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Sonntags-Blatt. Nr. 15. Berlin, 12. April 1868.

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[Beginn Spaltensatz]
Das Pascherwesen an der mecklenburg=preußischen Grenze.
( Schluß. )

Ein spaßhafter Vorfall ereignete sich auf dem Kavelpasse zwischen
Sülze und Triebsees. Jn der Nähe des Passes wohnte ein Gutsbesitzer,
der den sämmtlichen Beamten der Umgegend als der achtungswertheste
Mann bekannt war. Als er eines Tages nach Sülze herübergefahren, ging
auf dem Passe die Meldung ein: "Der Gutsbesitzer B.... kehrt gesattelt
von Mecklenburg zurück!"

Gleich darauf kam der Herr in eleganter Equipage angefahren.

"Führen Sie steuerbare Waare bei sich, Herr B....?" fragte höflich der
wachthaltende Beamte.

"Bewahre Gott; Sie wissen ja, daß ich Nichts aus Mecklenburg be-
ziehe!" antwortete der Besitzer schnell.

"Ja, ja, ich weiß, Sie sind ein echter Preuße!" rief der Beamte, dem
Herrn vertraulich auf den Rücken klopfend. "Was Teufel! Haben Sie
einen Buckel bekommen?" fuhr er lachend fort.

Der Besitzer gerieth in Bestürzung; er mußte den Mantel abwerfen,
und nun kam ein feiner englischer Sattel zum Vorschein, den er auf dem
Rücken getragen.

Die Geschichte erregte allgemein große Heiterkeit; der arme Mann
wurde, wo er erschien, verspottet, daß er sich satteln lassen, und zu dieser
Neckerei kam noch als Unannehmlichkeit der Verlust des Sattels und die
Erlegung des fünffachen Werthes als Strafe.

Mein Vater war lange Jahre preußischer Grenzbeamter und hatte als solcher
den Dienst für mehrere Aufseher vorzuschreiben. Er lebte höchst gewissen-
haft seiner amtlichen Stellung nach; aber wie oft bin ich in Mecklenburg
anwesend gewesen, nicht etwa um zu spioniren oder, obgleich dort bekannt
und oft nach den Beamten und ihrem Dienst befragt, irgend eine Auskunft
zu geben, sondern lediglich um mein Taschengeld zu kleinen Einkäufen für
eigene Bedürfnisse zu verwenden, als etwa ein Paar Schlittschuhe zu
erhandeln, ein Päckchen Cigarren einzupaschen ( das Rauchen war bereits als
zehnjähriger Knabe eine eben so große Wollust für mich, als es strenge
Strafe nach sich zog, wenn es entdeckt wurde ) ; eine Düte Bonbons oder
andere Leckereien, Schreibmaterial nach Preußen zu bringen, erschien
mir ebenfalls als kein Vergehen.

Nur ein einziges Mal wurde ich in Begleitung von drei Predigersöhnen
ertappt; der betreffende Aufseher war aber so human, unsere erhandelten
kleinen Waaren als ganz unwesentliche anzusehen, und er bewahrte sogar
auf meine dringenden Bitten vollständige Diskretion gegen meinen Vater,
was mir eine entsetzliche Tracht Prügel ersparte.

Bei dem Vater der erwähnten drei Genossen, einem sehr gewissenhaften
und allgemein geschätzten Landgeistlichen, befand ich mich damals in Pension.
Seine Frau, eine höchst liebenswürdige Dame, hegte eine fast mütterliche
Liebe für mich, war aber von dem in jener Gegend allgemein verbreiteten
Vergehen der Schmuggelei ebenfalls nicht ganz frei, obgleich sie ihre Ueber-
tretung der Gesetze vor dem Gatten streng geheim halten mußte.

Eines Tages hatte sie durch mich erfahren, daß die sämmtlichen Be-
amten des Distrikts eine Patrouille in der Gegend von Sturmsdorf unter-
nommen, wo eine größere Schmuggler=Abtheilung abgefaßt werden sollte.

Sie benutzte die gute Gelegenheit, bei Plennin bis an die mecklenburger
Grenze zu fahren und in Marlow bedeutende Einkäufe zu machen.

Durch meine Plauderei sicher gemacht, passirte sie auf dem Rückweg
ohne jede Furcht das Plenniner Holz; aber wie mochte sie erstaunen, als
sie plötzlich von Aufsehern angerufen wurde, und durch eine Revision sich
herausstellte, daß sie unter die Zahl der Pascher gehöre.

Alles Flehen war vergeblich, die eingeschmuggelten Waaren wurden
sogleich konfiszirt, sie selber mußte sich der Unannehmlichkeit unterziehen,
nach dem Stationsort des nächsten Beamten zu fahren, wo ein weitläufiges
Protokoll aufgenommen wurde.

Das Einzige, was sie durch ihre Bitten erlangen konnte, war die Ver-
sicherung, daß der Vorfall ihrem Gatten nicht angezeigt und überhaupt
möglichste Diskretion beobachtet werden solle.

Die mit Beschlag belegten Sachen erhielt das Haupt=Zollamt zu Trieb-
sees zugesandt, die Geldstrafe wurde festgesetzt, und wenige Tage darauf
mußte der Betrag in aller Stille abgeführt werden.

Nie werde ich den Jammer und die Angst der guten Frau vergessen,
als sie mir ihr Leid klagte.

Jch brach in Thränen aus, konnte aber nicht helfen, obgleich ich der
eigentliche Urheber des Unglücks war. Schon seit einiger Zeit harte ein
Verdacht gegen sie geschwebt, und ich war getäuscht worden, um so die
Aermste in die Falle zu locken.

Kurze Zeit nachher wurde ich durch meinen erzürnten [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]Vater aus der
Pension genommen, und erhielt nun eine weit weniger gute Behandlung in
einer andern Pfarrerfamilie.

Doch ehe ich Abschied von der niedergebeugten Frau nahm, hatte sie
sich bereits theilweise zu helfen gewußt.

Die von ihr zu zahlende Strafe war eine bedeutende; sie erhielt von
ihrem Manne nur das nothwendigste Wirthschaftsgeld und die durchaus
erforderlichen Mittel[unleserliches Material] zur Jnstandhaltung ihrer Garderobe; sich Freunden
anzuvertrauen wagte sie nicht, deßhalb unternahm sie, wie ich bestimmt
glaube, einen zweiten ungesetzlichen Schritt zur Verdeckung des ersten so
unglücklich abgelaufenen.

Der Prediger bewahrte im Schreibsekretär seiner Arbeitsstube eine nicht
ganz kleine Summe, die er vor Kurzem für verkaufte Wolle eingenommen.
Am zweiten Morgen nach dem Unfall an der Grenze war eine Fenster-
scheibe des Studirzimmers zerbrochen, der Schreibsekretär mittels Nach-
schlüssels geöffnet und die Schatulle mit dem ganzen Gelde entwendet.

Der Pfarrer war außer sich über diesen frechen Einbruch, aber mehr
[Spaltenumbruch] als den Verlust des Geldes beklagte er das Verschwinden einiger werth-
loser alter Münzen, die sich mit in der Schatulle befunden.

Die Frau Pastorin, sonst eine sehr ängstliche Frau, nahm den harten
Schlag mit seltener Fassung entgegen; sie suchte den Mann auf jede
mögliche Weise zu trösten, und am darauf folgenden Morgen fand sich das
Kästchen mit den alten Münzen und einigen Thalern vor der Thür des
Wohnhauses.

Niemand in dem Hause, außer mir, glaubte anders, als daß der Dieb
ein Dorfbewohner sei, der das Geld dringend gebraucht und das über-
zählige zurückgebracht habe, um sein Gewissen so wenig als möglich zu
belasten.

Der fromme Pfarrer betete für sein Seelenheil und rief einmal über das
andere, daß er dem Diebe gern den Raub gönne, wenn ihm durch die
böse That wirklich geholfen sei und er nie einen zweiten Diebstahl begehe,
was er fast bezweifelte, da er einen Theil des Geldes wiedergebracht.

Jch war der Meinung, daß die Entwendung zur Deckung der Strafe
für das Paschen nothwendig geworden und von der eigenen Frau des Be-
stohlenen ausgeführt sei.

Die Letztere empfahl mir bei meinem Scheiden aus ihrem Hause die
größte Verschwiegenheit über die Beschlagnahme; ich habe das gegebene
Versprechen gehalten; jetzt ruhen die Betheiligten im Grabe und haben
keine Entdeckung mehr zu befürchten.

Der Pastor hat nie Aufklärung über den Diebstahl erhalten, wie ihm
auch das erste Vergehen seiner Frau ein Geheimniß geblieben; droben ist
ihm gewiß Alles klar geworden, aber dort zürnt er der Gattin wohl nicht.

Aehnliche sehr inhaltschwere Folgen der Schmuggelei sind durchaus
nichts Seltenes; so wurde einem reichen Herrn am Tage vor der Hochzeit
seiner Tochter der ganze Weinkeller ausgeräumt, sämmtlicher noch nicht
verwendeter Zucker und andere Waaren, bereits fertiggestellte Kleider für
die Braut wanderten nach dem Haupt=Zollamt, weil sich herausgestellt, daß
Alles von Mecklenburg eingepascht worden. War schon durch diesen Unfall
eine unangenehme Störung des zu begehenden Festes vorbereitet, so trug
die Zahlung der Geldstrafe gewiß nicht dazu bei, den Gastgeber und seine
Familie schneller wieder aufzuheitern.

Ein Konditor in Stralsund, ein geachteter Mann, wurde in Triebsees
bei dem Besuch des Jahrmarkts überwiesen, daß er unversteuerte Essenzen
aus Mecklenburg bei sich führte. Die Folge davon war, daß ihm seine
Waaren konfiszirt wurden, und der Erlös von dem Besuch mehrerer Jahr-
märkte nicht ausreichte, die Defraudationsgelder zu erlegen.

Trotz aller solcher Vorkommnisse lassen sich Viele nicht abschrecken, ihr
Glück mit der Schmuggelei zu versuchen; es geht den Menschen hiermit
wie beim Spiel, sie riskiren Alles eines kleinen Gewinnes wegen.

Der geneigte Leser wird sich hieraus leicht ein Bild machen können,
wie verhaßt der Grenzbeamte einem großen Theil des Publikums in jener
Gegend ist, und wie sehr er und seine Familie angefochten werden. Nur
die größte Bravour und die äußerste Konsequenz vermögen ihm einiges An-
sehn zu schaffen; Nachsicht bringt ihm von Seiten seiner vorgesetzten Be-
hörde gewiß kein Lob, von den Uebertretern der Gesetze niemals Dank ein,
denn je nachsichtsvoller er verführe, je größere Anforderungen würden an
ihn gestellt werden, die schließlich seinen Untergang herbeiführen müßten.

Sehr viel haben die Knaben der Beamten zu leiden; von den Söhnen
der Pascher werden sie mit der größten Erbitterung verfolgt, und kommen
sie einmal nach Mecklenburg, so ist es nichts Seltenes, daß sie von der
halben Stadtjugend angegriffen werden. Jch weiß Fälle, in denen ich mit
wenigen Altersgenossen von ganzen Haufen Marlower Gassenbuben um-
ringt war. Die beliebtesten Schimpfnamen von unserer Seite bestanden
in "Büffelsköpfe, Bärenstecher" u. s. w., ersterer nach dem mecklenburger
Wappen, der letzte als Folge eines auf einer Sage beruhenden Skandals,
wonach die Marlower Bürgerschaft einen Baumstubben für einen Bären
angesehen und auf ihn Jagd gemacht haben soll. Wir erhielten weit we-
niger beleidigende Bezeichnungen, aber häufig desto mehr Prügel. So ist
mir noch ganz genau erinnerlich, daß ich einmal mit einem in vier Stücke
getheilten Rock nach Hause kam und das eine meiner Ohren halb ab-
gerissen war.

Natürlich giebt es auch eine große Anzahl solcher Menschen an der
mecklenburger Grenze, die den Stand des Beamten zu schätzen und zu
würdigen verstehen und deren Bestreben es ist, ihn mit seiner unangenehmen
Stellung zu versöhnen; aber im Ganzen bleibt er immer eine gehaßte
Persönlichkeit, wenn auch sein Verhalten außer dem Dienst ein noch so
humanes wäre.

Den Defraudanten als solchen zu verachten, fällt den Wenigsten ein;
die größtmöglichste Umgehung der Steuern ist ja fast für Jeden ein halbes
Bedürfniß.



Ein grauenhafter Reisegefährte.

Es mögen ungefähr fünfzehn Jahre sein, als ich mich eines Abends
auf dem Perron der Eisenbahnstation zu Hamptencourt befand und den
Zug erwartete, welcher mich nach London führen sollte. Als derselbe an-
gelangt war, stieg ich in ein Coup e; in demselben Augenblick, als der
Schaffner die Thür schließen wollte, drängte sich ein langer hagerer Mann,
welcher in einen Mantel gehüllt war, heran und warf sich, ein kurzes
heiseres Lachen ausstoßend, in eine Ecke desselben Coup e 's. Das Zeichen
zur Abfahrt wurde gegeben, und der Zug brauste von dannen.

"Glauben Sie, daß ich wahnsinnig bin? Sehe ich wie ein Wahn-
sinniger aus?" fragte plötzlich mein Reisegefährte in flüsterndem Ton, indem
er näher zu mir heranrückte.

Verwundert blickte ich auf und gewahrte, daß die Augen des Mannes
mit einem eigenthümlichen Ausdruck auf mir ruhten.

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
Das Pascherwesen an der mecklenburg=preußischen Grenze.
( Schluß. )

Ein spaßhafter Vorfall ereignete sich auf dem Kavelpasse zwischen
Sülze und Triebsees. Jn der Nähe des Passes wohnte ein Gutsbesitzer,
der den sämmtlichen Beamten der Umgegend als der achtungswertheste
Mann bekannt war. Als er eines Tages nach Sülze herübergefahren, ging
auf dem Passe die Meldung ein: „Der Gutsbesitzer B.... kehrt gesattelt
von Mecklenburg zurück!“

Gleich darauf kam der Herr in eleganter Equipage angefahren.

„Führen Sie steuerbare Waare bei sich, Herr B....?“ fragte höflich der
wachthaltende Beamte.

„Bewahre Gott; Sie wissen ja, daß ich Nichts aus Mecklenburg be-
ziehe!“ antwortete der Besitzer schnell.

„Ja, ja, ich weiß, Sie sind ein echter Preuße!“ rief der Beamte, dem
Herrn vertraulich auf den Rücken klopfend. „Was Teufel! Haben Sie
einen Buckel bekommen?“ fuhr er lachend fort.

Der Besitzer gerieth in Bestürzung; er mußte den Mantel abwerfen,
und nun kam ein feiner englischer Sattel zum Vorschein, den er auf dem
Rücken getragen.

Die Geschichte erregte allgemein große Heiterkeit; der arme Mann
wurde, wo er erschien, verspottet, daß er sich satteln lassen, und zu dieser
Neckerei kam noch als Unannehmlichkeit der Verlust des Sattels und die
Erlegung des fünffachen Werthes als Strafe.

Mein Vater war lange Jahre preußischer Grenzbeamter und hatte als solcher
den Dienst für mehrere Aufseher vorzuschreiben. Er lebte höchst gewissen-
haft seiner amtlichen Stellung nach; aber wie oft bin ich in Mecklenburg
anwesend gewesen, nicht etwa um zu spioniren oder, obgleich dort bekannt
und oft nach den Beamten und ihrem Dienst befragt, irgend eine Auskunft
zu geben, sondern lediglich um mein Taschengeld zu kleinen Einkäufen für
eigene Bedürfnisse zu verwenden, als etwa ein Paar Schlittschuhe zu
erhandeln, ein Päckchen Cigarren einzupaschen ( das Rauchen war bereits als
zehnjähriger Knabe eine eben so große Wollust für mich, als es strenge
Strafe nach sich zog, wenn es entdeckt wurde ) ; eine Düte Bonbons oder
andere Leckereien, Schreibmaterial nach Preußen zu bringen, erschien
mir ebenfalls als kein Vergehen.

Nur ein einziges Mal wurde ich in Begleitung von drei Predigersöhnen
ertappt; der betreffende Aufseher war aber so human, unsere erhandelten
kleinen Waaren als ganz unwesentliche anzusehen, und er bewahrte sogar
auf meine dringenden Bitten vollständige Diskretion gegen meinen Vater,
was mir eine entsetzliche Tracht Prügel ersparte.

Bei dem Vater der erwähnten drei Genossen, einem sehr gewissenhaften
und allgemein geschätzten Landgeistlichen, befand ich mich damals in Pension.
Seine Frau, eine höchst liebenswürdige Dame, hegte eine fast mütterliche
Liebe für mich, war aber von dem in jener Gegend allgemein verbreiteten
Vergehen der Schmuggelei ebenfalls nicht ganz frei, obgleich sie ihre Ueber-
tretung der Gesetze vor dem Gatten streng geheim halten mußte.

Eines Tages hatte sie durch mich erfahren, daß die sämmtlichen Be-
amten des Distrikts eine Patrouille in der Gegend von Sturmsdorf unter-
nommen, wo eine größere Schmuggler=Abtheilung abgefaßt werden sollte.

Sie benutzte die gute Gelegenheit, bei Plennin bis an die mecklenburger
Grenze zu fahren und in Marlow bedeutende Einkäufe zu machen.

Durch meine Plauderei sicher gemacht, passirte sie auf dem Rückweg
ohne jede Furcht das Plenniner Holz; aber wie mochte sie erstaunen, als
sie plötzlich von Aufsehern angerufen wurde, und durch eine Revision sich
herausstellte, daß sie unter die Zahl der Pascher gehöre.

Alles Flehen war vergeblich, die eingeschmuggelten Waaren wurden
sogleich konfiszirt, sie selber mußte sich der Unannehmlichkeit unterziehen,
nach dem Stationsort des nächsten Beamten zu fahren, wo ein weitläufiges
Protokoll aufgenommen wurde.

Das Einzige, was sie durch ihre Bitten erlangen konnte, war die Ver-
sicherung, daß der Vorfall ihrem Gatten nicht angezeigt und überhaupt
möglichste Diskretion beobachtet werden solle.

Die mit Beschlag belegten Sachen erhielt das Haupt=Zollamt zu Trieb-
sees zugesandt, die Geldstrafe wurde festgesetzt, und wenige Tage darauf
mußte der Betrag in aller Stille abgeführt werden.

Nie werde ich den Jammer und die Angst der guten Frau vergessen,
als sie mir ihr Leid klagte.

Jch brach in Thränen aus, konnte aber nicht helfen, obgleich ich der
eigentliche Urheber des Unglücks war. Schon seit einiger Zeit harte ein
Verdacht gegen sie geschwebt, und ich war getäuscht worden, um so die
Aermste in die Falle zu locken.

Kurze Zeit nachher wurde ich durch meinen erzürnten [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]Vater aus der
Pension genommen, und erhielt nun eine weit weniger gute Behandlung in
einer andern Pfarrerfamilie.

Doch ehe ich Abschied von der niedergebeugten Frau nahm, hatte sie
sich bereits theilweise zu helfen gewußt.

Die von ihr zu zahlende Strafe war eine bedeutende; sie erhielt von
ihrem Manne nur das nothwendigste Wirthschaftsgeld und die durchaus
erforderlichen Mittel[unleserliches Material] zur Jnstandhaltung ihrer Garderobe; sich Freunden
anzuvertrauen wagte sie nicht, deßhalb unternahm sie, wie ich bestimmt
glaube, einen zweiten ungesetzlichen Schritt zur Verdeckung des ersten so
unglücklich abgelaufenen.

Der Prediger bewahrte im Schreibsekretär seiner Arbeitsstube eine nicht
ganz kleine Summe, die er vor Kurzem für verkaufte Wolle eingenommen.
Am zweiten Morgen nach dem Unfall an der Grenze war eine Fenster-
scheibe des Studirzimmers zerbrochen, der Schreibsekretär mittels Nach-
schlüssels geöffnet und die Schatulle mit dem ganzen Gelde entwendet.

Der Pfarrer war außer sich über diesen frechen Einbruch, aber mehr
[Spaltenumbruch] als den Verlust des Geldes beklagte er das Verschwinden einiger werth-
loser alter Münzen, die sich mit in der Schatulle befunden.

Die Frau Pastorin, sonst eine sehr ängstliche Frau, nahm den harten
Schlag mit seltener Fassung entgegen; sie suchte den Mann auf jede
mögliche Weise zu trösten, und am darauf folgenden Morgen fand sich das
Kästchen mit den alten Münzen und einigen Thalern vor der Thür des
Wohnhauses.

Niemand in dem Hause, außer mir, glaubte anders, als daß der Dieb
ein Dorfbewohner sei, der das Geld dringend gebraucht und das über-
zählige zurückgebracht habe, um sein Gewissen so wenig als möglich zu
belasten.

Der fromme Pfarrer betete für sein Seelenheil und rief einmal über das
andere, daß er dem Diebe gern den Raub gönne, wenn ihm durch die
böse That wirklich geholfen sei und er nie einen zweiten Diebstahl begehe,
was er fast bezweifelte, da er einen Theil des Geldes wiedergebracht.

Jch war der Meinung, daß die Entwendung zur Deckung der Strafe
für das Paschen nothwendig geworden und von der eigenen Frau des Be-
stohlenen ausgeführt sei.

Die Letztere empfahl mir bei meinem Scheiden aus ihrem Hause die
größte Verschwiegenheit über die Beschlagnahme; ich habe das gegebene
Versprechen gehalten; jetzt ruhen die Betheiligten im Grabe und haben
keine Entdeckung mehr zu befürchten.

Der Pastor hat nie Aufklärung über den Diebstahl erhalten, wie ihm
auch das erste Vergehen seiner Frau ein Geheimniß geblieben; droben ist
ihm gewiß Alles klar geworden, aber dort zürnt er der Gattin wohl nicht.

Aehnliche sehr inhaltschwere Folgen der Schmuggelei sind durchaus
nichts Seltenes; so wurde einem reichen Herrn am Tage vor der Hochzeit
seiner Tochter der ganze Weinkeller ausgeräumt, sämmtlicher noch nicht
verwendeter Zucker und andere Waaren, bereits fertiggestellte Kleider für
die Braut wanderten nach dem Haupt=Zollamt, weil sich herausgestellt, daß
Alles von Mecklenburg eingepascht worden. War schon durch diesen Unfall
eine unangenehme Störung des zu begehenden Festes vorbereitet, so trug
die Zahlung der Geldstrafe gewiß nicht dazu bei, den Gastgeber und seine
Familie schneller wieder aufzuheitern.

Ein Konditor in Stralsund, ein geachteter Mann, wurde in Triebsees
bei dem Besuch des Jahrmarkts überwiesen, daß er unversteuerte Essenzen
aus Mecklenburg bei sich führte. Die Folge davon war, daß ihm seine
Waaren konfiszirt wurden, und der Erlös von dem Besuch mehrerer Jahr-
märkte nicht ausreichte, die Defraudationsgelder zu erlegen.

Trotz aller solcher Vorkommnisse lassen sich Viele nicht abschrecken, ihr
Glück mit der Schmuggelei zu versuchen; es geht den Menschen hiermit
wie beim Spiel, sie riskiren Alles eines kleinen Gewinnes wegen.

Der geneigte Leser wird sich hieraus leicht ein Bild machen können,
wie verhaßt der Grenzbeamte einem großen Theil des Publikums in jener
Gegend ist, und wie sehr er und seine Familie angefochten werden. Nur
die größte Bravour und die äußerste Konsequenz vermögen ihm einiges An-
sehn zu schaffen; Nachsicht bringt ihm von Seiten seiner vorgesetzten Be-
hörde gewiß kein Lob, von den Uebertretern der Gesetze niemals Dank ein,
denn je nachsichtsvoller er verführe, je größere Anforderungen würden an
ihn gestellt werden, die schließlich seinen Untergang herbeiführen müßten.

Sehr viel haben die Knaben der Beamten zu leiden; von den Söhnen
der Pascher werden sie mit der größten Erbitterung verfolgt, und kommen
sie einmal nach Mecklenburg, so ist es nichts Seltenes, daß sie von der
halben Stadtjugend angegriffen werden. Jch weiß Fälle, in denen ich mit
wenigen Altersgenossen von ganzen Haufen Marlower Gassenbuben um-
ringt war. Die beliebtesten Schimpfnamen von unserer Seite bestanden
in „Büffelsköpfe, Bärenstecher“ u. s. w., ersterer nach dem mecklenburger
Wappen, der letzte als Folge eines auf einer Sage beruhenden Skandals,
wonach die Marlower Bürgerschaft einen Baumstubben für einen Bären
angesehen und auf ihn Jagd gemacht haben soll. Wir erhielten weit we-
niger beleidigende Bezeichnungen, aber häufig desto mehr Prügel. So ist
mir noch ganz genau erinnerlich, daß ich einmal mit einem in vier Stücke
getheilten Rock nach Hause kam und das eine meiner Ohren halb ab-
gerissen war.

Natürlich giebt es auch eine große Anzahl solcher Menschen an der
mecklenburger Grenze, die den Stand des Beamten zu schätzen und zu
würdigen verstehen und deren Bestreben es ist, ihn mit seiner unangenehmen
Stellung zu versöhnen; aber im Ganzen bleibt er immer eine gehaßte
Persönlichkeit, wenn auch sein Verhalten außer dem Dienst ein noch so
humanes wäre.

Den Defraudanten als solchen zu verachten, fällt den Wenigsten ein;
die größtmöglichste Umgehung der Steuern ist ja fast für Jeden ein halbes
Bedürfniß.



Ein grauenhafter Reisegefährte.

Es mögen ungefähr fünfzehn Jahre sein, als ich mich eines Abends
auf dem Perron der Eisenbahnstation zu Hamptencourt befand und den
Zug erwartete, welcher mich nach London führen sollte. Als derselbe an-
gelangt war, stieg ich in ein Coup é; in demselben Augenblick, als der
Schaffner die Thür schließen wollte, drängte sich ein langer hagerer Mann,
welcher in einen Mantel gehüllt war, heran und warf sich, ein kurzes
heiseres Lachen ausstoßend, in eine Ecke desselben Coup é 's. Das Zeichen
zur Abfahrt wurde gegeben, und der Zug brauste von dannen.

„Glauben Sie, daß ich wahnsinnig bin? Sehe ich wie ein Wahn-
sinniger aus?“ fragte plötzlich mein Reisegefährte in flüsterndem Ton, indem
er näher zu mir heranrückte.

Verwundert blickte ich auf und gewahrte, daß die Augen des Mannes
mit einem eigenthümlichen Ausdruck auf mir ruhten.

[Ende Spaltensatz]
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[118/0006] 118 Das Pascherwesen an der mecklenburg=preußischen Grenze. ( Schluß. ) Ein spaßhafter Vorfall ereignete sich auf dem Kavelpasse zwischen Sülze und Triebsees. Jn der Nähe des Passes wohnte ein Gutsbesitzer, der den sämmtlichen Beamten der Umgegend als der achtungswertheste Mann bekannt war. Als er eines Tages nach Sülze herübergefahren, ging auf dem Passe die Meldung ein: „Der Gutsbesitzer B.... kehrt gesattelt von Mecklenburg zurück!“ Gleich darauf kam der Herr in eleganter Equipage angefahren. „Führen Sie steuerbare Waare bei sich, Herr B....?“ fragte höflich der wachthaltende Beamte. „Bewahre Gott; Sie wissen ja, daß ich Nichts aus Mecklenburg be- ziehe!“ antwortete der Besitzer schnell. „Ja, ja, ich weiß, Sie sind ein echter Preuße!“ rief der Beamte, dem Herrn vertraulich auf den Rücken klopfend. „Was Teufel! Haben Sie einen Buckel bekommen?“ fuhr er lachend fort. Der Besitzer gerieth in Bestürzung; er mußte den Mantel abwerfen, und nun kam ein feiner englischer Sattel zum Vorschein, den er auf dem Rücken getragen. Die Geschichte erregte allgemein große Heiterkeit; der arme Mann wurde, wo er erschien, verspottet, daß er sich satteln lassen, und zu dieser Neckerei kam noch als Unannehmlichkeit der Verlust des Sattels und die Erlegung des fünffachen Werthes als Strafe. Mein Vater war lange Jahre preußischer Grenzbeamter und hatte als solcher den Dienst für mehrere Aufseher vorzuschreiben. Er lebte höchst gewissen- haft seiner amtlichen Stellung nach; aber wie oft bin ich in Mecklenburg anwesend gewesen, nicht etwa um zu spioniren oder, obgleich dort bekannt und oft nach den Beamten und ihrem Dienst befragt, irgend eine Auskunft zu geben, sondern lediglich um mein Taschengeld zu kleinen Einkäufen für eigene Bedürfnisse zu verwenden, als etwa ein Paar Schlittschuhe zu erhandeln, ein Päckchen Cigarren einzupaschen ( das Rauchen war bereits als zehnjähriger Knabe eine eben so große Wollust für mich, als es strenge Strafe nach sich zog, wenn es entdeckt wurde ) ; eine Düte Bonbons oder andere Leckereien, Schreibmaterial nach Preußen zu bringen, erschien mir ebenfalls als kein Vergehen. Nur ein einziges Mal wurde ich in Begleitung von drei Predigersöhnen ertappt; der betreffende Aufseher war aber so human, unsere erhandelten kleinen Waaren als ganz unwesentliche anzusehen, und er bewahrte sogar auf meine dringenden Bitten vollständige Diskretion gegen meinen Vater, was mir eine entsetzliche Tracht Prügel ersparte. Bei dem Vater der erwähnten drei Genossen, einem sehr gewissenhaften und allgemein geschätzten Landgeistlichen, befand ich mich damals in Pension. Seine Frau, eine höchst liebenswürdige Dame, hegte eine fast mütterliche Liebe für mich, war aber von dem in jener Gegend allgemein verbreiteten Vergehen der Schmuggelei ebenfalls nicht ganz frei, obgleich sie ihre Ueber- tretung der Gesetze vor dem Gatten streng geheim halten mußte. Eines Tages hatte sie durch mich erfahren, daß die sämmtlichen Be- amten des Distrikts eine Patrouille in der Gegend von Sturmsdorf unter- nommen, wo eine größere Schmuggler=Abtheilung abgefaßt werden sollte. Sie benutzte die gute Gelegenheit, bei Plennin bis an die mecklenburger Grenze zu fahren und in Marlow bedeutende Einkäufe zu machen. Durch meine Plauderei sicher gemacht, passirte sie auf dem Rückweg ohne jede Furcht das Plenniner Holz; aber wie mochte sie erstaunen, als sie plötzlich von Aufsehern angerufen wurde, und durch eine Revision sich herausstellte, daß sie unter die Zahl der Pascher gehöre. Alles Flehen war vergeblich, die eingeschmuggelten Waaren wurden sogleich konfiszirt, sie selber mußte sich der Unannehmlichkeit unterziehen, nach dem Stationsort des nächsten Beamten zu fahren, wo ein weitläufiges Protokoll aufgenommen wurde. Das Einzige, was sie durch ihre Bitten erlangen konnte, war die Ver- sicherung, daß der Vorfall ihrem Gatten nicht angezeigt und überhaupt möglichste Diskretion beobachtet werden solle. Die mit Beschlag belegten Sachen erhielt das Haupt=Zollamt zu Trieb- sees zugesandt, die Geldstrafe wurde festgesetzt, und wenige Tage darauf mußte der Betrag in aller Stille abgeführt werden. Nie werde ich den Jammer und die Angst der guten Frau vergessen, als sie mir ihr Leid klagte. Jch brach in Thränen aus, konnte aber nicht helfen, obgleich ich der eigentliche Urheber des Unglücks war. Schon seit einiger Zeit harte ein Verdacht gegen sie geschwebt, und ich war getäuscht worden, um so die Aermste in die Falle zu locken. Kurze Zeit nachher wurde ich durch meinen erzürnten _____Vater aus der Pension genommen, und erhielt nun eine weit weniger gute Behandlung in einer andern Pfarrerfamilie. Doch ehe ich Abschied von der niedergebeugten Frau nahm, hatte sie sich bereits theilweise zu helfen gewußt. Die von ihr zu zahlende Strafe war eine bedeutende; sie erhielt von ihrem Manne nur das nothwendigste Wirthschaftsgeld und die durchaus erforderlichen Mittel_ zur Jnstandhaltung ihrer Garderobe; sich Freunden anzuvertrauen wagte sie nicht, deßhalb unternahm sie, wie ich bestimmt glaube, einen zweiten ungesetzlichen Schritt zur Verdeckung des ersten so unglücklich abgelaufenen. Der Prediger bewahrte im Schreibsekretär seiner Arbeitsstube eine nicht ganz kleine Summe, die er vor Kurzem für verkaufte Wolle eingenommen. Am zweiten Morgen nach dem Unfall an der Grenze war eine Fenster- scheibe des Studirzimmers zerbrochen, der Schreibsekretär mittels Nach- schlüssels geöffnet und die Schatulle mit dem ganzen Gelde entwendet. Der Pfarrer war außer sich über diesen frechen Einbruch, aber mehr als den Verlust des Geldes beklagte er das Verschwinden einiger werth- loser alter Münzen, die sich mit in der Schatulle befunden. Die Frau Pastorin, sonst eine sehr ängstliche Frau, nahm den harten Schlag mit seltener Fassung entgegen; sie suchte den Mann auf jede mögliche Weise zu trösten, und am darauf folgenden Morgen fand sich das Kästchen mit den alten Münzen und einigen Thalern vor der Thür des Wohnhauses. Niemand in dem Hause, außer mir, glaubte anders, als daß der Dieb ein Dorfbewohner sei, der das Geld dringend gebraucht und das über- zählige zurückgebracht habe, um sein Gewissen so wenig als möglich zu belasten. Der fromme Pfarrer betete für sein Seelenheil und rief einmal über das andere, daß er dem Diebe gern den Raub gönne, wenn ihm durch die böse That wirklich geholfen sei und er nie einen zweiten Diebstahl begehe, was er fast bezweifelte, da er einen Theil des Geldes wiedergebracht. Jch war der Meinung, daß die Entwendung zur Deckung der Strafe für das Paschen nothwendig geworden und von der eigenen Frau des Be- stohlenen ausgeführt sei. Die Letztere empfahl mir bei meinem Scheiden aus ihrem Hause die größte Verschwiegenheit über die Beschlagnahme; ich habe das gegebene Versprechen gehalten; jetzt ruhen die Betheiligten im Grabe und haben keine Entdeckung mehr zu befürchten. Der Pastor hat nie Aufklärung über den Diebstahl erhalten, wie ihm auch das erste Vergehen seiner Frau ein Geheimniß geblieben; droben ist ihm gewiß Alles klar geworden, aber dort zürnt er der Gattin wohl nicht. Aehnliche sehr inhaltschwere Folgen der Schmuggelei sind durchaus nichts Seltenes; so wurde einem reichen Herrn am Tage vor der Hochzeit seiner Tochter der ganze Weinkeller ausgeräumt, sämmtlicher noch nicht verwendeter Zucker und andere Waaren, bereits fertiggestellte Kleider für die Braut wanderten nach dem Haupt=Zollamt, weil sich herausgestellt, daß Alles von Mecklenburg eingepascht worden. War schon durch diesen Unfall eine unangenehme Störung des zu begehenden Festes vorbereitet, so trug die Zahlung der Geldstrafe gewiß nicht dazu bei, den Gastgeber und seine Familie schneller wieder aufzuheitern. Ein Konditor in Stralsund, ein geachteter Mann, wurde in Triebsees bei dem Besuch des Jahrmarkts überwiesen, daß er unversteuerte Essenzen aus Mecklenburg bei sich führte. Die Folge davon war, daß ihm seine Waaren konfiszirt wurden, und der Erlös von dem Besuch mehrerer Jahr- märkte nicht ausreichte, die Defraudationsgelder zu erlegen. Trotz aller solcher Vorkommnisse lassen sich Viele nicht abschrecken, ihr Glück mit der Schmuggelei zu versuchen; es geht den Menschen hiermit wie beim Spiel, sie riskiren Alles eines kleinen Gewinnes wegen. Der geneigte Leser wird sich hieraus leicht ein Bild machen können, wie verhaßt der Grenzbeamte einem großen Theil des Publikums in jener Gegend ist, und wie sehr er und seine Familie angefochten werden. Nur die größte Bravour und die äußerste Konsequenz vermögen ihm einiges An- sehn zu schaffen; Nachsicht bringt ihm von Seiten seiner vorgesetzten Be- hörde gewiß kein Lob, von den Uebertretern der Gesetze niemals Dank ein, denn je nachsichtsvoller er verführe, je größere Anforderungen würden an ihn gestellt werden, die schließlich seinen Untergang herbeiführen müßten. Sehr viel haben die Knaben der Beamten zu leiden; von den Söhnen der Pascher werden sie mit der größten Erbitterung verfolgt, und kommen sie einmal nach Mecklenburg, so ist es nichts Seltenes, daß sie von der halben Stadtjugend angegriffen werden. Jch weiß Fälle, in denen ich mit wenigen Altersgenossen von ganzen Haufen Marlower Gassenbuben um- ringt war. Die beliebtesten Schimpfnamen von unserer Seite bestanden in „Büffelsköpfe, Bärenstecher“ u. s. w., ersterer nach dem mecklenburger Wappen, der letzte als Folge eines auf einer Sage beruhenden Skandals, wonach die Marlower Bürgerschaft einen Baumstubben für einen Bären angesehen und auf ihn Jagd gemacht haben soll. Wir erhielten weit we- niger beleidigende Bezeichnungen, aber häufig desto mehr Prügel. So ist mir noch ganz genau erinnerlich, daß ich einmal mit einem in vier Stücke getheilten Rock nach Hause kam und das eine meiner Ohren halb ab- gerissen war. Natürlich giebt es auch eine große Anzahl solcher Menschen an der mecklenburger Grenze, die den Stand des Beamten zu schätzen und zu würdigen verstehen und deren Bestreben es ist, ihn mit seiner unangenehmen Stellung zu versöhnen; aber im Ganzen bleibt er immer eine gehaßte Persönlichkeit, wenn auch sein Verhalten außer dem Dienst ein noch so humanes wäre. Den Defraudanten als solchen zu verachten, fällt den Wenigsten ein; die größtmöglichste Umgehung der Steuern ist ja fast für Jeden ein halbes Bedürfniß. Ein grauenhafter Reisegefährte. Es mögen ungefähr fünfzehn Jahre sein, als ich mich eines Abends auf dem Perron der Eisenbahnstation zu Hamptencourt befand und den Zug erwartete, welcher mich nach London führen sollte. Als derselbe an- gelangt war, stieg ich in ein Coup é; in demselben Augenblick, als der Schaffner die Thür schließen wollte, drängte sich ein langer hagerer Mann, welcher in einen Mantel gehüllt war, heran und warf sich, ein kurzes heiseres Lachen ausstoßend, in eine Ecke desselben Coup é 's. Das Zeichen zur Abfahrt wurde gegeben, und der Zug brauste von dannen. „Glauben Sie, daß ich wahnsinnig bin? Sehe ich wie ein Wahn- sinniger aus?“ fragte plötzlich mein Reisegefährte in flüsterndem Ton, indem er näher zu mir heranrückte. Verwundert blickte ich auf und gewahrte, daß die Augen des Mannes mit einem eigenthümlichen Ausdruck auf mir ruhten.

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 15. Berlin, 12. April 1868, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt15_1868/6>, abgerufen am 01.06.2024.