Reichspost. Nr. 370, Wien, 12.08.1912.[Spaltenumbruch]
Morgenblatt 8 h [Spaltenumbruch] Mittagsblatt. Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Bezugspreise: Nr. 370 Wien, Montag den 12. August 1912. XIX. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Friedenswünsche in Ungarn. Im Margittaer Wahlbezirke hielt gestern der Bisher eröffnet sich der Verständigung mit der Budapest, 10. August. Staatssekretär im Finanzministerium Gabriel Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall auf- Poincare in Petersburg. Der Empfang beim Zaren in Peterhof. Auszeichnung Poincares. St. Petersburg, 11. August. Kaiser Nikolaus und Kaiserin Alexandra Nachdem die Herren der Begleitung des Minister- Der Kaiser hat Poincare den Alexander-Newskiorden verliehen. Zapfenstreich und Galavorstellung in Krasnoje-Selo. Petersburg, 11. August. Nachmittags fand im Lager von Krasnoje- Sodann fand im Theater von Krasnoje Konferenzen Poincares mit Sasonow und Kokowzew. Empfang der französischen Kolonie. St. Petersburg, 11. August. Der französische Ministerpräsident Poincare legte Um 5 Uhr nachmittags empfing Ministerpräsident Keine Aufrollung der Dardanellenfrage. St. Petersburg, 10. August. Die Nachricht eines auswärtigen Blattes, wonach Dementi russischer Anleiheabsichten. St. Petersburg, 10. August. Die St. Petersburger Telegraphenagentur meldet: Abreise des österreichisch- ungarischen Gesandten aus Tanger. Berlin, 11. August. (Privat.) Die "Vossische Zeitung" meldet aus Tanger: Explosion einer Höllenmaschine im österreichischen Postamt in Saloniki. Aus Saloniki kommt die Meldung von Schon die in den letzten Wochen in verschiedenen Dieser Mißerfolg scheint nun zu dem Versuch ge- Heftige Wirkung der Explosion. Zwei Beamte leicht verwundet. Salouiki, 10. August. Im österreichischen Postamte explodierte um [Spaltenumbruch]
Morgenblatt 8 h [Spaltenumbruch] Mittagsblatt. Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Bezugspreiſe: Nr. 370 Wien, Montag den 12. Auguſt 1912. XIX. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Friedenswünſche in Ungarn. Im Margittaer Wahlbezirke hielt geſtern der Bisher eröffnet ſich der Verſtändigung mit der Budapeſt, 10. Auguſt. Staatsſekretär im Finanzminiſterium Gabriel Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall auf- Poincaré in Petersburg. Der Empfang beim Zaren in Peterhof. Auszeichnung Poincarés. St. Petersburg, 11. Auguſt. Kaiſer Nikolaus und Kaiſerin Alexandra Nachdem die Herren der Begleitung des Miniſter- Der Kaiſer hat Poincaré den Alexander-Newskiorden verliehen. Zapfenſtreich und Galavorſtellung in Krasnoje-Selo. Petersburg, 11. Auguſt. Nachmittags fand im Lager von Krasnoje- Sodann fand im Theater von Krasnoje Konferenzen Poincares mit Saſonow und Kokowzew. Empfang der franzöſiſchen Kolonie. St. Petersburg, 11. Auguſt. Der franzöſiſche Miniſterpräſident Poincaré legte Um 5 Uhr nachmittags empfing Miniſterpräſident Keine Aufrollung der Dardanellenfrage. St. Petersburg, 10. Auguſt. Die Nachricht eines auswärtigen Blattes, wonach Dementi ruſſiſcher Anleiheabſichten. St. Petersburg, 10. Auguſt. Die St. Petersburger Telegraphenagentur meldet: Abreiſe des öſterreichiſch- ungariſchen Geſandten aus Tanger. Berlin, 11. Auguſt. (Privat.) Die „Voſſiſche Zeitung“ meldet aus Tanger: Exploſion einer Höllenmaſchine im öſterreichiſchen Poſtamt in Saloniki. Aus Saloniki kommt die Meldung von Schon die in den letzten Wochen in verſchiedenen Dieſer Mißerfolg ſcheint nun zu dem Verſuch ge- Heftige Wirkung der Exploſion. Zwei Beamte leicht verwundet. Salouiki, 10. Auguſt. Im öſterreichiſchen Poſtamte explodierte um <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Morgenblatt 8 <hi rendition="#aq">h</hi><lb/> in Wien.<lb/> Redaktion:</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzigaſſe 41.<lb/><hi rendition="#b">Telephon: 18082.<lb/> Verwaltung:</hi> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzig. 42.<lb/><hi rendition="#b">Telephon: 13870.<lb/> Druckerei:</hi> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzigaſſe 41.<lb/><hi rendition="#b">Telephon: 22641.</hi><lb/> Kleiner <hi rendition="#b">Anzeiger</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Schulerſtr. 21.<lb/><hi rendition="#b">Telephon: 2926.<lb/> Inſerate</hi><lb/> werden in der Verwaltung der<lb/> „Reichspoſt“ <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzigaſſe 42,<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> Schulerſtraße 21, ſowie in<lb/> allen Annoncenbureaus des In-<lb/> und Auslandes angenommen.</p> </div><lb/> <cb/> <titlePage type="heading"> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Mittagsblatt.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Reichspoſt.</hi> </hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns.</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Bezugspreiſe:</hi><lb/> bei täglich <hi rendition="#b">zweimaliger</hi> Zu-<lb/> ſtellung <hi rendition="#b">für Wien:</hi><lb/> monatlich ....... <hi rendition="#aq">K</hi> 3.70<lb/> vierteljährig ...... „11.—<lb/> halbjährig ....... „22.—<lb/><hi rendition="#b">für Oeſterreich-Ungarn:</hi><lb/> monatlich ....... <hi rendition="#aq">[K</hi> 3.85<lb/> vierteljährig ...... „ 11.50<lb/> halbjährig ....... „ 23.—<lb/> Bei täglich <hi rendition="#b">einmaliger</hi> Zu-<lb/> ſtellung (das Morgenblatt zu-<lb/> gleich mit der Nachmittagsaus-<lb/> gabe des vorherigen Tages)<lb/> für auswärts:<lb/> monatlich ....... <hi rendition="#aq">K</hi> 3.50<lb/> vierteljährig ...... „ 10.50<lb/> halbjährig ....... „ 21.—<lb/><hi rendition="#b">Für Deutſchland:</hi><lb/> vierteljährig Kreuzbandſendung<lb/><hi rendition="#aq">K</hi> 16.—.<lb/><hi rendition="#b">Länder des Weltpoſtvereines:</hi><lb/> vierteljährig Kreuzbandſendung<lb/><hi rendition="#aq">K</hi> 22.—.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docImprint> <docDate> <hi rendition="#b">Nr. 370 Wien, Montag den 12. 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Wie ſchwer freilich die erſteren<lb/> zu beſchaffen ſind, ergibt ſich aus dem Verpflichtungs-<lb/> verhältnis, das für den Miniſterpräſidenten Lukacs<lb/> durch die äußerlichen Erfolge des Grafen Stefan Tisza<lb/> entſtanden iſt, und daß auch in ſachlicher Beziehung<lb/> weitgehende Differenzen zwiſchen Regierungspartei und<lb/> Oppoſition klaffen, ergibt ſich aus dem, was man über<lb/> die Wahlreformpläne der Regierung vernimmt. Staats-<lb/> ſekretär Madaraſſy ſprach von der notwendigen<lb/> Sicherung des Einfluſſes der Intelligenz, eine Differen-<lb/> zierung im allgemeinen Wahlrecht, die erfahrungsgemäß<lb/> tatſächlich nicht zu einer ſtärkeren Geltendmachung der<lb/> gebildeten Schichten, ſondern nur zu einer Bevorzugung<lb/> induſtrieller Gebiete und einem Vorſprunge der ſozial-<lb/> demokratiſchen Wahlausſichten führt. Auf ein Miß-<lb/> verhältnis in der Verteilung des Wahlrechtes deuteten<lb/> ſchon die Grundzüge der Wahlreform hin, die das<lb/> Miniſterium Lukacs im vergangenen Frühjahr ver-<lb/> öffentlichte, und auf denſelben Fundamenten ſcheint<lb/> auch die Wahlreform zu ruhen, die das Miniſterium<lb/> im Herbſt dem Hauſe unterbreiten will: Beibehaltung<lb/> der öffentlichen Abſtimmung auf dem flachen Lande,<lb/> Zutritt zum Wahlrechte durch Bedingungen,<lb/> die leichter von der induſtriellen Bevölkerung<lb/> als von der ländlichen zu erfüllen ſind.<lb/> Dieſe Verſchlechterung des allgemeinen Wahlrechtes<lb/> bedeutet eine Benachteiligung der Nationalitäten,<lb/> da in den ungariſchen Induſtrieorten und Städten<lb/> weitaus das Magyarentum das Uebergewicht hat; es<lb/> iſt aber auch vom magyariſchen Standpunkte aus eine<lb/> bedenkliche Maßregel, da dieſe Methode den politiſchen<lb/> Schwerpunkt auf Gebiete verlegt, in denen ſich Um-<lb/> wälzungen raſcher vollziehen und der konſervative<lb/> Staatsgedanke ſchwächer wurzelt, als in den breiten<lb/> Schichten der mit der Scholle verknüpften Bevölkerung.<lb/> Die Juſthpartei, die namentlich ländliche Bevölkerung<lb/> vertritt, wird einem ſolchen Wahlreformentwurf vor-<lb/> ausſichtlich ſtark widerſtreben.</p><lb/> <p>Bisher eröffnet ſich der Verſtändigung mit der<lb/> Oppoſition nach keiner Richtung hin noch eine Tür.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 10. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Staatsſekretär im Finanzminiſterium Gabriel<lb/><hi rendition="#g">Madaraſſy</hi> hielt heute im Margittaer Wahlbezirke<lb/> ſeine Programmrede als Abgeordnetenkandidat. Er<lb/> ſagte, er ſtehe auf der Grundlage des Programms,<lb/> welches die Regierung ſeinerzeit bei der Vorſtellung im<lb/> Reichstage abgab. Er ſei ein unverbrüchlicher Anhänger<lb/> des 1867er Ausgleichs, auf deſſen Grundlage die Nation<lb/> ſeit einem halben Jahrhundert ſo rieſige Fortſchritte auf<lb/> allen Gebieten gemacht habe. Ein Stillſtand in dieſem<lb/> Fortſchritte ſei eingetreten, als die Oppoſition mit ihren<lb/> ſtaatsrechtlichen Forderungen zu weit gegangen ſei und<lb/> die Obſtruktion eingeſetzt habe, was die Ereigniſſe der<lb/> letzten Zeit zur Folge hatte. Redner wünſche innigſt,<lb/> daß im Parlament <hi rendition="#g">der Friede ſo bald als<lb/> möglich</hi> zuſtande komme, und hoffe, daß der Patrio-<lb/> tismus aller Parteien eine Grundlage finden werde,<lb/> auf welcher das Friedenswerk aufgebaut werden könne.<lb/> (Lebhafter Beifall.) Dieſer Friede ſei dringend<lb/> notwendig, da ſehr wichtige Aufgaben der<lb/> Löſung harren, darunter die <hi rendition="#g">Wahlreform,</hi><lb/> bei deren Ausarbeitung die Regierung bis zur<lb/> ſtatthaft weiteſten Grenze der demokratiſchen und<lb/> liberalen Richtung gehen wird, bis zu der Grenze,<lb/> welche ihr die Wahrung des einheitlichen<lb/> nationalen Charakters des ungariſchen Staates vor-<lb/> ſchreibt. (Beifall.) Die Regierung werde auch alle die-<lb/> jenigen, welche bisher <hi rendition="#g">außerhalb der<lb/> Schanzen der Verfaſſung</hi> ſtanden, in die-<lb/> ſelbe einbeziehen, doch müſſe der <hi rendition="#g">Einfluß der<lb/> Intelligenz</hi> auf die Angelegenheiten des Landes<lb/> geſichertwerden Red<supplied>n</supplied>er führt eine Reihe von Geſetzentwürfen<lb/> an, welche das Finanzminiſterium zur Beſſerung der<lb/> Finanzen des Landes vorlegen wird, darunter die Ab-<lb/> änderung des <hi rendition="#g">Penſions geſetzes,</hi> das Ins-<lb/><cb/> lebentreten <hi rendition="#g">neuer Steuergeſetze,</hi> die Reform<lb/> des Gebührengeſetzes, die neue Durchführung des<lb/> Kataſters, die Weiterentwicklung der Ackerbauwirtſchaft,<lb/> die Erhöhung der Tabakeinlöſung und die zielbewußte<lb/> Unterſtützung des Handels und des Gewerbes, beſon-<lb/> ders des Kleingewerbes.</p><lb/> <p>Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall auf-<lb/> genommen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Poincar<hi rendition="#aq">é</hi> in Petersburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Empfang beim Zaren in Peterhof.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Auszeichnung Poincar<hi rendition="#aq">é</hi>s.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 11. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Kaiſer <hi rendition="#g">Nikolaus</hi> und Kaiſerin <hi rendition="#g">Alexandra</hi><lb/> empfingen mittags im großen Palais zu <hi rendition="#g">Peterhof</hi><lb/> den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten <hi rendition="#g">Poincar<hi rendition="#aq">é.</hi> </hi><lb/> Nach dem Empfange verließ die Kaiſerin das Palais.</p><lb/> <p>Nachdem die Herren der Begleitung des Miniſter-<lb/> präſidenten Poincar<hi rendition="#aq">é</hi> dem Kaiſer vorgeſtellt worden<lb/> waren, wurde das Frühſtück ſerviert. Rechts vom Kaiſer<lb/> ſaß Poincar<hi rendition="#aq">é,</hi> links der franzöſiſche Botſchafter. Dem<lb/> Frühſtück waren ferner zugezogen: Miniſterpräſident<lb/><hi rendition="#g">Kokowzew,</hi> Miniſter des Aeußern <hi rendition="#g">Saſonow,</hi><lb/> der ruſſiſche Botſchafter in Paris <hi rendition="#g">Iswolski,</hi> die<lb/> Herren der Begleitung des franzöſiſchen Miniſter-<lb/> präſidenten und andere.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>Der <hi rendition="#g">Kaiſer hat Poincar<hi rendition="#aq">é</hi> den<lb/> Alexander-Newskiorden</hi> verliehen.<lb/><hi rendition="#b">Zapfenſtreich und Galavorſtellung in<lb/> Krasnoje-Selo.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 11. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Nachmittags fand im Lager von <hi rendition="#g">Krasnoje-<lb/> Selo</hi> in Gegenwart des <hi rendition="#g">Kaiſers,</hi> der <hi rendition="#g">Groß-<lb/> fürſten,</hi> des Miniſterpräſidenten <hi rendition="#g">Poincar<hi rendition="#aq">é,</hi> </hi> der<lb/> ruſſiſchen Miniſter ſowie der franzöſiſchen Offiziere ein<lb/><hi rendition="#g">Zapfenſtreich</hi> ſtatt. Abends gab Großfürſt<lb/><hi rendition="#g">Nicolai Nicolajewitſch</hi> zu Ehren Poincar<hi rendition="#aq">é</hi>s<lb/> ein Diner, woran auch Miniſterpräſident <hi rendition="#g">Kokowzew,</hi><lb/> Miniſter des Aeußern <hi rendition="#g">Saſonow,</hi> Kriegsminiſter<lb/><hi rendition="#g">Suchomlinow,</hi> die Hofwürdenträger und Bot-<lb/> ſchafter <hi rendition="#g">Iswolski</hi> teilnahmen.</p><lb/> <p>Sodann fand im Theater von <hi rendition="#g">Krasnoje<lb/> Selo</hi> eine <hi rendition="#g">Galavorſtellung</hi> ſtatt, der auch<lb/><hi rendition="#g">Kaiſer Nikolaus</hi> und die Großfürſten, ferner<lb/> die Herren der Begleitung des franzöſiſchen Miniſter-<lb/> präſidenten und die Offiziere des Kreuzers „Cond<hi rendition="#aq">é</hi>“<lb/> beiwohnten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Konferenzen Poincares mit Saſonow und<lb/> Kokowzew.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Empfang der franzöſiſchen Kolonie.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 11. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Der franzöſiſche Miniſterpräſident Poincar<hi rendition="#aq">é</hi> legte<lb/> geſtern am Grabe des <hi rendition="#g">Kaiſers Alexander</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> im Namen der franzöſiſchen Regierung einen <hi rendition="#g">Kranz</hi><lb/> nieder. Hierauf beſichtigte er das Volkshaus ſowie<lb/> die franzöſiſchen Wohltätigkeitsanſtalten. Nach<lb/> einem Frühſtücke, das der Miniſterpräſident<lb/> auf der franzöſiſchen Botſchaft einnahm,<lb/> hatte er eine <hi rendition="#g">einſtündige Unterredung</hi><lb/> mit dem ruſſiſchen Miniſter des Aeußern <hi rendition="#g">Saſonow</hi><lb/> und ſodann eine halbſtündige Konferenz mit dem<lb/> Miniſterpräſidenten <hi rendition="#g">Kokowzew,</hi> worauf er auf<lb/> den Botſchaften Beſuche abſtattete.</p><lb/> <p>Um 5 Uhr nachmittags empfing Miniſterpräſident<lb/> Poincar<hi rendition="#aq">é</hi> die <hi rendition="#g">franzöſiſche Kolonie.</hi> In ſeiner<lb/> Antwort auf die Anſprache des Präſidenten des<lb/> franzöſiſchen Wohltätigkeitsvereines, Darcy, betonte<lb/> Poincar<hi rendition="#aq">é,</hi> die franzöſiſche Kolonie bilde ein natürliches<lb/> Band zwiſchen Frankreich und Rußland.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Keine Aufrollung der Dardanellenfrage.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 10. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Die Nachricht eines auswärtigen Blattes, wonach<lb/> während der Anweſenheit des Miniſterpräſidenten Poin-<lb/> car<hi rendition="#aq">é</hi> in St. Petersburg die <hi rendition="#g">Dardanellenfrage</hi><lb/> werde <hi rendition="#g">aufgerollt</hi> werden, wird von <hi rendition="#g">amtlicher<lb/> ruſſiſcher Seite dementiert.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Dementi ruſſiſcher Anleiheabſichten.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 10. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Die St. Petersburger Telegraphenagentur meldet:<lb/> Im Zuſammenhange mit der Ankunft des Miniſter-<lb/> präſidenten <hi rendition="#g">Poincar<hi rendition="#aq">é</hi> </hi> verbreiteten ſich abermals<lb/> Gerüchte, die ruſſiſche Regierung wolle die Anweſen-<lb/> heit Poincar<hi rendition="#aq">é</hi>s zum <hi rendition="#g">Abſchluſſe von neuen<lb/><cb/> Staatsanleihen</hi> ausnützen, welche an-<lb/> geblich zur Durchführung des Flottenprogrammes und<lb/> für andere im franzöſiſch-ruſſiſchen Bündniſſe begrün-<lb/> dete Bedürfniſſe notwendig ſeien. Das Finanz-<lb/> miniſterium bezeichnet alle derartigen Gerüchte als<lb/><hi rendition="#g">vollkommen grundlos</hi> und erklärt ſie als<lb/><hi rendition="#g">müßige Erfindung.</hi> Das ruſſiſche Schatz-<lb/> amt bedürfe keiner Kräftigung durch neue<lb/> Anleihen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Abreiſe des öſterreichiſch-<lb/> ungariſchen Geſandten aus Tanger.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 11. Auguſt. (Privat.)</dateline><lb/> <p>Die „Voſſiſche Zeitung“ meldet aus <hi rendition="#g">Tanger:</hi><lb/> Der öſterreichiſch-ungariſche Geſandte von <hi rendition="#g">Calen-<lb/> berg</hi> iſt mit ſeiner Familie nach Auflöſung ſeines<lb/> Hausſtandes abgereiſt. Von den elf fremden Ge-<lb/> ſandten verbleiben nur der <hi rendition="#g">amerikaniſche</hi><lb/> und der <hi rendition="#g">portugieſiſche</hi> in Tanger. Wie die<lb/> „Depeche Marrocaine“ meldet, werden vorausſichtlich<lb/> weder der öſterreichiſche noch die anderen Geſandten<lb/> wieder zurückkehren, ſondern ſich durch <hi rendition="#g">Geſchäfts-<lb/> träger</hi> vertreten laſſen. Nach Regelung der maro-<lb/> kaniſchen Verhältniſſe ſollen die Geſandtſchaften in<lb/><hi rendition="#g">Generalkonſulate</hi> umgewandelt werden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Exploſion einer Höllenmaſchine<lb/> im öſterreichiſchen Poſtamt in<lb/> Saloniki.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Aus <hi rendition="#g">Saloniki</hi> kommt die Meldung von<lb/> einem gegen das dortige öſterreichiſch-ungariſche Poſt-<lb/> amt gerichteten Anſchlag, dem zwar glücklicherweiſe<lb/> keine Meaſchenleben zum Opfer gefallen ſind, deſſen<lb/> Ausführung jedoch bedenkliche Ausſichten für die Ent-<lb/> wicklung der Frage in Mazedonien eröffnet.</p><lb/> <p>Schon die in den letzten Wochen in verſchiedenen<lb/> Gegenden Mazedoniens verübten Attentate bulgariſcher<lb/> Banden deuteten auf ein Wiederaufleben der Propa-<lb/> ganda der Tat des revolutionären mazedoniſchen<lb/> Komitees hin, deſſen Beſtreben bekanntlich dahin geht,<lb/> durch ſeine in erſter Linie gegen die Mohammedaner<lb/> gerichteten Gewalttätigkeiten Repreſſalien gegen die<lb/> Chriſten in der Türkei hervorzurufen und dadurch<lb/> einen bewaffneten Konflikt der Türkei mit den Balkan-<lb/> ſtaaten oder das Eingreifen europäiſcher Mächte herbei-<lb/> zuführen. Der erſte Teil dieſes Programmes iſt erſt<lb/> kürzlich bei dem Bombenanſchlag in <hi rendition="#g">Kotſchana</hi> in<lb/> faſt vollkommener Weiſe geglückt, indem es hiedurch in<lb/> Katſchana und Umgebung zu einem Bulgarengemetzel kam,<lb/> das in Bulgarieu eine ungeheure Erregung hervorrief.<lb/> Zu dem erhofften bewaffneten Einſchreiten Bulgariens<lb/> kam es jedoch infolge der klugen Mäßigung der<lb/> bulgariſchen Regierung und der loyalen Haltung<lb/> der türkiſchen Regierung, die ſogleich eine<lb/> ſtrenge Unterſuchung einleitete, auch dies-<lb/> mal nicht, und das einzige Reſultat<lb/> des revolutionären Anſchlages des mazedoniſchen<lb/> Komitees war die Niedermetzlung von mehr als hundert<lb/> der eigenen Landsleute.</p><lb/> <p>Dieſer Mißerfolg ſcheint nun zu dem Verſuch ge-<lb/> führt zu haben, durch ein Attentat, das eine der<lb/> europäiſchen Großmächte in unmittelbare Mitleiden-<lb/> ſchaft zieht, das beabſichtigte Ziel zu erreichen. Dieſe<lb/> Erwartung des mazedoniſchen Komitees wird nun auch<lb/> in dieſem Falle getäuſcht werden und auch diesmal<lb/> wird der Erfolg nur der ſein, daß man in Europa die<lb/> ſtrengen Maßregeln, die die türkiſche Regierung<lb/> gegen die bulgariſchen Banden ergreifen wird,<lb/> als durchaus gerechtfertigt anſehen wird. Die Politik<lb/> der Gewalttaten, zu der das mazedoniſche Komitee wieder<lb/> zurückgekehrt iſt, wird nicht nur von einem großen Teil<lb/> der Bevölkerung des Königreiches Bulgarien ſelbſt ver-<lb/> urteilt, ſondern iſt nur geeignet, den mazedoniſchen<lb/> Bulgaren die Sympathien Europas zu rauben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Heftige Wirkung der Exploſion.<lb/> Zwei Beamte leicht verwundet.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Salouiki,</hi> 10. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Im öſterreichiſchen Poſtamte explodierte um<lb/> ½10 Uhr nachts eine <hi rendition="#g">Höllenmaſchine,</hi> die<lb/> durch unbekannte Täter eingeſchmuggelt worden war<lb/> Das Lokal wurde <hi rendition="#g">ſtark beſchädigt</hi> und die<lb/><hi rendition="#g">Einrichtung zerſtört.</hi> Die Poſtſachen blieben<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1/0001]
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Nr. 370 Wien, Montag den 12. Auguſt 1912. XIX. Jahrgang.
Friedenswünſche in Ungarn.
Im Margittaer Wahlbezirke hielt geſtern der
Staatsſekretär des ungariſchen Finanzminiſteriums
Madaraſſy eine Kandidatenrede als Reichstagswahl-
werber, in der er dem Wunſche nach einer Ver-
ſtändigung mit der Oppoſition ſehr warmen Ausdruck
verlieh. Er ſprach freilich über das Wichtigſte nicht, über
die Vorausſetzungen, die zu dieſer Verſtändigung führen.
Wie nun einmal die Dinge liegen, ſind dieſe perſönlicher
und ſachlicher Natur. Wie ſchwer freilich die erſteren
zu beſchaffen ſind, ergibt ſich aus dem Verpflichtungs-
verhältnis, das für den Miniſterpräſidenten Lukacs
durch die äußerlichen Erfolge des Grafen Stefan Tisza
entſtanden iſt, und daß auch in ſachlicher Beziehung
weitgehende Differenzen zwiſchen Regierungspartei und
Oppoſition klaffen, ergibt ſich aus dem, was man über
die Wahlreformpläne der Regierung vernimmt. Staats-
ſekretär Madaraſſy ſprach von der notwendigen
Sicherung des Einfluſſes der Intelligenz, eine Differen-
zierung im allgemeinen Wahlrecht, die erfahrungsgemäß
tatſächlich nicht zu einer ſtärkeren Geltendmachung der
gebildeten Schichten, ſondern nur zu einer Bevorzugung
induſtrieller Gebiete und einem Vorſprunge der ſozial-
demokratiſchen Wahlausſichten führt. Auf ein Miß-
verhältnis in der Verteilung des Wahlrechtes deuteten
ſchon die Grundzüge der Wahlreform hin, die das
Miniſterium Lukacs im vergangenen Frühjahr ver-
öffentlichte, und auf denſelben Fundamenten ſcheint
auch die Wahlreform zu ruhen, die das Miniſterium
im Herbſt dem Hauſe unterbreiten will: Beibehaltung
der öffentlichen Abſtimmung auf dem flachen Lande,
Zutritt zum Wahlrechte durch Bedingungen,
die leichter von der induſtriellen Bevölkerung
als von der ländlichen zu erfüllen ſind.
Dieſe Verſchlechterung des allgemeinen Wahlrechtes
bedeutet eine Benachteiligung der Nationalitäten,
da in den ungariſchen Induſtrieorten und Städten
weitaus das Magyarentum das Uebergewicht hat; es
iſt aber auch vom magyariſchen Standpunkte aus eine
bedenkliche Maßregel, da dieſe Methode den politiſchen
Schwerpunkt auf Gebiete verlegt, in denen ſich Um-
wälzungen raſcher vollziehen und der konſervative
Staatsgedanke ſchwächer wurzelt, als in den breiten
Schichten der mit der Scholle verknüpften Bevölkerung.
Die Juſthpartei, die namentlich ländliche Bevölkerung
vertritt, wird einem ſolchen Wahlreformentwurf vor-
ausſichtlich ſtark widerſtreben.
Bisher eröffnet ſich der Verſtändigung mit der
Oppoſition nach keiner Richtung hin noch eine Tür.
Budapeſt, 10. Auguſt.
Staatsſekretär im Finanzminiſterium Gabriel
Madaraſſy hielt heute im Margittaer Wahlbezirke
ſeine Programmrede als Abgeordnetenkandidat. Er
ſagte, er ſtehe auf der Grundlage des Programms,
welches die Regierung ſeinerzeit bei der Vorſtellung im
Reichstage abgab. Er ſei ein unverbrüchlicher Anhänger
des 1867er Ausgleichs, auf deſſen Grundlage die Nation
ſeit einem halben Jahrhundert ſo rieſige Fortſchritte auf
allen Gebieten gemacht habe. Ein Stillſtand in dieſem
Fortſchritte ſei eingetreten, als die Oppoſition mit ihren
ſtaatsrechtlichen Forderungen zu weit gegangen ſei und
die Obſtruktion eingeſetzt habe, was die Ereigniſſe der
letzten Zeit zur Folge hatte. Redner wünſche innigſt,
daß im Parlament der Friede ſo bald als
möglich zuſtande komme, und hoffe, daß der Patrio-
tismus aller Parteien eine Grundlage finden werde,
auf welcher das Friedenswerk aufgebaut werden könne.
(Lebhafter Beifall.) Dieſer Friede ſei dringend
notwendig, da ſehr wichtige Aufgaben der
Löſung harren, darunter die Wahlreform,
bei deren Ausarbeitung die Regierung bis zur
ſtatthaft weiteſten Grenze der demokratiſchen und
liberalen Richtung gehen wird, bis zu der Grenze,
welche ihr die Wahrung des einheitlichen
nationalen Charakters des ungariſchen Staates vor-
ſchreibt. (Beifall.) Die Regierung werde auch alle die-
jenigen, welche bisher außerhalb der
Schanzen der Verfaſſung ſtanden, in die-
ſelbe einbeziehen, doch müſſe der Einfluß der
Intelligenz auf die Angelegenheiten des Landes
geſichertwerden Redner führt eine Reihe von Geſetzentwürfen
an, welche das Finanzminiſterium zur Beſſerung der
Finanzen des Landes vorlegen wird, darunter die Ab-
änderung des Penſions geſetzes, das Ins-
lebentreten neuer Steuergeſetze, die Reform
des Gebührengeſetzes, die neue Durchführung des
Kataſters, die Weiterentwicklung der Ackerbauwirtſchaft,
die Erhöhung der Tabakeinlöſung und die zielbewußte
Unterſtützung des Handels und des Gewerbes, beſon-
ders des Kleingewerbes.
Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall auf-
genommen.
Poincaré in Petersburg.
Der Empfang beim Zaren in Peterhof.
Auszeichnung Poincarés.
St. Petersburg, 11. Auguſt.
Kaiſer Nikolaus und Kaiſerin Alexandra
empfingen mittags im großen Palais zu Peterhof
den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Poincaré.
Nach dem Empfange verließ die Kaiſerin das Palais.
Nachdem die Herren der Begleitung des Miniſter-
präſidenten Poincaré dem Kaiſer vorgeſtellt worden
waren, wurde das Frühſtück ſerviert. Rechts vom Kaiſer
ſaß Poincaré, links der franzöſiſche Botſchafter. Dem
Frühſtück waren ferner zugezogen: Miniſterpräſident
Kokowzew, Miniſter des Aeußern Saſonow,
der ruſſiſche Botſchafter in Paris Iswolski, die
Herren der Begleitung des franzöſiſchen Miniſter-
präſidenten und andere.
Der Kaiſer hat Poincaré den
Alexander-Newskiorden verliehen.
Zapfenſtreich und Galavorſtellung in
Krasnoje-Selo.
Petersburg, 11. Auguſt.
Nachmittags fand im Lager von Krasnoje-
Selo in Gegenwart des Kaiſers, der Groß-
fürſten, des Miniſterpräſidenten Poincaré, der
ruſſiſchen Miniſter ſowie der franzöſiſchen Offiziere ein
Zapfenſtreich ſtatt. Abends gab Großfürſt
Nicolai Nicolajewitſch zu Ehren Poincarés
ein Diner, woran auch Miniſterpräſident Kokowzew,
Miniſter des Aeußern Saſonow, Kriegsminiſter
Suchomlinow, die Hofwürdenträger und Bot-
ſchafter Iswolski teilnahmen.
Sodann fand im Theater von Krasnoje
Selo eine Galavorſtellung ſtatt, der auch
Kaiſer Nikolaus und die Großfürſten, ferner
die Herren der Begleitung des franzöſiſchen Miniſter-
präſidenten und die Offiziere des Kreuzers „Condé“
beiwohnten.
Konferenzen Poincares mit Saſonow und
Kokowzew.
Empfang der franzöſiſchen Kolonie.
St. Petersburg, 11. Auguſt.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Poincaré legte
geſtern am Grabe des Kaiſers Alexander III.
im Namen der franzöſiſchen Regierung einen Kranz
nieder. Hierauf beſichtigte er das Volkshaus ſowie
die franzöſiſchen Wohltätigkeitsanſtalten. Nach
einem Frühſtücke, das der Miniſterpräſident
auf der franzöſiſchen Botſchaft einnahm,
hatte er eine einſtündige Unterredung
mit dem ruſſiſchen Miniſter des Aeußern Saſonow
und ſodann eine halbſtündige Konferenz mit dem
Miniſterpräſidenten Kokowzew, worauf er auf
den Botſchaften Beſuche abſtattete.
Um 5 Uhr nachmittags empfing Miniſterpräſident
Poincaré die franzöſiſche Kolonie. In ſeiner
Antwort auf die Anſprache des Präſidenten des
franzöſiſchen Wohltätigkeitsvereines, Darcy, betonte
Poincaré, die franzöſiſche Kolonie bilde ein natürliches
Band zwiſchen Frankreich und Rußland.
Keine Aufrollung der Dardanellenfrage.
St. Petersburg, 10. Auguſt.
Die Nachricht eines auswärtigen Blattes, wonach
während der Anweſenheit des Miniſterpräſidenten Poin-
caré in St. Petersburg die Dardanellenfrage
werde aufgerollt werden, wird von amtlicher
ruſſiſcher Seite dementiert.
Dementi ruſſiſcher Anleiheabſichten.
St. Petersburg, 10. Auguſt.
Die St. Petersburger Telegraphenagentur meldet:
Im Zuſammenhange mit der Ankunft des Miniſter-
präſidenten Poincaré verbreiteten ſich abermals
Gerüchte, die ruſſiſche Regierung wolle die Anweſen-
heit Poincarés zum Abſchluſſe von neuen
Staatsanleihen ausnützen, welche an-
geblich zur Durchführung des Flottenprogrammes und
für andere im franzöſiſch-ruſſiſchen Bündniſſe begrün-
dete Bedürfniſſe notwendig ſeien. Das Finanz-
miniſterium bezeichnet alle derartigen Gerüchte als
vollkommen grundlos und erklärt ſie als
müßige Erfindung. Das ruſſiſche Schatz-
amt bedürfe keiner Kräftigung durch neue
Anleihen.
Abreiſe des öſterreichiſch-
ungariſchen Geſandten aus Tanger.
Berlin, 11. Auguſt. (Privat.)
Die „Voſſiſche Zeitung“ meldet aus Tanger:
Der öſterreichiſch-ungariſche Geſandte von Calen-
berg iſt mit ſeiner Familie nach Auflöſung ſeines
Hausſtandes abgereiſt. Von den elf fremden Ge-
ſandten verbleiben nur der amerikaniſche
und der portugieſiſche in Tanger. Wie die
„Depeche Marrocaine“ meldet, werden vorausſichtlich
weder der öſterreichiſche noch die anderen Geſandten
wieder zurückkehren, ſondern ſich durch Geſchäfts-
träger vertreten laſſen. Nach Regelung der maro-
kaniſchen Verhältniſſe ſollen die Geſandtſchaften in
Generalkonſulate umgewandelt werden.
Exploſion einer Höllenmaſchine
im öſterreichiſchen Poſtamt in
Saloniki.
Aus Saloniki kommt die Meldung von
einem gegen das dortige öſterreichiſch-ungariſche Poſt-
amt gerichteten Anſchlag, dem zwar glücklicherweiſe
keine Meaſchenleben zum Opfer gefallen ſind, deſſen
Ausführung jedoch bedenkliche Ausſichten für die Ent-
wicklung der Frage in Mazedonien eröffnet.
Schon die in den letzten Wochen in verſchiedenen
Gegenden Mazedoniens verübten Attentate bulgariſcher
Banden deuteten auf ein Wiederaufleben der Propa-
ganda der Tat des revolutionären mazedoniſchen
Komitees hin, deſſen Beſtreben bekanntlich dahin geht,
durch ſeine in erſter Linie gegen die Mohammedaner
gerichteten Gewalttätigkeiten Repreſſalien gegen die
Chriſten in der Türkei hervorzurufen und dadurch
einen bewaffneten Konflikt der Türkei mit den Balkan-
ſtaaten oder das Eingreifen europäiſcher Mächte herbei-
zuführen. Der erſte Teil dieſes Programmes iſt erſt
kürzlich bei dem Bombenanſchlag in Kotſchana in
faſt vollkommener Weiſe geglückt, indem es hiedurch in
Katſchana und Umgebung zu einem Bulgarengemetzel kam,
das in Bulgarieu eine ungeheure Erregung hervorrief.
Zu dem erhofften bewaffneten Einſchreiten Bulgariens
kam es jedoch infolge der klugen Mäßigung der
bulgariſchen Regierung und der loyalen Haltung
der türkiſchen Regierung, die ſogleich eine
ſtrenge Unterſuchung einleitete, auch dies-
mal nicht, und das einzige Reſultat
des revolutionären Anſchlages des mazedoniſchen
Komitees war die Niedermetzlung von mehr als hundert
der eigenen Landsleute.
Dieſer Mißerfolg ſcheint nun zu dem Verſuch ge-
führt zu haben, durch ein Attentat, das eine der
europäiſchen Großmächte in unmittelbare Mitleiden-
ſchaft zieht, das beabſichtigte Ziel zu erreichen. Dieſe
Erwartung des mazedoniſchen Komitees wird nun auch
in dieſem Falle getäuſcht werden und auch diesmal
wird der Erfolg nur der ſein, daß man in Europa die
ſtrengen Maßregeln, die die türkiſche Regierung
gegen die bulgariſchen Banden ergreifen wird,
als durchaus gerechtfertigt anſehen wird. Die Politik
der Gewalttaten, zu der das mazedoniſche Komitee wieder
zurückgekehrt iſt, wird nicht nur von einem großen Teil
der Bevölkerung des Königreiches Bulgarien ſelbſt ver-
urteilt, ſondern iſt nur geeignet, den mazedoniſchen
Bulgaren die Sympathien Europas zu rauben.
Heftige Wirkung der Exploſion.
Zwei Beamte leicht verwundet.
Salouiki, 10. Auguſt.
Im öſterreichiſchen Poſtamte explodierte um
½10 Uhr nachts eine Höllenmaſchine, die
durch unbekannte Täter eingeſchmuggelt worden war
Das Lokal wurde ſtark beſchädigt und die
Einrichtung zerſtört. Die Poſtſachen blieben
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