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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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A. C. 1671. müssen. Vor wenig Jahren suchte König Ludowig der 14. in Franckr. seine Ergötzlichkeit zu Chantylly in einer Hirsch-Jagt/ welche deß Nachts angestellet war: Printz Conde tractirte ihn nicht weit davon auf das beste: Die Bäume waren allenthalben mit Laternen und brennenden Lichtern behänget/ welches nebenst dem angezündeten Feuerwercke wohl anzusehen/ wiewol es Liebhaber der Jägerey. ohne Mord nicht abgienge. Das Jagen ist keines Weges zu verwerffen/ wenn es mit Nutzen geschiehet. Es schmecket auch/ sagt man/ kein Hase besser/ als der/ welchen man gefangen. Xenophon führet in seinem Jagt-Buch unterschiedene berühmte Jäger an/ und gedencket dabey/ daß sie beydes die Eigenschafften der Thiere und Vögel wol gewust/ und dann auch einen hohen Verstand/ und Erkäntnus der Kräuter/ und andern Creature gehabt hätten. König Alexander Magn[unleserliches Material]/ König Darius in Persien/ Fürst Epaminondas/ Printz Jason in Thessalien/ Selonus deß Herculis Sohn/ Pelopidas/ Ferdinand/ König in Arragonien/ und viel Andere mehr/ waren nit allein wegen deß Jagens Wissenschafften/ sondern auch ihrer Tugend halben/ die jene weit übertreffen/ Virgilius. Ovidius. berühmt. Keys. Marcus Antoninus/ und Alexander Severus belustigten sich vielfältig mit derselben. Hippolytus/ deß Thesei Sohn / Adonis/ Endymion/ Helymus/ und Panopes/ ingleichen die Calisto/ Arethusa / Procrina/ Hippon deß Chirons/ und Annimon deß Danai Tochter hat man alle für geübte Jäger Xenoph. lib. 1. Paediae. und Jägerinnen gehalten. Die Könige in Persien schätzten alle das Jagen sehr hoch/ indem sie vermeinten/ daß dasselbe ein Bild deß Kriegs wäre. Denn ehe man das Wild fienge / müste man solches umstellen/ ihm einen und den andern Vortheil ablauffen / hernach/ wenn es gehetzt/ selbigen mit Gewalt begegnen/ und hierauf / wenn es alles erleget/ gleichsam als in einem Triumphe mit Hedion. Chron. heulenden Hunden/ und blasenden Hörnern abziehen. Keys. Heinrich der Erste war darinnen so geübet/ daß er zuweilen/ auch bey der geringsten Jagt/ 40. wilde Thiere aufbrachte. Keys. Albrecht pflegte zu sagen: Die Jagt wäre eine männliche Cuspinianus./ das Tanßen aber eine weibliche Ubung. Keys. Maximilianus der Erste legte sich auf dieselbe gar sehr/ daß er zuweilen die Gemse auf den höchsten Bergen AEneas Sylvius. verfolgete/ und darüber in Leibs- und Lebens-Gefahr gerieth. Vordessen ward der Hertzog von Cärnthen/ deß Reichs Jägermeister genannt/ für welchem alle Streitigkeiten in Jägerey-Sachen musten erörtert und entschieden werden/ und wann er für das Keyserl. Gericht erfordert ward/ er nicht anders als in Schlavonischer Sprache zu reden/ und darinne Antwort zu geben schuldig war. Kürtzlich/ es waren vordessen die Troglodyten/ Melossini/ Lucaner / Thyssageten/ Seythen/ Herodes Magnus/ Quintus Sertorius/ Keyser Adrianus / Keyser Conrad/ Ferdinand und Alphonsus/ beyde Könige zu Neapolis/ Deß Jagens Zuläßlichkeit. Boleslaus/ Uladislaus die Könige in Pohlen/ Bogoris der Fürst in der Bulgarey/ nnd viel Ander mehr dem Jagen auf das euserste beygethan.

Man sagt zwar/ wer das Wild zu sehrer liebet/ wird darüber zum Wilde. Es bestehet aber in allen Dingen eine gewisse Masse. Dort lieset man: Gen. 1. 28 Herrschet über die Fische im Meere/ über die Vögel unter dem Himmel/ und über Levit. 17. v. 13. Gen. 27. v. 3. 4. 1. Reg. 4. v. 23. alle Thiere so auf Erden kriechen. Eine mässige Ubung im Jagen ist besser/ als eine verfaulte Wollust: GOtt selbst schreibet denen Menschen besondere Jagt-Gesetze vor. Der alte Isaac befahl seinem Sohn Esau/ daß er seinen Zeug/ Köcher und Bogen nehmen/ auf das Feld gehen/ ein Wildpret fahen/ und ihm darvon eine Speise zurichten sollte. König Salomon muste täglich 100. gemästete Rinder/ 20. Weyde-Rinder/ 100. Schaffe/ ohne die Hirsche/ Rehe und Gemse/ und das andere gemästete Vieh haben. Alexander Magnus brachte offtermals nach gehaltener Mittags-Mahlzeit den übrigen Tag mit Jagen zu; und Keys. Marcus Antoninus Philosophus erhohlete/ wie gedacht/ sie Gemüte/ welches er durch die vielfältigen Reichs- Geschäff-

A. C. 1671. müssen. Vor wenig Jahren suchte König Ludowig der 14. in Franckr. seine Ergötzlichkeit zu Chantylly in einer Hirsch-Jagt/ welche deß Nachts angestellet war: Printz Conde tractirte ihn nicht weit davon auf das beste: Die Bäume waren allenthalben mit Laternen und brennenden Lichtern behänget/ welches nebenst dem angezündeten Feuerwercke wohl anzusehen/ wiewol es Liebhaber der Jägerey. ohne Mord nicht abgienge. Das Jagen ist keines Weges zu verwerffen/ wenn es mit Nutzen geschiehet. Es schmecket auch/ sagt man/ kein Hase besser/ als der/ welchen man gefangẽ. Xenophon führet in seinem Jagt-Buch unterschiedene berühmte Jäger an/ und gedencket dabey/ daß sie beydes die Eigenschafften der Thiere und Vögel wol gewust/ und dann auch einen hohen Verstand/ und Erkäntnus der Kräuter/ und andern Creature gehabt hätten. König Alexander Magn[unleserliches Material]/ König Darius in Persien/ Fürst Epaminondas/ Printz Jason in Thessalien/ Selonus deß Herculis Sohn/ Pelopidas/ Ferdinand/ König in Arragonien/ und viel Andere mehr/ warẽ nit allein wegẽ deß Jagens Wissenschafften/ sondern auch ihrer Tugend halben/ die jene weit übertreffen/ Virgilius. Ovidius. berühmt. Keys. Marcus Antoninus/ und Alexander Severus belustigten sich vielfältig mit derselben. Hippolytus/ deß Thesei Sohn / Adonis/ Endymion/ Helymus/ und Panopes/ ingleichen die Calisto/ Arethusa / Procrina/ Hippon deß Chirons/ und Annimon deß Danai Tochter hat man alle für geübte Jäger Xenoph. lib. 1. Paediae. und Jägerinnen gehalten. Die Könige in Persien schätzten alle das Jagen sehr hoch/ indem sie vermeinten/ daß dasselbe ein Bild deß Kriegs wäre. Denn ehe man das Wild fienge / müste man solches umstellen/ ihm einen und den andern Vortheil ablauffen / hernach/ wenn es gehetzt/ selbigen mit Gewalt begegnen/ und hierauf / weñ es alles erleget/ gleichsam als in einem Triumphe mit Hedion. Chron. heulenden Hunden/ und blasenden Hörnern abziehen. Keys. Heinrich der Erste war dariñen so geübet/ daß er zuweilẽ/ auch bey der geringsten Jagt/ 40. wilde Thiere aufbrachte. Keys. Albrecht pflegte zu sagen: Die Jagt wäre eine mäñliche Cuspinianus./ das Tanßen aber eine weibliche Ubung. Keys. Maximilianus der Erste legte sich auf dieselbe gar sehr/ daß er zuweilen die Gemse auf den höchsten Bergen AEneas Sylvius. verfolgete/ und darüber in Leibs- und Lebens-Gefahr gerieth. Vordessen ward der Hertzog von Cärnthen/ deß Reichs Jägermeister genannt/ für welchem alle Streitigkeiten in Jägerey-Sachen musten erörtert und entschieden werden/ und wann er für das Keyserl. Gericht erfordert ward/ er nicht anders als in Schlavonischer Sprache zu reden/ und dariñe Antwort zu geben schuldig war. Kürtzlich/ es waren vordessen die Troglodyten/ Melossini/ Lucaner / Thyssageten/ Seythen/ Herodes Magnus/ Quintus Sertorius/ Keyser Adrianus / Keyser Conrad/ Ferdinand und Alphonsus/ beyde Könige zu Neapolis/ Deß Jagens Zuläßlichkeit. Boleslaus/ Uladislaus die Könige in Pohlen/ Bogoris der Fürst in der Bulgarey/ nnd viel Ander mehr dem Jagen auf das euserste beygethan.

Man sagt zwar/ wer das Wild zu sehrer liebet/ wird darüber zum Wilde. Es bestehet aber in allen Dingen eine gewisse Masse. Dort lieset man: Gen. 1. 28 Herrschet über die Fische im Meere/ über die Vögel unter dem Him̃el/ und über Levit. 17. v. 13. Gen. 27. v. 3. 4. 1. Reg. 4. v. 23. alle Thiere so auf Erden kriechen. Eine mässige Ubung im Jagen ist besser/ als eine verfaulte Wollust: GOtt selbst schreibet denen Menschen besondere Jagt-Gesetze vor. Der alte Isaac befahl seinem Sohn Esau/ daß er seinen Zeug/ Köcher und Bogen nehmen/ auf das Feld gehen/ ein Wildpret fahen/ und ihm darvon eine Speise zurichten sollte. König Salomon muste täglich 100. gemästete Rinder/ 20. Weyde-Rinder/ 100. Schaffe/ ohne die Hirsche/ Rehe und Gemse/ und das andere gemästete Vieh haben. Alexander Magnus brachte offtermals nach gehaltener Mittags-Mahlzeit den übrigen Tag mit Jagen zu; und Keys. Marcus Antoninus Philosophus erhohlete/ wie gedacht/ sie Gemüte/ welches er durch die vielfältigen Reichs- Geschäff-

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[220/0250] müssen. Vor wenig Jahren suchte König Ludowig der 14. in Franckr. seine Ergötzlichkeit zu Chantylly in einer Hirsch-Jagt/ welche deß Nachts angestellet war: Printz Conde tractirte ihn nicht weit davon auf das beste: Die Bäume waren allenthalben mit Laternen und brennenden Lichtern behänget/ welches nebenst dem angezündeten Feuerwercke wohl anzusehen/ wiewol es ohne Mord nicht abgienge. Das Jagen ist keines Weges zu verwerffen/ wenn es mit Nutzen geschiehet. Es schmecket auch/ sagt man/ kein Hase besser/ als der/ welchen man gefangẽ. Xenophon führet in seinem Jagt-Buch unterschiedene berühmte Jäger an/ und gedencket dabey/ daß sie beydes die Eigenschafften der Thiere und Vögel wol gewust/ und dann auch einen hohen Verstand/ und Erkäntnus der Kräuter/ und andern Creature gehabt hätten. König Alexander Magn_ / König Darius in Persien/ Fürst Epaminondas/ Printz Jason in Thessalien/ Selonus deß Herculis Sohn/ Pelopidas/ Ferdinand/ König in Arragonien/ und viel Andere mehr/ warẽ nit allein wegẽ deß Jagens Wissenschafften/ sondern auch ihrer Tugend halben/ die jene weit übertreffen/ berühmt. Keys. Marcus Antoninus/ und Alexander Severus belustigten sich vielfältig mit derselben. Hippolytus/ deß Thesei Sohn / Adonis/ Endymion/ Helymus/ und Panopes/ ingleichen die Calisto/ Arethusa / Procrina/ Hippon deß Chirons/ und Annimon deß Danai Tochter hat man alle für geübte Jäger und Jägerinnen gehalten. Die Könige in Persien schätzten alle das Jagen sehr hoch/ indem sie vermeinten/ daß dasselbe ein Bild deß Kriegs wäre. Denn ehe man das Wild fienge / müste man solches umstellen/ ihm einen und den andern Vortheil ablauffen / hernach/ wenn es gehetzt/ selbigen mit Gewalt begegnen/ und hierauf / weñ es alles erleget/ gleichsam als in einem Triumphe mit heulenden Hunden/ und blasenden Hörnern abziehen. Keys. Heinrich der Erste war dariñen so geübet/ daß er zuweilẽ/ auch bey der geringsten Jagt/ 40. wilde Thiere aufbrachte. Keys. Albrecht pflegte zu sagen: Die Jagt wäre eine mäñliche / das Tanßen aber eine weibliche Ubung. Keys. Maximilianus der Erste legte sich auf dieselbe gar sehr/ daß er zuweilen die Gemse auf den höchsten Bergen verfolgete/ und darüber in Leibs- und Lebens-Gefahr gerieth. Vordessen ward der Hertzog von Cärnthen/ deß Reichs Jägermeister genannt/ für welchem alle Streitigkeiten in Jägerey-Sachen musten erörtert und entschieden werden/ und wann er für das Keyserl. Gericht erfordert ward/ er nicht anders als in Schlavonischer Sprache zu reden/ und dariñe Antwort zu geben schuldig war. Kürtzlich/ es waren vordessen die Troglodyten/ Melossini/ Lucaner / Thyssageten/ Seythen/ Herodes Magnus/ Quintus Sertorius/ Keyser Adrianus / Keyser Conrad/ Ferdinand und Alphonsus/ beyde Könige zu Neapolis/ Boleslaus/ Uladislaus die Könige in Pohlen/ Bogoris der Fürst in der Bulgarey/ nnd viel Ander mehr dem Jagen auf das euserste beygethan. A. C. 1671. Liebhaber der Jägerey. Virgilius. Ovidius. Xenoph. lib. 1. Paediae. Hedion. Chron. Cuspinianus. AEneas Sylvius. Deß Jagens Zuläßlichkeit. Man sagt zwar/ wer das Wild zu sehrer liebet/ wird darüber zum Wilde. Es bestehet aber in allen Dingen eine gewisse Masse. Dort lieset man: Herrschet über die Fische im Meere/ über die Vögel unter dem Him̃el/ und über alle Thiere so auf Erden kriechen. Eine mässige Ubung im Jagen ist besser/ als eine verfaulte Wollust: GOtt selbst schreibet denen Menschen besondere Jagt-Gesetze vor. Der alte Isaac befahl seinem Sohn Esau/ daß er seinen Zeug/ Köcher und Bogen nehmen/ auf das Feld gehen/ ein Wildpret fahen/ und ihm darvon eine Speise zurichten sollte. König Salomon muste täglich 100. gemästete Rinder/ 20. Weyde-Rinder/ 100. Schaffe/ ohne die Hirsche/ Rehe und Gemse/ und das andere gemästete Vieh haben. Alexander Magnus brachte offtermals nach gehaltener Mittags-Mahlzeit den übrigen Tag mit Jagen zu; und Keys. Marcus Antoninus Philosophus erhohlete/ wie gedacht/ sie Gemüte/ welches er durch die vielfältigen Reichs- Geschäff- Gen. 1. 28 Levit. 17. v. 13. Gen. 27. v. 3. 4. 1. Reg. 4. v. 23.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/250>, abgerufen am 24.11.2024.