[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.dauert man in gutem Wohlstande. Regenten und Unterthanen haben allhier dieses zu mercken: daß sie nicht alleine weise/ verständig und gütig seyn/ die Unterthanen aber hingegen Ihnen Gehorsam und allen schuldigen Respect/ Liebe und Treue erweisen sollen. Gute Regenten vergleichen sich guten Hauß-Vätern/ deren Ambt ist/ daß sie die Ihrigen in Gehorsam behalten. Einem jeden gebieten/ was er thun solle. Die Frommen mit Wohlthaten belohnen/ und die Bösen andern zum Exempel abstraffen. Diejenigen/ so über viel Dinge Macht und Gewalt haben/ sollen für allen Dingen ihr eigenes Gewissen reine halten/ damit sie/ wenn sie anderer Leute Mängel und Gebrechen abstraffen wollen/ selbst darinnen nicht betreten werden/ indem es ein grosser Fehler über andere regieren/ und sich selbst lasterhafft befinden. Wenn ein Glied aus der Kette gerissen wird/ ist es nichts nütze. Nicht eben erbet ein Königreich das andere/ sondern die Uneinigkeit macht/ daß / was man in tausend Jahren gebauet/ man in weniger Zeit wieder zerstöret. Alle Länder und Herrschafften haben ihre Fälle. Die Chaldaeer verfolgeten die Palaestiner; die Idumaeer die Chalaeder; die Assyrier die Idumaeer; Die Perser die Assyrier; Die Argiver die Perser; Die Athenienser die Argiver; Die Lacedaemonier die Athenienser; Die Sidonier die Lacedaemonier; Die Rhodiser die Sidonier; Die Scythen die Rhodiser; Die Hunnen die Scythen; Die Alaner die Hunnen; Die Wenden die Alaner; Die Balearen die Wenden; Die Sardinier die Balearen; Die Africaner die Sardinier; Die Römer die Africaner; Die Dacier die Römer; Die Gothen die Dacier/ und also biß auf diesen Tag/ immer ein Königreich/ Land und Provintz die Andere. Wie die angenehme Ruhe der Unterthanen den Regenten zur grossen Ehre gereichet/ und durch die Einigkeit kleine Sachen zunehmen: Also nehmen gegentheils durch Zanck und Uneinigkeit die grösten und ansehnlichsten Dinge ab. Eine Stadt ist eine Vereinigung der Bürgerschafft und Einwohner/ deren Wandel aufrich tig seyn solle. Leben sie untereinander erbar/ ehrlich und aufrichtig/ so müssen sie auch einig seyn / alldieweil die Einigkeit die Stütze ihrer Wohlfahrt ist. Nichts wird unter ihnen nachtheiliger gefunden/ als wann sie unter sich selbst uneinig. Die gewaltige Stadt Babel ward anderer Gestalt nicht/ als durch der Bürger Uneinigkeit gewonnen/ Carthago eingeäschert/ das Königreich Juda gestöret / und die Lacedcemonier geschwächt. So lange als Rom in Einigkeit lebete/ da blühete es; So bald die Griechen unter sich uneins/ da geriethen sie unter des Königes Philippi in Macedonien Joch. Als die Stadt Numantia von den Römern eingeäschert/ fragte Scipio der Jüngere den Fürsten Tiresia/ wodurch die Stadt sich so lange hätte halten können? Worauf dieser Ihme zur Antwort gab/ durch die Einigkeit/ so bald aber dieselbe zutrennet/ so hätten sie sich den Römern nicht widersetzen können. Gleichwie nun Einigkeit/ Fried und Ruhe die vornehmsten Seulen eines Regiments sind: Also ist einem gemeinen Wesen/ Lande oder Provintz kein schädlicher Gifft als die Uneinigkeit/ dadurch alle gute Ordnungen zerrüttet/ die Gerichte aufgehoben/ die Gesetze verspottet/ die Obrigkeit verachtet/ Furcht/ Ehre/ Liebe/ Treue und Glauben auf die Seiten gesetzet/ und dadurch ein wüstes und wildes Leben eingeführet wird. Der Monarchen Stand. Es werden aber dreyerley Arten auch zu einer Regierung gebrauchet/ als da ist die Monarchi/ Aristocrati und Democrati. Daß vor Al- dauert man in gutem Wohlstande. Regenten und Unterthanen haben allhier dieses zu mercken: daß sie nicht alleine weise/ verständig und gütig seyn/ die Unterthanen aber hingegen Ihnen Gehorsam und allen schuldigen Respect/ Liebe und Treue erweisen sollen. Gute Regenten vergleichen sich guten Hauß-Vätern/ deren Ambt ist/ daß sie die Ihrigen in Gehorsam behalten. Einem jeden gebieten/ was er thun solle. Die Frommen mit Wohlthaten belohnen/ und die Bösen andern zum Exempel abstraffen. Diejenigen/ so über viel Dinge Macht und Gewalt haben/ sollen für allen Dingen ihr eigenes Gewissen reine halten/ damit sie/ wenn sie anderer Leute Mängel und Gebrechen abstraffen wollen/ selbst darinnen nicht betreten werden/ indem es ein grosser Fehler über andere regieren/ und sich selbst lasterhafft befinden. Wenn ein Glied aus der Kette gerissen wird/ ist es nichts nütze. Nicht eben erbet ein Königreich das andere/ sondern die Uneinigkeit macht/ daß / was man in tausend Jahren gebauet/ man in weniger Zeit wieder zerstöret. Alle Länder und Herrschafften haben ihre Fälle. Die Chaldaeer verfolgeten die Palaestiner; die Idumaeer die Chalaeder; die Assyrier die Idumaeer; Die Perser die Assyrier; Die Argiver die Perser; Die Athenienser die Argiver; Die Lacedaemonier die Athenienser; Die Sidonier die Lacedaemonier; Die Rhodiser die Sidonier; Die Scythen die Rhodiser; Die Hunnen die Scythen; Die Alaner die Hunnen; Die Wenden die Alaner; Die Balearen die Wenden; Die Sardinier die Balearen; Die Africaner die Sardinier; Die Römer die Africaner; Die Dacier die Römer; Die Gothen die Dacier/ und also biß auf diesen Tag/ immer ein Königreich/ Land und Provintz die Andere. Wie die angenehme Ruhe der Unterthanen den Regenten zur grossen Ehre gereichet/ und durch die Einigkeit kleine Sachen zunehmen: Also nehmen gegentheils durch Zanck und Uneinigkeit die grösten und ansehnlichsten Dinge ab. Eine Stadt ist eine Vereinigung der Bürgerschafft und Einwohner/ deren Wandel aufrich tig seyn solle. Leben sie untereinander erbar/ ehrlich und aufrichtig/ so müssen sie auch einig seyn / alldieweil die Einigkeit die Stütze ihrer Wohlfahrt ist. Nichts wird unter ihnen nachtheiliger gefunden/ als wann sie unter sich selbst uneinig. Die gewaltige Stadt Babel ward anderer Gestalt nicht/ als durch der Bürger Uneinigkeit gewonnen/ Carthago eingeäschert/ das Königreich Juda gestöret / und die Lacedcemonier geschwächt. So lange als Rom in Einigkeit lebete/ da blühete es; So bald die Griechen unter sich uneins/ da geriethen sie unter des Königes Philippi in Macedonien Joch. Als die Stadt Numantia von den Römern eingeäschert/ fragte Scipio der Jüngere den Fürsten Tiresia/ wodurch die Stadt sich so lange hätte halten können? Worauf dieser Ihme zur Antwort gab/ durch die Einigkeit/ so bald aber dieselbe zutrennet/ so hätten sie sich den Römern nicht widersetzen können. Gleichwie nun Einigkeit/ Fried und Ruhe die vornehmsten Seulen eines Regiments sind: Also ist einem gemeinen Wesen/ Lande oder Provintz kein schädlicher Gifft als die Uneinigkeit/ dadurch alle gute Ordnungen zerrüttet/ die Gerichte aufgehoben/ die Gesetze verspottet/ die Obrigkeit verachtet/ Furcht/ Ehre/ Liebe/ Treue und Glauben auf die Seiten gesetzet/ und dadurch ein wüstes und wildes Leben eingeführet wird. Der Monarchen Stand. Es werden aber dreyerley Arten auch zu einer Regierung gebrauchet/ als da ist die Monarchi/ Aristocrati und Democrati. Daß vor Al- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0314" n="282"/> dauert man in gutem Wohlstande. Regenten und Unterthanen haben allhier dieses zu mercken: daß sie nicht alleine weise/ verständig und gütig seyn/ die Unterthanen aber hingegen Ihnen Gehorsam und allen schuldigen Respect/ Liebe und Treue erweisen sollen.</p> <p>Gute Regenten vergleichen sich guten Hauß-Vätern/ deren Ambt ist/ daß sie die Ihrigen in Gehorsam behalten. Einem jeden gebieten/ was er thun solle. Die Frommen mit Wohlthaten belohnen/ und die Bösen andern zum Exempel abstraffen. Diejenigen/ so über viel Dinge Macht und Gewalt haben/ sollen für allen Dingen ihr eigenes Gewissen reine halten/ damit sie/ wenn sie anderer Leute Mängel und Gebrechen abstraffen wollen/ selbst darinnen nicht betreten werden/ indem es ein grosser Fehler über andere regieren/ und sich selbst lasterhafft befinden. Wenn ein Glied aus der Kette gerissen wird/ ist es nichts nütze. Nicht eben erbet ein Königreich das andere/ sondern die Uneinigkeit macht/ daß / was man in tausend Jahren gebauet/ man in weniger Zeit wieder zerstöret.</p> <p>Alle Länder und Herrschafften haben ihre Fälle. Die Chaldaeer verfolgeten die Palaestiner; die Idumaeer die Chalaeder; die Assyrier die Idumaeer; Die Perser die Assyrier; Die Argiver die Perser; Die Athenienser die Argiver; Die Lacedaemonier die Athenienser; Die Sidonier die Lacedaemonier; Die Rhodiser die Sidonier; Die Scythen die Rhodiser; Die Hunnen die Scythen; Die Alaner die Hunnen; Die Wenden die Alaner; Die Balearen die Wenden; Die Sardinier die Balearen; Die Africaner die Sardinier; Die Römer die Africaner; Die Dacier die Römer; Die Gothen die Dacier/ und also biß auf diesen Tag/ immer ein Königreich/ Land und Provintz die Andere. Wie die angenehme Ruhe der Unterthanen den Regenten zur grossen Ehre gereichet/ und durch die Einigkeit kleine Sachen zunehmen: Also nehmen gegentheils durch Zanck und Uneinigkeit die grösten und ansehnlichsten Dinge ab. Eine Stadt ist eine Vereinigung der Bürgerschafft und Einwohner/ deren Wandel aufrich tig seyn solle. Leben sie untereinander erbar/ ehrlich und aufrichtig/ so müssen sie auch einig seyn / alldieweil die Einigkeit die Stütze ihrer Wohlfahrt ist. Nichts wird unter ihnen nachtheiliger gefunden/ als wann sie unter sich selbst uneinig.</p> <p>Die gewaltige Stadt Babel ward anderer Gestalt nicht/ als durch der Bürger Uneinigkeit gewonnen/ Carthago eingeäschert/ das Königreich Juda gestöret / und die Lacedcemonier geschwächt. So lange als Rom in Einigkeit lebete/ da blühete es; So bald die Griechen unter sich uneins/ da geriethen sie unter des Königes Philippi in Macedonien Joch. Als die Stadt Numantia von den Römern eingeäschert/ fragte Scipio der Jüngere den Fürsten Tiresia/ wodurch die Stadt sich so lange hätte halten können? Worauf dieser Ihme zur Antwort gab/ durch die Einigkeit/ so bald aber dieselbe zutrennet/ so hätten sie sich den Römern nicht widersetzen können. Gleichwie nun Einigkeit/ Fried und Ruhe die vornehmsten Seulen eines Regiments sind: Also ist einem gemeinen Wesen/ Lande oder Provintz kein schädlicher Gifft als die Uneinigkeit/ dadurch alle gute Ordnungen zerrüttet/ die Gerichte aufgehoben/ die Gesetze verspottet/ die Obrigkeit verachtet/ Furcht/ Ehre/ Liebe/ Treue und Glauben auf die Seiten gesetzet/ und dadurch ein wüstes und wildes Leben eingeführet wird.</p> <p><note place="left">Der Monarchen Stand.</note> Es werden aber dreyerley Arten auch zu einer Regierung gebrauchet/ als da ist die Monarchi/ Aristocrati und Democrati. Daß vor Al- </p> </div> </body> </text> </TEI> [282/0314]
dauert man in gutem Wohlstande. Regenten und Unterthanen haben allhier dieses zu mercken: daß sie nicht alleine weise/ verständig und gütig seyn/ die Unterthanen aber hingegen Ihnen Gehorsam und allen schuldigen Respect/ Liebe und Treue erweisen sollen.
Gute Regenten vergleichen sich guten Hauß-Vätern/ deren Ambt ist/ daß sie die Ihrigen in Gehorsam behalten. Einem jeden gebieten/ was er thun solle. Die Frommen mit Wohlthaten belohnen/ und die Bösen andern zum Exempel abstraffen. Diejenigen/ so über viel Dinge Macht und Gewalt haben/ sollen für allen Dingen ihr eigenes Gewissen reine halten/ damit sie/ wenn sie anderer Leute Mängel und Gebrechen abstraffen wollen/ selbst darinnen nicht betreten werden/ indem es ein grosser Fehler über andere regieren/ und sich selbst lasterhafft befinden. Wenn ein Glied aus der Kette gerissen wird/ ist es nichts nütze. Nicht eben erbet ein Königreich das andere/ sondern die Uneinigkeit macht/ daß / was man in tausend Jahren gebauet/ man in weniger Zeit wieder zerstöret.
Alle Länder und Herrschafften haben ihre Fälle. Die Chaldaeer verfolgeten die Palaestiner; die Idumaeer die Chalaeder; die Assyrier die Idumaeer; Die Perser die Assyrier; Die Argiver die Perser; Die Athenienser die Argiver; Die Lacedaemonier die Athenienser; Die Sidonier die Lacedaemonier; Die Rhodiser die Sidonier; Die Scythen die Rhodiser; Die Hunnen die Scythen; Die Alaner die Hunnen; Die Wenden die Alaner; Die Balearen die Wenden; Die Sardinier die Balearen; Die Africaner die Sardinier; Die Römer die Africaner; Die Dacier die Römer; Die Gothen die Dacier/ und also biß auf diesen Tag/ immer ein Königreich/ Land und Provintz die Andere. Wie die angenehme Ruhe der Unterthanen den Regenten zur grossen Ehre gereichet/ und durch die Einigkeit kleine Sachen zunehmen: Also nehmen gegentheils durch Zanck und Uneinigkeit die grösten und ansehnlichsten Dinge ab. Eine Stadt ist eine Vereinigung der Bürgerschafft und Einwohner/ deren Wandel aufrich tig seyn solle. Leben sie untereinander erbar/ ehrlich und aufrichtig/ so müssen sie auch einig seyn / alldieweil die Einigkeit die Stütze ihrer Wohlfahrt ist. Nichts wird unter ihnen nachtheiliger gefunden/ als wann sie unter sich selbst uneinig.
Die gewaltige Stadt Babel ward anderer Gestalt nicht/ als durch der Bürger Uneinigkeit gewonnen/ Carthago eingeäschert/ das Königreich Juda gestöret / und die Lacedcemonier geschwächt. So lange als Rom in Einigkeit lebete/ da blühete es; So bald die Griechen unter sich uneins/ da geriethen sie unter des Königes Philippi in Macedonien Joch. Als die Stadt Numantia von den Römern eingeäschert/ fragte Scipio der Jüngere den Fürsten Tiresia/ wodurch die Stadt sich so lange hätte halten können? Worauf dieser Ihme zur Antwort gab/ durch die Einigkeit/ so bald aber dieselbe zutrennet/ so hätten sie sich den Römern nicht widersetzen können. Gleichwie nun Einigkeit/ Fried und Ruhe die vornehmsten Seulen eines Regiments sind: Also ist einem gemeinen Wesen/ Lande oder Provintz kein schädlicher Gifft als die Uneinigkeit/ dadurch alle gute Ordnungen zerrüttet/ die Gerichte aufgehoben/ die Gesetze verspottet/ die Obrigkeit verachtet/ Furcht/ Ehre/ Liebe/ Treue und Glauben auf die Seiten gesetzet/ und dadurch ein wüstes und wildes Leben eingeführet wird.
Es werden aber dreyerley Arten auch zu einer Regierung gebrauchet/ als da ist die Monarchi/ Aristocrati und Democrati. Daß vor Al-
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/314>, abgerufen am 25.06.2024. |