb/> welche ſchon ums Jahr 1300 zu großer Blüte ge-<lb/> langt waren. Das kleinſte jetzt beſtehende Kloſter iſt<lb/> Chiaravalle mit nur ſechs Mönchen in Italien, das<lb/> größte Zir<supplied>e</supplied>z in Ungarn mit 151 Mönchen. Von den<lb/> 1015 Ordensmännern ſind 691 Prieſter, 170 Kleriker<lb/> und 154 Laienbrüder, von denen ſich die erſteren<lb/> neben dem Chorgebet und dem Studium vielfach der<lb/> Seelſorge (232) und dem Unterricht an höheren<lb/> Schulen (159) widmen; ſechs von letzteren ſind<lb/> Univerſitätsprofeſſoren in Wien, Prag und Peſt. Von<lb/> den Männerklöſtern ſind 23 Ab<supplied>t</supplied>eien und 4 Priorate,<lb/> von den Frauenklöſtern 10 Abteien und 5 Priorate.<lb/> Marienſtatt gehört mit ſeinem Mutterkloſter<lb/> Wettingen-Mehrerau am Bodenſee und der auch von<lb/> Mehrerau aus gegründeten Abtei Sittich in Krain<lb/> zur ſchweizeriſch-dentſchen Kongregation, an deren<lb/> Spitze der jeweilige Abt von Mehrerau ſteht. Den<lb/> ganzen Orden leitet ein in Rom wohnender<lb/> Generalabt. Von den Ziſterzienſern hat ſich ein Zweig,<lb/> der der ſogenannten reformierten Ziſterzienſer oder<lb/> Trappiſten, im Jahre 1892 getrennt und hat ſeitdem<lb/> einen eigenen Generalpräſes in Rom. Die Ziſterzienſer<lb/> ſind im Jahre 1098, ihr weiblicher Zweig 1125,<lb/> beide in Frankreich (Citeaux und Tart) entſtanden,<lb/> das erſte Kloſter in Deutſchland iſt 1123 zu<lb/> Altenkamp gegründet worden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Theater, Kunſt und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Jubiläumstheater.</hi> </head> <p>Die <hi rendition="#g">„Zauberflöte“</hi><lb/> hat geſtern in der Volksoper ihren Einzug gehalten,<lb/> nachdem ſchon durch „Figaros Hochzeit“ das Stamm-<lb/> publikum dieſer Bühne mit Mozart bekannt gemacht<lb/> worden war. Seit den Tagen, d<supplied>a</supplied> Aleſſandro Bon<supplied>c</supplied>i<lb/> ſich <supplied>ei</supplied>n kurzes Gaſtſpiel teuer bezahlen ließ, war im<lb/> Jubiläumstheater kein ſolcher Andrang erlebt worden<lb/> wie geſtern; bis auf den letzten Platz war das Haus<lb/> gefüllt und weitaus zum größten Teile von einem<lb/> kunſtſinnigen Publikum; man ha<supplied>t</supplied>te das Gefühl, einer<lb/> Senſationspremière und zugleich einer Kraftleiſtung<lb/> der trefflichen Künſtlerſchar beizuwohnen; demgemäß<lb/> wurde jeder zum Kritiker. Nachdem die „Zauber-<lb/> flöte“ eine Ausſtattungsoper genannt werden kann,<lb/> wendete man neben Orcheſter und Sängern großes<lb/> Intereſſe den Bildern auf der Bühne zu; Direktor<lb/> Simons hatte ſelbſt die Inſzenierung beſorgt und<lb/> dabei reinen Stil und Verſtändnis für paſſenden<lb/> Hintergrund gezeigt. Der Direktor mag mi<supplied>t</supplied> dieſen<lb/> Effekten, die er erzielte, ſehr zufrieden ſein; er<lb/> mußte auch nach dem erſten Akte auf der Bühne<lb/> erſcheinen und ſich mit Beifall überſchütten laſſen.<lb/> Und die Sänger und Sängerinnen? Da gab<lb/> es allerdings kleine Unterſchiede: Den Tamino<lb/> ſang Herr <hi rendition="#g">Reinhardt;</hi> es hieß, daß<lb/> kein anderer am Jubiläumstheater dieſe Partie<lb/> „tragen“ könne, als er; es wäre bedauerlich, da Rein-<lb/> hardts Stimmittel für den Tenor und überhaupt<lb/> für Partien der großen Oper nicht reichen. Papageno<lb/> war vielleicht der Beſte von allen; Herr <hi rendition="#g">Hofbauer</hi><lb/> ſang ihn mit voller Stimme friſch in den Zuhörer-<lb/> raum hinein und begleitete den Sang mit einem<lb/> formvollendeten Spiel, ſo daß das komiſche Moment<lb/> der Oper nicht verloren ging. Herrn <hi rendition="#g">Lordmann</hi><lb/> gefiel es dem Anſcheine nach in dieſen heil’gen<lb/> Hallen nicht am beſten; ſein Organ ging in der Orcheſter-<lb/> begleitung unter; anders Herr <hi rendition="#g">Melms,</hi> ſein<lb/> „Sprecher“ verfügt über Stimme! Die Pamina<lb/> ſang Fräulein <hi rendition="#g">Wenger</hi> in trefflicher Weiſe, die<lb/> Papagena Fräulein <hi rendition="#g">Petko,</hi> ſie boten vorzügliche<lb/> Leiſtungen. Aus dem Terzett der Damen der<lb/> Königin der Nacht hörte man den glockenreinen<lb/> Sopran des Fräulein <hi rendition="#g">Stagl</hi> heraus. Schließlich<lb/> ſei noch des erſten Auftretens des Fräulein<lb/><hi rendition="#g">Stöller</hi> als der Königin der Nacht gedacht; ſie<lb/> war diesmal nicht diſponiert, darunter litt die<lb/> brillante Technik. Ein großer Teil der Ehren des<lb/> Abends gehörte dem Kapellmeiſter <hi rendition="#g">Zemlinsky.</hi><lb/> Die ganze geſtrige Aufführung war vielverſprechend.<lb/> Die Schalmeien der „Zauberflöte“ werden viele<lb/> Kunſtfreunde ins Jubiläums-Theater locken. <hi rendition="#aq">F. U.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Intimes Theater.</hi> </head> <p><hi rendition="#g">Ein wahrhaft<lb/> guter Menſch.</hi> Komödie in drei Aufzügen von<lb/> Otto Erich <hi rendition="#g">Hartleben.</hi> Erſte Aufführung am<lb/> 3. Oktober 1906. — Wie ein Wüterich zum ſanften<lb/> Menſchen bekehrt wird, das hat man uns auf den<lb/> Brettern, welche zuweilen die Welt, oft aber den<lb/> Holzweg bedeuten, öfter gezeigt. Hartleben wollte<lb/> einmal das Umgekehrte demonſtrieren, wie ein gar<lb/> zu weicher Menſch <hi rendition="#aq">alias</hi> „guter Kerl“ durch das<lb/> Leben die Lehre der Feſtigkeit und Unnachgiebigkeit<lb/> empfängt. Die Idee war nicht übel. Jedoch ihr<lb/> Vater hätte nicht ſo tief in den Farbentopf hinein-<lb/> zulangen gebraucht, als er es tatſächlich getan hat.<lb/> Der von ihm geſchilderte Doktor der Philoſophie<lb/> und Philanthropie Joſef Oſterberg iſt gut — man<lb/> möchte ſagen — bis zum Exzeß. Alle wiſſen das;<lb/> ſeine ſchöne und kluge Frau bedauert es, alle<lb/> anderen aber nützen es nach Kräften aus: Sein<lb/> nichtstuender und vielbrauchender Schwiegervater,<lb/> ſein Jugendfreund, der phyſiſch und moraliſch ver-<lb/><cb/> armte Maler Adolf Müller, deſſen zankſüchtige Frau<lb/> die Arbeiter der Stadt, um deren Intereſſen er ſich<lb/> annimmt, obgleich ſie ihn gar nichts angehen, ja<lb/> ſogar die eigenen Kinder. Der Schwiegervater<lb/> braucht fortwährend Geld, nicht nur für des Lebens<lb/> Notdurft, ſondern auch für „Studien“ und aben-<lb/> teuerliche Pläne, da er einmal Variété-Direktor ge-<lb/> weſen iſt und es wieder werden möchte. Der<lb/> Freund quartiert ſich mit Frau und drei Kindern<lb/> bei dem Philoſophen ein, trinkt ſeine Weine, raucht<lb/> ſeine Zigarren und — ſtellt ſeiner jungen Frau<lb/> nach. Die Arbeiter, natürlich Sozialdemokraten, denen<lb/> er bei einem Streik ſeine Mittlerdienſte angetragen,<lb/> benehmen ſich am großartigſten; ſie ſetzen ſich bei<lb/> ihm zum Mittagstiſch, eſſen und trinken bis zur<lb/> Bewußtloſigkeit, fangen einen Höllenſpektakel an,<lb/> nehmen ihm Geld für die Streikkaſſe <supplied>a</supplied>b und wollen<lb/> ihn ſchließlich zwingen, mit ihnen Bruderſchaft zu trinken.<lb/> Die Kinder aber machen im ganzen Hauſe, was ſie<lb/> wollen, denn der Papa ſagt ja doch nichts. Das geht ſo<lb/> drei Akte lang fort, bis endlich Herrn Dr. Oſterberg<lb/> die Schuppen von den Augen fallen und er entdeckt,<lb/> daß Welt und Leben ſtarke Menſchen erfordern, die<lb/> es auch verſtehen müſſen, im gegebenen Momente<lb/> „Nein“ zu ſagen. Die große Unwahrſcheinlichkeit,<lb/> welche dieſem „wahrhaft guten“ Menſchen anhaftet,<lb/> deſſen Schwäche ſich faſt pathologiſch anſieht, ver-<lb/> dirbt das gute Urteil, das manche Teile des<lb/> Stückes dem Zuſchauer abringen. Die Darſtellung<lb/> brachte redlichen Willen auf, aber nicht viel mehr.<lb/> Einwandfrei gut war nur der Arbeiter Nowak des<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Bramer.</hi> Die Herren <hi rendition="#g">Mauth</hi> (Dr. Oſter-<lb/> berg), <hi rendition="#g">Mikſch</hi> (Schwiegervater) und <hi rendition="#g">Sigmann</hi><lb/> (Maler Müller) genugten gerade; ein beſonderes<lb/> Lob würde ihnen unrecht tun. Frl. <hi rendition="#g">Colmar</hi> (Frau<lb/> Dr. Oſterberg) hat reiche äußere Mittel; dieſe Mittel<lb/> erlauben ihr aber nicht, von der Darſtellung ſchwerer<lb/> innerer Seelenkämpfe künſtleriſch zu leben. <hi rendition="#aq">a. v. b.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Kunſtlerhaus.</hi> </head> <p>Die Ausſtellungskommiſſion<lb/> der Genoſſenſchaft der bildenden Künſtler Wiens<lb/> hat beſchloſſen, den Einſendungstermin für die<lb/> Herbſtausſtellung im Künſtlerhauſe mit Rückſicht<lb/> darauf, daß noch viele Künſtler auf Studienreiſen ſind,<lb/> bis zum 22. Oktober, 12 Uhr mittags, zu verlängern.<lb/> Die Sommerausſtellung im Künſtlerhauſe wurde<lb/> Samstag geſchloſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Carl-Theater.</hi> </head> <p>Alexander Girardi eröffnet<lb/> Samstag, den 6. d. M. ſein auf fünf Monate be-<lb/> rechnetes Gaſtſpiel. Zur Aufführung gelangt die im<lb/> Vorjahre mit ſo großem Erfolg gegebene Operette<lb/> von Eduard Eyſler „Die Schützenlieſel“. Der Karten-<lb/> verkauf zu dieſer Vorſtellung beginnt Montag, den<lb/> 1. Oktober an beiden Tageskaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Orpheumtheater.</hi> </head> <p>Die Direktion hat<lb/> folgende Novitäten in der jüngſten Zeit erworben:<lb/> „Paris im Omnibus“ von Viktor de Coſtens;<lb/><hi rendition="#aq">„Paris, ou Le bon Juge“,</hi> Overette in zwei Alten<lb/> von ‚Robert de Flers und G. A. de Caillavet, Muſik<lb/> von Claude Terraſſe; „Der Handſchuh“, Schwank in<lb/> einem Akt von Bilhand und Hennequin‘. „Die Taten<lb/> des Herkules“, Operette in drei Akten von Robert<lb/> de Flers und G. A. de Caillavet, Muſik von Clande<lb/> Terraſſe; das „Herrenrecht“, Komödie in einem Akt<lb/> von Marcell Rouvier. — Die Eröffnung des<lb/> Orpheumtheaters nach vollſtändiger Renovierung<lb/> findet noch in dieſer Woche ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Wiener Konzertverein.</hi> </head> <p>In der kom-<lb/> menden Saiſon werden zwei Zyklen von je ſechs<lb/> Sinfonie-Konzerten veranſtaltet, welche an Dienſt-<lb/> tagen und Mittwochen jedesmal um ½8 Uhr abends<lb/> unter der Leitung des Konzertdirektors Herrn Ferdi-<lb/> nand Löwe, im großen Muſikvereinsſaale ſtattfinden<lb/> werden. In dieſen Konzerten gelangen Werke von<lb/> Bach, Händel, Haydn, Gluck, Mozart, Beethoven,<lb/> Weber, Schubert, Mendelsſohn, Götz, Berlioz,<lb/> Wagner, Liszt, Rubinſtein, Tſchaikowsky, Brahms,<lb/> Bruckner, Wolf, Dvorak, Richard Strauß, außerdem<lb/> folgende in Wien noch nicht aufgeführte Werke zur<lb/> Aufführung: Jan Brandts-Buys: Vorſpiel zur Oper<lb/> „Das Veilchenfeſt“; Ernſt v. Dohnanyi: Konzert-<lb/> ſtück für Violoncello; Robert Fuchs: Dritte Sin-<lb/> fonie; Edgar Iſtel: Eine Singſpiel-Ouverture;<lb/> Franz Liszt: Epilog zu „Taſſo“; E. N. v. Reznicek:<lb/> Sinfonie für kleines Orcheſter; Max Schillings:<lb/> Sinfoniſcher Prolog zu „Oedipus“; Joſef Luk:<lb/><hi rendition="#aq">„Scherzo fantastiqui“.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinsnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>§ <hi rendition="#b">Alte Herrenvereinigung des katholiſchen<lb/> Jünglingsvereines (Stammverein).</hi> </head> <p>Samstag,<lb/> den 6. d. M. findet anläßlich der 10. Jahreswende<lb/> des Beſtehens unſerer Bude eine gemütliche Zu-<lb/> ſammenkunft ſtatt. 8 Uhr abends, Währingerſtraße,<lb/> „Zur goldenen Senſe“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>§ <hi rendition="#b">Katholiſch-politiſcher Verein Leopold-<lb/> ſtadt.</hi> </head> <p>Montag, den 8. d. M. findet in M. Reiſingers<lb/> Saal, Große Stadtgutgaſſe 11, eine große Ver-<lb/> ſammlung ſtatt. Sprechen werden Landesausſchuß<lb/><hi rendition="#g">Biehlolawek,</hi> Landesausſchuß Dr. <hi rendition="#g">Geßmann,</hi><lb/> Stadtrat <hi rendition="#g">Oppenberger,</hi> Magiſtratsdirektor und<lb/> Reichsratsabgeordneter Dr. <hi rendition="#g">Weiskirchner.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>§ <hi rendition="#b">Der Geſangverein öſterreichiſcher Eiſen-<lb/> bahnbeamten</hi> </head> <p>bringt bei der Sonntag, 7. Oktober,<lb/> in der Hofpfarrkirche zu St. Auguſtin, um 11 Uhr<lb/> vormittags, ſtattfindenden Gründungsmeſſe unter der<lb/> Leitung des Vereinschormeiſters Herrn Edmund<lb/> Raim die Vokalmeſſe von Franz Köſtinger zur Auf-<lb/> führung.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227
politiſchen Behörden, eventuell im Wege des Mandats-
verfahrens.“
Abg. Dr. Löcker ſtellt folgenden Antrag: „Jeder
Wahlberechtigte hat die Verpflichtung, ſein Wahlrecht
auszuüben. Wer die Abgabe der Stimme ohne triftigen
Entſchuldigungsgrund unterläßt, verfällt einer nicht
in Arreſt umwandelbaren Geldſtrafe von 3 bis
100 Kronen, welche von der politiſchen Behörde zu
verhängen iſt.“
Es ſprechen außer den Antragſtellern die Abge-
ordneten Graf Dobrzensky, Dr. R. v. Dulemba,
Dr. Conci, Dr. Pergelt, Stein und Doktor
Schlegel.
Miniſter des Innern Freiherr v. Bienerth beruft
ſich auf ſeine Ausführungen im Wahlreformausſchuſſe
und bezeichnet demgemäß neuerlich den Antrag des
Abg. Dr. Geßmann als einen entſprechenden
Mittelweg.
Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen und
die Sitzung geſchloſſen. Die nächſte Sitzung findet
heute nach der Sitzung des Wahlreformausſchuſſes
ſtatt.
Das polniſche Mandat in der Bukowina.
Die Verhandlungen wegen des polniſchen Man-
dates in der Bukowina ſollen einen günſtigen Ver-
lauf nehmen. Falls der polniſche Wunſch erfüllt
wird, ſollen die Deutſchen ein neues Mandat er-
halten. Die Frage iſt nun, wo? Wahrſcheinlich
einigt man ſich ſchließlich dahin, daß Oberöſter-
reich ein neues Mandat erhält, wo bekanntlich das
Zentrum nicht mit Unrecht ſich beſchwerte, daß man
dieſes Kronland ſeinerzeit verkürzte.
Kirchliches.
— Domherr Johann Iby. Man ſchreibt
aus Baden: Der hieſige Dechant und Ehren-
domherr Johann Iby, der kürzlich ſein goldenes
Prieſterjubiläum und ſeinen 80jährigen Geburtstag
beging und ſich während langjähriger Tätigkeit allge-
meiner Beliebtheit erfreute, wurde vom Kaiſer durch
Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joſef-
Ordens ausgezeichnet. Auch eine kommunale
Auszeichnung durch Verleihung des Ehrenbürger-
rechtes der Stadt Baden ſteht dem greiſen Prieſter
in der nächſten Gemeinderatsſitzung bevor.
— Euchariſtiſches. Die nächſte Andachtsſtunde
der Vereinigung zur ewigen Anbetung des aller-
heiligſten Satramentes durch Herren aus geiſtig ar-
beitenden Ständen findet ſtatt Freitag 5. Oktober
halb 6 Uhr nachmittags bei den Calaſantinern, Tell-
gaſſe.
— P. Miniſter Joſef Krafft. Zu Ehren des
Redemptoriſtenminiſters P. Joſef Krafft, der ſein
goldenes Profeßjubiläum feierte, veranſtalteten der
Sängerbund „Dreizehnlinden“ und der „Lorenz
Kellner-Verein“ im Klemens Hofbauerſaal einen
Feſtabend, dem beiwohnten: Weihbiſchof Doktor
Marſchall, Prälat Dr. Joſef Lohninger, Rektor der
„Anima“, Grafen Ledochowski in Vertretung der
Ehrenprotektorin, Ihrer k. Hoheit Herzogin Maria
Antonia von Parma, Frau Margarete Tonello di
Stramare als Protektorin, die Domherren Schöpf-
leuthner und Joſef Ritter v. Negri, Gemeinderat
Monſignore Johann Laux, der P. Provinzial der
Redemptoriſten W. Janauſchek, P. Superior der
Lazariſten Gattringer, P. Harraſſer aus der Geſell-
ſchaft Jeſu mit mehreren Vertretern der Studenten-
kongregation vom Caniſiushauſe, P. Roman Fercher,
Pfarrer von Dornbach, Frau Baronin Pillerſtorff,
Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Joſef Kaſerer mit
Gemahlin, Frau Marie Raimann, Herr Baumeiſter
Karl Haas mit Gemahlin, Frau Thereſe Kinaſt,
Frau Zoder, ſowie eine Vertretung der katholiſch-
öſterreichiſchen Studentenverbindung „Rudolfina“ und
die Leitung des katholiſchen Jünglingsvereines von
Hernals mit Herrn Meißner an der Spitze. Präfekt
Eduard Hermann Gart hielt einen Vortrag über
das Weſen und die Bedeutung der marianiſchen
Studentenkongregation, dann beglückwünſchte Weih-
biſchof Marſchall den jubilierenden P. Krafft,
deſſen Wirken P. Polifka in einer glänzenden
Rede feierte. P. Krafft dankte herzlich für die er-
hebende Feier.
— Kaiſerliche Auszeichnungen. Der Kaiſer
hat dem Pfarrer in Sachſenfeld Matthias Koren
das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone und dem
penſionierten Bürgerſchullehrer erſter Klaſſe, Piariſten-
Ordensprieſter P. Franz Bauer in Wien das
Goldene Verdienſtkreuz verliehen.
Die Ziſterzienſerklöſter.
Nach dem eben neu erſchienenen Schematismus
des Ziſterzienſerordens zählt derſelbe etwa 1756 An-
gehörige, nämlich 1015 Männer und 741 Frauen,
welche 42 verſchiedene Klöſter, darunter 27 Männer-
und 15 Frauenklöſter, bewohnen. Im Deutſchen
Reiche gibt es nur ein Ziſterztenſerkloſter, nämlich
die Abtei Marienſtatt im Bistum Limburg, welche
im Jahre 1888 wieder errichtet wurde und als
erſten Abt den jetzigen Biſchof von Limburg,
Dominikus, Willi, hatte. Ziſterzienſerklöſter gibt es
in Oeſterreich: Heiligenkreuz, Lilienfeld, Hohenfurt,
Wilhering, Schlierbach, Rein, Oſſeg, Stams,
Mehrerau, Sittich und dann die Trappiſtenklöſter
Reichenburg und Mariaſtern, im Deutſchen Reiche
vier, nämlich Lichtenthal bei Baden-Baden, Ober-
ſchönenfeld bei Regensburg, Mariaſtern und Marien-
thal in der ſächſiſchen Oberlauſitz (Apoſtoliſches
Vikariat Sachſen). Vor der Reformation hatte der
Ziſterzienſerorden 700 Manns- und 900 Frauen-
klöſter, von denen viele durch ganz Deutſchland
zerſtreut lagen. In der Rheingegend waren es be-
ſonders die berühmten Abteien Eberbach in Rheingau,
Heiſterbach, Himmerode in der Eifel und Marienſtadt,
welche ſchon ums Jahr 1300 zu großer Blüte ge-
langt waren. Das kleinſte jetzt beſtehende Kloſter iſt
Chiaravalle mit nur ſechs Mönchen in Italien, das
größte Zirez in Ungarn mit 151 Mönchen. Von den
1015 Ordensmännern ſind 691 Prieſter, 170 Kleriker
und 154 Laienbrüder, von denen ſich die erſteren
neben dem Chorgebet und dem Studium vielfach der
Seelſorge (232) und dem Unterricht an höheren
Schulen (159) widmen; ſechs von letzteren ſind
Univerſitätsprofeſſoren in Wien, Prag und Peſt. Von
den Männerklöſtern ſind 23 Abteien und 4 Priorate,
von den Frauenklöſtern 10 Abteien und 5 Priorate.
Marienſtatt gehört mit ſeinem Mutterkloſter
Wettingen-Mehrerau am Bodenſee und der auch von
Mehrerau aus gegründeten Abtei Sittich in Krain
zur ſchweizeriſch-dentſchen Kongregation, an deren
Spitze der jeweilige Abt von Mehrerau ſteht. Den
ganzen Orden leitet ein in Rom wohnender
Generalabt. Von den Ziſterzienſern hat ſich ein Zweig,
der der ſogenannten reformierten Ziſterzienſer oder
Trappiſten, im Jahre 1892 getrennt und hat ſeitdem
einen eigenen Generalpräſes in Rom. Die Ziſterzienſer
ſind im Jahre 1098, ihr weiblicher Zweig 1125,
beide in Frankreich (Citeaux und Tart) entſtanden,
das erſte Kloſter in Deutſchland iſt 1123 zu
Altenkamp gegründet worden.
Theater, Kunſt und Muſik.
— Jubiläumstheater. Die „Zauberflöte“
hat geſtern in der Volksoper ihren Einzug gehalten,
nachdem ſchon durch „Figaros Hochzeit“ das Stamm-
publikum dieſer Bühne mit Mozart bekannt gemacht
worden war. Seit den Tagen, da Aleſſandro Bonci
ſich ein kurzes Gaſtſpiel teuer bezahlen ließ, war im
Jubiläumstheater kein ſolcher Andrang erlebt worden
wie geſtern; bis auf den letzten Platz war das Haus
gefüllt und weitaus zum größten Teile von einem
kunſtſinnigen Publikum; man hatte das Gefühl, einer
Senſationspremière und zugleich einer Kraftleiſtung
der trefflichen Künſtlerſchar beizuwohnen; demgemäß
wurde jeder zum Kritiker. Nachdem die „Zauber-
flöte“ eine Ausſtattungsoper genannt werden kann,
wendete man neben Orcheſter und Sängern großes
Intereſſe den Bildern auf der Bühne zu; Direktor
Simons hatte ſelbſt die Inſzenierung beſorgt und
dabei reinen Stil und Verſtändnis für paſſenden
Hintergrund gezeigt. Der Direktor mag mit dieſen
Effekten, die er erzielte, ſehr zufrieden ſein; er
mußte auch nach dem erſten Akte auf der Bühne
erſcheinen und ſich mit Beifall überſchütten laſſen.
Und die Sänger und Sängerinnen? Da gab
es allerdings kleine Unterſchiede: Den Tamino
ſang Herr Reinhardt; es hieß, daß
kein anderer am Jubiläumstheater dieſe Partie
„tragen“ könne, als er; es wäre bedauerlich, da Rein-
hardts Stimmittel für den Tenor und überhaupt
für Partien der großen Oper nicht reichen. Papageno
war vielleicht der Beſte von allen; Herr Hofbauer
ſang ihn mit voller Stimme friſch in den Zuhörer-
raum hinein und begleitete den Sang mit einem
formvollendeten Spiel, ſo daß das komiſche Moment
der Oper nicht verloren ging. Herrn Lordmann
gefiel es dem Anſcheine nach in dieſen heil’gen
Hallen nicht am beſten; ſein Organ ging in der Orcheſter-
begleitung unter; anders Herr Melms, ſein
„Sprecher“ verfügt über Stimme! Die Pamina
ſang Fräulein Wenger in trefflicher Weiſe, die
Papagena Fräulein Petko, ſie boten vorzügliche
Leiſtungen. Aus dem Terzett der Damen der
Königin der Nacht hörte man den glockenreinen
Sopran des Fräulein Stagl heraus. Schließlich
ſei noch des erſten Auftretens des Fräulein
Stöller als der Königin der Nacht gedacht; ſie
war diesmal nicht diſponiert, darunter litt die
brillante Technik. Ein großer Teil der Ehren des
Abends gehörte dem Kapellmeiſter Zemlinsky.
Die ganze geſtrige Aufführung war vielverſprechend.
Die Schalmeien der „Zauberflöte“ werden viele
Kunſtfreunde ins Jubiläums-Theater locken. F. U.
— Intimes Theater. Ein wahrhaft
guter Menſch. Komödie in drei Aufzügen von
Otto Erich Hartleben. Erſte Aufführung am
3. Oktober 1906. — Wie ein Wüterich zum ſanften
Menſchen bekehrt wird, das hat man uns auf den
Brettern, welche zuweilen die Welt, oft aber den
Holzweg bedeuten, öfter gezeigt. Hartleben wollte
einmal das Umgekehrte demonſtrieren, wie ein gar
zu weicher Menſch alias „guter Kerl“ durch das
Leben die Lehre der Feſtigkeit und Unnachgiebigkeit
empfängt. Die Idee war nicht übel. Jedoch ihr
Vater hätte nicht ſo tief in den Farbentopf hinein-
zulangen gebraucht, als er es tatſächlich getan hat.
Der von ihm geſchilderte Doktor der Philoſophie
und Philanthropie Joſef Oſterberg iſt gut — man
möchte ſagen — bis zum Exzeß. Alle wiſſen das;
ſeine ſchöne und kluge Frau bedauert es, alle
anderen aber nützen es nach Kräften aus: Sein
nichtstuender und vielbrauchender Schwiegervater,
ſein Jugendfreund, der phyſiſch und moraliſch ver-
armte Maler Adolf Müller, deſſen zankſüchtige Frau
die Arbeiter der Stadt, um deren Intereſſen er ſich
annimmt, obgleich ſie ihn gar nichts angehen, ja
ſogar die eigenen Kinder. Der Schwiegervater
braucht fortwährend Geld, nicht nur für des Lebens
Notdurft, ſondern auch für „Studien“ und aben-
teuerliche Pläne, da er einmal Variété-Direktor ge-
weſen iſt und es wieder werden möchte. Der
Freund quartiert ſich mit Frau und drei Kindern
bei dem Philoſophen ein, trinkt ſeine Weine, raucht
ſeine Zigarren und — ſtellt ſeiner jungen Frau
nach. Die Arbeiter, natürlich Sozialdemokraten, denen
er bei einem Streik ſeine Mittlerdienſte angetragen,
benehmen ſich am großartigſten; ſie ſetzen ſich bei
ihm zum Mittagstiſch, eſſen und trinken bis zur
Bewußtloſigkeit, fangen einen Höllenſpektakel an,
nehmen ihm Geld für die Streikkaſſe ab und wollen
ihn ſchließlich zwingen, mit ihnen Bruderſchaft zu trinken.
Die Kinder aber machen im ganzen Hauſe, was ſie
wollen, denn der Papa ſagt ja doch nichts. Das geht ſo
drei Akte lang fort, bis endlich Herrn Dr. Oſterberg
die Schuppen von den Augen fallen und er entdeckt,
daß Welt und Leben ſtarke Menſchen erfordern, die
es auch verſtehen müſſen, im gegebenen Momente
„Nein“ zu ſagen. Die große Unwahrſcheinlichkeit,
welche dieſem „wahrhaft guten“ Menſchen anhaftet,
deſſen Schwäche ſich faſt pathologiſch anſieht, ver-
dirbt das gute Urteil, das manche Teile des
Stückes dem Zuſchauer abringen. Die Darſtellung
brachte redlichen Willen auf, aber nicht viel mehr.
Einwandfrei gut war nur der Arbeiter Nowak des
Herrn Bramer. Die Herren Mauth (Dr. Oſter-
berg), Mikſch (Schwiegervater) und Sigmann
(Maler Müller) genugten gerade; ein beſonderes
Lob würde ihnen unrecht tun. Frl. Colmar (Frau
Dr. Oſterberg) hat reiche äußere Mittel; dieſe Mittel
erlauben ihr aber nicht, von der Darſtellung ſchwerer
innerer Seelenkämpfe künſtleriſch zu leben. a. v. b.
— Kunſtlerhaus. Die Ausſtellungskommiſſion
der Genoſſenſchaft der bildenden Künſtler Wiens
hat beſchloſſen, den Einſendungstermin für die
Herbſtausſtellung im Künſtlerhauſe mit Rückſicht
darauf, daß noch viele Künſtler auf Studienreiſen ſind,
bis zum 22. Oktober, 12 Uhr mittags, zu verlängern.
Die Sommerausſtellung im Künſtlerhauſe wurde
Samstag geſchloſſen.
— Carl-Theater. Alexander Girardi eröffnet
Samstag, den 6. d. M. ſein auf fünf Monate be-
rechnetes Gaſtſpiel. Zur Aufführung gelangt die im
Vorjahre mit ſo großem Erfolg gegebene Operette
von Eduard Eyſler „Die Schützenlieſel“. Der Karten-
verkauf zu dieſer Vorſtellung beginnt Montag, den
1. Oktober an beiden Tageskaſſen.
— Orpheumtheater. Die Direktion hat
folgende Novitäten in der jüngſten Zeit erworben:
„Paris im Omnibus“ von Viktor de Coſtens;
„Paris, ou Le bon Juge“, Overette in zwei Alten
von ‚Robert de Flers und G. A. de Caillavet, Muſik
von Claude Terraſſe; „Der Handſchuh“, Schwank in
einem Akt von Bilhand und Hennequin‘. „Die Taten
des Herkules“, Operette in drei Akten von Robert
de Flers und G. A. de Caillavet, Muſik von Clande
Terraſſe; das „Herrenrecht“, Komödie in einem Akt
von Marcell Rouvier. — Die Eröffnung des
Orpheumtheaters nach vollſtändiger Renovierung
findet noch in dieſer Woche ſtatt.
— Wiener Konzertverein. In der kom-
menden Saiſon werden zwei Zyklen von je ſechs
Sinfonie-Konzerten veranſtaltet, welche an Dienſt-
tagen und Mittwochen jedesmal um ½8 Uhr abends
unter der Leitung des Konzertdirektors Herrn Ferdi-
nand Löwe, im großen Muſikvereinsſaale ſtattfinden
werden. In dieſen Konzerten gelangen Werke von
Bach, Händel, Haydn, Gluck, Mozart, Beethoven,
Weber, Schubert, Mendelsſohn, Götz, Berlioz,
Wagner, Liszt, Rubinſtein, Tſchaikowsky, Brahms,
Bruckner, Wolf, Dvorak, Richard Strauß, außerdem
folgende in Wien noch nicht aufgeführte Werke zur
Aufführung: Jan Brandts-Buys: Vorſpiel zur Oper
„Das Veilchenfeſt“; Ernſt v. Dohnanyi: Konzert-
ſtück für Violoncello; Robert Fuchs: Dritte Sin-
fonie; Edgar Iſtel: Eine Singſpiel-Ouverture;
Franz Liszt: Epilog zu „Taſſo“; E. N. v. Reznicek:
Sinfonie für kleines Orcheſter; Max Schillings:
Sinfoniſcher Prolog zu „Oedipus“; Joſef Luk:
„Scherzo fantastiqui“.
Vereinsnachrichten.
§ Alte Herrenvereinigung des katholiſchen
Jünglingsvereines (Stammverein). Samstag,
den 6. d. M. findet anläßlich der 10. Jahreswende
des Beſtehens unſerer Bude eine gemütliche Zu-
ſammenkunft ſtatt. 8 Uhr abends, Währingerſtraße,
„Zur goldenen Senſe“.
§ Katholiſch-politiſcher Verein Leopold-
ſtadt. Montag, den 8. d. M. findet in M. Reiſingers
Saal, Große Stadtgutgaſſe 11, eine große Ver-
ſammlung ſtatt. Sprechen werden Landesausſchuß
Biehlolawek, Landesausſchuß Dr. Geßmann,
Stadtrat Oppenberger, Magiſtratsdirektor und
Reichsratsabgeordneter Dr. Weiskirchner.
§ Der Geſangverein öſterreichiſcher Eiſen-
bahnbeamten bringt bei der Sonntag, 7. Oktober,
in der Hofpfarrkirche zu St. Auguſtin, um 11 Uhr
vormittags, ſtattfindenden Gründungsmeſſe unter der
Leitung des Vereinschormeiſters Herrn Edmund
Raim die Vokalmeſſe von Franz Köſtinger zur Auf-
führung.
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