St. Galler Volksblatt. Nr. 103, Uznach, 24. 12. 1885.[Spaltenumbruch]
so gebe man sich einem schweren Irrthum hin. Zwei Möchte wenigstens Baiern, so viel ihm noch Freiheit -- Ein Gymnasiast war mit seinem Vater, einem -- Eine Familie in Altenburg (Thüringen) hat im -- Der Weinhändler I. I. Nithardt zu Mülhausen -- Die süddeutschen Staaten wollen entschieden nichts -- Altona. Als kürzlich ein Korbmacher aus -- Die Vertretungen von 68 Städten, 38 Aemtern Polen. -- Ein Brief aus russisch Polen. Das Morden und Verfolgen der Uniten hört nicht auf. Katholisch sein ist in den Augen der russischen Re- Das Gericht in Lublin, wie alle aus lauter Russen Das Gericht, statt diese Angelegenheit nach dem Ge- Prifiezki, den ich persönlich kenne, war ein Priester Als sich das Gerücht von seiner Verhaftung und Ein- Im Dorfe Ochin des Kreises Nazin sind zwei Kirchen: Am 1. November 1885, d. h. am Allerheiligenfeste, Tags darauf, am Tage Allerseelen, als die Erinnerung Der Befehl, Waffen zu gebrauchen, erhöhte nur noch Die Bauern hielten die Belagerung in der Kirche Sie bezahlte für das Beten; aber, ob sie mit dieser Lieber Leser! Vergebens würdest du ein so standhaftes, Italien. -- * Die Politik des "einigen" Königreiches bietet Frankreich. -- Wie sehr die radikalen Einrichtungen in Frankreich -- * Aus der öffentlichen Jahressitzung der Akademie 8 Schwarze reinseidene Damaste Fr. 3. 10 [Spaltenumbruch] einem wüthenden Hunde angefallen. Der Hirt sprang vor Unter der gespanntesten Aufmerksamkeit der Zuhörer- Oesterreich. -- Wien, 19. Dezember. Montenegro läßt die Nach- Serbien. -- Zwischen Serbien und Bulgarien ist ein -- Belgrad, 23. Dezember. 500 (bulgarische) Amerika. -- * Der Dampfer "Canada", der letzte Woche New- Der Weihnachtsbaum. Ein Weihnachtsbäumlein sollst du sein, Mit Werth und schöner Zier umhangen; Nach oben stehe dein Verlangen, -- Ein Bäumlein, wenn nicht groß, doch klein. Du bist der nackte Baum allein, Stehst leer und kahl, es ist zum Bangen, Kein Werth und keine Zierden prangen, Und keine Lichtlein geben Schein. Villeicht ist nicht der Baum gestellt, Neigt schief hinüber noch zur Welt, Gebeugt und krumm ein schwaches Schilf. Vielleicht er liegt noch gar zur Erden, Muß erst vom Fall errichtet werden, Und Weihnacht da! Hilf, Heiland hilf! 2) Treffort, doppelbreiter englischer Che- P. S. Muster-Collektionen bereitwilligst. Der "Gerichtssaal" (jeden Samstag erscheinend) gibt jedem Der französische Postdampfer "Normandie", am 12. Dezember [irrelevantes Material]
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ſo gebe man ſich einem ſchweren Irrthum hin. Zwei Möchte wenigſtens Baiern, ſo viel ihm noch Freiheit — Ein Gymnaſiaſt war mit ſeinem Vater, einem — Eine Familie in Altenburg (Thüringen) hat im — Der Weinhändler I. I. Nithardt zu Mülhauſen — Die ſüddeutſchen Staaten wollen entſchieden nichts — Altona. Als kürzlich ein Korbmacher aus — Die Vertretungen von 68 Städten, 38 Aemtern Polen. — Ein Brief aus ruſſiſch Polen. Das Morden und Verfolgen der Uniten hört nicht auf. Katholiſch ſein iſt in den Augen der ruſſiſchen Re- Das Gericht in Lublin, wie alle aus lauter Ruſſen Das Gericht, ſtatt dieſe Angelegenheit nach dem Ge- Prifiezki, den ich perſönlich kenne, war ein Prieſter Als ſich das Gerücht von ſeiner Verhaftung und Ein- Im Dorfe Ochin des Kreiſes Nazin ſind zwei Kirchen: Am 1. November 1885, d. h. am Allerheiligenfeſte, Tags darauf, am Tage Allerſeelen, als die Erinnerung Der Befehl, Waffen zu gebrauchen, erhöhte nur noch Die Bauern hielten die Belagerung in der Kirche Sie bezahlte für das Beten; aber, ob ſie mit dieſer Lieber Leſer! Vergebens würdeſt du ein ſo ſtandhaftes, Italien. — * Die Politik des „einigen“ Königreiches bietet Frankreich. — Wie ſehr die radikalen Einrichtungen in Frankreich — * Aus der öffentlichen Jahresſitzung der Akademie 8 Schwarze reinſeidene Damaſte Fr. 3. 10 [Spaltenumbruch] einem wüthenden Hunde angefallen. Der Hirt ſprang vor Unter der geſpannteſten Aufmerkſamkeit der Zuhörer- Oeſterreich. — Wien, 19. Dezember. Montenegro läßt die Nach- Serbien. — Zwiſchen Serbien und Bulgarien iſt ein — Belgrad, 23. Dezember. 500 (bulgariſche) Amerika. — * Der Dampfer „Canada“, der letzte Woche New- Der Weihnachtsbaum. Ein Weihnachtsbäumlein ſollſt du ſein, Mit Werth und ſchöner Zier umhangen; Nach oben ſtehe dein Verlangen, — Ein Bäumlein, wenn nicht groß, doch klein. Du biſt der nackte Baum allein, Stehſt leer und kahl, es iſt zum Bangen, Kein Werth und keine Zierden prangen, Und keine Lichtlein geben Schein. Villeicht iſt nicht der Baum geſtellt, Neigt ſchief hinüber noch zur Welt, Gebeugt und krumm ein ſchwaches Schilf. Vielleicht er liegt noch gar zur Erden, Muß erſt vom Fall errichtet werden, Und Weihnacht da! Hilf, Heiland hilf! 2) Treffort, doppelbreiter engliſcher Che- P. S. Muſter-Collektionen bereitwilligſt. Der „Gerichtsſaal“ (jeden Samſtag erſcheinend) gibt jedem Der franzöſiſche Poſtdampfer „Normandie“, am 12. Dezember [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><cb/> ſo gebe man ſich einem ſchweren Irrthum hin. Zwei<lb/> Krieger, die beſten Generäle ihrer Zeit, der König Fried-<lb/> rich <hi rendition="#aq">II.</hi> von Preußen und Napoleon <hi rendition="#aq">I.</hi> hätten dies an-<lb/> erkannt und der letztere ſagte ſogar, der erſte Duelliſt<lb/> ſeiner Armee ſei auch der feigſte Soldat. — Es handelte<lb/> ſich in der Kammer um die abſcheulichen Studentenduelle,<lb/> für welche die Polizei keine Augen hat. So lange man<lb/> aber in dieſer Weiſe fortfährt, und es ſind keine Anzeichen<lb/> einer Aenderung, ſo wird es immer viele Studenten geben,<lb/> die ſich um die geringſte Bagatelle ſchlagen und deren Ge-<lb/> ſicht mit Schmarren bedeckt iſt, die ſicher weniger ehren-<lb/> haft ſind, als die, welche die Wange Heinrichs von Guiſe<lb/> verſchönerte.</p><lb/> <p>Möchte wenigſtens Baiern, ſo viel ihm noch Freiheit<lb/> belaſſen, ſeiner katholiſchen Geſchichte nicht untreu werden,<lb/> und der Worte des großen konſervativen Staatsmannes<lb/> Windthorſt, die er an der deutſchen Katholikenverſammlung<lb/> in Amberg mit Betonung ausgeſprochen, eingedenkt ſein:<lb/> „Meine Herren! 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Dieſes Urtheil wurde dem Zar,<lb/> der bis anhin für das unglückliche Polen nichts gethan<lb/> hat, zur Unterzeichnung geſchickt; und es iſt kein Zweifel,<lb/> daß er es beſtätige. — Als verdächtig der Spendung der<lb/> geiſtlichen Hilfe an die Uniten wurde Anfangs November<lb/> der Prieſter Prefiezki, Religionslehrer am Gymnaſium zu<lb/> Lublin, arretirt und in die Zitadelle nach Warſchau ge-<lb/> bracht. Die Anklagen ſollen falſch geweſen ſein, denn die<lb/> angegebenen Fakta rühren von dem berüchtigten Spion<lb/> Adolf Dobrianski her, der die ſchmähliche Nolle eines<lb/> Verfolgers der Bekenner der unitiſchen Kirche auf ſich<lb/> genommen.</p><lb/> <p>Prifiezki, den ich perſönlich kenne, war ein Prieſter<lb/> nach dem Sinne des Herrn; voll der Nächſtenliebe, eilte<lb/> er überall den Armen und Unglücklichen zur Hilfe, ohne<lb/> Unterſchied der Konfeſſion.</p><lb/> <p>Als ſich das Gerücht von ſeiner Verhaftung und Ein-<lb/> ſperrung im Nathhauſe verbreitete, ſtürmte faſt ganz<lb/> Lublin heran und überhäufte die Verfolger und Thrannen<lb/> mit Schimpfnamen. Die Gensdarmen entführten Angeſichts<lb/> der drohenden Haltung des Volkes den Prieſter durch<lb/> ein Hinterpförtchen des Rathhauſes und dann auf Seiten-<lb/> ſträßlein und durch die Felder nach der nächſten Bahn-<lb/> ſtation Konopniza und erſt von dort wurde er nach Warſchau<lb/> geſandt. Das mit ſchweren Ketten beladene Opfer langte<lb/> dort erſchöpft und halb todt an. Derſelbe Brief ſchließt<lb/><cb/> in ſich eine noch intereſſantere Nachricht aus Podlachien<lb/> von der dreitägigen Belagerung der Kirche zu Ochin,<lb/> welche an die Belagerung der Kirchen von Warſchau im<lb/> Jahre 1861 lebhaft erinnert.</p><lb/> <p>Im Dorfe Ochin des Kreiſes Nazin ſind zwei Kirchen:<lb/> eine katholiſche Kirche und eine unitiſche Zerkiew. Die<lb/> katholiſche Kirche wurde von den modernen Ziviliſatoren<lb/> des neunzehnten Jahrhunderts geſchloſſen, und die unitiſche<lb/> Zerkiew verwandelt in eine ſchismatiſche; aus dieſem Grunde<lb/> mied das Volk dieſelbe.</p><lb/> <p>Am 1. November 1885, d. h. am Allerheiligenfeſte,<lb/> verſammelte ſich die unitiſche Bevölkerung der benachbarten<lb/> Dörfer in Ochin. Es erſchien dort auch der Stazelnik<lb/> mit ſeinen bewaffneten Sapoien, um zu bewachen, damit<lb/> das Volk nicht in die Kirche eindringe. Die Haufen ver-<lb/> ſammelten ſich vor der Kirche und beteten laut.</p><lb/> <p>Tags darauf, am Tage Allerſeelen, als die Erinnerung<lb/> an die lieben Todten und die Thränen das Andenken an<lb/> jene alten Tage erweckten, wo man frei in den Tempeln<lb/> ſeiner Konfeſſion beten konnte, ſprengte das Volk die<lb/> Kirchenthüre, drang in das Innere ein, zündete Kerzen<lb/> auf den Altären an und begann nach der alten polniſchen<lb/> Sitte Lieder und Gebete zu ſingen. Die Feder ſchaudert<lb/> zurück bei der Beſchreibung der darauf folgenden Szenen!</p><lb/> <p>Der Befehl, Waffen zu gebrauchen, erhöhte nur noch<lb/> mehr den Muth der unitiſchen Bekenner, und brachte den<lb/> Stazelnik zur Verzweiflung, da er die Aufregung nicht<lb/> bemeiſtern konnte. Er telegraphirte zum Gouverneur nach<lb/> Siedlze, dieſer zum General-Statthalter Gurko nach<lb/> Warſchau, Gurko nach Petersburg mit der Anfrage, was<lb/> da mit den betenden Uniten in der Kirche anzufangen ſei?<lb/> Nach langem Hin- und Hertelegraphiren kam Order, die<lb/> Betenden in der Kirche einzuſperren, ſie ſo lange zu be-<lb/> lagern, bis ſie ſelbſt den Auslaß aus der Kirche begehren<lb/> würden, dann die Anführer zu verhaften und jede er-<lb/> wachſene Perſon mit 25 Rubel und jedes Kind mit 25<lb/> Kopecken zu büßen.</p><lb/> <p>Die Bauern hielten die Belagerung in der Kirche<lb/> drei Tage lang aus, ohne Eſſen und Trinken, ſtets<lb/> betend. Endlich durch den Hunger gezwungen, ergaben ſie<lb/> ſich der Nothwendigkeit und gingen aus der Kirche auf<lb/> den Friedhof, wo ſie ohne Unterſchied des Geſchlechtes und<lb/> Alters abgefaßt wurden. Durch die neuen Thatſachen dieſes<lb/> Martyrerthums ſteht die Bevölkerung Podlachiens da,<lb/> groß und erhaben in den Augen von ganz Polen und<lb/> bewundert von der ganzen chriſtlichen Welt.</p><lb/> <p>Sie bezahlte für das Beten; aber, ob ſie mit dieſer<lb/> Bezahlung ſich von weiterer Verfolgung und Quälerei<lb/> befreit hat? Darüber muß man zweifeln!</p><lb/> <p>Lieber Leſer! Vergebens würdeſt du ein ſo ſtandhaftes,<lb/> zum Martyrerthum fähiges und opferwilliges Volk außer-<lb/> halb den Grenzen Polens ſuchen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— * Die Politik des „einigen“ Königreiches bietet<lb/> gegenwärtig — gewiſſermaßen immer — ein trauriges<lb/> Schauſpiel: Aller „liquidirten“ Kloſtermillionen ungeachtet<lb/> herrſcht in der Staatskaſſe fortwährend eine fatale Ebbe;<lb/> vor Allem macht ſich daher das Bedürfniß nach „mehr<lb/> Geld“ fühlbar, alſo neue Steuern. Um die Klagen nicht<lb/> allzulaut werden zu laſſen, wurde eine gleichmäßigere Ver-<lb/> theilung der Grundſteuer erfunden und gibt ſich damit den<lb/> Anſchein einer Verminderung der Steuer; aber auf der<lb/> andern Seite iſt es immer das arme Volk, welches die<lb/> Mindereinnahme zu decken hat, denn eine andere neue<lb/> Steuer iſt auf Zucker, Kaffee und Tabak gelegt worden.<lb/> Im Parlament bekämpfen ſich die politiſchen Parteien<lb/> (d. h. die hitzigeren und bedächtigeren Revolutionäre) mit der<lb/> größten Leidenſchaft. Auch die Gegenſätze zwiſchen Süden<lb/> und Norden in Intereſſenfragen bringen die Abgeordneten<lb/> hintereinander. Gewiß iſt das Beiſpiel nicht erbaulich und<lb/> Italien iſt wahrlich noch weit entfernt vom „einigen Italien“.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div xml:id="a01a" next="#a01b" type="jArticle" n="3"> <p>— Wie ſehr die radikalen Einrichtungen in Frankreich<lb/> kurzlebig ſind, ſieht man auch an der Auflöſung des ſtädtiſchen<lb/> Laboratoriums von Paris. Der Gemeinderath hat die Mittel<lb/> für dieſe höchſt nützliche Einrichtung, welche den Verfälſch-<lb/> ungen von Lebensmitteln und Getränken einen heilſamen<lb/> Damm entgegenſetzte, einfach verweigert. Und warum? Die<lb/> Weinhändler hatten ſich bitter beklagt, daß ſie durch dieſes<lb/> Unterſuchungsamt bitter beläſtigt würden, und da es die<lb/> Gemeindeväter mit dieſen Leuten, welche zu ihren beſten<lb/> Wahltreibern gehören, nicht verderben wollten, beſeitigten<lb/> ſie kurzerhand das für die öffentliche Wohlfahrt ſo nützliche<lb/> Amt. Mögen die Pariſer Spießbürger ruhig ihren ver-<lb/> fälſchten Rothſpon ſchlucken, wenn nur die Wahlen in un-<lb/> verfälſchter Röthlichkeit erſtrahlen. Erheiternd wirkt es,<lb/> daß in dem Augenblicke, wo die klugen Gemeindeväter das<lb/> Unterſuchungsamt beſeitigten, die Akademie der Wiſſen-<lb/> ſchaften dem Leiter desſelben, Girard, den Montyonpreis<lb/> von Fr. 2500 für ſeine wirklich ausgezeichneten Leiſtungen<lb/> zuerkannt hat.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <p>— * Aus der öffentlichen Jahresſitzung der Akademie<lb/> werden zwei rührende Kundgebungen berichtet. Maximus<lb/> du Camp ſprach von einem 15jährigen Helden: Johann<lb/> Baptiſt Jupille von Villers Fralay (Jura). Derſelbe iſt<lb/> Hirt; während er im verwichenen Sommer ſeine Heerde<lb/> hütete, wurden Kinder, die in ſeiner Nähe ſpielten, von</p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <p>8 <hi rendition="#b">Schwarze reinſeidene Damaſte Fr. 3. 10<lb/> bis Fr. 15. 50 per Meter</hi> verſenden in ein-<lb/> zelnen Metern, Roben und ganzen Stücken portofrei<lb/> das Seiden-D<hi rendition="#aq">é</hi>p<hi rendition="#aq">ô</hi>t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G. Henneberg, Zürich.</hi></hi> Muſter<lb/> umgehend.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a01b" prev="#a01a" n="3"> <p>einem wüthenden Hunde angefallen. Der Hirt ſprang vor<lb/> ſie her, um ſie zu beſchützen; er wollte das Thier mit<lb/> Peitſchenſchlägen vertreiben, das aber ſtürzte ſich mit ge-<lb/> ſträubten Haaren und den Geifer im Rachen auf ihn zu,<lb/> faßte ihn an der linken Hand und zerbiß ſie ihm. Ob-<lb/> gleich blutend und zerriſſen, dachte der arme Knabe nicht<lb/> einmal an’s Fliehen; er trat dem wilden Thiere, das die<lb/> Wuth unbeſiegbar zu machen ſchien, gegenüber und kämpfte<lb/> mit ihm. Mit der rechten Hand öffnete er dem Hunde<lb/> den ſchäumenden Rachen, um ſeine linke Hand frei zu<lb/> machen; er erhielt noch mehrere Biſſe, aber mit der Raſch-<lb/> heit des Entſchluſſes, welche die Kaltblütigkeit des wahren<lb/> Muthes mit ſich bringt, band er mittelſt des Peitſchen-<lb/> riemens dem Hunde die Schnauze feſt und erſchlug ihn<lb/> dann mit den Holzſchuhen. — Der Hund war todt, die<lb/> Kinder waren gerettet, aber der heldenmüthige Knabe<lb/> Jupille war voller Biſſe; nicht nur das: er war zugleich<lb/> mit den Wunden auch durch den Wuthgeifer des Hundes<lb/> vergiftet und aller Wahrſcheinlichkeit nach, vom entſetzlichen<lb/> Schickſal bedroht, ſein junges Leben unter ſchrecklichen<lb/> Qualen verlieren zu müſſen.</p><lb/> <p>Unter der geſpannteſten Aufmerkſamkeit der Zuhörer-<lb/> ſchaft erzählte der Akademiker Maximus du Camp weiter<lb/> — und wohl vielen unſerer Leſer iſt die Geſchichte noch<lb/> in Erinnerung — wie der arme Hirt alsdann dem be-<lb/> rühmten Arzt Paſteur in Paris zugeführt wurde, der<lb/> kurz vorher eine ſicher wirkende Heilmethode der Vergiftung<lb/> durch Biſſe wüthender Thiere veröffentlicht hatte. Jupille<lb/> wurde von Paſteur in Behandlung genommen und — ge-<lb/> rettet. Er hatte über eine entſetzliche Krankheit, die bisher<lb/> für unheilbar gegolten, triumphirt. Als der Redner ge-<lb/> endet hatte, brach die glänzende Verſammlung in ſtürmiſche<lb/> Beifallsrufe aus; der anweſende Gelehrte aber — ſelbſt<lb/> Mitglied der Akademie — weinte vor Rührung. Das<lb/> war einer der ſchönſten Augenblicke im Leben des be-<lb/> rühmten Arztes.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>— <hi rendition="#g">Wien,</hi> 19. Dezember.</dateline> <p>Montenegro läßt die Nach-<lb/> richt verbreiten, daß es 55,000 Mann mobiliſirt habe.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Serbien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Zwiſchen <hi rendition="#g">Serbien</hi> und <hi rendition="#g">Bulgarien</hi> iſt ein<lb/> Waffenſtillſtand abgeſchloſſen, der bis zum 1. März 1886<lb/> dauert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>— <hi rendition="#g">Belgrad,</hi> 23. Dezember.</dateline> <p>500 (bulgariſche)<lb/> Freiwillige drangen in das ſerbiſche Dorf Jelasnitza ein<lb/> und plünderten dasſelbe. Die Serben eilten ihren Lands-<lb/> leuten zu Hülfe und machten 150 Gefangene, die einem<lb/> Kriegsgericht übergeben werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Amerika.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— * Der Dampfer „Canada“, der letzte Woche New-<lb/> York verließ, um nach Europa zu fahren, hat 4 Kinder<lb/> aus Newark (Staat New Jerſey) an Bord genommen,<lb/> die von einem wüthenden Hund gebiſſen worden ſind. Sie<lb/> kommen in Behandlung des berühmten Dr. Paſteur, deſſen<lb/> Heilmethoden der Waſſerſcheu alſo nicht nur bloß einen<lb/> „europäiſchen“ Nuf erworben. Die vier Kleinen ſind die<lb/> Kinder einer armen Familie; die Reiſekoſten werden durch<lb/> eine öffentliche Subſkription gedeckt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Der Weihnachtsbaum.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l>Ein Weihnachtsbäumlein ſollſt du ſein,</l><lb/> <l>Mit Werth und ſchöner Zier umhangen;</l><lb/> <l>Nach oben ſtehe dein Verlangen, —</l><lb/> <l>Ein Bäumlein, wenn nicht groß, doch klein.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du biſt der nackte Baum allein,</l><lb/> <l>Stehſt leer und kahl, es iſt zum Bangen,</l><lb/> <l>Kein Werth und keine Zierden prangen,</l><lb/> <l>Und keine Lichtlein geben Schein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Villeicht iſt nicht der Baum geſtellt,</l><lb/> <l>Neigt ſchief hinüber noch zur Welt,</l><lb/> <l>Gebeugt und krumm ein ſchwaches Schilf.</l><lb/> <l>Vielleicht er liegt noch gar zur Erden,</l><lb/> <l>Muß erſt vom Fall errichtet werden,</l><lb/> <l>Und Weihnacht da! 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ſo gebe man ſich einem ſchweren Irrthum hin. Zwei
Krieger, die beſten Generäle ihrer Zeit, der König Fried-
rich II. von Preußen und Napoleon I. hätten dies an-
erkannt und der letztere ſagte ſogar, der erſte Duelliſt
ſeiner Armee ſei auch der feigſte Soldat. — Es handelte
ſich in der Kammer um die abſcheulichen Studentenduelle,
für welche die Polizei keine Augen hat. So lange man
aber in dieſer Weiſe fortfährt, und es ſind keine Anzeichen
einer Aenderung, ſo wird es immer viele Studenten geben,
die ſich um die geringſte Bagatelle ſchlagen und deren Ge-
ſicht mit Schmarren bedeckt iſt, die ſicher weniger ehren-
haft ſind, als die, welche die Wange Heinrichs von Guiſe
verſchönerte.
Möchte wenigſtens Baiern, ſo viel ihm noch Freiheit
belaſſen, ſeiner katholiſchen Geſchichte nicht untreu werden,
und der Worte des großen konſervativen Staatsmannes
Windthorſt, die er an der deutſchen Katholikenverſammlung
in Amberg mit Betonung ausgeſprochen, eingedenkt ſein:
„Meine Herren! Jeder muß auf dem Boden bleiben, auf
dem er gewachſen iſt, er wird ſonſt untergehen; und
Baiern iſt groß geworden als katholiſche
Macht.“
— Ein Gymnaſiaſt war mit ſeinem Vater, einem
Gerbermeiſter, der in einem Dorfe bei Königsberg wohnt,
auf die Fuchsjagd gegangen. Beide ſchlugen dabei ver-
ſchiedene Richtungen ein und verloren ſich ſchließlich aus
den Augen. Der Vater glaubte endlich hinter einem ſich
bewegenden Buſchwerk den Fuchs zu erkennen, legte an
und ſchoß. In demſelben Augenblick erſcholl ein erſchütternder
Schrei. Der Schütze eilte hinzu; er fand ſeinen Sohn mit
zerſchmettertem Hirnſchädel ſich in ſeinem Blute wälzend.
— Eine Familie in Altenburg (Thüringen) hat im
Zeitraume von 14 Tagen ſämmtliche Kinder, fünf Mädchen
von ſieben Monaten bis zu ſechs Jahren, durch die
Diphtheritis verloren.
— Der Weinhändler I. I. Nithardt zu Mülhauſen
im Elſaß wurde wegen Kunſtweinfabrikation, reſp. wegen
Verkaufes von Kunſtwein anſtatt Raturwein in mehr als
50 Fällen zu 1½ Jahren Gefängniß und 60,000 Mark
Geldbuße verurtheilt. Seine „Weine“ gingen hauptſächlich
nach Berlin, Leipzig und Dresden und waren vorzugs-
weiſe mit Glycerin verſetzt.
— Die ſüddeutſchen Staaten wollen entſchieden nichts
wiſſen von der Einführung des Branntweinmonopols.
— Altona. Als kürzlich ein Korbmacher aus
Ottenſen die Zollgrenze überſchreiten wollte, fiel derſelbe
durch ſeine beſondere Leibesfülle auf. Die Zollbeamten
unterzogen ihn einer gründlichen Unterſuchung und fanden
zahlreiche Exemplare des Zürcher „Sozialdemokrat“, welche
behutſam unter den Kleidern verborgen waren. Die Polizei
behielt den Wohlbeleibten in Haft.
— Die Vertretungen von 68 Städten, 38 Aemtern
und 425 einzelnen Landgemeinden Weſtphalens haben den
Reichstag erſucht, ſeinen Einfluß dahin geltend zu machen,
daß das Reich zu einer erheblichen Erhöhung der Brannt-
weinſteuer in irgend einer Form übergehe, damit auch den
Einzelſtaaten die Möglichkeit gegeben werde, die Laſten
der Gemeinden zu erleichtern.
Polen.
— Ein Brief aus ruſſiſch Polen.
(Korr.)
Das Morden und Verfolgen der Uniten hört nicht auf.
Nur ſelten dringen von dorther ächzende Seufzer nach
Außen, aber die, welche durchdringen, ſind gräßliche.
Darüber berichtet ein Brief aus zuverläſſiger Hand Folgendes:
Katholiſch ſein iſt in den Augen der ruſſiſchen Re-
gierung ein Verbrechen.
Das Gericht in Lublin, wie alle aus lauter Ruſſen
zuſammengeſetzten Gerichte, behandelte jüngſt eine Angelegen-
heit zweier unitiſchen Prieſter, die der Verrichtung der
religiöſen Funktionen und der Verbreitung des Glaubens
unter dem Landvolke angeklagt wurden.
Das Gericht, ſtatt dieſe Angelegenheit nach dem Ge-
wiſſen und der Gerechtigkeit zu traktiren, fällte ein Ur-
theil, das ihm auf dem adminiſtrativen Wege diktirt wurde,
und verurtheilte den griechiſch-katholiſchen Pfarrer Simeon
Zienkowiz in Pobolowize, und den Emilian Banzikoski,
Sekretär des unitiſchen Ordinariates zu Chelm, zum
Verluſte aller Rechte und zur Verbannung aus den
Grenzen des Reiches. Dieſes Urtheil wurde dem Zar,
der bis anhin für das unglückliche Polen nichts gethan
hat, zur Unterzeichnung geſchickt; und es iſt kein Zweifel,
daß er es beſtätige. — Als verdächtig der Spendung der
geiſtlichen Hilfe an die Uniten wurde Anfangs November
der Prieſter Prefiezki, Religionslehrer am Gymnaſium zu
Lublin, arretirt und in die Zitadelle nach Warſchau ge-
bracht. Die Anklagen ſollen falſch geweſen ſein, denn die
angegebenen Fakta rühren von dem berüchtigten Spion
Adolf Dobrianski her, der die ſchmähliche Nolle eines
Verfolgers der Bekenner der unitiſchen Kirche auf ſich
genommen.
Prifiezki, den ich perſönlich kenne, war ein Prieſter
nach dem Sinne des Herrn; voll der Nächſtenliebe, eilte
er überall den Armen und Unglücklichen zur Hilfe, ohne
Unterſchied der Konfeſſion.
Als ſich das Gerücht von ſeiner Verhaftung und Ein-
ſperrung im Nathhauſe verbreitete, ſtürmte faſt ganz
Lublin heran und überhäufte die Verfolger und Thrannen
mit Schimpfnamen. Die Gensdarmen entführten Angeſichts
der drohenden Haltung des Volkes den Prieſter durch
ein Hinterpförtchen des Rathhauſes und dann auf Seiten-
ſträßlein und durch die Felder nach der nächſten Bahn-
ſtation Konopniza und erſt von dort wurde er nach Warſchau
geſandt. Das mit ſchweren Ketten beladene Opfer langte
dort erſchöpft und halb todt an. Derſelbe Brief ſchließt
in ſich eine noch intereſſantere Nachricht aus Podlachien
von der dreitägigen Belagerung der Kirche zu Ochin,
welche an die Belagerung der Kirchen von Warſchau im
Jahre 1861 lebhaft erinnert.
Im Dorfe Ochin des Kreiſes Nazin ſind zwei Kirchen:
eine katholiſche Kirche und eine unitiſche Zerkiew. Die
katholiſche Kirche wurde von den modernen Ziviliſatoren
des neunzehnten Jahrhunderts geſchloſſen, und die unitiſche
Zerkiew verwandelt in eine ſchismatiſche; aus dieſem Grunde
mied das Volk dieſelbe.
Am 1. November 1885, d. h. am Allerheiligenfeſte,
verſammelte ſich die unitiſche Bevölkerung der benachbarten
Dörfer in Ochin. Es erſchien dort auch der Stazelnik
mit ſeinen bewaffneten Sapoien, um zu bewachen, damit
das Volk nicht in die Kirche eindringe. Die Haufen ver-
ſammelten ſich vor der Kirche und beteten laut.
Tags darauf, am Tage Allerſeelen, als die Erinnerung
an die lieben Todten und die Thränen das Andenken an
jene alten Tage erweckten, wo man frei in den Tempeln
ſeiner Konfeſſion beten konnte, ſprengte das Volk die
Kirchenthüre, drang in das Innere ein, zündete Kerzen
auf den Altären an und begann nach der alten polniſchen
Sitte Lieder und Gebete zu ſingen. Die Feder ſchaudert
zurück bei der Beſchreibung der darauf folgenden Szenen!
Der Befehl, Waffen zu gebrauchen, erhöhte nur noch
mehr den Muth der unitiſchen Bekenner, und brachte den
Stazelnik zur Verzweiflung, da er die Aufregung nicht
bemeiſtern konnte. Er telegraphirte zum Gouverneur nach
Siedlze, dieſer zum General-Statthalter Gurko nach
Warſchau, Gurko nach Petersburg mit der Anfrage, was
da mit den betenden Uniten in der Kirche anzufangen ſei?
Nach langem Hin- und Hertelegraphiren kam Order, die
Betenden in der Kirche einzuſperren, ſie ſo lange zu be-
lagern, bis ſie ſelbſt den Auslaß aus der Kirche begehren
würden, dann die Anführer zu verhaften und jede er-
wachſene Perſon mit 25 Rubel und jedes Kind mit 25
Kopecken zu büßen.
Die Bauern hielten die Belagerung in der Kirche
drei Tage lang aus, ohne Eſſen und Trinken, ſtets
betend. Endlich durch den Hunger gezwungen, ergaben ſie
ſich der Nothwendigkeit und gingen aus der Kirche auf
den Friedhof, wo ſie ohne Unterſchied des Geſchlechtes und
Alters abgefaßt wurden. Durch die neuen Thatſachen dieſes
Martyrerthums ſteht die Bevölkerung Podlachiens da,
groß und erhaben in den Augen von ganz Polen und
bewundert von der ganzen chriſtlichen Welt.
Sie bezahlte für das Beten; aber, ob ſie mit dieſer
Bezahlung ſich von weiterer Verfolgung und Quälerei
befreit hat? Darüber muß man zweifeln!
Lieber Leſer! Vergebens würdeſt du ein ſo ſtandhaftes,
zum Martyrerthum fähiges und opferwilliges Volk außer-
halb den Grenzen Polens ſuchen.
Italien.
— * Die Politik des „einigen“ Königreiches bietet
gegenwärtig — gewiſſermaßen immer — ein trauriges
Schauſpiel: Aller „liquidirten“ Kloſtermillionen ungeachtet
herrſcht in der Staatskaſſe fortwährend eine fatale Ebbe;
vor Allem macht ſich daher das Bedürfniß nach „mehr
Geld“ fühlbar, alſo neue Steuern. Um die Klagen nicht
allzulaut werden zu laſſen, wurde eine gleichmäßigere Ver-
theilung der Grundſteuer erfunden und gibt ſich damit den
Anſchein einer Verminderung der Steuer; aber auf der
andern Seite iſt es immer das arme Volk, welches die
Mindereinnahme zu decken hat, denn eine andere neue
Steuer iſt auf Zucker, Kaffee und Tabak gelegt worden.
Im Parlament bekämpfen ſich die politiſchen Parteien
(d. h. die hitzigeren und bedächtigeren Revolutionäre) mit der
größten Leidenſchaft. Auch die Gegenſätze zwiſchen Süden
und Norden in Intereſſenfragen bringen die Abgeordneten
hintereinander. Gewiß iſt das Beiſpiel nicht erbaulich und
Italien iſt wahrlich noch weit entfernt vom „einigen Italien“.
Frankreich.
— Wie ſehr die radikalen Einrichtungen in Frankreich
kurzlebig ſind, ſieht man auch an der Auflöſung des ſtädtiſchen
Laboratoriums von Paris. Der Gemeinderath hat die Mittel
für dieſe höchſt nützliche Einrichtung, welche den Verfälſch-
ungen von Lebensmitteln und Getränken einen heilſamen
Damm entgegenſetzte, einfach verweigert. Und warum? Die
Weinhändler hatten ſich bitter beklagt, daß ſie durch dieſes
Unterſuchungsamt bitter beläſtigt würden, und da es die
Gemeindeväter mit dieſen Leuten, welche zu ihren beſten
Wahltreibern gehören, nicht verderben wollten, beſeitigten
ſie kurzerhand das für die öffentliche Wohlfahrt ſo nützliche
Amt. Mögen die Pariſer Spießbürger ruhig ihren ver-
fälſchten Rothſpon ſchlucken, wenn nur die Wahlen in un-
verfälſchter Röthlichkeit erſtrahlen. Erheiternd wirkt es,
daß in dem Augenblicke, wo die klugen Gemeindeväter das
Unterſuchungsamt beſeitigten, die Akademie der Wiſſen-
ſchaften dem Leiter desſelben, Girard, den Montyonpreis
von Fr. 2500 für ſeine wirklich ausgezeichneten Leiſtungen
zuerkannt hat.
— * Aus der öffentlichen Jahresſitzung der Akademie
werden zwei rührende Kundgebungen berichtet. Maximus
du Camp ſprach von einem 15jährigen Helden: Johann
Baptiſt Jupille von Villers Fralay (Jura). Derſelbe iſt
Hirt; während er im verwichenen Sommer ſeine Heerde
hütete, wurden Kinder, die in ſeiner Nähe ſpielten, von
8 Schwarze reinſeidene Damaſte Fr. 3. 10
bis Fr. 15. 50 per Meter verſenden in ein-
zelnen Metern, Roben und ganzen Stücken portofrei
das Seiden-Dépôt G. Henneberg, Zürich. Muſter
umgehend.
einem wüthenden Hunde angefallen. Der Hirt ſprang vor
ſie her, um ſie zu beſchützen; er wollte das Thier mit
Peitſchenſchlägen vertreiben, das aber ſtürzte ſich mit ge-
ſträubten Haaren und den Geifer im Rachen auf ihn zu,
faßte ihn an der linken Hand und zerbiß ſie ihm. Ob-
gleich blutend und zerriſſen, dachte der arme Knabe nicht
einmal an’s Fliehen; er trat dem wilden Thiere, das die
Wuth unbeſiegbar zu machen ſchien, gegenüber und kämpfte
mit ihm. Mit der rechten Hand öffnete er dem Hunde
den ſchäumenden Rachen, um ſeine linke Hand frei zu
machen; er erhielt noch mehrere Biſſe, aber mit der Raſch-
heit des Entſchluſſes, welche die Kaltblütigkeit des wahren
Muthes mit ſich bringt, band er mittelſt des Peitſchen-
riemens dem Hunde die Schnauze feſt und erſchlug ihn
dann mit den Holzſchuhen. — Der Hund war todt, die
Kinder waren gerettet, aber der heldenmüthige Knabe
Jupille war voller Biſſe; nicht nur das: er war zugleich
mit den Wunden auch durch den Wuthgeifer des Hundes
vergiftet und aller Wahrſcheinlichkeit nach, vom entſetzlichen
Schickſal bedroht, ſein junges Leben unter ſchrecklichen
Qualen verlieren zu müſſen.
Unter der geſpannteſten Aufmerkſamkeit der Zuhörer-
ſchaft erzählte der Akademiker Maximus du Camp weiter
— und wohl vielen unſerer Leſer iſt die Geſchichte noch
in Erinnerung — wie der arme Hirt alsdann dem be-
rühmten Arzt Paſteur in Paris zugeführt wurde, der
kurz vorher eine ſicher wirkende Heilmethode der Vergiftung
durch Biſſe wüthender Thiere veröffentlicht hatte. Jupille
wurde von Paſteur in Behandlung genommen und — ge-
rettet. Er hatte über eine entſetzliche Krankheit, die bisher
für unheilbar gegolten, triumphirt. Als der Redner ge-
endet hatte, brach die glänzende Verſammlung in ſtürmiſche
Beifallsrufe aus; der anweſende Gelehrte aber — ſelbſt
Mitglied der Akademie — weinte vor Rührung. Das
war einer der ſchönſten Augenblicke im Leben des be-
rühmten Arztes.
Oeſterreich.
— Wien, 19. Dezember. Montenegro läßt die Nach-
richt verbreiten, daß es 55,000 Mann mobiliſirt habe.
Serbien.
— Zwiſchen Serbien und Bulgarien iſt ein
Waffenſtillſtand abgeſchloſſen, der bis zum 1. März 1886
dauert.
— Belgrad, 23. Dezember. 500 (bulgariſche)
Freiwillige drangen in das ſerbiſche Dorf Jelasnitza ein
und plünderten dasſelbe. Die Serben eilten ihren Lands-
leuten zu Hülfe und machten 150 Gefangene, die einem
Kriegsgericht übergeben werden.
Amerika.
— * Der Dampfer „Canada“, der letzte Woche New-
York verließ, um nach Europa zu fahren, hat 4 Kinder
aus Newark (Staat New Jerſey) an Bord genommen,
die von einem wüthenden Hund gebiſſen worden ſind. Sie
kommen in Behandlung des berühmten Dr. Paſteur, deſſen
Heilmethoden der Waſſerſcheu alſo nicht nur bloß einen
„europäiſchen“ Nuf erworben. Die vier Kleinen ſind die
Kinder einer armen Familie; die Reiſekoſten werden durch
eine öffentliche Subſkription gedeckt.
Der Weihnachtsbaum.
Ein Weihnachtsbäumlein ſollſt du ſein,
Mit Werth und ſchöner Zier umhangen;
Nach oben ſtehe dein Verlangen, —
Ein Bäumlein, wenn nicht groß, doch klein.
Du biſt der nackte Baum allein,
Stehſt leer und kahl, es iſt zum Bangen,
Kein Werth und keine Zierden prangen,
Und keine Lichtlein geben Schein.
Villeicht iſt nicht der Baum geſtellt,
Neigt ſchief hinüber noch zur Welt,
Gebeugt und krumm ein ſchwaches Schilf.
Vielleicht er liegt noch gar zur Erden,
Muß erſt vom Fall errichtet werden,
Und Weihnacht da! Hilf, Heiland hilf!
V.
2) Treffort, doppelbreiter engliſcher Che-
viot neueſter Deſſius à Fr. 1. per Elle oder
Fr. 1. 65 Cts. per Meter in einzelnen Roben, ſowie
ganzen Stücken verſenden portofrei in’s Haus Oettinger
& Co., Centralhof, Zürich.
P. S. Muſter-Collektionen bereitwilligſt.
Der „Gerichtsſaal“ (jeden Samſtag erſcheinend) gibt jedem
Abonnenten über vorkommende Rechtsfälle unentgeltlich Aut-
wort im Fragekaſten. Abonnement bei den Poſtämtern oder bei
der Expedition in Zürich vierteljährlich 1 Fr. 50. Neue Abon-
nenten erhalten das Blatt bis Neujahr gratis. (H6113Z) 818
Der franzöſiſche Poſtdampfer „Normandie“, am 12. Dezember
Mittags von Havre abgefahren, iſt am 21. Dezember, Morgens
5 Uhr, glücklich in New-York angekommen.
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