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Schlesische privilegirte Zeitung. Breslau, 20. März 1813.

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Schlesische privilegirte Zeitung.


No. 24. Sonnabends den 20. März 1813.


Se. Majestät der König haben mit Sr. Majestät dem Kaiser aller
Reußen ein Off- und Defensiv-Bündniß abgeschlossen.


An Mein Volk.

So wenig für Mein treues Volk als für Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft,
über die Ursachen des Kriegs welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten
Europa vor Augen.

Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Hälfte Mei-
ner Unterthanen Mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere
Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfe-
stungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt so wie der sonst so hoch
gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt, und
dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstands verstopft. Das Land ward ein
Raub der Verarmung.

Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Jch Meinem
Volke Erleichterung zu bereiten und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß
es sein eigener Vortheil sey, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber Meine rein-
sten Absichten wurden durch Uebermuth und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich
sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben
mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand
aufhört.

Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Jhr wißt was
Jhr seit fast sieben Jahren erduldet habt, Jhr wißt was euer trauriges Loos ist, wenn
wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an
den großen Kurfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter, die unter

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Schleſiſche privilegirte Zeitung.


No. 24. Sonnabends den 20. Maͤrz 1813.


Se. Majeſtaͤt der Koͤnig haben mit Sr. Majeſtaͤt dem Kaiſer aller
Reußen ein Off- und Defenſiv-Buͤndniß abgeſchloſſen.


An Mein Volk.

So wenig fuͤr Mein treues Volk als fuͤr Deutſche, bedarf es einer Rechenſchaft,
uͤber die Urſachen des Kriegs welcher jetzt beginnt. Klar liegen ſie dem unverblendeten
Europa vor Augen.

Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Haͤlfte Mei-
ner Unterthanen Mir entriß, gab uns ſeine Segnungen nicht; denn er ſchlug uns tiefere
Wunden, als ſelbſt der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgeſogen, die Hauptfe-
ſtungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelaͤhmt ſo wie der ſonſt ſo hoch
gebrachte Kunſtfleiß unſerer Staͤdte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt, und
dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlſtands verſtopft. Das Land ward ein
Raub der Verarmung.

Durch die ſtrengſte Erfuͤllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Jch Meinem
Volke Erleichterung zu bereiten und den franzoͤſiſchen Kaiſer endlich zu uͤberzeugen, daß
es ſein eigener Vortheil sey, Preußen ſeine Unabhaͤngigkeit zu laſſen. Aber Meine rein-
ſten Abſichten wurden durch Uebermuth und Treuloſigkeit vereitelt, und nur zu deutlich
ſahen wir, daß des Kaiſers Vertraͤge mehr noch wie ſeine Kriege uns langſam verderben
mußten. Jetzt iſt der Augenblick gekommen, wo alle Taͤuſchung uͤber unſern Zuſtand
aufhoͤrt.

Brandenburger, Preußen, Schleſier, Pommern, Litthauer! Jhr wißt was
Jhr ſeit faſt ſieben Jahren erduldet habt, Jhr wißt was euer trauriges Loos iſt, wenn
wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an
den großen Kurfuͤrſten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Guͤter, die unter

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Zitationshilfe: Schlesische privilegirte Zeitung. Breslau, 20. März 1813, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_spz_1813/1>, abgerufen am 28.03.2024.