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Sonntags-Blatt. Nr. 24. Berlin, 14. Juni 1868.

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Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 24. -- 1868.Ernst Dohm.Am 14. Juni.


Erscheint jeden Sonntag. Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 9 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren vierteljährlich 9 Sgr., wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.
Beim Selbstabholen aus der Expedition des Sonntags=Blattes ( Taubenstraße Nr. 27 ) kostet die Nummer nur 6 Pf.



Zwei Väter.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]
IX.

Der Assessor war mit Marie eben in das Zimmer eingetreten, als
die Hausglocke heftig ertönte und ein schneller Schritt auf der
Treppe hörbar wurde. Auf dem Vorplatz blieb der Vater He-
lenens stehen; er war unsicher, nach welcher Thür er sich wenden
sollte. Dadurch bekamen sowohl der Diener als auch der Arzt Zeit,
ihn einzuholen. Der Diener fragte, wen er bei dem Banquier an-
melden solle. Er erhielt keine Antwort.

"Wo ist das Zimmer, in welchem sich Helene befindet?" fragte
er in rauhem Ton.

"Das Fräulein ist im Wohnzimmer. Sie können nicht eintreten,
wenn Sie nicht angemeldet sind. Der Herr Banquier hat es streng
verboten", setzte der Diener schüchtern hinzu.

Währenddessen war der Arzt an dem Vater vorbeigeeilt und
leise, ohne daß dieser es bemerkte, in das ihm wohlbekannte Zimmer
eingetreten.

"Helene, Jhr Vater ist hier!" rief er fast athemlos. "Entfernen
Sie sich, um Gotteswillen schnell hinein in das andere Zimmer!"
Er suchte sie fortzutreiben.

"Jch will bleiben!" rief Helene.

"Nein, gehen Sie, Helene", sprach der Banquier, welcher plötzlich
ruhig wurde; "ich will zuerst mit Jhrem Vater allein sprechen."

Helene ging, Marie folgte ihr. Als sie noch in der Thür waren,
trat auf der andern Seite der Diener ein, um seine Anmeldung zu
machen; doch dieselbe war überflüssig, denn hinter ihm erschien schon
der Vater.

Jn einen dunkeln Mantel eingehüllt, einen schwarzen Hut auf
dem Kopf, erschien er auf der Schwelle, wo er stehen blieb. Mit
seinen stechenden Augen, welche fast allein vom Gesicht sichtbar waren,
sah er rings um sich; gleichgültig betrachtete er den Assessor wie den
Arzt, dann aber erkannte er den hervortretenden Banquier, und ein
starkes Zittern mußte es sein, das ihn durchlief; selbst durch die Um-
hüllung hindurch wurde es den im Zimmer Stehenden bemerkbar.

Der Banquier schritt langsam auf ihn zu.

"Habe ich die Ehre, Herrn Willing bei mir zu sehen?" sprach er.
"Jch bedaure", fügte er hinzu, als ihm nichts erwidert wurde, "daß
ich Sie noch nie in meinem Hause habe begrüßen können."

Die grauen Augen des Alten funkelten, der Kopf beugte sich vor,
die ganze zusammengekrümmte Gestalt stand da wie ein Tiger auf
dem Sprung.

Hohenfeld bemühte sich, den ihm Gegenüberstehenden zu erkennen,
aber es war unmöglich bei der dichten Umhüllung desselben. Er lud
ihn jetzt ein, in das Zimmer zu treten, seine Tochter werde sogleich
erscheinen.

Jener zögerte noch immer. Hohenfeld schritt ohne irgend welche
Beklommenheit auf ihn zu und wollte ihm die Hand reichen; er
glaubte, durch seine Zuvorkommenheit den Vater zu gewinnen. Dieser
wehrte mit einer schnellen Geberde die Hand ab, und indem er sich
emporrichtete, trat er in das Zimmer.

Dicht vor dem Banquier stand er, als er den Hut vom Kopf
zog und ihn auf die Diele warf, daß er weit weg rollte.

"Wo ist Helene?" rief er und sah fast hohnlachend nach dem
Banquier hin.

Dieser starrte ihn eine kurze Weile an, dann wich er bestürzt
[Spaltenumbruch] zurück. Das fahle Gesicht des alten Willing verzerrte sich noch mehr,
als er die Furcht des Andern bemerkte.

Mit einem Mal warf sich Hohenfeld auf ihn, hielt ihn mit
beiden Händen fest und starrte ihn an.

"Wer sind Sie?" rief er.

"Erkennst Du mich, feiger Räuber?" keuchte dieser, streckte den
einen Arm aus dem Mantel heraus und gab dem Banquier einen
Stoß, daß dieser zurück flog.

Der Arzt sprang hinzu, um zwischen die Beiden zu treten; der
Assessor stellte zur Vorsicht einen Stuhl vor sich.

Hohenfeld schritt wieder vor.

"Zurück, zurück von mir!" schrie Willing und hielt ihm die Faust
entgegen. "Wo ist Helene? Jch will, ich muß sie haben! Du hast
kein Recht auf sie!"

Die Augen Hohenfelds flammten mit einem Mal wunderbar auf.

"Helene, Helene! Mein Kind!" rief er aus.

Bei diesem Ausruf waren Helene und Marie wieder eingetreten.
Sie zauderten an der Thür, als sie die eigenthümliche Scene sahen.
Hohenfeld eilte zu Helene hin, und indem er sie umarmte und küßte,
weinte er; dann drückte er ihren Kopf an seine Brust und hielt sie
fest umschlungen, während er sich mit einer gewissen Beklommenheit
nach Jenem umsah.

Dieser gerieth durch diesen Anblick in die furchtbarste Wuth. Er
stürzte auf die Beiden zu und riß sie von einander los.

"Zu mir gehörst Du, Helene!" schrie er. Dann gegen den Ban-
quier gewendet: "Willst Du mir auch diese nehmen, wie einst meine
Frau? Soll ich Dir Alles geben, was mir gehört? Nein, diese habe
ich aufgezogen, um sie vor Schande zu behüten! Willst Du auch sie
verführen, wie ihre Mutter?"

Der Banquier hatte mit einem Mal seine Besonnenheit wieder
erlangt und ging ruhig auf ihn zu; dieser wich zurück, nach der Thür
zu, indem er Helene mit sich zog.

"Bleiben Sie", sprach er; "wenn ich einst gegen sie gefehlt habe,
so denke ich, hat mir ein langes, qualvolles Leben Buße genug auf-
erlegt. Wir sind Beide alt und grau geworden; am Rande des
Grabes wollen wir nicht unversöhnlich sein". Er reicht ihm die
Hand entgegen.

Jener lachte höhnisch.

"Versöhnung!" sagte er rauh, indem er seine Stimme zu dämpfen
suchte. "Weil Du mich elend gemacht hast? Nein, ich will Rache
haben, Rache an Dir!" Die letzten Worte sprach er wieder im hef-
tigsten Affekt.

Der Banquier wandte sich jetzt zu Helene.

"Helene, Du gehörst in dieses Haus. Jch weiß es jetzt, daß er
nicht Dein Vater ist. Komm her zu mir, meine Tochter!"

Helene hätte gern gehorcht; sie machte eine Bewegung, sich los-
zureißen, aber der Alte hielt sie fest mit seiner knöchernen Faust. Er
wollte sich zugleich weiter nach der Thür zurückziehen, allein der Doktor
vertrat ihm den Weg.

"Geben Sie uns eine Erklärung", sprach er, "mit welchem Recht
Sie Helene aus diesem Kreise reißen?"

Wie zwischen zwei Feuer genommen, schwenkte er sich nach dem
Doktor halb um, und indem er Helene losließ, machte er gegen diesen
eine drohende Handbewegung.

"Treiben Sie es nicht weiter, sage ich! Lassen Sie mich gehen! Für
[Ende Spaltensatz]

Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 24. — 1868.Ernst Dohm.Am 14. Juni.


Erscheint jeden Sonntag. Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 9 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren vierteljährlich 9 Sgr., wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.
Beim Selbstabholen aus der Expedition des Sonntags=Blattes ( Taubenstraße Nr. 27 ) kostet die Nummer nur 6 Pf.



Zwei Väter.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]
IX.

Der Assessor war mit Marie eben in das Zimmer eingetreten, als
die Hausglocke heftig ertönte und ein schneller Schritt auf der
Treppe hörbar wurde. Auf dem Vorplatz blieb der Vater He-
lenens stehen; er war unsicher, nach welcher Thür er sich wenden
sollte. Dadurch bekamen sowohl der Diener als auch der Arzt Zeit,
ihn einzuholen. Der Diener fragte, wen er bei dem Banquier an-
melden solle. Er erhielt keine Antwort.

„Wo ist das Zimmer, in welchem sich Helene befindet?“ fragte
er in rauhem Ton.

„Das Fräulein ist im Wohnzimmer. Sie können nicht eintreten,
wenn Sie nicht angemeldet sind. Der Herr Banquier hat es streng
verboten“, setzte der Diener schüchtern hinzu.

Währenddessen war der Arzt an dem Vater vorbeigeeilt und
leise, ohne daß dieser es bemerkte, in das ihm wohlbekannte Zimmer
eingetreten.

„Helene, Jhr Vater ist hier!“ rief er fast athemlos. „Entfernen
Sie sich, um Gotteswillen schnell hinein in das andere Zimmer!“
Er suchte sie fortzutreiben.

„Jch will bleiben!“ rief Helene.

„Nein, gehen Sie, Helene“, sprach der Banquier, welcher plötzlich
ruhig wurde; „ich will zuerst mit Jhrem Vater allein sprechen.“

Helene ging, Marie folgte ihr. Als sie noch in der Thür waren,
trat auf der andern Seite der Diener ein, um seine Anmeldung zu
machen; doch dieselbe war überflüssig, denn hinter ihm erschien schon
der Vater.

Jn einen dunkeln Mantel eingehüllt, einen schwarzen Hut auf
dem Kopf, erschien er auf der Schwelle, wo er stehen blieb. Mit
seinen stechenden Augen, welche fast allein vom Gesicht sichtbar waren,
sah er rings um sich; gleichgültig betrachtete er den Assessor wie den
Arzt, dann aber erkannte er den hervortretenden Banquier, und ein
starkes Zittern mußte es sein, das ihn durchlief; selbst durch die Um-
hüllung hindurch wurde es den im Zimmer Stehenden bemerkbar.

Der Banquier schritt langsam auf ihn zu.

„Habe ich die Ehre, Herrn Willing bei mir zu sehen?“ sprach er.
„Jch bedaure“, fügte er hinzu, als ihm nichts erwidert wurde, „daß
ich Sie noch nie in meinem Hause habe begrüßen können.“

Die grauen Augen des Alten funkelten, der Kopf beugte sich vor,
die ganze zusammengekrümmte Gestalt stand da wie ein Tiger auf
dem Sprung.

Hohenfeld bemühte sich, den ihm Gegenüberstehenden zu erkennen,
aber es war unmöglich bei der dichten Umhüllung desselben. Er lud
ihn jetzt ein, in das Zimmer zu treten, seine Tochter werde sogleich
erscheinen.

Jener zögerte noch immer. Hohenfeld schritt ohne irgend welche
Beklommenheit auf ihn zu und wollte ihm die Hand reichen; er
glaubte, durch seine Zuvorkommenheit den Vater zu gewinnen. Dieser
wehrte mit einer schnellen Geberde die Hand ab, und indem er sich
emporrichtete, trat er in das Zimmer.

Dicht vor dem Banquier stand er, als er den Hut vom Kopf
zog und ihn auf die Diele warf, daß er weit weg rollte.

„Wo ist Helene?“ rief er und sah fast hohnlachend nach dem
Banquier hin.

Dieser starrte ihn eine kurze Weile an, dann wich er bestürzt
[Spaltenumbruch] zurück. Das fahle Gesicht des alten Willing verzerrte sich noch mehr,
als er die Furcht des Andern bemerkte.

Mit einem Mal warf sich Hohenfeld auf ihn, hielt ihn mit
beiden Händen fest und starrte ihn an.

„Wer sind Sie?“ rief er.

„Erkennst Du mich, feiger Räuber?“ keuchte dieser, streckte den
einen Arm aus dem Mantel heraus und gab dem Banquier einen
Stoß, daß dieser zurück flog.

Der Arzt sprang hinzu, um zwischen die Beiden zu treten; der
Assessor stellte zur Vorsicht einen Stuhl vor sich.

Hohenfeld schritt wieder vor.

„Zurück, zurück von mir!“ schrie Willing und hielt ihm die Faust
entgegen. „Wo ist Helene? Jch will, ich muß sie haben! Du hast
kein Recht auf sie!“

Die Augen Hohenfelds flammten mit einem Mal wunderbar auf.

„Helene, Helene! Mein Kind!“ rief er aus.

Bei diesem Ausruf waren Helene und Marie wieder eingetreten.
Sie zauderten an der Thür, als sie die eigenthümliche Scene sahen.
Hohenfeld eilte zu Helene hin, und indem er sie umarmte und küßte,
weinte er; dann drückte er ihren Kopf an seine Brust und hielt sie
fest umschlungen, während er sich mit einer gewissen Beklommenheit
nach Jenem umsah.

Dieser gerieth durch diesen Anblick in die furchtbarste Wuth. Er
stürzte auf die Beiden zu und riß sie von einander los.

„Zu mir gehörst Du, Helene!“ schrie er. Dann gegen den Ban-
quier gewendet: „Willst Du mir auch diese nehmen, wie einst meine
Frau? Soll ich Dir Alles geben, was mir gehört? Nein, diese habe
ich aufgezogen, um sie vor Schande zu behüten! Willst Du auch sie
verführen, wie ihre Mutter?“

Der Banquier hatte mit einem Mal seine Besonnenheit wieder
erlangt und ging ruhig auf ihn zu; dieser wich zurück, nach der Thür
zu, indem er Helene mit sich zog.

„Bleiben Sie“, sprach er; „wenn ich einst gegen sie gefehlt habe,
so denke ich, hat mir ein langes, qualvolles Leben Buße genug auf-
erlegt. Wir sind Beide alt und grau geworden; am Rande des
Grabes wollen wir nicht unversöhnlich sein“. Er reicht ihm die
Hand entgegen.

Jener lachte höhnisch.

„Versöhnung!“ sagte er rauh, indem er seine Stimme zu dämpfen
suchte. „Weil Du mich elend gemacht hast? Nein, ich will Rache
haben, Rache an Dir!“ Die letzten Worte sprach er wieder im hef-
tigsten Affekt.

Der Banquier wandte sich jetzt zu Helene.

„Helene, Du gehörst in dieses Haus. Jch weiß es jetzt, daß er
nicht Dein Vater ist. Komm her zu mir, meine Tochter!“

Helene hätte gern gehorcht; sie machte eine Bewegung, sich los-
zureißen, aber der Alte hielt sie fest mit seiner knöchernen Faust. Er
wollte sich zugleich weiter nach der Thür zurückziehen, allein der Doktor
vertrat ihm den Weg.

„Geben Sie uns eine Erklärung“, sprach er, „mit welchem Recht
Sie Helene aus diesem Kreise reißen?“

Wie zwischen zwei Feuer genommen, schwenkte er sich nach dem
Doktor halb um, und indem er Helene losließ, machte er gegen diesen
eine drohende Handbewegung.

„Treiben Sie es nicht weiter, sage ich! Lassen Sie mich gehen! Für
[Ende Spaltensatz]

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Sie können nicht eintreten, wenn Sie nicht angemeldet sind. Der Herr Banquier hat es streng verboten“, setzte der Diener schüchtern hinzu. Währenddessen war der Arzt an dem Vater vorbeigeeilt und leise, ohne daß dieser es bemerkte, in das ihm wohlbekannte Zimmer eingetreten. „Helene, Jhr Vater ist hier!“ rief er fast athemlos. „Entfernen Sie sich, um Gotteswillen schnell hinein in das andere Zimmer!“ Er suchte sie fortzutreiben. „Jch will bleiben!“ rief Helene. „Nein, gehen Sie, Helene“, sprach der Banquier, welcher plötzlich ruhig wurde; „ich will zuerst mit Jhrem Vater allein sprechen.“ Helene ging, Marie folgte ihr. Als sie noch in der Thür waren, trat auf der andern Seite der Diener ein, um seine Anmeldung zu machen; doch dieselbe war überflüssig, denn hinter ihm erschien schon der Vater. Jn einen dunkeln Mantel eingehüllt, einen schwarzen Hut auf dem Kopf, erschien er auf der Schwelle, wo er stehen blieb. Mit seinen stechenden Augen, welche fast allein vom Gesicht sichtbar waren, sah er rings um sich; gleichgültig betrachtete er den Assessor wie den Arzt, dann aber erkannte er den hervortretenden Banquier, und ein starkes Zittern mußte es sein, das ihn durchlief; selbst durch die Um- hüllung hindurch wurde es den im Zimmer Stehenden bemerkbar. Der Banquier schritt langsam auf ihn zu. „Habe ich die Ehre, Herrn Willing bei mir zu sehen?“ sprach er. „Jch bedaure“, fügte er hinzu, als ihm nichts erwidert wurde, „daß ich Sie noch nie in meinem Hause habe begrüßen können.“ Die grauen Augen des Alten funkelten, der Kopf beugte sich vor, die ganze zusammengekrümmte Gestalt stand da wie ein Tiger auf dem Sprung. Hohenfeld bemühte sich, den ihm Gegenüberstehenden zu erkennen, aber es war unmöglich bei der dichten Umhüllung desselben. Er lud ihn jetzt ein, in das Zimmer zu treten, seine Tochter werde sogleich erscheinen. Jener zögerte noch immer. Hohenfeld schritt ohne irgend welche Beklommenheit auf ihn zu und wollte ihm die Hand reichen; er glaubte, durch seine Zuvorkommenheit den Vater zu gewinnen. Dieser wehrte mit einer schnellen Geberde die Hand ab, und indem er sich emporrichtete, trat er in das Zimmer. Dicht vor dem Banquier stand er, als er den Hut vom Kopf zog und ihn auf die Diele warf, daß er weit weg rollte. „Wo ist Helene?“ rief er und sah fast hohnlachend nach dem Banquier hin. Dieser starrte ihn eine kurze Weile an, dann wich er bestürzt zurück. Das fahle Gesicht des alten Willing verzerrte sich noch mehr, als er die Furcht des Andern bemerkte. Mit einem Mal warf sich Hohenfeld auf ihn, hielt ihn mit beiden Händen fest und starrte ihn an. „Wer sind Sie?“ rief er. „Erkennst Du mich, feiger Räuber?“ keuchte dieser, streckte den einen Arm aus dem Mantel heraus und gab dem Banquier einen Stoß, daß dieser zurück flog. Der Arzt sprang hinzu, um zwischen die Beiden zu treten; der Assessor stellte zur Vorsicht einen Stuhl vor sich. Hohenfeld schritt wieder vor. „Zurück, zurück von mir!“ schrie Willing und hielt ihm die Faust entgegen. „Wo ist Helene? Jch will, ich muß sie haben! Du hast kein Recht auf sie!“ Die Augen Hohenfelds flammten mit einem Mal wunderbar auf. „Helene, Helene! Mein Kind!“ rief er aus. Bei diesem Ausruf waren Helene und Marie wieder eingetreten. Sie zauderten an der Thür, als sie die eigenthümliche Scene sahen. Hohenfeld eilte zu Helene hin, und indem er sie umarmte und küßte, weinte er; dann drückte er ihren Kopf an seine Brust und hielt sie fest umschlungen, während er sich mit einer gewissen Beklommenheit nach Jenem umsah. Dieser gerieth durch diesen Anblick in die furchtbarste Wuth. Er stürzte auf die Beiden zu und riß sie von einander los. „Zu mir gehörst Du, Helene!“ schrie er. Dann gegen den Ban- quier gewendet: „Willst Du mir auch diese nehmen, wie einst meine Frau? Soll ich Dir Alles geben, was mir gehört? Nein, diese habe ich aufgezogen, um sie vor Schande zu behüten! Willst Du auch sie verführen, wie ihre Mutter?“ Der Banquier hatte mit einem Mal seine Besonnenheit wieder erlangt und ging ruhig auf ihn zu; dieser wich zurück, nach der Thür zu, indem er Helene mit sich zog. „Bleiben Sie“, sprach er; „wenn ich einst gegen sie gefehlt habe, so denke ich, hat mir ein langes, qualvolles Leben Buße genug auf- erlegt. Wir sind Beide alt und grau geworden; am Rande des Grabes wollen wir nicht unversöhnlich sein“. Er reicht ihm die Hand entgegen. Jener lachte höhnisch. „Versöhnung!“ sagte er rauh, indem er seine Stimme zu dämpfen suchte. „Weil Du mich elend gemacht hast? Nein, ich will Rache haben, Rache an Dir!“ Die letzten Worte sprach er wieder im hef- tigsten Affekt. Der Banquier wandte sich jetzt zu Helene. „Helene, Du gehörst in dieses Haus. Jch weiß es jetzt, daß er nicht Dein Vater ist. Komm her zu mir, meine Tochter!“ Helene hätte gern gehorcht; sie machte eine Bewegung, sich los- zureißen, aber der Alte hielt sie fest mit seiner knöchernen Faust. Er wollte sich zugleich weiter nach der Thür zurückziehen, allein der Doktor vertrat ihm den Weg. „Geben Sie uns eine Erklärung“, sprach er, „mit welchem Recht Sie Helene aus diesem Kreise reißen?“ Wie zwischen zwei Feuer genommen, schwenkte er sich nach dem Doktor halb um, und indem er Helene losließ, machte er gegen diesen eine drohende Handbewegung. „Treiben Sie es nicht weiter, sage ich! Lassen Sie mich gehen! Für

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 24. Berlin, 14. Juni 1868, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt24_1868/1>, abgerufen am 17.05.2024.