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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Natur ihre Weißheit pfleget schwehr zu seyn/ viel schwehrer ist die Wohlredenheit. Denn zu ihr gehöret ein fähiger Verstand/ fertiges Gedächtnüs/ kluge Erfindung/ zierliche Ordnung/ geschickte Austheilung/ und liebliche Aussprechung.

Die Wohlredenheit ist eine von den schönsten Gaben GOttes: Sie ist die/ so in der Schönheit der Tugend/ in der Tapferkeit der Helden/ uud in der Majestät der Könige einhergehet: Sie ist die/ so die subtilsten Erfindungen/ die prächtigsten Reden/ und die klügesten Sprüche herfürbringet: Sie erweiset sich in geringen Sachen geringe/ und in leichten mittelmässig; Wer Ihrer wahrnimmet / der glaubet/ was Er zuvor nicht gedacht/ und liebet/ was er zuvor geschaffet: Die Erfahrenheit bezeuget es/ daß die vornehmsten Leute mehr mit den Lippen/ als dem Schwerdte ausgerichtet/ ja sie ist so weit gerathen/ daß sie zu denen ansehnlichsten Bottschafften/ zu denen wichtigsten Berathschlagungen/ und zu denen schärffsten Gerichten gebrauchet wird. Es seynd zwey Mittel/ wodurch man sich herfürzubringen vermag: Eines ist die Anmuthigkeit der Zunge/ und das Andere die Strenge der Waffen/ wenn sie aber beyde vereinbahret/ so siehet man mit Verwunderung/ wie durch sie alles ermuntert und aufgeweckt/ die Aufrührischen erschrecket/ die Erschrockenen erfreuet/ und die Betrübten getröstet werden.

Sobald als dort Demosthenes zum Kriege riethe/ so erklungen die Waffen/ sobald er aber zum Frieden inclinirte/ da wurde der Eyd bestättiget/ die Versicherungen bekräfftiget/ und die Bündnüsse bey den Altaren beschwohren. Weil derohalben diese Kunst iederzeit die freudigsten Völcker beherrschet/ die Rathschläge regieret/ die Kriege geführet/ die Bottschafften bestellet/ die Gesetze verschaffet/ die Gerichte besessen/ das Böse gestraffet/ und das Gute belohnet: So ist nöthig/ daß sie von Grossen und Kleinen erlernet/ und als ein edles Kleinod besessen werden möge.

Von der Musica.

ES wird die Musica nicht unbillig etlichen anderen Künsten vorgezogen. Erasmus l. 3. Apophtheg. Denn wie die Bewegung dem Leibe ersprießlich: Also ergötzet auch diese das Gemüthe. Dahero als Socrates sich mitten unter den Knaben auf dem Saiten-Spiel übete/ und Ihn etliche deßhalben bestrafften/ sagte er: Es ist keine Schande das jenige zu lernen/ was man zuvor nicht gewust. Keyser Nero war ein Liebhaber dieser Kunst/ und als Er von seinen Mathematicis verstunde/ daß er noch der Regierung entsetzet werden würde / fuhr er mit diesen Worten heraus: Artem qvaevis Terra alit: Wer was gelernet / der kömmt allenthalben fort. Denn wie der Magnet das Eisen an sich ziehet; Also auch die Music: Sie bestehet von gewissen Instrumenten, versetzt Melodien in Noten/ legt den Text vor/ uud stimmet entweder mit Einer/ oder viel Stimmen zusammen. Ihre Instrumenta, oder Werckzeuge/ seynd solche Spiele/ welche klingen/ wenn sie berühret/ geschlagen/ oder geblasen werden/ als die Heer-Paucken/ Cymbeln/ Harffen/ Clavicordia, Citharen/ Lauten/ Violen / Pfeiffen/ Flöthen/ Schalmeyen/ Zincken/ Trompeten/ Posaunen und Orgeln. Ihre Erfinder seynd/ wie obgedacht/ unterschiedene. Apollo und Mercurius gebrauchte sich zu erst der Cithara: Pan der Flöthen: Ibycus Rhegius der Sambuca, oder eines Instruments von drey unglei-

Natur ihre Weißheit pfleget schwehr zu seyn/ viel schwehrer ist die Wohlredenheit. Denn zu ihr gehöret ein fähiger Verstand/ fertiges Gedächtnüs/ kluge Erfindung/ zierliche Ordnung/ geschickte Austheilung/ und liebliche Aussprechung.

Die Wohlredenheit ist eine von den schönsten Gaben GOttes: Sie ist die/ so in der Schönheit der Tugend/ in der Tapferkeit der Helden/ uud in der Majestät der Könige einhergehet: Sie ist die/ so die subtilsten Erfindungen/ die prächtigsten Reden/ und die klügesten Sprüche herfürbringet: Sie erweiset sich in geringen Sachen geringe/ und in leichten mittelmässig; Wer Ihrer wahrnimmet / der glaubet/ was Er zuvor nicht gedacht/ und liebet/ was er zuvor geschaffet: Die Erfahrenheit bezeuget es/ daß die vornehmsten Leute mehr mit den Lippen/ als dem Schwerdte ausgerichtet/ ja sie ist so weit gerathen/ daß sie zu denen ansehnlichsten Bottschafften/ zu denen wichtigsten Berathschlagungen/ und zu denen schärffsten Gerichten gebrauchet wird. Es seynd zwey Mittel/ wodurch man sich herfürzubringen vermag: Eines ist die Anmuthigkeit der Zunge/ und das Andere die Strenge der Waffen/ wenn sie aber beyde vereinbahret/ so siehet man mit Verwunderung/ wie durch sie alles ermuntert und aufgeweckt/ die Aufrührischen erschrecket/ die Erschrockenen erfreuet/ und die Betrübten getröstet werden.

Sobald als dort Demosthenes zum Kriege riethe/ so erklungen die Waffen/ sobald er aber zum Frieden inclinirte/ da wurde der Eyd bestättiget/ die Versicherungen bekräfftiget/ und die Bündnüsse bey den Altaren beschwohren. Weil derohalben diese Kunst iederzeit die freudigsten Völcker beherrschet/ die Rathschläge regieret/ die Kriege geführet/ die Bottschafften bestellet/ die Gesetze verschaffet/ die Gerichte besessen/ das Böse gestraffet/ und das Gute belohnet: So ist nöthig/ daß sie von Grossen und Kleinen erlernet/ und als ein edles Kleinod besessen werden möge.

Von der Musica.

ES wird die Musica nicht unbillig etlichen anderen Künsten vorgezogen. Erasmus l. 3. Apophtheg. Denn wie die Bewegung dem Leibe ersprießlich: Also ergötzet auch diese das Gemüthe. Dahero als Socrates sich mitten unter den Knaben auf dem Saiten-Spiel übete/ und Ihn etliche deßhalben bestrafften/ sagte er: Es ist keine Schande das jenige zu lernen/ was man zuvor nicht gewust. Keyser Nero war ein Liebhaber dieser Kunst/ und als Er von seinen Mathematicis verstunde/ daß er noch der Regierung entsetzet werden würde / fuhr er mit diesen Worten heraus: Artem qvaevis Terra alit: Wer was gelernet / der kömmt allenthalben fort. Denn wie der Magnet das Eisen an sich ziehet; Also auch die Music: Sie bestehet von gewissen Instrumenten, versetzt Melodien in Noten/ legt den Text vor/ uud stimmet entweder mit Einer/ oder viel Stimmen zusammen. Ihre Instrumenta, oder Werckzeuge/ seynd solche Spiele/ welche klingen/ wenn sie berühret/ geschlagen/ oder geblasen werden/ als die Heer-Paucken/ Cymbeln/ Harffen/ Clavicordia, Citharen/ Lauten/ Violen / Pfeiffen/ Flöthen/ Schalmeyen/ Zincken/ Trompeten/ Posaunen und Orgeln. Ihre Erfinder seynd/ wie obgedacht/ unterschiedene. Apollo und Mercurius gebrauchte sich zu erst der Cithara: Pan der Flöthen: Ibycus Rhegius der Sambuca, oder eines Instruments von drey unglei-

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        <p>ES wird die Musica nicht unbillig etlichen anderen Künsten vorgezogen. <note place="left">Erasmus l. 3. Apophtheg.</note> Denn wie die Bewegung dem Leibe                      ersprießlich: Also ergötzet auch diese das Gemüthe. Dahero als Socrates sich                      mitten unter den Knaben auf dem Saiten-Spiel übete/ und Ihn etliche deßhalben                      bestrafften/ sagte er: Es ist keine Schande das jenige zu lernen/ was man                      zuvor nicht gewust. Keyser Nero war ein Liebhaber dieser Kunst/ und als Er von                      seinen Mathematicis verstunde/ daß er noch der Regierung entsetzet werden würde                     / fuhr er mit diesen Worten heraus: Artem qvaevis Terra alit: Wer was gelernet /                      der kömmt allenthalben fort. Denn wie der Magnet das Eisen an sich ziehet; Also                      auch die Music: Sie bestehet von gewissen Instrumenten, versetzt Melodien in                      Noten/ legt den Text vor/ uud stimmet entweder mit Einer/ oder viel Stimmen                      zusammen. Ihre Instrumenta, oder Werckzeuge/ seynd solche Spiele/ welche                      klingen/ wenn sie berühret/ geschlagen/ oder geblasen werden/ als die                      Heer-Paucken/ Cymbeln/ Harffen/ Clavicordia, Citharen/ Lauten/ Violen /                      Pfeiffen/ Flöthen/ Schalmeyen/ Zincken/ Trompeten/ Posaunen und Orgeln.                      Ihre Erfinder seynd/ wie obgedacht/ unterschiedene. Apollo und Mercurius                      gebrauchte sich zu erst der Cithara: Pan der Flöthen: Ibycus Rhegius der                      Sambuca, oder eines Instruments von drey unglei-
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[154/0174] Natur ihre Weißheit pfleget schwehr zu seyn/ viel schwehrer ist die Wohlredenheit. Denn zu ihr gehöret ein fähiger Verstand/ fertiges Gedächtnüs/ kluge Erfindung/ zierliche Ordnung/ geschickte Austheilung/ und liebliche Aussprechung. Die Wohlredenheit ist eine von den schönsten Gaben GOttes: Sie ist die/ so in der Schönheit der Tugend/ in der Tapferkeit der Helden/ uud in der Majestät der Könige einhergehet: Sie ist die/ so die subtilsten Erfindungen/ die prächtigsten Reden/ und die klügesten Sprüche herfürbringet: Sie erweiset sich in geringen Sachen geringe/ und in leichten mittelmässig; Wer Ihrer wahrnimmet / der glaubet/ was Er zuvor nicht gedacht/ und liebet/ was er zuvor geschaffet: Die Erfahrenheit bezeuget es/ daß die vornehmsten Leute mehr mit den Lippen/ als dem Schwerdte ausgerichtet/ ja sie ist so weit gerathen/ daß sie zu denen ansehnlichsten Bottschafften/ zu denen wichtigsten Berathschlagungen/ und zu denen schärffsten Gerichten gebrauchet wird. Es seynd zwey Mittel/ wodurch man sich herfürzubringen vermag: Eines ist die Anmuthigkeit der Zunge/ und das Andere die Strenge der Waffen/ wenn sie aber beyde vereinbahret/ so siehet man mit Verwunderung/ wie durch sie alles ermuntert und aufgeweckt/ die Aufrührischen erschrecket/ die Erschrockenen erfreuet/ und die Betrübten getröstet werden. Sobald als dort Demosthenes zum Kriege riethe/ so erklungen die Waffen/ sobald er aber zum Frieden inclinirte/ da wurde der Eyd bestättiget/ die Versicherungen bekräfftiget/ und die Bündnüsse bey den Altaren beschwohren. Weil derohalben diese Kunst iederzeit die freudigsten Völcker beherrschet/ die Rathschläge regieret/ die Kriege geführet/ die Bottschafften bestellet/ die Gesetze verschaffet/ die Gerichte besessen/ das Böse gestraffet/ und das Gute belohnet: So ist nöthig/ daß sie von Grossen und Kleinen erlernet/ und als ein edles Kleinod besessen werden möge. Von der Musica. ES wird die Musica nicht unbillig etlichen anderen Künsten vorgezogen. Denn wie die Bewegung dem Leibe ersprießlich: Also ergötzet auch diese das Gemüthe. Dahero als Socrates sich mitten unter den Knaben auf dem Saiten-Spiel übete/ und Ihn etliche deßhalben bestrafften/ sagte er: Es ist keine Schande das jenige zu lernen/ was man zuvor nicht gewust. Keyser Nero war ein Liebhaber dieser Kunst/ und als Er von seinen Mathematicis verstunde/ daß er noch der Regierung entsetzet werden würde / fuhr er mit diesen Worten heraus: Artem qvaevis Terra alit: Wer was gelernet / der kömmt allenthalben fort. Denn wie der Magnet das Eisen an sich ziehet; Also auch die Music: Sie bestehet von gewissen Instrumenten, versetzt Melodien in Noten/ legt den Text vor/ uud stimmet entweder mit Einer/ oder viel Stimmen zusammen. Ihre Instrumenta, oder Werckzeuge/ seynd solche Spiele/ welche klingen/ wenn sie berühret/ geschlagen/ oder geblasen werden/ als die Heer-Paucken/ Cymbeln/ Harffen/ Clavicordia, Citharen/ Lauten/ Violen / Pfeiffen/ Flöthen/ Schalmeyen/ Zincken/ Trompeten/ Posaunen und Orgeln. Ihre Erfinder seynd/ wie obgedacht/ unterschiedene. Apollo und Mercurius gebrauchte sich zu erst der Cithara: Pan der Flöthen: Ibycus Rhegius der Sambuca, oder eines Instruments von drey unglei- Erasmus l. 3. Apophtheg.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/174>, abgerufen am 26.11.2024.