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Reichspost. Nr. 284, Wien, 14.12.1898.

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Wien, Mittwoch Reichspost 14. December 1898 284

[Spaltenumbruch] eines Bergrathes und dem Kanzlei-Official Wilhelm Haas
in Troppau den Titel und Charakter eines Kanzleidirectors
verliehen und den Sanitätsreferenten bei der Landes-
regierung in Schlesien Landesregierungsrath Dr. August
Netolitzky zum Statthaltereirathe und Landes-Sani-
tätsreferenten bei der niederösterreichischen Statthalterei
ernannt.

* Sterbefall.

Reichsgraf Alois Kolowrat-Kra-
kowsky
ist gestern auf seinem Schlosse Hroby in Böhmen
gestorben.

* Ausländische Verbrecher auf der Flucht.

Wie
die Polizeibehörde in Hamburg der hiesigen Polizeidirection
mittheilt, ist der 35jährige Commis Hans Carl Richard
Iwersen am 6. d. M. nach Unterschlagung von
10.000 Mark von dort flüchtig geworden. Iwersen ist
175 Centimeter hoch, schlank, hat blondes Haar, blonden
Schnurrbart, zugespitzten Backenbart, längliches Gesicht,
gesunde Gesichtsfarbe, trägt goldenen Zwicker, und war mit
graumelirtem Anzug, grauem Ueberzieher und schwarzem,
steifem Hut bekleidet. -- In München hat der Secretär
Hans F. Ludolphi einen gefälschten Check, von
Thompson auf die Birkbeckbank in London gezogen,
in Verkehr gebracht und ist sodann flüchtig geworden.
Ludolphi, der sich auch in Dresden des Verbrechens der
Unterschlagung einer Summe von 1000 Mark schuldig
gemacht und außerdem noch einen Betrug begangen hat,
dürfte sich nach Oesterreich geflüchtet haben. Der Verbrecher
ist circa 30 Jahre alt und spricht deutsch und englisch.

* An die christlichen Frauen von Wien.

Das
Jahr des 50jährigen Regierungsjubiläums unseres Kaisers
soll nicht enden, ohne daß auch die christlichen Frauen der
Reichshaupt- und Residenzstadt gezeigt hätten, wie tief ihnen
die Liebe zum Herrscher im Herzen sitzt. Als schwacher Be-
weis dafür sollen gelten: Die feierliche Dankmesse in
der Votinkirche am Donnerstag, den 15. d. um 9 Uhr Früh
und die Huldigungs-Versammlung in der
Volkshalle des neuen Rathhauses, ebenfalls am Donnerstag,
den 15. d. um 5 Uhr Nachmittags Alle christlichen Frauen
sind höflichst eingeladen, theilzunehmen an diesen beiden
Kundgebungen zum ewigen Gedächtniß.

* Unfälle.

Der Schlossergehilfe Anton Tomek
hantirte in der elterlichen Wohnung, 10. Bez., Sonnwend-
gasse 30 derartig unvorsichtig mit einem geladenen Revolver,
daß sich die Waffe plötzlich entlud und das Projectil der
18jährigen Schwester des Tomek in den Kopf drang. Letztere
wurde indeß nur leicht verletzt. -- Der 37jährige Magistrats-
official Emmerich Zechscheid stürzte heute Nachts um
3 Uhr auf der Stiege des Hauses Nr. 4 der Schönlatern-
gasse so unglücklich nieder, daß er sich eine 8 Centimeter
lange bis auf die Knochen reichende Rißwunde an der Stirne
zuzog. -- Um dieselbe Zeit wurde der 27jährige Verschieber
Eduard Leitgeb auf dem Nordwestbahnhofe beim Ver-
schieben von einem Wagon überfahren. Er erlitt einen offenen
Splitterbruch. -- Der 7jährige Tramway-Conducteurssohn
Victor Kikar wurde gestern Vormittags von einem mit
Eis beladenen Wagen überfahren und schwer verletzt. Der
schuldtragende Kutscher fuhr rasch davon. -- Auf dem
Frachtenbahnhofe der Franz Josefsbahn wurde gestern Nach-
mittags der Hilfsarbeiter Julius Fuchs beim Verladen
einer Traverse im Gesichte getroffen und erlitt einen offenen
Bruch des rechten Jochbeinbogens.

* Ein Glückstag für 12.000 Menschen

wird der
15. d. M. sein. An diesem Tage findet nämlich die Ziehung
der XXXII. Staatswohlthätigkeits-Lotterie, der einzigen in
Oesterreich gestatteten Geldlotterie, statt, bei welcher außer
dem Haupttreffer von 200.000 Kronen nicht weniger als
12.034 namhafte Gewinnste in barem Gelde gezogen werden,
während ein Los nur 2 fl. kostet. Die Idee der Staats-
wohlthätigkeits-Lotterien hat sich in Oesterreich-Ungarn rasch
eingebürgert, nachdem bei keinem anderen Lotterie-Unter-
nehmen die Gewinnst-Chancen so günstige sind und der Staat
vollste Sicherheit bietet. Ueberdies hat man das Bewußtsein,
einen Beitrag wahrhaft wohlthätigen Zwecken zugewendet zu
haben.

* Professor Leo Friedrich

erzählt am 17. d.,
um 1/25 Uhr Nachmittags im Festsaale des Wiener kauf-
männischen Vereines, 1. Bez., Johannesgasse 4, kleinen und
großen Kindern, ernste und heitere Märchen van L. Basch,
Baumbach, Fanny Groeger und Richard Leander.

* Gebete für den Dreyfus

werden, wie ein
Warschauer jüdisches Blatt meldet, in den dortigen
Synagog en verrichtet. Dieselben haben ungefähr folgenden
Wortlaut: "Herr, erbarme Dich dieses Mannes, der als ein
Gerechter bekannt ist bis in die entlegensten Winkel
der Welt. Derselbe wird jetzt mit Schmähungen über-
schüttet, verfolgt und liegt niedergebeugt wie ein Rohr beim
großen Sturme. Sein reiner Name ist Alfred Dreyfus.
Unser Herz flammt für diesen Mann, in welchem
ganz Israel verfolgt, unterdrückt und gedehmuthigt
erscheint in den Augen der Völker."

* Erdbeben in Dalmatien.

Aus Zara wird vom
12. d. telegraphirt: Um 1/23 Uhr Früh wurden im Erd-
bebengebiete zunächst ein heftiger, später einige leichte Erd-
stöße wahrgenommen. Um 51/4 Uhr wurde in Sinj ein
acht Secunden andauernder Erdstoß, der stärkste seit dem
2. Juli, verspürt.

* Mädchenräuber.

Aus Belgrad wird berichtet,
daß aus dem Dorfe Istok in Altserbien Arnauten drei
Mädchen geraubt haben, für die sie nun ein hohes Löse-
geld fordern, welches jedoch die Eltern nicht aufbringen
können.

* Von einem geistesgestörten Arbeiter

wurden,
wie aus Heilbronn gemeldet wird, in der dortigen
Silberwaarenfabrik von Bruckmann u. Söhne zwei Ar-
beiter mit einem Dolche tödtlich verletzt. Nach Verübung
der That jagte sich der Geisteskranke selbst eine Kugel in
den Kopf.

* Künstliche Erzeugung echter Perlen.

Die Perle
ist bekanntlich als Krankheitsproduct, als eine durch ab-
normen Anreiz am Körper der Muschel entstandene Bildung
aufzufassen. Welche Ursachen diesen Anreiz hervorbringen,
ist immer noch nicht klar festgestellt. Ein französischer Phy-
siker, Mr. Morsant hat nun, wie wir der diesbezüglichen
Mittheilung des technischen Bureau S. Fischer in Wien
entnehmen, den Versuch gemacht, diesen Anreiz künstlich zu
erzeugen und auf diese Weise Perlen in der gewählten
Muschel zu erzeugen. Diese Versuche sind gelungen. Er
stach mit einer feinen Nadel in den Perlmutter-Ueberzug
der Innenseite und brachte eine minimale echte Perle in die
so entstandene Oeffnung ein. Dies genügte, um an dieser
Stelle eine schön entwickelte Perle entstehen zu lassen, welche
[Spaltenumbruch] sich leicht abbrechen ließ und an Glanz den auf normalem
Wege erzeugten Perlen nicht nachsteht, nur die Art der
Schichtung, in welcher sich das Perlmutter hier anlegt und
zur vielförmigen Masse ausbildet, ist eine andere, von der
Schichtung der normalen Perle abweichende.

* Verunglückte Bergleute.

Wie aus Kattowitz
gemeldet wird, sind auf der "Czelads"-Grube bei Sosnovice
durch ausströmenden Dampf 6 Bergleute getödtet und
4 schwer verbrüht worden.

* Da kann man freilich billiger verkaufen!

Der
Partiewaarenhändler Jacob Wetter (!), 9. Bez., Rothe
Löwengasse 11, verkaufte zu solchen Spottpreisen Hand-
schuhe, daß selbst die in der Umgegend etablirten Handschuh-
macher, welche begreiflicherweise kein Geschäft machen konnten,
von ihm Waare bezogen. Die Polizei brachte es schließlich
auf den Tag, warum der Mann so billig verkaufen konnte.
Er bezog nämlich die Handschuhe von dem Geschäftsdiener
Franz Marischka, der dieselben seinem Chef, einem
Handschuh Engrossisten, -- stahl. Der Schaden, welchen Letzterer
erleidet, soll mehrere tausend Gulden betragen. Marischka
wurde dem Landesgerichte eingeliefert, Wetter jedoch auf
freiem Fuße belassen.

* Der heutigen Nummer

unseres Blattes liegt als
Beilage ein Weihnachts-Preisverzeichniß von Ludwig
Müller, Weberei und Versandtgeschäft in Landskron
in Böhmen bei.

* Wetter

Bei lebhaften Westwinden erhält sich das
milde, wechselnd bewölkte Wetter mit einzelnen Nieder-
schlägen.




Vereinsnachrichten.
§ Der akademische Universitäts-Zweigverein
"St. Aloysius"

hielt kürzlich im Spielsaale des fürsterz-
bischöflichen Clericalseminars eine Festversammlung ab, die
einen recht schönen Verlauf nahm und sich zu einer er-
hebenden Kundgebung der Liebe und Treue gegen unseren
erhabenen Jubelkaiser gestaltete. Nachdem der Obmann des
Vereines Herr Herbst die Versammlung, zu der sich auch
die Hochw. Herren Vorsteher sowie Hochw. Herr Michele
eingefunden hatten, eröffnet, überraschte Herr Groltsch
die Versammlung mit einem herrlichen Prolog, worin er die
Herrschertugenden unseres geliebten Monarchen mit be-
geisterten und zündenden Worten pries. Hierauf folgte die
Kaiser-Ouverture von Westermeyer, nach der Herr Kube
das Wort zu seiner trefflichen Festrede ergriff. Er führte
aus, daß die Mitglieder des Vereines aus zweifachem
Grunde Anlaß hätten, gerade im Jubeljahre mit Liebe und
Verehrung auf den Schützer und Förderer der katholischen
Wissenschaft unseren verehrten Kaiser zu blicken als
österreichische Studenten nämlich und als katholische Theolo-
gen. Uebergehend auf die confessionelle Schule sieht Redner
den Grund der heutigen Schulzustände in den staatlichen
Universitäten. "Wem die Jugend gehört, dem gehört die
Zukunft." Nur eine von wahrhaft christlichem, katholischem
Geiste durchdrungene Schule vermag tüchtige und brauchbare
Glieder der menschlichen Gesellschaft heranzubilden. Die Aus-
führungen des Redners fanden allgemeine Zustimmung
und ernteten reichen Beifall. Auf den gediegenen Vortrag
des Liedes "Vineta" von Franz Abt durch die Sänger unter
den Alumnen, folgte die "Oberon-Ouverture" von
Weber und der Chor "Gott, meine Zuversicht" von Schubert
schloß die schöne, patriotische Feier.

§ Die Ortsgruppe "Neubau"

des Vereines "Christ-
liche Familie
" zeigt allen Mitgliedern an, daß am
Mittwoch den 14. d. M. in Josef Schellitsch Gasthaus,
7. Bez., Kirchengasse Nr. 13 eine Ausschußsitzung stattfindet.
Beginn 8 Uhr Abends. Wegen der Wichtigkeit der Besprechung
ist zahlreiches Erscheinen erwünscht.

§ Wiener Schutzverein zur Rettung verwahr-
loster Kinder.

Die diesjährige Christbaumfeier
der Zöglinge des Knaben-Erziehungshauses des Wiener
Schutzvereines zur Rettung verwahrloster Kinder in
Unter-St. Veit findet am Samstag, den 17. d., um
5 Uhr Abends in den Saallocalitäten des Herrn Brosch
"Zum weißen Engel", Hietzing, am Platz 5, statt.

§ "Globus",

Oesterreichischer Postwerthzeichen-
Sammlerverein hält Donnerstag im "Hotel Klomser", Wien,
1. Bez., Herrengasse 19, Abends 8 Uhr, seine 54. Ver-
sammlung ab. Freunde der Philatelie sind als Gäste will-
kommen.

§ Der Wiener Jagdclub,

dessen Hauptaufgabe es
ist, das Hege- und Jagdwesen nach jeder Richtung hin zu
fördern, zählt zu seinen Mitgliedern nur erprobte mit der
Schußwaffe vollkommen vertraute Männer. Ein weiteres
Ziel des Jagdclubs ist es, den Jagdliebhabern die Theil-
nahme an Jagden zu ermöglichen und eine directe Ver-
bindung zwischen den Jagdherren oder Jagdpächtern einer-
seits und den Clubmitgliedern andererseits zu schaffen, es
liegt überhaupt im Interesse des Clubs, eine verläßliche
Vormerkung über Jagdherren, oder Jagdpächter und
Jagdfreunde, insbesondere Schützen, zu führen. Es ist dies
im Interesse aller Factoren gelegen. Jagdherren oder Jagd-
pächter, welche zum Beispiel Schützen benöthigen, dürfen in
solchem Falle dem Jagdclub nur Tag, Stunde, Ort der
Zusammenkunft, Zahl der Schützen etc. bekannt geben;
welcher das Weitere auf das Beste veranlassen wird. An-
fragen, Anträge und Aufträge wollen direct an den Schrift-
führer des Jagdclubs, Herrn Julius Prinz, Wien,
18. Bezirk, Anastasius-Grüngasse 20, geleitet werden.

§ Oesterreichischer Ingenieur- und Architekten-
Verein.

Fachgruppe der Maschinen-Ingenieure.
Dienstag, den 13. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Edm.
Wehrenpfennig, Ober-Inspector der österreichischen
Nordwestbahn: "Ueber ausgeführte neuere Wasserreinigungs-
Anlagen." -- Fachgruppe für Gesundheitstechnik.
Mittwoch, den 14. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Adolf
Freund: "Ueber die wirksame Desinfection der beim
Thiertransporte verwendeten Eisenbahnwagen." -- Fach-
gruppe der Berg- und Hüttenmänner. Donner-
stag, den 15. d.: Vortrag des Herrn Oberbergrathes Carl
Ritter v. Ernst: "Rückblick auf die Fortschritte in der
Darstellung von Kupfer und Blei in den letzten fünfzig
Jahren."




Telegramme.
Amerikanische Maßnahmen gegen die
curopäischen Zuckerprämien.

Schatzsecretär Gage
richtete an die Zolleinnehmer ein Rundschreiben, wonach
[Spaltenumbruch] auf Zucker und Zuckerproducte aus Ländern, welche
dafür Ausfuhrprämien gewähren, Compensationszölle
erhoben werden sollen.

Eine neue Rede Monson's.

In der gestrigen Ver-
sammlung des Vereines der christlichen Jugend gab der
englische Botschafter Sir E. Monson der Ueber-
zeugung Ausdruck, daß sich Frankreich mit England
und den Vereinigten Staaten zur Sicherung der Fort-
schritte der Civilisation vereinigen werde. Der Bot-
schafter sprach die Hoffnung aus, daß von den Ge-
rüchten eines drohenden Krieges zwischen den beiden
Ländern zu Weihnachten nicht mehr die Rede sein
werde.

Wie versichert wird,
werde Ministerpräsident Sagasta die Kammer vor
der Ratificierung des am 10. d. M. unier-
zeichneten Friedensvertrages auf-
lösen.
Das "Journal "Correo" glaubt, Sagasta
werde sich nicht beeilen, den Friedensvertrag den
Cortes zu unterbreiten, weil es möglich sei, daß der
amerikanische Senat den Friedensvertrag, welchem ein
Theil der Senatoren ablehnend gegenüberstehe, ver-
werfen werde.

Gegen die amerikanische Souveränität auf den
Philippinen.

Die Senatoren
Hoar und Hale brachten im Senate von Bürgern der
Staaten Massachusetts und Maine angenommene
Resolutionen ein, in welchen gegen die
Ausdehnung der Souveränität der
Vereinigten Staaten auf die Philippinen, sowie
gegen die Erwerbung fremden Landgebiets ohne Zu-
stimmung der dortigen Bevölkerung Einspruch
erhoben wird.

Deutschamerikanische Verhandlungen?

Der "Times" wird aus
Philadelphia gemeldet, die Regierung der Ver-
einigten Staaten denke in diesem Winter die Ver-
handlungen mit dem deutschen Reiche wegen des
Handelsvertrages wieder aufzunehmen. Deutschlands
jüngst officiell bekundete Freundschaft werde in
Washington voll anerkannt, und werde wahrscheinlich
dazu beitragen, dem deutschen Reiche die Beibehaltung
seiner commerciellen Vorrechte auf den von Spanien
abgetretenen Inseln zu sichern.

Der wandernde Berg bei Klappai.

Ueber die von mehreren
Journalen gemeldete neuerliche Erdrutschung
am Berge Hasenburg bei Klappai ist den Behörden
bisher kein officieller Bericht zugekommen. Es scheint,
daß in Folge der häufigen Niederschläge in den letzten
Tagen eine -- wie man hier hofft -- nur unwesentliche
Erdbewegung erfolgte, welche zu den beunruhigenden
Gerüchten Anlaß gegeben haben dürfte.

Die Affaire Dreyfus.

"Libre Parole" veröffent-
licht ein Schreiben Esterhazy's an den I. Präsi-
denten des Cassationshofes, Mazeau, in welchem er
sich bereit erklärt, unter sicherem Geleite vor der Straf-
kammer des Cassationshofes zu erscheinen, um mit
allen bereits vernommenen oder noch zu vernehmenden
Zeugen confrontirt zu werden und über alle ihn be-
[t]reffenden Punkte Aufschluß zu ertheilen. Esterhazy
weist in dem Briefe auf die gegen ihn erhobenen An-
klagen hin und erklärt, er wolle die Ehre seines
Namens und seiner Kinder, sowie die Ehre eines
Todten (Henry) vertheidigen, mit dem eine Schuld zu
theilen, die weder für den Einen noch für den Andern
bestehe, ihm nicht zumuthen könne.

Der "Matin" glaubt zu
wissen, daß, falls die Militärbehörde nicht die Initiative
zur provisorischen Freilassung Picquart's ergreifen sollte,
Labori unverzüglich bei der VIII. Kammer des
Cassationshofes ein Gesuch, betreffend die Freilassung
seines Clienten, einbringen werde.

Die Vorgänge in China.

In gewöhnlich gut unter-
richteten chinesischen Kreisen verlautet, die Kaiserin-
Witwe beabsichtige, Tuhans Jin-Huan aus der Ver-
bannung zurückzuberufen. Wenn diese nicht officielle
Meldung richtig wäre, so würde sie beweisen, daß die
Kaiserin ihre Macht für fest begründet ansehe
und die gemäßigt fortschrittlichen
Beamten wieder einzusetzen wünsche, um all-
mählig die nothwendigen Reformen durchzuführen. Die
Audienz der Damen des diplomatischen Corps bei der
Kaiserin-Witwe wurde endgiltig auf morgen festgesetzt.

Der Antisemitismus in Frankreich.

Die Agence Havas meldet
aus Nancy: Eine gestern veranstaltete antisemitische
Kundgebung, wobei Rufe wie "Nieder mit den Juden!"
"Es lebe die Armee!" ausgebracht wurden, wurde von
der Polizei im Keime erstickt. Es wurden zehn Ver-
haftungen vorgenommen, jedoch keine aufrechterhalten.




Wie die Agence
de Constantinopele aus authentischer Quelle erfährt,
stellen die jüngsten Meldungen aus dem Yemen fest,
daß die zwei stärksten Stellungen der Rebellen von den
türkischen Truppen genommen wurden und daß das
Pacificirungswerk ruhig fortschreitet.

Der "Tribuna" zufolge ist
Menelik in Tigre angekommen, um Ras Man-
gascha abzusetzen.
An seine Stelle wolle er
Ras Makonen setzen, während die Königin Taitu
ihren Bruder Ras Olie unterstütze. Die Frage hängt

Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284

[Spaltenumbruch] eines Bergrathes und dem Kanzlei-Official Wilhelm Haas
in Troppau den Titel und Charakter eines Kanzleidirectors
verliehen und den Sanitätsreferenten bei der Landes-
regierung in Schleſien Landesregierungsrath Dr. Auguſt
Netolitzky zum Statthaltereirathe und Landes-Sani-
tätsreferenten bei der niederöſterreichiſchen Statthalterei
ernannt.

* Sterbefall.

Reichsgraf Alois Kolowrat-Kra-
kowsky
iſt geſtern auf ſeinem Schloſſe Hroby in Böhmen
geſtorben.

* Ausländiſche Verbrecher auf der Flucht.

Wie
die Polizeibehörde in Hamburg der hieſigen Polizeidirection
mittheilt, iſt der 35jährige Commis Hans Carl Richard
Iwerſen am 6. d. M. nach Unterſchlagung von
10.000 Mark von dort flüchtig geworden. Iwerſen iſt
175 Centimeter hoch, ſchlank, hat blondes Haar, blonden
Schnurrbart, zugeſpitzten Backenbart, längliches Geſicht,
geſunde Geſichtsfarbe, trägt goldenen Zwicker, und war mit
graumelirtem Anzug, grauem Ueberzieher und ſchwarzem,
ſteifem Hut bekleidet. — In München hat der Secretär
Hans F. Ludolphi einen gefälſchten Check, von
Thompſon auf die Birkbeckbank in London gezogen,
in Verkehr gebracht und iſt ſodann flüchtig geworden.
Ludolphi, der ſich auch in Dresden des Verbrechens der
Unterſchlagung einer Summe von 1000 Mark ſchuldig
gemacht und außerdem noch einen Betrug begangen hat,
dürfte ſich nach Oeſterreich geflüchtet haben. Der Verbrecher
iſt circa 30 Jahre alt und ſpricht deutſch und engliſch.

* An die chriſtlichen Frauen von Wien.

Das
Jahr des 50jährigen Regierungsjubiläums unſeres Kaiſers
ſoll nicht enden, ohne daß auch die chriſtlichen Frauen der
Reichshaupt- und Reſidenzſtadt gezeigt hätten, wie tief ihnen
die Liebe zum Herrſcher im Herzen ſitzt. Als ſchwacher Be-
weis dafür ſollen gelten: Die feierliche Dankmeſſe in
der Votinkirche am Donnerſtag, den 15. d. um 9 Uhr Früh
und die Huldigungs-Verſammlung in der
Volkshalle des neuen Rathhauſes, ebenfalls am Donnerſtag,
den 15. d. um 5 Uhr Nachmittags Alle chriſtlichen Frauen
ſind höflichſt eingeladen, theilzunehmen an dieſen beiden
Kundgebungen zum ewigen Gedächtniß.

* Unfälle.

Der Schloſſergehilfe Anton Tomek
hantirte in der elterlichen Wohnung, 10. Bez., Sonnwend-
gaſſe 30 derartig unvorſichtig mit einem geladenen Revolver,
daß ſich die Waffe plötzlich entlud und das Projectil der
18jährigen Schweſter des Tomek in den Kopf drang. Letztere
wurde indeß nur leicht verletzt. — Der 37jährige Magiſtrats-
official Emmerich Zechſcheid ſtürzte heute Nachts um
3 Uhr auf der Stiege des Hauſes Nr. 4 der Schönlatern-
gaſſe ſo unglücklich nieder, daß er ſich eine 8 Centimeter
lange bis auf die Knochen reichende Rißwunde an der Stirne
zuzog. — Um dieſelbe Zeit wurde der 27jährige Verſchieber
Eduard Leitgeb auf dem Nordweſtbahnhofe beim Ver-
ſchieben von einem Wagon überfahren. Er erlitt einen offenen
Splitterbruch. — Der 7jährige Tramway-Conducteursſohn
Victor Kikar wurde geſtern Vormittags von einem mit
Eis beladenen Wagen überfahren und ſchwer verletzt. Der
ſchuldtragende Kutſcher fuhr raſch davon. — Auf dem
Frachtenbahnhofe der Franz Joſefsbahn wurde geſtern Nach-
mittags der Hilfsarbeiter Julius Fuchs beim Verladen
einer Traverſe im Geſichte getroffen und erlitt einen offenen
Bruch des rechten Jochbeinbogens.

* Ein Glückstag für 12.000 Menſchen

wird der
15. d. M. ſein. An dieſem Tage findet nämlich die Ziehung
der XXXII. Staatswohlthätigkeits-Lotterie, der einzigen in
Oeſterreich geſtatteten Geldlotterie, ſtatt, bei welcher außer
dem Haupttreffer von 200.000 Kronen nicht weniger als
12.034 namhafte Gewinnſte in barem Gelde gezogen werden,
während ein Los nur 2 fl. koſtet. Die Idee der Staats-
wohlthätigkeits-Lotterien hat ſich in Oeſterreich-Ungarn raſch
eingebürgert, nachdem bei keinem anderen Lotterie-Unter-
nehmen die Gewinnſt-Chancen ſo günſtige ſind und der Staat
vollſte Sicherheit bietet. Ueberdies hat man das Bewußtſein,
einen Beitrag wahrhaft wohlthätigen Zwecken zugewendet zu
haben.

* Profeſſor Leo Friedrich

erzählt am 17. d.,
um ½5 Uhr Nachmittags im Feſtſaale des Wiener kauf-
männiſchen Vereines, 1. Bez., Johannesgaſſe 4, kleinen und
großen Kindern, ernſte und heitere Märchen van L. Baſch,
Baumbach, Fanny Groeger und Richard Leander.

* Gebete für den Dreyfus

werden, wie ein
Warſchauer jüdiſches Blatt meldet, in den dortigen
Synagog en verrichtet. Dieſelben haben ungefähr folgenden
Wortlaut: „Herr, erbarme Dich dieſes Mannes, der als ein
Gerechter bekannt iſt bis in die entlegenſten Winkel
der Welt. Derſelbe wird jetzt mit Schmähungen über-
ſchüttet, verfolgt und liegt niedergebeugt wie ein Rohr beim
großen Sturme. Sein reiner Name iſt Alfred Dreyfus.
Unſer Herz flammt für dieſen Mann, in welchem
ganz Iſrael verfolgt, unterdrückt und gedehmuthigt
erſcheint in den Augen der Völker.“

* Erdbeben in Dalmatien.

Aus Zara wird vom
12. d. telegraphirt: Um ½3 Uhr Früh wurden im Erd-
bebengebiete zunächſt ein heftiger, ſpäter einige leichte Erd-
ſtöße wahrgenommen. Um 5¼ Uhr wurde in Sinj ein
acht Secunden andauernder Erdſtoß, der ſtärkſte ſeit dem
2. Juli, verſpürt.

* Mädchenräuber.

Aus Belgrad wird berichtet,
daß aus dem Dorfe Iſtok in Altſerbien Arnauten drei
Mädchen geraubt haben, für die ſie nun ein hohes Löſe-
geld fordern, welches jedoch die Eltern nicht aufbringen
können.

* Von einem geiſtesgeſtörten Arbeiter

wurden,
wie aus Heilbronn gemeldet wird, in der dortigen
Silberwaarenfabrik von Bruckmann u. Söhne zwei Ar-
beiter mit einem Dolche tödtlich verletzt. Nach Verübung
der That jagte ſich der Geiſteskranke ſelbſt eine Kugel in
den Kopf.

* Künſtliche Erzeugung echter Perlen.

Die Perle
iſt bekanntlich als Krankheitsproduct, als eine durch ab-
normen Anreiz am Körper der Muſchel entſtandene Bildung
aufzufaſſen. Welche Urſachen dieſen Anreiz hervorbringen,
iſt immer noch nicht klar feſtgeſtellt. Ein franzöſiſcher Phy-
ſiker, Mr. Morſant hat nun, wie wir der diesbezüglichen
Mittheilung des techniſchen Bureau S. Fiſcher in Wien
entnehmen, den Verſuch gemacht, dieſen Anreiz künſtlich zu
erzeugen und auf dieſe Weiſe Perlen in der gewählten
Muſchel zu erzeugen. Dieſe Verſuche ſind gelungen. Er
ſtach mit einer feinen Nadel in den Perlmutter-Ueberzug
der Innenſeite und brachte eine minimale echte Perle in die
ſo entſtandene Oeffnung ein. Dies genügte, um an dieſer
Stelle eine ſchön entwickelte Perle entſtehen zu laſſen, welche
[Spaltenumbruch] ſich leicht abbrechen ließ und an Glanz den auf normalem
Wege erzeugten Perlen nicht nachſteht, nur die Art der
Schichtung, in welcher ſich das Perlmutter hier anlegt und
zur vielförmigen Maſſe ausbildet, iſt eine andere, von der
Schichtung der normalen Perle abweichende.

* Verunglückte Bergleute.

Wie aus Kattowitz
gemeldet wird, ſind auf der „Czelads“-Grube bei Sosnovice
durch ausſtrömenden Dampf 6 Bergleute getödtet und
4 ſchwer verbrüht worden.

* Da kann man freilich billiger verkaufen!

Der
Partiewaarenhändler Jacob Wetter (!), 9. Bez., Rothe
Löwengaſſe 11, verkaufte zu ſolchen Spottpreiſen Hand-
ſchuhe, daß ſelbſt die in der Umgegend etablirten Handſchuh-
macher, welche begreiflicherweiſe kein Geſchäft machen konnten,
von ihm Waare bezogen. Die Polizei brachte es ſchließlich
auf den Tag, warum der Mann ſo billig verkaufen konnte.
Er bezog nämlich die Handſchuhe von dem Geſchäftsdiener
Franz Mariſchka, der dieſelben ſeinem Chef, einem
Handſchuh Engroſſiſten, — ſtahl. Der Schaden, welchen Letzterer
erleidet, ſoll mehrere tauſend Gulden betragen. Mariſchka
wurde dem Landesgerichte eingeliefert, Wetter jedoch auf
freiem Fuße belaſſen.

* Der heutigen Nummer

unſeres Blattes liegt als
Beilage ein Weihnachts-Preisverzeichniß von Ludwig
Müller, Weberei und Verſandtgeſchäft in Landskron
in Böhmen bei.

* Wetter

Bei lebhaften Weſtwinden erhält ſich das
milde, wechſelnd bewölkte Wetter mit einzelnen Nieder-
ſchlägen.




Vereinsnachrichten.
§ Der akademiſche Univerſitäts-Zweigverein
„St. Aloyſius“

hielt kürzlich im Spielſaale des fürſterz-
biſchöflichen Clericalſeminars eine Feſtverſammlung ab, die
einen recht ſchönen Verlauf nahm und ſich zu einer er-
hebenden Kundgebung der Liebe und Treue gegen unſeren
erhabenen Jubelkaiſer geſtaltete. Nachdem der Obmann des
Vereines Herr Herbſt die Verſammlung, zu der ſich auch
die Hochw. Herren Vorſteher ſowie Hochw. Herr Michele
eingefunden hatten, eröffnet, überraſchte Herr Groltſch
die Verſammlung mit einem herrlichen Prolog, worin er die
Herrſchertugenden unſeres geliebten Monarchen mit be-
geiſterten und zündenden Worten pries. Hierauf folgte die
Kaiſer-Ouverture von Weſtermeyer, nach der Herr Kube
das Wort zu ſeiner trefflichen Feſtrede ergriff. Er führte
aus, daß die Mitglieder des Vereines aus zweifachem
Grunde Anlaß hätten, gerade im Jubeljahre mit Liebe und
Verehrung auf den Schützer und Förderer der katholiſchen
Wiſſenſchaft unſeren verehrten Kaiſer zu blicken als
öſterreichiſche Studenten nämlich und als katholiſche Theolo-
gen. Uebergehend auf die confeſſionelle Schule ſieht Redner
den Grund der heutigen Schulzuſtände in den ſtaatlichen
Univerſitäten. „Wem die Jugend gehört, dem gehört die
Zukunft.“ Nur eine von wahrhaft chriſtlichem, katholiſchem
Geiſte durchdrungene Schule vermag tüchtige und brauchbare
Glieder der menſchlichen Geſellſchaft heranzubilden. Die Aus-
führungen des Redners fanden allgemeine Zuſtimmung
und ernteten reichen Beifall. Auf den gediegenen Vortrag
des Liedes „Vineta“ von Franz Abt durch die Sänger unter
den Alumnen, folgte die „Oberon-Ouverture“ von
Weber und der Chor „Gott, meine Zuverſicht“ von Schubert
ſchloß die ſchöne, patriotiſche Feier.

§ Die Ortsgruppe „Neubau“

des Vereines „Chriſt-
liche Familie
“ zeigt allen Mitgliedern an, daß am
Mittwoch den 14. d. M. in Joſef Schellitſch Gaſthaus,
7. Bez., Kirchengaſſe Nr. 13 eine Ausſchußſitzung ſtattfindet.
Beginn 8 Uhr Abends. Wegen der Wichtigkeit der Beſprechung
iſt zahlreiches Erſcheinen erwünſcht.

§ Wiener Schutzverein zur Rettung verwahr-
loſter Kinder.

Die diesjährige Chriſtbaumfeier
der Zöglinge des Knaben-Erziehungshauſes des Wiener
Schutzvereines zur Rettung verwahrloſter Kinder in
Unter-St. Veit findet am Samſtag, den 17. d., um
5 Uhr Abends in den Saallocalitäten des Herrn Broſch
„Zum weißen Engel“, Hietzing, am Platz 5, ſtatt.

§ „Globus“,

Oeſterreichiſcher Poſtwerthzeichen-
Sammlerverein hält Donnerſtag im „Hotel Klomſer“, Wien,
1. Bez., Herrengaſſe 19, Abends 8 Uhr, ſeine 54. Ver-
ſammlung ab. Freunde der Philatelie ſind als Gäſte will-
kommen.

§ Der Wiener Jagdclub,

deſſen Hauptaufgabe es
iſt, das Hege- und Jagdweſen nach jeder Richtung hin zu
fördern, zählt zu ſeinen Mitgliedern nur erprobte mit der
Schußwaffe vollkommen vertraute Männer. Ein weiteres
Ziel des Jagdclubs iſt es, den Jagdliebhabern die Theil-
nahme an Jagden zu ermöglichen und eine directe Ver-
bindung zwiſchen den Jagdherren oder Jagdpächtern einer-
ſeits und den Clubmitgliedern andererſeits zu ſchaffen, es
liegt überhaupt im Intereſſe des Clubs, eine verläßliche
Vormerkung über Jagdherren, oder Jagdpächter und
Jagdfreunde, insbeſondere Schützen, zu führen. Es iſt dies
im Intereſſe aller Factoren gelegen. Jagdherren oder Jagd-
pächter, welche zum Beiſpiel Schützen benöthigen, dürfen in
ſolchem Falle dem Jagdclub nur Tag, Stunde, Ort der
Zuſammenkunft, Zahl der Schützen ꝛc. bekannt geben;
welcher das Weitere auf das Beſte veranlaſſen wird. An-
fragen, Anträge und Aufträge wollen direct an den Schrift-
führer des Jagdclubs, Herrn Julius Prinz, Wien,
18. Bezirk, Anaſtaſius-Grüngaſſe 20, geleitet werden.

§ Oeſterreichiſcher Ingenieur- und Architekten-
Verein.

Fachgruppe der Maſchinen-Ingenieure.
Dienſtag, den 13. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Edm.
Wehrenpfennig, Ober-Inſpector der öſterreichiſchen
Nordweſtbahn: „Ueber ausgeführte neuere Waſſerreinigungs-
Anlagen.“ — Fachgruppe für Geſundheitstechnik.
Mittwoch, den 14. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Adolf
Freund: „Ueber die wirkſame Desinfection der beim
Thiertransporte verwendeten Eiſenbahnwagen.“ — Fach-
gruppe der Berg- und Hüttenmänner. Donner-
ſtag, den 15. d.: Vortrag des Herrn Oberbergrathes Carl
Ritter v. Ernſt: „Rückblick auf die Fortſchritte in der
Darſtellung von Kupfer und Blei in den letzten fünfzig
Jahren.“




Telegramme.
Amerikaniſche Maßnahmen gegen die
curopäiſchen Zuckerprämien.

Schatzſecretär Gage
richtete an die Zolleinnehmer ein Rundſchreiben, wonach
[Spaltenumbruch] auf Zucker und Zuckerproducte aus Ländern, welche
dafür Ausfuhrprämien gewähren, Compenſationszölle
erhoben werden ſollen.

Eine neue Rede Monſon’s.

In der geſtrigen Ver-
ſammlung des Vereines der chriſtlichen Jugend gab der
engliſche Botſchafter Sir E. Monſon der Ueber-
zeugung Ausdruck, daß ſich Frankreich mit England
und den Vereinigten Staaten zur Sicherung der Fort-
ſchritte der Civiliſation vereinigen werde. Der Bot-
ſchafter ſprach die Hoffnung aus, daß von den Ge-
rüchten eines drohenden Krieges zwiſchen den beiden
Ländern zu Weihnachten nicht mehr die Rede ſein
werde.

Wie verſichert wird,
werde Miniſterpräſident Sagaſta die Kammer vor
der Ratificierung des am 10. d. M. unier-
zeichneten Friedensvertrages auf-
löſen.
Das „Journal „Correo“ glaubt, Sagaſta
werde ſich nicht beeilen, den Friedensvertrag den
Cortes zu unterbreiten, weil es möglich ſei, daß der
amerikaniſche Senat den Friedensvertrag, welchem ein
Theil der Senatoren ablehnend gegenüberſtehe, ver-
werfen werde.

Gegen die amerikaniſche Souveränität auf den
Philippinen.

Die Senatoren
Hoar und Hale brachten im Senate von Bürgern der
Staaten Maſſachuſetts und Maine angenommene
Reſolutionen ein, in welchen gegen die
Ausdehnung der Souveränität der
Vereinigten Staaten auf die Philippinen, ſowie
gegen die Erwerbung fremden Landgebiets ohne Zu-
ſtimmung der dortigen Bevölkerung Einſpruch
erhoben wird.

Deutſchamerikaniſche Verhandlungen?

Der „Times“ wird aus
Philadelphia gemeldet, die Regierung der Ver-
einigten Staaten denke in dieſem Winter die Ver-
handlungen mit dem deutſchen Reiche wegen des
Handelsvertrages wieder aufzunehmen. Deutſchlands
jüngſt officiell bekundete Freundſchaft werde in
Waſhington voll anerkannt, und werde wahrſcheinlich
dazu beitragen, dem deutſchen Reiche die Beibehaltung
ſeiner commerciellen Vorrechte auf den von Spanien
abgetretenen Inſeln zu ſichern.

Der wandernde Berg bei Klappai.

Ueber die von mehreren
Journalen gemeldete neuerliche Erdrutſchung
am Berge Haſenburg bei Klappai iſt den Behörden
bisher kein officieller Bericht zugekommen. Es ſcheint,
daß in Folge der häufigen Niederſchläge in den letzten
Tagen eine — wie man hier hofft — nur unweſentliche
Erdbewegung erfolgte, welche zu den beunruhigenden
Gerüchten Anlaß gegeben haben dürfte.

Die Affaire Dreyfus.

»Libre Parole« veröffent-
licht ein Schreiben Eſterhazy’s an den I. Präſi-
denten des Caſſationshofes, Mazeau, in welchem er
ſich bereit erklärt, unter ſicherem Geleite vor der Straf-
kammer des Caſſationshofes zu erſcheinen, um mit
allen bereits vernommenen oder noch zu vernehmenden
Zeugen confrontirt zu werden und über alle ihn be-
[t]reffenden Punkte Aufſchluß zu ertheilen. Eſterhazy
weiſt in dem Briefe auf die gegen ihn erhobenen An-
klagen hin und erklärt, er wolle die Ehre ſeines
Namens und ſeiner Kinder, ſowie die Ehre eines
Todten (Henry) vertheidigen, mit dem eine Schuld zu
theilen, die weder für den Einen noch für den Andern
beſtehe, ihm nicht zumuthen könne.

Der „Matin“ glaubt zu
wiſſen, daß, falls die Militärbehörde nicht die Initiative
zur proviſoriſchen Freilaſſung Picquart’s ergreifen ſollte,
Labori unverzüglich bei der VIII. Kammer des
Caſſationshofes ein Geſuch, betreffend die Freilaſſung
ſeines Clienten, einbringen werde.

Die Vorgänge in China.

In gewöhnlich gut unter-
richteten chineſiſchen Kreiſen verlautet, die Kaiſerin-
Witwe beabſichtige, Tuhans Jin-Huan aus der Ver-
bannung zurückzuberufen. Wenn dieſe nicht officielle
Meldung richtig wäre, ſo würde ſie beweiſen, daß die
Kaiſerin ihre Macht für feſt begründet anſehe
und die gemäßigt fortſchrittlichen
Beamten wieder einzuſetzen wünſche, um all-
mählig die nothwendigen Reformen durchzuführen. Die
Audienz der Damen des diplomatiſchen Corps bei der
Kaiſerin-Witwe wurde endgiltig auf morgen feſtgeſetzt.

Der Antiſemitismus in Frankreich.

Die Agence Havas meldet
aus Nancy: Eine geſtern veranſtaltete antiſemitiſche
Kundgebung, wobei Rufe wie „Nieder mit den Juden!“
„Es lebe die Armee!“ ausgebracht wurden, wurde von
der Polizei im Keime erſtickt. Es wurden zehn Ver-
haftungen vorgenommen, jedoch keine aufrechterhalten.




Wie die Agence
de Conſtantinopele aus authentiſcher Quelle erfährt,
ſtellen die jüngſten Meldungen aus dem Yemen feſt,
daß die zwei ſtärkſten Stellungen der Rebellen von den
türkiſchen Truppen genommen wurden und daß das
Pacificirungswerk ruhig fortſchreitet.

Der „Tribuna“ zufolge iſt
Menelik in Tigre angekommen, um Ras Man-
gaſcha abzuſetzen.
An ſeine Stelle wolle er
Ras Makonen ſetzen, während die Königin Taitu
ihren Bruder Ras Olie unterſtütze. Die Frage hängt

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Univer&#x017F;itäten. &#x201E;Wem die Jugend gehört, dem gehört die<lb/>
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[4/0004] Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284 eines Bergrathes und dem Kanzlei-Official Wilhelm Haas in Troppau den Titel und Charakter eines Kanzleidirectors verliehen und den Sanitätsreferenten bei der Landes- regierung in Schleſien Landesregierungsrath Dr. Auguſt Netolitzky zum Statthaltereirathe und Landes-Sani- tätsreferenten bei der niederöſterreichiſchen Statthalterei ernannt. * Sterbefall. Reichsgraf Alois Kolowrat-Kra- kowsky iſt geſtern auf ſeinem Schloſſe Hroby in Böhmen geſtorben. * Ausländiſche Verbrecher auf der Flucht. Wie die Polizeibehörde in Hamburg der hieſigen Polizeidirection mittheilt, iſt der 35jährige Commis Hans Carl Richard Iwerſen am 6. d. M. nach Unterſchlagung von 10.000 Mark von dort flüchtig geworden. Iwerſen iſt 175 Centimeter hoch, ſchlank, hat blondes Haar, blonden Schnurrbart, zugeſpitzten Backenbart, längliches Geſicht, geſunde Geſichtsfarbe, trägt goldenen Zwicker, und war mit graumelirtem Anzug, grauem Ueberzieher und ſchwarzem, ſteifem Hut bekleidet. — In München hat der Secretär Hans F. Ludolphi einen gefälſchten Check, von Thompſon auf die Birkbeckbank in London gezogen, in Verkehr gebracht und iſt ſodann flüchtig geworden. Ludolphi, der ſich auch in Dresden des Verbrechens der Unterſchlagung einer Summe von 1000 Mark ſchuldig gemacht und außerdem noch einen Betrug begangen hat, dürfte ſich nach Oeſterreich geflüchtet haben. Der Verbrecher iſt circa 30 Jahre alt und ſpricht deutſch und engliſch. * An die chriſtlichen Frauen von Wien. Das Jahr des 50jährigen Regierungsjubiläums unſeres Kaiſers ſoll nicht enden, ohne daß auch die chriſtlichen Frauen der Reichshaupt- und Reſidenzſtadt gezeigt hätten, wie tief ihnen die Liebe zum Herrſcher im Herzen ſitzt. Als ſchwacher Be- weis dafür ſollen gelten: Die feierliche Dankmeſſe in der Votinkirche am Donnerſtag, den 15. d. um 9 Uhr Früh und die Huldigungs-Verſammlung in der Volkshalle des neuen Rathhauſes, ebenfalls am Donnerſtag, den 15. d. um 5 Uhr Nachmittags Alle chriſtlichen Frauen ſind höflichſt eingeladen, theilzunehmen an dieſen beiden Kundgebungen zum ewigen Gedächtniß. * Unfälle. Der Schloſſergehilfe Anton Tomek hantirte in der elterlichen Wohnung, 10. Bez., Sonnwend- gaſſe 30 derartig unvorſichtig mit einem geladenen Revolver, daß ſich die Waffe plötzlich entlud und das Projectil der 18jährigen Schweſter des Tomek in den Kopf drang. Letztere wurde indeß nur leicht verletzt. — Der 37jährige Magiſtrats- official Emmerich Zechſcheid ſtürzte heute Nachts um 3 Uhr auf der Stiege des Hauſes Nr. 4 der Schönlatern- gaſſe ſo unglücklich nieder, daß er ſich eine 8 Centimeter lange bis auf die Knochen reichende Rißwunde an der Stirne zuzog. — Um dieſelbe Zeit wurde der 27jährige Verſchieber Eduard Leitgeb auf dem Nordweſtbahnhofe beim Ver- ſchieben von einem Wagon überfahren. Er erlitt einen offenen Splitterbruch. — Der 7jährige Tramway-Conducteursſohn Victor Kikar wurde geſtern Vormittags von einem mit Eis beladenen Wagen überfahren und ſchwer verletzt. Der ſchuldtragende Kutſcher fuhr raſch davon. — Auf dem Frachtenbahnhofe der Franz Joſefsbahn wurde geſtern Nach- mittags der Hilfsarbeiter Julius Fuchs beim Verladen einer Traverſe im Geſichte getroffen und erlitt einen offenen Bruch des rechten Jochbeinbogens. * Ein Glückstag für 12.000 Menſchen wird der 15. d. M. ſein. An dieſem Tage findet nämlich die Ziehung der XXXII. Staatswohlthätigkeits-Lotterie, der einzigen in Oeſterreich geſtatteten Geldlotterie, ſtatt, bei welcher außer dem Haupttreffer von 200.000 Kronen nicht weniger als 12.034 namhafte Gewinnſte in barem Gelde gezogen werden, während ein Los nur 2 fl. koſtet. Die Idee der Staats- wohlthätigkeits-Lotterien hat ſich in Oeſterreich-Ungarn raſch eingebürgert, nachdem bei keinem anderen Lotterie-Unter- nehmen die Gewinnſt-Chancen ſo günſtige ſind und der Staat vollſte Sicherheit bietet. Ueberdies hat man das Bewußtſein, einen Beitrag wahrhaft wohlthätigen Zwecken zugewendet zu haben. * Profeſſor Leo Friedrich erzählt am 17. d., um ½5 Uhr Nachmittags im Feſtſaale des Wiener kauf- männiſchen Vereines, 1. Bez., Johannesgaſſe 4, kleinen und großen Kindern, ernſte und heitere Märchen van L. Baſch, Baumbach, Fanny Groeger und Richard Leander. * Gebete für den Dreyfus werden, wie ein Warſchauer jüdiſches Blatt meldet, in den dortigen Synagog en verrichtet. Dieſelben haben ungefähr folgenden Wortlaut: „Herr, erbarme Dich dieſes Mannes, der als ein Gerechter bekannt iſt bis in die entlegenſten Winkel der Welt. Derſelbe wird jetzt mit Schmähungen über- ſchüttet, verfolgt und liegt niedergebeugt wie ein Rohr beim großen Sturme. Sein reiner Name iſt Alfred Dreyfus. Unſer Herz flammt für dieſen Mann, in welchem ganz Iſrael verfolgt, unterdrückt und gedehmuthigt erſcheint in den Augen der Völker.“ * Erdbeben in Dalmatien. Aus Zara wird vom 12. d. telegraphirt: Um ½3 Uhr Früh wurden im Erd- bebengebiete zunächſt ein heftiger, ſpäter einige leichte Erd- ſtöße wahrgenommen. Um 5¼ Uhr wurde in Sinj ein acht Secunden andauernder Erdſtoß, der ſtärkſte ſeit dem 2. Juli, verſpürt. * Mädchenräuber. Aus Belgrad wird berichtet, daß aus dem Dorfe Iſtok in Altſerbien Arnauten drei Mädchen geraubt haben, für die ſie nun ein hohes Löſe- geld fordern, welches jedoch die Eltern nicht aufbringen können. * Von einem geiſtesgeſtörten Arbeiter wurden, wie aus Heilbronn gemeldet wird, in der dortigen Silberwaarenfabrik von Bruckmann u. Söhne zwei Ar- beiter mit einem Dolche tödtlich verletzt. Nach Verübung der That jagte ſich der Geiſteskranke ſelbſt eine Kugel in den Kopf. * Künſtliche Erzeugung echter Perlen. Die Perle iſt bekanntlich als Krankheitsproduct, als eine durch ab- normen Anreiz am Körper der Muſchel entſtandene Bildung aufzufaſſen. Welche Urſachen dieſen Anreiz hervorbringen, iſt immer noch nicht klar feſtgeſtellt. Ein franzöſiſcher Phy- ſiker, Mr. Morſant hat nun, wie wir der diesbezüglichen Mittheilung des techniſchen Bureau S. Fiſcher in Wien entnehmen, den Verſuch gemacht, dieſen Anreiz künſtlich zu erzeugen und auf dieſe Weiſe Perlen in der gewählten Muſchel zu erzeugen. Dieſe Verſuche ſind gelungen. Er ſtach mit einer feinen Nadel in den Perlmutter-Ueberzug der Innenſeite und brachte eine minimale echte Perle in die ſo entſtandene Oeffnung ein. Dies genügte, um an dieſer Stelle eine ſchön entwickelte Perle entſtehen zu laſſen, welche ſich leicht abbrechen ließ und an Glanz den auf normalem Wege erzeugten Perlen nicht nachſteht, nur die Art der Schichtung, in welcher ſich das Perlmutter hier anlegt und zur vielförmigen Maſſe ausbildet, iſt eine andere, von der Schichtung der normalen Perle abweichende. * Verunglückte Bergleute. Wie aus Kattowitz gemeldet wird, ſind auf der „Czelads“-Grube bei Sosnovice durch ausſtrömenden Dampf 6 Bergleute getödtet und 4 ſchwer verbrüht worden. * Da kann man freilich billiger verkaufen! Der Partiewaarenhändler Jacob Wetter (!), 9. Bez., Rothe Löwengaſſe 11, verkaufte zu ſolchen Spottpreiſen Hand- ſchuhe, daß ſelbſt die in der Umgegend etablirten Handſchuh- macher, welche begreiflicherweiſe kein Geſchäft machen konnten, von ihm Waare bezogen. Die Polizei brachte es ſchließlich auf den Tag, warum der Mann ſo billig verkaufen konnte. Er bezog nämlich die Handſchuhe von dem Geſchäftsdiener Franz Mariſchka, der dieſelben ſeinem Chef, einem Handſchuh Engroſſiſten, — ſtahl. Der Schaden, welchen Letzterer erleidet, ſoll mehrere tauſend Gulden betragen. Mariſchka wurde dem Landesgerichte eingeliefert, Wetter jedoch auf freiem Fuße belaſſen. * Der heutigen Nummer unſeres Blattes liegt als Beilage ein Weihnachts-Preisverzeichniß von Ludwig Müller, Weberei und Verſandtgeſchäft in Landskron in Böhmen bei. * Wetter Bei lebhaften Weſtwinden erhält ſich das milde, wechſelnd bewölkte Wetter mit einzelnen Nieder- ſchlägen. Vereinsnachrichten. § Der akademiſche Univerſitäts-Zweigverein „St. Aloyſius“ hielt kürzlich im Spielſaale des fürſterz- biſchöflichen Clericalſeminars eine Feſtverſammlung ab, die einen recht ſchönen Verlauf nahm und ſich zu einer er- hebenden Kundgebung der Liebe und Treue gegen unſeren erhabenen Jubelkaiſer geſtaltete. Nachdem der Obmann des Vereines Herr Herbſt die Verſammlung, zu der ſich auch die Hochw. Herren Vorſteher ſowie Hochw. Herr Michele eingefunden hatten, eröffnet, überraſchte Herr Groltſch die Verſammlung mit einem herrlichen Prolog, worin er die Herrſchertugenden unſeres geliebten Monarchen mit be- geiſterten und zündenden Worten pries. Hierauf folgte die Kaiſer-Ouverture von Weſtermeyer, nach der Herr Kube das Wort zu ſeiner trefflichen Feſtrede ergriff. Er führte aus, daß die Mitglieder des Vereines aus zweifachem Grunde Anlaß hätten, gerade im Jubeljahre mit Liebe und Verehrung auf den Schützer und Förderer der katholiſchen Wiſſenſchaft unſeren verehrten Kaiſer zu blicken als öſterreichiſche Studenten nämlich und als katholiſche Theolo- gen. Uebergehend auf die confeſſionelle Schule ſieht Redner den Grund der heutigen Schulzuſtände in den ſtaatlichen Univerſitäten. „Wem die Jugend gehört, dem gehört die Zukunft.“ Nur eine von wahrhaft chriſtlichem, katholiſchem Geiſte durchdrungene Schule vermag tüchtige und brauchbare Glieder der menſchlichen Geſellſchaft heranzubilden. Die Aus- führungen des Redners fanden allgemeine Zuſtimmung und ernteten reichen Beifall. Auf den gediegenen Vortrag des Liedes „Vineta“ von Franz Abt durch die Sänger unter den Alumnen, folgte die „Oberon-Ouverture“ von Weber und der Chor „Gott, meine Zuverſicht“ von Schubert ſchloß die ſchöne, patriotiſche Feier. § Die Ortsgruppe „Neubau“ des Vereines „Chriſt- liche Familie“ zeigt allen Mitgliedern an, daß am Mittwoch den 14. d. M. in Joſef Schellitſch Gaſthaus, 7. Bez., Kirchengaſſe Nr. 13 eine Ausſchußſitzung ſtattfindet. Beginn 8 Uhr Abends. Wegen der Wichtigkeit der Beſprechung iſt zahlreiches Erſcheinen erwünſcht. § Wiener Schutzverein zur Rettung verwahr- loſter Kinder. Die diesjährige Chriſtbaumfeier der Zöglinge des Knaben-Erziehungshauſes des Wiener Schutzvereines zur Rettung verwahrloſter Kinder in Unter-St. Veit findet am Samſtag, den 17. d., um 5 Uhr Abends in den Saallocalitäten des Herrn Broſch „Zum weißen Engel“, Hietzing, am Platz 5, ſtatt. § „Globus“, Oeſterreichiſcher Poſtwerthzeichen- Sammlerverein hält Donnerſtag im „Hotel Klomſer“, Wien, 1. Bez., Herrengaſſe 19, Abends 8 Uhr, ſeine 54. Ver- ſammlung ab. Freunde der Philatelie ſind als Gäſte will- kommen. § Der Wiener Jagdclub, deſſen Hauptaufgabe es iſt, das Hege- und Jagdweſen nach jeder Richtung hin zu fördern, zählt zu ſeinen Mitgliedern nur erprobte mit der Schußwaffe vollkommen vertraute Männer. Ein weiteres Ziel des Jagdclubs iſt es, den Jagdliebhabern die Theil- nahme an Jagden zu ermöglichen und eine directe Ver- bindung zwiſchen den Jagdherren oder Jagdpächtern einer- ſeits und den Clubmitgliedern andererſeits zu ſchaffen, es liegt überhaupt im Intereſſe des Clubs, eine verläßliche Vormerkung über Jagdherren, oder Jagdpächter und Jagdfreunde, insbeſondere Schützen, zu führen. Es iſt dies im Intereſſe aller Factoren gelegen. Jagdherren oder Jagd- pächter, welche zum Beiſpiel Schützen benöthigen, dürfen in ſolchem Falle dem Jagdclub nur Tag, Stunde, Ort der Zuſammenkunft, Zahl der Schützen ꝛc. bekannt geben; welcher das Weitere auf das Beſte veranlaſſen wird. An- fragen, Anträge und Aufträge wollen direct an den Schrift- führer des Jagdclubs, Herrn Julius Prinz, Wien, 18. Bezirk, Anaſtaſius-Grüngaſſe 20, geleitet werden. § Oeſterreichiſcher Ingenieur- und Architekten- Verein. Fachgruppe der Maſchinen-Ingenieure. Dienſtag, den 13. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Edm. Wehrenpfennig, Ober-Inſpector der öſterreichiſchen Nordweſtbahn: „Ueber ausgeführte neuere Waſſerreinigungs- Anlagen.“ — Fachgruppe für Geſundheitstechnik. Mittwoch, den 14. d.: Vortrag des Herrn Ingenieurs Adolf Freund: „Ueber die wirkſame Desinfection der beim Thiertransporte verwendeten Eiſenbahnwagen.“ — Fach- gruppe der Berg- und Hüttenmänner. Donner- ſtag, den 15. d.: Vortrag des Herrn Oberbergrathes Carl Ritter v. Ernſt: „Rückblick auf die Fortſchritte in der Darſtellung von Kupfer und Blei in den letzten fünfzig Jahren.“ Telegramme. Amerikaniſche Maßnahmen gegen die curopäiſchen Zuckerprämien. Waſhington, 12. December. Schatzſecretär Gage richtete an die Zolleinnehmer ein Rundſchreiben, wonach auf Zucker und Zuckerproducte aus Ländern, welche dafür Ausfuhrprämien gewähren, Compenſationszölle erhoben werden ſollen. Eine neue Rede Monſon’s. Paris, 13. December. In der geſtrigen Ver- ſammlung des Vereines der chriſtlichen Jugend gab der engliſche Botſchafter Sir E. Monſon der Ueber- zeugung Ausdruck, daß ſich Frankreich mit England und den Vereinigten Staaten zur Sicherung der Fort- ſchritte der Civiliſation vereinigen werde. Der Bot- ſchafter ſprach die Hoffnung aus, daß von den Ge- rüchten eines drohenden Krieges zwiſchen den beiden Ländern zu Weihnachten nicht mehr die Rede ſein werde. Madrid, 13. December. Wie verſichert wird, werde Miniſterpräſident Sagaſta die Kammer vor der Ratificierung des am 10. d. M. unier- zeichneten Friedensvertrages auf- löſen. Das „Journal „Correo“ glaubt, Sagaſta werde ſich nicht beeilen, den Friedensvertrag den Cortes zu unterbreiten, weil es möglich ſei, daß der amerikaniſche Senat den Friedensvertrag, welchem ein Theil der Senatoren ablehnend gegenüberſtehe, ver- werfen werde. Gegen die amerikaniſche Souveränität auf den Philippinen. Waſhington, 12. December. Die Senatoren Hoar und Hale brachten im Senate von Bürgern der Staaten Maſſachuſetts und Maine angenommene Reſolutionen ein, in welchen gegen die Ausdehnung der Souveränität der Vereinigten Staaten auf die Philippinen, ſowie gegen die Erwerbung fremden Landgebiets ohne Zu- ſtimmung der dortigen Bevölkerung Einſpruch erhoben wird. Deutſchamerikaniſche Verhandlungen? London, 13. December. Der „Times“ wird aus Philadelphia gemeldet, die Regierung der Ver- einigten Staaten denke in dieſem Winter die Ver- handlungen mit dem deutſchen Reiche wegen des Handelsvertrages wieder aufzunehmen. Deutſchlands jüngſt officiell bekundete Freundſchaft werde in Waſhington voll anerkannt, und werde wahrſcheinlich dazu beitragen, dem deutſchen Reiche die Beibehaltung ſeiner commerciellen Vorrechte auf den von Spanien abgetretenen Inſeln zu ſichern. Der wandernde Berg bei Klappai. Prag, 13. December. Ueber die von mehreren Journalen gemeldete neuerliche Erdrutſchung am Berge Haſenburg bei Klappai iſt den Behörden bisher kein officieller Bericht zugekommen. Es ſcheint, daß in Folge der häufigen Niederſchläge in den letzten Tagen eine — wie man hier hofft — nur unweſentliche Erdbewegung erfolgte, welche zu den beunruhigenden Gerüchten Anlaß gegeben haben dürfte. Die Affaire Dreyfus. Paris, 13. December. »Libre Parole« veröffent- licht ein Schreiben Eſterhazy’s an den I. Präſi- denten des Caſſationshofes, Mazeau, in welchem er ſich bereit erklärt, unter ſicherem Geleite vor der Straf- kammer des Caſſationshofes zu erſcheinen, um mit allen bereits vernommenen oder noch zu vernehmenden Zeugen confrontirt zu werden und über alle ihn be- treffenden Punkte Aufſchluß zu ertheilen. Eſterhazy weiſt in dem Briefe auf die gegen ihn erhobenen An- klagen hin und erklärt, er wolle die Ehre ſeines Namens und ſeiner Kinder, ſowie die Ehre eines Todten (Henry) vertheidigen, mit dem eine Schuld zu theilen, die weder für den Einen noch für den Andern beſtehe, ihm nicht zumuthen könne. Paris, 13. Deeember. Der „Matin“ glaubt zu wiſſen, daß, falls die Militärbehörde nicht die Initiative zur proviſoriſchen Freilaſſung Picquart’s ergreifen ſollte, Labori unverzüglich bei der VIII. Kammer des Caſſationshofes ein Geſuch, betreffend die Freilaſſung ſeines Clienten, einbringen werde. Die Vorgänge in China. Peking. 12. December. In gewöhnlich gut unter- richteten chineſiſchen Kreiſen verlautet, die Kaiſerin- Witwe beabſichtige, Tuhans Jin-Huan aus der Ver- bannung zurückzuberufen. Wenn dieſe nicht officielle Meldung richtig wäre, ſo würde ſie beweiſen, daß die Kaiſerin ihre Macht für feſt begründet anſehe und die gemäßigt fortſchrittlichen Beamten wieder einzuſetzen wünſche, um all- mählig die nothwendigen Reformen durchzuführen. Die Audienz der Damen des diplomatiſchen Corps bei der Kaiſerin-Witwe wurde endgiltig auf morgen feſtgeſetzt. Der Antiſemitismus in Frankreich. Paris, 13. December. Die Agence Havas meldet aus Nancy: Eine geſtern veranſtaltete antiſemitiſche Kundgebung, wobei Rufe wie „Nieder mit den Juden!“ „Es lebe die Armee!“ ausgebracht wurden, wurde von der Polizei im Keime erſtickt. Es wurden zehn Ver- haftungen vorgenommen, jedoch keine aufrechterhalten. Konſtantinopel, 12. December. Wie die Agence de Conſtantinopele aus authentiſcher Quelle erfährt, ſtellen die jüngſten Meldungen aus dem Yemen feſt, daß die zwei ſtärkſten Stellungen der Rebellen von den türkiſchen Truppen genommen wurden und daß das Pacificirungswerk ruhig fortſchreitet. Rom, 13. December. Der „Tribuna“ zufolge iſt Menelik in Tigre angekommen, um Ras Man- gaſcha abzuſetzen. An ſeine Stelle wolle er Ras Makonen ſetzen, während die Königin Taitu ihren Bruder Ras Olie unterſtütze. Die Frage hängt

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 284, Wien, 14.12.1898, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost284_1898/4>, abgerufen am 29.03.2024.