[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.kehrete von dar mit unglaublicher Geschwindigkeit zurücke/ nichts destoweniger aber wurde Er letzlich ausgefangen / mitten in der Stadt in einen feurigen Ofen geworffen/ und daselbst verbrennt. Ob nun hierunter alle die Jenigen/ so sich auf das Zaubern legen/ ihren meisten Zweck/ und dardurch Geld und Gut/ Ehre und Hoheit zu erlangen vermögen / darüber hat Bodinus seine Gedanken und saget: Es ist einem Jeden bekannt/ daß in dem Erdboden viel verborgene Schätze liegen/ die der Teusel/ als ein Geist / alle weiß; Man hat aber nie keinen Zauberer gefunden/ der eine Crone darvon bekommen hätte/ ja es würden vielmehr die durch die Zauberey vermeinten Reichsten die allerärmsten/ die aber vorhin Arm/ die müsten die Zeit ihres Lebens die Aermsten verbleiben. Wer derohalben den Seegen reich zu werden suchen will/ der suche und erbitte Jhn von Gott/ und nicht durch verbottene Mittel. Mercurius soll ein Gott der Diebe gewesen seyn. FLeichwie nun auf der Verblendung der Augen/ und der Sachen Behendigkeit nicht ein weniges beruhet: Also misset man auch dem Mercurio bey/ daß Er beydes ein Gott der Diebe und der Strassen-Räuber/ die Ihn/ wenn sie haben stehlen wollen / angebetet Natal. Com./ gewesen; auch bey seinem Leben unterschiedliche listige Diebstäle begangen habe. Gestalt Er denn dem Apollo in Thessalien heimlich sein Vieh entwendet/ seine Köcher gestohlen; der Venus ihren Gürtel vom Leibe geraubet/ und sich gar seinem Vatter/ dem Jupiter / den Scepter/ Donner und Blitz/ wofern sie nicht zu heis gewesen/ zu entführen unterstanden. Mensche sind Geist und weltlicher Weise Diebe. Wir Menschen sind in der Welt die grösten Geist- und Weltlichen Diebe. Wir stehlen GOTT seine Ehre/ machen die Menschen von Gott abfällig; Verfälschen sein Wort; widerstreben seinem Gebote; vertuschen das Licht der Vernunfft/ entführen dem Höchsten unsere Seele/ und opfern sie dem Teufel. Ein falsches Gold/ sagt man/ hält eine falsche Probe. Ein falsches Hertze ist ein diebisches Hertze gegen GOTT. Es liebet das Geschöpfe vor dem Schöpfer/ trachtet mehr nach dem Zeitlichen als dem Ewigen/ und wie die Menschen leben/ so lebet auch der Hauffe/ und wie der Hauffe/ so lebet man insgemein mit. Die Welt ist mehr ein böser Verführer/ als guter Anführer. Man laufft nach einem Kleinode/ und krieget anstatt desselben einen Lufft-Streich. Mit der einen Hand richten wir GOTTES Haus auf/ mit der andern aber schlagen wir es wieder zu Boden. Wir sind Diebe GOTTes: Wir erdichten neue Gottesdienste / ohne Gottes Befehl/ und ruffen das für Gott an/ daran doch nichts Göttliches ist. Wir berauben Kirchen/ Schulen und Hospitäle/ durch Verwendung der gestiffteten Almosen. Wir sind Diebe in Kauffen und Verkauffen/ in Maaß und Gewicht/ in Sprechung des Göttlichen Rechts/ in Ertheilung der Gerechtigkeit / in Liebe des Nächsten; im Leihen und Widergeben; in Gutthätigkeit/ in Pracht und Hoffarth/ da kehrete von dar mit unglaublicher Geschwindigkeit zurücke/ nichts destoweniger aber wurde Er letzlich ausgefangen / mitten in der Stadt in einen feurigen Ofen geworffen/ und daselbst verbrennt. Ob nun hierunter alle die Jenigen/ so sich auf das Zaubern legen/ ihren meisten Zweck/ und dardurch Geld und Gut/ Ehre und Hoheit zu erlangen vermögen / darüber hat Bodinus seine Gedanken und saget: Es ist einem Jeden bekannt/ daß in dem Erdboden viel verborgene Schätze liegen/ die der Teusel/ als ein Geist / alle weiß; Man hat aber nie keinen Zauberer gefunden/ der eine Crone darvon bekommen hätte/ ja es würden vielmehr die durch die Zauberey vermeinten Reichsten die allerärmsten/ die aber vorhin Arm/ die müsten die Zeit ihres Lebens die Aermsten verbleiben. Wer derohalben den Seegen reich zu werden suchen will/ der suche und erbitte Jhn von Gott/ und nicht durch verbottene Mittel. Mercurius soll ein Gott der Diebe gewesen seyn. FLeichwie nun auf der Verblendung der Augen/ und der Sachen Behendigkeit nicht ein weniges beruhet: Also misset man auch dem Mercurio bey/ daß Er beydes ein Gott der Diebe und der Strassen-Räuber/ die Ihn/ wenn sie haben stehlen wollen / angebetet Natal. Com./ gewesen; auch bey seinem Leben unterschiedliche listige Diebstäle begangen habe. Gestalt Er denn dem Apollo in Thessalien heimlich sein Vieh entwendet/ seine Köcher gestohlen; der Venus ihren Gürtel vom Leibe geraubet/ und sich gar seinem Vatter/ dem Jupiter / den Scepter/ Donner und Blitz/ wofern sie nicht zu heis gewesen/ zu entführen unterstanden. Menschë sind Geist uñ weltlicher Weise Diebe. Wir Menschen sind in der Welt die grösten Geist- und Weltlichen Diebe. Wir stehlen GOTT seine Ehre/ machen die Menschen von Gott abfällig; Verfälschen sein Wort; widerstreben seinem Gebote; vertuschen das Licht der Vernunfft/ entführen dem Höchsten unsere Seele/ und opfern sie dem Teufel. Ein falsches Gold/ sagt man/ hält eine falsche Probe. Ein falsches Hertze ist ein diebisches Hertze gegen GOTT. Es liebet das Geschöpfe vor dem Schöpfer/ trachtet mehr nach dem Zeitlichen als dem Ewigen/ und wie die Menschen leben/ so lebet auch der Hauffe/ und wie der Hauffe/ so lebet man insgemein mit. Die Welt ist mehr ein böser Verführer/ als guter Anführer. Man laufft nach einem Kleinode/ und krieget anstatt desselben einen Lufft-Streich. Mit der einen Hand richten wir GOTTES Haus auf/ mit der andern aber schlagen wir es wieder zu Boden. Wir sind Diebe GOTTes: Wir erdichten neue Gottesdienste / ohne Gottes Befehl/ und ruffen das für Gott an/ daran doch nichts Göttliches ist. Wir berauben Kirchen/ Schulen und Hospitäle/ durch Verwendung der gestiffteten Almosen. Wir sind Diebe in Kauffen und Verkauffen/ in Maaß und Gewicht/ in Sprechung des Göttlichen Rechts/ in Ertheilung der Gerechtigkeit / in Liebe des Nächsten; im Leihen und Widergeben; in Gutthätigkeit/ in Pracht und Hoffarth/ da <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0485" n="451"/> kehrete von dar mit unglaublicher Geschwindigkeit zurücke/ nichts destoweniger aber wurde Er letzlich ausgefangen / mitten in der Stadt in einen feurigen Ofen geworffen/ und daselbst verbrennt. Ob nun hierunter alle die Jenigen/ so sich auf das Zaubern legen/ ihren meisten Zweck/ und dardurch Geld und Gut/ Ehre und Hoheit zu erlangen vermögen / darüber hat Bodinus seine Gedanken und saget: Es ist einem Jeden bekannt/ daß in dem Erdboden viel verborgene Schätze liegen/ die der Teusel/ als ein Geist / alle weiß; Man hat aber nie keinen Zauberer gefunden/ der eine Crone darvon bekommen hätte/ ja es würden vielmehr die durch die Zauberey vermeinten Reichsten die allerärmsten/ die aber vorhin Arm/ die müsten die Zeit ihres Lebens die Aermsten verbleiben. Wer derohalben den Seegen reich zu werden suchen will/ der suche und erbitte Jhn von Gott/ und nicht durch verbottene Mittel.</p> </div> <div> <head>Mercurius soll ein Gott der Diebe gewesen seyn.</head> <p>FLeichwie nun auf der Verblendung der Augen/ und der Sachen Behendigkeit nicht ein weniges beruhet: Also misset man auch dem Mercurio bey/ daß Er beydes ein Gott der Diebe und der Strassen-Räuber/ die Ihn/ wenn sie haben stehlen wollen / angebetet <note place="right">Natal. Com.</note>/ gewesen; auch bey seinem Leben unterschiedliche listige Diebstäle begangen habe. Gestalt Er denn dem Apollo in Thessalien heimlich sein Vieh entwendet/ seine Köcher gestohlen; der Venus ihren Gürtel vom Leibe geraubet/ und sich gar seinem Vatter/ dem Jupiter / den Scepter/ Donner und Blitz/ wofern sie nicht zu heis gewesen/ zu entführen unterstanden. <note place="right">Menschë sind Geist uñ weltlicher Weise Diebe.</note> Wir Menschen sind in der Welt die grösten Geist- und Weltlichen Diebe. Wir stehlen GOTT seine Ehre/ machen die Menschen von Gott abfällig; Verfälschen sein Wort; widerstreben seinem Gebote; vertuschen das Licht der Vernunfft/ entführen dem Höchsten unsere Seele/ und opfern sie dem Teufel. Ein falsches Gold/ sagt man/ hält eine falsche Probe. Ein falsches Hertze ist ein diebisches Hertze gegen GOTT. Es liebet das Geschöpfe vor dem Schöpfer/ trachtet mehr nach dem Zeitlichen als dem Ewigen/ und wie die Menschen leben/ so lebet auch der Hauffe/ und wie der Hauffe/ so lebet man insgemein mit. Die Welt ist mehr ein böser Verführer/ als guter Anführer. Man laufft nach einem Kleinode/ und krieget anstatt desselben einen Lufft-Streich. Mit der einen Hand richten wir GOTTES Haus auf/ mit der andern aber schlagen wir es wieder zu Boden. Wir sind Diebe GOTTes: Wir erdichten neue Gottesdienste / ohne Gottes Befehl/ und ruffen das für Gott an/ daran doch nichts Göttliches ist. Wir berauben Kirchen/ Schulen und Hospitäle/ durch Verwendung der gestiffteten Almosen. Wir sind Diebe in Kauffen und Verkauffen/ in Maaß und Gewicht/ in Sprechung des Göttlichen Rechts/ in Ertheilung der Gerechtigkeit / in Liebe des Nächsten; im Leihen und Widergeben; in Gutthätigkeit/ in Pracht und Hoffarth/ da </p> </div> </body> </text> </TEI> [451/0485]
kehrete von dar mit unglaublicher Geschwindigkeit zurücke/ nichts destoweniger aber wurde Er letzlich ausgefangen / mitten in der Stadt in einen feurigen Ofen geworffen/ und daselbst verbrennt. Ob nun hierunter alle die Jenigen/ so sich auf das Zaubern legen/ ihren meisten Zweck/ und dardurch Geld und Gut/ Ehre und Hoheit zu erlangen vermögen / darüber hat Bodinus seine Gedanken und saget: Es ist einem Jeden bekannt/ daß in dem Erdboden viel verborgene Schätze liegen/ die der Teusel/ als ein Geist / alle weiß; Man hat aber nie keinen Zauberer gefunden/ der eine Crone darvon bekommen hätte/ ja es würden vielmehr die durch die Zauberey vermeinten Reichsten die allerärmsten/ die aber vorhin Arm/ die müsten die Zeit ihres Lebens die Aermsten verbleiben. Wer derohalben den Seegen reich zu werden suchen will/ der suche und erbitte Jhn von Gott/ und nicht durch verbottene Mittel.
Mercurius soll ein Gott der Diebe gewesen seyn. FLeichwie nun auf der Verblendung der Augen/ und der Sachen Behendigkeit nicht ein weniges beruhet: Also misset man auch dem Mercurio bey/ daß Er beydes ein Gott der Diebe und der Strassen-Räuber/ die Ihn/ wenn sie haben stehlen wollen / angebetet / gewesen; auch bey seinem Leben unterschiedliche listige Diebstäle begangen habe. Gestalt Er denn dem Apollo in Thessalien heimlich sein Vieh entwendet/ seine Köcher gestohlen; der Venus ihren Gürtel vom Leibe geraubet/ und sich gar seinem Vatter/ dem Jupiter / den Scepter/ Donner und Blitz/ wofern sie nicht zu heis gewesen/ zu entführen unterstanden. Wir Menschen sind in der Welt die grösten Geist- und Weltlichen Diebe. Wir stehlen GOTT seine Ehre/ machen die Menschen von Gott abfällig; Verfälschen sein Wort; widerstreben seinem Gebote; vertuschen das Licht der Vernunfft/ entführen dem Höchsten unsere Seele/ und opfern sie dem Teufel. Ein falsches Gold/ sagt man/ hält eine falsche Probe. Ein falsches Hertze ist ein diebisches Hertze gegen GOTT. Es liebet das Geschöpfe vor dem Schöpfer/ trachtet mehr nach dem Zeitlichen als dem Ewigen/ und wie die Menschen leben/ so lebet auch der Hauffe/ und wie der Hauffe/ so lebet man insgemein mit. Die Welt ist mehr ein böser Verführer/ als guter Anführer. Man laufft nach einem Kleinode/ und krieget anstatt desselben einen Lufft-Streich. Mit der einen Hand richten wir GOTTES Haus auf/ mit der andern aber schlagen wir es wieder zu Boden. Wir sind Diebe GOTTes: Wir erdichten neue Gottesdienste / ohne Gottes Befehl/ und ruffen das für Gott an/ daran doch nichts Göttliches ist. Wir berauben Kirchen/ Schulen und Hospitäle/ durch Verwendung der gestiffteten Almosen. Wir sind Diebe in Kauffen und Verkauffen/ in Maaß und Gewicht/ in Sprechung des Göttlichen Rechts/ in Ertheilung der Gerechtigkeit / in Liebe des Nächsten; im Leihen und Widergeben; in Gutthätigkeit/ in Pracht und Hoffarth/ da
Natal. Com.
Menschë sind Geist uñ weltlicher Weise Diebe.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/485>, abgerufen am 25.06.2024. |