Reichspost. Nr. 284, Wien, 14.12.1898.Wien, Mittwoch Reichspost 14. December 1898 284 [Spaltenumbruch] eines Bergrathes und dem Kanzlei-Official Wilhelm Haas in Troppau den Titel und Charakter eines Kanzleidirectors verliehen und den Sanitätsreferenten bei der Landes- regierung in Schlesien Landesregierungsrath Dr. August Netolitzky zum Statthaltereirathe und Landes-Sani- tätsreferenten bei der niederösterreichischen Statthalterei ernannt. * Sterbefall. Reichsgraf Alois Kolowrat-Kra- * Ausländische Verbrecher auf der Flucht. Wie * An die christlichen Frauen von Wien. Das * Unfälle. Der Schlossergehilfe Anton Tomek * Ein Glückstag für 12.000 Menschen wird der * Professor Leo Friedrich erzählt am 17. d., * Gebete für den Dreyfus werden, wie ein * Erdbeben in Dalmatien. Aus Zara wird vom * Mädchenräuber. Aus Belgrad wird berichtet, * Von einem geistesgestörten Arbeiter wurden, * Künstliche Erzeugung echter Perlen. Die Perle * Verunglückte Bergleute. Wie aus Kattowitz * Da kann man freilich billiger verkaufen! Der * Der heutigen Nummer unseres Blattes liegt als * Wetter Bei lebhaften Westwinden erhält sich das Vereinsnachrichten. § Der akademische Universitäts-Zweigverein "St. Aloysius" hielt kürzlich im Spielsaale des fürsterz- § Die Ortsgruppe "Neubau" des Vereines "Christ- § Wiener Schutzverein zur Rettung verwahr- loster Kinder. Die diesjährige Christbaumfeier § "Globus", Oesterreichischer Postwerthzeichen- § Der Wiener Jagdclub, dessen Hauptaufgabe es § Oesterreichischer Ingenieur- und Architekten- Verein. Fachgruppe der Maschinen-Ingenieure. Telegramme. Amerikanische Maßnahmen gegen die curopäischen Zuckerprämien. Washington, 12. December. Schatzsecretär Gage Eine neue Rede Monson's. Paris, 13. December. In der gestrigen Ver- Madrid, 13. December. Wie versichert wird, Gegen die amerikanische Souveränität auf den Philippinen. Washington, 12. December. Die Senatoren Deutschamerikanische Verhandlungen? London, 13. December. Der "Times" wird aus Der wandernde Berg bei Klappai. Prag, 13. December. Ueber die von mehreren Die Affaire Dreyfus. Paris, 13. December. "Libre Parole" veröffent- Paris, 13. Deeember. Der "Matin" glaubt zu Die Vorgänge in China. Peking. 12. December. In gewöhnlich gut unter- Der Antisemitismus in Frankreich. Paris, 13. December. Die Agence Havas meldet Konstantinopel, 12. December. Wie die Agence Rom, 13. December. Der "Tribuna" zufolge ist Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284 [Spaltenumbruch] eines Bergrathes und dem Kanzlei-Official Wilhelm Haas in Troppau den Titel und Charakter eines Kanzleidirectors verliehen und den Sanitätsreferenten bei der Landes- regierung in Schleſien Landesregierungsrath Dr. Auguſt Netolitzky zum Statthaltereirathe und Landes-Sani- tätsreferenten bei der niederöſterreichiſchen Statthalterei ernannt. * Sterbefall. Reichsgraf Alois Kolowrat-Kra- * Ausländiſche Verbrecher auf der Flucht. Wie * An die chriſtlichen Frauen von Wien. Das * Unfälle. Der Schloſſergehilfe Anton Tomek * Ein Glückstag für 12.000 Menſchen wird der * Profeſſor Leo Friedrich erzählt am 17. d., * Gebete für den Dreyfus werden, wie ein * Erdbeben in Dalmatien. Aus Zara wird vom * Mädchenräuber. Aus Belgrad wird berichtet, * Von einem geiſtesgeſtörten Arbeiter wurden, * Künſtliche Erzeugung echter Perlen. Die Perle * Verunglückte Bergleute. Wie aus Kattowitz * Da kann man freilich billiger verkaufen! Der * Der heutigen Nummer unſeres Blattes liegt als * Wetter Bei lebhaften Weſtwinden erhält ſich das Vereinsnachrichten. § Der akademiſche Univerſitäts-Zweigverein „St. Aloyſius“ hielt kürzlich im Spielſaale des fürſterz- § Die Ortsgruppe „Neubau“ des Vereines „Chriſt- § Wiener Schutzverein zur Rettung verwahr- loſter Kinder. Die diesjährige Chriſtbaumfeier § „Globus“, Oeſterreichiſcher Poſtwerthzeichen- § Der Wiener Jagdclub, deſſen Hauptaufgabe es § Oeſterreichiſcher Ingenieur- und Architekten- Verein. Fachgruppe der Maſchinen-Ingenieure. Telegramme. Amerikaniſche Maßnahmen gegen die curopäiſchen Zuckerprämien. Waſhington, 12. December. Schatzſecretär Gage Eine neue Rede Monſon’s. Paris, 13. December. In der geſtrigen Ver- Madrid, 13. December. Wie verſichert wird, Gegen die amerikaniſche Souveränität auf den Philippinen. Waſhington, 12. December. Die Senatoren Deutſchamerikaniſche Verhandlungen? London, 13. December. Der „Times“ wird aus Der wandernde Berg bei Klappai. Prag, 13. December. Ueber die von mehreren Die Affaire Dreyfus. Paris, 13. December. »Libre Parole« veröffent- Paris, 13. Deeember. Der „Matin“ glaubt zu Die Vorgänge in China. Peking. 12. December. In gewöhnlich gut unter- Der Antiſemitismus in Frankreich. Paris, 13. December. Die Agence Havas meldet Konſtantinopel, 12. December. Wie die Agence Rom, 13. December. Der „Tribuna“ zufolge iſt <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284</hi></fw><lb/><cb/> eines Bergrathes und dem Kanzlei-Official Wilhelm <hi rendition="#g">Haas</hi><lb/> in Troppau den Titel und Charakter eines Kanzleidirectors<lb/> verliehen und den Sanitätsreferenten bei der Landes-<lb/> regierung in Schleſien Landesregierungsrath Dr. Auguſt<lb/><hi rendition="#g">Netolitzky</hi> zum Statthaltereirathe und Landes-Sani-<lb/> tätsreferenten bei der niederöſterreichiſchen Statthalterei<lb/> ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Sterbefall.</hi> </head> <p>Reichsgraf Alois <hi rendition="#g">Kolowrat-Kra-<lb/> kowsky</hi> iſt geſtern auf ſeinem Schloſſe Hroby in Böhmen<lb/> geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ausländiſche Verbrecher auf der Flucht.</hi> </head> <p>Wie<lb/> die Polizeibehörde in Hamburg der hieſigen Polizeidirection<lb/> mittheilt, iſt der 35jährige Commis Hans Carl Richard<lb/><hi rendition="#g">Iwerſen</hi> am 6. d. M. nach Unterſchlagung von<lb/> 10.000 Mark von dort flüchtig geworden. Iwerſen iſt<lb/> 175 Centimeter hoch, ſchlank, hat blondes Haar, blonden<lb/> Schnurrbart, zugeſpitzten Backenbart, längliches Geſicht,<lb/> geſunde Geſichtsfarbe, trägt goldenen Zwicker, und war mit<lb/> graumelirtem Anzug, grauem Ueberzieher und ſchwarzem,<lb/> ſteifem Hut bekleidet. — In München hat der Secretär<lb/> Hans F. <hi rendition="#g">Ludolphi</hi> einen gefälſchten Check, von<lb/><hi rendition="#g">Thompſon</hi> auf die Birkbeckbank in London gezogen,<lb/> in Verkehr gebracht und iſt ſodann flüchtig geworden.<lb/> Ludolphi, der ſich auch in Dresden des Verbrechens der<lb/> Unterſchlagung einer Summe von 1000 Mark ſchuldig<lb/> gemacht und außerdem noch einen Betrug begangen hat,<lb/> dürfte ſich nach Oeſterreich geflüchtet haben. Der Verbrecher<lb/> iſt circa 30 Jahre alt und ſpricht deutſch und engliſch.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* An die chriſtlichen Frauen von Wien.</hi> </head> <p>Das<lb/> Jahr des 50jährigen Regierungsjubiläums unſeres Kaiſers<lb/> ſoll nicht enden, ohne daß auch die chriſtlichen Frauen der<lb/> Reichshaupt- und Reſidenzſtadt gezeigt hätten, wie tief ihnen<lb/> die Liebe zum Herrſcher im Herzen ſitzt. Als ſchwacher Be-<lb/> weis dafür ſollen gelten: Die feierliche <hi rendition="#g">Dankmeſſe</hi> in<lb/> der Votinkirche am Donnerſtag, den 15. d. um 9 Uhr Früh<lb/> und die <hi rendition="#g">Huldigungs-Verſammlung</hi> in der<lb/> Volkshalle des neuen Rathhauſes, ebenfalls am Donnerſtag,<lb/> den 15. d. um 5 Uhr Nachmittags Alle chriſtlichen Frauen<lb/> ſind höflichſt eingeladen, theilzunehmen an dieſen beiden<lb/> Kundgebungen zum ewigen Gedächtniß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Unfälle.</hi> </head> <p>Der Schloſſergehilfe Anton <hi rendition="#g">Tomek</hi><lb/> hantirte in der elterlichen Wohnung, 10. Bez., Sonnwend-<lb/> gaſſe 30 derartig unvorſichtig mit einem geladenen Revolver,<lb/> daß ſich die Waffe plötzlich entlud und das Projectil der<lb/> 18jährigen Schweſter des Tomek in den Kopf drang. Letztere<lb/> wurde indeß nur leicht verletzt. — Der 37jährige Magiſtrats-<lb/> official Emmerich <hi rendition="#g">Zechſcheid</hi> ſtürzte heute Nachts um<lb/> 3 Uhr auf der Stiege des Hauſes Nr. 4 der Schönlatern-<lb/> gaſſe ſo unglücklich nieder, daß er ſich eine 8 Centimeter<lb/> lange bis auf die Knochen reichende Rißwunde an der Stirne<lb/> zuzog. — Um dieſelbe Zeit wurde der 27jährige Verſchieber<lb/> Eduard <hi rendition="#g">Leitgeb</hi> auf dem Nordweſtbahnhofe beim Ver-<lb/> ſchieben von einem Wagon überfahren. Er erlitt einen offenen<lb/> Splitterbruch. — Der 7jährige Tramway-Conducteursſohn<lb/> Victor <hi rendition="#g">Kikar</hi> wurde geſtern Vormittags von einem mit<lb/> Eis beladenen Wagen überfahren und ſchwer verletzt. Der<lb/> ſchuldtragende Kutſcher fuhr raſch davon. — Auf dem<lb/> Frachtenbahnhofe der Franz Joſefsbahn wurde geſtern Nach-<lb/> mittags der Hilfsarbeiter Julius <hi rendition="#g">Fuchs</hi> beim Verladen<lb/> einer Traverſe im Geſichte getroffen und erlitt einen offenen<lb/> Bruch des rechten Jochbeinbogens.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein Glückstag für 12.000 Menſchen</hi> </head> <p>wird der<lb/> 15. d. M. ſein. An dieſem Tage findet nämlich die Ziehung<lb/> der <hi rendition="#aq">XXXII.</hi> Staatswohlthätigkeits-Lotterie, der einzigen in<lb/> Oeſterreich geſtatteten Geldlotterie, ſtatt, bei welcher außer<lb/> dem Haupttreffer von 200.000 Kronen nicht weniger als<lb/> 12.034 namhafte Gewinnſte in barem Gelde gezogen werden,<lb/> während ein Los nur 2 fl. koſtet. Die Idee der Staats-<lb/> wohlthätigkeits-Lotterien hat ſich in Oeſterreich-Ungarn raſch<lb/> eingebürgert, nachdem bei keinem anderen Lotterie-Unter-<lb/> nehmen die Gewinnſt-Chancen ſo günſtige ſind und der Staat<lb/> vollſte Sicherheit bietet. Ueberdies hat man das Bewußtſein,<lb/> einen Beitrag wahrhaft wohlthätigen Zwecken zugewendet zu<lb/> haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Profeſſor Leo Friedrich</hi> </head> <p>erzählt am 17. d.,<lb/> um ½5 Uhr Nachmittags im Feſtſaale des Wiener kauf-<lb/> männiſchen Vereines, 1. Bez., Johannesgaſſe 4, kleinen und<lb/> großen Kindern, ernſte und heitere Märchen van L. Baſch,<lb/> Baumbach, Fanny Groeger und Richard Leander.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Gebete für den Dreyfus</hi> </head> <p>werden, wie ein<lb/><hi rendition="#g">Warſchauer</hi> jüdiſches Blatt meldet, in den dortigen<lb/> Synagog en verrichtet. Dieſelben haben ungefähr folgenden<lb/> Wortlaut: „Herr, erbarme Dich dieſes Mannes, der als ein<lb/><hi rendition="#g">Gerechter</hi> bekannt iſt bis in die entlegenſten Winkel<lb/> der Welt. Derſelbe wird jetzt mit Schmähungen über-<lb/> ſchüttet, verfolgt und liegt niedergebeugt wie ein Rohr beim<lb/> großen Sturme. Sein <hi rendition="#g">reiner</hi> Name iſt Alfred Dreyfus.<lb/> Unſer <hi rendition="#g">Herz flammt</hi> für dieſen Mann, in welchem<lb/><hi rendition="#g">ganz Iſrael</hi> verfolgt, unterdrückt und gedehmuthigt<lb/> erſcheint in den Augen der Völker.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Erdbeben in Dalmatien.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Zara</hi> wird vom<lb/> 12. d. telegraphirt: Um ½3 Uhr Früh wurden im Erd-<lb/> bebengebiete zunächſt ein heftiger, ſpäter einige leichte Erd-<lb/> ſtöße wahrgenommen. Um 5¼ Uhr wurde in <hi rendition="#g">Sinj</hi> ein<lb/> acht Secunden andauernder Erdſtoß, der ſtärkſte ſeit dem<lb/> 2. Juli, verſpürt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Mädchenräuber.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Belgrad</hi> wird berichtet,<lb/> daß aus dem Dorfe Iſtok in Altſerbien Arnauten drei<lb/> Mädchen geraubt haben, für die ſie nun ein hohes Löſe-<lb/> geld fordern, welches jedoch die Eltern nicht aufbringen<lb/> können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Von einem geiſtesgeſtörten Arbeiter</hi> </head> <p>wurden,<lb/> wie aus <hi rendition="#g">Heilbronn</hi> gemeldet wird, in der dortigen<lb/> Silberwaarenfabrik von Bruckmann u. Söhne zwei Ar-<lb/> beiter mit einem Dolche tödtlich verletzt. Nach Verübung<lb/> der That jagte ſich der Geiſteskranke ſelbſt eine Kugel in<lb/> den Kopf.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Künſtliche Erzeugung echter Perlen.</hi> </head> <p>Die Perle<lb/> iſt bekanntlich als Krankheitsproduct, als eine durch ab-<lb/> normen Anreiz am Körper der Muſchel entſtandene Bildung<lb/> aufzufaſſen. Welche Urſachen dieſen Anreiz hervorbringen,<lb/> iſt immer noch nicht klar feſtgeſtellt. Ein franzöſiſcher Phy-<lb/> ſiker, Mr. Morſant hat nun, wie wir der diesbezüglichen<lb/> Mittheilung des techniſchen Bureau S. Fiſcher in Wien<lb/> entnehmen, den Verſuch gemacht, dieſen Anreiz künſtlich zu<lb/> erzeugen und auf dieſe Weiſe Perlen in der gewählten<lb/> Muſchel zu erzeugen. Dieſe Verſuche ſind gelungen. Er<lb/> ſtach mit einer feinen Nadel in den Perlmutter-Ueberzug<lb/> der Innenſeite und brachte eine minimale echte Perle in die<lb/> ſo entſtandene Oeffnung ein. Dies genügte, um an dieſer<lb/> Stelle eine ſchön entwickelte Perle entſtehen zu laſſen, welche<lb/><cb/> ſich leicht abbrechen ließ und an Glanz den auf normalem<lb/> Wege erzeugten Perlen nicht nachſteht, nur die Art der<lb/> Schichtung, in welcher ſich das Perlmutter hier anlegt und<lb/> zur vielförmigen Maſſe ausbildet, iſt eine andere, von der<lb/> Schichtung der normalen Perle abweichende.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Verunglückte Bergleute.</hi> </head> <p>Wie aus <hi rendition="#g">Kattowitz</hi><lb/> gemeldet wird, ſind auf der „Czelads“-Grube bei Sosnovice<lb/> durch ausſtrömenden Dampf 6 Bergleute <hi rendition="#g">getödtet</hi> und<lb/> 4 ſchwer verbrüht worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Da kann man freilich billiger verkaufen!</hi> </head> <p>Der<lb/> Partiewaarenhändler Jacob <hi rendition="#g">Wetter</hi> (!), 9. Bez., Rothe<lb/> Löwengaſſe 11, verkaufte zu ſolchen Spottpreiſen Hand-<lb/> ſchuhe, daß ſelbſt die in der Umgegend etablirten Handſchuh-<lb/> macher, welche begreiflicherweiſe kein Geſchäft machen konnten,<lb/> von ihm Waare bezogen. Die Polizei brachte es ſchließlich<lb/> auf den Tag, warum der Mann ſo billig verkaufen konnte.<lb/> Er bezog nämlich die Handſchuhe von dem Geſchäftsdiener<lb/> Franz <hi rendition="#g">Mariſchka,</hi> der dieſelben ſeinem Chef, einem<lb/> Handſchuh Engroſſiſten, — ſtahl. Der Schaden, welchen Letzterer<lb/> erleidet, ſoll mehrere tauſend Gulden betragen. Mariſchka<lb/> wurde dem Landesgerichte eingeliefert, Wetter jedoch auf<lb/> freiem Fuße belaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der heutigen Nummer</hi> </head> <p>unſeres Blattes liegt als<lb/> Beilage ein Weihnachts-Preisverzeichniß von Ludwig<lb/><hi rendition="#g">Müller,</hi> Weberei und Verſandtgeſchäft in Landskron<lb/> in Böhmen bei.</p> </div> </div><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Wetter</hi> </head> <p>Bei lebhaften Weſtwinden erhält ſich das<lb/> milde, wechſelnd bewölkte Wetter mit einzelnen Nieder-<lb/> ſchlägen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinsnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">§ Der akademiſche Univerſitäts-Zweigverein<lb/> „St. Aloyſius“</hi> </head> <p>hielt kürzlich im Spielſaale des fürſterz-<lb/> biſchöflichen Clericalſeminars eine Feſtverſammlung ab, die<lb/> einen recht ſchönen Verlauf nahm und ſich zu einer er-<lb/> hebenden Kundgebung der Liebe und Treue gegen unſeren<lb/> erhabenen Jubelkaiſer geſtaltete. Nachdem der Obmann des<lb/> Vereines Herr <hi rendition="#g">Herbſt</hi> die Verſammlung, zu der ſich auch<lb/> die Hochw. Herren Vorſteher ſowie Hochw. Herr <hi rendition="#g">Michele</hi><lb/> eingefunden hatten, eröffnet, überraſchte Herr <hi rendition="#g">Groltſch</hi><lb/> die Verſammlung mit einem herrlichen Prolog, worin er die<lb/> Herrſchertugenden unſeres geliebten Monarchen mit be-<lb/> geiſterten und zündenden Worten pries. Hierauf folgte die<lb/> Kaiſer-Ouverture von Weſtermeyer, nach der Herr <hi rendition="#g">Kube</hi><lb/> das Wort zu ſeiner trefflichen Feſtrede ergriff. Er führte<lb/> aus, daß die Mitglieder des Vereines aus zweifachem<lb/> Grunde Anlaß hätten, gerade im Jubeljahre mit Liebe und<lb/> Verehrung auf den Schützer und Förderer der katholiſchen<lb/> Wiſſenſchaft unſeren verehrten Kaiſer zu blicken als<lb/> öſterreichiſche Studenten nämlich und als katholiſche Theolo-<lb/> gen. Uebergehend auf die confeſſionelle Schule ſieht Redner<lb/> den Grund der heutigen Schulzuſtände in den ſtaatlichen<lb/> Univerſitäten. „Wem die Jugend gehört, dem gehört die<lb/> Zukunft.“ Nur eine von wahrhaft chriſtlichem, katholiſchem<lb/> Geiſte durchdrungene Schule vermag tüchtige und brauchbare<lb/> Glieder der menſchlichen Geſellſchaft heranzubilden. Die Aus-<lb/> führungen des Redners fanden allgemeine Zuſtimmung<lb/> und ernteten reichen Beifall. Auf den gediegenen Vortrag<lb/> des Liedes „Vineta“ von Franz Abt durch die Sänger unter<lb/> den Alumnen, folgte die „Oberon-Ouverture“ von<lb/> Weber und der Chor „Gott, meine Zuverſicht“ von Schubert<lb/> ſchloß die ſchöne, patriotiſche Feier.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">§ Die Ortsgruppe „Neubau“</hi> </head> <p>des Vereines „<hi rendition="#g">Chriſt-<lb/> liche Familie</hi>“ zeigt allen Mitgliedern an, daß am<lb/> Mittwoch den 14. d. M. in Joſef Schellitſch Gaſthaus,<lb/> 7. Bez., Kirchengaſſe Nr. 13 eine Ausſchußſitzung ſtattfindet.<lb/> Beginn 8 Uhr Abends. Wegen der Wichtigkeit der Beſprechung<lb/> iſt zahlreiches Erſcheinen erwünſcht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">§ Wiener Schutzverein zur Rettung verwahr-<lb/> loſter Kinder.</hi> </head> <p>Die diesjährige <hi rendition="#g">Chriſtbaumfeier</hi><lb/> der Zöglinge des Knaben-Erziehungshauſes des Wiener<lb/> Schutzvereines zur Rettung verwahrloſter Kinder in<lb/><hi rendition="#g">Unter-St. Veit</hi> findet am Samſtag, den 17. d., um<lb/> 5 Uhr Abends in den Saallocalitäten des Herrn Broſch<lb/> „Zum weißen Engel“, Hietzing, am Platz 5, ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">§ „Globus“,</hi> </head> <p>Oeſterreichiſcher Poſtwerthzeichen-<lb/> Sammlerverein hält Donnerſtag im „Hotel Klomſer“, Wien,<lb/> 1. Bez., Herrengaſſe 19, Abends 8 Uhr, ſeine 54. Ver-<lb/> ſammlung ab. Freunde der Philatelie ſind als Gäſte will-<lb/> kommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">§ Der Wiener Jagdclub,</hi> </head> <p>deſſen Hauptaufgabe es<lb/> iſt, das Hege- und Jagdweſen nach jeder Richtung hin zu<lb/> fördern, zählt zu ſeinen Mitgliedern nur erprobte mit der<lb/> Schußwaffe vollkommen vertraute Männer. Ein weiteres<lb/> Ziel des Jagdclubs iſt es, den Jagdliebhabern die Theil-<lb/> nahme an Jagden zu ermöglichen und eine directe Ver-<lb/> bindung zwiſchen den Jagdherren oder Jagdpächtern einer-<lb/> ſeits und den Clubmitgliedern andererſeits zu ſchaffen, es<lb/> liegt überhaupt im Intereſſe des Clubs, eine verläßliche<lb/> Vormerkung über Jagdherren, oder Jagdpächter und<lb/> Jagdfreunde, insbeſondere Schützen, zu führen. Es iſt dies<lb/> im Intereſſe aller Factoren gelegen. Jagdherren oder Jagd-<lb/> pächter, welche zum Beiſpiel Schützen benöthigen, dürfen in<lb/> ſolchem Falle dem Jagdclub nur Tag, Stunde, Ort der<lb/> Zuſammenkunft, Zahl der Schützen ꝛc. bekannt geben;<lb/> welcher das Weitere auf das Beſte veranlaſſen wird. An-<lb/> fragen, Anträge und Aufträge wollen direct an den Schrift-<lb/> führer des Jagdclubs, Herrn Julius <hi rendition="#g">Prinz,</hi> Wien,<lb/> 18. Bezirk, Anaſtaſius-Grüngaſſe 20, geleitet werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">§ Oeſterreichiſcher Ingenieur- und Architekten-<lb/> Verein.</hi> </head> <p>Fachgruppe der <hi rendition="#g">Maſchinen-Ingenieure.</hi><lb/> Dienſtag, den 13. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Edm.<lb/><hi rendition="#g">Wehrenpfennig,</hi> Ober-Inſpector der öſterreichiſchen<lb/> Nordweſtbahn: „Ueber ausgeführte neuere Waſſerreinigungs-<lb/> Anlagen.“ — Fachgruppe für <hi rendition="#g">Geſundheitstechnik.</hi><lb/> Mittwoch, den 14. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Adolf<lb/><hi rendition="#g">Freund:</hi> „Ueber die wirkſame Desinfection der beim<lb/> Thiertransporte verwendeten Eiſenbahnwagen.“ — Fach-<lb/> gruppe der <hi rendition="#g">Berg- und Hüttenmänner.</hi> Donner-<lb/> ſtag, den 15. d.: Vortrag des Herrn Oberbergrathes Carl<lb/> Ritter v. <hi rendition="#g">Ernſt:</hi> „Rückblick auf die Fortſchritte in der<lb/> Darſtellung von Kupfer und Blei in den letzten fünfzig<lb/> Jahren.“</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Amerikaniſche Maßnahmen gegen die<lb/> curopäiſchen Zuckerprämien.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Waſhington,</hi> 12. December.</dateline> <p>Schatzſecretär Gage<lb/> richtete an die Zolleinnehmer ein Rundſchreiben, wonach<lb/><cb/> auf Zucker und Zuckerproducte aus Ländern, welche<lb/> dafür Ausfuhrprämien gewähren, Compenſationszölle<lb/> erhoben werden ſollen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine neue Rede Monſon’s.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 13. December.</dateline> <p>In der geſtrigen Ver-<lb/> ſammlung des Vereines der chriſtlichen Jugend gab der<lb/> engliſche Botſchafter Sir E. <hi rendition="#g">Monſon</hi> der Ueber-<lb/> zeugung Ausdruck, daß ſich Frankreich mit England<lb/> und den Vereinigten Staaten zur Sicherung der Fort-<lb/> ſchritte der Civiliſation vereinigen werde. Der Bot-<lb/> ſchafter ſprach die Hoffnung aus, daß von den Ge-<lb/> rüchten eines drohenden Krieges zwiſchen den beiden<lb/> Ländern zu Weihnachten nicht mehr die Rede ſein<lb/> werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 13. December.</dateline> <p>Wie verſichert wird,<lb/> werde Miniſterpräſident <hi rendition="#g">Sagaſta</hi> die Kammer vor<lb/> der Ratificierung des am 10. d. M. <hi rendition="#g">unier-<lb/> zeichneten Friedensvertrages auf-<lb/> löſen.</hi> Das „Journal „Correo“ glaubt, Sagaſta<lb/> werde ſich nicht beeilen, den Friedensvertrag den<lb/> Cortes zu unterbreiten, weil es möglich ſei, daß der<lb/> amerikaniſche Senat den Friedensvertrag, welchem ein<lb/> Theil der Senatoren ablehnend gegenüberſtehe, ver-<lb/> werfen werde.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gegen die amerikaniſche Souveränität auf den<lb/> Philippinen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Waſhington,</hi> 12. December.</dateline> <p>Die Senatoren<lb/> Hoar und Hale brachten im Senate von Bürgern der<lb/> Staaten Maſſachuſetts und Maine angenommene<lb/><hi rendition="#g">Reſolutionen</hi> ein, in welchen <hi rendition="#g">gegen</hi> die<lb/><hi rendition="#g">Ausdehnung der Souveränität</hi> der<lb/> Vereinigten Staaten auf die <hi rendition="#g">Philippinen,</hi> ſowie<lb/> gegen die Erwerbung fremden Landgebiets ohne Zu-<lb/> ſtimmung der dortigen Bevölkerung <hi rendition="#g">Einſpruch</hi><lb/> erhoben wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſchamerikaniſche Verhandlungen?</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 13. December.</dateline> <p>Der „Times“ wird aus<lb/><hi rendition="#g">Philadelphia</hi> gemeldet, die Regierung der Ver-<lb/> einigten Staaten denke in dieſem Winter die Ver-<lb/> handlungen mit dem deutſchen Reiche wegen des<lb/> Handelsvertrages wieder aufzunehmen. Deutſchlands<lb/> jüngſt officiell bekundete Freundſchaft werde in<lb/> Waſhington voll anerkannt, und werde wahrſcheinlich<lb/> dazu beitragen, dem deutſchen Reiche die Beibehaltung<lb/> ſeiner commerciellen Vorrechte auf den von Spanien<lb/> abgetretenen Inſeln zu ſichern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der wandernde Berg bei Klappai.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Prag,</hi> 13. December.</dateline> <p>Ueber die von mehreren<lb/> Journalen gemeldete neuerliche <hi rendition="#g">Erdrutſchung</hi><lb/> am Berge Haſenburg bei <hi rendition="#g">Klappai</hi> iſt den Behörden<lb/> bisher kein officieller Bericht zugekommen. Es ſcheint,<lb/> daß in Folge der häufigen Niederſchläge in den letzten<lb/> Tagen eine — wie man hier hofft — nur unweſentliche<lb/> Erdbewegung erfolgte, welche zu den beunruhigenden<lb/> Gerüchten Anlaß gegeben haben dürfte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Affaire Dreyfus.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 13. December.</dateline> <p><hi rendition="#aq">»Libre Parole«</hi> veröffent-<lb/> licht ein Schreiben <hi rendition="#g">Eſterhazy’s</hi> an den <hi rendition="#aq">I.</hi> Präſi-<lb/> denten des Caſſationshofes, <hi rendition="#g">Mazeau,</hi> in welchem er<lb/> ſich bereit erklärt, unter ſicherem Geleite vor der Straf-<lb/> kammer des Caſſationshofes zu erſcheinen, um mit<lb/> allen bereits vernommenen oder noch zu vernehmenden<lb/> Zeugen confrontirt zu werden und über alle ihn be-<lb/><supplied>t</supplied>reffenden Punkte Aufſchluß zu ertheilen. Eſterhazy<lb/> weiſt in dem Briefe auf die gegen ihn erhobenen An-<lb/> klagen hin und erklärt, er wolle die Ehre ſeines<lb/> Namens und ſeiner Kinder, ſowie die Ehre eines<lb/> Todten (Henry) vertheidigen, mit dem eine Schuld zu<lb/> theilen, die weder für den Einen noch für den Andern<lb/> beſtehe, ihm nicht zumuthen könne.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 13. Deeember.</dateline> <p>Der „Matin“ glaubt zu<lb/> wiſſen, daß, falls die Militärbehörde nicht die Initiative<lb/> zur proviſoriſchen Freilaſſung Picquart’s ergreifen ſollte,<lb/> Labori unverzüglich bei der <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Kammer des<lb/> Caſſationshofes ein Geſuch, betreffend die Freilaſſung<lb/> ſeines Clienten, einbringen werde.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Vorgänge in China.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Peking.</hi> 12. December.</dateline> <p>In gewöhnlich gut unter-<lb/> richteten chineſiſchen Kreiſen verlautet, die Kaiſerin-<lb/> Witwe beabſichtige, Tuhans Jin-Huan aus der Ver-<lb/> bannung zurückzuberufen. Wenn dieſe nicht officielle<lb/> Meldung richtig wäre, ſo würde ſie beweiſen, daß die<lb/><hi rendition="#g">Kaiſerin</hi> ihre <hi rendition="#g">Macht</hi> für <hi rendition="#g">feſt</hi> begründet anſehe<lb/> und die <hi rendition="#g">gemäßigt fortſchrittlichen</hi><lb/> Beamten wieder <hi rendition="#g">einzuſetzen</hi> wünſche, um all-<lb/> mählig die nothwendigen Reformen durchzuführen. Die<lb/> Audienz der Damen des diplomatiſchen Corps bei der<lb/> Kaiſerin-Witwe wurde endgiltig auf morgen feſtgeſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Antiſemitismus in Frankreich.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 13. December.</dateline> <p>Die Agence Havas meldet<lb/> aus Nancy: Eine geſtern veranſtaltete antiſemitiſche<lb/> Kundgebung, wobei Rufe wie „Nieder mit den Juden!“<lb/> „Es lebe die Armee!“ ausgebracht wurden, wurde von<lb/> der Polizei im Keime erſtickt. Es wurden zehn Ver-<lb/> haftungen vorgenommen, jedoch keine aufrechterhalten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 12. December.</dateline> <p>Wie die Agence<lb/> de Conſtantinopele aus authentiſcher Quelle erfährt,<lb/> ſtellen die jüngſten Meldungen aus dem Yemen feſt,<lb/> daß die zwei ſtärkſten Stellungen der Rebellen von den<lb/> türkiſchen Truppen genommen wurden und daß das<lb/> Pacificirungswerk ruhig fortſchreitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 13. December.</dateline> <p>Der „Tribuna“ zufolge iſt<lb/><hi rendition="#g">Menelik</hi> in Tigre angekommen, um <hi rendition="#g">Ras Man-<lb/> gaſcha abzuſetzen.</hi> An ſeine Stelle wolle er<lb/><hi rendition="#g">Ras Makonen</hi> ſetzen, während die Königin Taitu<lb/> ihren Bruder Ras Olie unterſtütze. Die Frage hängt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284
eines Bergrathes und dem Kanzlei-Official Wilhelm Haas
in Troppau den Titel und Charakter eines Kanzleidirectors
verliehen und den Sanitätsreferenten bei der Landes-
regierung in Schleſien Landesregierungsrath Dr. Auguſt
Netolitzky zum Statthaltereirathe und Landes-Sani-
tätsreferenten bei der niederöſterreichiſchen Statthalterei
ernannt.
* Sterbefall. Reichsgraf Alois Kolowrat-Kra-
kowsky iſt geſtern auf ſeinem Schloſſe Hroby in Böhmen
geſtorben.
* Ausländiſche Verbrecher auf der Flucht. Wie
die Polizeibehörde in Hamburg der hieſigen Polizeidirection
mittheilt, iſt der 35jährige Commis Hans Carl Richard
Iwerſen am 6. d. M. nach Unterſchlagung von
10.000 Mark von dort flüchtig geworden. Iwerſen iſt
175 Centimeter hoch, ſchlank, hat blondes Haar, blonden
Schnurrbart, zugeſpitzten Backenbart, längliches Geſicht,
geſunde Geſichtsfarbe, trägt goldenen Zwicker, und war mit
graumelirtem Anzug, grauem Ueberzieher und ſchwarzem,
ſteifem Hut bekleidet. — In München hat der Secretär
Hans F. Ludolphi einen gefälſchten Check, von
Thompſon auf die Birkbeckbank in London gezogen,
in Verkehr gebracht und iſt ſodann flüchtig geworden.
Ludolphi, der ſich auch in Dresden des Verbrechens der
Unterſchlagung einer Summe von 1000 Mark ſchuldig
gemacht und außerdem noch einen Betrug begangen hat,
dürfte ſich nach Oeſterreich geflüchtet haben. Der Verbrecher
iſt circa 30 Jahre alt und ſpricht deutſch und engliſch.
* An die chriſtlichen Frauen von Wien. Das
Jahr des 50jährigen Regierungsjubiläums unſeres Kaiſers
ſoll nicht enden, ohne daß auch die chriſtlichen Frauen der
Reichshaupt- und Reſidenzſtadt gezeigt hätten, wie tief ihnen
die Liebe zum Herrſcher im Herzen ſitzt. Als ſchwacher Be-
weis dafür ſollen gelten: Die feierliche Dankmeſſe in
der Votinkirche am Donnerſtag, den 15. d. um 9 Uhr Früh
und die Huldigungs-Verſammlung in der
Volkshalle des neuen Rathhauſes, ebenfalls am Donnerſtag,
den 15. d. um 5 Uhr Nachmittags Alle chriſtlichen Frauen
ſind höflichſt eingeladen, theilzunehmen an dieſen beiden
Kundgebungen zum ewigen Gedächtniß.
* Unfälle. Der Schloſſergehilfe Anton Tomek
hantirte in der elterlichen Wohnung, 10. Bez., Sonnwend-
gaſſe 30 derartig unvorſichtig mit einem geladenen Revolver,
daß ſich die Waffe plötzlich entlud und das Projectil der
18jährigen Schweſter des Tomek in den Kopf drang. Letztere
wurde indeß nur leicht verletzt. — Der 37jährige Magiſtrats-
official Emmerich Zechſcheid ſtürzte heute Nachts um
3 Uhr auf der Stiege des Hauſes Nr. 4 der Schönlatern-
gaſſe ſo unglücklich nieder, daß er ſich eine 8 Centimeter
lange bis auf die Knochen reichende Rißwunde an der Stirne
zuzog. — Um dieſelbe Zeit wurde der 27jährige Verſchieber
Eduard Leitgeb auf dem Nordweſtbahnhofe beim Ver-
ſchieben von einem Wagon überfahren. Er erlitt einen offenen
Splitterbruch. — Der 7jährige Tramway-Conducteursſohn
Victor Kikar wurde geſtern Vormittags von einem mit
Eis beladenen Wagen überfahren und ſchwer verletzt. Der
ſchuldtragende Kutſcher fuhr raſch davon. — Auf dem
Frachtenbahnhofe der Franz Joſefsbahn wurde geſtern Nach-
mittags der Hilfsarbeiter Julius Fuchs beim Verladen
einer Traverſe im Geſichte getroffen und erlitt einen offenen
Bruch des rechten Jochbeinbogens.
* Ein Glückstag für 12.000 Menſchen wird der
15. d. M. ſein. An dieſem Tage findet nämlich die Ziehung
der XXXII. Staatswohlthätigkeits-Lotterie, der einzigen in
Oeſterreich geſtatteten Geldlotterie, ſtatt, bei welcher außer
dem Haupttreffer von 200.000 Kronen nicht weniger als
12.034 namhafte Gewinnſte in barem Gelde gezogen werden,
während ein Los nur 2 fl. koſtet. Die Idee der Staats-
wohlthätigkeits-Lotterien hat ſich in Oeſterreich-Ungarn raſch
eingebürgert, nachdem bei keinem anderen Lotterie-Unter-
nehmen die Gewinnſt-Chancen ſo günſtige ſind und der Staat
vollſte Sicherheit bietet. Ueberdies hat man das Bewußtſein,
einen Beitrag wahrhaft wohlthätigen Zwecken zugewendet zu
haben.
* Profeſſor Leo Friedrich erzählt am 17. d.,
um ½5 Uhr Nachmittags im Feſtſaale des Wiener kauf-
männiſchen Vereines, 1. Bez., Johannesgaſſe 4, kleinen und
großen Kindern, ernſte und heitere Märchen van L. Baſch,
Baumbach, Fanny Groeger und Richard Leander.
* Gebete für den Dreyfus werden, wie ein
Warſchauer jüdiſches Blatt meldet, in den dortigen
Synagog en verrichtet. Dieſelben haben ungefähr folgenden
Wortlaut: „Herr, erbarme Dich dieſes Mannes, der als ein
Gerechter bekannt iſt bis in die entlegenſten Winkel
der Welt. Derſelbe wird jetzt mit Schmähungen über-
ſchüttet, verfolgt und liegt niedergebeugt wie ein Rohr beim
großen Sturme. Sein reiner Name iſt Alfred Dreyfus.
Unſer Herz flammt für dieſen Mann, in welchem
ganz Iſrael verfolgt, unterdrückt und gedehmuthigt
erſcheint in den Augen der Völker.“
* Erdbeben in Dalmatien. Aus Zara wird vom
12. d. telegraphirt: Um ½3 Uhr Früh wurden im Erd-
bebengebiete zunächſt ein heftiger, ſpäter einige leichte Erd-
ſtöße wahrgenommen. Um 5¼ Uhr wurde in Sinj ein
acht Secunden andauernder Erdſtoß, der ſtärkſte ſeit dem
2. Juli, verſpürt.
* Mädchenräuber. Aus Belgrad wird berichtet,
daß aus dem Dorfe Iſtok in Altſerbien Arnauten drei
Mädchen geraubt haben, für die ſie nun ein hohes Löſe-
geld fordern, welches jedoch die Eltern nicht aufbringen
können.
* Von einem geiſtesgeſtörten Arbeiter wurden,
wie aus Heilbronn gemeldet wird, in der dortigen
Silberwaarenfabrik von Bruckmann u. Söhne zwei Ar-
beiter mit einem Dolche tödtlich verletzt. Nach Verübung
der That jagte ſich der Geiſteskranke ſelbſt eine Kugel in
den Kopf.
* Künſtliche Erzeugung echter Perlen. Die Perle
iſt bekanntlich als Krankheitsproduct, als eine durch ab-
normen Anreiz am Körper der Muſchel entſtandene Bildung
aufzufaſſen. Welche Urſachen dieſen Anreiz hervorbringen,
iſt immer noch nicht klar feſtgeſtellt. Ein franzöſiſcher Phy-
ſiker, Mr. Morſant hat nun, wie wir der diesbezüglichen
Mittheilung des techniſchen Bureau S. Fiſcher in Wien
entnehmen, den Verſuch gemacht, dieſen Anreiz künſtlich zu
erzeugen und auf dieſe Weiſe Perlen in der gewählten
Muſchel zu erzeugen. Dieſe Verſuche ſind gelungen. Er
ſtach mit einer feinen Nadel in den Perlmutter-Ueberzug
der Innenſeite und brachte eine minimale echte Perle in die
ſo entſtandene Oeffnung ein. Dies genügte, um an dieſer
Stelle eine ſchön entwickelte Perle entſtehen zu laſſen, welche
ſich leicht abbrechen ließ und an Glanz den auf normalem
Wege erzeugten Perlen nicht nachſteht, nur die Art der
Schichtung, in welcher ſich das Perlmutter hier anlegt und
zur vielförmigen Maſſe ausbildet, iſt eine andere, von der
Schichtung der normalen Perle abweichende.
* Verunglückte Bergleute. Wie aus Kattowitz
gemeldet wird, ſind auf der „Czelads“-Grube bei Sosnovice
durch ausſtrömenden Dampf 6 Bergleute getödtet und
4 ſchwer verbrüht worden.
* Da kann man freilich billiger verkaufen! Der
Partiewaarenhändler Jacob Wetter (!), 9. Bez., Rothe
Löwengaſſe 11, verkaufte zu ſolchen Spottpreiſen Hand-
ſchuhe, daß ſelbſt die in der Umgegend etablirten Handſchuh-
macher, welche begreiflicherweiſe kein Geſchäft machen konnten,
von ihm Waare bezogen. Die Polizei brachte es ſchließlich
auf den Tag, warum der Mann ſo billig verkaufen konnte.
Er bezog nämlich die Handſchuhe von dem Geſchäftsdiener
Franz Mariſchka, der dieſelben ſeinem Chef, einem
Handſchuh Engroſſiſten, — ſtahl. Der Schaden, welchen Letzterer
erleidet, ſoll mehrere tauſend Gulden betragen. Mariſchka
wurde dem Landesgerichte eingeliefert, Wetter jedoch auf
freiem Fuße belaſſen.
* Der heutigen Nummer unſeres Blattes liegt als
Beilage ein Weihnachts-Preisverzeichniß von Ludwig
Müller, Weberei und Verſandtgeſchäft in Landskron
in Böhmen bei.
* Wetter Bei lebhaften Weſtwinden erhält ſich das
milde, wechſelnd bewölkte Wetter mit einzelnen Nieder-
ſchlägen.
Vereinsnachrichten.
§ Der akademiſche Univerſitäts-Zweigverein
„St. Aloyſius“ hielt kürzlich im Spielſaale des fürſterz-
biſchöflichen Clericalſeminars eine Feſtverſammlung ab, die
einen recht ſchönen Verlauf nahm und ſich zu einer er-
hebenden Kundgebung der Liebe und Treue gegen unſeren
erhabenen Jubelkaiſer geſtaltete. Nachdem der Obmann des
Vereines Herr Herbſt die Verſammlung, zu der ſich auch
die Hochw. Herren Vorſteher ſowie Hochw. Herr Michele
eingefunden hatten, eröffnet, überraſchte Herr Groltſch
die Verſammlung mit einem herrlichen Prolog, worin er die
Herrſchertugenden unſeres geliebten Monarchen mit be-
geiſterten und zündenden Worten pries. Hierauf folgte die
Kaiſer-Ouverture von Weſtermeyer, nach der Herr Kube
das Wort zu ſeiner trefflichen Feſtrede ergriff. Er führte
aus, daß die Mitglieder des Vereines aus zweifachem
Grunde Anlaß hätten, gerade im Jubeljahre mit Liebe und
Verehrung auf den Schützer und Förderer der katholiſchen
Wiſſenſchaft unſeren verehrten Kaiſer zu blicken als
öſterreichiſche Studenten nämlich und als katholiſche Theolo-
gen. Uebergehend auf die confeſſionelle Schule ſieht Redner
den Grund der heutigen Schulzuſtände in den ſtaatlichen
Univerſitäten. „Wem die Jugend gehört, dem gehört die
Zukunft.“ Nur eine von wahrhaft chriſtlichem, katholiſchem
Geiſte durchdrungene Schule vermag tüchtige und brauchbare
Glieder der menſchlichen Geſellſchaft heranzubilden. Die Aus-
führungen des Redners fanden allgemeine Zuſtimmung
und ernteten reichen Beifall. Auf den gediegenen Vortrag
des Liedes „Vineta“ von Franz Abt durch die Sänger unter
den Alumnen, folgte die „Oberon-Ouverture“ von
Weber und der Chor „Gott, meine Zuverſicht“ von Schubert
ſchloß die ſchöne, patriotiſche Feier.
§ Die Ortsgruppe „Neubau“ des Vereines „Chriſt-
liche Familie“ zeigt allen Mitgliedern an, daß am
Mittwoch den 14. d. M. in Joſef Schellitſch Gaſthaus,
7. Bez., Kirchengaſſe Nr. 13 eine Ausſchußſitzung ſtattfindet.
Beginn 8 Uhr Abends. Wegen der Wichtigkeit der Beſprechung
iſt zahlreiches Erſcheinen erwünſcht.
§ Wiener Schutzverein zur Rettung verwahr-
loſter Kinder. Die diesjährige Chriſtbaumfeier
der Zöglinge des Knaben-Erziehungshauſes des Wiener
Schutzvereines zur Rettung verwahrloſter Kinder in
Unter-St. Veit findet am Samſtag, den 17. d., um
5 Uhr Abends in den Saallocalitäten des Herrn Broſch
„Zum weißen Engel“, Hietzing, am Platz 5, ſtatt.
§ „Globus“, Oeſterreichiſcher Poſtwerthzeichen-
Sammlerverein hält Donnerſtag im „Hotel Klomſer“, Wien,
1. Bez., Herrengaſſe 19, Abends 8 Uhr, ſeine 54. Ver-
ſammlung ab. Freunde der Philatelie ſind als Gäſte will-
kommen.
§ Der Wiener Jagdclub, deſſen Hauptaufgabe es
iſt, das Hege- und Jagdweſen nach jeder Richtung hin zu
fördern, zählt zu ſeinen Mitgliedern nur erprobte mit der
Schußwaffe vollkommen vertraute Männer. Ein weiteres
Ziel des Jagdclubs iſt es, den Jagdliebhabern die Theil-
nahme an Jagden zu ermöglichen und eine directe Ver-
bindung zwiſchen den Jagdherren oder Jagdpächtern einer-
ſeits und den Clubmitgliedern andererſeits zu ſchaffen, es
liegt überhaupt im Intereſſe des Clubs, eine verläßliche
Vormerkung über Jagdherren, oder Jagdpächter und
Jagdfreunde, insbeſondere Schützen, zu führen. Es iſt dies
im Intereſſe aller Factoren gelegen. Jagdherren oder Jagd-
pächter, welche zum Beiſpiel Schützen benöthigen, dürfen in
ſolchem Falle dem Jagdclub nur Tag, Stunde, Ort der
Zuſammenkunft, Zahl der Schützen ꝛc. bekannt geben;
welcher das Weitere auf das Beſte veranlaſſen wird. An-
fragen, Anträge und Aufträge wollen direct an den Schrift-
führer des Jagdclubs, Herrn Julius Prinz, Wien,
18. Bezirk, Anaſtaſius-Grüngaſſe 20, geleitet werden.
§ Oeſterreichiſcher Ingenieur- und Architekten-
Verein. Fachgruppe der Maſchinen-Ingenieure.
Dienſtag, den 13. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Edm.
Wehrenpfennig, Ober-Inſpector der öſterreichiſchen
Nordweſtbahn: „Ueber ausgeführte neuere Waſſerreinigungs-
Anlagen.“ — Fachgruppe für Geſundheitstechnik.
Mittwoch, den 14. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Adolf
Freund: „Ueber die wirkſame Desinfection der beim
Thiertransporte verwendeten Eiſenbahnwagen.“ — Fach-
gruppe der Berg- und Hüttenmänner. Donner-
ſtag, den 15. d.: Vortrag des Herrn Oberbergrathes Carl
Ritter v. Ernſt: „Rückblick auf die Fortſchritte in der
Darſtellung von Kupfer und Blei in den letzten fünfzig
Jahren.“
Telegramme.
Amerikaniſche Maßnahmen gegen die
curopäiſchen Zuckerprämien.
Waſhington, 12. December. Schatzſecretär Gage
richtete an die Zolleinnehmer ein Rundſchreiben, wonach
auf Zucker und Zuckerproducte aus Ländern, welche
dafür Ausfuhrprämien gewähren, Compenſationszölle
erhoben werden ſollen.
Eine neue Rede Monſon’s.
Paris, 13. December. In der geſtrigen Ver-
ſammlung des Vereines der chriſtlichen Jugend gab der
engliſche Botſchafter Sir E. Monſon der Ueber-
zeugung Ausdruck, daß ſich Frankreich mit England
und den Vereinigten Staaten zur Sicherung der Fort-
ſchritte der Civiliſation vereinigen werde. Der Bot-
ſchafter ſprach die Hoffnung aus, daß von den Ge-
rüchten eines drohenden Krieges zwiſchen den beiden
Ländern zu Weihnachten nicht mehr die Rede ſein
werde.
Madrid, 13. December. Wie verſichert wird,
werde Miniſterpräſident Sagaſta die Kammer vor
der Ratificierung des am 10. d. M. unier-
zeichneten Friedensvertrages auf-
löſen. Das „Journal „Correo“ glaubt, Sagaſta
werde ſich nicht beeilen, den Friedensvertrag den
Cortes zu unterbreiten, weil es möglich ſei, daß der
amerikaniſche Senat den Friedensvertrag, welchem ein
Theil der Senatoren ablehnend gegenüberſtehe, ver-
werfen werde.
Gegen die amerikaniſche Souveränität auf den
Philippinen.
Waſhington, 12. December. Die Senatoren
Hoar und Hale brachten im Senate von Bürgern der
Staaten Maſſachuſetts und Maine angenommene
Reſolutionen ein, in welchen gegen die
Ausdehnung der Souveränität der
Vereinigten Staaten auf die Philippinen, ſowie
gegen die Erwerbung fremden Landgebiets ohne Zu-
ſtimmung der dortigen Bevölkerung Einſpruch
erhoben wird.
Deutſchamerikaniſche Verhandlungen?
London, 13. December. Der „Times“ wird aus
Philadelphia gemeldet, die Regierung der Ver-
einigten Staaten denke in dieſem Winter die Ver-
handlungen mit dem deutſchen Reiche wegen des
Handelsvertrages wieder aufzunehmen. Deutſchlands
jüngſt officiell bekundete Freundſchaft werde in
Waſhington voll anerkannt, und werde wahrſcheinlich
dazu beitragen, dem deutſchen Reiche die Beibehaltung
ſeiner commerciellen Vorrechte auf den von Spanien
abgetretenen Inſeln zu ſichern.
Der wandernde Berg bei Klappai.
Prag, 13. December. Ueber die von mehreren
Journalen gemeldete neuerliche Erdrutſchung
am Berge Haſenburg bei Klappai iſt den Behörden
bisher kein officieller Bericht zugekommen. Es ſcheint,
daß in Folge der häufigen Niederſchläge in den letzten
Tagen eine — wie man hier hofft — nur unweſentliche
Erdbewegung erfolgte, welche zu den beunruhigenden
Gerüchten Anlaß gegeben haben dürfte.
Die Affaire Dreyfus.
Paris, 13. December. »Libre Parole« veröffent-
licht ein Schreiben Eſterhazy’s an den I. Präſi-
denten des Caſſationshofes, Mazeau, in welchem er
ſich bereit erklärt, unter ſicherem Geleite vor der Straf-
kammer des Caſſationshofes zu erſcheinen, um mit
allen bereits vernommenen oder noch zu vernehmenden
Zeugen confrontirt zu werden und über alle ihn be-
treffenden Punkte Aufſchluß zu ertheilen. Eſterhazy
weiſt in dem Briefe auf die gegen ihn erhobenen An-
klagen hin und erklärt, er wolle die Ehre ſeines
Namens und ſeiner Kinder, ſowie die Ehre eines
Todten (Henry) vertheidigen, mit dem eine Schuld zu
theilen, die weder für den Einen noch für den Andern
beſtehe, ihm nicht zumuthen könne.
Paris, 13. Deeember. Der „Matin“ glaubt zu
wiſſen, daß, falls die Militärbehörde nicht die Initiative
zur proviſoriſchen Freilaſſung Picquart’s ergreifen ſollte,
Labori unverzüglich bei der VIII. Kammer des
Caſſationshofes ein Geſuch, betreffend die Freilaſſung
ſeines Clienten, einbringen werde.
Die Vorgänge in China.
Peking. 12. December. In gewöhnlich gut unter-
richteten chineſiſchen Kreiſen verlautet, die Kaiſerin-
Witwe beabſichtige, Tuhans Jin-Huan aus der Ver-
bannung zurückzuberufen. Wenn dieſe nicht officielle
Meldung richtig wäre, ſo würde ſie beweiſen, daß die
Kaiſerin ihre Macht für feſt begründet anſehe
und die gemäßigt fortſchrittlichen
Beamten wieder einzuſetzen wünſche, um all-
mählig die nothwendigen Reformen durchzuführen. Die
Audienz der Damen des diplomatiſchen Corps bei der
Kaiſerin-Witwe wurde endgiltig auf morgen feſtgeſetzt.
Der Antiſemitismus in Frankreich.
Paris, 13. December. Die Agence Havas meldet
aus Nancy: Eine geſtern veranſtaltete antiſemitiſche
Kundgebung, wobei Rufe wie „Nieder mit den Juden!“
„Es lebe die Armee!“ ausgebracht wurden, wurde von
der Polizei im Keime erſtickt. Es wurden zehn Ver-
haftungen vorgenommen, jedoch keine aufrechterhalten.
Konſtantinopel, 12. December. Wie die Agence
de Conſtantinopele aus authentiſcher Quelle erfährt,
ſtellen die jüngſten Meldungen aus dem Yemen feſt,
daß die zwei ſtärkſten Stellungen der Rebellen von den
türkiſchen Truppen genommen wurden und daß das
Pacificirungswerk ruhig fortſchreitet.
Rom, 13. December. Der „Tribuna“ zufolge iſt
Menelik in Tigre angekommen, um Ras Man-
gaſcha abzuſetzen. An ſeine Stelle wolle er
Ras Makonen ſetzen, während die Königin Taitu
ihren Bruder Ras Olie unterſtütze. Die Frage hängt
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