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Social-politische Blätter. 1. Lieferung. Berlin, 7. Februar 1874.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 8
[Beginn Spaltensatz] er seiner innersten Ueberzeugung gefolgt, keine Vorwürfe mehr
zu machen hat, wie auch die Leiden seiner Familie enden mögen.

-- Mein würdiger Vater, sollten denn diese Leiden wirklich
eine Folge des Bannfluches sein, den der Papst über unser Land
ausgesprochen hat?

-- Puska meint es, und Puska ist ein verständiger Mann.

-- Und Jhr?

-- Jch?

-- Nun, welcher Meinung seid Jhr?

-- Jch, mein liebes Kind, ich habe seit einiger Zeit so viel
Elend gesehen, die Leiden unserer guten Stadt haben sich seit
einiger Zeit so gehäuft, daß ich fast keine Meinung mehr habe.

-- Nach diesen Worten legte Vater Johannes die gefalteten
Hände auf den tunden Bauch und sah mit schmerzlichen Blicken
die verwirrte Wlaska an. Dann fügte er mit einem Seufzer
hinzu:

-- Ach, es wäre doch besser, wenn alle Menschen in Frie-
den lebten, wenn ein einziges Band alle Christen umschlänge,
und wenn der Segen dessen, der in Rom auf Petri Stuhle sitzt,
auf alle Landen ruhete! Ein Gebet ist stets heilbringender, als
ein Fluch!

Wlaska stand in tiefen Gedanken versunken vor dem Prie-
ster. Nach einer minutenlangen Pause fuhr sie plötzlich auf
und fragte:

-- War Puska nicht im Vorstande unserer Gemeinde?

-- Nicht nur das, sondern auch der eifrigste Anhänger der-
selben. Daß er bei der heutigen Versammlung fehlt, wird einen
übeln Eindruck hervorbringen.

Die junge Frau brach in Thränen aus. Sie warf sich vor
dem Priester auf die Knie nieder und verbarg ihr Gesicht in
seinem braunen, wollenen Gewande.

-- Mein Vater, flüsterte sie endlich, Jhr habt die Ehe mit
meinem Manne vor nicht langer Zeit eingesegnet. Jhr habt fast
täglich unser Haus betreten und seid Zeuge gewesen, daß ich
nach Kräften meine Pflicht als Hausfrau erfüllt habe.

-- O wahrlich, mein Kind, dieses Zeugniß kann ich Dir
vor Gott und der Welt geben! rief feierlich der Priester. Aber
wie kommst Du zu dieser Aeußerung? Wer hat je gezweifelt
-- -- --

-- Niemand, Niemand! rief rasch die junge Frau.

-- Dann begreife ich die Thränen nicht. Du hast einen
fleißigen, braven Mann, der Dich liebt --

-- Ach gewiß. Jano ist gut und fleißig! Aber es ist doch
nicht mehr so, als es in den ersten Wochen nach unserer Ver-
heirathung war; es scheint ein Verhängniß über unserer Ehe zu
walten, das ein Fehltritt heraufbeschworen haben muß.

-- Kind, diese Gedanken!

-- Jch kann sie nicht unterdrücken, und vorzüglich seit der
Zeit, daß das Glück so vieler Familien durch den Zwiespalt des
Glaubens gestört wurde. Ach, hört mich an, frommer Vater,
und ertheilt mir Euern Rath.

-- Gern, mein liebes Kind. Trösten und Rathen sind ja
die ersten Pflichten meines heiligen Amtes. Erzähle, was ist
Dir begegnet?

-- Jhr wißt, daß meine Eltern schon seit zehn Jahren todt
sind, und daß der Roßhändler Puska, ein entfernter Verwandter,
die Stelle eines Vaters bei mir vertrat. Der gute Mann
sorgte dergestalt für mich, und verwaltete mein kleines Vermögen
mit einer Treue und Umsicht, als ob ich sein eigenes Kind wäre
und meine Jnteressen die seinigen seien. Jch lernte Jano kennen
und lieben. Der Glaubensunterschied war mir fremd, ich sah
in Jano nur den braoen, geschickten Waffenschmied, ich freute
mich über die Achtung, die ihm Jeder zollte, und fand mich hoch
[Spaltenumbruch] geehrt, als er um meine Hand warb. Puska, der sich gerade
damals von der orthodoxen Kirche losgesagt hatte, billigte meine
Liebe und ertheilte mir freudig seine väterliche Einwilligung,
auch seinen väterlichen Segen. Jano ist der Mann, wie Du
ihn haben mußt und wie ich ihn Dir wünsche! rief er aus, Du
bist eine echte Katholikin, betest den Papst und die heilige Jung-
frau an, weil Du es nicht besser weißt, und fürchtest das Fege-
feuer und den Nadelstuhl, die an den Wänden der katholischen
Kirche abgemalt sind; aber das thut nichts -- sei Deinem wackern
Jano eine wackere Frau, das Uebrige findet sich. So verfloß
noch einige Zeit, und unsere Verheirathung ward festgesetzt. Da
kam eines Abends die alte hundertjährige Frau, die erst kürzlich
gestorben ist, in mein Kämmerlein. Wlaska, sagte sie, Du weißt,
daß ich Dich stets geliebt habe, daß Deine Großmutter und
Deine Mutter meine Freundinnen waren, und daß ich oft den
Schutz der heiligen Jungfrau auf Dich herab gefleht habe, den
Schutz, unter dem Du zu einer blühenden Jungfrau herange-
wachsen bist -- bedenke, was Du thust; Du willst Dich mit
einem Manne verheirathen, der die heilige Jungfrau nicht aner-
kennt -- das kann nimmermehr Glück bringen; eine Ehe, in der
man die Gebenedeiete nicht ehrt und um Schutz anfleht, kann
nimmer Segen entsprießen. Jano gehört zu den Verblendeten,
und darum wird sein Haus den bösen Mächten überlassen blei-
ben. Laß Dir rathen und heirathe keinen Mann, der Deines
Glaubens nicht ist. -- Jch, würdiger Vater, ich muß bekennen,
daß ich damals die Alte mit ihren rothen Augen auslachte, und
daß ich frohen Muthes mit meinem Jano nach dem Altare ging;
aber leider scheint sich die Prophezeiung der Alten erfüllen zu
wollen.

-- Wie? rief der Priester, indem er seinem freudigen Er-
staunen den Ausdruck eines schmerzlichen zu geben sich bemühte.
Sollte der aufgeklärte Jano, der seine Gattin liebt und achtet,
-- -- --

-- Würdiger Vater, schon seit sechs Wochen ist die Liebe
meines Mannes nicht mehr dieselbe, sie ist erkaltet. Er vernach-
lässigt mich, kümmert sich nur wenig um mich, und wenn er sich
bei mir befindet, so ist er tiefsinnig und wortkarg; meine Lieb-
kosungen erwidert er kaum und meine Aufmerksamkeiten und nicht
minder meinen Schmerz über diese Veränderung scheint er nicht
zu bemerken.

-- Das ist seltsam!

-- Vor einiger Zeit hörte ich zufällig eine Aeußerung, die
mich mit Schaudern erfüllte.

-- Was äußerte er?

-- Er sprach gegen den Ritter Janetschek den Grundsatz
aus, daß er keine Gesellen beschäftigen könne, die dem Papst an-
hingen. Du lieber Gott, fügte Wlaska weinend hinzu, Jano
will nicht einmal Gesellen in seinem Hause dulden, die seine
Religionsansichten nicht theilen -- wie kann er seine Frau lieben,
die sich noch nicht offen zu der neuen Lehre bekannt hat? Jch
fürchte, daß seine Abneigung gegen mich bald in Haß ausartet,
und daß unsere Ehe, welcher der Segen der gebenedeieten Jung-
frau fehlt, die unglücklichste von der Welt wird. Seit vier
Wochen sehe ich ihn nur bei den Mahlzeiten, die er in größter
Eile einnimmt, sonst befindet er sich oft bis Mitternacht in dem
Keller, den ich nicht betreten darf. Für mich hat er weder Zeit
noch Aufmerksamkeit, all sein Sinnen und Trachten ist nur auf
die geheimnißvolle Arbeit in dem Keller gerichtet.

-- Geheimnißvoll? fragte der Geistliche.

Wlaska schüttelte schmerzlich das niedliche Köpfchen.

-- Jch kann sie nicht anders nennen. Denkt Euch nur,
trotzdem mein Mann nur mit vier Gehülfen arbeitet, so werden
täglich beim Schlusse der Arbeit dennoch so viel Waffen aus dem
[Ende Spaltensatz]

Zur Unterhaltung und Belehrung. 8
[Beginn Spaltensatz] er seiner innersten Ueberzeugung gefolgt, keine Vorwürfe mehr
zu machen hat, wie auch die Leiden seiner Familie enden mögen.

— Mein würdiger Vater, sollten denn diese Leiden wirklich
eine Folge des Bannfluches sein, den der Papst über unser Land
ausgesprochen hat?

— Puska meint es, und Puska ist ein verständiger Mann.

— Und Jhr?

— Jch?

— Nun, welcher Meinung seid Jhr?

— Jch, mein liebes Kind, ich habe seit einiger Zeit so viel
Elend gesehen, die Leiden unserer guten Stadt haben sich seit
einiger Zeit so gehäuft, daß ich fast keine Meinung mehr habe.

— Nach diesen Worten legte Vater Johannes die gefalteten
Hände auf den tunden Bauch und sah mit schmerzlichen Blicken
die verwirrte Wlaska an. Dann fügte er mit einem Seufzer
hinzu:

— Ach, es wäre doch besser, wenn alle Menschen in Frie-
den lebten, wenn ein einziges Band alle Christen umschlänge,
und wenn der Segen dessen, der in Rom auf Petri Stuhle sitzt,
auf alle Landen ruhete! Ein Gebet ist stets heilbringender, als
ein Fluch!

Wlaska stand in tiefen Gedanken versunken vor dem Prie-
ster. Nach einer minutenlangen Pause fuhr sie plötzlich auf
und fragte:

— War Puska nicht im Vorstande unserer Gemeinde?

— Nicht nur das, sondern auch der eifrigste Anhänger der-
selben. Daß er bei der heutigen Versammlung fehlt, wird einen
übeln Eindruck hervorbringen.

Die junge Frau brach in Thränen aus. Sie warf sich vor
dem Priester auf die Knie nieder und verbarg ihr Gesicht in
seinem braunen, wollenen Gewande.

— Mein Vater, flüsterte sie endlich, Jhr habt die Ehe mit
meinem Manne vor nicht langer Zeit eingesegnet. Jhr habt fast
täglich unser Haus betreten und seid Zeuge gewesen, daß ich
nach Kräften meine Pflicht als Hausfrau erfüllt habe.

— O wahrlich, mein Kind, dieses Zeugniß kann ich Dir
vor Gott und der Welt geben! rief feierlich der Priester. Aber
wie kommst Du zu dieser Aeußerung? Wer hat je gezweifelt
— — —

— Niemand, Niemand! rief rasch die junge Frau.

— Dann begreife ich die Thränen nicht. Du hast einen
fleißigen, braven Mann, der Dich liebt —

— Ach gewiß. Jano ist gut und fleißig! Aber es ist doch
nicht mehr so, als es in den ersten Wochen nach unserer Ver-
heirathung war; es scheint ein Verhängniß über unserer Ehe zu
walten, das ein Fehltritt heraufbeschworen haben muß.

— Kind, diese Gedanken!

— Jch kann sie nicht unterdrücken, und vorzüglich seit der
Zeit, daß das Glück so vieler Familien durch den Zwiespalt des
Glaubens gestört wurde. Ach, hört mich an, frommer Vater,
und ertheilt mir Euern Rath.

— Gern, mein liebes Kind. Trösten und Rathen sind ja
die ersten Pflichten meines heiligen Amtes. Erzähle, was ist
Dir begegnet?

— Jhr wißt, daß meine Eltern schon seit zehn Jahren todt
sind, und daß der Roßhändler Puska, ein entfernter Verwandter,
die Stelle eines Vaters bei mir vertrat. Der gute Mann
sorgte dergestalt für mich, und verwaltete mein kleines Vermögen
mit einer Treue und Umsicht, als ob ich sein eigenes Kind wäre
und meine Jnteressen die seinigen seien. Jch lernte Jano kennen
und lieben. Der Glaubensunterschied war mir fremd, ich sah
in Jano nur den braoen, geschickten Waffenschmied, ich freute
mich über die Achtung, die ihm Jeder zollte, und fand mich hoch
[Spaltenumbruch] geehrt, als er um meine Hand warb. Puska, der sich gerade
damals von der orthodoxen Kirche losgesagt hatte, billigte meine
Liebe und ertheilte mir freudig seine väterliche Einwilligung,
auch seinen väterlichen Segen. Jano ist der Mann, wie Du
ihn haben mußt und wie ich ihn Dir wünsche! rief er aus, Du
bist eine echte Katholikin, betest den Papst und die heilige Jung-
frau an, weil Du es nicht besser weißt, und fürchtest das Fege-
feuer und den Nadelstuhl, die an den Wänden der katholischen
Kirche abgemalt sind; aber das thut nichts — sei Deinem wackern
Jano eine wackere Frau, das Uebrige findet sich. So verfloß
noch einige Zeit, und unsere Verheirathung ward festgesetzt. Da
kam eines Abends die alte hundertjährige Frau, die erst kürzlich
gestorben ist, in mein Kämmerlein. Wlaska, sagte sie, Du weißt,
daß ich Dich stets geliebt habe, daß Deine Großmutter und
Deine Mutter meine Freundinnen waren, und daß ich oft den
Schutz der heiligen Jungfrau auf Dich herab gefleht habe, den
Schutz, unter dem Du zu einer blühenden Jungfrau herange-
wachsen bist — bedenke, was Du thust; Du willst Dich mit
einem Manne verheirathen, der die heilige Jungfrau nicht aner-
kennt — das kann nimmermehr Glück bringen; eine Ehe, in der
man die Gebenedeiete nicht ehrt und um Schutz anfleht, kann
nimmer Segen entsprießen. Jano gehört zu den Verblendeten,
und darum wird sein Haus den bösen Mächten überlassen blei-
ben. Laß Dir rathen und heirathe keinen Mann, der Deines
Glaubens nicht ist. — Jch, würdiger Vater, ich muß bekennen,
daß ich damals die Alte mit ihren rothen Augen auslachte, und
daß ich frohen Muthes mit meinem Jano nach dem Altare ging;
aber leider scheint sich die Prophezeiung der Alten erfüllen zu
wollen.

— Wie? rief der Priester, indem er seinem freudigen Er-
staunen den Ausdruck eines schmerzlichen zu geben sich bemühte.
Sollte der aufgeklärte Jano, der seine Gattin liebt und achtet,
— — —

— Würdiger Vater, schon seit sechs Wochen ist die Liebe
meines Mannes nicht mehr dieselbe, sie ist erkaltet. Er vernach-
lässigt mich, kümmert sich nur wenig um mich, und wenn er sich
bei mir befindet, so ist er tiefsinnig und wortkarg; meine Lieb-
kosungen erwidert er kaum und meine Aufmerksamkeiten und nicht
minder meinen Schmerz über diese Veränderung scheint er nicht
zu bemerken.

— Das ist seltsam!

— Vor einiger Zeit hörte ich zufällig eine Aeußerung, die
mich mit Schaudern erfüllte.

— Was äußerte er?

— Er sprach gegen den Ritter Janetschek den Grundsatz
aus, daß er keine Gesellen beschäftigen könne, die dem Papst an-
hingen. Du lieber Gott, fügte Wlaska weinend hinzu, Jano
will nicht einmal Gesellen in seinem Hause dulden, die seine
Religionsansichten nicht theilen — wie kann er seine Frau lieben,
die sich noch nicht offen zu der neuen Lehre bekannt hat? Jch
fürchte, daß seine Abneigung gegen mich bald in Haß ausartet,
und daß unsere Ehe, welcher der Segen der gebenedeieten Jung-
frau fehlt, die unglücklichste von der Welt wird. Seit vier
Wochen sehe ich ihn nur bei den Mahlzeiten, die er in größter
Eile einnimmt, sonst befindet er sich oft bis Mitternacht in dem
Keller, den ich nicht betreten darf. Für mich hat er weder Zeit
noch Aufmerksamkeit, all sein Sinnen und Trachten ist nur auf
die geheimnißvolle Arbeit in dem Keller gerichtet.

— Geheimnißvoll? fragte der Geistliche.

Wlaska schüttelte schmerzlich das niedliche Köpfchen.

— Jch kann sie nicht anders nennen. Denkt Euch nur,
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täglich beim Schlusse der Arbeit dennoch so viel Waffen aus dem
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So verfloß noch einige Zeit, und unsere Verheirathung ward festgesetzt. Da kam eines Abends die alte hundertjährige Frau, die erst kürzlich gestorben ist, in mein Kämmerlein. Wlaska, sagte sie, Du weißt, daß ich Dich stets geliebt habe, daß Deine Großmutter und Deine Mutter meine Freundinnen waren, und daß ich oft den Schutz der heiligen Jungfrau auf Dich herab gefleht habe, den Schutz, unter dem Du zu einer blühenden Jungfrau herange- wachsen bist — bedenke, was Du thust; Du willst Dich mit einem Manne verheirathen, der die heilige Jungfrau nicht aner- kennt — das kann nimmermehr Glück bringen; eine Ehe, in der man die Gebenedeiete nicht ehrt und um Schutz anfleht, kann nimmer Segen entsprießen. Jano gehört zu den Verblendeten, und darum wird sein Haus den bösen Mächten überlassen blei- ben. Laß Dir rathen und heirathe keinen Mann, der Deines Glaubens nicht ist. — Jch, würdiger Vater, ich muß bekennen, daß ich damals die Alte mit ihren rothen Augen auslachte, und daß ich frohen Muthes mit meinem Jano nach dem Altare ging; aber leider scheint sich die Prophezeiung der Alten erfüllen zu wollen. — Wie? rief der Priester, indem er seinem freudigen Er- staunen den Ausdruck eines schmerzlichen zu geben sich bemühte. Sollte der aufgeklärte Jano, der seine Gattin liebt und achtet, — — — — Würdiger Vater, schon seit sechs Wochen ist die Liebe meines Mannes nicht mehr dieselbe, sie ist erkaltet. Er vernach- lässigt mich, kümmert sich nur wenig um mich, und wenn er sich bei mir befindet, so ist er tiefsinnig und wortkarg; meine Lieb- kosungen erwidert er kaum und meine Aufmerksamkeiten und nicht minder meinen Schmerz über diese Veränderung scheint er nicht zu bemerken. — Das ist seltsam! — Vor einiger Zeit hörte ich zufällig eine Aeußerung, die mich mit Schaudern erfüllte. — Was äußerte er? — Er sprach gegen den Ritter Janetschek den Grundsatz aus, daß er keine Gesellen beschäftigen könne, die dem Papst an- hingen. Du lieber Gott, fügte Wlaska weinend hinzu, Jano will nicht einmal Gesellen in seinem Hause dulden, die seine Religionsansichten nicht theilen — wie kann er seine Frau lieben, die sich noch nicht offen zu der neuen Lehre bekannt hat? Jch fürchte, daß seine Abneigung gegen mich bald in Haß ausartet, und daß unsere Ehe, welcher der Segen der gebenedeieten Jung- frau fehlt, die unglücklichste von der Welt wird. Seit vier Wochen sehe ich ihn nur bei den Mahlzeiten, die er in größter Eile einnimmt, sonst befindet er sich oft bis Mitternacht in dem Keller, den ich nicht betreten darf. Für mich hat er weder Zeit noch Aufmerksamkeit, all sein Sinnen und Trachten ist nur auf die geheimnißvolle Arbeit in dem Keller gerichtet. — Geheimnißvoll? fragte der Geistliche. Wlaska schüttelte schmerzlich das niedliche Köpfchen. — Jch kann sie nicht anders nennen. Denkt Euch nur, trotzdem mein Mann nur mit vier Gehülfen arbeitet, so werden täglich beim Schlusse der Arbeit dennoch so viel Waffen aus dem

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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 1. Lieferung. Berlin, 7. Februar 1874, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social01_1874/8>, abgerufen am 21.11.2024.