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Sonntags-Blatt. Nr. 18. Berlin, 3. Mai 1868.

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Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 18. -- 1868.Ernst Dohm.Am 3. Mai.


Erscheint jeden Sonntag. Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 9 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren vierteljährlich 9 Sgr., wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.
Beim Selbstabholen aus der Expedition des Sonntags=Blattes ( Taubenstraße Nr. 27 ) kostet die Nummer nur 6 Pf.



Zu spät.
Novelle
von
Sophie Verena.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]

Die Rosen standen schon in voller Pracht in Gertruds Garten,
als der erste Brief aus Amerika kam, nicht etwa an das junge
Mädchen, sondern an all' die Lieben in der Heimath gerichtet,
doch speziell an Mutter Beate adressirt. Dies schien den alten
Ulmenhofer sichtlich zu verdrießen, so daß er that, als mache er sich
gar nichts daraus, von dem Fernen zu hören, und doch, wenn er sich
unbeachtet glaubte, studirte er eifrig in dem Brief. Ewald meldete
seine glückliche Ankunft nach einer ziemlich stürmischen Seereise, und
wie er, auf alle Weise unterstützt von dem guten Rath jener Be-
kannten des Advokaten Feldern, nächstens mit Christian weiter in das
Jnnere des Landes gehen werde, um eine Farm zu kaufen oder zu
pachten, welches von Beiden sich als das Vortheilhaftere bieten würde.
Ausführliches enthielt der Brief nicht, auch keine besondere Bestellung
für Gertrud, nur innige Grüße an Oheim und Base, und die Bitte
um baldige Nachricht aus der Heimath.

Die ließ nicht lange auf sich warten. Oheim Gottfried war der
Schreibende; dem gestattete Mutter Beate keine Ruhe, bis er den
Brief verfaßte, und immer neue Bestellungen kamen hinzu, daß, wenn
er sie alle ausgerichtet, es ein wahres Aktenstück hätte werden müssen.
Der Vater ließ nur einen kurzen Gruß beifügen, und er hoffe, sein
Junge werde sich bald die tollen Hörner dort abgelaufen haben und
als verständiger Mensch heimkehren.

Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. Die Briefe flogen zwi-
schen den beiden Welttheilen hin und wieder, nicht regelmäßig, nicht
oft, auch nicht einmal sehr ausführlich, dennoch eine Quelle der
Freude, ein Trost in dem Wehe des Getrenntseins. Ab und zu lag
wohl ein Blättchen für Gertrud darin, und einige Zeilen von ihr
eilten zu ihm, nicht etwa von ihrer gegenseitigen Liebe sprechend, und
trotzdem in jedem Wort bekundend, wie die Herzen einander in gleicher
Treue und Liebe gehörten.

"Dein letzter Trostspruch steht bei mir immerdar, und seine Kraft
bewährt sich an mir wundersam", schrieb Ewald einmal. Ein anderes
Mal: "Schön ist es hier, zauberisch prächtig, wie Du keine Vor-
stellung hast; Blumen giebt es von einem Farbenschmelz und einer
Fülle, daß Du erstaunen würdest; aber so schöne Rosen, wie in
Deinem Garten, habe ich noch nirgend gesehen. Mit Christian von
zu Hause zu sprechen, ist eine große Erquickung; von Dir, Gertrud,
rede ich nicht mit ihm, sein Bestes und Heiligstes birgt man still und
tief im Schrein seines Herzens."

Und Gertrud antwortete:

"Jch habe auch Niemand, mit dem ich von Dir reden kann auf
meine Weise, Ewald; da spreche ich denn zu meinen Rosen, und sie
wissen, wie es aussieht in meinem Herzen; diese können es Dir zu-
duften, wenn sie auch welk zu Dir kommen, ihren schönen Hauch
werden sie doch bewahrt haben -- die Glücklichen!"

Aus dem Brief fiel ihm eine Fülle von Rosenblättern entgegen,
und das ganze Papier duftete wunderbar süß und heimathlich und
führte ihm Gertrud in ihrer holdseligen Anmuth und Frische so recht
vor die Augen, und er freute sich, daß er sie noch immer im Herzen
hielt, gerade so wie damals, als er im heißen Weh von ihr schied.

Während nun Ewald mit der Hülfe seines tüchtigen treuen
Freundes Christian, wenn auch unter Mühsal und Beschwerden, doch
[Spaltenumbruch] vom Glück auffallend begünstigt, sich dort seinen Weg bahnte, spann
sich das Leben im Heimathsdorf in der stillen, gewohnten Weise ab.
Die Felder wurden bestellt, die Ernten eingeheimst, der Besitz mehrte
sich, besonders auf dem Ulmenhof, doch der alte reiche Bauer wurde
nicht fröhlicher dabei. Es war immer, als wenn ein Schatten zwischen
ihm und den Seinen stände, als ob etwas Fremdes ihn von seinem
Weibe, dem Bruder und Gertrud trenne. Unter einander waren die
Drei behaglicher zusammen; trat er dazwischen, war es gleich, als
komme eine Kälte und Stille über sie.

Die Leute im Dorf fragten jetzt nur noch selten nach dem fernen
Sohn -- welches Jnteresse erlischt nicht? -- und das ärgerte den
Vater, wie es ihn anfangs verdrossen, wenn sie sich so viel nach ihm
erkundigten. Aber ärgerte und kränkte den Kilian nicht Alles? Wo
gab es denn noch eine Freude für ihn in der Welt? Was half es
ihm, wenn die Saaten auch noch so herrlich standen und die Aehren,
voll und schwer, sich wie ein goldiges Meer im Winde neigten, da
der Sohn fern war und nicht zurückkehrte, wie er so fest geglaubt?
Und Gertrud zu schauen in ihrer stillen Weise, so verschieden von dem
früheren übersprudelnden Frohsinn, sie zu einer alten Jungfer werden
zu sehen, während die meisten ihrer Gespielinnen schon längst Frauen
und Mütter waren, das schien ihm auch ein Dorn im Auge, ein steter
Vorwurf zu sein.

"Warum heirathest Du nicht, Mädel? Hast doch so schöne Vor-
schläge gehabt!" hatte er einst gesagt.

"Weil ich nicht mag!" erwiderte sie mit etwas von dem alten
Trotz; denn ihr klang die Frage wie Hohn.

"Wirst aber nicht jünger."

"Jhr auch nicht, Oheim."

"Bist mir wohl recht gram, Gertrud?"

"Jch glaub', Jhr seid Euch selbst noch mehr gram, wenn Jhr
es auch nicht eingesteht!"

"Daß Dich!" -- murmelte der Alte; aber daß sie Recht hatte,
verdroß ihn noch mehr.

Eines Tages holte er einen Briefbogen, setzte sich die große
Brille auf und schrieb in seiner langsamen Weise mit runden, zoll-
langen Buchstaben:

"Jch werde alt, der Ulmenhof bedarf junger Kräfte. Lieber
Sohn, komme heim. Jch habe eine so schöne Partie für Dich;
des reichen Bauers Schröder Elsbeth ist herangewachsen, ein hübsches
Mädel, so bildsauber wie Gertrud, nur viel frischer, als die jetzt
ist. Und für den Fall, daß Du dort schon ein Weib genommen
hast, was ich Dir nicht verargen wollte bringe sie getrost mit; ist's
nur keine schwarze Wilde, soll sie mir willkommen sein. Es grüßt
Dich, mein lieber Sohn, Dein alter treuer Vater

    Kilian Michael Lembrecht,
    der Ulmenhofer."

Als Ewald die ersten Zeilen des Briefes las, fuhr es ihm wie
ein Wonneschauer durch die Seele; er mußte sich niedersetzen, so zit-
terten ihm alle Glieder; er dachte, es müßte auf das "Komme heim!"
folgen: "Heirathe Deine Gertrud!" Es war eine kurze Freude, eine
neue bittere Täuschung.

Unverzüglich antwortete er:

[Ende Spaltensatz]
Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 18. — 1868.Ernst Dohm.Am 3. Mai.


Erscheint jeden Sonntag. Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 9 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren vierteljährlich 9 Sgr., wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.
Beim Selbstabholen aus der Expedition des Sonntags=Blattes ( Taubenstraße Nr. 27 ) kostet die Nummer nur 6 Pf.



Zu spät.
Novelle
von
Sophie Verena.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]

Die Rosen standen schon in voller Pracht in Gertruds Garten,
als der erste Brief aus Amerika kam, nicht etwa an das junge
Mädchen, sondern an all' die Lieben in der Heimath gerichtet,
doch speziell an Mutter Beate adressirt. Dies schien den alten
Ulmenhofer sichtlich zu verdrießen, so daß er that, als mache er sich
gar nichts daraus, von dem Fernen zu hören, und doch, wenn er sich
unbeachtet glaubte, studirte er eifrig in dem Brief. Ewald meldete
seine glückliche Ankunft nach einer ziemlich stürmischen Seereise, und
wie er, auf alle Weise unterstützt von dem guten Rath jener Be-
kannten des Advokaten Feldern, nächstens mit Christian weiter in das
Jnnere des Landes gehen werde, um eine Farm zu kaufen oder zu
pachten, welches von Beiden sich als das Vortheilhaftere bieten würde.
Ausführliches enthielt der Brief nicht, auch keine besondere Bestellung
für Gertrud, nur innige Grüße an Oheim und Base, und die Bitte
um baldige Nachricht aus der Heimath.

Die ließ nicht lange auf sich warten. Oheim Gottfried war der
Schreibende; dem gestattete Mutter Beate keine Ruhe, bis er den
Brief verfaßte, und immer neue Bestellungen kamen hinzu, daß, wenn
er sie alle ausgerichtet, es ein wahres Aktenstück hätte werden müssen.
Der Vater ließ nur einen kurzen Gruß beifügen, und er hoffe, sein
Junge werde sich bald die tollen Hörner dort abgelaufen haben und
als verständiger Mensch heimkehren.

Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. Die Briefe flogen zwi-
schen den beiden Welttheilen hin und wieder, nicht regelmäßig, nicht
oft, auch nicht einmal sehr ausführlich, dennoch eine Quelle der
Freude, ein Trost in dem Wehe des Getrenntseins. Ab und zu lag
wohl ein Blättchen für Gertrud darin, und einige Zeilen von ihr
eilten zu ihm, nicht etwa von ihrer gegenseitigen Liebe sprechend, und
trotzdem in jedem Wort bekundend, wie die Herzen einander in gleicher
Treue und Liebe gehörten.

„Dein letzter Trostspruch steht bei mir immerdar, und seine Kraft
bewährt sich an mir wundersam“, schrieb Ewald einmal. Ein anderes
Mal: „Schön ist es hier, zauberisch prächtig, wie Du keine Vor-
stellung hast; Blumen giebt es von einem Farbenschmelz und einer
Fülle, daß Du erstaunen würdest; aber so schöne Rosen, wie in
Deinem Garten, habe ich noch nirgend gesehen. Mit Christian von
zu Hause zu sprechen, ist eine große Erquickung; von Dir, Gertrud,
rede ich nicht mit ihm, sein Bestes und Heiligstes birgt man still und
tief im Schrein seines Herzens.“

Und Gertrud antwortete:

„Jch habe auch Niemand, mit dem ich von Dir reden kann auf
meine Weise, Ewald; da spreche ich denn zu meinen Rosen, und sie
wissen, wie es aussieht in meinem Herzen; diese können es Dir zu-
duften, wenn sie auch welk zu Dir kommen, ihren schönen Hauch
werden sie doch bewahrt haben — die Glücklichen!“

Aus dem Brief fiel ihm eine Fülle von Rosenblättern entgegen,
und das ganze Papier duftete wunderbar süß und heimathlich und
führte ihm Gertrud in ihrer holdseligen Anmuth und Frische so recht
vor die Augen, und er freute sich, daß er sie noch immer im Herzen
hielt, gerade so wie damals, als er im heißen Weh von ihr schied.

Während nun Ewald mit der Hülfe seines tüchtigen treuen
Freundes Christian, wenn auch unter Mühsal und Beschwerden, doch
[Spaltenumbruch] vom Glück auffallend begünstigt, sich dort seinen Weg bahnte, spann
sich das Leben im Heimathsdorf in der stillen, gewohnten Weise ab.
Die Felder wurden bestellt, die Ernten eingeheimst, der Besitz mehrte
sich, besonders auf dem Ulmenhof, doch der alte reiche Bauer wurde
nicht fröhlicher dabei. Es war immer, als wenn ein Schatten zwischen
ihm und den Seinen stände, als ob etwas Fremdes ihn von seinem
Weibe, dem Bruder und Gertrud trenne. Unter einander waren die
Drei behaglicher zusammen; trat er dazwischen, war es gleich, als
komme eine Kälte und Stille über sie.

Die Leute im Dorf fragten jetzt nur noch selten nach dem fernen
Sohn — welches Jnteresse erlischt nicht? — und das ärgerte den
Vater, wie es ihn anfangs verdrossen, wenn sie sich so viel nach ihm
erkundigten. Aber ärgerte und kränkte den Kilian nicht Alles? Wo
gab es denn noch eine Freude für ihn in der Welt? Was half es
ihm, wenn die Saaten auch noch so herrlich standen und die Aehren,
voll und schwer, sich wie ein goldiges Meer im Winde neigten, da
der Sohn fern war und nicht zurückkehrte, wie er so fest geglaubt?
Und Gertrud zu schauen in ihrer stillen Weise, so verschieden von dem
früheren übersprudelnden Frohsinn, sie zu einer alten Jungfer werden
zu sehen, während die meisten ihrer Gespielinnen schon längst Frauen
und Mütter waren, das schien ihm auch ein Dorn im Auge, ein steter
Vorwurf zu sein.

„Warum heirathest Du nicht, Mädel? Hast doch so schöne Vor-
schläge gehabt!“ hatte er einst gesagt.

„Weil ich nicht mag!“ erwiderte sie mit etwas von dem alten
Trotz; denn ihr klang die Frage wie Hohn.

„Wirst aber nicht jünger.“

„Jhr auch nicht, Oheim.“

„Bist mir wohl recht gram, Gertrud?“

„Jch glaub', Jhr seid Euch selbst noch mehr gram, wenn Jhr
es auch nicht eingesteht!“

„Daß Dich!“ — murmelte der Alte; aber daß sie Recht hatte,
verdroß ihn noch mehr.

Eines Tages holte er einen Briefbogen, setzte sich die große
Brille auf und schrieb in seiner langsamen Weise mit runden, zoll-
langen Buchstaben:

„Jch werde alt, der Ulmenhof bedarf junger Kräfte. Lieber
Sohn, komme heim. Jch habe eine so schöne Partie für Dich;
des reichen Bauers Schröder Elsbeth ist herangewachsen, ein hübsches
Mädel, so bildsauber wie Gertrud, nur viel frischer, als die jetzt
ist. Und für den Fall, daß Du dort schon ein Weib genommen
hast, was ich Dir nicht verargen wollte bringe sie getrost mit; ist's
nur keine schwarze Wilde, soll sie mir willkommen sein. Es grüßt
Dich, mein lieber Sohn, Dein alter treuer Vater

    Kilian Michael Lembrecht,
    der Ulmenhofer.“

Als Ewald die ersten Zeilen des Briefes las, fuhr es ihm wie
ein Wonneschauer durch die Seele; er mußte sich niedersetzen, so zit-
terten ihm alle Glieder; er dachte, es müßte auf das „Komme heim!“
folgen: „Heirathe Deine Gertrud!“ Es war eine kurze Freude, eine
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Unverzüglich antwortete er:

[Ende Spaltensatz]
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Mit Christian von zu Hause zu sprechen, ist eine große Erquickung; von Dir, Gertrud, rede ich nicht mit ihm, sein Bestes und Heiligstes birgt man still und tief im Schrein seines Herzens.“ Und Gertrud antwortete: „Jch habe auch Niemand, mit dem ich von Dir reden kann auf meine Weise, Ewald; da spreche ich denn zu meinen Rosen, und sie wissen, wie es aussieht in meinem Herzen; diese können es Dir zu- duften, wenn sie auch welk zu Dir kommen, ihren schönen Hauch werden sie doch bewahrt haben — die Glücklichen!“ Aus dem Brief fiel ihm eine Fülle von Rosenblättern entgegen, und das ganze Papier duftete wunderbar süß und heimathlich und führte ihm Gertrud in ihrer holdseligen Anmuth und Frische so recht vor die Augen, und er freute sich, daß er sie noch immer im Herzen hielt, gerade so wie damals, als er im heißen Weh von ihr schied. Während nun Ewald mit der Hülfe seines tüchtigen treuen Freundes Christian, wenn auch unter Mühsal und Beschwerden, doch vom Glück auffallend begünstigt, sich dort seinen Weg bahnte, spann sich das Leben im Heimathsdorf in der stillen, gewohnten Weise ab. Die Felder wurden bestellt, die Ernten eingeheimst, der Besitz mehrte sich, besonders auf dem Ulmenhof, doch der alte reiche Bauer wurde nicht fröhlicher dabei. Es war immer, als wenn ein Schatten zwischen ihm und den Seinen stände, als ob etwas Fremdes ihn von seinem Weibe, dem Bruder und Gertrud trenne. Unter einander waren die Drei behaglicher zusammen; trat er dazwischen, war es gleich, als komme eine Kälte und Stille über sie. Die Leute im Dorf fragten jetzt nur noch selten nach dem fernen Sohn — welches Jnteresse erlischt nicht? — und das ärgerte den Vater, wie es ihn anfangs verdrossen, wenn sie sich so viel nach ihm erkundigten. Aber ärgerte und kränkte den Kilian nicht Alles? Wo gab es denn noch eine Freude für ihn in der Welt? Was half es ihm, wenn die Saaten auch noch so herrlich standen und die Aehren, voll und schwer, sich wie ein goldiges Meer im Winde neigten, da der Sohn fern war und nicht zurückkehrte, wie er so fest geglaubt? Und Gertrud zu schauen in ihrer stillen Weise, so verschieden von dem früheren übersprudelnden Frohsinn, sie zu einer alten Jungfer werden zu sehen, während die meisten ihrer Gespielinnen schon längst Frauen und Mütter waren, das schien ihm auch ein Dorn im Auge, ein steter Vorwurf zu sein. „Warum heirathest Du nicht, Mädel? Hast doch so schöne Vor- schläge gehabt!“ hatte er einst gesagt. „Weil ich nicht mag!“ erwiderte sie mit etwas von dem alten Trotz; denn ihr klang die Frage wie Hohn. „Wirst aber nicht jünger.“ „Jhr auch nicht, Oheim.“ „Bist mir wohl recht gram, Gertrud?“ „Jch glaub', Jhr seid Euch selbst noch mehr gram, wenn Jhr es auch nicht eingesteht!“ „Daß Dich!“ — murmelte der Alte; aber daß sie Recht hatte, verdroß ihn noch mehr. Eines Tages holte er einen Briefbogen, setzte sich die große Brille auf und schrieb in seiner langsamen Weise mit runden, zoll- langen Buchstaben: „Jch werde alt, der Ulmenhof bedarf junger Kräfte. Lieber Sohn, komme heim. Jch habe eine so schöne Partie für Dich; des reichen Bauers Schröder Elsbeth ist herangewachsen, ein hübsches Mädel, so bildsauber wie Gertrud, nur viel frischer, als die jetzt ist. Und für den Fall, daß Du dort schon ein Weib genommen hast, was ich Dir nicht verargen wollte bringe sie getrost mit; ist's nur keine schwarze Wilde, soll sie mir willkommen sein. Es grüßt Dich, mein lieber Sohn, Dein alter treuer Vater Kilian Michael Lembrecht, der Ulmenhofer.“ Als Ewald die ersten Zeilen des Briefes las, fuhr es ihm wie ein Wonneschauer durch die Seele; er mußte sich niedersetzen, so zit- terten ihm alle Glieder; er dachte, es müßte auf das „Komme heim!“ folgen: „Heirathe Deine Gertrud!“ Es war eine kurze Freude, eine neue bittere Täuschung. Unverzüglich antwortete er:

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 18. Berlin, 3. Mai 1868, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt18_1868/1>, abgerufen am 17.05.2024.