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Reichspost. Nr. 284, Wien, 14.12.1898.

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284 Wien, Mittwoch Reichspost 14. December 1898

[Spaltenumbruch] liche Culturnation und Dreibundsnation in dem Kampfe
zwischen Slaven und Deutschen in Oesterreich auf Seite der
Deutschen sind, beantragt er in der nächsten Sitzung über
diese drei Interpellationsbeantwortungen unter Einem die
Debatte zu eröffnen. Zugleich beantragt er hierüber die
namentliche Abstimmung.

Der Antrag auf namentliche Abstimmung wird hin-
reichend unterstutzt.

Der meritorische Antrag wird sodann in nament-
licher
Abstimmung mit 142 gegen 84 Stimmen ab-
gelehnt.

Abg. Taniaczkiewicz ersucht den Präsidenten, seine
Anträge betreffend die Dotation der Hilfspriester
und die Pauschalirung der Subsidiar-Seel-
sorger
beim k. u. k. Militär nach § 31 der Geschäfts-
ordnung dem Budgetausschusse zuzuweisen.

Präsident erklärt, diesem Wunsche Rechnung tragen
zu wollen.

Abg. Dr. Pommer wünscht, daß sein Antrag auf
Schaffung eines Pensionsinstitutes für Privatbeamte und
Privatangestellte aller Kategorien dem volkswirthschaftlichen
Ausschusse zugewiesen werde.

Diesem Wunsche wird vom Präsidenten Rechnung
getragen.

Abg. Drexel ersucht den Präsidenten, beim Unterrichts-
minister die Beantwortung seiner Interpellation wegen der
Berechnung der Pension für jene Volksschullehrer anzuregen,
welche im Jahre 1861 aus politischen Gründen in Ungarn
ihr Amt verloren haben und in Oesterreich nicht sofort eine
definitive Antwort finden konnten, so daß ihnen eine Anzahl
von Pensionsjahren verloren ging.

Präsident erklärt sich bereit, dem Unterrichtsminister
diesen Sachverhalt in Erinnerung zu bringen.

Es folgt eine Reihe von Interpellationen und Anträgen.
Unter anderem fordert Abg. Schönerer die Einverleibung
eines Protestes ins Protokoll, betreffend die Nichtertheilung
des Wortes an den Abg. Iro. Er beantragt darüber
eventuell namentliche Abstimmung. Präsident Dr. v. Fuchs
erklärt, dem Wunsche nach Einverleibung des Protestes
Rechnung tragen zu wollen. (Die Schönerianer, die sich
um das Präsidium versammelm, um gegen dasselbe im Falle
der Weigerung zu krawalliren, ziehen ab.)

Das Haus gelangt zur Tagesordnung, d. i.
Fortsetzung der Generaldebatte über das

Dienergesetz.

Abg. Stojalowski führt aus, wie das Dienergesetz sei
vom socialpolitischen Standpunkte aus typisch für Alles,
was man in Oesterreich mache. Von der Regierung und der
Majorität wird viel von Socialreform gesprochen, niemals etwas
ordentliches davon ausgeführt. Der Referent des vorliegenden
Gesetzes hat ja selbst anerkannt, daß das Gesetz besser sein
sollte. Die Regierung fängt ihre Gesetze gewöhnlich bei der
Bureaukratie an. Die Gehaltsregulierung der Beamten
wurde gegeben und zwar wie der Krakauer "Czas" durch-
leuchten ließ, um die Beamten gefügiger und die Bureaukratie
stärker zu machen. So sollen jetzt auch die Diener umge-
stimmt werden die Reform soll also nicht aus social-
politischen Gründen geschehen, daß die Regierung keinen
eigentlichen Sinn für Socialreform hat, beweist sie damit,
daß sie jede Reform als Gnade betrachte. Im Sitzungs-
saale sind sammt den Ministern, Dienern, Postbediensteten
39 Personen anwesend. Das typ sche bei der österreichischen
Regierung ist es, wenn es sich um Arme handelt, so
müssen sie warten, die Socialreform will man
mit Polizei machen. Wir werden für die Zusatz-
anträge stimmen. Wir haben keine Hoffnung, daß die
Besserungsanträge angenommen werden. Wir werden
aber dennoch für dieses Gesetz stimmen, weil die Noth der
Staatsdiener sehr groß, und auch eine kleine Verbesserung
dieser schlechten Lage schon ein Fortschritt ist. Redner
spricht von den Gefangenaufsehern, die seine guten alten
Freunde seien. Ich habe selbst mich überzeugt, wie schlecht
es denselben geht. Wir können nur dann für dieses Gesetz
stimmen, wenn dem Volke deshalb keine neuen Lasten
auferlegt werden. Wir nehmen dieses Gesetz als den
Anfang einer allgemeinen Versicherung aller Staats-
bürger an.

Abg. Götz weist darauf hin, daß die jetzige Majorität
eigentlich Schuld daran trägt, daß das Staatsdienergesetz
nicht früher zur Verhandlung gekommen sei. (Der Redner
spricht fort.)




Die heutige Sitzung verlief, soweit wir sie durch
unseren Bericht verfolgen können, ruhig, die eine
namentliche Abstimmung kann noch nicht als Obstruction
angesehen werden. Doch ist die Gefahr bei Weitem
noch nicht gebannt, es ist vielmehr zu besorgen, daß
die Obstruction nach Beendigung der Generaldebatte
über das Dienergesetz durchbricht. Die heutige Debatte
bot wenig neue Gesichtspunkte. -- Es wurde heute die
Erläuterung zum Central-Rechnungsabschluß für 1895
vorgelegt, in dem wir folgende interessante Daten be-
merkten: Das Erträgniß aus dem Absatze des
Kochsalzes hat sich allein um 2,573.387 fl.
59 kr. erhöht gegen die Summe des Staats-
voranschlages, Oberösterreich allein z. B. zahlte um
657.620 fl. mehr; d. h. diese allgemein drückende
Steuer, die den Armen mehr trifft als den
Reichen, weil das Salz die Würze des Armen ist --
diese Steuer ist größer geworden. Daneben steht Folgendes:
Das Erträgniß aus dem Verschleiß von Viehsalz
hat sich um 2,306.625 fl. verringert. Das
statistische Werk thut dies mit folgenden Worten ab:
"Die Ursache dieser Minder-Einnahmen liegt wesentlich
in den Bezugsschwierigkeiten dieser Salzsorte, beziehungs-
weise in der hiedurch verminderten Nachfrage um die-
selbe." -- Ja, in der That: Die Bezugsschwierigkeiten
des Viehsalzes sind so groß, daß unsere Viehzucht,
die dieses Nahrungsmittels nicht entrathen kann, jähr-
[Spaltenumbruch] lich zurückgeht. Daher die Mindereinnahmen,
daher aber auch der Niedergang unseres Bauernstandes.




Aus dem Gerichtssaale.
Ein Polizeiinspector als Defraudant.

(Schluß.)
Den Geschwornen wurden vier Hauptfragen im Sinne der
Anklage gestellt, welche folgendermaßen beantwortet wurden:
Amtsveruntreuung 11 Stimmen Ja, 1 Stimme Nein. Ver-
untreuung an Frau Ruprecht: 7 Stimmen Nein, 5 Stimmen
Ja. Urkundenfälschung: 12 Stimmen Ja. Führung falscher
Reisepässe: 12 Stimmen Ja. Zu Folge dieses Verdictes
verurtheilte der Gerichtshof den Angeklagten zu fünfzehn
Monaten schweren mit einem Fasttage alle Vierteljahre ver-
schärften Kerkers.

Defrandation bei der Schlossergenossen-
schaft.

Im September d. J. wurde der Secretär der
Schlossengenossenschaft Georg Schmidt flüchtig und
eine eingehendere Scontirung der Genossenschaftscassa
ergab einen Abgang von 17.220 fl. Der Defraudant
wurde in Neulengbach aufgegriffen, woselbst er soeben
in Gesellschaft seiner Geliebten einen Selbstmordversuch
unternommen und sich leicht verletzt hatte. Vor dem
Erkenntnißgerichte unter Vorsitz des Landesgerichtsrathes
Dr. v. Kempter (Staatsanwaltsubstitut Mora-
witz
) wegen Veruntreuung angeklagt, war Schmidt
geständig, die u terschlagene Summe zumeist in leicht-
sinniger Weise durchgebracht zu haben Das Urtheil
lautete auf zwei Jahre schweren Kerkers.




Lehrer-Organisation.

Die Organisation der christlichen Lehrerschaft nimmt die
erfreulichsten Fortschritte. Der Verband der katholischen Lehrer-
vereine, der "Katholische Lehrerbund für Oesterreich" hat vor
Kurzem die Gründung eines katholischen Lehrer-
vereines für Oberösterreich
in die Hand
genommen. Dem Aufrufe des Bundesausschusses folgten jetzt
schon übert 100 oberösterreichische Lehrer, so daß die Gründung
des Vereines bereits in kürzester Zeit erfolgen wird. Die
socialdemokratischen Lehrergenossen sind natürlich darüber
gar nicht erbaut und ihr Leiborgan, die "Lehrerstimme"
speit Gift und Galle. Besonderen Zorn erregte aber der
Bundesausschuß im socialdemokratischen Lager, daß er sofort
beim oberösterreichischen Landesausschusse eine Petition
um Gehaltsaufbesserung
der Lehrerschaft
einbrachte. Die "Lehrerstimme" findet hiefür nur den Aus-
druck "größte Frechheit". Natürlich vor ernster christlich-
socialer Arbeit
halten auch die schönsten social
demokratischen Phrasen nicht stand. Und wenn der ober-
österreichische Landtag die durchaus gerechtfertigten Wünsche
der katholischen Lehrerschaft befriedigt, dann ist die schönste
Zeit für die socialdemokratischen Genossen vorbei.

Auch in Wien hat die Organisation der christlichen
Lehrerschaft einen neuen Erfolg zu verzeichnen. Ueber Ein-
ladung des Reichsverbandes fand am 12. d. M. eine
Besprechung der niederösterreichischen
katholischen Lehrervereine
statt. Vertreten
waren der "Katholische Le[h]rerverein für Wien und Nieder-
österreich", der "Verein katholischer Lehrerinnen" und der
"Lehrerverein Dr. Lorenz Kellner". Nach einem eingehenden
Referate des Volksschullehrers Hans Bösbauer
wurde einstimmig beschlossen, bereits im Monate Jänner
1899 in Wien eine christliche Lehrer-Lese-
halle
zu errichten. In einem später bekanntzugebendem
Locale werden für die Mitglieder der katholischen Lehrer-
vereine unentgeltlich sämmtliche österreichische und ausländische
Schulzeitungen aufliegen. Desgleichen werden wissenschaft-
liche und unterhaltende Zeitschriften und Werke zur Ver-
fügung stehen. Dem Centrum der socialdemokratischen
"Jungen", der "Freien Lesehalle", wird nun auch eine
ausgesprochen christliche und vaterländische Organisation ent-
gegengesetzt. Zum Obmanne des "Lesehalle-Comitt" wurde
Bürgerschullehrer Herr J. Tilp gewählt. Die katholische
Lehrerschaft hat dadurch wieder bewiesen, daß sie der socialen
Seite des Lehrerlebens tiefes Verständniß entgegenbringt
und auch für wahrhaften Fortschritt und Bildung ist.




Beschränkung der Dienststunden bei den
Postämtern.

Wie verlautet, soll mit dem 1. Jänner 1899 eine für
das Publikum bemerkenswerthe Aenderung in den Dienst-
stunden der Postämter eintreten. Von diesem Tage findet
der Parteienverkehr an Wochentagen nur von 8 bis
12 Uhr Vormittags
und von 2 bis 6 Uhr
Nachmittags
statt. An Sonntagen sind die Dienst-
stunden auf die Hälfte der an Wochentagen festgesetzten
Dienststunden für den Parteienverkehr beschränkt und erfolgt
die Bestellung, Ausfolgung und Aufnahme aller Brief- und
Fahrpostsendungen, ferner der Postsparcassenverkehr
nur am Vormittag, Sendungen mit dem
schnellen Verderben unterliegenden Inhalte, sowie
mit lebenden Thieren werden jedoch auch an
Sonntagnachmittagen ausgefolgt. Der Landbriefträger-
bestelldienst hat am Sonntag ganz zu entfallen. Welche Be-
schränkungen der Dienststunden im Parteienverkehr an all-
gemeinen Feiertagen zu erfolgen haben, bestimmen fallweise
und entsprechend dem verminderten Geschäftsverkehre die
einzelnen Post- und Telegraphendirectionen. Für die Schluß
zeit der zur Aufgabe gelangenden Brief- und Fahrpost-
sendungen bestimmt die Verordnung des Handelsministe-
riums Folgendes: Die Auslieferung von gewöhnlichen
Briefpostsendungen aller Art hat längstens eine halbe
Stunde vor Abgang der Post (vom Postamte gerechnet)
erfolgen. Eine größere Anzahl von Sendungen eines und
desselben Absenders soll vor Eintritt dieser Schlußzeit
zur Auslieferung gelangen, widrigenfalls der Amtsvorstand
berechtigt ist, die Annahme dieser Sendungen für die
[Spaltenumbruch] nächstfolgende Postabfertigung, beziehungsweise für den
nächsten Tag zu verschieben. In der Annahme und Aus-
folgung der Telegramme hat eine Aenderung nicht stattzu-
finden. Die in einzelnen Aemtern über das Normale ein-
geführte Dienststunden für den internen Dienst erfahren
durch diese Verordnung keine Beschränkung.

Wenn die obige Stundeneintheilung wirklich auf
Wahrheit beruht, so muß man sagen, daß wieder einmal
bei einer amtlichen Verordnung der Zopf eine große
Rolle gespielt hat. Haben denn die Herren nicht wahr-
genommen, daß auf diese Weise es ganzen Classen
der Bevölkerung,
wie z. B. den Arbeitern, die
von 7 bis 12 Uhr und von 1 bis 6 Uhr in der Fabrik
sein müssen, die ganze Woche hindurchun-
möglich ist, einen recommandirten
Brief oder eine Postanweisung auf-

zu geben?




Zur Frage der Statistik der Bl[i]nden.

Es ist allgemein bekannt, daß nirgends soviele Blinde sich
finden, als in Aegypten Dieses Land der Augenkrank-
heiten und der Blindheit hat aber seine Blinden nie gezählt.
Wir lesen mit Staunen, daß der Augenarzt Dr. Hirschberg
in der vornehmensten Knabenschule zu Cairo unter 32 Schü-
lern nur 2 m[i]t gesunden Augen fand, in 2 anderen aber
keinen, während er in Berliner Elementarschulen unter [8]00
Schülern nur einen Fall granulöser Erkrankung antraf. Unter
den europäischen Ländern wird bezüglich der Häufigkeit der
Blindheit Rußland, speciell Finnland mit 22·45
Blinden auf 10.00 Einwohner an die Spitze gestellt, während
Holland mit 4·45 auf dieselbe Zahl die wenigsten Blinden
haben, und Deutschland mit 8·78 eine mittlere
Stellung einnehmen soll. Auf der ganzen Erde finden
sich durchschnittlich unter 10.000 Einwohnern 8·7 Blinde,
in Europa 9·19, speciell in Finnland 22·4,
in Ungarn 11·92, Großbritanien 11·32, Spanien 11·26,
in Italien 10·5, Deutschland 8·79, Frankreich 8·57,
Belgien 8·11, Dänemark 6·67, Oesterreich 5·55 und Holland
4.46. Nach dieser Annahme hätte also Ungarn nach
Finnland d[i]e meisten Blinden in Europa. Ueberall gibt
es mehr männliche als weibliche Blinde. In Rußland
rechnet man in einzelnen Gegenden auf 121 Sehende einen
Blinden, in anderen w[i]eder auf 627, durchschnittlich aber
auf 500 Sehende 1 Blinden, in Aegypten will man sogar
auf 100, ja nach der Notiz Analytique sogar auf 50
Sehende 1 Blinden rechnen. Und doch wurde das
letzgenannte Land im Alterthume als eines der
gefundesten auf der ganzen Erde gepriesen. Aber
die schreckliche Mißwirthschaft in der spätrömischen
und mohamedanischen Zeit, sowie die Veränderungen
des Nillaufes haben die Pest und andere Krankheiten und
auch das jetzige Augenelend herbeigeführt. Ebenso wird her-
vorbehoben, daß auch in Spanien die Zahl der Blinden
auffallend groß ist. In Andalusien ist die Blindenziffer fast
ebenso hoch wie an der Nordküste Afrikas, in Tanger oder
Tunis. Die Hauptursache der Erblindung in Spanien sind
die Eiterung der Neugebornen, die Körnerkrankheit und die
Pocken. Der Fatalismus der Kranken, die fehlende staatliche
und städtische Fürsorge für dieselben und die geringe Pflege
der Augenheilkunde unter den Aerzten wirken zusammen,
daß den neueren Zusammenstellungen zu Folge in
Spanien auf 100.000 Einwohner 148 Blinde ent-
fallen, während für Deutschland, Frankreich und
England 85, 84 und 88 auf 100.000 Einwohner, in Ruß-
land aber 210 Blinde gerechnet werden. In[t]eressant sind
noch folgende Wahrnehmungen bezüglich der Alters[z]eiten:
die ersten fünf Lebensjahre die größte Erblindungsgefahr,
die folgenden bis zum 20. die geringste, von da an bis zum
50. steigt sie langsam, aber sehr rasch von da bis zum
70. Lebensjahre.




Letzte Nachrichten.

Gestern fand bei
der Ladung eines Geschosses im geschützten Raume des
Forts "Constantin" in Kronstadt eine Ex-
plosion
statt, durch welche neun Soldaten getödtet,
ein Officier schwer, zwei Officiere leicht und sieben
Soldaten schwer verwundet wurden.

General Lee soll
Gouverneur der Provinz Havanna werden, während
Generalmajor William Ludlow für den Posten
eines Civil- und Militär-Gouverneurs der Stadt
Havanna in Aussicht genommen sein soll. General
Lee ist mit seinem Stabe bereits nach Cuba ab-
gereist.




Wiener Börse.


Um 2 Uhr 45 Minuten notirten: Oesterreichische
Kronenrente 101.20. Oesterreichische Goldrente 120.10,
Ungarische Goldrente 120.15. Ungarische Kronenrente
97.74. 3procent. Ungarische Kronenrente 90.15. Mai
Rente 101.15. Silberrente --.--. Alpine 185.--. Rima
281.--. Trifailer 174.--. Prager Eisen 918.--. Tabak-
Actien 126.25. Waffenfabrik 198.--. Wiener Ziegel 365.--,
Waggonleih 136.--. Böhm. Nordbahn 253.50. Elektr. --.--,
--.--, --.--, Dampfschiff 448.--. Lemberg-Czernowitz 295.--,
Lloyd 430.--. Nordbahn 3510. Nordwestbahn 245.50,
Nordwestbahn lit. B. 261.50. Prag-Duxer 97.--. Staats-
bahn 363.--. Südbahn 65.75. Tramway 541.--. Tram-
way Neue 99.-- Anglo 155.25. Bankverein 265.--.
Oesterreichische Boden 456.--. Oesterreichische Credit 358.--.
Ungarische Credit 388.25. Länderbank 234.--. Oesterr.
ung. Bank 915.--. Unionbank 294.--. M[ü]nz-Ducaten 571.
Rand-Ducaten 5.70. Napoleons 9.56·5 Schweizer-Plätze-
47.30. 20 Markstücke 11.80. Sovereigns 12.05. Mark-
noten 59.02. Italien. Noten 44.45. Papier-Rubel 127[unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]
Verkehrsbank 171.50.




[irrelevantes Material]

284 Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898

[Spaltenumbruch] liche Culturnation und Dreibundsnation in dem Kampfe
zwiſchen Slaven und Deutſchen in Oeſterreich auf Seite der
Deutſchen ſind, beantragt er in der nächſten Sitzung über
dieſe drei Interpellationsbeantwortungen unter Einem die
Debatte zu eröffnen. Zugleich beantragt er hierüber die
namentliche Abſtimmung.

Der Antrag auf namentliche Abſtimmung wird hin-
reichend unterſtutzt.

Der meritoriſche Antrag wird ſodann in nament-
licher
Abſtimmung mit 142 gegen 84 Stimmen ab-
gelehnt.

Abg. Taniaczkiewicz erſucht den Präſidenten, ſeine
Anträge betreffend die Dotation der Hilfsprieſter
und die Pauſchalirung der Subſidiar-Seel-
ſorger
beim k. u. k. Militär nach § 31 der Geſchäfts-
ordnung dem Budgetausſchuſſe zuzuweiſen.

Präſident erklärt, dieſem Wunſche Rechnung tragen
zu wollen.

Abg. Dr. Pommer wünſcht, daß ſein Antrag auf
Schaffung eines Penſionsinſtitutes für Privatbeamte und
Privatangeſtellte aller Kategorien dem volkswirthſchaftlichen
Ausſchuſſe zugewieſen werde.

Dieſem Wunſche wird vom Präſidenten Rechnung
getragen.

Abg. Drexel erſucht den Präſidenten, beim Unterrichts-
miniſter die Beantwortung ſeiner Interpellation wegen der
Berechnung der Penſion für jene Volksſchullehrer anzuregen,
welche im Jahre 1861 aus politiſchen Gründen in Ungarn
ihr Amt verloren haben und in Oeſterreich nicht ſofort eine
definitive Antwort finden konnten, ſo daß ihnen eine Anzahl
von Penſionsjahren verloren ging.

Präſident erklärt ſich bereit, dem Unterrichtsminiſter
dieſen Sachverhalt in Erinnerung zu bringen.

Es folgt eine Reihe von Interpellationen und Anträgen.
Unter anderem fordert Abg. Schönerer die Einverleibung
eines Proteſtes ins Protokoll, betreffend die Nichtertheilung
des Wortes an den Abg. Iro. Er beantragt darüber
eventuell namentliche Abſtimmung. Präſident Dr. v. Fuchs
erklärt, dem Wunſche nach Einverleibung des Proteſtes
Rechnung tragen zu wollen. (Die Schönerianer, die ſich
um das Präſidium verſammelm, um gegen dasſelbe im Falle
der Weigerung zu krawalliren, ziehen ab.)

Das Haus gelangt zur Tagesordnung, d. i.
Fortſetzung der Generaldebatte über das

Dienergeſetz.

Abg. Stojalowski führt aus, wie das Dienergeſetz ſei
vom ſocialpolitiſchen Standpunkte aus typiſch für Alles,
was man in Oeſterreich mache. Von der Regierung und der
Majorität wird viel von Socialreform geſprochen, niemals etwas
ordentliches davon ausgeführt. Der Referent des vorliegenden
Geſetzes hat ja ſelbſt anerkannt, daß das Geſetz beſſer ſein
ſollte. Die Regierung fängt ihre Geſetze gewöhnlich bei der
Bureaukratie an. Die Gehaltsregulierung der Beamten
wurde gegeben und zwar wie der Krakauer „Czas“ durch-
leuchten ließ, um die Beamten gefügiger und die Bureaukratie
ſtärker zu machen. So ſollen jetzt auch die Diener umge-
ſtimmt werden die Reform ſoll alſo nicht aus ſocial-
politiſchen Gründen geſchehen, daß die Regierung keinen
eigentlichen Sinn für Socialreform hat, beweiſt ſie damit,
daß ſie jede Reform als Gnade betrachte. Im Sitzungs-
ſaale ſind ſammt den Miniſtern, Dienern, Poſtbedienſteten
39 Perſonen anweſend. Das typ ſche bei der öſterreichiſchen
Regierung iſt es, wenn es ſich um Arme handelt, ſo
müſſen ſie warten, die Socialreform will man
mit Polizei machen. Wir werden für die Zuſatz-
anträge ſtimmen. Wir haben keine Hoffnung, daß die
Beſſerungsanträge angenommen werden. Wir werden
aber dennoch für dieſes Geſetz ſtimmen, weil die Noth der
Staatsdiener ſehr groß, und auch eine kleine Verbeſſerung
dieſer ſchlechten Lage ſchon ein Fortſchritt iſt. Redner
ſpricht von den Gefangenaufſehern, die ſeine guten alten
Freunde ſeien. Ich habe ſelbſt mich überzeugt, wie ſchlecht
es denſelben geht. Wir können nur dann für dieſes Geſetz
ſtimmen, wenn dem Volke deshalb keine neuen Laſten
auferlegt werden. Wir nehmen dieſes Geſetz als den
Anfang einer allgemeinen Verſicherung aller Staats-
bürger an.

Abg. Götz weiſt darauf hin, daß die jetzige Majorität
eigentlich Schuld daran trägt, daß das Staatsdienergeſetz
nicht früher zur Verhandlung gekommen ſei. (Der Redner
ſpricht fort.)




Die heutige Sitzung verlief, ſoweit wir ſie durch
unſeren Bericht verfolgen können, ruhig, die eine
namentliche Abſtimmung kann noch nicht als Obſtruction
angeſehen werden. Doch iſt die Gefahr bei Weitem
noch nicht gebannt, es iſt vielmehr zu beſorgen, daß
die Obſtruction nach Beendigung der Generaldebatte
über das Dienergeſetz durchbricht. Die heutige Debatte
bot wenig neue Geſichtspunkte. — Es wurde heute die
Erläuterung zum Central-Rechnungsabſchluß für 1895
vorgelegt, in dem wir folgende intereſſante Daten be-
merkten: Das Erträgniß aus dem Abſatze des
Kochſalzes hat ſich allein um 2,573.387 fl.
59 kr. erhöht gegen die Summe des Staats-
voranſchlages, Oberöſterreich allein z. B. zahlte um
657.620 fl. mehr; d. h. dieſe allgemein drückende
Steuer, die den Armen mehr trifft als den
Reichen, weil das Salz die Würze des Armen iſt —
dieſe Steuer iſt größer geworden. Daneben ſteht Folgendes:
Das Erträgniß aus dem Verſchleiß von Viehſalz
hat ſich um 2,306.625 fl. verringert. Das
ſtatiſtiſche Werk thut dies mit folgenden Worten ab:
„Die Urſache dieſer Minder-Einnahmen liegt weſentlich
in den Bezugsſchwierigkeiten dieſer Salzſorte, beziehungs-
weiſe in der hiedurch verminderten Nachfrage um die-
ſelbe.“ — Ja, in der That: Die Bezugsſchwierigkeiten
des Viehſalzes ſind ſo groß, daß unſere Viehzucht,
die dieſes Nahrungsmittels nicht entrathen kann, jähr-
[Spaltenumbruch] lich zurückgeht. Daher die Mindereinnahmen,
daher aber auch der Niedergang unſeres Bauernſtandes.




Aus dem Gerichtsſaale.
Ein Polizeiinſpector als Defraudant.

(Schluß.)
Den Geſchwornen wurden vier Hauptfragen im Sinne der
Anklage geſtellt, welche folgendermaßen beantwortet wurden:
Amtsveruntreuung 11 Stimmen Ja, 1 Stimme Nein. Ver-
untreuung an Frau Ruprecht: 7 Stimmen Nein, 5 Stimmen
Ja. Urkundenfälſchung: 12 Stimmen Ja. Führung falſcher
Reiſepäſſe: 12 Stimmen Ja. Zu Folge dieſes Verdictes
verurtheilte der Gerichtshof den Angeklagten zu fünfzehn
Monaten ſchweren mit einem Faſttage alle Vierteljahre ver-
ſchärften Kerkers.

Defrandation bei der Schloſſergenoſſen-
ſchaft.

Im September d. J. wurde der Secretär der
Schloſſengenoſſenſchaft Georg Schmidt flüchtig und
eine eingehendere Scontirung der Genoſſenſchaftscaſſa
ergab einen Abgang von 17.220 fl. Der Defraudant
wurde in Neulengbach aufgegriffen, woſelbſt er ſoeben
in Geſellſchaft ſeiner Geliebten einen Selbſtmordverſuch
unternommen und ſich leicht verletzt hatte. Vor dem
Erkenntnißgerichte unter Vorſitz des Landesgerichtsrathes
Dr. v. Kempter (Staatsanwaltſubſtitut Mora-
witz
) wegen Veruntreuung angeklagt, war Schmidt
geſtändig, die u terſchlagene Summe zumeiſt in leicht-
ſinniger Weiſe durchgebracht zu haben Das Urtheil
lautete auf zwei Jahre ſchweren Kerkers.




Lehrer-Organiſation.

Die Organiſation der chriſtlichen Lehrerſchaft nimmt die
erfreulichſten Fortſchritte. Der Verband der katholiſchen Lehrer-
vereine, der „Katholiſche Lehrerbund für Oeſterreich“ hat vor
Kurzem die Gründung eines katholiſchen Lehrer-
vereines für Oberöſterreich
in die Hand
genommen. Dem Aufrufe des Bundesausſchuſſes folgten jetzt
ſchon übert 100 oberöſterreichiſche Lehrer, ſo daß die Gründung
des Vereines bereits in kürzeſter Zeit erfolgen wird. Die
ſocialdemokratiſchen Lehrergenoſſen ſind natürlich darüber
gar nicht erbaut und ihr Leiborgan, die „Lehrerſtimme“
ſpeit Gift und Galle. Beſonderen Zorn erregte aber der
Bundesausſchuß im ſocialdemokratiſchen Lager, daß er ſofort
beim oberöſterreichiſchen Landesausſchuſſe eine Petition
um Gehaltsaufbeſſerung
der Lehrerſchaft
einbrachte. Die „Lehrerſtimme“ findet hiefür nur den Aus-
druck „größte Frechheit“. Natürlich vor ernſter chriſtlich-
ſocialer Arbeit
halten auch die ſchönſten ſocial
demokratiſchen Phraſen nicht ſtand. Und wenn der ober-
öſterreichiſche Landtag die durchaus gerechtfertigten Wünſche
der katholiſchen Lehrerſchaft befriedigt, dann iſt die ſchönſte
Zeit für die ſocialdemokratiſchen Genoſſen vorbei.

Auch in Wien hat die Organiſation der chriſtlichen
Lehrerſchaft einen neuen Erfolg zu verzeichnen. Ueber Ein-
ladung des Reichsverbandes fand am 12. d. M. eine
Beſprechung der niederöſterreichiſchen
katholiſchen Lehrervereine
ſtatt. Vertreten
waren der „Katholiſche Le[h]rerverein für Wien und Nieder-
öſterreich“, der „Verein katholiſcher Lehrerinnen“ und der
„Lehrerverein Dr. Lorenz Kellner“. Nach einem eingehenden
Referate des Volksſchullehrers Hans Bösbauer
wurde einſtimmig beſchloſſen, bereits im Monate Jänner
1899 in Wien eine chriſtliche Lehrer-Leſe-
halle
zu errichten. In einem ſpäter bekanntzugebendem
Locale werden für die Mitglieder der katholiſchen Lehrer-
vereine unentgeltlich ſämmtliche öſterreichiſche und ausländiſche
Schulzeitungen aufliegen. Desgleichen werden wiſſenſchaft-
liche und unterhaltende Zeitſchriften und Werke zur Ver-
fügung ſtehen. Dem Centrum der ſocialdemokratiſchen
„Jungen“, der „Freien Leſehalle“, wird nun auch eine
ausgeſprochen chriſtliche und vaterländiſche Organiſation ent-
gegengeſetzt. Zum Obmanne des „Leſehalle-Comitt“ wurde
Bürgerſchullehrer Herr J. Tilp gewählt. Die katholiſche
Lehrerſchaft hat dadurch wieder bewieſen, daß ſie der ſocialen
Seite des Lehrerlebens tiefes Verſtändniß entgegenbringt
und auch für wahrhaften Fortſchritt und Bildung iſt.




Beſchränkung der Dienſtſtunden bei den
Poſtämtern.

Wie verlautet, ſoll mit dem 1. Jänner 1899 eine für
das Publikum bemerkenswerthe Aenderung in den Dienſt-
ſtunden der Poſtämter eintreten. Von dieſem Tage findet
der Parteienverkehr an Wochentagen nur von 8 bis
12 Uhr Vormittags
und von 2 bis 6 Uhr
Nachmittags
ſtatt. An Sonntagen ſind die Dienſt-
ſtunden auf die Hälfte der an Wochentagen feſtgeſetzten
Dienſtſtunden für den Parteienverkehr beſchränkt und erfolgt
die Beſtellung, Ausfolgung und Aufnahme aller Brief- und
Fahrpoſtſendungen, ferner der Poſtſparcaſſenverkehr
nur am Vormittag, Sendungen mit dem
ſchnellen Verderben unterliegenden Inhalte, ſowie
mit lebenden Thieren werden jedoch auch an
Sonntagnachmittagen ausgefolgt. Der Landbriefträger-
beſtelldienſt hat am Sonntag ganz zu entfallen. Welche Be-
ſchränkungen der Dienſtſtunden im Parteienverkehr an all-
gemeinen Feiertagen zu erfolgen haben, beſtimmen fallweiſe
und entſprechend dem verminderten Geſchäftsverkehre die
einzelnen Poſt- und Telegraphendirectionen. Für die Schluß
zeit der zur Aufgabe gelangenden Brief- und Fahrpoſt-
ſendungen beſtimmt die Verordnung des Handelsminiſte-
riums Folgendes: Die Auslieferung von gewöhnlichen
Briefpoſtſendungen aller Art hat längſtens eine halbe
Stunde vor Abgang der Poſt (vom Poſtamte gerechnet)
erfolgen. Eine größere Anzahl von Sendungen eines und
desſelben Abſenders ſoll vor Eintritt dieſer Schlußzeit
zur Auslieferung gelangen, widrigenfalls der Amtsvorſtand
berechtigt iſt, die Annahme dieſer Sendungen für die
[Spaltenumbruch] nächſtfolgende Poſtabfertigung, beziehungsweiſe für den
nächſten Tag zu verſchieben. In der Annahme und Aus-
folgung der Telegramme hat eine Aenderung nicht ſtattzu-
finden. Die in einzelnen Aemtern über das Normale ein-
geführte Dienſtſtunden für den internen Dienſt erfahren
durch dieſe Verordnung keine Beſchränkung.

Wenn die obige Stundeneintheilung wirklich auf
Wahrheit beruht, ſo muß man ſagen, daß wieder einmal
bei einer amtlichen Verordnung der Zopf eine große
Rolle geſpielt hat. Haben denn die Herren nicht wahr-
genommen, daß auf dieſe Weiſe es ganzen Claſſen
der Bevölkerung,
wie z. B. den Arbeitern, die
von 7 bis 12 Uhr und von 1 bis 6 Uhr in der Fabrik
ſein müſſen, die ganze Woche hindurchun-
möglich iſt, einen recommandirten
Brief oder eine Poſtanweiſung auf-

zu geben?




Zur Frage der Statiſtik der Bl[i]nden.

Es iſt allgemein bekannt, daß nirgends ſoviele Blinde ſich
finden, als in Aegypten Dieſes Land der Augenkrank-
heiten und der Blindheit hat aber ſeine Blinden nie gezählt.
Wir leſen mit Staunen, daß der Augenarzt Dr. Hirſchberg
in der vornehmenſten Knabenſchule zu Cairo unter 32 Schü-
lern nur 2 m[i]t geſunden Augen fand, in 2 anderen aber
keinen, während er in Berliner Elementarſchulen unter [8]00
Schülern nur einen Fall granulöſer Erkrankung antraf. Unter
den europäiſchen Ländern wird bezüglich der Häufigkeit der
Blindheit Rußland, ſpeciell Finnland mit 22·45
Blinden auf 10.00 Einwohner an die Spitze geſtellt, während
Holland mit 4·45 auf dieſelbe Zahl die wenigſten Blinden
haben, und Deutſchland mit 8·78 eine mittlere
Stellung einnehmen ſoll. Auf der ganzen Erde finden
ſich durchſchnittlich unter 10.000 Einwohnern 8·7 Blinde,
in Europa 9·19, ſpeciell in Finnland 22·4,
in Ungarn 11·92, Großbritanien 11·32, Spanien 11·26,
in Italien 10·5, Deutſchland 8·79, Frankreich 8·57,
Belgien 8·11, Dänemark 6·67, Oeſterreich 5·55 und Holland
4.46. Nach dieſer Annahme hätte alſo Ungarn nach
Finnland d[i]e meiſten Blinden in Europa. Ueberall gibt
es mehr männliche als weibliche Blinde. In Rußland
rechnet man in einzelnen Gegenden auf 121 Sehende einen
Blinden, in anderen w[i]eder auf 627, durchſchnittlich aber
auf 500 Sehende 1 Blinden, in Aegypten will man ſogar
auf 100, ja nach der Notiz Analytique ſogar auf 50
Sehende 1 Blinden rechnen. Und doch wurde das
letzgenannte Land im Alterthume als eines der
gefundeſten auf der ganzen Erde geprieſen. Aber
die ſchreckliche Mißwirthſchaft in der ſpätrömiſchen
und mohamedaniſchen Zeit, ſowie die Veränderungen
des Nillaufes haben die Peſt und andere Krankheiten und
auch das jetzige Augenelend herbeigeführt. Ebenſo wird her-
vorbehoben, daß auch in Spanien die Zahl der Blinden
auffallend groß iſt. In Andaluſien iſt die Blindenziffer faſt
ebenſo hoch wie an der Nordküſte Afrikas, in Tanger oder
Tunis. Die Haupturſache der Erblindung in Spanien ſind
die Eiterung der Neugebornen, die Körnerkrankheit und die
Pocken. Der Fatalismus der Kranken, die fehlende ſtaatliche
und ſtädtiſche Fürſorge für dieſelben und die geringe Pflege
der Augenheilkunde unter den Aerzten wirken zuſammen,
daß den neueren Zuſammenſtellungen zu Folge in
Spanien auf 100.000 Einwohner 148 Blinde ent-
fallen, während für Deutſchland, Frankreich und
England 85, 84 und 88 auf 100.000 Einwohner, in Ruß-
land aber 210 Blinde gerechnet werden. In[t]ereſſant ſind
noch folgende Wahrnehmungen bezüglich der Alters[z]eiten:
die erſten fünf Lebensjahre die größte Erblindungsgefahr,
die folgenden bis zum 20. die geringſte, von da an bis zum
50. ſteigt ſie langſam, aber ſehr raſch von da bis zum
70. Lebensjahre.




Letzte Nachrichten.

Geſtern fand bei
der Ladung eines Geſchoſſes im geſchützten Raume des
Forts „Conſtantin“ in Kronſtadt eine Ex-
ploſion
ſtatt, durch welche neun Soldaten getödtet,
ein Officier ſchwer, zwei Officiere leicht und ſieben
Soldaten ſchwer verwundet wurden.

General Lee ſoll
Gouverneur der Provinz Havanna werden, während
Generalmajor William Ludlow für den Poſten
eines Civil- und Militär-Gouverneurs der Stadt
Havanna in Ausſicht genommen ſein ſoll. General
Lee iſt mit ſeinem Stabe bereits nach Cuba ab-
gereiſt.




Wiener Börſe.


Um 2 Uhr 45 Minuten notirten: Oeſterreichiſche
Kronenrente 101.20. Oeſterreichiſche Goldrente 120.10,
Ungariſche Goldrente 120.15. Ungariſche Kronenrente
97.74. 3procent. Ungariſche Kronenrente 90.15. Mai
Rente 101.15. Silberrente —.—. Alpine 185.—. Rima
281.—. Trifailer 174.—. Prager Eiſen 918.—. Tabak-
Actien 126.25. Waffenfabrik 198.—. Wiener Ziegel 365.—,
Waggonleih 136.—. Böhm. Nordbahn 253.50. Elektr. —.—,
—.—, —.—, Dampfſchiff 448.—. Lemberg-Czernowitz 295.—,
Lloyd 430.—. Nordbahn 3510. Nordweſtbahn 245.50,
Nordweſtbahn lit. B. 261.50. Prag-Duxer 97.—. Staats-
bahn 363.—. Südbahn 65.75. Tramway 541.—. Tram-
way Neue 99.— Anglo 155.25. Bankverein 265.—.
Oeſterreichiſche Boden 456.—. Oeſterreichiſche Credit 358.—.
Ungariſche Credit 388.25. Länderbank 234.—. Oeſterr.
ung. Bank 915.—. Unionbank 294.—. M[ü]nz-Ducaten 571.
Rand-Ducaten 5.70. Napoleons 9.56·5 Schweizer-Plätze-
47.30. 20 Markſtücke 11.80. Sovereigns 12.05. Mark-
noten 59.02. Italien. Noten 44.45. Papier-Rubel 127[unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]
Verkehrsbank 171.50.




[irrelevantes Material]
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[7/0007] 284 Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 liche Culturnation und Dreibundsnation in dem Kampfe zwiſchen Slaven und Deutſchen in Oeſterreich auf Seite der Deutſchen ſind, beantragt er in der nächſten Sitzung über dieſe drei Interpellationsbeantwortungen unter Einem die Debatte zu eröffnen. Zugleich beantragt er hierüber die namentliche Abſtimmung. Der Antrag auf namentliche Abſtimmung wird hin- reichend unterſtutzt. Der meritoriſche Antrag wird ſodann in nament- licher Abſtimmung mit 142 gegen 84 Stimmen ab- gelehnt. Abg. Taniaczkiewicz erſucht den Präſidenten, ſeine Anträge betreffend die Dotation der Hilfsprieſter und die Pauſchalirung der Subſidiar-Seel- ſorger beim k. u. k. Militär nach § 31 der Geſchäfts- ordnung dem Budgetausſchuſſe zuzuweiſen. Präſident erklärt, dieſem Wunſche Rechnung tragen zu wollen. Abg. Dr. Pommer wünſcht, daß ſein Antrag auf Schaffung eines Penſionsinſtitutes für Privatbeamte und Privatangeſtellte aller Kategorien dem volkswirthſchaftlichen Ausſchuſſe zugewieſen werde. Dieſem Wunſche wird vom Präſidenten Rechnung getragen. Abg. Drexel erſucht den Präſidenten, beim Unterrichts- miniſter die Beantwortung ſeiner Interpellation wegen der Berechnung der Penſion für jene Volksſchullehrer anzuregen, welche im Jahre 1861 aus politiſchen Gründen in Ungarn ihr Amt verloren haben und in Oeſterreich nicht ſofort eine definitive Antwort finden konnten, ſo daß ihnen eine Anzahl von Penſionsjahren verloren ging. Präſident erklärt ſich bereit, dem Unterrichtsminiſter dieſen Sachverhalt in Erinnerung zu bringen. Es folgt eine Reihe von Interpellationen und Anträgen. Unter anderem fordert Abg. Schönerer die Einverleibung eines Proteſtes ins Protokoll, betreffend die Nichtertheilung des Wortes an den Abg. Iro. Er beantragt darüber eventuell namentliche Abſtimmung. Präſident Dr. v. Fuchs erklärt, dem Wunſche nach Einverleibung des Proteſtes Rechnung tragen zu wollen. (Die Schönerianer, die ſich um das Präſidium verſammelm, um gegen dasſelbe im Falle der Weigerung zu krawalliren, ziehen ab.) Das Haus gelangt zur Tagesordnung, d. i. Fortſetzung der Generaldebatte über das Dienergeſetz. Abg. Stojalowski führt aus, wie das Dienergeſetz ſei vom ſocialpolitiſchen Standpunkte aus typiſch für Alles, was man in Oeſterreich mache. Von der Regierung und der Majorität wird viel von Socialreform geſprochen, niemals etwas ordentliches davon ausgeführt. Der Referent des vorliegenden Geſetzes hat ja ſelbſt anerkannt, daß das Geſetz beſſer ſein ſollte. Die Regierung fängt ihre Geſetze gewöhnlich bei der Bureaukratie an. Die Gehaltsregulierung der Beamten wurde gegeben und zwar wie der Krakauer „Czas“ durch- leuchten ließ, um die Beamten gefügiger und die Bureaukratie ſtärker zu machen. So ſollen jetzt auch die Diener umge- ſtimmt werden die Reform ſoll alſo nicht aus ſocial- politiſchen Gründen geſchehen, daß die Regierung keinen eigentlichen Sinn für Socialreform hat, beweiſt ſie damit, daß ſie jede Reform als Gnade betrachte. Im Sitzungs- ſaale ſind ſammt den Miniſtern, Dienern, Poſtbedienſteten 39 Perſonen anweſend. Das typ ſche bei der öſterreichiſchen Regierung iſt es, wenn es ſich um Arme handelt, ſo müſſen ſie warten, die Socialreform will man mit Polizei machen. Wir werden für die Zuſatz- anträge ſtimmen. Wir haben keine Hoffnung, daß die Beſſerungsanträge angenommen werden. Wir werden aber dennoch für dieſes Geſetz ſtimmen, weil die Noth der Staatsdiener ſehr groß, und auch eine kleine Verbeſſerung dieſer ſchlechten Lage ſchon ein Fortſchritt iſt. Redner ſpricht von den Gefangenaufſehern, die ſeine guten alten Freunde ſeien. Ich habe ſelbſt mich überzeugt, wie ſchlecht es denſelben geht. Wir können nur dann für dieſes Geſetz ſtimmen, wenn dem Volke deshalb keine neuen Laſten auferlegt werden. Wir nehmen dieſes Geſetz als den Anfang einer allgemeinen Verſicherung aller Staats- bürger an. Abg. Götz weiſt darauf hin, daß die jetzige Majorität eigentlich Schuld daran trägt, daß das Staatsdienergeſetz nicht früher zur Verhandlung gekommen ſei. (Der Redner ſpricht fort.) Die heutige Sitzung verlief, ſoweit wir ſie durch unſeren Bericht verfolgen können, ruhig, die eine namentliche Abſtimmung kann noch nicht als Obſtruction angeſehen werden. Doch iſt die Gefahr bei Weitem noch nicht gebannt, es iſt vielmehr zu beſorgen, daß die Obſtruction nach Beendigung der Generaldebatte über das Dienergeſetz durchbricht. Die heutige Debatte bot wenig neue Geſichtspunkte. — Es wurde heute die Erläuterung zum Central-Rechnungsabſchluß für 1895 vorgelegt, in dem wir folgende intereſſante Daten be- merkten: Das Erträgniß aus dem Abſatze des Kochſalzes hat ſich allein um 2,573.387 fl. 59 kr. erhöht gegen die Summe des Staats- voranſchlages, Oberöſterreich allein z. B. zahlte um 657.620 fl. mehr; d. h. dieſe allgemein drückende Steuer, die den Armen mehr trifft als den Reichen, weil das Salz die Würze des Armen iſt — dieſe Steuer iſt größer geworden. Daneben ſteht Folgendes: Das Erträgniß aus dem Verſchleiß von Viehſalz hat ſich um 2,306.625 fl. verringert. Das ſtatiſtiſche Werk thut dies mit folgenden Worten ab: „Die Urſache dieſer Minder-Einnahmen liegt weſentlich in den Bezugsſchwierigkeiten dieſer Salzſorte, beziehungs- weiſe in der hiedurch verminderten Nachfrage um die- ſelbe.“ — Ja, in der That: Die Bezugsſchwierigkeiten des Viehſalzes ſind ſo groß, daß unſere Viehzucht, die dieſes Nahrungsmittels nicht entrathen kann, jähr- lich zurückgeht. Daher die Mindereinnahmen, daher aber auch der Niedergang unſeres Bauernſtandes. Aus dem Gerichtsſaale. Ein Polizeiinſpector als Defraudant. (Schluß.) Den Geſchwornen wurden vier Hauptfragen im Sinne der Anklage geſtellt, welche folgendermaßen beantwortet wurden: Amtsveruntreuung 11 Stimmen Ja, 1 Stimme Nein. Ver- untreuung an Frau Ruprecht: 7 Stimmen Nein, 5 Stimmen Ja. Urkundenfälſchung: 12 Stimmen Ja. Führung falſcher Reiſepäſſe: 12 Stimmen Ja. Zu Folge dieſes Verdictes verurtheilte der Gerichtshof den Angeklagten zu fünfzehn Monaten ſchweren mit einem Faſttage alle Vierteljahre ver- ſchärften Kerkers. Defrandation bei der Schloſſergenoſſen- ſchaft. Im September d. J. wurde der Secretär der Schloſſengenoſſenſchaft Georg Schmidt flüchtig und eine eingehendere Scontirung der Genoſſenſchaftscaſſa ergab einen Abgang von 17.220 fl. Der Defraudant wurde in Neulengbach aufgegriffen, woſelbſt er ſoeben in Geſellſchaft ſeiner Geliebten einen Selbſtmordverſuch unternommen und ſich leicht verletzt hatte. Vor dem Erkenntnißgerichte unter Vorſitz des Landesgerichtsrathes Dr. v. Kempter (Staatsanwaltſubſtitut Mora- witz) wegen Veruntreuung angeklagt, war Schmidt geſtändig, die u terſchlagene Summe zumeiſt in leicht- ſinniger Weiſe durchgebracht zu haben Das Urtheil lautete auf zwei Jahre ſchweren Kerkers. Lehrer-Organiſation. Die Organiſation der chriſtlichen Lehrerſchaft nimmt die erfreulichſten Fortſchritte. Der Verband der katholiſchen Lehrer- vereine, der „Katholiſche Lehrerbund für Oeſterreich“ hat vor Kurzem die Gründung eines katholiſchen Lehrer- vereines für Oberöſterreich in die Hand genommen. Dem Aufrufe des Bundesausſchuſſes folgten jetzt ſchon übert 100 oberöſterreichiſche Lehrer, ſo daß die Gründung des Vereines bereits in kürzeſter Zeit erfolgen wird. Die ſocialdemokratiſchen Lehrergenoſſen ſind natürlich darüber gar nicht erbaut und ihr Leiborgan, die „Lehrerſtimme“ ſpeit Gift und Galle. Beſonderen Zorn erregte aber der Bundesausſchuß im ſocialdemokratiſchen Lager, daß er ſofort beim oberöſterreichiſchen Landesausſchuſſe eine Petition um Gehaltsaufbeſſerung der Lehrerſchaft einbrachte. Die „Lehrerſtimme“ findet hiefür nur den Aus- druck „größte Frechheit“. Natürlich vor ernſter chriſtlich- ſocialer Arbeit halten auch die ſchönſten ſocial demokratiſchen Phraſen nicht ſtand. Und wenn der ober- öſterreichiſche Landtag die durchaus gerechtfertigten Wünſche der katholiſchen Lehrerſchaft befriedigt, dann iſt die ſchönſte Zeit für die ſocialdemokratiſchen Genoſſen vorbei. Auch in Wien hat die Organiſation der chriſtlichen Lehrerſchaft einen neuen Erfolg zu verzeichnen. Ueber Ein- ladung des Reichsverbandes fand am 12. d. M. eine Beſprechung der niederöſterreichiſchen katholiſchen Lehrervereine ſtatt. Vertreten waren der „Katholiſche Lehrerverein für Wien und Nieder- öſterreich“, der „Verein katholiſcher Lehrerinnen“ und der „Lehrerverein Dr. Lorenz Kellner“. Nach einem eingehenden Referate des Volksſchullehrers Hans Bösbauer wurde einſtimmig beſchloſſen, bereits im Monate Jänner 1899 in Wien eine chriſtliche Lehrer-Leſe- halle zu errichten. In einem ſpäter bekanntzugebendem Locale werden für die Mitglieder der katholiſchen Lehrer- vereine unentgeltlich ſämmtliche öſterreichiſche und ausländiſche Schulzeitungen aufliegen. Desgleichen werden wiſſenſchaft- liche und unterhaltende Zeitſchriften und Werke zur Ver- fügung ſtehen. Dem Centrum der ſocialdemokratiſchen „Jungen“, der „Freien Leſehalle“, wird nun auch eine ausgeſprochen chriſtliche und vaterländiſche Organiſation ent- gegengeſetzt. Zum Obmanne des „Leſehalle-Comitt“ wurde Bürgerſchullehrer Herr J. Tilp gewählt. Die katholiſche Lehrerſchaft hat dadurch wieder bewieſen, daß ſie der ſocialen Seite des Lehrerlebens tiefes Verſtändniß entgegenbringt und auch für wahrhaften Fortſchritt und Bildung iſt. Beſchränkung der Dienſtſtunden bei den Poſtämtern. Wie verlautet, ſoll mit dem 1. Jänner 1899 eine für das Publikum bemerkenswerthe Aenderung in den Dienſt- ſtunden der Poſtämter eintreten. Von dieſem Tage findet der Parteienverkehr an Wochentagen nur von 8 bis 12 Uhr Vormittags und von 2 bis 6 Uhr Nachmittags ſtatt. An Sonntagen ſind die Dienſt- ſtunden auf die Hälfte der an Wochentagen feſtgeſetzten Dienſtſtunden für den Parteienverkehr beſchränkt und erfolgt die Beſtellung, Ausfolgung und Aufnahme aller Brief- und Fahrpoſtſendungen, ferner der Poſtſparcaſſenverkehr nur am Vormittag, Sendungen mit dem ſchnellen Verderben unterliegenden Inhalte, ſowie mit lebenden Thieren werden jedoch auch an Sonntagnachmittagen ausgefolgt. Der Landbriefträger- beſtelldienſt hat am Sonntag ganz zu entfallen. Welche Be- ſchränkungen der Dienſtſtunden im Parteienverkehr an all- gemeinen Feiertagen zu erfolgen haben, beſtimmen fallweiſe und entſprechend dem verminderten Geſchäftsverkehre die einzelnen Poſt- und Telegraphendirectionen. Für die Schluß zeit der zur Aufgabe gelangenden Brief- und Fahrpoſt- ſendungen beſtimmt die Verordnung des Handelsminiſte- riums Folgendes: Die Auslieferung von gewöhnlichen Briefpoſtſendungen aller Art hat längſtens eine halbe Stunde vor Abgang der Poſt (vom Poſtamte gerechnet) erfolgen. Eine größere Anzahl von Sendungen eines und desſelben Abſenders ſoll vor Eintritt dieſer Schlußzeit zur Auslieferung gelangen, widrigenfalls der Amtsvorſtand berechtigt iſt, die Annahme dieſer Sendungen für die nächſtfolgende Poſtabfertigung, beziehungsweiſe für den nächſten Tag zu verſchieben. In der Annahme und Aus- folgung der Telegramme hat eine Aenderung nicht ſtattzu- finden. Die in einzelnen Aemtern über das Normale ein- geführte Dienſtſtunden für den internen Dienſt erfahren durch dieſe Verordnung keine Beſchränkung. Wenn die obige Stundeneintheilung wirklich auf Wahrheit beruht, ſo muß man ſagen, daß wieder einmal bei einer amtlichen Verordnung der Zopf eine große Rolle geſpielt hat. Haben denn die Herren nicht wahr- genommen, daß auf dieſe Weiſe es ganzen Claſſen der Bevölkerung, wie z. B. den Arbeitern, die von 7 bis 12 Uhr und von 1 bis 6 Uhr in der Fabrik ſein müſſen, die ganze Woche hindurchun- möglich iſt, einen recommandirten Brief oder eine Poſtanweiſung auf- zu geben? Zur Frage der Statiſtik der Blinden. Es iſt allgemein bekannt, daß nirgends ſoviele Blinde ſich finden, als in Aegypten Dieſes Land der Augenkrank- heiten und der Blindheit hat aber ſeine Blinden nie gezählt. Wir leſen mit Staunen, daß der Augenarzt Dr. Hirſchberg in der vornehmenſten Knabenſchule zu Cairo unter 32 Schü- lern nur 2 mit geſunden Augen fand, in 2 anderen aber keinen, während er in Berliner Elementarſchulen unter 800 Schülern nur einen Fall granulöſer Erkrankung antraf. Unter den europäiſchen Ländern wird bezüglich der Häufigkeit der Blindheit Rußland, ſpeciell Finnland mit 22·45 Blinden auf 10.00 Einwohner an die Spitze geſtellt, während Holland mit 4·45 auf dieſelbe Zahl die wenigſten Blinden haben, und Deutſchland mit 8·78 eine mittlere Stellung einnehmen ſoll. Auf der ganzen Erde finden ſich durchſchnittlich unter 10.000 Einwohnern 8·7 Blinde, in Europa 9·19, ſpeciell in Finnland 22·4, in Ungarn 11·92, Großbritanien 11·32, Spanien 11·26, in Italien 10·5, Deutſchland 8·79, Frankreich 8·57, Belgien 8·11, Dänemark 6·67, Oeſterreich 5·55 und Holland 4.46. Nach dieſer Annahme hätte alſo Ungarn nach Finnland die meiſten Blinden in Europa. Ueberall gibt es mehr männliche als weibliche Blinde. In Rußland rechnet man in einzelnen Gegenden auf 121 Sehende einen Blinden, in anderen wieder auf 627, durchſchnittlich aber auf 500 Sehende 1 Blinden, in Aegypten will man ſogar auf 100, ja nach der Notiz Analytique ſogar auf 50 Sehende 1 Blinden rechnen. Und doch wurde das letzgenannte Land im Alterthume als eines der gefundeſten auf der ganzen Erde geprieſen. Aber die ſchreckliche Mißwirthſchaft in der ſpätrömiſchen und mohamedaniſchen Zeit, ſowie die Veränderungen des Nillaufes haben die Peſt und andere Krankheiten und auch das jetzige Augenelend herbeigeführt. Ebenſo wird her- vorbehoben, daß auch in Spanien die Zahl der Blinden auffallend groß iſt. In Andaluſien iſt die Blindenziffer faſt ebenſo hoch wie an der Nordküſte Afrikas, in Tanger oder Tunis. Die Haupturſache der Erblindung in Spanien ſind die Eiterung der Neugebornen, die Körnerkrankheit und die Pocken. Der Fatalismus der Kranken, die fehlende ſtaatliche und ſtädtiſche Fürſorge für dieſelben und die geringe Pflege der Augenheilkunde unter den Aerzten wirken zuſammen, daß den neueren Zuſammenſtellungen zu Folge in Spanien auf 100.000 Einwohner 148 Blinde ent- fallen, während für Deutſchland, Frankreich und England 85, 84 und 88 auf 100.000 Einwohner, in Ruß- land aber 210 Blinde gerechnet werden. Intereſſant ſind noch folgende Wahrnehmungen bezüglich der Alterszeiten: die erſten fünf Lebensjahre die größte Erblindungsgefahr, die folgenden bis zum 20. die geringſte, von da an bis zum 50. ſteigt ſie langſam, aber ſehr raſch von da bis zum 70. Lebensjahre. Letzte Nachrichten. Petersburg, 13. December. Geſtern fand bei der Ladung eines Geſchoſſes im geſchützten Raume des Forts „Conſtantin“ in Kronſtadt eine Ex- ploſion ſtatt, durch welche neun Soldaten getödtet, ein Officier ſchwer, zwei Officiere leicht und ſieben Soldaten ſchwer verwundet wurden. Waſhington, 13. December. General Lee ſoll Gouverneur der Provinz Havanna werden, während Generalmajor William Ludlow für den Poſten eines Civil- und Militär-Gouverneurs der Stadt Havanna in Ausſicht genommen ſein ſoll. General Lee iſt mit ſeinem Stabe bereits nach Cuba ab- gereiſt. Wiener Börſe. Wien, 13. December. Um 2 Uhr 45 Minuten notirten: Oeſterreichiſche Kronenrente 101.20. Oeſterreichiſche Goldrente 120.10, Ungariſche Goldrente 120.15. Ungariſche Kronenrente 97.74. 3procent. Ungariſche Kronenrente 90.15. Mai Rente 101.15. Silberrente —.—. Alpine 185.—. Rima 281.—. Trifailer 174.—. Prager Eiſen 918.—. Tabak- Actien 126.25. Waffenfabrik 198.—. Wiener Ziegel 365.—, Waggonleih 136.—. Böhm. Nordbahn 253.50. Elektr. —.—, —.—, —.—, Dampfſchiff 448.—. Lemberg-Czernowitz 295.—, Lloyd 430.—. Nordbahn 3510. Nordweſtbahn 245.50, Nordweſtbahn lit. B. 261.50. Prag-Duxer 97.—. Staats- bahn 363.—. Südbahn 65.75. Tramway 541.—. Tram- way Neue 99.— Anglo 155.25. Bankverein 265.—. Oeſterreichiſche Boden 456.—. Oeſterreichiſche Credit 358.—. Ungariſche Credit 388.25. Länderbank 234.—. Oeſterr. ung. Bank 915.—. Unionbank 294.—. Münz-Ducaten 571. Rand-Ducaten 5.70. Napoleons 9.56·5 Schweizer-Plätze- 47.30. 20 Markſtücke 11.80. Sovereigns 12.05. Mark- noten 59.02. Italien. Noten 44.45. Papier-Rubel 127___ Verkehrsbank 171.50. _

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 284, Wien, 14.12.1898, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost284_1898/7>, abgerufen am 28.03.2024.