[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Uranie Coeli motus, atq[unleserliches Material]ue Astra notavit: Comica vita tibi est, moresq[unleserliches Material] Thalia reperti. Das ist: CAlliope erfindt die grossen Helden-Lieder: Draus in ihr Harffen-Spiel erreget ihre Glieder: Der Clio Mund ist hold/ indem sie selbst drein singt / Euterpe Trauer-Chon die Herzen kräfftig zwingt: Melpomene bringt auf die wunderbare Leyer / so mehr als lieblich ist: Hingegen ist was freyer Terpsichoren ihr Mund/ ihr Himmel-gleicher Thon beschmeichelt Ohr und Hertz/ und trägt den Preiß davon: Wie in Olympus-Reich die grossen Götter singen / das hat uns Erato vermocht herab zu bringen. Die rechte Melodey der Lieder setzet auf Polymnia mit Fleiß/ und schaffet sie zu Hauff: Dem schönen Himmels-Kind Uranien beliebet der kluge Himmels-Lauff/ der den Verstand uns giebet: Thalia wartet ab dem Schau-Platz und dem Spiel / so nutz und lehrreich ist/ und giebt dem Wercke Ziel. Wodurch die Poeten nichts anders/ als die Wissenschafften/ Tugenden/ Erbarkeit / und den ehrlichen Nahmen/ welche alle durch das Gedächtnüß erhalten/ von Zeiten zu Zeiten fortgesetzet/ und erlernet werden/ verstehen. Wie nun die viehische Freude in Fressen und Sauffen/ in Müssiggange und Wollüsten/ in Schlaffen/ und Buhlen/ wodurch des Menschen Seele ersticket wird/ beruhet / und nichts als Schmertzen/ Verlust/ und endlich das ewige Verderben nach sich ziehet: Also bildet uns die Calliope. Calliope durch ihre Poesi und beredten Mund der Tugend Lob in Wercken ab. Sie erfindet die schönsten Gesänge/ und mit denenselben erfrischt Sie unser Gehirne/ und bringet dadurch Götter/ un Menschen zur Vergnügsamkeit. Wir würden nicht Menschen sonder Götter seyn/ wann Gedächtnüß so viel als das ihrige zu behalten vermöchte: Sie treibet uns zu herrlichen Thaten/ und muntert uns stets zu was guten auff. Wer bey ihr Raht suchet/ dem begegnet sie mit Verstande: Wer mit Ihr umbgehet/ der rühmet Ihre Sanfftmüthigkeit: Clio. Sie ist milde von Gaben/ mässigen Lebens/ aufrichtigen Wandels/ gewissen Versprechens/ und standhafftigen Schlusses. Ihr folget Clio, welche die Ehre für die gröste Glück-Seligkeit schätzet/ so da in Erkäntnüß der Wissenschafften bestehet: Denn sie pfleget sich dergleichen keiner zu ergeben / darvon sie nicht Ehre und Ruhm zu erjagen verhoffet. Sie hält als eine kluge Musa das für Menschlichen Augen Hochgeachtete für Hinfallend/ das Grosse für kleinschätzig/ und das Beständigste für unbeständig/ ohne allein die Erkäntnüß besagter Wissenschafften. Die Poeten geben vor/ als ob Sie zweene Söhne / nämlich den Jalemum und Hymenaeum gehabt/ deren Erster sich stets der traurigen Lieder/ und der Ander der Lustigen beflissen/ wodurch das corrupte Sprichwort: Es laufft alles auf ein Lami hinaus/ entstanden und dabey angezeiget: daß denen jenigen/ welche nach Ehre/ Ruhm uud Wissenschafften streben/ nicht allein die Frölichkeit/ sondern zuweilen auch die Traurigkeit/ das ist/ mancher sanrer Wind der Widerwärtigkeit/ unter die Eurerpe. Augen zu treten pflege. Der Euterpe leget man die Betrachtung geschehener Dinge und Erwegung natürlicher Eigenschafften/ insonderheit die Ma- Uranie Coeli motus, atq[unleserliches Material]ue Astra notavit: Comica vita tibi est, moresq[unleserliches Material] Thalia reperti. Das ist: CAlliope erfindt die grossen Helden-Lieder: Draus in ihr Harffen-Spiel erreget ihre Glieder: Der Clio Mund ist hold/ indem sie selbst drein singt / Euterpe Trauer-Chon die Herzen kräfftig zwingt: Melpomene bringt auf die wunderbare Leyer / so mehr als lieblich ist: Hingegen ist was freyer Terpsichoren ihr Mund/ ihr Himmel-gleicher Thon beschmeichelt Ohr und Hertz/ und trägt den Preiß davon: Wie in Olympus-Reich die grossen Götter singen / das hat uns Erato vermocht herab zu bringen. Die rechte Melodey der Lieder setzet auf Polymnia mit Fleiß/ und schaffet sie zu Hauff: Dem schönen Himmels-Kind Uranien beliebet der kluge Himmels-Lauff/ der den Verstand uns giebet: Thalia wartet ab dem Schau-Platz und dem Spiel / so nutz und lehrreich ist/ und giebt dem Wercke Ziel. Wodurch die Poeten nichts anders/ als die Wissenschafften/ Tugenden/ Erbarkeit / und den ehrlichen Nahmen/ welche alle durch das Gedächtnüß erhalten/ von Zeiten zu Zeiten fortgesetzet/ und erlernet werden/ verstehen. Wie nun die viehische Freude in Fressen und Sauffen/ in Müssiggange und Wollüsten/ in Schlaffen/ und Buhlen/ wodurch des Menschen Seele ersticket wird/ beruhet / und nichts als Schmertzen/ Verlust/ und endlich das ewige Verderben nach sich ziehet: Also bildet uns die Calliope. Calliope durch ihre Poësi und beredten Mund der Tugend Lob in Wercken ab. Sie erfindet die schönsten Gesänge/ und mit denenselben erfrischt Sie unser Gehirne/ und bringet dadurch Götter/ un Menschen zur Vergnügsamkeit. Wir würden nicht Menschen sonder Götter seyn/ wann Gedächtnüß so viel als das ihrige zu behalten vermöchte: Sie treibet uns zu herrlichen Thaten/ und muntert uns stets zu was guten auff. Wer bey ihr Raht suchet/ dem begegnet sie mit Verstande: Wer mit Ihr umbgehet/ der rühmet Ihre Sanfftmüthigkeit: Clio. Sie ist milde von Gaben/ mässigen Lebens/ aufrichtigen Wandels/ gewissen Versprechens/ und standhafftigen Schlusses. Ihr folget Clio, welche die Ehre für die gröste Glück-Seligkeit schätzet/ so da in Erkäntnüß der Wissenschafften bestehet: Denn sie pfleget sich dergleichen keiner zu ergeben / darvon sie nicht Ehre und Ruhm zu erjagen verhoffet. Sie hält als eine kluge Musa das für Menschlichen Augen Hochgeachtete für Hinfallend/ das Grosse für kleinschätzig/ und das Beständigste für unbeständig/ ohne allein die Erkäntnüß besagter Wissenschafften. Die Poeten geben vor/ als ob Sie zweene Söhne / nämlich den Jalemum und Hymenaeum gehabt/ deren Erster sich stets der traurigen Lieder/ und der Ander der Lustigen beflissen/ wodurch das corrupte Sprichwort: Es laufft alles auf ein Lami hinaus/ entstanden und dabey angezeiget: daß denen jenigen/ welche nach Ehre/ Ruhm uud Wissenschafften streben/ nicht allein die Frölichkeit/ sondern zuweilen auch die Traurigkeit/ das ist/ mancher sanrer Wind der Widerwärtigkeit/ unter die Eurerpe. Augen zu treten pflege. Der Euterpe leget man die Betrachtung geschehener Dinge und Erwegung natürlicher Eigenschafften/ insonderheit die Ma- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0135" n="123"/> <p>Uranie Coeli motus, atq<gap reason="illegible"/>ue Astra notavit:</p> <p>Comica vita tibi est, moresq<gap reason="illegible"/> Thalia reperti.</p> <p>Das ist:</p> <p>CAlliope erfindt die grossen Helden-Lieder:</p> <p>Draus in ihr Harffen-Spiel erreget ihre Glieder:</p> <p>Der Clio Mund ist hold/ indem sie selbst drein singt /</p> <p>Euterpe Trauer-Chon die Herzen kräfftig zwingt:</p> <p>Melpomene bringt auf die wunderbare Leyer /</p> <p>so mehr als lieblich ist: Hingegen ist was freyer</p> <p>Terpsichoren ihr Mund/ ihr Himmel-gleicher Thon</p> <p>beschmeichelt Ohr und Hertz/ und trägt den Preiß davon:</p> <p>Wie in Olympus-Reich die grossen Götter singen /</p> <p>das hat uns Erato vermocht herab zu bringen.</p> <p>Die rechte Melodey der Lieder setzet auf</p> <p>Polymnia mit Fleiß/ und schaffet sie zu Hauff:</p> <p>Dem schönen Himmels-Kind Uranien beliebet</p> <p>der kluge Himmels-Lauff/ der den Verstand uns giebet:</p> <p>Thalia wartet ab dem Schau-Platz und dem Spiel /</p> <p>so nutz und lehrreich ist/ und giebt dem Wercke Ziel.</p> <p>Wodurch die Poeten nichts anders/ als die Wissenschafften/ Tugenden/ Erbarkeit / und den ehrlichen Nahmen/ welche alle durch das Gedächtnüß erhalten/ von Zeiten zu Zeiten fortgesetzet/ und erlernet werden/ verstehen. Wie nun die viehische Freude in Fressen und Sauffen/ in Müssiggange und Wollüsten/ in Schlaffen/ und Buhlen/ wodurch des Menschen Seele ersticket wird/ beruhet / und nichts als Schmertzen/ Verlust/ und endlich das ewige Verderben nach sich ziehet: Also bildet uns die <note place="right">Calliope.</note> Calliope durch ihre Poësi und beredten Mund der Tugend Lob in Wercken ab. Sie erfindet die schönsten Gesänge/ und mit denenselben erfrischt Sie unser Gehirne/ und bringet dadurch Götter/ un Menschen zur Vergnügsamkeit. Wir würden nicht Menschen sonder Götter seyn/ wann Gedächtnüß so viel als das ihrige zu behalten vermöchte: Sie treibet uns zu herrlichen Thaten/ und muntert uns stets zu was guten auff. Wer bey ihr Raht suchet/ dem begegnet sie mit Verstande: Wer mit Ihr umbgehet/ der rühmet Ihre Sanfftmüthigkeit: <note place="right">Clio.</note> Sie ist milde von Gaben/ mässigen Lebens/ aufrichtigen Wandels/ gewissen Versprechens/ und standhafftigen Schlusses. Ihr folget Clio, welche die Ehre für die gröste Glück-Seligkeit schätzet/ so da in Erkäntnüß der Wissenschafften bestehet: Denn sie pfleget sich dergleichen keiner zu ergeben / darvon sie nicht Ehre und Ruhm zu erjagen verhoffet. Sie hält als eine kluge Musa das für Menschlichen Augen Hochgeachtete für Hinfallend/ das Grosse für kleinschätzig/ und das Beständigste für unbeständig/ ohne allein die Erkäntnüß besagter Wissenschafften. Die Poeten geben vor/ als ob Sie zweene Söhne / nämlich den Jalemum und Hymenaeum gehabt/ deren Erster sich stets der traurigen Lieder/ und der Ander der Lustigen beflissen/ wodurch das corrupte Sprichwort: Es laufft alles auf ein Lami hinaus/ entstanden und dabey angezeiget: daß denen jenigen/ welche nach Ehre/ Ruhm uud Wissenschafften streben/ nicht allein die Frölichkeit/ sondern zuweilen auch die Traurigkeit/ das ist/ mancher sanrer Wind der Widerwärtigkeit/ unter die <note place="right">Eurerpe.</note> Augen zu treten pflege. Der Euterpe leget man die Betrachtung geschehener Dinge und Erwegung natürlicher Eigenschafften/ insonderheit die Ma- </p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0135]
Uranie Coeli motus, atq_ ue Astra notavit:
Comica vita tibi est, moresq_ Thalia reperti.
Das ist:
CAlliope erfindt die grossen Helden-Lieder:
Draus in ihr Harffen-Spiel erreget ihre Glieder:
Der Clio Mund ist hold/ indem sie selbst drein singt /
Euterpe Trauer-Chon die Herzen kräfftig zwingt:
Melpomene bringt auf die wunderbare Leyer /
so mehr als lieblich ist: Hingegen ist was freyer
Terpsichoren ihr Mund/ ihr Himmel-gleicher Thon
beschmeichelt Ohr und Hertz/ und trägt den Preiß davon:
Wie in Olympus-Reich die grossen Götter singen /
das hat uns Erato vermocht herab zu bringen.
Die rechte Melodey der Lieder setzet auf
Polymnia mit Fleiß/ und schaffet sie zu Hauff:
Dem schönen Himmels-Kind Uranien beliebet
der kluge Himmels-Lauff/ der den Verstand uns giebet:
Thalia wartet ab dem Schau-Platz und dem Spiel /
so nutz und lehrreich ist/ und giebt dem Wercke Ziel.
Wodurch die Poeten nichts anders/ als die Wissenschafften/ Tugenden/ Erbarkeit / und den ehrlichen Nahmen/ welche alle durch das Gedächtnüß erhalten/ von Zeiten zu Zeiten fortgesetzet/ und erlernet werden/ verstehen. Wie nun die viehische Freude in Fressen und Sauffen/ in Müssiggange und Wollüsten/ in Schlaffen/ und Buhlen/ wodurch des Menschen Seele ersticket wird/ beruhet / und nichts als Schmertzen/ Verlust/ und endlich das ewige Verderben nach sich ziehet: Also bildet uns die Calliope durch ihre Poësi und beredten Mund der Tugend Lob in Wercken ab. Sie erfindet die schönsten Gesänge/ und mit denenselben erfrischt Sie unser Gehirne/ und bringet dadurch Götter/ un Menschen zur Vergnügsamkeit. Wir würden nicht Menschen sonder Götter seyn/ wann Gedächtnüß so viel als das ihrige zu behalten vermöchte: Sie treibet uns zu herrlichen Thaten/ und muntert uns stets zu was guten auff. Wer bey ihr Raht suchet/ dem begegnet sie mit Verstande: Wer mit Ihr umbgehet/ der rühmet Ihre Sanfftmüthigkeit: Sie ist milde von Gaben/ mässigen Lebens/ aufrichtigen Wandels/ gewissen Versprechens/ und standhafftigen Schlusses. Ihr folget Clio, welche die Ehre für die gröste Glück-Seligkeit schätzet/ so da in Erkäntnüß der Wissenschafften bestehet: Denn sie pfleget sich dergleichen keiner zu ergeben / darvon sie nicht Ehre und Ruhm zu erjagen verhoffet. Sie hält als eine kluge Musa das für Menschlichen Augen Hochgeachtete für Hinfallend/ das Grosse für kleinschätzig/ und das Beständigste für unbeständig/ ohne allein die Erkäntnüß besagter Wissenschafften. Die Poeten geben vor/ als ob Sie zweene Söhne / nämlich den Jalemum und Hymenaeum gehabt/ deren Erster sich stets der traurigen Lieder/ und der Ander der Lustigen beflissen/ wodurch das corrupte Sprichwort: Es laufft alles auf ein Lami hinaus/ entstanden und dabey angezeiget: daß denen jenigen/ welche nach Ehre/ Ruhm uud Wissenschafften streben/ nicht allein die Frölichkeit/ sondern zuweilen auch die Traurigkeit/ das ist/ mancher sanrer Wind der Widerwärtigkeit/ unter die Augen zu treten pflege. Der Euterpe leget man die Betrachtung geschehener Dinge und Erwegung natürlicher Eigenschafften/ insonderheit die Ma-
Calliope.
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