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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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gleichen/ wie man seiner Feinde Betrug und List wahrnehmen: Wie man heilsame und kluge Consilia fassen: Wie man zu einem rechten tugendhafften Leben gelangen: Die Experienz, oder Erfahrenheit durch fleissige Betrachtung zuwege bringen/ und die Erkäntnis eines jeden Dinges durch Ubung erlernen möge.

Comminaeus l. 6. c. 11. Als Ludovicus der Eilffte König in Franckreich/ bey seiner angehenben Regierung seines Herrn Vatern getreue Räthe verließe/ und sich an andere ungelehrte hengete/ wurde er bey nahe von dem Königreiche verstossen/ als er aber nunmehro sterben wollte / vermahnete er seinen Sohn Carolum, daß er keines weges nach seinem Tode seine alten Räthe verlassen/ dero Rath folgen/ und sich umb keiner geringen Veränderung willen in Leib und Lebens-Gefahr setzen möchte. Wenn der Mensch wegen der eiteln Ehre des Adels sich höher als Andere achten solte/ so hätte GOTT nicht Könige und Fürsten hinter dem Pfluge oder von geringem Stamme hinweggenommen. Von einem Anfange kommen beydes Edle und Bauern her/ und durch die Natur sind wir alle gleich/ von der Ungleichheit aber rühret die Tugend her: Gelehrte kommen in es ist kein Stand so hoch/ der nicht durch die Wissenschafft und Künste könne höher gemacht werden.

Dem berühmten Isocrati richtete man zu Ehren in der Stadt Olympia eine Statuam auff/ desgleichen auch dem Demostheni, mit dieser Uberschrifft: Wenn Demosthenes seines Gleichen am Verstande/ und Gaben des Gemüths bey seinem Leben gehabt/ so hätte kein Macedonier über Griechenland geherrschet. Keyser Severus liebte die Gelehrten/ und fürchtete sich auch zugleich/ daß sie nichts Widriges von Ihme schrieben. Keyser Sigismund zoge auf dem Concilio zu Costentz dieselben dem ungelehrten Adel für. Alle Veränderungen verzehren das Glücke ohne allein die Kunst nicht. Und gleichwie die menschlichen Contrafaicte ben schönsten Denckmahlen zu vergleichen: Also sind auch die Wisenschafften des Adels beste Bildniße.

Erworbener Adel. Eine Ritterliche Hand muß viel Thaten thun/ und zugleich auch viel ausstehen/ ehe er die Staffel der Ehren erreichet: Die Wurtzel der Tugend ist bitter: die Früchte aber desto süsser. Man pfleget zwar zu sagen/ es ist ein gewagtes Spiel/ wenn man die Wohlfart des Landes auf die Spitze des Rappiers stellet/ gleichwohl aber muß die Tapferkeit des Landes Wolfarth/ die Freyheit und deroselben Recht und Gerechtigkeit handhaben. Ein edler Nahme ohne Mann ist nichts: Der Sarmatier Adel bestunde in den Waffen/ und der Syrer und Aegyptier im Kriege/ also wer sich darinne am tapffersten erwiese/ der war der beste Geadelte. Der meiste Adel ist berührter massen bey allen Nationen dahero entstanden/ indem man die/ welche sich in Schlachten kühn und behertzt erwiesen/ für Andern öffentlich gelobet/ und in den Chassanaens. Adel-Stand gesetzet. Hernacher auch solcher auff ihre Kinder gestammet: Etliche sind der Gedancken/ daß man den rechten Adel nirgend besser als durch den Krieg überkomme. Dann weiln man daselbst sein Leib und Leben in die Schantze geschlagen/ und dasselbe zu Beförderung des Vaterlandes/ seines Herrn und der Unterthanen Wohlfahrt anwenden müsse/ so sey auch billich/ daß man Edler als Andere sey.

gleichen/ wie man seiner Feinde Betrug und List wahrnehmen: Wie man heilsame und kluge Consilia fassen: Wie man zu einem rechten tugendhafften Leben gelangen: Die Experienz, oder Erfahrenheit durch fleissige Betrachtung zuwege bringen/ und die Erkäntnis eines jeden Dinges durch Ubung erlernen möge.

Comminaeus l. 6. c. 11. Als Ludovicus der Eilffte König in Franckreich/ bey seiner angehenben Regierung seines Herrn Vatern getreue Räthe verließe/ und sich an andere ungelehrte hengete/ wurde er bey nahe von dem Königreiche verstossen/ als er aber nunmehro sterben wollte / vermahnete er seinen Sohn Carolum, daß er keines weges nach seinem Tode seine alten Räthe verlassen/ dero Rath folgen/ und sich umb keiner geringen Veränderung willen in Leib und Lebens-Gefahr setzen möchte. Wenn der Mensch wegen der eiteln Ehre des Adels sich höher als Andere achten solte/ so hätte GOTT nicht Könige und Fürsten hinter dem Pfluge oder von geringem Stamme hinweggenommen. Von einem Anfange kommen beydes Edle und Bauern her/ und durch die Natur sind wir alle gleich/ von der Ungleichheit aber rühret die Tugend her: Gelehrte kommen in es ist kein Stand so hoch/ der nicht durch die Wissenschafft und Künste könne höher gemacht werden.

Dem berühmten Isocrati richtete man zu Ehren in der Stadt Olympia eine Statuam auff/ desgleichen auch dem Demostheni, mit dieser Uberschrifft: Wenn Demosthenes seines Gleichen am Verstande/ und Gaben des Gemüths bey seinem Leben gehabt/ so hätte kein Macedonier über Griechenland geherrschet. Keyser Severus liebte die Gelehrten/ und fürchtete sich auch zugleich/ daß sie nichts Widriges von Ihme schrieben. Keyser Sigismund zoge auf dem Concilio zu Costentz dieselben dem ungelehrten Adel für. Alle Veränderungen verzehren das Glücke ohne allein die Kunst nicht. Und gleichwie die menschlichen Contrafaicte ben schönsten Denckmahlen zu vergleichen: Also sind auch die Wisenschafften des Adels beste Bildniße.

Erworbener Adel. Eine Ritterliche Hand muß viel Thaten thun/ und zugleich auch viel ausstehen/ ehe er die Staffel der Ehren erreichet: Die Wurtzel der Tugend ist bitter: die Früchte aber desto süsser. Man pfleget zwar zu sagen/ es ist ein gewagtes Spiel/ wenn man die Wohlfart des Landes auf die Spitze des Rappiers stellet/ gleichwohl aber muß die Tapferkeit des Landes Wolfarth/ die Freyheit und deroselben Recht und Gerechtigkeit handhaben. Ein edler Nahme ohne Mann ist nichts: Der Sarmatier Adel bestunde in den Waffen/ und der Syrer und Aegyptier im Kriege/ also wer sich darinne am tapffersten erwiese/ der war der beste Geadelte. Der meiste Adel ist berührter massen bey allen Nationen dahero entstanden/ indem man die/ welche sich in Schlachten kühn und behertzt erwiesen/ für Andern öffentlich gelobet/ und in den Chassanaens. Adel-Stand gesetzet. Hernacher auch solcher auff ihre Kinder gestammet: Etliche sind der Gedancken/ daß man den rechten Adel nirgend besser als durch den Krieg überkomme. Dann weiln man daselbst sein Leib und Leben in die Schantze geschlagen/ und dasselbe zu Beförderung des Vaterlandes/ seines Herrn und der Unterthanen Wohlfahrt anwenden müsse/ so sey auch billich/ daß man Edler als Andere sey.

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        <p>Dem berühmten Isocrati richtete man zu Ehren in der Stadt Olympia eine Statuam                      auff/ desgleichen auch dem Demostheni, mit dieser Uberschrifft: Wenn                      Demosthenes seines Gleichen am Verstande/ und Gaben des Gemüths bey seinem                      Leben gehabt/ so hätte kein Macedonier über Griechenland geherrschet. Keyser                      Severus liebte die Gelehrten/ und fürchtete sich auch zugleich/ daß sie nichts                      Widriges von Ihme schrieben. Keyser Sigismund zoge auf dem Concilio zu Costentz                      dieselben dem ungelehrten Adel für. Alle Veränderungen verzehren das Glücke ohne                      allein die Kunst nicht. Und gleichwie die menschlichen Contrafaicte ben                      schönsten Denckmahlen zu vergleichen: Also sind auch die Wisenschafften des                      Adels beste Bildniße.</p>
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[47/0055] gleichen/ wie man seiner Feinde Betrug und List wahrnehmen: Wie man heilsame und kluge Consilia fassen: Wie man zu einem rechten tugendhafften Leben gelangen: Die Experienz, oder Erfahrenheit durch fleissige Betrachtung zuwege bringen/ und die Erkäntnis eines jeden Dinges durch Ubung erlernen möge. Als Ludovicus der Eilffte König in Franckreich/ bey seiner angehenben Regierung seines Herrn Vatern getreue Räthe verließe/ und sich an andere ungelehrte hengete/ wurde er bey nahe von dem Königreiche verstossen/ als er aber nunmehro sterben wollte / vermahnete er seinen Sohn Carolum, daß er keines weges nach seinem Tode seine alten Räthe verlassen/ dero Rath folgen/ und sich umb keiner geringen Veränderung willen in Leib und Lebens-Gefahr setzen möchte. Wenn der Mensch wegen der eiteln Ehre des Adels sich höher als Andere achten solte/ so hätte GOTT nicht Könige und Fürsten hinter dem Pfluge oder von geringem Stamme hinweggenommen. Von einem Anfange kommen beydes Edle und Bauern her/ und durch die Natur sind wir alle gleich/ von der Ungleichheit aber rühret die Tugend her: Gelehrte kommen in es ist kein Stand so hoch/ der nicht durch die Wissenschafft und Künste könne höher gemacht werden. Comminaeus l. 6. c. 11. Dem berühmten Isocrati richtete man zu Ehren in der Stadt Olympia eine Statuam auff/ desgleichen auch dem Demostheni, mit dieser Uberschrifft: Wenn Demosthenes seines Gleichen am Verstande/ und Gaben des Gemüths bey seinem Leben gehabt/ so hätte kein Macedonier über Griechenland geherrschet. Keyser Severus liebte die Gelehrten/ und fürchtete sich auch zugleich/ daß sie nichts Widriges von Ihme schrieben. Keyser Sigismund zoge auf dem Concilio zu Costentz dieselben dem ungelehrten Adel für. Alle Veränderungen verzehren das Glücke ohne allein die Kunst nicht. Und gleichwie die menschlichen Contrafaicte ben schönsten Denckmahlen zu vergleichen: Also sind auch die Wisenschafften des Adels beste Bildniße. Eine Ritterliche Hand muß viel Thaten thun/ und zugleich auch viel ausstehen/ ehe er die Staffel der Ehren erreichet: Die Wurtzel der Tugend ist bitter: die Früchte aber desto süsser. Man pfleget zwar zu sagen/ es ist ein gewagtes Spiel/ wenn man die Wohlfart des Landes auf die Spitze des Rappiers stellet/ gleichwohl aber muß die Tapferkeit des Landes Wolfarth/ die Freyheit und deroselben Recht und Gerechtigkeit handhaben. Ein edler Nahme ohne Mann ist nichts: Der Sarmatier Adel bestunde in den Waffen/ und der Syrer und Aegyptier im Kriege/ also wer sich darinne am tapffersten erwiese/ der war der beste Geadelte. Der meiste Adel ist berührter massen bey allen Nationen dahero entstanden/ indem man die/ welche sich in Schlachten kühn und behertzt erwiesen/ für Andern öffentlich gelobet/ und in den Adel-Stand gesetzet. Hernacher auch solcher auff ihre Kinder gestammet: Etliche sind der Gedancken/ daß man den rechten Adel nirgend besser als durch den Krieg überkomme. Dann weiln man daselbst sein Leib und Leben in die Schantze geschlagen/ und dasselbe zu Beförderung des Vaterlandes/ seines Herrn und der Unterthanen Wohlfahrt anwenden müsse/ so sey auch billich/ daß man Edler als Andere sey. Erworbener Adel. Chassanaens.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/55>, abgerufen am 23.11.2024.