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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Des Herculis Leben und Wandel.

Einem guten Gerüchte und preißwürdigen Leumuthe soll man von Kindes-Beinen an bis in das Grab nachhengen/ und zu Helden-müthigen Verrichtungen die Morgen-Röthe nicht vorüberstreichen lassen. Es ist oben gedacht/ wie Hercules in einem Feuer-Wercke praesentiret/ und allda die drey höllischen Furien/ und den dreyköpfigten Cerberum in seiner Höle bestritten: Anietzo aber wollen wir desselben Leben/ Wandel und Thaten/ zusamt solchen Furien/ dem Cerbero mit wenigen/ und die darbey sich ereignete Monstra oder Laster betrachten. Keiner ist für Edel zu achten/ wenn er nicht Wercke der Tugend Dionysius Halicarnass. lib. 1. an sich hat. Unter allen die den Nahmen Hercules geführet/ ist kein tapferer Held gewesen/ als der in Griechenland/ welcher vor dem Trojanischen Kriege/ und dem Israelitischen Könige Saul gelebet/ und theils daselbst/ theils auch in Italien und Spanien nicht nur die tapfersten Thaten verrichtet/ sondern auch zu Wasser und Lande viel Friede gestifftet. Er ward zu Theben von dem Amphitryone/ und der Alcmena gebohren. Die Poeten dichten/ daß Jupiter seine Mutter beschlaffen/ und Er von ihr erzeuget worden wäre. Und als die Göttin Juno/ des Jupiters Gemahlin / dieses erfahren/ hätte sie den noch in der Wiegen liegenden jungen Herculem zweyen Schlangen/ Ihn damit zu tödten/ fürwerffen lassen/ die er aber mit den Händen erdruckt. Wodurch sie nichts anders/ als seine angehende Kräffte/ und wie derselbe sich von Jugend auf der Tapferkeit beflissen/ andeuten und zu verstehen geben wollen: daß/ wer nach Ehr und Tugend trachtet/ demselben es offt vielfältig übel/ und zuletzt wieder glücklich ergehet.

Herculis Gespräche mird[unleserliches Material] Tugend und Wollust. Das Gespräch aber/ so Hercules mit der Tugend und Wollust gehabt haben solle/ ist ohne gefehr dieses. Als derselbe nunmehro seine Kinder-Schuh zerrissen/ und bey sich überlegt/ was für eine Art zu leben Er an sich nehmen wolle/ sollen Ihme in einem Walde zwey Weibes-Bilder von unterschiedenen Gebehrden/ und zwar die Eine von natürlicher Xenoph. lib. 2. Cicero lib. 1. de. Officiis. Schönheit/ mittelmässiger Länge/ freyer Gestalt / züchtigen Gebehrden/ und in einem schnee-weissen Kleide? Die Andere aber von Person lang/ in geschmückten Angesichte/ hoch müthigen Gange/ frechen Gesichte/ und bunten Kleide erschienen seyn/ welche letztere dann Ihn also angeredet. Ich sehe/ lieber Hercules/ daß du bey dir anietzo anstehest/ was für einen Weg du dir erwehlen willst: Derohalben wirstu mich zu deiner Freundin annehmen/ und erkiesen/ so will ich dir einen solchen zeigen/ auf dem du alle Freude/ Wollust/ Liebe/ Buhlschafft und Ergetzlichkeit der Welt zu geniessen haben sollst. Als nun Hercules sie fragte/ wer Sie wäre? gab sie zur Antwort: man nennet mich die Glückseeligkeit/ oder vielmehr die Wollust/ die jenigen aber/ so mich hassen/ die Trägheit. Hierauf tratt das andere Weibes-Bild hinzu / und sagte zu dem Hercule: Lieber Hercules/ Ich als eine wahre Tugend komme auch zu dir/ Ich kenne deine Eltern gar wohl/ und wie man dich in deiner Jugend erzogen. Wirstu dahero mei-

Des Herculis Leben und Wandel.

Einem guten Gerüchte und preißwürdigen Leumuthe soll man von Kindes-Beinen an bis in das Grab nachhengen/ und zu Helden-müthigen Verrichtungen die Morgen-Röthe nicht vorüberstreichen lassen. Es ist oben gedacht/ wie Hercules in einem Feuer-Wercke praesentiret/ und allda die drey höllischen Furien/ und den dreyköpfigten Cerberum in seiner Höle bestritten: Anietzo aber wollen wir desselben Leben/ Wandel und Thaten/ zusamt solchen Furien/ dem Cerbero mit wenigen/ und die darbey sich ereignete Monstra oder Laster betrachten. Keiner ist für Edel zu achten/ wenn er nicht Wercke der Tugend Dionysius Halicarnass. lib. 1. an sich hat. Unter allen die den Nahmen Hercules geführet/ ist kein tapferer Held gewesen/ als der in Griechenland/ welcher vor dem Trojanischen Kriege/ und dem Israelitischen Könige Saul gelebet/ und theils daselbst/ theils auch in Italien und Spanien nicht nur die tapfersten Thaten verrichtet/ sondern auch zu Wasser und Lande viel Friede gestifftet. Er ward zu Theben von dem Amphitryone/ und der Alcmena gebohren. Die Poeten dichten/ daß Jupiter seine Mutter beschlaffen/ und Er von ihr erzeuget worden wäre. Und als die Göttin Juno/ des Jupiters Gemahlin / dieses erfahren/ hätte sie den noch in der Wiegen liegenden jungen Herculem zweyen Schlangen/ Ihn damit zu tödten/ fürwerffen lassen/ die er aber mit den Händen erdruckt. Wodurch sie nichts anders/ als seine angehende Kräffte/ und wie derselbe sich von Jugend auf der Tapferkeit beflissen/ andeuten und zu verstehen geben wollen: daß/ wer nach Ehr und Tugend trachtet/ demselben es offt vielfältig übel/ und zuletzt wieder glücklich ergehet.

Herculis Gespräche mird[unleserliches Material] Tugend und Wollust. Das Gespräch aber/ so Hercules mit der Tugend und Wollust gehabt haben solle/ ist ohne gefehr dieses. Als derselbe nunmehro seine Kinder-Schuh zerrissen/ und bey sich überlegt/ was für eine Art zu leben Er an sich nehmen wolle/ sollen Ihme in einem Walde zwey Weibes-Bilder von unterschiedenen Gebehrden/ und zwar die Eine von natürlicher Xenoph. lib. 2. Cicero lib. 1. de. Officiis. Schönheit/ mittelmässiger Länge/ freyer Gestalt / züchtigen Gebehrden/ und in einem schnee-weissen Kleide? Die Andere aber von Person lang/ in geschmückten Angesichte/ hoch müthigen Gange/ frechen Gesichte/ und bunten Kleide erschienen seyn/ welche letztere dann Ihn also angeredet. Ich sehe/ lieber Hercules/ daß du bey dir anietzo anstehest/ was für einen Weg du dir erwehlen willst: Derohalben wirstu mich zu deiner Freundin annehmen/ und erkiesen/ so will ich dir einen solchen zeigen/ auf dem du alle Freude/ Wollust/ Liebe/ Buhlschafft und Ergetzlichkeit der Welt zu geniessen haben sollst. Als nun Hercules sie fragte/ wer Sie wäre? gab sie zur Antwort: man nennet mich die Glückseeligkeit/ oder vielmehr die Wollust/ die jenigen aber/ so mich hassen/ die Trägheit. Hierauf tratt das andere Weibes-Bild hinzu / und sagte zu dem Hercule: Lieber Hercules/ Ich als eine wahre Tugend komme auch zu dir/ Ich kenne deine Eltern gar wohl/ und wie man dich in deiner Jugend erzogen. Wirstu dahero mei-

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[535/0561] Des Herculis Leben und Wandel. Einem guten Gerüchte und preißwürdigen Leumuthe soll man von Kindes-Beinen an bis in das Grab nachhengen/ und zu Helden-müthigen Verrichtungen die Morgen-Röthe nicht vorüberstreichen lassen. Es ist oben gedacht/ wie Hercules in einem Feuer-Wercke praesentiret/ und allda die drey höllischen Furien/ und den dreyköpfigten Cerberum in seiner Höle bestritten: Anietzo aber wollen wir desselben Leben/ Wandel und Thaten/ zusamt solchen Furien/ dem Cerbero mit wenigen/ und die darbey sich ereignete Monstra oder Laster betrachten. Keiner ist für Edel zu achten/ wenn er nicht Wercke der Tugend an sich hat. Unter allen die den Nahmen Hercules geführet/ ist kein tapferer Held gewesen/ als der in Griechenland/ welcher vor dem Trojanischen Kriege/ und dem Israelitischen Könige Saul gelebet/ und theils daselbst/ theils auch in Italien und Spanien nicht nur die tapfersten Thaten verrichtet/ sondern auch zu Wasser und Lande viel Friede gestifftet. Er ward zu Theben von dem Amphitryone/ und der Alcmena gebohren. Die Poeten dichten/ daß Jupiter seine Mutter beschlaffen/ und Er von ihr erzeuget worden wäre. Und als die Göttin Juno/ des Jupiters Gemahlin / dieses erfahren/ hätte sie den noch in der Wiegen liegenden jungen Herculem zweyen Schlangen/ Ihn damit zu tödten/ fürwerffen lassen/ die er aber mit den Händen erdruckt. Wodurch sie nichts anders/ als seine angehende Kräffte/ und wie derselbe sich von Jugend auf der Tapferkeit beflissen/ andeuten und zu verstehen geben wollen: daß/ wer nach Ehr und Tugend trachtet/ demselben es offt vielfältig übel/ und zuletzt wieder glücklich ergehet. Dionysius Halicarnass. lib. 1. Das Gespräch aber/ so Hercules mit der Tugend und Wollust gehabt haben solle/ ist ohne gefehr dieses. Als derselbe nunmehro seine Kinder-Schuh zerrissen/ und bey sich überlegt/ was für eine Art zu leben Er an sich nehmen wolle/ sollen Ihme in einem Walde zwey Weibes-Bilder von unterschiedenen Gebehrden/ und zwar die Eine von natürlicher Schönheit/ mittelmässiger Länge/ freyer Gestalt / züchtigen Gebehrden/ und in einem schnee-weissen Kleide? Die Andere aber von Person lang/ in geschmückten Angesichte/ hoch müthigen Gange/ frechen Gesichte/ und bunten Kleide erschienen seyn/ welche letztere dann Ihn also angeredet. Ich sehe/ lieber Hercules/ daß du bey dir anietzo anstehest/ was für einen Weg du dir erwehlen willst: Derohalben wirstu mich zu deiner Freundin annehmen/ und erkiesen/ so will ich dir einen solchen zeigen/ auf dem du alle Freude/ Wollust/ Liebe/ Buhlschafft und Ergetzlichkeit der Welt zu geniessen haben sollst. Als nun Hercules sie fragte/ wer Sie wäre? gab sie zur Antwort: man nennet mich die Glückseeligkeit/ oder vielmehr die Wollust/ die jenigen aber/ so mich hassen/ die Trägheit. Hierauf tratt das andere Weibes-Bild hinzu / und sagte zu dem Hercule: Lieber Hercules/ Ich als eine wahre Tugend komme auch zu dir/ Ich kenne deine Eltern gar wohl/ und wie man dich in deiner Jugend erzogen. Wirstu dahero mei- Herculis Gespräche mird_ Tugend und Wollust. Xenoph. lib. 2. Cicero lib. 1. de. Officiis.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/561>, abgerufen am 22.11.2024.