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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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anständiges lernen: das was in der Jugend nicht ausgerottet wird/ das bricht im Alter wie Dornen herfür: Diejenigen/ so nur dahin sehen/ wie sie denen Jhrigen viel Schätze / Länder und Königreiche überlasen/ sind gleich denen jenigen/ so sich schöner Schuh befleissigen/ und inzwischen die Füsse/ welche doch das nöthigste/ für geringschätzig achten. Hätte die tapfere Semiramis dieses beobachtet/ wäre ihr Lob durch diesen ihren Sohn Enckel und Uhr-Enckel/ auch Nachkommen desto herrlicher gemacht/ und ausgebreiter worden. Wie derohalben Ninyas unlöblich gelebet/ so starb er auch un-Ruhm-würdig/ da er 38. Jahr einer so grossen Monarchie vorgestanden.

Insel Creta. A. M. 2003. Damahls masste sich ein Eingebohrner mit Nahmen Cres der Regierung in der Jnsel Creta an/ welche auch dahero von Jhm den Namen bekommen/ und hat daselbest die Stadt Gnoson, und den Tempel de Mutter Cybeles, welche man hernacher bald die Rhea, bald Ops, bald Berecynthia, Iris, Bellona, Terra, und Vesta genennet hat/ erbauet. Diese Insel Virgilius 3. AEneid, liegt mitten in Ponto oder AEgaeischen Meere/ dahero Virgilius dieses von ihr schreibet:

Creta Jovis magni medio jacet Insula Ponto,

Centum Urbes habitant magnas. &c.

Heutiges Tages aber nennet man sie wegen ihres annehmlichen Gebürges Candia / welche umb ihrer Fruchtbarkeit willen theils an herrlichen Malvasieren und andern guten Gewächsen für eine der Fruchtbarsten geachtet wird. Sie soll in der Länge zwey hundert tausend und 70. Schritte/ in der Breite aber funftzig tausend Schritte seyn/ und in Umbschweiff fünffhundert/ und neun und achtzig tausend Schritte in sich begreiffen.

6. Arius. A. M. 2041. Eine Last/ ob sie gleich schwer / so kan sie doch durch angewendeten Fleiß und gute Natur erleichtert werden / und dieses sehen wir an des Ninyae hinterlassenen Sohne dem Ario, welcher/ so bald als er zur Regierung Berosus Justin. Euseb. schritte/ Er hinwieder die Waffen zur Hand nahme/ wider die von seinem Vater verächtlich gehaltene Caspier und Bactrianer zoge/ und sie ihme zum Tribut nöthigte. Unter diesem Ario/ und seinen Nachfolgern nahm ie mehr Eine Abgötterey beuth der andern der Hand. und mehr die Abgötterey überhand. Denn nachdem die Assyrer sich nicht an ihrer Vätter gemachten Götzenbildern vergnügten/ so erhuben sie auch diesen nach seinem Absterben zu ihrem Gott/ erwiesen Jhm göttliche Ehre/ und nenneten ihn in ihrer Sprache Baal oder Martem einen Vorsteher und Obristen des Krieges/ was aber kan allhier für eine grössere Thorheit gerechnet werden/ als daß man glauben will/ es wären an der Zahl viel Götter/ wenn der Mensch nur seine gesunde Vernunfft gebraucht/ und nach seinem Verstande sich Gott einbildet/ so findet er das göttliche Wesen unsichtbar/ und was soll auch der Mensch durch ein Gleichnis sich einen Gott abbilden können/ da er doch seine eigene Scele zu entwerffen nicht vermag. Die Menschen fiengen anfangs an ihre Könige Götter zu nennen/ und ihnen Bilder zu dem Ende aufzurichten/ damit sie Dero Thun/ Leben und das Gedächtnis ihrer herrlichen Thaten in ein ewiges Andencken verwandeln könten/ bald aber nahmen die höllischen Geister dieses wahr/ redeten durch dergleichen Bilder/ welche man denen Sterblichen geheiliget/ bildeten den Menschen durch verstellte Warsagungen ein und das andere vor/ und gaben eine auf Schrauben gefetzte Antwort von sich/ aufdaß sie ihre eigene Unwissenheiten nicht offenbahreten/ wodurch sie denn in die Hertzen und Gedancken der Menschen viel Irrthümer gepflantzet/ daß ein guter Theil der Men-

anständiges lernen: das was in der Jugend nicht ausgerottet wird/ das bricht im Alter wie Dornen herfür: Diejenigen/ so nur dahin sehen/ wie sie denen Jhrigen viel Schätze / Länder und Königreiche überlasen/ sind gleich denen jenigen/ so sich schöner Schuh befleissigen/ und inzwischen die Füsse/ welche doch das nöthigste/ für geringschätzig achten. Hätte die tapfere Semiramis dieses beobachtet/ wäre ihr Lob durch diesen ihren Sohn Enckel und Uhr-Enckel/ auch Nachkommen desto herrlicher gemacht/ und ausgebreiter worden. Wie derohalben Ninyas unlöblich gelebet/ so starb er auch un-Ruhm-würdig/ da er 38. Jahr einer so grossen Monarchie vorgestanden.

Insel Creta. A. M. 2003. Damahls masste sich ein Eingebohrner mit Nahmen Cres der Regierung in der Jnsel Cretâ an/ welche auch dahero von Jhm den Namen bekommen/ und hat daselbest die Stadt Gnoson, und den Tempel de Mutter Cybeles, welche man hernacher bald die Rhea, bald Ops, bald Berecynthia, Iris, Bellona, Terra, und Vesta genennet hat/ erbauet. Diese Insel Virgilius 3. AEneid, liegt mitten in Ponto oder AEgaeischen Meere/ dahero Virgilius dieses von ihr schreibet:

Creta Jovis magni medio jacet Insula Ponto,

Centum Urbes habitant magnas. &c.

Heutiges Tages aber nennet man sie wegen ihres annehmlichen Gebürges Candia / welche umb ihrer Fruchtbarkeit willen theils an herrlichen Malvasieren und andern guten Gewächsen für eine der Fruchtbarsten geachtet wird. Sie soll in der Länge zwey hundert tausend und 70. Schritte/ in der Breite aber funftzig tausend Schritte seyn/ und in Umbschweiff fünffhundert/ und neun und achtzig tausend Schritte in sich begreiffen.

6. Arius. A. M. 2041. Eine Last/ ob sie gleich schwer / so kan sie doch durch angewendeten Fleiß und gute Natur erleichtert werden / und dieses sehen wir an des Ninyae hinterlassenen Sohne dem Ario, welcher/ so bald als er zur Regierung Berosus Justin. Euseb. schritte/ Er hinwieder die Waffen zur Hand nahme/ wider die von seinem Vater verächtlich gehaltene Caspier und Bactrianer zoge/ und sie ihme zum Tribut nöthigte. Unter diesem Ario/ und seinen Nachfolgern nahm ie mehr Eine Abgötterey beuth der andern der Hand. und mehr die Abgötterey überhand. Denn nachdem die Assyrer sich nicht an ihrer Vätter gemachten Götzenbildern vergnügten/ so erhuben sie auch diesen nach seinem Absterben zu ihrem Gott/ erwiesen Jhm göttliche Ehre/ und nenneten ihn in ihrer Sprache Baal oder Martem einen Vorsteher und Obristen des Krieges/ was aber kan allhier für eine grössere Thorheit gerechnet werden/ als daß man glauben will/ es wären an der Zahl viel Götter/ wenn der Mensch nur seine gesunde Vernunfft gebraucht/ und nach seinem Verstande sich Gott einbildet/ so findet er das göttliche Wesen unsichtbar/ und was soll auch der Mensch durch ein Gleichnis sich einen Gott abbilden können/ da er doch seine eigene Scele zu entwerffen nicht vermag. Die Menschen fiengen anfangs an ihre Könige Götter zu nennen/ und ihnen Bilder zu dem Ende aufzurichten/ damit sie Dero Thun/ Leben und das Gedächtnis ihrer herrlichen Thaten in ein ewiges Andencken verwandeln könten/ bald aber nahmen die höllischen Geister dieses wahr/ redeten durch dergleichen Bilder/ welche man denen Sterblichen geheiliget/ bildeten den Menschen durch verstellte Warsagungen ein und das andere vor/ und gaben eine auf Schrauben gefetzte Antwort von sich/ aufdaß sie ihre eigene Unwissenheiten nicht offenbahreten/ wodurch sie denn in die Hertzen und Gedancken der Menschen viel Irrthümer gepflantzet/ daß ein guter Theil der Men-

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        <p>Creta Jovis magni medio jacet Insula Ponto,</p>
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        <p>Heutiges Tages aber nennet man sie wegen ihres annehmlichen Gebürges Candia /                      welche umb ihrer Fruchtbarkeit willen theils an herrlichen Malvasieren und                      andern guten Gewächsen für eine der Fruchtbarsten geachtet wird. Sie soll in der                      Länge zwey hundert tausend und 70. Schritte/ in der Breite aber funftzig                      tausend Schritte seyn/ und in Umbschweiff fünffhundert/ und neun und achtzig                      tausend Schritte in sich begreiffen.</p>
        <p><note place="left">6. Arius. A. M. 2041.</note> Eine Last/ ob sie gleich schwer                     / so kan sie doch durch angewendeten Fleiß und gute Natur erleichtert werden /                      und dieses sehen wir an des Ninyae hinterlassenen Sohne dem Ario, welcher/ so                      bald als er zur Regierung <note place="left">Berosus Justin. Euseb.</note>                      schritte/ Er hinwieder die Waffen zur Hand nahme/ wider die von seinem Vater                      verächtlich gehaltene Caspier und Bactrianer zoge/ und sie ihme zum Tribut                      nöthigte. Unter diesem Ario/ und seinen Nachfolgern nahm ie mehr <note place="left">Eine Abgötterey beuth der andern der Hand.</note> und mehr die                      Abgötterey überhand. Denn nachdem die Assyrer sich nicht an ihrer Vätter                      gemachten Götzenbildern vergnügten/ so erhuben sie auch diesen nach seinem                      Absterben zu ihrem Gott/ erwiesen Jhm göttliche Ehre/ und nenneten ihn in                      ihrer Sprache Baal oder Martem einen Vorsteher und Obristen des Krieges/ was                      aber kan allhier für eine grössere Thorheit gerechnet werden/ als daß man                      glauben will/ es wären an der Zahl viel Götter/ wenn der Mensch nur seine                      gesunde Vernunfft gebraucht/ und nach seinem Verstande sich Gott einbildet/ so                      findet er das göttliche Wesen unsichtbar/ und was soll auch der Mensch durch                      ein Gleichnis sich einen Gott abbilden können/ da er doch seine eigene Scele zu                      entwerffen nicht vermag. Die Menschen fiengen anfangs an ihre Könige Götter zu                      nennen/ und ihnen Bilder zu dem Ende aufzurichten/ damit sie Dero Thun/ Leben                      und das Gedächtnis ihrer herrlichen Thaten in ein ewiges Andencken verwandeln                      könten/ bald aber nahmen die höllischen Geister dieses wahr/ redeten durch                      dergleichen Bilder/ welche man denen Sterblichen geheiliget/ bildeten den                      Menschen durch verstellte Warsagungen ein und das andere vor/ und gaben eine                      auf Schrauben gefetzte Antwort von sich/ aufdaß sie ihre eigene Unwissenheiten                      nicht offenbahreten/ wodurch sie denn in die Hertzen und Gedancken der Menschen                      viel Irrthümer gepflantzet/ daß ein guter Theil der Men-
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[68/0080] anständiges lernen: das was in der Jugend nicht ausgerottet wird/ das bricht im Alter wie Dornen herfür: Diejenigen/ so nur dahin sehen/ wie sie denen Jhrigen viel Schätze / Länder und Königreiche überlasen/ sind gleich denen jenigen/ so sich schöner Schuh befleissigen/ und inzwischen die Füsse/ welche doch das nöthigste/ für geringschätzig achten. Hätte die tapfere Semiramis dieses beobachtet/ wäre ihr Lob durch diesen ihren Sohn Enckel und Uhr-Enckel/ auch Nachkommen desto herrlicher gemacht/ und ausgebreiter worden. Wie derohalben Ninyas unlöblich gelebet/ so starb er auch un-Ruhm-würdig/ da er 38. Jahr einer so grossen Monarchie vorgestanden. Damahls masste sich ein Eingebohrner mit Nahmen Cres der Regierung in der Jnsel Cretâ an/ welche auch dahero von Jhm den Namen bekommen/ und hat daselbest die Stadt Gnoson, und den Tempel de Mutter Cybeles, welche man hernacher bald die Rhea, bald Ops, bald Berecynthia, Iris, Bellona, Terra, und Vesta genennet hat/ erbauet. Diese Insel liegt mitten in Ponto oder AEgaeischen Meere/ dahero Virgilius dieses von ihr schreibet: Insel Creta. A. M. 2003. Virgilius 3. AEneid, Creta Jovis magni medio jacet Insula Ponto, Centum Urbes habitant magnas. &c. Heutiges Tages aber nennet man sie wegen ihres annehmlichen Gebürges Candia / welche umb ihrer Fruchtbarkeit willen theils an herrlichen Malvasieren und andern guten Gewächsen für eine der Fruchtbarsten geachtet wird. Sie soll in der Länge zwey hundert tausend und 70. Schritte/ in der Breite aber funftzig tausend Schritte seyn/ und in Umbschweiff fünffhundert/ und neun und achtzig tausend Schritte in sich begreiffen. Eine Last/ ob sie gleich schwer / so kan sie doch durch angewendeten Fleiß und gute Natur erleichtert werden / und dieses sehen wir an des Ninyae hinterlassenen Sohne dem Ario, welcher/ so bald als er zur Regierung schritte/ Er hinwieder die Waffen zur Hand nahme/ wider die von seinem Vater verächtlich gehaltene Caspier und Bactrianer zoge/ und sie ihme zum Tribut nöthigte. Unter diesem Ario/ und seinen Nachfolgern nahm ie mehr und mehr die Abgötterey überhand. Denn nachdem die Assyrer sich nicht an ihrer Vätter gemachten Götzenbildern vergnügten/ so erhuben sie auch diesen nach seinem Absterben zu ihrem Gott/ erwiesen Jhm göttliche Ehre/ und nenneten ihn in ihrer Sprache Baal oder Martem einen Vorsteher und Obristen des Krieges/ was aber kan allhier für eine grössere Thorheit gerechnet werden/ als daß man glauben will/ es wären an der Zahl viel Götter/ wenn der Mensch nur seine gesunde Vernunfft gebraucht/ und nach seinem Verstande sich Gott einbildet/ so findet er das göttliche Wesen unsichtbar/ und was soll auch der Mensch durch ein Gleichnis sich einen Gott abbilden können/ da er doch seine eigene Scele zu entwerffen nicht vermag. Die Menschen fiengen anfangs an ihre Könige Götter zu nennen/ und ihnen Bilder zu dem Ende aufzurichten/ damit sie Dero Thun/ Leben und das Gedächtnis ihrer herrlichen Thaten in ein ewiges Andencken verwandeln könten/ bald aber nahmen die höllischen Geister dieses wahr/ redeten durch dergleichen Bilder/ welche man denen Sterblichen geheiliget/ bildeten den Menschen durch verstellte Warsagungen ein und das andere vor/ und gaben eine auf Schrauben gefetzte Antwort von sich/ aufdaß sie ihre eigene Unwissenheiten nicht offenbahreten/ wodurch sie denn in die Hertzen und Gedancken der Menschen viel Irrthümer gepflantzet/ daß ein guter Theil der Men- 6. Arius. A. M. 2041. Berosus Justin. Euseb. Eine Abgötterey beuth der andern der Hand.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/80>, abgerufen am 23.11.2024.