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Sonntags-Blatt. Nr. 32. Berlin, 8. August 1869.

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[Beginn Spaltensatz] Reichsverweser las hierauf von einem Blatte, welches ihm Ferdinand über-
reichte, die Gesinnung und Willensmeinung des Königs betreffs der neuen
Ordnung der Dinge vor. Es war darin überall von der Hingabe an die
konstitutionelle Regierungsform, von Gerechtigkeit und Freiheit die Rede.
Hierauf legte der General Wilhelm Pepe den Oberbefehl über das Heer
[Spaltenumbruch] nieder, von dem König mit Lob ob seiner guten Führung überschüttet.
Der König erklärte sodann das National=Parlament für eröffnet und ent-
fernte sich, von rauschendem Volksjubel bis in den königlichen Palast
umwogt.

( Fortsetzung folgt. )

[Ende Spaltensatz]

Lose Blätter.
[Beginn Spaltensatz]

Der Mameluk Rustan. Bekanntlich haben die "gesinnungstüchtigen"
Mitglieder des Corps legislatif in Paris den Spottnamen "Mameluken"
erhalten, und in der That lautet der Wahlspruch dieser zahmen Mameluken
ähnlich dem ihrer wilderen Namensvettern, nämlich "Allah il Allah, und
Napoleon ist sein Prophet", ein Wahlspruch, der um so bequemer ist, als
im Falle, daß eines schönen Tages der Mann des Staatsstreichs plötzlich
eine längere Reise sollte antreten müssen, einfach an Stelle des Namens
Napoleon der seines Nachfolgers eingeschoben werden kann. Es dürfte von
Jnteresse sein, etwas Näheres von dem ursprünglichen Mameluken, dem
treuen Diener Napoleon's I., der eben durch seine, allerdings etwas hunde-
mäßige Treue die Veranlassung zu jenem Spottnamen gegeben hat, zu ver-
nehmen; es möge daher das, was Francisque Sarcey im "Gaulois" von
Rustan, dem Mameluken des Kaisers erzählt, hier wiedergegeben werden:

Man darf sich Rustan, den Mameluken des ersten Kaiserreichs, nicht
vorstellen, wie ihn die Hofmaler herausgeputzt haben: schön und stolz, einen
Turban mit der Reiherfeder auf dem Kopf, den Yatagan in der Faust,
einen prächtigen Pelz nachschleifend. Das ist der poetische Rustan, der
Rustan der Sage. Der wahre und leibhaftige Rustan war viel prosaischer;
ich habe ihn genau gekannt; er lebte zurückgezogen in dem Städtchen, wo
ich geboren war, und wohnte ganz in unserer Nähe.

Er war ein derbstämmiger Mann von gewöhnlichem Aussehen, mit
stiermäßig dickem Halse; er aß auf eine entsetzliche Weise, hatte ein breites,
lautes Lachen, das mir noch immer in den Ohren gellt, sprach ein fürch-
terliches Kauderwälsch, das eine entfernte Aehnlichkeit mit der Negersprache
der komischen Oper hatte. Uebrigens war er ein guter Vater, vortrefflicher
Gatte, verläßlicher Nachbar, aber von einer für jede Probe feuersicheren
Dummheit.

Man konnte von ihm über Scenen, denen er beigewohnt hatte, nie etwas
herausbringen, das einen gesunden Sinn gehabt hätte. Er hatte Alles
angeglotzt, ohne es zu sehen. Einige Geschichtsschreiber des Kaiserreichs
kamen zu ihm, um mit ihm in der Hoffnung zu plaudern, sie würden aus
ihm einige Derailzüge über schlecht aufgehellte Vorgänge herauslocken.

"Nicht wahr", sagte man zu ihm, "an jenem Tage war ein heftiger
Zank zwischen Napoleon und dem Herzog --"

"Oh! Ja, der Kaiser sehr im Zorn, nicht gut der Kaiser, wenn er war
in Zorn."

"Nun, was sagte er?"

"Er, mit großen Schritten auf und ab gehen, sehr laut schreien. Oh!
Nicht gut, der Kaiser, wenn er war in Zorn."

Darüber kam er nie hinaus. Jch lauschte ihm mit gespannter Auf-
merksamkeit zu, sobald er vom Kaiser sprach; ich war damals ein Kind, aber
die Geschichten, die er uns erzählte und an die ich mich stückweise erinnere,
waren einfältig dummes Zeug. Sie endigten stets mit Reitpeitschenhieben,
die er von der Hand Napoleon's erhielt. Diese Reitpeitschenhiebe gingen
mir schon damals nicht recht ein, und obgleich ich einen fast abergläubischen
Respekt vor dem kleinen Korporal hatte, verwunderte ich mich doch, wie
sich ein Mann eine solche Behandlung ohne Widerrede gefallen lassen
konnte. Ueberdies wunderte ich mich, wie sich ein großer Mann zu einer
solchen Züchtigung hinreißen lassen konnte.

Jch weiß heut, daß dieser Begründer einer Dynastie eine der heftigsten
Personen war, welche die Geschichte aufzuweisen hat. Man erinnert sich
eines geistreichen Wortes von Talleyrand. Napoleon hatte ihn öffentlich
mit Beleidigungen überhäuft; der Diplomat wendete sich nachlässig zu
seinem Nachbar und sagte zu ihm mit halblauter Stimme in mitleidigem
Tone: "Wie schade, daß ein so großer Mann so ungezogen ist."

So war es auch. Napoleon I., Kaiser der Franzosen, König von
Jtalien, Schutzherr des Rheinbundes, hatte keine Erziehung erhalten
und sich auch später keine angeschafft. Er war der leidenschaftlich heftige
Corse geblieben, den der geringste Widerstand aus Rand und Band brachte,
der sich in der Wuth nicht mehr kannte und dann jedes Hinderniß, gleich-
gültig, ob ein Mensch oder ein lebloser Gegenstand, mit Worten und
Schlägen mißhandelte.

Rustan erzählte uns, daß der Kaiser am Tage nach einer Schlacht,
Austerlitz oder Jena, einen Vogel vorüberfliegen sah und Lust bekam,
diesen zu schießen. Die Pistole versagte; er griff nach einer zweiten, bei
der auch das Zündkraut abbrannte.

"Rustan!" schrie er zornig.

Rustan näherte sich zitternd. Der Kaiser fiel über den armen Teufel
mit der Reitpeitsche her.

Rustan wagte nicht, zu fliehen, und drehte sich unter einem Hagel von
Schlägen im Kreise.

"Jch nicht zufrieden", endete er seine Geschichte, "ich traurig, traurig!
Aber, andern Tag, Kaiser mich am Ohr fassen und ziehen. Oh, gut, der
Kaiser, wenn er nicht war im Zorn."

Eigentlich war der berühmte Mameluke der napoleonischen Sage für
den Kaiser nur ein Wachhund. Er schlief thatsächlich auf der Thür-
schwelle vor dem Schlafgemach Napoleon's. Eines Abends fürchtete er,
die Tapeten im Schlosse zu Saint=Cloud zu beschmutzen, und rückte sein
Lager etwas weiter weg. Jm tiefsten Schlaf wurde er durch eine Hand
[Spaltenumbruch] geweckt, die sich auf seinen Kopf gelegt hatte. Er stürzte sich auf den
Angreifer und faßte ihn an der Kehle. Es war Napoleon, welcher, da er
zufällig nicht schlafen konnte, gewahrte, daß sein Bulldog nicht auf der
gewohnten Stelle lag.

"Du willst mich also umbringen lassen!" schrie er.

Darauf folgten die Peitschenhiebe; das war nämlich das letzte Argument
des großen Mannes mit seinen Dienstleuten, wie mit den Königen die
Kanonen seine ultima ratio war.

Bekanntlich folgte Rustan dem Kaiser nicht auf die Jnsel Elba. Er
war verheirathet, Familienvater: er bat also seinen Herrn, der ihn ja nicht
mehr brauchte, um die Erlaubniß, sich vom Dienst zurückziehen zu dürfen.
Diese wurde ihm leicht gewährt und er reiste ab. Nichts war natürlicher,
als dieser Vorgang. Zur Zeit meiner Kindheit beurtheilte man die Sache
anders. Diesen großen Mann verlassen zu haben, galt als der unverzeih-
lichste Verrath.

Jch erinnere mich, daß der arme Vater Rustan sehr unter diesen Vor-
würfen litt, die ihn überall verfolgten. Er hatte seine eigene Art der Er-
klärung, warum er seinem Herrn nicht in die Verbannung nachgefolgt war.
Wenn ich mich gut erinnere, war es Napoleon selber, der ihn dazu an-
gehalten, auf daß er über die Jnteressen seines Ruhmes wachen solle. Der
Unglückliche begab sich deshalb auf ein Feld der Erzählung über den
Kaiser, der so und so gesagt hätte, auf dem er sich sehr konfus bewegte.
Sein Geplauder, mit dem er für den exilirten Kaiser Reclame machen sollte,
war nur höchst ergötzlich.

Die verbitterten Bonapartisten können ihm diesen Abfall nicht ver-
zeihen. Jn Dourdan lebte ein Musiklehrer, ein trockener, mürrischer,
alter Herr mit struppigem Bart, der einen wahren Kultus für den Kaiser
bewahrte. Er hieß Turgart. Jch nahm bei ihm Violin=Unterricht. Er
ging nie an Rustan vorüber, ohne in den Bart zu brummen: "Verräther
seines Kaisers! Landesverräther! Verräther an Gott!" Rustan war, wie
erwähnt, ein geduldiger Mensch, diese unablässige Beschimpfung aber
brachte ihn schließlich doch aus dem Häuschen. Eines schönen Morgens
faßte er Turgat an der Gurgel, drehte ihn mit der einen Hand herum und
mit der andern Hand brachte er ihm so kräftige Stockschläge auf den Rücken
bei, daß der Stock entzweibrach. Jch hörte ihn gewiß zwanzigmal die Ge-
schichte dieser Stockprügelei erzählen; dabei zeigte er immer das obere Stock-
ende, das ihm in der Hand geblieben war, und ergoß sich in Klagen über
den Musiklehrer, der einen so harten Rücken hatte.

"Er mir den Stock zerbrochen haben, schönen Stock, Hundskopf in
Elfenbein, hat theuer gekostet!"

Durch diesen gerechten Widerstand hatte er wenigstens so viel erreicht,
daß man ihm nicht mehr unangenehme Dinge zu Gehör brachte; wenn
man schon von seinem angeblichen Verrath plauderte, geschah es nicht mehr
in seiner Gegenwart. Er ging nicht mehr nach Paris, wo er wieder ähn-
liche Unbilden, wie die folgende, erfahren hätte. Man flüsterte sich in's
Ohr, er hätte dort einmal den Circus besucht, wo man napoleonische
Scenen aufführte. Als der Schauspieler Gobert in der Maske Napoleon's
auftrat, hatte dieser, sich gegen sein Gefolge wendend, gerufen: "Rustan!"
Der Zuschauer Rustan war unter der Macht der Gewohnheit aufgestanden
und antwortete: "Sire!" Er wurde sofort erkannt und ausgepfiffen; in
der Angst, durchgeprügelt zu werden, machte er sich daher eiligst aus dem
Staube.     D.



Luxus in der Noth. Während des furchtbaren Winterfeldzuges der
Schweden in Norwegen unter Karl XII. erreichte in einer Nacht die Kälte
einen solchen Grad, daß selbst die abgehärtetsten Krieger in Mißmuth ver-
fielen. Nur ein junger Bursche behielt seine Fröhlichkeit; singend formte
er sich im freien Felde beim Schein der Wachtfeuer aus dem hartgefrornen
Schnee ein vollständiges Bett mit Kopfkissen und Bettdecke, und erregte
dadurch die Heiterkeit seiner Kameraden. Nur ein alter Wachtmeister blieb
ernsthaft und schüttelte den Kopf ob des sonderbaren Treibens.

"Seid Jhr böse, Vater?" fragte der Bursche.

"Nun, nun", entgegnete dieser, "als Spaß mag es Dir hingehen, sonst
aber ist es doch eine Weichlichkeit, deren Du Dich schämen solltest!" M.



Zuckerverbrauch in Cochinchina. Jn diesem Lande werden nicht nur
die Pferde, Büffel, Elephanten mit Zucker gefüttert, sondern auch die
königliche Leibgarde erhält täglich eine gewisse Summe zum Ankauf von
Zuckerrohr ausgezahlt, wovon sie eine bestimmte Quantität sofort verzehren
muß, um sich ein stattliches Embonpoint zu erhalten. Diese Leibwache
besteht aus etwa fünfhundert Mann, und das stattliche Aussehen dieser
Leute macht ihrer Nahrung und ihrem königlichen Herrn alle Ehre. Reis
und Zucker bilden dort übrigens das gewöhnliche Frühstück für alle Stände,
und nicht allein die meisten Früchte, sondern auch der größte Theil ihrer
Gemüse, wie Gurken, Kürbis, Radieschen, Artischocken, die Lotuskerne und
die dicken fleischigen Aloeblätter werden von ihnen in Zucker eingelegt.
Möglich, daß derselbe auch auf die großen, fetten Cochinchina=Hühner von
wesentlichem Einfluß ist.     M.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Franz Duncker in Berlin -- Verlag der Expedition des Sonntags=Blattes ( Duncker & Simion ) in Berlin.
Verantwortlicher Redacteur: Leonhard Simion in Berlin.

[Beginn Spaltensatz] Reichsverweser las hierauf von einem Blatte, welches ihm Ferdinand über-
reichte, die Gesinnung und Willensmeinung des Königs betreffs der neuen
Ordnung der Dinge vor. Es war darin überall von der Hingabe an die
konstitutionelle Regierungsform, von Gerechtigkeit und Freiheit die Rede.
Hierauf legte der General Wilhelm Pepe den Oberbefehl über das Heer
[Spaltenumbruch] nieder, von dem König mit Lob ob seiner guten Führung überschüttet.
Der König erklärte sodann das National=Parlament für eröffnet und ent-
fernte sich, von rauschendem Volksjubel bis in den königlichen Palast
umwogt.

( Fortsetzung folgt. )

[Ende Spaltensatz]

Lose Blätter.
[Beginn Spaltensatz]

Der Mameluk Rustan. Bekanntlich haben die „gesinnungstüchtigen“
Mitglieder des Corps legislatif in Paris den Spottnamen „Mameluken“
erhalten, und in der That lautet der Wahlspruch dieser zahmen Mameluken
ähnlich dem ihrer wilderen Namensvettern, nämlich „Allah il Allah, und
Napoleon ist sein Prophet“, ein Wahlspruch, der um so bequemer ist, als
im Falle, daß eines schönen Tages der Mann des Staatsstreichs plötzlich
eine längere Reise sollte antreten müssen, einfach an Stelle des Namens
Napoleon der seines Nachfolgers eingeschoben werden kann. Es dürfte von
Jnteresse sein, etwas Näheres von dem ursprünglichen Mameluken, dem
treuen Diener Napoleon's I., der eben durch seine, allerdings etwas hunde-
mäßige Treue die Veranlassung zu jenem Spottnamen gegeben hat, zu ver-
nehmen; es möge daher das, was Francisque Sarcey im „Gaulois“ von
Rustan, dem Mameluken des Kaisers erzählt, hier wiedergegeben werden:

Man darf sich Rustan, den Mameluken des ersten Kaiserreichs, nicht
vorstellen, wie ihn die Hofmaler herausgeputzt haben: schön und stolz, einen
Turban mit der Reiherfeder auf dem Kopf, den Yatagan in der Faust,
einen prächtigen Pelz nachschleifend. Das ist der poetische Rustan, der
Rustan der Sage. Der wahre und leibhaftige Rustan war viel prosaischer;
ich habe ihn genau gekannt; er lebte zurückgezogen in dem Städtchen, wo
ich geboren war, und wohnte ganz in unserer Nähe.

Er war ein derbstämmiger Mann von gewöhnlichem Aussehen, mit
stiermäßig dickem Halse; er aß auf eine entsetzliche Weise, hatte ein breites,
lautes Lachen, das mir noch immer in den Ohren gellt, sprach ein fürch-
terliches Kauderwälsch, das eine entfernte Aehnlichkeit mit der Negersprache
der komischen Oper hatte. Uebrigens war er ein guter Vater, vortrefflicher
Gatte, verläßlicher Nachbar, aber von einer für jede Probe feuersicheren
Dummheit.

Man konnte von ihm über Scenen, denen er beigewohnt hatte, nie etwas
herausbringen, das einen gesunden Sinn gehabt hätte. Er hatte Alles
angeglotzt, ohne es zu sehen. Einige Geschichtsschreiber des Kaiserreichs
kamen zu ihm, um mit ihm in der Hoffnung zu plaudern, sie würden aus
ihm einige Derailzüge über schlecht aufgehellte Vorgänge herauslocken.

„Nicht wahr“, sagte man zu ihm, „an jenem Tage war ein heftiger
Zank zwischen Napoleon und dem Herzog —“

„Oh! Ja, der Kaiser sehr im Zorn, nicht gut der Kaiser, wenn er war
in Zorn.“

„Nun, was sagte er?“

„Er, mit großen Schritten auf und ab gehen, sehr laut schreien. Oh!
Nicht gut, der Kaiser, wenn er war in Zorn.“

Darüber kam er nie hinaus. Jch lauschte ihm mit gespannter Auf-
merksamkeit zu, sobald er vom Kaiser sprach; ich war damals ein Kind, aber
die Geschichten, die er uns erzählte und an die ich mich stückweise erinnere,
waren einfältig dummes Zeug. Sie endigten stets mit Reitpeitschenhieben,
die er von der Hand Napoleon's erhielt. Diese Reitpeitschenhiebe gingen
mir schon damals nicht recht ein, und obgleich ich einen fast abergläubischen
Respekt vor dem kleinen Korporal hatte, verwunderte ich mich doch, wie
sich ein Mann eine solche Behandlung ohne Widerrede gefallen lassen
konnte. Ueberdies wunderte ich mich, wie sich ein großer Mann zu einer
solchen Züchtigung hinreißen lassen konnte.

Jch weiß heut, daß dieser Begründer einer Dynastie eine der heftigsten
Personen war, welche die Geschichte aufzuweisen hat. Man erinnert sich
eines geistreichen Wortes von Talleyrand. Napoleon hatte ihn öffentlich
mit Beleidigungen überhäuft; der Diplomat wendete sich nachlässig zu
seinem Nachbar und sagte zu ihm mit halblauter Stimme in mitleidigem
Tone: „Wie schade, daß ein so großer Mann so ungezogen ist.“

So war es auch. Napoleon I., Kaiser der Franzosen, König von
Jtalien, Schutzherr des Rheinbundes, hatte keine Erziehung erhalten
und sich auch später keine angeschafft. Er war der leidenschaftlich heftige
Corse geblieben, den der geringste Widerstand aus Rand und Band brachte,
der sich in der Wuth nicht mehr kannte und dann jedes Hinderniß, gleich-
gültig, ob ein Mensch oder ein lebloser Gegenstand, mit Worten und
Schlägen mißhandelte.

Rustan erzählte uns, daß der Kaiser am Tage nach einer Schlacht,
Austerlitz oder Jena, einen Vogel vorüberfliegen sah und Lust bekam,
diesen zu schießen. Die Pistole versagte; er griff nach einer zweiten, bei
der auch das Zündkraut abbrannte.

„Rustan!“ schrie er zornig.

Rustan näherte sich zitternd. Der Kaiser fiel über den armen Teufel
mit der Reitpeitsche her.

Rustan wagte nicht, zu fliehen, und drehte sich unter einem Hagel von
Schlägen im Kreise.

„Jch nicht zufrieden“, endete er seine Geschichte, „ich traurig, traurig!
Aber, andern Tag, Kaiser mich am Ohr fassen und ziehen. Oh, gut, der
Kaiser, wenn er nicht war im Zorn.“

Eigentlich war der berühmte Mameluke der napoleonischen Sage für
den Kaiser nur ein Wachhund. Er schlief thatsächlich auf der Thür-
schwelle vor dem Schlafgemach Napoleon's. Eines Abends fürchtete er,
die Tapeten im Schlosse zu Saint=Cloud zu beschmutzen, und rückte sein
Lager etwas weiter weg. Jm tiefsten Schlaf wurde er durch eine Hand
[Spaltenumbruch] geweckt, die sich auf seinen Kopf gelegt hatte. Er stürzte sich auf den
Angreifer und faßte ihn an der Kehle. Es war Napoleon, welcher, da er
zufällig nicht schlafen konnte, gewahrte, daß sein Bulldog nicht auf der
gewohnten Stelle lag.

„Du willst mich also umbringen lassen!“ schrie er.

Darauf folgten die Peitschenhiebe; das war nämlich das letzte Argument
des großen Mannes mit seinen Dienstleuten, wie mit den Königen die
Kanonen seine ultima ratio war.

Bekanntlich folgte Rustan dem Kaiser nicht auf die Jnsel Elba. Er
war verheirathet, Familienvater: er bat also seinen Herrn, der ihn ja nicht
mehr brauchte, um die Erlaubniß, sich vom Dienst zurückziehen zu dürfen.
Diese wurde ihm leicht gewährt und er reiste ab. Nichts war natürlicher,
als dieser Vorgang. Zur Zeit meiner Kindheit beurtheilte man die Sache
anders. Diesen großen Mann verlassen zu haben, galt als der unverzeih-
lichste Verrath.

Jch erinnere mich, daß der arme Vater Rustan sehr unter diesen Vor-
würfen litt, die ihn überall verfolgten. Er hatte seine eigene Art der Er-
klärung, warum er seinem Herrn nicht in die Verbannung nachgefolgt war.
Wenn ich mich gut erinnere, war es Napoleon selber, der ihn dazu an-
gehalten, auf daß er über die Jnteressen seines Ruhmes wachen solle. Der
Unglückliche begab sich deshalb auf ein Feld der Erzählung über den
Kaiser, der so und so gesagt hätte, auf dem er sich sehr konfus bewegte.
Sein Geplauder, mit dem er für den exilirten Kaiser Reclame machen sollte,
war nur höchst ergötzlich.

Die verbitterten Bonapartisten können ihm diesen Abfall nicht ver-
zeihen. Jn Dourdan lebte ein Musiklehrer, ein trockener, mürrischer,
alter Herr mit struppigem Bart, der einen wahren Kultus für den Kaiser
bewahrte. Er hieß Turgart. Jch nahm bei ihm Violin=Unterricht. Er
ging nie an Rustan vorüber, ohne in den Bart zu brummen: „Verräther
seines Kaisers! Landesverräther! Verräther an Gott!“ Rustan war, wie
erwähnt, ein geduldiger Mensch, diese unablässige Beschimpfung aber
brachte ihn schließlich doch aus dem Häuschen. Eines schönen Morgens
faßte er Turgat an der Gurgel, drehte ihn mit der einen Hand herum und
mit der andern Hand brachte er ihm so kräftige Stockschläge auf den Rücken
bei, daß der Stock entzweibrach. Jch hörte ihn gewiß zwanzigmal die Ge-
schichte dieser Stockprügelei erzählen; dabei zeigte er immer das obere Stock-
ende, das ihm in der Hand geblieben war, und ergoß sich in Klagen über
den Musiklehrer, der einen so harten Rücken hatte.

„Er mir den Stock zerbrochen haben, schönen Stock, Hundskopf in
Elfenbein, hat theuer gekostet!“

Durch diesen gerechten Widerstand hatte er wenigstens so viel erreicht,
daß man ihm nicht mehr unangenehme Dinge zu Gehör brachte; wenn
man schon von seinem angeblichen Verrath plauderte, geschah es nicht mehr
in seiner Gegenwart. Er ging nicht mehr nach Paris, wo er wieder ähn-
liche Unbilden, wie die folgende, erfahren hätte. Man flüsterte sich in's
Ohr, er hätte dort einmal den Circus besucht, wo man napoleonische
Scenen aufführte. Als der Schauspieler Gobert in der Maske Napoleon's
auftrat, hatte dieser, sich gegen sein Gefolge wendend, gerufen: „Rustan!“
Der Zuschauer Rustan war unter der Macht der Gewohnheit aufgestanden
und antwortete: „Sire!“ Er wurde sofort erkannt und ausgepfiffen; in
der Angst, durchgeprügelt zu werden, machte er sich daher eiligst aus dem
Staube.     D.



Luxus in der Noth. Während des furchtbaren Winterfeldzuges der
Schweden in Norwegen unter Karl XII. erreichte in einer Nacht die Kälte
einen solchen Grad, daß selbst die abgehärtetsten Krieger in Mißmuth ver-
fielen. Nur ein junger Bursche behielt seine Fröhlichkeit; singend formte
er sich im freien Felde beim Schein der Wachtfeuer aus dem hartgefrornen
Schnee ein vollständiges Bett mit Kopfkissen und Bettdecke, und erregte
dadurch die Heiterkeit seiner Kameraden. Nur ein alter Wachtmeister blieb
ernsthaft und schüttelte den Kopf ob des sonderbaren Treibens.

„Seid Jhr böse, Vater?“ fragte der Bursche.

„Nun, nun“, entgegnete dieser, „als Spaß mag es Dir hingehen, sonst
aber ist es doch eine Weichlichkeit, deren Du Dich schämen solltest!“ M.



Zuckerverbrauch in Cochinchina. Jn diesem Lande werden nicht nur
die Pferde, Büffel, Elephanten mit Zucker gefüttert, sondern auch die
königliche Leibgarde erhält täglich eine gewisse Summe zum Ankauf von
Zuckerrohr ausgezahlt, wovon sie eine bestimmte Quantität sofort verzehren
muß, um sich ein stattliches Embonpoint zu erhalten. Diese Leibwache
besteht aus etwa fünfhundert Mann, und das stattliche Aussehen dieser
Leute macht ihrer Nahrung und ihrem königlichen Herrn alle Ehre. Reis
und Zucker bilden dort übrigens das gewöhnliche Frühstück für alle Stände,
und nicht allein die meisten Früchte, sondern auch der größte Theil ihrer
Gemüse, wie Gurken, Kürbis, Radieschen, Artischocken, die Lotuskerne und
die dicken fleischigen Aloëblätter werden von ihnen in Zucker eingelegt.
Möglich, daß derselbe auch auf die großen, fetten Cochinchina=Hühner von
wesentlichem Einfluß ist.     M.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Franz Duncker in Berlin — Verlag der Expedition des Sonntags=Blattes ( Duncker & Simion ) in Berlin.
Verantwortlicher Redacteur: Leonhard Simion in Berlin.

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[256/0008] 256 Reichsverweser las hierauf von einem Blatte, welches ihm Ferdinand über- reichte, die Gesinnung und Willensmeinung des Königs betreffs der neuen Ordnung der Dinge vor. Es war darin überall von der Hingabe an die konstitutionelle Regierungsform, von Gerechtigkeit und Freiheit die Rede. Hierauf legte der General Wilhelm Pepe den Oberbefehl über das Heer nieder, von dem König mit Lob ob seiner guten Führung überschüttet. Der König erklärte sodann das National=Parlament für eröffnet und ent- fernte sich, von rauschendem Volksjubel bis in den königlichen Palast umwogt. ( Fortsetzung folgt. ) Lose Blätter. Der Mameluk Rustan. Bekanntlich haben die „gesinnungstüchtigen“ Mitglieder des Corps legislatif in Paris den Spottnamen „Mameluken“ erhalten, und in der That lautet der Wahlspruch dieser zahmen Mameluken ähnlich dem ihrer wilderen Namensvettern, nämlich „Allah il Allah, und Napoleon ist sein Prophet“, ein Wahlspruch, der um so bequemer ist, als im Falle, daß eines schönen Tages der Mann des Staatsstreichs plötzlich eine längere Reise sollte antreten müssen, einfach an Stelle des Namens Napoleon der seines Nachfolgers eingeschoben werden kann. Es dürfte von Jnteresse sein, etwas Näheres von dem ursprünglichen Mameluken, dem treuen Diener Napoleon's I., der eben durch seine, allerdings etwas hunde- mäßige Treue die Veranlassung zu jenem Spottnamen gegeben hat, zu ver- nehmen; es möge daher das, was Francisque Sarcey im „Gaulois“ von Rustan, dem Mameluken des Kaisers erzählt, hier wiedergegeben werden: Man darf sich Rustan, den Mameluken des ersten Kaiserreichs, nicht vorstellen, wie ihn die Hofmaler herausgeputzt haben: schön und stolz, einen Turban mit der Reiherfeder auf dem Kopf, den Yatagan in der Faust, einen prächtigen Pelz nachschleifend. Das ist der poetische Rustan, der Rustan der Sage. Der wahre und leibhaftige Rustan war viel prosaischer; ich habe ihn genau gekannt; er lebte zurückgezogen in dem Städtchen, wo ich geboren war, und wohnte ganz in unserer Nähe. Er war ein derbstämmiger Mann von gewöhnlichem Aussehen, mit stiermäßig dickem Halse; er aß auf eine entsetzliche Weise, hatte ein breites, lautes Lachen, das mir noch immer in den Ohren gellt, sprach ein fürch- terliches Kauderwälsch, das eine entfernte Aehnlichkeit mit der Negersprache der komischen Oper hatte. Uebrigens war er ein guter Vater, vortrefflicher Gatte, verläßlicher Nachbar, aber von einer für jede Probe feuersicheren Dummheit. Man konnte von ihm über Scenen, denen er beigewohnt hatte, nie etwas herausbringen, das einen gesunden Sinn gehabt hätte. Er hatte Alles angeglotzt, ohne es zu sehen. Einige Geschichtsschreiber des Kaiserreichs kamen zu ihm, um mit ihm in der Hoffnung zu plaudern, sie würden aus ihm einige Derailzüge über schlecht aufgehellte Vorgänge herauslocken. „Nicht wahr“, sagte man zu ihm, „an jenem Tage war ein heftiger Zank zwischen Napoleon und dem Herzog —“ „Oh! Ja, der Kaiser sehr im Zorn, nicht gut der Kaiser, wenn er war in Zorn.“ „Nun, was sagte er?“ „Er, mit großen Schritten auf und ab gehen, sehr laut schreien. Oh! Nicht gut, der Kaiser, wenn er war in Zorn.“ Darüber kam er nie hinaus. Jch lauschte ihm mit gespannter Auf- merksamkeit zu, sobald er vom Kaiser sprach; ich war damals ein Kind, aber die Geschichten, die er uns erzählte und an die ich mich stückweise erinnere, waren einfältig dummes Zeug. Sie endigten stets mit Reitpeitschenhieben, die er von der Hand Napoleon's erhielt. Diese Reitpeitschenhiebe gingen mir schon damals nicht recht ein, und obgleich ich einen fast abergläubischen Respekt vor dem kleinen Korporal hatte, verwunderte ich mich doch, wie sich ein Mann eine solche Behandlung ohne Widerrede gefallen lassen konnte. Ueberdies wunderte ich mich, wie sich ein großer Mann zu einer solchen Züchtigung hinreißen lassen konnte. Jch weiß heut, daß dieser Begründer einer Dynastie eine der heftigsten Personen war, welche die Geschichte aufzuweisen hat. Man erinnert sich eines geistreichen Wortes von Talleyrand. Napoleon hatte ihn öffentlich mit Beleidigungen überhäuft; der Diplomat wendete sich nachlässig zu seinem Nachbar und sagte zu ihm mit halblauter Stimme in mitleidigem Tone: „Wie schade, daß ein so großer Mann so ungezogen ist.“ So war es auch. Napoleon I., Kaiser der Franzosen, König von Jtalien, Schutzherr des Rheinbundes, hatte keine Erziehung erhalten und sich auch später keine angeschafft. Er war der leidenschaftlich heftige Corse geblieben, den der geringste Widerstand aus Rand und Band brachte, der sich in der Wuth nicht mehr kannte und dann jedes Hinderniß, gleich- gültig, ob ein Mensch oder ein lebloser Gegenstand, mit Worten und Schlägen mißhandelte. Rustan erzählte uns, daß der Kaiser am Tage nach einer Schlacht, Austerlitz oder Jena, einen Vogel vorüberfliegen sah und Lust bekam, diesen zu schießen. Die Pistole versagte; er griff nach einer zweiten, bei der auch das Zündkraut abbrannte. „Rustan!“ schrie er zornig. Rustan näherte sich zitternd. Der Kaiser fiel über den armen Teufel mit der Reitpeitsche her. Rustan wagte nicht, zu fliehen, und drehte sich unter einem Hagel von Schlägen im Kreise. „Jch nicht zufrieden“, endete er seine Geschichte, „ich traurig, traurig! Aber, andern Tag, Kaiser mich am Ohr fassen und ziehen. Oh, gut, der Kaiser, wenn er nicht war im Zorn.“ Eigentlich war der berühmte Mameluke der napoleonischen Sage für den Kaiser nur ein Wachhund. Er schlief thatsächlich auf der Thür- schwelle vor dem Schlafgemach Napoleon's. Eines Abends fürchtete er, die Tapeten im Schlosse zu Saint=Cloud zu beschmutzen, und rückte sein Lager etwas weiter weg. Jm tiefsten Schlaf wurde er durch eine Hand geweckt, die sich auf seinen Kopf gelegt hatte. Er stürzte sich auf den Angreifer und faßte ihn an der Kehle. Es war Napoleon, welcher, da er zufällig nicht schlafen konnte, gewahrte, daß sein Bulldog nicht auf der gewohnten Stelle lag. „Du willst mich also umbringen lassen!“ schrie er. Darauf folgten die Peitschenhiebe; das war nämlich das letzte Argument des großen Mannes mit seinen Dienstleuten, wie mit den Königen die Kanonen seine ultima ratio war. Bekanntlich folgte Rustan dem Kaiser nicht auf die Jnsel Elba. Er war verheirathet, Familienvater: er bat also seinen Herrn, der ihn ja nicht mehr brauchte, um die Erlaubniß, sich vom Dienst zurückziehen zu dürfen. Diese wurde ihm leicht gewährt und er reiste ab. Nichts war natürlicher, als dieser Vorgang. Zur Zeit meiner Kindheit beurtheilte man die Sache anders. Diesen großen Mann verlassen zu haben, galt als der unverzeih- lichste Verrath. Jch erinnere mich, daß der arme Vater Rustan sehr unter diesen Vor- würfen litt, die ihn überall verfolgten. Er hatte seine eigene Art der Er- klärung, warum er seinem Herrn nicht in die Verbannung nachgefolgt war. Wenn ich mich gut erinnere, war es Napoleon selber, der ihn dazu an- gehalten, auf daß er über die Jnteressen seines Ruhmes wachen solle. Der Unglückliche begab sich deshalb auf ein Feld der Erzählung über den Kaiser, der so und so gesagt hätte, auf dem er sich sehr konfus bewegte. Sein Geplauder, mit dem er für den exilirten Kaiser Reclame machen sollte, war nur höchst ergötzlich. Die verbitterten Bonapartisten können ihm diesen Abfall nicht ver- zeihen. Jn Dourdan lebte ein Musiklehrer, ein trockener, mürrischer, alter Herr mit struppigem Bart, der einen wahren Kultus für den Kaiser bewahrte. Er hieß Turgart. Jch nahm bei ihm Violin=Unterricht. Er ging nie an Rustan vorüber, ohne in den Bart zu brummen: „Verräther seines Kaisers! Landesverräther! Verräther an Gott!“ Rustan war, wie erwähnt, ein geduldiger Mensch, diese unablässige Beschimpfung aber brachte ihn schließlich doch aus dem Häuschen. Eines schönen Morgens faßte er Turgat an der Gurgel, drehte ihn mit der einen Hand herum und mit der andern Hand brachte er ihm so kräftige Stockschläge auf den Rücken bei, daß der Stock entzweibrach. Jch hörte ihn gewiß zwanzigmal die Ge- schichte dieser Stockprügelei erzählen; dabei zeigte er immer das obere Stock- ende, das ihm in der Hand geblieben war, und ergoß sich in Klagen über den Musiklehrer, der einen so harten Rücken hatte. „Er mir den Stock zerbrochen haben, schönen Stock, Hundskopf in Elfenbein, hat theuer gekostet!“ Durch diesen gerechten Widerstand hatte er wenigstens so viel erreicht, daß man ihm nicht mehr unangenehme Dinge zu Gehör brachte; wenn man schon von seinem angeblichen Verrath plauderte, geschah es nicht mehr in seiner Gegenwart. Er ging nicht mehr nach Paris, wo er wieder ähn- liche Unbilden, wie die folgende, erfahren hätte. Man flüsterte sich in's Ohr, er hätte dort einmal den Circus besucht, wo man napoleonische Scenen aufführte. Als der Schauspieler Gobert in der Maske Napoleon's auftrat, hatte dieser, sich gegen sein Gefolge wendend, gerufen: „Rustan!“ Der Zuschauer Rustan war unter der Macht der Gewohnheit aufgestanden und antwortete: „Sire!“ Er wurde sofort erkannt und ausgepfiffen; in der Angst, durchgeprügelt zu werden, machte er sich daher eiligst aus dem Staube. D. Luxus in der Noth. Während des furchtbaren Winterfeldzuges der Schweden in Norwegen unter Karl XII. erreichte in einer Nacht die Kälte einen solchen Grad, daß selbst die abgehärtetsten Krieger in Mißmuth ver- fielen. Nur ein junger Bursche behielt seine Fröhlichkeit; singend formte er sich im freien Felde beim Schein der Wachtfeuer aus dem hartgefrornen Schnee ein vollständiges Bett mit Kopfkissen und Bettdecke, und erregte dadurch die Heiterkeit seiner Kameraden. Nur ein alter Wachtmeister blieb ernsthaft und schüttelte den Kopf ob des sonderbaren Treibens. „Seid Jhr böse, Vater?“ fragte der Bursche. „Nun, nun“, entgegnete dieser, „als Spaß mag es Dir hingehen, sonst aber ist es doch eine Weichlichkeit, deren Du Dich schämen solltest!“ M. Zuckerverbrauch in Cochinchina. Jn diesem Lande werden nicht nur die Pferde, Büffel, Elephanten mit Zucker gefüttert, sondern auch die königliche Leibgarde erhält täglich eine gewisse Summe zum Ankauf von Zuckerrohr ausgezahlt, wovon sie eine bestimmte Quantität sofort verzehren muß, um sich ein stattliches Embonpoint zu erhalten. Diese Leibwache besteht aus etwa fünfhundert Mann, und das stattliche Aussehen dieser Leute macht ihrer Nahrung und ihrem königlichen Herrn alle Ehre. Reis und Zucker bilden dort übrigens das gewöhnliche Frühstück für alle Stände, und nicht allein die meisten Früchte, sondern auch der größte Theil ihrer Gemüse, wie Gurken, Kürbis, Radieschen, Artischocken, die Lotuskerne und die dicken fleischigen Aloëblätter werden von ihnen in Zucker eingelegt. Möglich, daß derselbe auch auf die großen, fetten Cochinchina=Hühner von wesentlichem Einfluß ist. M. Druck von Franz Duncker in Berlin — Verlag der Expedition des Sonntags=Blattes ( Duncker & Simion ) in Berlin. Verantwortlicher Redacteur: Leonhard Simion in Berlin.

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 32. Berlin, 8. August 1869, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt32_1869/8>, abgerufen am 13.06.2024.