[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.viehische Art des Volckes und der Väter oder Vornehmsten Beyschlaff gemein gemacht werde/ und der so daraus gebohren nicht weiß wes Geblütes/ und ob Er aus einem gantzen oder halben Geschlechte entsprungen sey. Livius. Alle Zusammenkunfft des Volckes soll man vors 2. und zwar bey nächtlicher Zeit verbiethen/ damit es nicht irgend einen schädlichen Aufstand wider die Vornehmsten erwecke/ und solcher Gestalt hielte der Rath zu Rom den gemeinen Pöfel im Zaum. Gehen 3. etliche Geschlechte unter/ so soll man an statt derselben neue aufbringen/ welche in dero Würde und Fußstapfen treten/ nach dem Exempel des Claudii/ welcher einen jeden von altem Stamme oder Herkommen in die Zahl der Patritien aufnahm. Hiernächst soll man 4. denen Patritien einen und den andern Ort zu befestigen nicht verstatten. Zu Rom durste kein Patricius auf dem Schloße oder Capitolio wohnen. Als Valerius an dem hohen Ort Velia einen Bau aufführete/ brachte er sich nicht wenig in Verdacht/ als stünde er nach der Regierung. Reichthum hat in vielen Dingen den Vorzug und die Oberhand/ indem man offters an dem Meere die herrlichsten Gebäude/ auf den Bergen die erhabnesten Schlösser/ und in den Städten aus zweyen/ oder mehr Häusern Eins aufrichtet/ und die grösten Unkosten darauf wendet/ allein diese Bausucht thut dermassen dem gemeinen Manne/ und denen Armen Nothleidenden welche/ daß sie um des und anderer Dinge willen mehr zum Aufruhr/ und den Waffen greiffen. Es sollen auch 5. die Vornehmsten/ wenn der Pöfel einen Aufstand erwecket/ die Stadt oder den Staat nicht verlassen. Denn als das Römische Volck in der Vejer Stadt und Landschafft Cicero lib. 8. ad Attic. Ep. I. wegziehen wollte/ legten sich die Vornehmsten darwider/ und wollten ihren uhralten Sitz auch in der äusersten Gefahr nicht fallen lassen. Solche Regiments-Forme aber schlägt öffters aus der Art/ in eine andere Gestalt/ da ihrer wenig nur regieren/ dessen Schaden Catilina gar hoch aufzumutzen weiß / und saget Cicero/ daß gleichwie die Monarchi in eine Tyranney Salust. in Offic. verwandelt wird: Also werden auch solche dahin bewogen/ daß/ wenn sie in dergleichen Regiersucht und Ehrgeitz gerathen/ sie darüber endlich die Gerechtigkeit vergäsen. Hierunter aber sind ehrliche und aufrichtige Männer/ welche in Vollziehung des gemeinen Wesens Geschäffte ihr Absehen auf einerley/ nemlich auf der Stadt Bestes und Glückseligkeit richten/ nicht zu verstehen. und die gefährliche Democratia. Die britte Art ist die Democratia, in welcher alle Stände mit zu gebieten und zu bewilligen haben. Wie vor Alters zu Rom da zugleich der Rath/ die Ritterschafft und die Gemeine regierten/ alldieweil man dafür hielte/ daß es der Billigkeit gemäß/ daß diejenigen/ welche alles zur Wohlfarth des Vaterlandes beytrügen/ auch solche Aembter besässen/ zumahl da auf solche Art durchgehends die Gesetze eingeführet / und dadurch die Freyheit der gantzen Bürgerschafft auf festen Grund gesetzet würde. Unter andern Gesetzen war auch dieses/ daß man keinen Römischen Bürger tödten durffte. Dahero man denn auch den Römischen Bürgermeister Ciceronem/ als Er die Feinde des Vaterlandes am Leben straffete/ in das Exilium vertriebe. Thut man aber die Augen recht auf/ so herrschen gemeiniglich bey einem solchen Regimente aufwieglerische und unruhige Köpfe/ die auf ihre Beredtsamkeit sich verlassen/ das gemeine Volck aufwiegeln/ und wider die Höhern verhetzen. Wie solches an dem Demosthene zu Athen/ Demade/ Pericle/ Alcibiade/ und denen Zunfft-Meistern zu Rom viehische Art des Volckes und der Väter oder Vornehmsten Beyschlaff gemein gemacht werde/ und der so daraus gebohren nicht weiß wes Geblütes/ und ob Er aus einem gantzen oder halben Geschlechte entsprungen sey. Livius. Alle Zusammenkunfft des Volckes soll man vors 2. und zwar bey nächtlicher Zeit verbiethen/ damit es nicht irgend einen schädlichen Aufstand wider die Vornehmsten erwecke/ und solcher Gestalt hielte der Rath zu Rom den gemeinen Pöfel im Zaum. Gehen 3. etliche Geschlechte unter/ so soll man an statt derselben neue aufbringen/ welche in dero Würde und Fußstapfen treten/ nach dem Exempel des Claudii/ welcher einen jeden von altem Stamme oder Herkommen in die Zahl der Patritien aufnahm. Hiernächst soll man 4. denen Patritien einen und den andern Ort zu befestigen nicht verstatten. Zu Rom durste kein Patricius auf dem Schloße oder Capitolio wohnen. Als Valerius an dem hohen Ort Velia einen Bau aufführete/ brachte er sich nicht wenig in Verdacht/ als stünde er nach der Regierung. Reichthum hat in vielen Dingen den Vorzug und die Oberhand/ indem man offters an dem Meere die herrlichsten Gebäude/ auf den Bergen die erhabnesten Schlösser/ und in den Städten aus zweyen/ oder mehr Häusern Eins aufrichtet/ und die grösten Unkosten darauf wendet/ allein diese Bausucht thut dermassen dem gemeinen Manne/ und denen Armen Nothleidenden welche/ daß sie um des und anderer Dinge willen mehr zum Aufruhr/ und den Waffen greiffen. Es sollen auch 5. die Vornehmsten/ wenn der Pöfel einen Aufstand erwecket/ die Stadt oder den Staat nicht verlassen. Denn als das Römische Volck in der Vejer Stadt und Landschafft Cicero lib. 8. ad Attic. Ep. I. wegziehen wollte/ legten sich die Vornehmsten darwider/ und wollten ihren uhralten Sitz auch in der äusersten Gefahr nicht fallen lassen. Solche Regiments-Forme aber schlägt öffters aus der Art/ in eine andere Gestalt/ da ihrer wenig nur regieren/ dessen Schaden Catilina gar hoch aufzumutzen weiß / und saget Cicero/ daß gleichwie die Monarchi in eine Tyranney Salust. in Offic. verwandelt wird: Also werden auch solche dahin bewogen/ daß/ wenn sie in dergleichen Regiersucht und Ehrgeitz gerathen/ sie darüber endlich die Gerechtigkeit vergäsen. Hierunter aber sind ehrliche und aufrichtige Männer/ welche in Vollziehung des gemeinen Wesens Geschäffte ihr Absehen auf einerley/ nemlich auf der Stadt Bestes und Glückseligkeit richten/ nicht zu verstehen. und die gefährliche Democratia. Die britte Art ist die Democratia, in welcher alle Stände mit zu gebieten und zu bewilligen haben. Wie vor Alters zu Rom da zugleich der Rath/ die Ritterschafft und die Gemeine regierten/ alldieweil man dafür hielte/ daß es der Billigkeit gemäß/ daß diejenigen/ welche alles zur Wohlfarth des Vaterlandes beytrügen/ auch solche Aembter besässen/ zumahl da auf solche Art durchgehends die Gesetze eingeführet / und dadurch die Freyheit der gantzen Bürgerschafft auf festen Grund gesetzet würde. Unter andern Gesetzen war auch dieses/ daß man keinen Römischen Bürger tödten durffte. Dahero man denn auch den Römischen Bürgermeister Ciceronem/ als Er die Feinde des Vaterlandes am Leben straffete/ in das Exilium vertriebe. Thut man aber die Augen recht auf/ so herrschen gemeiniglich bey einem solchen Regimente aufwieglerische und unruhige Köpfe/ die auf ihre Beredtsamkeit sich verlassen/ das gemeine Volck aufwiegeln/ und wider die Höhern verhetzen. Wie solches an dem Demosthene zu Athen/ Demade/ Pericle/ Alcibiade/ und denen Zunfft-Meistern zu Rom <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0317" n="285"/> viehische Art des Volckes und der Väter oder Vornehmsten Beyschlaff gemein gemacht werde/ und der so daraus gebohren nicht weiß wes Geblütes/ und ob Er aus einem gantzen oder halben Geschlechte entsprungen sey. <note place="right">Livius.</note> Alle Zusammenkunfft des Volckes soll man vors 2. und zwar bey nächtlicher Zeit verbiethen/ damit es nicht irgend einen schädlichen Aufstand wider die Vornehmsten erwecke/ und solcher Gestalt hielte der Rath zu Rom den gemeinen Pöfel im Zaum. Gehen 3. etliche Geschlechte unter/ so soll man an statt derselben neue aufbringen/ welche in dero Würde und Fußstapfen treten/ nach dem Exempel des Claudii/ welcher einen jeden von altem Stamme oder Herkommen in die Zahl der Patritien aufnahm. Hiernächst soll man 4. denen Patritien einen und den andern Ort zu befestigen nicht verstatten. Zu Rom durste kein Patricius auf dem Schloße oder Capitolio wohnen. Als Valerius an dem hohen Ort Velia einen Bau aufführete/ brachte er sich nicht wenig in Verdacht/ als stünde er nach der Regierung. Reichthum hat in vielen Dingen den Vorzug und die Oberhand/ indem man offters an dem Meere die herrlichsten Gebäude/ auf den Bergen die erhabnesten Schlösser/ und in den Städten aus zweyen/ oder mehr Häusern Eins aufrichtet/ und die grösten Unkosten darauf wendet/ allein diese Bausucht thut dermassen dem gemeinen Manne/ und denen Armen Nothleidenden welche/ daß sie um des und anderer Dinge willen mehr zum Aufruhr/ und den Waffen greiffen. Es sollen auch 5. die Vornehmsten/ wenn der Pöfel einen Aufstand erwecket/ die Stadt oder den Staat nicht verlassen. Denn als das Römische Volck in der Vejer Stadt und Landschafft <note place="right">Cicero lib. 8. ad Attic. Ep. I.</note> wegziehen wollte/ legten sich die Vornehmsten darwider/ und wollten ihren uhralten Sitz auch in der äusersten Gefahr nicht fallen lassen. Solche Regiments-Forme aber schlägt öffters aus der Art/ in eine andere Gestalt/ da ihrer wenig nur regieren/ dessen Schaden Catilina gar hoch aufzumutzen weiß / und saget Cicero/ daß gleichwie die Monarchi in eine Tyranney <note place="right">Salust. in Offic.</note> verwandelt wird: Also werden auch solche dahin bewogen/ daß/ wenn sie in dergleichen Regiersucht und Ehrgeitz gerathen/ sie darüber endlich die Gerechtigkeit vergäsen. Hierunter aber sind ehrliche und aufrichtige Männer/ welche in Vollziehung des gemeinen Wesens Geschäffte ihr Absehen auf einerley/ nemlich auf der Stadt Bestes und Glückseligkeit richten/ nicht zu verstehen.</p> <p><note place="right">und die gefährliche Democratia.</note> Die britte Art ist die Democratia, in welcher alle Stände mit zu gebieten und zu bewilligen haben. Wie vor Alters zu Rom da zugleich der Rath/ die Ritterschafft und die Gemeine regierten/ alldieweil man dafür hielte/ daß es der Billigkeit gemäß/ daß diejenigen/ welche alles zur Wohlfarth des Vaterlandes beytrügen/ auch solche Aembter besässen/ zumahl da auf solche Art durchgehends die Gesetze eingeführet / und dadurch die Freyheit der gantzen Bürgerschafft auf festen Grund gesetzet würde. Unter andern Gesetzen war auch dieses/ daß man keinen Römischen Bürger tödten durffte. Dahero man denn auch den Römischen Bürgermeister Ciceronem/ als Er die Feinde des Vaterlandes am Leben straffete/ in das Exilium vertriebe. Thut man aber die Augen recht auf/ so herrschen gemeiniglich bey einem solchen Regimente aufwieglerische und unruhige Köpfe/ die auf ihre Beredtsamkeit sich verlassen/ das gemeine Volck aufwiegeln/ und wider die Höhern verhetzen. Wie solches an dem Demosthene zu Athen/ Demade/ Pericle/ Alcibiade/ und denen Zunfft-Meistern zu Rom </p> </div> </body> </text> </TEI> [285/0317]
viehische Art des Volckes und der Väter oder Vornehmsten Beyschlaff gemein gemacht werde/ und der so daraus gebohren nicht weiß wes Geblütes/ und ob Er aus einem gantzen oder halben Geschlechte entsprungen sey. Alle Zusammenkunfft des Volckes soll man vors 2. und zwar bey nächtlicher Zeit verbiethen/ damit es nicht irgend einen schädlichen Aufstand wider die Vornehmsten erwecke/ und solcher Gestalt hielte der Rath zu Rom den gemeinen Pöfel im Zaum. Gehen 3. etliche Geschlechte unter/ so soll man an statt derselben neue aufbringen/ welche in dero Würde und Fußstapfen treten/ nach dem Exempel des Claudii/ welcher einen jeden von altem Stamme oder Herkommen in die Zahl der Patritien aufnahm. Hiernächst soll man 4. denen Patritien einen und den andern Ort zu befestigen nicht verstatten. Zu Rom durste kein Patricius auf dem Schloße oder Capitolio wohnen. Als Valerius an dem hohen Ort Velia einen Bau aufführete/ brachte er sich nicht wenig in Verdacht/ als stünde er nach der Regierung. Reichthum hat in vielen Dingen den Vorzug und die Oberhand/ indem man offters an dem Meere die herrlichsten Gebäude/ auf den Bergen die erhabnesten Schlösser/ und in den Städten aus zweyen/ oder mehr Häusern Eins aufrichtet/ und die grösten Unkosten darauf wendet/ allein diese Bausucht thut dermassen dem gemeinen Manne/ und denen Armen Nothleidenden welche/ daß sie um des und anderer Dinge willen mehr zum Aufruhr/ und den Waffen greiffen. Es sollen auch 5. die Vornehmsten/ wenn der Pöfel einen Aufstand erwecket/ die Stadt oder den Staat nicht verlassen. Denn als das Römische Volck in der Vejer Stadt und Landschafft wegziehen wollte/ legten sich die Vornehmsten darwider/ und wollten ihren uhralten Sitz auch in der äusersten Gefahr nicht fallen lassen. Solche Regiments-Forme aber schlägt öffters aus der Art/ in eine andere Gestalt/ da ihrer wenig nur regieren/ dessen Schaden Catilina gar hoch aufzumutzen weiß / und saget Cicero/ daß gleichwie die Monarchi in eine Tyranney verwandelt wird: Also werden auch solche dahin bewogen/ daß/ wenn sie in dergleichen Regiersucht und Ehrgeitz gerathen/ sie darüber endlich die Gerechtigkeit vergäsen. Hierunter aber sind ehrliche und aufrichtige Männer/ welche in Vollziehung des gemeinen Wesens Geschäffte ihr Absehen auf einerley/ nemlich auf der Stadt Bestes und Glückseligkeit richten/ nicht zu verstehen.
Livius.
Cicero lib. 8. ad Attic. Ep. I.
Salust. in Offic. Die britte Art ist die Democratia, in welcher alle Stände mit zu gebieten und zu bewilligen haben. Wie vor Alters zu Rom da zugleich der Rath/ die Ritterschafft und die Gemeine regierten/ alldieweil man dafür hielte/ daß es der Billigkeit gemäß/ daß diejenigen/ welche alles zur Wohlfarth des Vaterlandes beytrügen/ auch solche Aembter besässen/ zumahl da auf solche Art durchgehends die Gesetze eingeführet / und dadurch die Freyheit der gantzen Bürgerschafft auf festen Grund gesetzet würde. Unter andern Gesetzen war auch dieses/ daß man keinen Römischen Bürger tödten durffte. Dahero man denn auch den Römischen Bürgermeister Ciceronem/ als Er die Feinde des Vaterlandes am Leben straffete/ in das Exilium vertriebe. Thut man aber die Augen recht auf/ so herrschen gemeiniglich bey einem solchen Regimente aufwieglerische und unruhige Köpfe/ die auf ihre Beredtsamkeit sich verlassen/ das gemeine Volck aufwiegeln/ und wider die Höhern verhetzen. Wie solches an dem Demosthene zu Athen/ Demade/ Pericle/ Alcibiade/ und denen Zunfft-Meistern zu Rom
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/317>, abgerufen am 25.06.2024. |