[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Uber das Königreich. REich/ Scepter/ Cron/ und Thron ist zwar gar bald gesagt Ein Königs-Huth scheint auch gar leichte seyn zu trage/ doch wer es recht bedenckt / wird es so leicht nicht wagen/ Er habe denn zuvor sich wohl darum befragt. Die Cronen gleichen sich dem schönen Rosen-Blut/ das mit dem Dornen-Strauch ist um und um umgeben: Ein rechter König seyn/ heist auch recht elend leben / Indem er keinem recht und nach Gefallen thut. Alphonsus sagte dort von seiner Königs-Cron: Ach! wenn dir nur bekannt/ was hinter Ihr recht stecket / Und legt' ich sie in Roth besudelt und beflecket / Du hübest Sie nicht auf/ und giengest bald davon. Doch müßen Häubter seyn bey dieser großen Welt / Die Königreiche sind von GOTT erst zugelaßen / Es mag sie wer da will/ aus Eigen-Sinn gleich haßen / Es muß auch uns gut seyn/ was einmahl GOTT gefällt. Der setzet Cronen auf/ und nimmt sie wieder ab / wird jetzt der Königs-Thron auch noch so hoch erhöhet / So ist es um ein Nun/ daß er nicht mehr bestehet / Es ist gleich Andern Ihm bereitet auch das Grab. Hat ein Monarche sich auf seinen Stuhl gesetzt / So wird von ihm verlangt untadelhafft zu leben: Es wird Ihm Buch und Schwerd in seine Hand gegeben / dadurch das Gute lebt und Böse wird verletzt. Denn dieses muß Ihm ja seyn allerdings bekannt / Daß alle Reiche sind aus Gottes Händen kommen / Und daß sie auch von ihm bald werden weggenommen. Wohl/ wer nur recht gebraucht der gleichen hohen Stand. Ist der Regente gut/ so folgt ihm Hoff und Reich / Er ist der Sonnen gleich/ hoch über all' erhoben / Scheint er mit Tugend vor/ so ist er hoch zu loben / Und kömmt in aller Welt an Ruhm ihm Niemand gleich. Durch eines Herren Hoff wird auch das Haubt erkannt / Wann GOTTES-Furcht und Zucht in solchen Gärten blühet/ die Falschheit / Heucheley bey Zeit aus selben ziehet / Was ist glückseliger als solch ein Herr und Land? Und wie ein Potentat/ wie groß auch seine Macht / nicht allenthalben kan/ was es zwar will/ bestreiten / Er muß auch seinen Fuß von andern lassen leiten / Sonst stößt er vielmahl an/ und tappet in der Nacht: Uber das Königreich. REich/ Scepter/ Cron/ uñ Thron ist zwar gar bald gesagt Ein Königs-Huth scheint auch gar leichte seyn zu tragë/ doch wer es recht bedenckt / wird es so leicht nicht wagẽ/ Er habe denn zuvor sich wohl darum befragt. Die Cronen gleichen sich dem schönen Rosen-Blut/ das mit dem Dornen-Strauch ist um und um umgeben: Ein rechter König seyn/ heist auch recht elend leben / Indem er keinem recht und nach Gefallen thut. Alphonsus sagte dort von seiner Königs-Cron: Ach! wenn dir nur bekannt/ was hinter Ihr recht stecket / Und legt' ich sie in Roth besudelt und beflecket / Du hübest Sie nicht auf/ und giengest bald davon. Doch müßen Häubter seyn bey dieser großen Welt / Die Königreiche sind von GOTT erst zugelaßen / Es mag sie wer da will/ aus Eigen-Sinn gleich haßen / Es muß auch uns gut seyn/ was einmahl GOTT gefällt. Der setzet Cronen auf/ und nimmt sie wieder ab / wird jetzt der Königs-Thron auch noch so hoch erhöhet / So ist es um ein Nun/ daß er nicht mehr bestehet / Es ist gleich Andern Ihm bereitet auch das Grab. Hat ein Monarche sich auf seinen Stuhl gesetzt / So wird von ihm verlangt untadelhafft zu leben: Es wird Ihm Buch und Schwerd in seine Hand gegeben / dadurch das Gute lebt und Böse wird verletzt. Denn dieses muß Ihm ja seyn allerdings bekannt / Daß alle Reiche sind aus Gottes Händen kommen / Und daß sie auch von ihm bald werden weggenommen. Wohl/ wer nur recht gebraucht der gleichen hohen Stand. Ist der Regente gut/ so folgt ihm Hoff und Reich / Er ist der Sonnen gleich/ hoch über all' erhoben / Scheint er mit Tugend vor/ so ist er hoch zu loben / Und kömmt in aller Welt an Ruhm ihm Niemand gleich. Durch eines Herren Hoff wird auch das Haubt erkannt / Wann GOTTES-Furcht und Zucht in solchen Gärten blühet/ die Falschheit / Heucheley bey Zeit aus selben ziehet / Was ist glückseliger als solch ein Herr und Land? Und wie ein Potentat/ wie groß auch seine Macht / nicht allenthalben kan/ was es zwar will/ bestreiten / Er muß auch seinen Fuß von andern lassen leiten / Sonst stößt er vielmahl an/ und tappet in der Nacht: <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0293" n="263"/> <p>Uber das Königreich.</p> <p>REich/ Scepter/ Cron/ uñ Thron ist zwar gar bald gesagt Ein Königs-Huth scheint auch gar leichte seyn zu tragë/ doch wer es recht bedenckt / wird es so leicht nicht wagẽ/ Er habe denn zuvor sich wohl darum befragt.</p> <p>Die Cronen gleichen sich dem schönen Rosen-Blut/ das mit dem Dornen-Strauch ist um und um umgeben:</p> <p>Ein rechter König seyn/ heist auch recht elend leben /</p> <p>Indem er keinem recht und nach Gefallen thut.</p> <p>Alphonsus sagte dort von seiner Königs-Cron:</p> <p>Ach! wenn dir nur bekannt/ was hinter Ihr recht stecket /</p> <p>Und legt' ich sie in Roth besudelt und beflecket /</p> <p>Du hübest Sie nicht auf/ und giengest bald davon.</p> <p>Doch müßen Häubter seyn bey dieser großen Welt /</p> <p>Die Königreiche sind von GOTT erst zugelaßen /</p> <p>Es mag sie wer da will/ aus Eigen-Sinn gleich haßen /</p> <p>Es muß auch uns gut seyn/ was einmahl GOTT gefällt.</p> <p>Der setzet Cronen auf/ und nimmt sie wieder ab /</p> <p>wird jetzt der Königs-Thron auch noch so hoch erhöhet /</p> <p>So ist es um ein Nun/ daß er nicht mehr bestehet /</p> <p>Es ist gleich Andern Ihm bereitet auch das Grab.</p> <p>Hat ein Monarche sich auf seinen Stuhl gesetzt /</p> <p>So wird von ihm verlangt untadelhafft zu leben:</p> <p>Es wird Ihm Buch und Schwerd in seine Hand gegeben /</p> <p>dadurch das Gute lebt und Böse wird verletzt.</p> <p>Denn dieses muß Ihm ja seyn allerdings bekannt /</p> <p>Daß alle Reiche sind aus Gottes Händen kommen /</p> <p>Und daß sie auch von ihm bald werden weggenommen.</p> <p>Wohl/ wer nur recht gebraucht der gleichen hohen Stand.</p> <p>Ist der Regente gut/ so folgt ihm Hoff und Reich /</p> <p>Er ist der Sonnen gleich/ hoch über all' erhoben /</p> <p>Scheint er mit Tugend vor/ so ist er hoch zu loben /</p> <p>Und kömmt in aller Welt an Ruhm ihm Niemand gleich.</p> <p>Durch eines Herren Hoff wird auch das Haubt erkannt /</p> <p>Wann GOTTES-Furcht und Zucht in solchen Gärten blühet/ die Falschheit / Heucheley bey Zeit aus selben ziehet /</p> <p>Was ist glückseliger als solch ein Herr und Land?</p> <p>Und wie ein Potentat/ wie groß auch seine Macht /</p> <p>nicht allenthalben kan/ was es zwar will/ bestreiten /</p> <p>Er muß auch seinen Fuß von andern lassen leiten /</p> <p>Sonst stößt er vielmahl an/ und tappet in der Nacht:</p> </div> </body> </text> </TEI> [263/0293]
Uber das Königreich.
REich/ Scepter/ Cron/ uñ Thron ist zwar gar bald gesagt Ein Königs-Huth scheint auch gar leichte seyn zu tragë/ doch wer es recht bedenckt / wird es so leicht nicht wagẽ/ Er habe denn zuvor sich wohl darum befragt.
Die Cronen gleichen sich dem schönen Rosen-Blut/ das mit dem Dornen-Strauch ist um und um umgeben:
Ein rechter König seyn/ heist auch recht elend leben /
Indem er keinem recht und nach Gefallen thut.
Alphonsus sagte dort von seiner Königs-Cron:
Ach! wenn dir nur bekannt/ was hinter Ihr recht stecket /
Und legt' ich sie in Roth besudelt und beflecket /
Du hübest Sie nicht auf/ und giengest bald davon.
Doch müßen Häubter seyn bey dieser großen Welt /
Die Königreiche sind von GOTT erst zugelaßen /
Es mag sie wer da will/ aus Eigen-Sinn gleich haßen /
Es muß auch uns gut seyn/ was einmahl GOTT gefällt.
Der setzet Cronen auf/ und nimmt sie wieder ab /
wird jetzt der Königs-Thron auch noch so hoch erhöhet /
So ist es um ein Nun/ daß er nicht mehr bestehet /
Es ist gleich Andern Ihm bereitet auch das Grab.
Hat ein Monarche sich auf seinen Stuhl gesetzt /
So wird von ihm verlangt untadelhafft zu leben:
Es wird Ihm Buch und Schwerd in seine Hand gegeben /
dadurch das Gute lebt und Böse wird verletzt.
Denn dieses muß Ihm ja seyn allerdings bekannt /
Daß alle Reiche sind aus Gottes Händen kommen /
Und daß sie auch von ihm bald werden weggenommen.
Wohl/ wer nur recht gebraucht der gleichen hohen Stand.
Ist der Regente gut/ so folgt ihm Hoff und Reich /
Er ist der Sonnen gleich/ hoch über all' erhoben /
Scheint er mit Tugend vor/ so ist er hoch zu loben /
Und kömmt in aller Welt an Ruhm ihm Niemand gleich.
Durch eines Herren Hoff wird auch das Haubt erkannt /
Wann GOTTES-Furcht und Zucht in solchen Gärten blühet/ die Falschheit / Heucheley bey Zeit aus selben ziehet /
Was ist glückseliger als solch ein Herr und Land?
Und wie ein Potentat/ wie groß auch seine Macht /
nicht allenthalben kan/ was es zwar will/ bestreiten /
Er muß auch seinen Fuß von andern lassen leiten /
Sonst stößt er vielmahl an/ und tappet in der Nacht:
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/293>, abgerufen am 26.06.2024. |