Social-politische Blätter. 3. Lieferung. Berlin, 6. März 1873.Zur Unterhaltung und Belehrung. 67 [Beginn Spaltensatz]
Doch die Mönche hielten fest An dem väterlichen Glauben Und an ihrer Vorhaut, ließen Sich derselben nicht berauben. Nach dem Juden sprach aufs Neue Der katholische Bekehrer; Wieder schimpft er, jedes Wort Jst ein Nachttopf, und kein leerer. Darauf repliciert der Rabbi Mit zurückgehaltnem Eifer; Wie sein Herz auch überkocht, Doch verschluckt er seinen Geifer. Er beruft sich auf die Mischna, Kommentare und Traktate; Bringt auch aus dem Tausves=Jontof Viel' beweisende Citate. Aber welche Blasphemie Mußt' er von dem Mönche hören! Dieser sprach: der Tausves=Jontof Möge sich zum Teufel scheren. "Da hört Alles auf, o Gott!" Kreischt der Rabbi jetzt entsetzlich; Und es reißt ihm die Geduld, Rappelköpfig wird er plötzlich. "Gilt nichts mehr der Tausves=Jontof, Was soll gelten? Zeter! Zeter! Räche, Herr, die Missethat, Strafe, Herr, den Uebelthäter! "Denn der Tausves=Jontof, Gott, [Spaltenumbruch]
Das bist du! Und an dem frechen Tausvesjontof=Leugner mußt du Deines Namens Ehre rächen. " Laß den Abgrund ihn verschlingen, Wie des Kora böse Rotte, Die sich wider dich empört Durch Emeute und Komplotte. "Donnre deinen besten Donner! Strafe, o mein Gott, den Frevel -- Hattest du doch zu Sodoma Und Gomorrha Pech und Schwefel! "Treffe, Herr, die Kapuziner, Wie du Pharao'n getroffen, Der uns nachgesetzt, als wir Wohl bepackt davon geloffen. "Hunderttausend Ritter folgten Diesem König von Mizrajim, Stahlbepanzert, blanke Schwerter Jn den schrecklichen Jadajim. "Gott! da hast du ausgestreckt Deine Jad, und sammt dem Heere Ward ertränkt, wie junge Katzen, Pharao im rothen Meere. "Treffe, Herr, die Kapuziner, Zeige den infamen Schuften, Daß die Blitze deines Zorns Nicht verrauchten und verpufften. "Deines Sieges Ruhm und Preis Will ich singen dann und sagen, Und dabei, wie Mirjam that, Tanzen und die Pauke schlagen." Jn die Rede grimmig fiel [Spaltenumbruch]
Jetzt der Mönch dem Zornentflammten: "Mag dich selbst der Herr verderben, Dich Verfluchten und Verdammten! " Trotzen kann ich deinen Teufeln, Deinem schmutz'gen Fliegengotte, Luzifer und Belzebube Belial und Astarothe. "Trotzen kann ich deinen Geistern, Deinen dunklen Höllenpossen, Denn in mir ist Jesus Christus, Habe seinen Leib genossen. Christus ist mein Leibgericht, Schmeckt viel besser, als Leviathan Mit der weißen Knoblauchsauce, Die vielleicht gekocht der Satan. "Ach! anstatt zu disputiren, Lieber möcht' ich schmoren, braten Auf dem wärmsten Scheiterhaufen Dich und deine Kameraden." Also tost in Schimpf und Ernst Das Turnei für Gott und Glauben, Doch die Kämpen ganz vergeblich Kreischen, schelten, wüthen, schnauben. Schon zwölf Stunden währt der Kampf, Dem kein End' ist abzuschauen; Müde wird des Publikum Und es schwitzen stark die Frauen. Auch der Hof wird ungeduldig, Manche Zofe gähnt ein wenig. Zu der schönen Königin Wendet fragend sich der König: "Sagt mir, was ist eure Meinung? [Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
Wer hat Recht von diesen Beiden? Wollt Jhr für den Rabbi Euch Oder für den Mönch entscheiden?" Donna Blanka schaut ihn an, [Spaltenumbruch]
Und wie sinnend ihre Hände Mit verschränkten Fingern drückt sie An die Stirn und spricht am Ende: " Welcher Recht hat, weiß ich nicht -- Doch es will mich schier bedünken, Daß der Rabbi und der Mönch Daß sie alle Beide stinken." [Beginn Spaltensatz] Die ersten Schlachten des Proletariats. ( Schluß. ) Das Signal zum Straßenkampfe war nun gegeben. Die Dem Militär waren die Befehle gegeben worden. "Feuer Jn der That war Lyon schon im vollen Bürgerkriege. Die Wie sollten die Arbeiter einem so heftigen und gewaltsamen Zur Unterhaltung und Belehrung. 67 [Beginn Spaltensatz]
Doch die Mönche hielten fest An dem väterlichen Glauben Und an ihrer Vorhaut, ließen Sich derselben nicht berauben. Nach dem Juden sprach aufs Neue Der katholische Bekehrer; Wieder schimpft er, jedes Wort Jst ein Nachttopf, und kein leerer. Darauf repliciert der Rabbi Mit zurückgehaltnem Eifer; Wie sein Herz auch überkocht, Doch verschluckt er seinen Geifer. Er beruft sich auf die Mischna, Kommentare und Traktate; Bringt auch aus dem Tausves=Jontof Viel' beweisende Citate. Aber welche Blasphemie Mußt' er von dem Mönche hören! Dieser sprach: der Tausves=Jontof Möge sich zum Teufel scheren. „Da hört Alles auf, o Gott!“ Kreischt der Rabbi jetzt entsetzlich; Und es reißt ihm die Geduld, Rappelköpfig wird er plötzlich. „Gilt nichts mehr der Tausves=Jontof, Was soll gelten? Zeter! Zeter! Räche, Herr, die Missethat, Strafe, Herr, den Uebelthäter! „Denn der Tausves=Jontof, Gott, [Spaltenumbruch]
Das bist du! Und an dem frechen Tausvesjontof=Leugner mußt du Deines Namens Ehre rächen. „ Laß den Abgrund ihn verschlingen, Wie des Kora böse Rotte, Die sich wider dich empört Durch Emeute und Komplotte. „Donnre deinen besten Donner! Strafe, o mein Gott, den Frevel — Hattest du doch zu Sodoma Und Gomorrha Pech und Schwefel! „Treffe, Herr, die Kapuziner, Wie du Pharao'n getroffen, Der uns nachgesetzt, als wir Wohl bepackt davon geloffen. „Hunderttausend Ritter folgten Diesem König von Mizrajim, Stahlbepanzert, blanke Schwerter Jn den schrecklichen Jadajim. „Gott! da hast du ausgestreckt Deine Jad, und sammt dem Heere Ward ertränkt, wie junge Katzen, Pharao im rothen Meere. „Treffe, Herr, die Kapuziner, Zeige den infamen Schuften, Daß die Blitze deines Zorns Nicht verrauchten und verpufften. „Deines Sieges Ruhm und Preis Will ich singen dann und sagen, Und dabei, wie Mirjam that, Tanzen und die Pauke schlagen.“ Jn die Rede grimmig fiel [Spaltenumbruch]
Jetzt der Mönch dem Zornentflammten: „Mag dich selbst der Herr verderben, Dich Verfluchten und Verdammten! „ Trotzen kann ich deinen Teufeln, Deinem schmutz'gen Fliegengotte, Luzifer und Belzebube Belial und Astarothe. „Trotzen kann ich deinen Geistern, Deinen dunklen Höllenpossen, Denn in mir ist Jesus Christus, Habe seinen Leib genossen. Christus ist mein Leibgericht, Schmeckt viel besser, als Leviathan Mit der weißen Knoblauchsauce, Die vielleicht gekocht der Satan. „Ach! anstatt zu disputiren, Lieber möcht' ich schmoren, braten Auf dem wärmsten Scheiterhaufen Dich und deine Kameraden.“ Also tost in Schimpf und Ernst Das Turnei für Gott und Glauben, Doch die Kämpen ganz vergeblich Kreischen, schelten, wüthen, schnauben. Schon zwölf Stunden währt der Kampf, Dem kein End' ist abzuschauen; Müde wird des Publikum Und es schwitzen stark die Frauen. Auch der Hof wird ungeduldig, Manche Zofe gähnt ein wenig. Zu der schönen Königin Wendet fragend sich der König: „Sagt mir, was ist eure Meinung? [Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
Wer hat Recht von diesen Beiden? Wollt Jhr für den Rabbi Euch Oder für den Mönch entscheiden?“ Donna Blanka schaut ihn an, [Spaltenumbruch]
Und wie sinnend ihre Hände Mit verschränkten Fingern drückt sie An die Stirn und spricht am Ende: „ Welcher Recht hat, weiß ich nicht — Doch es will mich schier bedünken, Daß der Rabbi und der Mönch Daß sie alle Beide stinken.“ [Beginn Spaltensatz] Die ersten Schlachten des Proletariats. ( Schluß. ) Das Signal zum Straßenkampfe war nun gegeben. Die Dem Militär waren die Befehle gegeben worden. „Feuer Jn der That war Lyon schon im vollen Bürgerkriege. 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Die<lb/> Soldaten des 7. Regiments stürzen auf den Platz. Die Ar-<lb/> beiter werden in die benachbarten Straßen zurückgeworfen; die<lb/> Einen suchen ihre Stadtviertel zu erreichen; die Andern stellen<lb/> sich an den Ecken der Straßen auf, um sie durch Barrikaden zu<lb/> schließen; Andre laufen in ihrer Bestürzung unschlüssig hin und<lb/> her. Jn dem Hause, wo die Arbeiterführer Martin, Albert,<lb/> Hugon und Sylvaincourt versammelt sind, erscheint ein Sektions-<lb/> führer und sagt: „Wir können unsere Leute nicht mehr halten;<lb/> sie sind wüthend und wollen kämpfen.“ Da ruft eine Stimme:<lb/> „Nun, so mögen sie losbrechen.“ Auf dem Punkte, auf welchen<lb/> die Sachen einmal gekommen waren, hatte ein solcher Befehl gar<lb/> keine Bedeutung. Der Ausschuß war eher von der Bewegung<lb/> fortgerissen worden, als daß er das Signal zu derselben ge-<lb/> geben hätte.</p><lb/> <p>Dem Militär waren die Befehle gegeben worden. „Feuer<lb/> auf Jeden, der sich in den Straßen sehen läßt,“ hatte man den<lb/> Soldaten gesagt. Ein schrecklicher Befehl, der allerdings nicht<lb/> allgemein war, der nur für gewisse Viertel ertheilt wurde, der<lb/> aber, wo er zur Ausführung kam, Scenen des Grauens und<lb/> Entsetzens hervorrief. Richter und Advokateu mußten, um das<lb/> Gericht verlassen zu können, wohin sie der Prozeß der Mutua-<lb/><cb n="2"/> listen gerufen hatte, selbst wenn sie in ihrer Amtstracht waren<lb/> einen höheren Offizier benachrichtigen und sich einen besondern<lb/> Befehl zu ihrem Schutze auswirken.</p><lb/> <p>Jn der That war Lyon schon im vollen Bürgerkriege. Die<lb/> Truppen standen auf den hauptsächlichsten Quais und Plätzen<lb/> und gaben von allen Seiten Feuer. Kanonendonner ertönte auf<lb/> dem Platze Louis le Grand. Das Kartätschenfeuer hatte be-<lb/> gonnen und warf Mäuner, Frauen und Kinder auf den Straßen<lb/> nieder.</p><lb/> <p>Wie sollten die Arbeiter einem so heftigen und gewaltsamen<lb/> Angriffe widerstehen? Denn die Soldaten hatten die Verbin-<lb/> dungen abgeschnitten, und der größte Theil der Sektionsmitglie-<lb/> der und Arbeiter war isolirt und in verschiedenen Stadttheilen<lb/> eingepfercht, so daß sie sich weder verabreden noch vereinigen<lb/> konnten. Diejenigen der Jnsurgenten, denen der Befehl zum<lb/> Kampfe zugekommen war, und welche sich auf die Straße be-<lb/> geben hatten, waren zum größten Theil ohne Waffen. Sie<lb/> hatten auf die Flintendepots gerechnet; reine Täuschung. Sie<lb/> hatten gehofft, daß die Jnsurrektion die Armee fortreißen würde;<lb/> aber es waren alle Maßregeln getroffen worden, um die Sol-<lb/> daten der Berührung mit den Bürgern zu entziehen; denn die<lb/> Revolte ward aus der Ferne und mit Kanonenschüssen bekämpft.<lb/> Sie haben an eine Organisation geglaubt und werden nur eine<lb/> unbeschreibliche Unordnung gewahr. Sie suchen die Anführer,<lb/> und viele Anführer fehlen. Nun entfernen sich Alle verzweiflungs-<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0019]
Zur Unterhaltung und Belehrung. 67
Doch die Mönche hielten fest
An dem väterlichen Glauben
Und an ihrer Vorhaut, ließen
Sich derselben nicht berauben.
Nach dem Juden sprach aufs Neue
Der katholische Bekehrer;
Wieder schimpft er, jedes Wort
Jst ein Nachttopf, und kein leerer.
Darauf repliciert der Rabbi
Mit zurückgehaltnem Eifer;
Wie sein Herz auch überkocht,
Doch verschluckt er seinen Geifer.
Er beruft sich auf die Mischna,
Kommentare und Traktate;
Bringt auch aus dem Tausves=Jontof
Viel' beweisende Citate.
Aber welche Blasphemie
Mußt' er von dem Mönche hören!
Dieser sprach: der Tausves=Jontof
Möge sich zum Teufel scheren.
„Da hört Alles auf, o Gott!“
Kreischt der Rabbi jetzt entsetzlich;
Und es reißt ihm die Geduld,
Rappelköpfig wird er plötzlich.
„Gilt nichts mehr der Tausves=Jontof,
Was soll gelten? Zeter! Zeter!
Räche, Herr, die Missethat,
Strafe, Herr, den Uebelthäter!
„Denn der Tausves=Jontof, Gott,
Das bist du! Und an dem frechen
Tausvesjontof=Leugner mußt du
Deines Namens Ehre rächen.
„ Laß den Abgrund ihn verschlingen,
Wie des Kora böse Rotte,
Die sich wider dich empört
Durch Emeute und Komplotte.
„Donnre deinen besten Donner!
Strafe, o mein Gott, den Frevel —
Hattest du doch zu Sodoma
Und Gomorrha Pech und Schwefel!
„Treffe, Herr, die Kapuziner,
Wie du Pharao'n getroffen,
Der uns nachgesetzt, als wir
Wohl bepackt davon geloffen.
„Hunderttausend Ritter folgten
Diesem König von Mizrajim,
Stahlbepanzert, blanke Schwerter
Jn den schrecklichen Jadajim.
„Gott! da hast du ausgestreckt
Deine Jad, und sammt dem Heere
Ward ertränkt, wie junge Katzen,
Pharao im rothen Meere.
„Treffe, Herr, die Kapuziner,
Zeige den infamen Schuften,
Daß die Blitze deines Zorns
Nicht verrauchten und verpufften.
„Deines Sieges Ruhm und Preis
Will ich singen dann und sagen,
Und dabei, wie Mirjam that,
Tanzen und die Pauke schlagen.“
Jn die Rede grimmig fiel
Jetzt der Mönch dem Zornentflammten:
„Mag dich selbst der Herr verderben,
Dich Verfluchten und Verdammten!
„ Trotzen kann ich deinen Teufeln,
Deinem schmutz'gen Fliegengotte,
Luzifer und Belzebube
Belial und Astarothe.
„Trotzen kann ich deinen Geistern,
Deinen dunklen Höllenpossen,
Denn in mir ist Jesus Christus,
Habe seinen Leib genossen.
Christus ist mein Leibgericht,
Schmeckt viel besser, als Leviathan
Mit der weißen Knoblauchsauce,
Die vielleicht gekocht der Satan.
„Ach! anstatt zu disputiren,
Lieber möcht' ich schmoren, braten
Auf dem wärmsten Scheiterhaufen
Dich und deine Kameraden.“
Also tost in Schimpf und Ernst
Das Turnei für Gott und Glauben,
Doch die Kämpen ganz vergeblich
Kreischen, schelten, wüthen, schnauben.
Schon zwölf Stunden währt der Kampf,
Dem kein End' ist abzuschauen;
Müde wird des Publikum
Und es schwitzen stark die Frauen.
Auch der Hof wird ungeduldig,
Manche Zofe gähnt ein wenig.
Zu der schönen Königin
Wendet fragend sich der König:
„Sagt mir, was ist eure Meinung?
Wer hat Recht von diesen Beiden?
Wollt Jhr für den Rabbi Euch
Oder für den Mönch entscheiden?“
Donna Blanka schaut ihn an,
Und wie sinnend ihre Hände
Mit verschränkten Fingern drückt sie
An die Stirn und spricht am Ende:
„ Welcher Recht hat, weiß ich nicht —
Doch es will mich schier bedünken,
Daß der Rabbi und der Mönch
Daß sie alle Beide stinken.“
Die ersten Schlachten des Proletariats.
( Schluß. )
Das Signal zum Straßenkampfe war nun gegeben. Die
Soldaten des 7. Regiments stürzen auf den Platz. Die Ar-
beiter werden in die benachbarten Straßen zurückgeworfen; die
Einen suchen ihre Stadtviertel zu erreichen; die Andern stellen
sich an den Ecken der Straßen auf, um sie durch Barrikaden zu
schließen; Andre laufen in ihrer Bestürzung unschlüssig hin und
her. Jn dem Hause, wo die Arbeiterführer Martin, Albert,
Hugon und Sylvaincourt versammelt sind, erscheint ein Sektions-
führer und sagt: „Wir können unsere Leute nicht mehr halten;
sie sind wüthend und wollen kämpfen.“ Da ruft eine Stimme:
„Nun, so mögen sie losbrechen.“ Auf dem Punkte, auf welchen
die Sachen einmal gekommen waren, hatte ein solcher Befehl gar
keine Bedeutung. Der Ausschuß war eher von der Bewegung
fortgerissen worden, als daß er das Signal zu derselben ge-
geben hätte.
Dem Militär waren die Befehle gegeben worden. „Feuer
auf Jeden, der sich in den Straßen sehen läßt,“ hatte man den
Soldaten gesagt. Ein schrecklicher Befehl, der allerdings nicht
allgemein war, der nur für gewisse Viertel ertheilt wurde, der
aber, wo er zur Ausführung kam, Scenen des Grauens und
Entsetzens hervorrief. Richter und Advokateu mußten, um das
Gericht verlassen zu können, wohin sie der Prozeß der Mutua-
listen gerufen hatte, selbst wenn sie in ihrer Amtstracht waren
einen höheren Offizier benachrichtigen und sich einen besondern
Befehl zu ihrem Schutze auswirken.
Jn der That war Lyon schon im vollen Bürgerkriege. Die
Truppen standen auf den hauptsächlichsten Quais und Plätzen
und gaben von allen Seiten Feuer. Kanonendonner ertönte auf
dem Platze Louis le Grand. Das Kartätschenfeuer hatte be-
gonnen und warf Mäuner, Frauen und Kinder auf den Straßen
nieder.
Wie sollten die Arbeiter einem so heftigen und gewaltsamen
Angriffe widerstehen? Denn die Soldaten hatten die Verbin-
dungen abgeschnitten, und der größte Theil der Sektionsmitglie-
der und Arbeiter war isolirt und in verschiedenen Stadttheilen
eingepfercht, so daß sie sich weder verabreden noch vereinigen
konnten. Diejenigen der Jnsurgenten, denen der Befehl zum
Kampfe zugekommen war, und welche sich auf die Straße be-
geben hatten, waren zum größten Theil ohne Waffen. Sie
hatten auf die Flintendepots gerechnet; reine Täuschung. Sie
hatten gehofft, daß die Jnsurrektion die Armee fortreißen würde;
aber es waren alle Maßregeln getroffen worden, um die Sol-
daten der Berührung mit den Bürgern zu entziehen; denn die
Revolte ward aus der Ferne und mit Kanonenschüssen bekämpft.
Sie haben an eine Organisation geglaubt und werden nur eine
unbeschreibliche Unordnung gewahr. Sie suchen die Anführer,
und viele Anführer fehlen. Nun entfernen sich Alle verzweiflungs-
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