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Reichspost. Nr. 308, Wien, 04.07.1914.

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Nr. 308 Wien, Samstag Reichspost 4. Juli 1914

[Spaltenumbruch] (Prater Radler), Ottokar Peterwagner, Johann Weber
(Deutschmeister), Emil Franz, Eduard Fähnrich (Ausdauer),
Walter Bernhard (Lerchen, Trumau), Otmar Samuel,
Richard Herterich, Karl Birchmann (Erdberger Tourenfahrer).
Seniorenfahren, erste Kategorie über 10 Kilo-
meter: Anton Roy, Alois Salzborn, Karl Schlesinger, Karl
Zittier. Seniorenfahren, zweite Kategorie über
10 Kilometer: Franz Janetzky, Matthias Stefandl, Wilhelm
Luegmayer, Karl Salzborn, Josef Mahn.

Vereinigung radfahrender Polizeiorgane Wiens.

Gruppe A am 8. d. statt Klubabend Kubpartie zum Obmann
Zischka in die Pfalzau. Zusammenkunft um 3 Uhr nach-
mittags bei der Stadtbahnstation Schönbrunn. Nichtradfahrer
fahren ab Hütteldorf bis Preßbaum-Pfalzau. Gäste will-
[k]ommen.




Schwimmsport.
Donautouren.

Montag den 6. d., 1/26 Uhr, ver-
anstaltet die Schwimmsektion des Oesterreichischen Touring-
klub eine Donautour Greifenstein Bad (20 Kilometer) bis
Klosterneuburg (10 Kilometer). Sehr tüchtige Schwimmer
als Gäste willkommen.

Ein neuer Weltrekord über 50 Yard

wurde von
den Hawaianer Grace in Honolulu aufgestellt, indem er
die Strecke in 228/10 Sekunden zurücklegte. Den Rekord
hielt bisher der bekannte Olympirnike Krahanamoku mit
236/10 Sekunden.




Aus dem Gerichtssaale.
Die "Rekrutenschlepper" vor Gericht.
3. Prozeßtag.

Zu Beginn der heutigen Verhandlung wurden die bereits
gestern begonnenen Plaidoyers der Verteidiger fortgesetzt.

Dr. Herzberg-Fränkl meinte, sein Klient
Rochmes sei nichts weiter gewesen als der "Herbergsvater"(!)
der Auswanderer und wenn man das Gesetz auch noch so
"staatsanwaltschaftlich" interpretiert, wird sich gegen ihn doch kein
Schuldbeweis herstellen lassen. -- Dr. Schönbrunn sagt in
seiner Verteidigungsrede, sein Klient Wolf Schwager habe
im Geschästsbetriebe der "Universale" nur die Rolle eines unter-
geordneten Menschen gespielt, von den man nicht verlangen
könne, daß er den Inhalt der dem Unternehmen erteilten Kon-
zession kennen müsse.

Für den Angeklagten Murnberger sprach Dr. Emil
Stranski. Sein Klient habe nur die ihm von Ghebeles
übermittelten Aufträge ausgeführt und das mußte er tun, weil
er als Chauffeur im Dienste einer Automobilunternehmung
stand, mit welcher Ghebeles eine geschäftliche Verbindung unter-
hielt. Auch die übrigen Verteidiger stellen ihre Klienten natürlich
als die reinsten Waisenknaben dar.

Nach den Plaidoyers der Verteidiger zog sich der Gerichts-
hof zur Urteilsberalung zurück.

Das Urteil.

Nach dreistündiger Beratung erkannte der Gerichtshof acht
Beschuldigte im Sinne der Anklage schuldig und verurteilte
Alois Müller zu fünf Monaten strengen
Arrests
und tausend Kronen Geldstrafe,
Albert Werner zu drei Monaten strengen
Arrests
und zweihundert Kronen Geld-
strafe;
Max Oset wurde zu zwei Monaten
strengen Arrests
und fünfzig Kronen Geld-
strafe, Rochmes
zu einem Monat, Schwager zu
acht Tagen und Frisch zu vierzehn Tagen,
Steringer
zu vier Wochen Arrests verurteilt.
Müller, Werner und Oset wurde die Untersuchungshaft in die
Strafen eingerechnet, bei Kochmes, Schwager, Frisch und
Steringer wurden die Strafen als durch die Untersuchungshaft
verbüßt erklärt. Franz Ondik wurde auch der Er-
pressungschuldig
erkannt und zu acht Monaten
schweren Kerkers
verurtellt. Die Angeklagten Eisner,
Ghebeles, Murnberger
und Eipert wurden
freigesprochen, das Verfahren gegen Josef Proko-
pow aus geschieden.

In den Gründen des Urteiles wurde zunächst hervor-
gehoben, daß der Gerichtshof bezüglich des Angeklagten Pro-
kopow das Verfahren ausscheiden mußte, weil sich im Zuge
des dreitägigen Prozesses der Beweis nicht erbringen ließ, ob
Prokopow freiwillig sich seiner Stellungspflicht unterzog oder
hiezu behördlich veranlaßt wurde. -- Bei den Angeklagten
Murnberger, Ghebeles und Eipert mußte
wegen eingetretener Verjährung mit einem Freisvruche vorge-
gangen werden. Bei Eisner erfolgte der Freispruch, weil der
Gerichtshof annahm, daß er Diener bei der "Universale" gewesen
sei und in dieser untergeordneten Stellung lediglich die Auf-
träge besorgte, welche ihm seine Vorgesetzten erteilten.

Bezüglich der Korrespondenz, welche die Universale mit
stellungspflichtigten Personen pflog, betrachtet es der Gerichts-
hof als außer jedem Zweifel stehend, daß Müller sie
kannte.

Einer der Verurteilten flüchtet aus dem Gerichtssaal.

Am Schlusse der Verhandlung stellte der Staatsawalt den
Antrag, den wegen des Verbrechens der Erpressung verurteilten
Franz Ondik, für den sein Verteidiger Dr. Lederer bereits
die Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet hatte, in Haft zu nehmen.
Während sich der Gerichtshof zur Beratung zurückzog, suchte
der bisher auf freiem Fuß Gestandene, ohne aufgehalten zu
werden, das Weite. Als der Gerichtshof wieder den Saal
betrat und der Vorsitzende OLGR. Dr. Altmann verkündete,
daß dem Antrage der Staatsanwaltschaft Folge gegeben wurde,
suchten Justizsoldaten vergebens den Ondik. -- Vors. (gemütlich):
Bis auf die Nacht werden wir ihn schon haben.




Der Kläger plötzlich Angeklagter.

Einen für
den Anzeiger unangenehmen Ausgang nahm heute eine
Verhandlung, welche vor dem Strafrichter des Bezirks-
gerichtes Leopoldstadt gegen den Agenten Moritz
Brecher stattfand. Der Zahntechniker Emanuel
Herrmann hatte gegen den Agenten Moritz Brecher
die Anzeige erstattet, daß dieser sich ihm zur Acquirierung
von Kunden angeboten und für seine Tätigkeit einen
Vorschuß von fünfzig Kronen verlangt habe. Herrmann
habe tatsächlich nicht blos den verlangten Vorschuß,
sondern überdies noch eine Provision von 28 Kronen
für die angebliche Acquirierung von drei Kun-
den ausbezahlt. In der Folge aber habe sich
herausgestellt, daß die Geschäfte mit diesen
Personen nur fingiert gewesen seien, daß
es dem Brecher somit nur um die Herauslockung des
Vorschusses und der Provision zu tun gewesen sei.
Brecher gab zu, Vorschuß und Provision erhalten zu
haben, behauptete aber, daß er tatsächlich drei Kunden
[Spaltenumbruch] acquiriert habe, daß aber diese mit der Behandlung
nicht zufrieden gewesen seien und daher ausgeblieben
waren. Zugleich gab der Angeklagte an, daß sowohl
Herr Hermann, wie auch dessen Angestellter
Ripper unbefugter Weise Zähne zogen und
plombierten. Der Anzeiger hatte sein Ausbleiben schrift-
lich entschuldigt und konnte sich daher über die gegen
ihn erhobenen Beschuldigungen nicht äußern. Staatsanwalt-
schaftlicher Funktionär Dr. Wahle dehnte auf Grund der
Angaben des Angeklagten gegen diesen die Anklage auf
Beihilfe zur Kurpfuscherei aus, während er gegen
Emanuel Herrmann und dessen Angestellten Ripper die
Anklage wegen Kurpfuscherei erhob
und zugleich die Abtretung des Aktes an das zuständige
Bezirksgericht Favoriten beantragte, welchem Antrage
auch der Richter stattgab.




Der Luxemburgprozeß vertagt.

Aus Berlin,
3. d. M. wird uns gemeldet: In der heutigen Vor-
mittagssitzung des Luxemburgprozesses gab der erste
Staatsanwalt die Erklärung ab, daß es ihm infolge
der Kürze der Frist nicht gelungen sei, von zumeist sehr
entfernt liegenden Garnisonen die kriegsgerichtlichen
Akten herbeizuschaffen. Er müsse deshalb die Vertagung
des Prozesses beantragen. Nach längeren Ausführungen
der Verteidigung, die einer Vertagung widersprach, be-
schloß das Gericht, dem Antrage der Staatsanwaltschaft
stattzugeben und die Verhandlung auf unbestimmte Zeit
zu vertagen.




Vereinsnachrichten.
Aufrufe der Vereine.
Wiener Jungmannschaft heraus!

Erscheint massenhaft bei der morgen, Samstag, um 8 Uhr
abends in Weinwurms "Drei-Engelsäle, 4. Bez., Große Neu-
gasse 36, stattfindenden großen patriotischen Kund-
gebung.
Sprechen werden Reichsratsabgeordneter Doktor
Heinrich Mataja, Gemeinderat Solterer und Dr. Karl
Fajkmayer.

An die Marianischen Kongregationen von Wien.

Alle
Marianischen Kongregationen (auch die der Frauen und Jung-
frauen) werden eingeladen, an der Trauerkund-
gebung
für das verewigte Thronfolgerpaar teilzunehmen,
die am Montag den 6. d., abends 8 Uhr, in der Hof- und
Stadtpfarrkirche St. Augustin stattfindet. Für die Kongre-
gationszentrale P. Georg Harrasser S. J.

Katholiken von Fünfhaus!

Es ist Ehrenpflicht, an der
Sonntag den 5. d., 10 Uhr vormittags, in der Volkshalle des
Neuen Wiener Rathauses stattfindenden großen Trauerkund-
gebung teilzunehmen. Sprechen werden Präsident des Katho-
lischen Volksbundes Exzellenz Ferdinand von und zu Trautt-
mansdorff,
Chefredakteur der "Reichspost" Doktor
Friedrich Funder und der Direktor der Zentralstelle Richard
Schmitz. Die Katholiken von Fünfhaus finden sich bis
längstens 9 Uhr vormittags in Zeilingers Gasthaus, Stagl-
gasse 2, zum gemeinsamen Abmarsche in die Volkshalle ein.

Die christlichsozialen Arbeiter

und Mitglieder der
Zahlstelle 103 treffen sich Sonntag den 5. d., um 8 Uhr früh,
in Schönmanns Gasthaus, 15. Bezirk, Hütteldorferstraße 64,
vis-a-vis des Neuen Heumarktes. Von dort gemeinsamer Ab-
marsch in das Neue Rathaus zur Trauerkundgebung. Mit-
glieder und Parteifreunde! Erscheinet Mann für Mann, jeder
agitiere für diese Kundgebung.




"Erster Jugend-Fürsorge-Verein für den 9. Bezirk".

Der "Erste Jugend-Fürsorge-Verein für den 9. Bezirk" veran-
staltet im Turnsaale der städtischen Volksschule für Knaben, 9. Bez.
Alserbachstraße 23, eine Ausstellung der Zöglingsarbeiten der
Mädchen-Heimstätte, 9. Bez. Marktgasse 2, und des städtischen
Knabenhortes, Alserbachstraße 23. Die Eröffnung derselben findet
Sonntag, den 5. Juli, um 10 Uhr vormittags im Turnsaale
der städtischen Mädchen-Volksschule, 9., Marktgasse 2, statt. Die
Ausstellung ist Sonntag, den 5., Montag den 6. und Dienstag,
den 7. Juli, von 2 bis 5 Uhr nachmittags bei freiem Eintritt
geöffnet.

Zentralverband der Bürgersöhne-, Meistersöhne- und
Christlich-deutscher Jungherren-Klubs.

Der für den Sonn-
tag, den 5. Juli 1914 anberaunte offizielle Ausflug des Zentral-
verbandes kann mit Rücksicht auf den schweren Trauerfall im
Allerhöchsten Kaiserhause, zu dem oben angesetzten Termin
nicht stattfinden, sondern wird bis zum September l. J.
verschoben.

Christlicher Wählerverein für den 9. Bezirk.

Der für Sonn-
tag den 5. Juli d. J. geplante Ausflug nach Lilienfeld findet
wegen des tieftraurigen Ereignisses in unserem Kaiserhause
nicht statt. Für bereits gelöste Karten wird der Betrag
gegen Rückstellung der Fahrkarten bei den betreffenden Ver-
kaufstellen rückerstattet.

Der Männergesangsverein "Alpenrose" der Ober-
österreicher in Wien

veranstaltet Sonntag, 5. d., in J. Schu-
manns Restaurationsgarten und Saallokalitäten, 13. Bezirk,
Hütteldorf, Linzerstraße 433, ein Gartenfest in Verbindung mit
Musik, Gesang und heiteren Vorträgen unter der Leitung des
Ehrenmeisters A. Teufl und unter freundlicher Mitwirkung
der Frau Paula Katzer, sowie des Herrn Z. Kugelweit,
ferner Auftreten der Instrumentalhumoristen Gebr. Wallas.
Großes Preiskegelscheiben für Damen und Herren. Anfang
4 Uhr nachmittags. Eintritt 40 Heller.

Christlichsozialer Volkswahlverein "Landstraße".

Mon-
tag den 6. d., 8 Uhr abends, in Drehers großem Saale, 3. Be-
zirk, Hauptstraße 97, Generalversammlung.

Antialkoholausstellung,

Pädagogium, I. Hegelgasse 12.
Der am 5. d. angesagte Vortrag von Hw. P. Theod. Stratt-
mann
S. D. S. wird anstatt um 8 Uhr schon um 7 Uhr statt-
finden.

Ausflug der Militäranwärter, Gagisten und Unter-
offiziere.

Zu dem am 5. d. in Traiskirchen stattfinden-
den Turnfeste werden die Militäranwärter, Gagisten und
Unteroffiziere der Wiener Garnison, dann die aus Wiener-Neu-
stadt, Mödling, Wöllersdorf und dem Steinfelde in Traiskirchen
erscheinen.

Die Ausflugssektion "Austria"

veranstaltet am Samstag
den 15. August (Mariä Himmelfahrt), 1/26 Uhr früh eine Ver-
gnügungsfahrt nach Mariazell. Ermäßigter Fahrpreis von
Kronen 8.50 per Person für die Hin- und Rückfahrt. Gäste,
sowohl Herren als auch Damen, sind als Reiseteilnehmer herz-
lich willkommen. Kinder unter 14 Jahren zahlen 7 Kronen.
Die Rückfahrt findet Montag den 17. August statt und erfolgt
die Ankunft um 1/29 Uhr abends am Westbahnhofe. Die An-
meldung zur Teilnahme soll wegen der zu erwartenden großen
Beteiligung ehestens erfolgen. Karten sind zu haben bei Rich.
Kretschmer, 13. Bezirk, Zehetnergale 14 und bei Franz Schäffer,
12. Bezirk, Tivoligasse 50.


[Spaltenumbruch]
Der katholische Jugendverein Döbling

hat den für
Sonntag den 5. und 12. d. angesetzten Festabend im Vereins-
hausgarten wegen des Trauerfalles im Kaiserhause abgesagt.

Der humanitäre Geselligkeitsklub "Die Freunde der
Blinden in Wien"

veranstaltet am Samstag den 18. d. um
9 Uhr abends eine Wachaufahrt mittels Separatdampfers der
Ersten priv. Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft. Teilnehmer-
karten Kronen 4.50, für Kinder Kronen 2.25. Anfragen an R.
Swoboda, 4. Bez., Danhausergasse 5.

Der christlichsoziale Arbeiter-Wählerverein und die
Bezirksorganisation am Neubau

veranstalten am Sonntag
den 12. d. einen gemeinsamen Ausflug nach Sievring, von
dort Wanderung über die Jägerwiese auf den Hermanns-
kogel. Treffpunkt: Endstation der Elektrischen in Sievering
präzise 1/23 Uhr nachmittags. Der Ausflug findet nur bei
Schönwetter statt und werden alle Gesinnungsfreunde herzlich
eingeladen.




Gewerbe.

Der Bürgermeister gegen einen gewerbeschädi-
genden Unfug.
Bürgermeister Dr. Weiskirchner hat an
den Maqistratsdirektor nachstehenden Erlaß gerichtet: Zufolge
einer Eingabe der Genossenschaft der Optiker in Wien
bedienen sich häufig Handelsgewerbetreibende, welche unter
anderem auch Zwicker, Brillen und Gucker sonstige
optische Artikel führen, als äußerer Geschäftsbezeichnung
eines gerade diese Erzeugnisse darstellenden Schildes, Aus-
hängezeichens; auch kommt es vor, daß derartige gewerb-
liche Betriebe als optische Institute hingestellt werden.
Diese äußeren Geschäftsbezeichnungen widersprechen dem
Inhalte der Gewerbeberechtigung und der tatsächlichen Aus-
übung des Geschäftsbetriebes und sind geeignet, nicht nur
das Optikergewerbe zu schädigen, sondern auch das
Publikum irre zu führen.
Ich ersuche Sie daher,
Herr Magistratsdirektor, die magistratischen Bezirksämter
anzuweisen, der Art der Geschäftsbezeichnung jener Handels-
gewerbetreibenden, welche auch optische Erzeugnisse führen,
ein besonderes Augenmerk zuzuwenden und im Falle, wo
die äußere Geschäftsbezeichnung die Art des Gewerbe-
betriebes bei gewöhnlicher Aufmerksamkeit nicht erkennen
läßt, gemäß §§ 44 und 131 G.-O. einzuschreiten.




Volkswirtschaft.
Wirtschaftlicher Tagesbericht.
K. k. Postsparkasse. -- Baumwollpreise und
-ernte.

Schon seit drei vollen Jahren gehen die Ein-
lagen im Sparverkehre
bei unserer Post-
sparkasse
zurück. Im Jahre 1910 hat sie noch in
dem Einlagegeschäft ein Aktivsaldo von 5·2 Millionen
Kronen zu verzeichnen gehabt; in der Folgezeit aber
haben die Rückzahlungen Oberhand gewonnen, besonders
im Jahre 1912, wo im Sparkonto 25·5 Millionen Kronen
mehr behoben, als eingezahlt wurden. Eine ähnliche rück-
läufige Bewegung weist der Scheckverkehr auf.
Im Vorjahre verminderte sich dieses Konto um nicht
weniger als um 49.5 Millionen Kronen.

Infolge der großen Rückzahlungen nahmen nun
die Nettoeinlag en bei der Postsparkasse seit
dem Jahre 1910, -- damals erreichten sie den Höchst-
stand mit rund 230 Millionen Kronen -- stetig ab,
so daß sie mit Ende 1913 schon bei 198.5 Millionen
Kronen angelangt sind, und somit sind sie auf den
Stand vor zehn Jahren gefallen. Die Spareinleger bei
unserer Postsparkasse rekrutieren sich aus den kleinen
Sparern, also aus den breiten Schichten unserer Be-
völkerung. Es scheint also, daß sie schon seit drei Jahren
sowohl an ihren gegenwärtigen Ersparnissen, als
auch an jenen der früheren Jahre nunmehr zehrten.
Denn man kann nicht annehmen, daß das
Sparpublikum etwa aus Mißtrauen gegen
die Postsparkasse ihr erspartes Geld zurückgezogen hätte.
-- Auch im Scheckverkehre sind die Nettoeinlagen in
letzter Zeit zurückgegangen. Im Jahre 1911 haben sie
ihren höchsten Stand mit 443 Millionen Kronen erreicht,
um dann bis Eude des Vorjahres auf 392 Millionen
Kronen zu fallen.

Wie aus dem Geschäftsausweise für Juni l. J.
hervorgeht, konnte auch im laufenden Jahre diese rück-
läufige Bewegung nicht aufgehalten werden. Der Ge-
samtsaldo im Sparverkehre am 30. Juni 1914 beziffert
sich mit 195·7 und im Scheckverkehre mit 379·9 Millionen
Kronen; somit ist der Saldo im Laufe von 6 Monaten
um rund 3, beziehungsweise um rund 12 Millionen
Kronen zurückgegangen.




Die Rohbaumwollpreise sind in der
letzten Zeit ziemlich gefallen. Am 29. Juni l. J.
notierten sie in Liverpool, welcher Platz auch für die
übrigen europäischen Plätze preisrichtungsgebend ist, für
die Julilieferung noch 7·26 und gingen in der Folgezeit
bis gestern auf 7·17 zurück. Der letztere Preis ist aber
doch noch immer ziemlich hoch, denn es gab Zeiten, wo
er, wie beispielsweise im Jahre 1911/12, bis auf
5 gefallen ist. Im großen und ganzen muß man die gegen-
wärtige Notierung als eine überdurchschnittliche bezeichnen.

Der hohe Stand der Rohbaumwollpreise hat
auch teilweise zu der Verschlechterung der
Lage der österreichischen Baumwollindustrie beige-
tragen. Bekanntlich hat sich die geschäftliche
Lage dieses Industriezweiges in den letzten Monaten
erheblich verschlechtert. In erster Linie ist natürlich die
Absatzkrise an dem schlechten Geschäftsgange schuldig.
Mit Rücksicht darauf haben die Fabriken, die gegen-
wärtig nur mit 2/3 ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten, Be-
ratungen gepflogen, die noch eine größere Betriebs-
reduktion anstreben.

Diese schlechte Lage unserer Baumwollindustrie wird
voraussichtlich eine Erleichterung in dem Abbröckeln der

Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914

[Spaltenumbruch] (Prater Radler), Ottokar Peterwagner, Johann Weber
(Deutſchmeiſter), Emil Franz, Eduard Fähnrich (Ausdauer),
Walter Bernhard (Lerchen, Trumau), Otmar Samuel,
Richard Herterich, Karl Birchmann (Erdberger Tourenfahrer).
Seniorenfahren, erſte Kategorie über 10 Kilo-
meter: Anton Roy, Alois Salzborn, Karl Schleſinger, Karl
Zittier. Seniorenfahren, zweite Kategorie über
10 Kilometer: Franz Janetzky, Matthias Stefandl, Wilhelm
Luegmayer, Karl Salzborn, Joſef Mahn.

Vereinigung radfahrender Polizeiorgane Wiens.

Gruppe A am 8. d. ſtatt Klubabend Kubpartie zum Obmann
Ziſchka in die Pfalzau. Zuſammenkunft um 3 Uhr nach-
mittags bei der Stadtbahnſtation Schönbrunn. Nichtradfahrer
fahren ab Hütteldorf bis Preßbaum-Pfalzau. Gäſte will-
[k]ommen.




Schwimmſport.
Donautouren.

Montag den 6. d., ½6 Uhr, ver-
anſtaltet die Schwimmſektion des Oeſterreichiſchen Touring-
klub eine Donautour Greifenſtein Bad (20 Kilometer) bis
Kloſterneuburg (10 Kilometer). Sehr tüchtige Schwimmer
als Gäſte willkommen.

Ein neuer Weltrekord über 50 Yard

wurde von
den Hawaianer Grace in Honolulu aufgeſtellt, indem er
die Strecke in 228/10 Sekunden zurücklegte. Den Rekord
hielt bisher der bekannte Olympirnike Krahanamoku mit
236/10 Sekunden.




Aus dem Gerichtsſaale.
Die „Rekrutenſchlepper“ vor Gericht.
3. Prozeßtag.

Zu Beginn der heutigen Verhandlung wurden die bereits
geſtern begonnenen Plaidoyers der Verteidiger fortgeſetzt.

Dr. Herzberg-Fränkl meinte, ſein Klient
Rochmes ſei nichts weiter geweſen als der „Herbergsvater“(!)
der Auswanderer und wenn man das Geſetz auch noch ſo
„ſtaatsanwaltſchaftlich“ interpretiert, wird ſich gegen ihn doch kein
Schuldbeweis herſtellen laſſen. — Dr. Schönbrunn ſagt in
ſeiner Verteidigungsrede, ſein Klient Wolf Schwager habe
im Geſchäſtsbetriebe der „Univerſale“ nur die Rolle eines unter-
geordneten Menſchen geſpielt, von den man nicht verlangen
könne, daß er den Inhalt der dem Unternehmen erteilten Kon-
zeſſion kennen müſſe.

Für den Angeklagten Murnberger ſprach Dr. Emil
Stranski. Sein Klient habe nur die ihm von Ghebeles
übermittelten Aufträge ausgeführt und das mußte er tun, weil
er als Chauffeur im Dienſte einer Automobilunternehmung
ſtand, mit welcher Ghebeles eine geſchäftliche Verbindung unter-
hielt. Auch die übrigen Verteidiger ſtellen ihre Klienten natürlich
als die reinſten Waiſenknaben dar.

Nach den Plaidoyers der Verteidiger zog ſich der Gerichts-
hof zur Urteilsberalung zurück.

Das Urteil.

Nach dreiſtündiger Beratung erkannte der Gerichtshof acht
Beſchuldigte im Sinne der Anklage ſchuldig und verurteilte
Alois Müller zu fünf Monaten ſtrengen
Arreſts
und tauſend Kronen Geldſtrafe,
Albert Werner zu drei Monaten ſtrengen
Arreſts
und zweihundert Kronen Geld-
ſtrafe;
Max Oſet wurde zu zwei Monaten
ſtrengen Arreſts
und fünfzig Kronen Geld-
ſtrafe, Rochmes
zu einem Monat, Schwager zu
acht Tagen und Friſch zu vierzehn Tagen,
Steringer
zu vier Wochen Arreſts verurteilt.
Müller, Werner und Oſet wurde die Unterſuchungshaft in die
Strafen eingerechnet, bei Kochmes, Schwager, Friſch und
Steringer wurden die Strafen als durch die Unterſuchungshaft
verbüßt erklärt. Franz Ondik wurde auch der Er-
preſſungſchuldig
erkannt und zu acht Monaten
ſchweren Kerkers
verurtellt. Die Angeklagten Eisner,
Ghebeles, Murnberger
und Eipert wurden
freigeſprochen, das Verfahren gegen Joſef Proko-
pow aus geſchieden.

In den Gründen des Urteiles wurde zunächſt hervor-
gehoben, daß der Gerichtshof bezüglich des Angeklagten Pro-
kopow das Verfahren ausſcheiden mußte, weil ſich im Zuge
des dreitägigen Prozeſſes der Beweis nicht erbringen ließ, ob
Prokopow freiwillig ſich ſeiner Stellungspflicht unterzog oder
hiezu behördlich veranlaßt wurde. — Bei den Angeklagten
Murnberger, Ghebeles und Eipert mußte
wegen eingetretener Verjährung mit einem Freiſvruche vorge-
gangen werden. Bei Eisner erfolgte der Freiſpruch, weil der
Gerichtshof annahm, daß er Diener bei der „Univerſale“ geweſen
ſei und in dieſer untergeordneten Stellung lediglich die Auf-
träge beſorgte, welche ihm ſeine Vorgeſetzten erteilten.

Bezüglich der Korreſpondenz, welche die Univerſale mit
ſtellungspflichtigten Perſonen pflog, betrachtet es der Gerichts-
hof als außer jedem Zweifel ſtehend, daß Müller ſie
kannte.

Einer der Verurteilten flüchtet aus dem Gerichtsſaal.

Am Schluſſe der Verhandlung ſtellte der Staatsawalt den
Antrag, den wegen des Verbrechens der Erpreſſung verurteilten
Franz Ondik, für den ſein Verteidiger Dr. Lederer bereits
die Nichtigkeitsbeſchwerde angemeldet hatte, in Haft zu nehmen.
Während ſich der Gerichtshof zur Beratung zurückzog, ſuchte
der bisher auf freiem Fuß Geſtandene, ohne aufgehalten zu
werden, das Weite. Als der Gerichtshof wieder den Saal
betrat und der Vorſitzende OLGR. Dr. Altmann verkündete,
daß dem Antrage der Staatsanwaltſchaft Folge gegeben wurde,
ſuchten Juſtizſoldaten vergebens den Ondik. — Vorſ. (gemütlich):
Bis auf die Nacht werden wir ihn ſchon haben.




Der Kläger plötzlich Angeklagter.

Einen für
den Anzeiger unangenehmen Ausgang nahm heute eine
Verhandlung, welche vor dem Strafrichter des Bezirks-
gerichtes Leopoldſtadt gegen den Agenten Moritz
Brecher ſtattfand. Der Zahntechniker Emanuel
Herrmann hatte gegen den Agenten Moritz Brecher
die Anzeige erſtattet, daß dieſer ſich ihm zur Acquirierung
von Kunden angeboten und für ſeine Tätigkeit einen
Vorſchuß von fünfzig Kronen verlangt habe. Herrmann
habe tatſächlich nicht blos den verlangten Vorſchuß,
ſondern überdies noch eine Proviſion von 28 Kronen
für die angebliche Acquirierung von drei Kun-
den ausbezahlt. In der Folge aber habe ſich
herausgeſtellt, daß die Geſchäfte mit dieſen
Perſonen nur fingiert geweſen ſeien, daß
es dem Brecher ſomit nur um die Herauslockung des
Vorſchuſſes und der Proviſion zu tun geweſen ſei.
Brecher gab zu, Vorſchuß und Proviſion erhalten zu
haben, behauptete aber, daß er tatſächlich drei Kunden
[Spaltenumbruch] acquiriert habe, daß aber dieſe mit der Behandlung
nicht zufrieden geweſen ſeien und daher ausgeblieben
waren. Zugleich gab der Angeklagte an, daß ſowohl
Herr Hermann, wie auch deſſen Angeſtellter
Ripper unbefugter Weiſe Zähne zogen und
plombierten. Der Anzeiger hatte ſein Ausbleiben ſchrift-
lich entſchuldigt und konnte ſich daher über die gegen
ihn erhobenen Beſchuldigungen nicht äußern. Staatsanwalt-
ſchaftlicher Funktionär Dr. Wahle dehnte auf Grund der
Angaben des Angeklagten gegen dieſen die Anklage auf
Beihilfe zur Kurpfuſcherei aus, während er gegen
Emanuel Herrmann und deſſen Angeſtellten Ripper die
Anklage wegen Kurpfuſcherei erhob
und zugleich die Abtretung des Aktes an das zuſtändige
Bezirksgericht Favoriten beantragte, welchem Antrage
auch der Richter ſtattgab.




Der Luxemburgprozeß vertagt.

Aus Berlin,
3. d. M. wird uns gemeldet: In der heutigen Vor-
mittagsſitzung des Luxemburgprozeſſes gab der erſte
Staatsanwalt die Erklärung ab, daß es ihm infolge
der Kürze der Friſt nicht gelungen ſei, von zumeiſt ſehr
entfernt liegenden Garniſonen die kriegsgerichtlichen
Akten herbeizuſchaffen. Er müſſe deshalb die Vertagung
des Prozeſſes beantragen. Nach längeren Ausführungen
der Verteidigung, die einer Vertagung widerſprach, be-
ſchloß das Gericht, dem Antrage der Staatsanwaltſchaft
ſtattzugeben und die Verhandlung auf unbeſtimmte Zeit
zu vertagen.




Vereinsnachrichten.
Aufrufe der Vereine.
Wiener Jungmannſchaft heraus!

Erſcheint maſſenhaft bei der morgen, Samstag, um 8 Uhr
abends in Weinwurms „Drei-Engelſäle, 4. Bez., Große Neu-
gaſſe 36, ſtattfindenden großen patriotiſchen Kund-
gebung.
Sprechen werden Reichsratsabgeordneter Doktor
Heinrich Mataja, Gemeinderat Solterer und Dr. Karl
Fajkmayer.

An die Marianiſchen Kongregationen von Wien.

Alle
Marianiſchen Kongregationen (auch die der Frauen und Jung-
frauen) werden eingeladen, an der Trauerkund-
gebung
für das verewigte Thronfolgerpaar teilzunehmen,
die am Montag den 6. d., abends 8 Uhr, in der Hof- und
Stadtpfarrkirche St. Auguſtin ſtattfindet. Für die Kongre-
gationszentrale P. Georg Harraſſer S. J.

Katholiken von Fünfhaus!

Es iſt Ehrenpflicht, an der
Sonntag den 5. d., 10 Uhr vormittags, in der Volkshalle des
Neuen Wiener Rathauſes ſtattfindenden großen Trauerkund-
gebung teilzunehmen. Sprechen werden Präſident des Katho-
liſchen Volksbundes Exzellenz Ferdinand von und zu Trautt-
mansdorff,
Chefredakteur der „Reichspoſt“ Doktor
Friedrich Funder und der Direktor der Zentralſtelle Richard
Schmitz. Die Katholiken von Fünfhaus finden ſich bis
längſtens 9 Uhr vormittags in Zeilingers Gaſthaus, Stagl-
gaſſe 2, zum gemeinſamen Abmarſche in die Volkshalle ein.

Die chriſtlichſozialen Arbeiter

und Mitglieder der
Zahlſtelle 103 treffen ſich Sonntag den 5. d., um 8 Uhr früh,
in Schönmanns Gaſthaus, 15. Bezirk, Hütteldorferſtraße 64,
vis-a-vis des Neuen Heumarktes. Von dort gemeinſamer Ab-
marſch in das Neue Rathaus zur Trauerkundgebung. Mit-
glieder und Parteifreunde! Erſcheinet Mann für Mann, jeder
agitiere für dieſe Kundgebung.




„Erſter Jugend-Fürſorge-Verein für den 9. Bezirk“.

Der „Erſte Jugend-Fürſorge-Verein für den 9. Bezirk“ veran-
ſtaltet im Turnſaale der ſtädtiſchen Volksſchule für Knaben, 9. Bez.
Alſerbachſtraße 23, eine Ausſtellung der Zöglingsarbeiten der
Mädchen-Heimſtätte, 9. Bez. Marktgaſſe 2, und des ſtädtiſchen
Knabenhortes, Alſerbachſtraße 23. Die Eröffnung derſelben findet
Sonntag, den 5. Juli, um 10 Uhr vormittags im Turnſaale
der ſtädtiſchen Mädchen-Volksſchule, 9., Marktgaſſe 2, ſtatt. Die
Ausſtellung iſt Sonntag, den 5., Montag den 6. und Dienstag,
den 7. Juli, von 2 bis 5 Uhr nachmittags bei freiem Eintritt
geöffnet.

Zentralverband der Bürgerſöhne-, Meiſterſöhne- und
Chriſtlich-deutſcher Jungherren-Klubs.

Der für den Sonn-
tag, den 5. Juli 1914 anberaunte offizielle Ausflug des Zentral-
verbandes kann mit Rückſicht auf den ſchweren Trauerfall im
Allerhöchſten Kaiſerhauſe, zu dem oben angeſetzten Termin
nicht ſtattfinden, ſondern wird bis zum September l. J.
verſchoben.

Chriſtlicher Wählerverein für den 9. Bezirk.

Der für Sonn-
tag den 5. Juli d. J. geplante Ausflug nach Lilienfeld findet
wegen des tieftraurigen Ereigniſſes in unſerem Kaiſerhauſe
nicht ſtatt. Für bereits gelöſte Karten wird der Betrag
gegen Rückſtellung der Fahrkarten bei den betreffenden Ver-
kaufſtellen rückerſtattet.

Der Männergeſangsverein „Alpenroſe“ der Ober-
öſterreicher in Wien

veranſtaltet Sonntag, 5. d., in J. Schu-
manns Reſtaurationsgarten und Saallokalitäten, 13. Bezirk,
Hütteldorf, Linzerſtraße 433, ein Gartenfeſt in Verbindung mit
Muſik, Geſang und heiteren Vorträgen unter der Leitung des
Ehrenmeiſters A. Teufl und unter freundlicher Mitwirkung
der Frau Paula Katzer, ſowie des Herrn Z. Kugelweit,
ferner Auftreten der Inſtrumentalhumoriſten Gebr. Wallas.
Großes Preiskegelſcheiben für Damen und Herren. Anfang
4 Uhr nachmittags. Eintritt 40 Heller.

Chriſtlichſozialer Volkswahlverein „Landſtraße“.

Mon-
tag den 6. d., 8 Uhr abends, in Drehers großem Saale, 3. Be-
zirk, Hauptſtraße 97, Generalverſammlung.

Antialkoholausſtellung,

Pädagogium, I. Hegelgaſſe 12.
Der am 5. d. angeſagte Vortrag von Hw. P. Theod. Stratt-
mann
S. D. S. wird anſtatt um 8 Uhr ſchon um 7 Uhr ſtatt-
finden.

Ausflug der Militäranwärter, Gagiſten und Unter-
offiziere.

Zu dem am 5. d. in Traiskirchen ſtattfinden-
den Turnfeſte werden die Militäranwärter, Gagiſten und
Unteroffiziere der Wiener Garniſon, dann die aus Wiener-Neu-
ſtadt, Mödling, Wöllersdorf und dem Steinfelde in Traiskirchen
erſcheinen.

Die Ausflugsſektion „Auſtria“

veranſtaltet am Samstag
den 15. Auguſt (Mariä Himmelfahrt), ½6 Uhr früh eine Ver-
gnügungsfahrt nach Mariazell. Ermäßigter Fahrpreis von
Kronen 8.50 per Perſon für die Hin- und Rückfahrt. Gäſte,
ſowohl Herren als auch Damen, ſind als Reiſeteilnehmer herz-
lich willkommen. Kinder unter 14 Jahren zahlen 7 Kronen.
Die Rückfahrt findet Montag den 17. Auguſt ſtatt und erfolgt
die Ankunft um ½9 Uhr abends am Weſtbahnhofe. Die An-
meldung zur Teilnahme ſoll wegen der zu erwartenden großen
Beteiligung eheſtens erfolgen. Karten ſind zu haben bei Rich.
Kretſchmer, 13. Bezirk, Zehetnergale 14 und bei Franz Schäffer,
12. Bezirk, Tivoligaſſe 50.


[Spaltenumbruch]
Der katholiſche Jugendverein Döbling

hat den für
Sonntag den 5. und 12. d. angeſetzten Feſtabend im Vereins-
hausgarten wegen des Trauerfalles im Kaiſerhauſe abgeſagt.

Der humanitäre Geſelligkeitsklub „Die Freunde der
Blinden in Wien“

veranſtaltet am Samstag den 18. d. um
9 Uhr abends eine Wachaufahrt mittels Separatdampfers der
Erſten priv. Donau-Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft. Teilnehmer-
karten Kronen 4.50, für Kinder Kronen 2.25. Anfragen an R.
Swoboda, 4. Bez., Danhauſergaſſe 5.

Der chriſtlichſoziale Arbeiter-Wählerverein und die
Bezirksorganiſation am Neubau

veranſtalten am Sonntag
den 12. d. einen gemeinſamen Ausflug nach Sievring, von
dort Wanderung über die Jägerwieſe auf den Hermanns-
kogel. Treffpunkt: Endſtation der Elektriſchen in Sievering
präziſe ½3 Uhr nachmittags. Der Ausflug findet nur bei
Schönwetter ſtatt und werden alle Geſinnungsfreunde herzlich
eingeladen.




Gewerbe.

Der Bürgermeiſter gegen einen gewerbeſchädi-
genden Unfug.
Bürgermeiſter Dr. Weiskirchner hat an
den Maqiſtratsdirektor nachſtehenden Erlaß gerichtet: Zufolge
einer Eingabe der Genoſſenſchaft der Optiker in Wien
bedienen ſich häufig Handelsgewerbetreibende, welche unter
anderem auch Zwicker, Brillen und Gucker ſonſtige
optiſche Artikel führen, als äußerer Geſchäftsbezeichnung
eines gerade dieſe Erzeugniſſe darſtellenden Schildes, Aus-
hängezeichens; auch kommt es vor, daß derartige gewerb-
liche Betriebe als optiſche Inſtitute hingeſtellt werden.
Dieſe äußeren Geſchäftsbezeichnungen widerſprechen dem
Inhalte der Gewerbeberechtigung und der tatſächlichen Aus-
übung des Geſchäftsbetriebes und ſind geeignet, nicht nur
das Optikergewerbe zu ſchädigen, ſondern auch das
Publikum irre zu führen.
Ich erſuche Sie daher,
Herr Magiſtratsdirektor, die magiſtratiſchen Bezirksämter
anzuweiſen, der Art der Geſchäftsbezeichnung jener Handels-
gewerbetreibenden, welche auch optiſche Erzeugniſſe führen,
ein beſonderes Augenmerk zuzuwenden und im Falle, wo
die äußere Geſchäftsbezeichnung die Art des Gewerbe-
betriebes bei gewöhnlicher Aufmerkſamkeit nicht erkennen
läßt, gemäß §§ 44 und 131 G.-O. einzuſchreiten.




Volkswirtſchaft.
Wirtſchaftlicher Tagesbericht.
K. k. Poſtſparkaſſe. — Baumwollpreiſe und
-ernte.

Schon ſeit drei vollen Jahren gehen die Ein-
lagen im Sparverkehre
bei unſerer Poſt-
ſparkaſſe
zurück. Im Jahre 1910 hat ſie noch in
dem Einlagegeſchäft ein Aktivſaldo von 5·2 Millionen
Kronen zu verzeichnen gehabt; in der Folgezeit aber
haben die Rückzahlungen Oberhand gewonnen, beſonders
im Jahre 1912, wo im Sparkonto 25·5 Millionen Kronen
mehr behoben, als eingezahlt wurden. Eine ähnliche rück-
läufige Bewegung weiſt der Scheckverkehr auf.
Im Vorjahre verminderte ſich dieſes Konto um nicht
weniger als um 49.5 Millionen Kronen.

Infolge der großen Rückzahlungen nahmen nun
die Nettoeinlag en bei der Poſtſparkaſſe ſeit
dem Jahre 1910, — damals erreichten ſie den Höchſt-
ſtand mit rund 230 Millionen Kronen — ſtetig ab,
ſo daß ſie mit Ende 1913 ſchon bei 198.5 Millionen
Kronen angelangt ſind, und ſomit ſind ſie auf den
Stand vor zehn Jahren gefallen. Die Spareinleger bei
unſerer Poſtſparkaſſe rekrutieren ſich aus den kleinen
Sparern, alſo aus den breiten Schichten unſerer Be-
völkerung. Es ſcheint alſo, daß ſie ſchon ſeit drei Jahren
ſowohl an ihren gegenwärtigen Erſparniſſen, als
auch an jenen der früheren Jahre nunmehr zehrten.
Denn man kann nicht annehmen, daß das
Sparpublikum etwa aus Mißtrauen gegen
die Poſtſparkaſſe ihr erſpartes Geld zurückgezogen hätte.
— Auch im Scheckverkehre ſind die Nettoeinlagen in
letzter Zeit zurückgegangen. Im Jahre 1911 haben ſie
ihren höchſten Stand mit 443 Millionen Kronen erreicht,
um dann bis Eude des Vorjahres auf 392 Millionen
Kronen zu fallen.

Wie aus dem Geſchäftsausweiſe für Juni l. J.
hervorgeht, konnte auch im laufenden Jahre dieſe rück-
läufige Bewegung nicht aufgehalten werden. Der Ge-
ſamtſaldo im Sparverkehre am 30. Juni 1914 beziffert
ſich mit 195·7 und im Scheckverkehre mit 379·9 Millionen
Kronen; ſomit iſt der Saldo im Laufe von 6 Monaten
um rund 3, beziehungsweiſe um rund 12 Millionen
Kronen zurückgegangen.




Die Rohbaumwollpreiſe ſind in der
letzten Zeit ziemlich gefallen. Am 29. Juni l. J.
notierten ſie in Liverpool, welcher Platz auch für die
übrigen europäiſchen Plätze preisrichtungsgebend iſt, für
die Julilieferung noch 7·26 und gingen in der Folgezeit
bis geſtern auf 7·17 zurück. Der letztere Preis iſt aber
doch noch immer ziemlich hoch, denn es gab Zeiten, wo
er, wie beiſpielsweiſe im Jahre 1911/12, bis auf
5 gefallen iſt. Im großen und ganzen muß man die gegen-
wärtige Notierung als eine überdurchſchnittliche bezeichnen.

Der hohe Stand der Rohbaumwollpreiſe hat
auch teilweiſe zu der Verſchlechterung der
Lage der öſterreichiſchen Baumwollinduſtrie beige-
tragen. Bekanntlich hat ſich die geſchäftliche
Lage dieſes Induſtriezweiges in den letzten Monaten
erheblich verſchlechtert. In erſter Linie iſt natürlich die
Abſatzkriſe an dem ſchlechten Geſchäftsgange ſchuldig.
Mit Rückſicht darauf haben die Fabriken, die gegen-
wärtig nur mit ⅔ ihrer Leiſtungsfähigkeit arbeiten, Be-
ratungen gepflogen, die noch eine größere Betriebs-
reduktion anſtreben.

Dieſe ſchlechte Lage unſerer Baumwollinduſtrie wird
vorausſichtlich eine Erleichterung in dem Abbröckeln der

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[11/0011] Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914 (Prater Radler), Ottokar Peterwagner, Johann Weber (Deutſchmeiſter), Emil Franz, Eduard Fähnrich (Ausdauer), Walter Bernhard (Lerchen, Trumau), Otmar Samuel, Richard Herterich, Karl Birchmann (Erdberger Tourenfahrer). Seniorenfahren, erſte Kategorie über 10 Kilo- meter: Anton Roy, Alois Salzborn, Karl Schleſinger, Karl Zittier. Seniorenfahren, zweite Kategorie über 10 Kilometer: Franz Janetzky, Matthias Stefandl, Wilhelm Luegmayer, Karl Salzborn, Joſef Mahn. Vereinigung radfahrender Polizeiorgane Wiens. Gruppe A am 8. d. ſtatt Klubabend Kubpartie zum Obmann Ziſchka in die Pfalzau. Zuſammenkunft um 3 Uhr nach- mittags bei der Stadtbahnſtation Schönbrunn. Nichtradfahrer fahren ab Hütteldorf bis Preßbaum-Pfalzau. Gäſte will- kommen. Schwimmſport. Donautouren. Montag den 6. d., ½6 Uhr, ver- anſtaltet die Schwimmſektion des Oeſterreichiſchen Touring- klub eine Donautour Greifenſtein Bad (20 Kilometer) bis Kloſterneuburg (10 Kilometer). Sehr tüchtige Schwimmer als Gäſte willkommen. Ein neuer Weltrekord über 50 Yard wurde von den Hawaianer Grace in Honolulu aufgeſtellt, indem er die Strecke in 228/10 Sekunden zurücklegte. Den Rekord hielt bisher der bekannte Olympirnike Krahanamoku mit 236/10 Sekunden. Aus dem Gerichtsſaale. Die „Rekrutenſchlepper“ vor Gericht. 3. Prozeßtag. Zu Beginn der heutigen Verhandlung wurden die bereits geſtern begonnenen Plaidoyers der Verteidiger fortgeſetzt. Dr. Herzberg-Fränkl meinte, ſein Klient Rochmes ſei nichts weiter geweſen als der „Herbergsvater“(!) der Auswanderer und wenn man das Geſetz auch noch ſo „ſtaatsanwaltſchaftlich“ interpretiert, wird ſich gegen ihn doch kein Schuldbeweis herſtellen laſſen. — Dr. Schönbrunn ſagt in ſeiner Verteidigungsrede, ſein Klient Wolf Schwager habe im Geſchäſtsbetriebe der „Univerſale“ nur die Rolle eines unter- geordneten Menſchen geſpielt, von den man nicht verlangen könne, daß er den Inhalt der dem Unternehmen erteilten Kon- zeſſion kennen müſſe. Für den Angeklagten Murnberger ſprach Dr. Emil Stranski. Sein Klient habe nur die ihm von Ghebeles übermittelten Aufträge ausgeführt und das mußte er tun, weil er als Chauffeur im Dienſte einer Automobilunternehmung ſtand, mit welcher Ghebeles eine geſchäftliche Verbindung unter- hielt. Auch die übrigen Verteidiger ſtellen ihre Klienten natürlich als die reinſten Waiſenknaben dar. Nach den Plaidoyers der Verteidiger zog ſich der Gerichts- hof zur Urteilsberalung zurück. Das Urteil. Nach dreiſtündiger Beratung erkannte der Gerichtshof acht Beſchuldigte im Sinne der Anklage ſchuldig und verurteilte Alois Müller zu fünf Monaten ſtrengen Arreſts und tauſend Kronen Geldſtrafe, Albert Werner zu drei Monaten ſtrengen Arreſts und zweihundert Kronen Geld- ſtrafe; Max Oſet wurde zu zwei Monaten ſtrengen Arreſts und fünfzig Kronen Geld- ſtrafe, Rochmes zu einem Monat, Schwager zu acht Tagen und Friſch zu vierzehn Tagen, Steringer zu vier Wochen Arreſts verurteilt. Müller, Werner und Oſet wurde die Unterſuchungshaft in die Strafen eingerechnet, bei Kochmes, Schwager, Friſch und Steringer wurden die Strafen als durch die Unterſuchungshaft verbüßt erklärt. Franz Ondik wurde auch der Er- preſſungſchuldig erkannt und zu acht Monaten ſchweren Kerkers verurtellt. Die Angeklagten Eisner, Ghebeles, Murnberger und Eipert wurden freigeſprochen, das Verfahren gegen Joſef Proko- pow aus geſchieden. In den Gründen des Urteiles wurde zunächſt hervor- gehoben, daß der Gerichtshof bezüglich des Angeklagten Pro- kopow das Verfahren ausſcheiden mußte, weil ſich im Zuge des dreitägigen Prozeſſes der Beweis nicht erbringen ließ, ob Prokopow freiwillig ſich ſeiner Stellungspflicht unterzog oder hiezu behördlich veranlaßt wurde. — Bei den Angeklagten Murnberger, Ghebeles und Eipert mußte wegen eingetretener Verjährung mit einem Freiſvruche vorge- gangen werden. Bei Eisner erfolgte der Freiſpruch, weil der Gerichtshof annahm, daß er Diener bei der „Univerſale“ geweſen ſei und in dieſer untergeordneten Stellung lediglich die Auf- träge beſorgte, welche ihm ſeine Vorgeſetzten erteilten. Bezüglich der Korreſpondenz, welche die Univerſale mit ſtellungspflichtigten Perſonen pflog, betrachtet es der Gerichts- hof als außer jedem Zweifel ſtehend, daß Müller ſie kannte. Einer der Verurteilten flüchtet aus dem Gerichtsſaal. Am Schluſſe der Verhandlung ſtellte der Staatsawalt den Antrag, den wegen des Verbrechens der Erpreſſung verurteilten Franz Ondik, für den ſein Verteidiger Dr. Lederer bereits die Nichtigkeitsbeſchwerde angemeldet hatte, in Haft zu nehmen. Während ſich der Gerichtshof zur Beratung zurückzog, ſuchte der bisher auf freiem Fuß Geſtandene, ohne aufgehalten zu werden, das Weite. Als der Gerichtshof wieder den Saal betrat und der Vorſitzende OLGR. Dr. Altmann verkündete, daß dem Antrage der Staatsanwaltſchaft Folge gegeben wurde, ſuchten Juſtizſoldaten vergebens den Ondik. — Vorſ. (gemütlich): Bis auf die Nacht werden wir ihn ſchon haben. Der Kläger plötzlich Angeklagter. Einen für den Anzeiger unangenehmen Ausgang nahm heute eine Verhandlung, welche vor dem Strafrichter des Bezirks- gerichtes Leopoldſtadt gegen den Agenten Moritz Brecher ſtattfand. Der Zahntechniker Emanuel Herrmann hatte gegen den Agenten Moritz Brecher die Anzeige erſtattet, daß dieſer ſich ihm zur Acquirierung von Kunden angeboten und für ſeine Tätigkeit einen Vorſchuß von fünfzig Kronen verlangt habe. Herrmann habe tatſächlich nicht blos den verlangten Vorſchuß, ſondern überdies noch eine Proviſion von 28 Kronen für die angebliche Acquirierung von drei Kun- den ausbezahlt. In der Folge aber habe ſich herausgeſtellt, daß die Geſchäfte mit dieſen Perſonen nur fingiert geweſen ſeien, daß es dem Brecher ſomit nur um die Herauslockung des Vorſchuſſes und der Proviſion zu tun geweſen ſei. Brecher gab zu, Vorſchuß und Proviſion erhalten zu haben, behauptete aber, daß er tatſächlich drei Kunden acquiriert habe, daß aber dieſe mit der Behandlung nicht zufrieden geweſen ſeien und daher ausgeblieben waren. Zugleich gab der Angeklagte an, daß ſowohl Herr Hermann, wie auch deſſen Angeſtellter Ripper unbefugter Weiſe Zähne zogen und plombierten. Der Anzeiger hatte ſein Ausbleiben ſchrift- lich entſchuldigt und konnte ſich daher über die gegen ihn erhobenen Beſchuldigungen nicht äußern. Staatsanwalt- ſchaftlicher Funktionär Dr. Wahle dehnte auf Grund der Angaben des Angeklagten gegen dieſen die Anklage auf Beihilfe zur Kurpfuſcherei aus, während er gegen Emanuel Herrmann und deſſen Angeſtellten Ripper die Anklage wegen Kurpfuſcherei erhob und zugleich die Abtretung des Aktes an das zuſtändige Bezirksgericht Favoriten beantragte, welchem Antrage auch der Richter ſtattgab. Der Luxemburgprozeß vertagt. Aus Berlin, 3. d. M. wird uns gemeldet: In der heutigen Vor- mittagsſitzung des Luxemburgprozeſſes gab der erſte Staatsanwalt die Erklärung ab, daß es ihm infolge der Kürze der Friſt nicht gelungen ſei, von zumeiſt ſehr entfernt liegenden Garniſonen die kriegsgerichtlichen Akten herbeizuſchaffen. Er müſſe deshalb die Vertagung des Prozeſſes beantragen. Nach längeren Ausführungen der Verteidigung, die einer Vertagung widerſprach, be- ſchloß das Gericht, dem Antrage der Staatsanwaltſchaft ſtattzugeben und die Verhandlung auf unbeſtimmte Zeit zu vertagen. Vereinsnachrichten. Aufrufe der Vereine. Wiener Jungmannſchaft heraus! Erſcheint maſſenhaft bei der morgen, Samstag, um 8 Uhr abends in Weinwurms „Drei-Engelſäle, 4. Bez., Große Neu- gaſſe 36, ſtattfindenden großen patriotiſchen Kund- gebung. Sprechen werden Reichsratsabgeordneter Doktor Heinrich Mataja, Gemeinderat Solterer und Dr. Karl Fajkmayer. An die Marianiſchen Kongregationen von Wien. Alle Marianiſchen Kongregationen (auch die der Frauen und Jung- frauen) werden eingeladen, an der Trauerkund- gebung für das verewigte Thronfolgerpaar teilzunehmen, die am Montag den 6. d., abends 8 Uhr, in der Hof- und Stadtpfarrkirche St. Auguſtin ſtattfindet. Für die Kongre- gationszentrale P. Georg Harraſſer S. J. Katholiken von Fünfhaus! Es iſt Ehrenpflicht, an der Sonntag den 5. d., 10 Uhr vormittags, in der Volkshalle des Neuen Wiener Rathauſes ſtattfindenden großen Trauerkund- gebung teilzunehmen. Sprechen werden Präſident des Katho- liſchen Volksbundes Exzellenz Ferdinand von und zu Trautt- mansdorff, Chefredakteur der „Reichspoſt“ Doktor Friedrich Funder und der Direktor der Zentralſtelle Richard Schmitz. Die Katholiken von Fünfhaus finden ſich bis längſtens 9 Uhr vormittags in Zeilingers Gaſthaus, Stagl- gaſſe 2, zum gemeinſamen Abmarſche in die Volkshalle ein. Die chriſtlichſozialen Arbeiter und Mitglieder der Zahlſtelle 103 treffen ſich Sonntag den 5. d., um 8 Uhr früh, in Schönmanns Gaſthaus, 15. Bezirk, Hütteldorferſtraße 64, vis-a-vis des Neuen Heumarktes. Von dort gemeinſamer Ab- marſch in das Neue Rathaus zur Trauerkundgebung. Mit- glieder und Parteifreunde! Erſcheinet Mann für Mann, jeder agitiere für dieſe Kundgebung. „Erſter Jugend-Fürſorge-Verein für den 9. Bezirk“. Der „Erſte Jugend-Fürſorge-Verein für den 9. Bezirk“ veran- ſtaltet im Turnſaale der ſtädtiſchen Volksſchule für Knaben, 9. Bez. Alſerbachſtraße 23, eine Ausſtellung der Zöglingsarbeiten der Mädchen-Heimſtätte, 9. Bez. Marktgaſſe 2, und des ſtädtiſchen Knabenhortes, Alſerbachſtraße 23. Die Eröffnung derſelben findet Sonntag, den 5. Juli, um 10 Uhr vormittags im Turnſaale der ſtädtiſchen Mädchen-Volksſchule, 9., Marktgaſſe 2, ſtatt. Die Ausſtellung iſt Sonntag, den 5., Montag den 6. und Dienstag, den 7. Juli, von 2 bis 5 Uhr nachmittags bei freiem Eintritt geöffnet. Zentralverband der Bürgerſöhne-, Meiſterſöhne- und Chriſtlich-deutſcher Jungherren-Klubs. Der für den Sonn- tag, den 5. Juli 1914 anberaunte offizielle Ausflug des Zentral- verbandes kann mit Rückſicht auf den ſchweren Trauerfall im Allerhöchſten Kaiſerhauſe, zu dem oben angeſetzten Termin nicht ſtattfinden, ſondern wird bis zum September l. J. verſchoben. Chriſtlicher Wählerverein für den 9. Bezirk. Der für Sonn- tag den 5. Juli d. J. geplante Ausflug nach Lilienfeld findet wegen des tieftraurigen Ereigniſſes in unſerem Kaiſerhauſe nicht ſtatt. Für bereits gelöſte Karten wird der Betrag gegen Rückſtellung der Fahrkarten bei den betreffenden Ver- kaufſtellen rückerſtattet. Der Männergeſangsverein „Alpenroſe“ der Ober- öſterreicher in Wien veranſtaltet Sonntag, 5. d., in J. Schu- manns Reſtaurationsgarten und Saallokalitäten, 13. Bezirk, Hütteldorf, Linzerſtraße 433, ein Gartenfeſt in Verbindung mit Muſik, Geſang und heiteren Vorträgen unter der Leitung des Ehrenmeiſters A. Teufl und unter freundlicher Mitwirkung der Frau Paula Katzer, ſowie des Herrn Z. Kugelweit, ferner Auftreten der Inſtrumentalhumoriſten Gebr. Wallas. Großes Preiskegelſcheiben für Damen und Herren. Anfang 4 Uhr nachmittags. Eintritt 40 Heller. Chriſtlichſozialer Volkswahlverein „Landſtraße“. Mon- tag den 6. d., 8 Uhr abends, in Drehers großem Saale, 3. Be- zirk, Hauptſtraße 97, Generalverſammlung. Antialkoholausſtellung, Pädagogium, I. Hegelgaſſe 12. Der am 5. d. angeſagte Vortrag von Hw. P. Theod. Stratt- mann S. D. S. wird anſtatt um 8 Uhr ſchon um 7 Uhr ſtatt- finden. Ausflug der Militäranwärter, Gagiſten und Unter- offiziere. Zu dem am 5. d. in Traiskirchen ſtattfinden- den Turnfeſte werden die Militäranwärter, Gagiſten und Unteroffiziere der Wiener Garniſon, dann die aus Wiener-Neu- ſtadt, Mödling, Wöllersdorf und dem Steinfelde in Traiskirchen erſcheinen. Die Ausflugsſektion „Auſtria“ veranſtaltet am Samstag den 15. Auguſt (Mariä Himmelfahrt), ½6 Uhr früh eine Ver- gnügungsfahrt nach Mariazell. Ermäßigter Fahrpreis von Kronen 8.50 per Perſon für die Hin- und Rückfahrt. Gäſte, ſowohl Herren als auch Damen, ſind als Reiſeteilnehmer herz- lich willkommen. Kinder unter 14 Jahren zahlen 7 Kronen. Die Rückfahrt findet Montag den 17. Auguſt ſtatt und erfolgt die Ankunft um ½9 Uhr abends am Weſtbahnhofe. Die An- meldung zur Teilnahme ſoll wegen der zu erwartenden großen Beteiligung eheſtens erfolgen. Karten ſind zu haben bei Rich. Kretſchmer, 13. Bezirk, Zehetnergale 14 und bei Franz Schäffer, 12. Bezirk, Tivoligaſſe 50. Der katholiſche Jugendverein Döbling hat den für Sonntag den 5. und 12. d. angeſetzten Feſtabend im Vereins- hausgarten wegen des Trauerfalles im Kaiſerhauſe abgeſagt. Der humanitäre Geſelligkeitsklub „Die Freunde der Blinden in Wien“ veranſtaltet am Samstag den 18. d. um 9 Uhr abends eine Wachaufahrt mittels Separatdampfers der Erſten priv. Donau-Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft. Teilnehmer- karten Kronen 4.50, für Kinder Kronen 2.25. Anfragen an R. Swoboda, 4. Bez., Danhauſergaſſe 5. Der chriſtlichſoziale Arbeiter-Wählerverein und die Bezirksorganiſation am Neubau veranſtalten am Sonntag den 12. d. einen gemeinſamen Ausflug nach Sievring, von dort Wanderung über die Jägerwieſe auf den Hermanns- kogel. Treffpunkt: Endſtation der Elektriſchen in Sievering präziſe ½3 Uhr nachmittags. Der Ausflug findet nur bei Schönwetter ſtatt und werden alle Geſinnungsfreunde herzlich eingeladen. Gewerbe. Der Bürgermeiſter gegen einen gewerbeſchädi- genden Unfug. Bürgermeiſter Dr. Weiskirchner hat an den Maqiſtratsdirektor nachſtehenden Erlaß gerichtet: Zufolge einer Eingabe der Genoſſenſchaft der Optiker in Wien bedienen ſich häufig Handelsgewerbetreibende, welche unter anderem auch Zwicker, Brillen und Gucker ſonſtige optiſche Artikel führen, als äußerer Geſchäftsbezeichnung eines gerade dieſe Erzeugniſſe darſtellenden Schildes, Aus- hängezeichens; auch kommt es vor, daß derartige gewerb- liche Betriebe als optiſche Inſtitute hingeſtellt werden. Dieſe äußeren Geſchäftsbezeichnungen widerſprechen dem Inhalte der Gewerbeberechtigung und der tatſächlichen Aus- übung des Geſchäftsbetriebes und ſind geeignet, nicht nur das Optikergewerbe zu ſchädigen, ſondern auch das Publikum irre zu führen. Ich erſuche Sie daher, Herr Magiſtratsdirektor, die magiſtratiſchen Bezirksämter anzuweiſen, der Art der Geſchäftsbezeichnung jener Handels- gewerbetreibenden, welche auch optiſche Erzeugniſſe führen, ein beſonderes Augenmerk zuzuwenden und im Falle, wo die äußere Geſchäftsbezeichnung die Art des Gewerbe- betriebes bei gewöhnlicher Aufmerkſamkeit nicht erkennen läßt, gemäß §§ 44 und 131 G.-O. einzuſchreiten. Volkswirtſchaft. Wirtſchaftlicher Tagesbericht. K. k. Poſtſparkaſſe. — Baumwollpreiſe und -ernte. Schon ſeit drei vollen Jahren gehen die Ein- lagen im Sparverkehre bei unſerer Poſt- ſparkaſſe zurück. Im Jahre 1910 hat ſie noch in dem Einlagegeſchäft ein Aktivſaldo von 5·2 Millionen Kronen zu verzeichnen gehabt; in der Folgezeit aber haben die Rückzahlungen Oberhand gewonnen, beſonders im Jahre 1912, wo im Sparkonto 25·5 Millionen Kronen mehr behoben, als eingezahlt wurden. Eine ähnliche rück- läufige Bewegung weiſt der Scheckverkehr auf. Im Vorjahre verminderte ſich dieſes Konto um nicht weniger als um 49.5 Millionen Kronen. Infolge der großen Rückzahlungen nahmen nun die Nettoeinlag en bei der Poſtſparkaſſe ſeit dem Jahre 1910, — damals erreichten ſie den Höchſt- ſtand mit rund 230 Millionen Kronen — ſtetig ab, ſo daß ſie mit Ende 1913 ſchon bei 198.5 Millionen Kronen angelangt ſind, und ſomit ſind ſie auf den Stand vor zehn Jahren gefallen. Die Spareinleger bei unſerer Poſtſparkaſſe rekrutieren ſich aus den kleinen Sparern, alſo aus den breiten Schichten unſerer Be- völkerung. Es ſcheint alſo, daß ſie ſchon ſeit drei Jahren ſowohl an ihren gegenwärtigen Erſparniſſen, als auch an jenen der früheren Jahre nunmehr zehrten. Denn man kann nicht annehmen, daß das Sparpublikum etwa aus Mißtrauen gegen die Poſtſparkaſſe ihr erſpartes Geld zurückgezogen hätte. — Auch im Scheckverkehre ſind die Nettoeinlagen in letzter Zeit zurückgegangen. Im Jahre 1911 haben ſie ihren höchſten Stand mit 443 Millionen Kronen erreicht, um dann bis Eude des Vorjahres auf 392 Millionen Kronen zu fallen. Wie aus dem Geſchäftsausweiſe für Juni l. J. hervorgeht, konnte auch im laufenden Jahre dieſe rück- läufige Bewegung nicht aufgehalten werden. Der Ge- ſamtſaldo im Sparverkehre am 30. Juni 1914 beziffert ſich mit 195·7 und im Scheckverkehre mit 379·9 Millionen Kronen; ſomit iſt der Saldo im Laufe von 6 Monaten um rund 3, beziehungsweiſe um rund 12 Millionen Kronen zurückgegangen. Die Rohbaumwollpreiſe ſind in der letzten Zeit ziemlich gefallen. Am 29. Juni l. J. notierten ſie in Liverpool, welcher Platz auch für die übrigen europäiſchen Plätze preisrichtungsgebend iſt, für die Julilieferung noch 7·26 und gingen in der Folgezeit bis geſtern auf 7·17 zurück. Der letztere Preis iſt aber doch noch immer ziemlich hoch, denn es gab Zeiten, wo er, wie beiſpielsweiſe im Jahre 1911/12, bis auf 5 gefallen iſt. Im großen und ganzen muß man die gegen- wärtige Notierung als eine überdurchſchnittliche bezeichnen. Der hohe Stand der Rohbaumwollpreiſe hat auch teilweiſe zu der Verſchlechterung der Lage der öſterreichiſchen Baumwollinduſtrie beige- tragen. Bekanntlich hat ſich die geſchäftliche Lage dieſes Induſtriezweiges in den letzten Monaten erheblich verſchlechtert. In erſter Linie iſt natürlich die Abſatzkriſe an dem ſchlechten Geſchäftsgange ſchuldig. Mit Rückſicht darauf haben die Fabriken, die gegen- wärtig nur mit ⅔ ihrer Leiſtungsfähigkeit arbeiten, Be- ratungen gepflogen, die noch eine größere Betriebs- reduktion anſtreben. Dieſe ſchlechte Lage unſerer Baumwollinduſtrie wird vorausſichtlich eine Erleichterung in dem Abbröckeln der

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 308, Wien, 04.07.1914, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost308_1914/11>, abgerufen am 21.11.2024.