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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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ten-Spieler hergekommen wären. Gleichwie nun keine Erfindung niemahls ihr Werck in rechter Vollkommenheit fürgestellet: Also hat sonder Zweiffel auch die Music ohne sonderbare Anmuhtigkeit lange verborgen gelegen/ bis sie/ wie man siehet/ auf den höchsten Gipfel der Vollkommenheit gestiegen. Solche aber noch desto leichter zu machen/ erfand An. Christi 1030. Cranzius. ein Münch Nahmens Guido die Scalam Musicam, vermittelst welcher er den Thon an den Fingern zu unterscheiden lehrete/ und gebrauchte sich hierzu der Syllben aus einem Gesange/ darinnen Sanct Johannes angeruffen wurde:

Ut qveant laxis

REsonare fibris

MIra gestorum

FAmuli tuorum,

SOlve polluti

LAbii reatum,

Sancte Johannes.

Kircher. Musurgia. lib. 2. c. 5. Dergleichen Thon/ so ebenfalls auf- und absteiget/ soll von einem Thiere in America, welches man wegen seiner Faulheit Haut nennet/ und an der Grösse wie eine Katze/ auch gehöret werden/ indem dasselbe die Scalam ut, re, mi, vollkömmlich auf- und absteigen/ also/ daß es zwischen iedem Thone ein wenig an sich anhalten solle. Nebenst diesem finden sich bey Idem lib. 5. c. 5. der Music vier Stimmen/ welche mit den vier Elementen ziemlich überein kommen: Der Discant vergleichet sich dem Feuer/ welches stets die Höhe suchet/ und sich an das Niedrige nicht binden lässet: Der Alt der Lufft/ die aus Feuchte und Wärme bestehet: Der Tenor dem Wasser: Der Bass der Erde. Vorzeiten ward die Music in solchem Werth gehalten/ daß es auch deme/ der sie nicht verstund/ für die gröste Schande gehalten wurde/ immassen man sich derselben bey allen Zusammenkunfften bedienete. Denn Isidorus Orig. lib. 2. c. 15. wie man bey dem Gottes-Dienste sonderliche Gesänge hatte/ welche man Hymnos nennete: Also gebrauchte man sich auch bey Hochzeiten der (Hymenaei, Threni, Lamenta) Hymenaeorum, bey denen Leichen-Bestattungen der Threnorum, und Lamentorum. Die Alten/ absonderlich die Griechen/ wenn sie dem Apollini opferten/ pflegten auf Musicalische Weise zu singen/ der Helden Homerus. ihre tapfere Thaten hinauszustreichen/ und zu sagen: Es hätten die Ungelehrten keines Wegs mit der Music etwas zu schaffen/ denn dieselbe wäre so anmuthig/ daß sie alles mit ihrer Lieblichkeit zur Bewegung brächte. Philostrat[unleserliches Material]9. Sie benehme den Traurigen ihre Traurigkeit/ machte die Liebhabenden verschlagen/ ermunterte die Betrübten/ erweckte Göttliche Andacht/ schickte sich in alle Gemüther/ und wäre ein beständiger Schatz. Isidorus. Ohne ihr wäre keine Disciplin vollkommen / und die Götter könten nicht eher/ Quintilianus lib. I. institur. Aulus Gellius. als durch sie versöhnet werden. Die alten Römer bedienten sich bey ihren Gast-Gebothen des Saiten-Spiels/ und die Griechen der Instrumental-Music, die Lacedaemonier aber führeten an Statt der Trommeln und Trompeten mit sich ihre Leyern und Cythern/ die Lydier ihre Pfeiffen/ die Amazones ihre Schalmeyen/ und wenn die Städte in Martianus. Griechenland Gesetze ordneten/ liessen sie Solche mit einer Leyer publiciren: Clinias Pythagoricus, wenn er am hefftigsten erzürnt/ nahm seine Horatius. Citharra zur Hand und schluge darauf/ wann man Ihn aber fragte/ was er mache/ gab er zur Antwort: er kühle sich abe: Man lieset/ daß Amphion Beroaldus. die wilden Menschen zur Freundlichkeit/ und Pythagoras einen rasenden Menschen durch den Gesang zur Vernunfft/ die Elephanten mit

ten-Spieler hergekommen wären. Gleichwie nun keine Erfindung niemahls ihr Werck in rechter Vollkommenheit fürgestellet: Also hat sonder Zweiffel auch die Music ohne sonderbare Anmuhtigkeit lange verborgen gelegen/ bis sie/ wie man siehet/ auf den höchsten Gipfel der Vollkommenheit gestiegen. Solche aber noch desto leichter zu machen/ erfand An. Christi 1030. Cranzius. ein Münch Nahmens Guido die Scalam Musicam, vermittelst welcher er den Thon an den Fingern zu unterscheiden lehrete/ und gebrauchte sich hierzu der Syllben aus einem Gesange/ darinnen Sanct Johannes angeruffen wurde:

Ut qveant laxis

REsonare fibris

MIra gestorum

FAmuli tuorum,

SOlve polluti

LAbii reatum,

Sancte Johannes.

Kircher. Musurgia. lib. 2. c. 5. Dergleichen Thon/ so ebenfalls auf- und absteiget/ soll von einem Thiere in Americâ, welches man wegen seiner Faulheit Haut nennet/ und an der Grösse wie eine Katze/ auch gehöret werden/ indem dasselbe die Scalam ut, re, mi, vollkömmlich auf- und absteigen/ also/ daß es zwischen iedem Thone ein wenig an sich anhalten solle. Nebenst diesem finden sich bey Idem lib. 5. c. 5. der Music vier Stimmen/ welche mit den vier Elementen ziemlich überein kommen: Der Discant vergleichet sich dem Feuer/ welches stets die Höhe suchet/ und sich an das Niedrige nicht binden lässet: Der Alt der Lufft/ die aus Feuchte und Wärme bestehet: Der Tenor dem Wasser: Der Bass der Erde. Vorzeiten ward die Music in solchem Werth gehalten/ daß es auch deme/ der sie nicht verstund/ für die gröste Schande gehalten wurde/ immassen man sich derselben bey allen Zusammenkunfften bedienete. Denn Isidorus Orig. lib. 2. c. 15. wie man bey dem Gottes-Dienste sonderliche Gesänge hatte/ welche man Hymnos nennete: Also gebrauchte man sich auch bey Hochzeiten der (Hymenaei, Threni, Lamenta) Hymenaeorum, bey denen Leichen-Bestattungen der Threnorum, und Lamentorum. Die Alten/ absonderlich die Griechen/ wenn sie dem Apollini opferten/ pflegten auf Musicalische Weise zu singen/ der Helden Homerus. ihre tapfere Thaten hinauszustreichen/ und zu sagen: Es hätten die Ungelehrten keines Wegs mit der Music etwas zu schaffen/ denn dieselbe wäre so anmuthig/ daß sie alles mit ihrer Lieblichkeit zur Bewegung brächte. Philostrat[unleserliches Material]9. Sie benehme den Traurigen ihre Traurigkeit/ machte die Liebhabenden verschlagen/ ermunterte die Betrübten/ erweckte Göttliche Andacht/ schickte sich in alle Gemüther/ und wäre ein beständiger Schatz. Isidorus. Ohne ihr wäre keine Disciplin vollkommen / und die Götter könten nicht eher/ Quintilianus lib. I. institur. Aulus Gellius. als durch sie versöhnet werden. Die alten Römer bedienten sich bey ihren Gast-Gebothen des Saiten-Spiels/ und die Griechen der Instrumental-Music, die Lacedaemonier aber führeten an Statt der Trommeln und Trompeten mit sich ihre Leyern und Cythern/ die Lydier ihre Pfeiffen/ die Amazones ihre Schalmeyen/ und wenn die Städte in Martianus. Griechenland Gesetze ordneten/ liessen sie Solche mit einer Leyer publiciren: Clinias Pythagoricus, wenn er am hefftigsten erzürnt/ nahm seine Horatius. Citharra zur Hand und schluge darauf/ wann man Ihn aber fragte/ was er mache/ gab er zur Antwort: er kühle sich abe: Man lieset/ daß Amphion Beroaldus. die wilden Menschen zur Freundlichkeit/ und Pythagoras einen rasenden Menschen durch den Gesang zur Vernunfft/ die Elephanten mit

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[126/0138] ten-Spieler hergekommen wären. Gleichwie nun keine Erfindung niemahls ihr Werck in rechter Vollkommenheit fürgestellet: Also hat sonder Zweiffel auch die Music ohne sonderbare Anmuhtigkeit lange verborgen gelegen/ bis sie/ wie man siehet/ auf den höchsten Gipfel der Vollkommenheit gestiegen. Solche aber noch desto leichter zu machen/ erfand ein Münch Nahmens Guido die Scalam Musicam, vermittelst welcher er den Thon an den Fingern zu unterscheiden lehrete/ und gebrauchte sich hierzu der Syllben aus einem Gesange/ darinnen Sanct Johannes angeruffen wurde: An. Christi 1030. Cranzius. Ut qveant laxis REsonare fibris MIra gestorum FAmuli tuorum, SOlve polluti LAbii reatum, Sancte Johannes. Dergleichen Thon/ so ebenfalls auf- und absteiget/ soll von einem Thiere in Americâ, welches man wegen seiner Faulheit Haut nennet/ und an der Grösse wie eine Katze/ auch gehöret werden/ indem dasselbe die Scalam ut, re, mi, vollkömmlich auf- und absteigen/ also/ daß es zwischen iedem Thone ein wenig an sich anhalten solle. Nebenst diesem finden sich bey der Music vier Stimmen/ welche mit den vier Elementen ziemlich überein kommen: Der Discant vergleichet sich dem Feuer/ welches stets die Höhe suchet/ und sich an das Niedrige nicht binden lässet: Der Alt der Lufft/ die aus Feuchte und Wärme bestehet: Der Tenor dem Wasser: Der Bass der Erde. Vorzeiten ward die Music in solchem Werth gehalten/ daß es auch deme/ der sie nicht verstund/ für die gröste Schande gehalten wurde/ immassen man sich derselben bey allen Zusammenkunfften bedienete. Denn wie man bey dem Gottes-Dienste sonderliche Gesänge hatte/ welche man Hymnos nennete: Also gebrauchte man sich auch bey Hochzeiten der Hymenaeorum, bey denen Leichen-Bestattungen der Threnorum, und Lamentorum. Die Alten/ absonderlich die Griechen/ wenn sie dem Apollini opferten/ pflegten auf Musicalische Weise zu singen/ der Helden ihre tapfere Thaten hinauszustreichen/ und zu sagen: Es hätten die Ungelehrten keines Wegs mit der Music etwas zu schaffen/ denn dieselbe wäre so anmuthig/ daß sie alles mit ihrer Lieblichkeit zur Bewegung brächte. Sie benehme den Traurigen ihre Traurigkeit/ machte die Liebhabenden verschlagen/ ermunterte die Betrübten/ erweckte Göttliche Andacht/ schickte sich in alle Gemüther/ und wäre ein beständiger Schatz. Ohne ihr wäre keine Disciplin vollkommen / und die Götter könten nicht eher/ als durch sie versöhnet werden. Die alten Römer bedienten sich bey ihren Gast-Gebothen des Saiten-Spiels/ und die Griechen der Instrumental-Music, die Lacedaemonier aber führeten an Statt der Trommeln und Trompeten mit sich ihre Leyern und Cythern/ die Lydier ihre Pfeiffen/ die Amazones ihre Schalmeyen/ und wenn die Städte in Griechenland Gesetze ordneten/ liessen sie Solche mit einer Leyer publiciren: Clinias Pythagoricus, wenn er am hefftigsten erzürnt/ nahm seine Citharra zur Hand und schluge darauf/ wann man Ihn aber fragte/ was er mache/ gab er zur Antwort: er kühle sich abe: Man lieset/ daß Amphion die wilden Menschen zur Freundlichkeit/ und Pythagoras einen rasenden Menschen durch den Gesang zur Vernunfft/ die Elephanten mit Kircher. Musurgia. lib. 2. c. 5. Idem lib. 5. c. 5. Isidorus Orig. lib. 2. c. 15. (Hymenaei, Threni, Lamenta) Homerus. Philostrat_ 9. Isidorus. Quintilianus lib. I. institur. Aulus Gellius. Martianus. Horatius. Beroaldus.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/138>, abgerufen am 21.11.2024.