[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.nehmen wie sie denselben überwinden / und Ihm nicht zu viel Gehör geben mögen. Die Königliche Mässigkeit und Zucht. Für unerbaren Thaten hat man sich sowohl/ als für unerbaren Reden zu hüten/ wer Maß und Weise übertritt/ dem eckelt auch endlich für den allerbesten Dingen. Als der weise Themistocles das Regiment über sich nahm/ enthielte Er sich alles Panquetirens: Kein angefüllter Bauch macht subtilene Sinne. Die Gebehrden werden verstellet/ der Leib geschwächt/ und der Vorrath verschwendet. Aus einem starcken Leibe wird ein schwacher/ aus einem leichten ein schwerer/ aus einem gesunden ein siecher/ und aus einem Vollkommenen ein baufälliger. Der Prediger Salomo saget: Wehe dem Lande dessen Fürsten früh essen. Essen/ trincken/ und dem Leibe Gutes thun/ ist keine Sünde/ denn dasselbe bringet der hohe Stand mit sich/ und ist eben so wenig verwerfflich/ wenn man in der gebührenden Masse bleibet/ Syrac. 31. 36. als wenn Andere nach Nothdurfft essen. Den Wein nothdürfftig trincken/ erfreuet Seel und Leib. GOTT giebt zeitliche Güter und Reichthümer/ und theilet sie nach seinem Rathe und Willen aus/ damit die Menschen derselben in rechter Masse und Ordnung brauchen / auch andern Nothleidenden darmit helffen können. Es heisset aber allhier früh essen/ wenn man des Morgens früh zu fressen/ zu sauffen/ und zu panquetiren anhebet/ und bis in die Nacht in dem Wohlleben verharret/ Schlemmen und Demmen für das gröste Gut hält/ und alle Sorge auf die Seite stellet. Wenn nun dergleichen in einem Lande gefunden werden/ die solchem Fressen und Sauffen nachhängen/ Tag und Nacht darüber zubringen/ Land und Leute an den Nagel hengen/ und sich um die Regierung wenig bekümmern/ so geschiehet einem solchen Lande wehe/ und begegnet demselben ein Unglück nach dem andern. Huren/ Wein/ und Most machen toll: Der Gerechte gebraucht sich seines Gutes zum Leben/ der Gottlose aber zur Sünde. Wäre Loth nicht truncken gewesen/ so hätte Er keine Blut-Schande begangen. Da die Kinder Israel in der Wüsten lüstern wurden/ luden sie des HERRN Grimm auffich. Wehe denen/ die Helden in dem Sauffen/ und Krieger in der Füllerey sind. Der Römische Bürgermeister und Dictator Cornelius Ruffinus wurde um des Schlemmens und Sauffens willen aus dem Rathe gestossen: Holofernes in der Füllerey erwürget. König Belsazar erschlagen / und Amnon getödtet. Alle diejenigen/ so sich zum üppigen Fressen und Sauffen / und Wohlleben halten/ nicht auf die Wercke des HERREN sehen/ und ihre anvertrauete Geschäffte verrichten/ derer Tempel Tertullianus. ist ihre Lunge/ der Priester ihr Koch/ und das Trinck-Geschirr ihr Altar. Ihre gantze Liebe die siedet gleich fam in einem Koch-Topfe: Ihr Vertrauen stehet auf der Küche/ und ihre Hofnung in einem guten Gerichte. Bey welchem keine Erküntnis GOTTES/ bey dem ist auch keine Zuversicht des Hertzens. Wo keine Anruffung/ da ist auch kein Glaube/ keine Erhörung und kein Seegen. Wo nun nichts als tägliches Schwelgen/ wie kan da ein Seegen/ ein Glaube/ und eine vollkommene Gottesfurcht seyn? Allen Menschen in der Welt ist befohlen/ das Gesetze des HErrn zu lesen/ und darnach zu thun. Thun sie es nicht/ so sollen Land und Leute verflucht seyn. Durch Unmässigkeit entstehet auch die Ungesundheit des Leibes. Keyser Sergius Galba bekahm dadurch die Gicht / daß Er an den Schenckeln und Leibe nichts mehr leiden kunte. Wo der Wein eingehet/ da gehet der Witz und Verstand heraus. Man versaufft das Gedächtnis / das Gehirne wird schwach/ und die Gedancken nehmen wie sie denselben überwinden / und Ihm nicht zu viel Gehör geben mögen. Die Königliche Mässigkeit und Zucht. Für unerbaren Thaten hat man sich sowohl/ als für unerbaren Reden zu hüten/ wer Maß und Weise übertritt/ dem eckelt auch endlich für den allerbesten Dingen. Als der weise Themistocles das Regiment über sich nahm/ enthielte Er sich alles Panquetirens: Kein angefüllter Bauch macht subtilene Sinne. Die Gebehrden werden verstellet/ der Leib geschwächt/ und der Vorrath verschwendet. Aus einem starcken Leibe wird ein schwacher/ aus einem leichten ein schwerer/ aus einem gesunden ein siecher/ und aus einem Vollkommenen ein baufälliger. Der Prediger Salomo saget: Wehe dem Lande dessen Fürsten früh essen. Essen/ trincken/ und dem Leibe Gutes thun/ ist keine Sünde/ denn dasselbe bringet der hohe Stand mit sich/ und ist eben so wenig verwerfflich/ wenn man in der gebührenden Masse bleibet/ Syrac. 31. 36. als wenn Andere nach Nothdurfft essen. Den Wein nothdürfftig trincken/ erfreuet Seel und Leib. GOTT giebt zeitliche Güter und Reichthümer/ und theilet sie nach seinem Rathe und Willen aus/ damit die Menschen derselben in rechter Masse und Ordnung brauchen / auch andern Nothleidenden darmit helffen können. Es heisset aber allhier früh essen/ wenn man des Morgens früh zu fressen/ zu sauffen/ und zu panquetiren anhebet/ und bis in die Nacht in dem Wohlleben verharret/ Schlemmen und Demmen für das gröste Gut hält/ und alle Sorge auf die Seite stellet. Wenn nun dergleichen in einem Lande gefunden werden/ die solchem Fressen und Sauffen nachhängen/ Tag und Nacht darüber zubringen/ Land und Leute an den Nagel hengen/ und sich um die Regierung wenig bekümmern/ so geschiehet einem solchen Lande wehe/ und begegnet demselben ein Unglück nach dem andern. Huren/ Wein/ und Most machen toll: Der Gerechte gebraucht sich seines Gutes zum Leben/ der Gottlose aber zur Sünde. Wäre Loth nicht truncken gewesen/ so hätte Er keine Blut-Schande begangen. Da die Kinder Israel in der Wüsten lüstern wurden/ luden sie des HERRN Grimm auffich. Wehe denen/ die Helden in dem Sauffen/ und Krieger in der Füllerey sind. Der Römische Bürgermeister und Dictator Cornelius Ruffinus wurde um des Schlemmens und Sauffens willen aus dem Rathe gestossen: Holofernes in der Füllerey erwürget. König Belsazar erschlagen / und Amnon getödtet. Alle diejenigen/ so sich zum üppigen Fressen und Sauffen / und Wohlleben halten/ nicht auf die Wercke des HERREN sehen/ und ihre anvertrauete Geschäffte verrichten/ derer Tempel Tertullianus. ist ihre Lunge/ der Priester ihr Koch/ und das Trinck-Geschirr ihr Altar. Ihre gantze Liebe die siedet gleich fam in einem Koch-Topfe: Ihr Vertrauen stehet auf der Küche/ und ihre Hofnung in einem guten Gerichte. Bey welchem keine Erküntnis GOTTES/ bey dem ist auch keine Zuversicht des Hertzens. Wo keine Anruffung/ da ist auch kein Glaube/ keine Erhörung und kein Seegen. Wo nun nichts als tägliches Schwelgen/ wie kan da ein Seegen/ ein Glaube/ und eine vollkommene Gottesfurcht seyn? Allen Menschen in der Welt ist befohlen/ das Gesetze des HErrn zu lesen/ und darnach zu thun. Thun sie es nicht/ so sollen Land und Leute verflucht seyn. Durch Unmässigkeit entstehet auch die Ungesundheit des Leibes. Keyser Sergius Galba bekahm dadurch die Gicht / daß Er an den Schenckeln und Leibe nichts mehr leiden kunte. Wo der Wein eingehet/ da gehet der Witz und Verstand heraus. Man versaufft das Gedächtnis / das Gehirne wird schwach/ und die Gedancken <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0359" n="327"/> nehmen wie sie denselben überwinden / und Ihm nicht zu viel Gehör geben mögen.</p> <p><note place="right">Die Königliche Mässigkeit und Zucht.</note> Für unerbaren Thaten hat man sich sowohl/ als für unerbaren Reden zu hüten/ wer Maß und Weise übertritt/ dem eckelt auch endlich für den allerbesten Dingen. Als der weise Themistocles das Regiment über sich nahm/ enthielte Er sich alles Panquetirens: Kein angefüllter Bauch macht subtilene Sinne. Die Gebehrden werden verstellet/ der Leib geschwächt/ und der Vorrath verschwendet. Aus einem starcken Leibe wird ein schwacher/ aus einem leichten ein schwerer/ aus einem gesunden ein siecher/ und aus einem Vollkommenen ein baufälliger. Der Prediger Salomo saget: Wehe dem Lande dessen Fürsten früh essen. Essen/ trincken/ und dem Leibe Gutes thun/ ist keine Sünde/ denn dasselbe bringet der hohe Stand mit sich/ und ist eben so wenig verwerfflich/ wenn man in der gebührenden Masse bleibet/ <note place="right">Syrac. 31. 36.</note> als wenn Andere nach Nothdurfft essen. Den Wein nothdürfftig trincken/ erfreuet Seel und Leib. GOTT giebt zeitliche Güter und Reichthümer/ und theilet sie nach seinem Rathe und Willen aus/ damit die Menschen derselben in rechter Masse und Ordnung brauchen / auch andern Nothleidenden darmit helffen können. Es heisset aber allhier früh essen/ wenn man des Morgens früh zu fressen/ zu sauffen/ und zu panquetiren anhebet/ und bis in die Nacht in dem Wohlleben verharret/ Schlemmen und Demmen für das gröste Gut hält/ und alle Sorge auf die Seite stellet. Wenn nun dergleichen in einem Lande gefunden werden/ die solchem Fressen und Sauffen nachhängen/ Tag und Nacht darüber zubringen/ Land und Leute an den Nagel hengen/ und sich um die Regierung wenig bekümmern/ so geschiehet einem solchen Lande wehe/ und begegnet demselben ein Unglück nach dem andern.</p> <p>Huren/ Wein/ und Most machen toll: Der Gerechte gebraucht sich seines Gutes zum Leben/ der Gottlose aber zur Sünde. Wäre Loth nicht truncken gewesen/ so hätte Er keine Blut-Schande begangen. Da die Kinder Israel in der Wüsten lüstern wurden/ luden sie des HERRN Grimm auffich. Wehe denen/ die Helden in dem Sauffen/ und Krieger in der Füllerey sind. Der Römische Bürgermeister und Dictator Cornelius Ruffinus wurde um des Schlemmens und Sauffens willen aus dem Rathe gestossen: Holofernes in der Füllerey erwürget. König Belsazar erschlagen / und Amnon getödtet. Alle diejenigen/ so sich zum üppigen Fressen und Sauffen / und Wohlleben halten/ nicht auf die Wercke des HERREN sehen/ und ihre anvertrauete Geschäffte verrichten/ derer Tempel <note place="right">Tertullianus.</note> ist ihre Lunge/ der Priester ihr Koch/ und das Trinck-Geschirr ihr Altar. Ihre gantze Liebe die siedet gleich fam in einem Koch-Topfe: Ihr Vertrauen stehet auf der Küche/ und ihre Hofnung in einem guten Gerichte. Bey welchem keine Erküntnis GOTTES/ bey dem ist auch keine Zuversicht des Hertzens. Wo keine Anruffung/ da ist auch kein Glaube/ keine Erhörung und kein Seegen. Wo nun nichts als tägliches Schwelgen/ wie kan da ein Seegen/ ein Glaube/ und eine vollkommene Gottesfurcht seyn? Allen Menschen in der Welt ist befohlen/ das Gesetze des HErrn zu lesen/ und darnach zu thun. Thun sie es nicht/ so sollen Land und Leute verflucht seyn. Durch Unmässigkeit entstehet auch die Ungesundheit des Leibes. Keyser Sergius Galba bekahm dadurch die Gicht / daß Er an den Schenckeln und Leibe nichts mehr leiden kunte. Wo der Wein eingehet/ da gehet der Witz und Verstand heraus. Man versaufft das Gedächtnis / das Gehirne wird schwach/ und die Gedancken </p> </div> </body> </text> </TEI> [327/0359]
nehmen wie sie denselben überwinden / und Ihm nicht zu viel Gehör geben mögen.
Für unerbaren Thaten hat man sich sowohl/ als für unerbaren Reden zu hüten/ wer Maß und Weise übertritt/ dem eckelt auch endlich für den allerbesten Dingen. Als der weise Themistocles das Regiment über sich nahm/ enthielte Er sich alles Panquetirens: Kein angefüllter Bauch macht subtilene Sinne. Die Gebehrden werden verstellet/ der Leib geschwächt/ und der Vorrath verschwendet. Aus einem starcken Leibe wird ein schwacher/ aus einem leichten ein schwerer/ aus einem gesunden ein siecher/ und aus einem Vollkommenen ein baufälliger. Der Prediger Salomo saget: Wehe dem Lande dessen Fürsten früh essen. Essen/ trincken/ und dem Leibe Gutes thun/ ist keine Sünde/ denn dasselbe bringet der hohe Stand mit sich/ und ist eben so wenig verwerfflich/ wenn man in der gebührenden Masse bleibet/ als wenn Andere nach Nothdurfft essen. Den Wein nothdürfftig trincken/ erfreuet Seel und Leib. GOTT giebt zeitliche Güter und Reichthümer/ und theilet sie nach seinem Rathe und Willen aus/ damit die Menschen derselben in rechter Masse und Ordnung brauchen / auch andern Nothleidenden darmit helffen können. Es heisset aber allhier früh essen/ wenn man des Morgens früh zu fressen/ zu sauffen/ und zu panquetiren anhebet/ und bis in die Nacht in dem Wohlleben verharret/ Schlemmen und Demmen für das gröste Gut hält/ und alle Sorge auf die Seite stellet. Wenn nun dergleichen in einem Lande gefunden werden/ die solchem Fressen und Sauffen nachhängen/ Tag und Nacht darüber zubringen/ Land und Leute an den Nagel hengen/ und sich um die Regierung wenig bekümmern/ so geschiehet einem solchen Lande wehe/ und begegnet demselben ein Unglück nach dem andern.
Die Königliche Mässigkeit und Zucht.
Syrac. 31. 36. Huren/ Wein/ und Most machen toll: Der Gerechte gebraucht sich seines Gutes zum Leben/ der Gottlose aber zur Sünde. Wäre Loth nicht truncken gewesen/ so hätte Er keine Blut-Schande begangen. Da die Kinder Israel in der Wüsten lüstern wurden/ luden sie des HERRN Grimm auffich. Wehe denen/ die Helden in dem Sauffen/ und Krieger in der Füllerey sind. Der Römische Bürgermeister und Dictator Cornelius Ruffinus wurde um des Schlemmens und Sauffens willen aus dem Rathe gestossen: Holofernes in der Füllerey erwürget. König Belsazar erschlagen / und Amnon getödtet. Alle diejenigen/ so sich zum üppigen Fressen und Sauffen / und Wohlleben halten/ nicht auf die Wercke des HERREN sehen/ und ihre anvertrauete Geschäffte verrichten/ derer Tempel ist ihre Lunge/ der Priester ihr Koch/ und das Trinck-Geschirr ihr Altar. Ihre gantze Liebe die siedet gleich fam in einem Koch-Topfe: Ihr Vertrauen stehet auf der Küche/ und ihre Hofnung in einem guten Gerichte. Bey welchem keine Erküntnis GOTTES/ bey dem ist auch keine Zuversicht des Hertzens. Wo keine Anruffung/ da ist auch kein Glaube/ keine Erhörung und kein Seegen. Wo nun nichts als tägliches Schwelgen/ wie kan da ein Seegen/ ein Glaube/ und eine vollkommene Gottesfurcht seyn? Allen Menschen in der Welt ist befohlen/ das Gesetze des HErrn zu lesen/ und darnach zu thun. Thun sie es nicht/ so sollen Land und Leute verflucht seyn. Durch Unmässigkeit entstehet auch die Ungesundheit des Leibes. Keyser Sergius Galba bekahm dadurch die Gicht / daß Er an den Schenckeln und Leibe nichts mehr leiden kunte. Wo der Wein eingehet/ da gehet der Witz und Verstand heraus. Man versaufft das Gedächtnis / das Gehirne wird schwach/ und die Gedancken
Tertullianus.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/359>, abgerufen am 18.06.2024. |