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St. Galler Volksblatt. Nr. 24, Uznach, 24. 03. 1886.

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erste Seite
St. Galler Volksblatt.

[Spaltenumbruch]
31. Jahrgang.

[Spaltenumbruch] (Druck und Verlag von K. Oberholzer in Uznach.)
[Spaltenumbruch] Mittwoch, 24. März 1886.



[Spaltenumbruch]

Abounementspreis: Bei der Expedition 1/2jährl. Fr. 2. 30, 1/4jährl. Fr. 1. 20
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" " " wöchentl. einmal " " 1/2jährl. Fr. 3. 50
Die Versendung findet am Dienstag und Freitag Abend statt und es können
daher nur jene Inseraten berücksichtigt werden, welche am Vormittag des Ausgabe-
Tages in der Druckerei abgegeben sind.


[Spaltenumbruch]
No. 24.

[Spaltenumbruch]

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Für die übrigen Inserenten kostet die kleinspaltige Petitzeile oder deren Raum
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Auswärtige Anfragen betreff zu erfragende Inserate müssen 10 Cts. in Brief-
marken für Rückantwort enthalten. -- Unfrankirte Sendungen werden nicht
berücksichtigt. -- Das Blatt erscheint wöchentlich zweimal: Mittwoch & Samstag.
Alle Samstag mit den "Linth-Blätter".




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Mit dem 1. April nächsthin beginnt das zweite
Quartal und wir laden zum Abonnement freundlichst ein.
Die Abonnenten, die das Blatt auf 1/4 Jahr bei der Post
bestellt haben, ersuchen wir um rechtzeitige Erneuerung
der Bestellung, damit in der Versendung kein Unterbruch
eintrete.
Die Expedition.




Um Schurzfell und Kelle herum.



Erst kürzlich fiel uns ein kleines Schriftchen in die
Hände, das die schweizerische Großloge "Alpina" auch den
bedeutenderen katholischen Zeitungsredaktoren in die Hände
spielte. Das kaum 14 Oktavseiten umfassende Publikat
trägt den Titel: "Die schweizerischen Freimaurer
an ihre Mitbürger
." Veranlaßt wurde dieser Appell
der Loge durch die berühmte Enzyklika Leo XIII. gegen
die Freimaurerei. Trotz der scheinbaren Ruhe in den "Bau-
hütten" der geheimen Sekte, herrscht diese Ruhe offenbar
nur auf der Oberfläche; in Wahrheit hat die Verurtheilung
des dunklen Ordens durch den Stellvertreter Christi die
Seelenruhe der Gesellschaft in hohem Grade gestört. Das
fragliche Druckerzeugniß trägt das Datum von Winterthur,
November 1885. Namens des Verwaltungsrathes der
Schweiz. Groß-Loge "Alpina" zeichnet "das Direktorium":
E. Jung, Groß-Meister, v. Muralt-Gysi, stellvertr.
Groß-Meister, und H. Langsdorf, Großsekretär.

Die "Großloge Alpina" meint am Schluße ihrer
Broschüre, sie sei nur den "hauptsächlichsten Vorwürfen,
welche gegen die Freimaurerei gerichtet werden, ausreichend
begegnet." Das ist sicherlich ein großer Irrthum der
Herren "Brüder" Jung, v. Muralt und Langsdorf! Die
Großloge hat sich in dieser Publikation ihres menschen-
freundlichen Sinnes und Wirkens und ihrer Wohlthätigkeit
etc. gerühmt, wie denn der linken Hand dieser Bruderschaft
bekanntlich nie verborgen bleibt, was die rechte thut; aber
von einer Widerlegung der sehr kompromitirlichen Anklagen
des päpstlichen Rundschreibens gegen die Freimaurer haben
wir nichts entdeckt. -- Die Großmeister in Winterthur
werfen da gewissermassen einige glitzerige Sachen unter
das Publikum, die glänzen wie Talmigold, aber bei
einigem Prüfen und Proben ebenso schnell erblassen und
ihren wahren Werth verrathen.

Die "Alpina" behauptet durch ihren Verwaltungsrath
u. A.: "Wir stellen als Bedingung Sittlichkeit, Charakter-
stärke, Freiheit des Blickes, Hingabe an das Gedeihen der
Menschheit, lauter Eigenschaften, ohne welche unsere Logen
eben ihre Aufgabe nicht erfüllen könnten." -- Ferner
Seite 8: "Die Freimaurerei gibt Allen das, was sie
ihnen geben kann: eine Freistätte des Friedens, wo
sie ihre verschiedenen Ansichten als Brüder vorbringen
können, wo die rauhe Schale asoluter Systeme sich ablöst,
um sich beim reinen Lichte der Eintracht und der
Freundschaft zu erleuchten, sich stützend auf die Basis
der großen Humanitätsidee, welche als ein Erbtheil
aller Menschen, nicht das Sondereigenthum einer Sekte
oder einer geheimen Gesellschaft sein könnte." -- --

Die neuesten Enthüllungen eines eingeweihten, eines
gewesenen eingefleischten Freimaurers über Grundsätze und
Wirksamkeit dieser dunklen Ritterschaft lauten denn doch
weniger günstig für den Bund. Leo Taxil, oder wie
er mit seinem wahren Namen heißt Gabriel Jogard-Pages
in Paris, hat soeben 3 Werke in 4 Bänden unter dem
Titel "Vollständige Enthüllungen über die Freimaurerei"
in französischer Sprache herausgegeben. Taxil war bis vor
Kurzem der eifrigste, aber auch gelehrteste und gefährlichste
"Maurergeselle"; er war auch Sekretär der Pariser Groß-
loge. Aber der neue Saul fand eines Tages seinen Weg
nach Damaskus. Was er im Logenleben um sich sah und
hörte, eckelte ihn an, und von der Gnade unterstützt, fand
er den Muth, die schmutzige Binde, welche ihn an die
Sekte fesselte, abzustreifen. Leo Taxil glaubte nun, der
ehemalige Gotteslästerer habe eine Mission zu erfüllen,
und er wurde in gewissem Sinne Missionär. Seine kompe-
tente Feder hat sich die Aufgabe gestellt, wie er selbst
sagt: " ... einer durch ihre politischen und
andern Verbrechen nur zu berühmten Sekte,
die gegründet worden, um die römisch-kathol.
Kirche zu bekämpfen, alle ihre Masken ab-
zureißen
."

"Diese Werke", ("die Enthüllungen") sagt der ehe-
malige Freimaurer, "wenden sich an die Personen, welche
[Spaltenumbruch] mit dem Volke in Berührung stehen. Sie werden es jedem
ermöglichen, der sich um den Sieg des Guten bekümmert,
unwiderleglich zu beweisen, daß die Freimaurer,
wenn sie sich für verschwiegene Menschen-
freunde und Wohlthäter ausgeben, erbärm-
liche Heuchler sind; daß sie mit der frechsten
Schamlosigkeit lügen, wenn sie ihre finstere
Sekte als eine schmerzlindernde Gesellschaft
darstellen, die sich weder mit Politik noch
Religion abgebe;
daß sie, wenn sie behaupten, bei
ihnen herrsche Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, sie
die größten Betrüger sind."

So Taxil, der die geheimsten Geheimnisse des Ge-
heimordens kennt. Uebrigens wird jeder Gebildete, welcher
sorgfältig die vielen Urkunden in diesen Werken Leo Taxils
untersucht, bald zur Ueberzeugung gelangen, daß der
Schöpfer dieser unseligen Gesellschaft der Geist des Bösen
ist, Wer immer den Dingen auf den Grund geht und
den Finsternissen und Geheimnissen dieser Afterlogen nach-
spürt, dem erscheint die Freimaurerei als das, was sie
ist, als das, was sie der Papst und die Bischöfe angeklagt
haben, als eine Anstalt wirklich diabolischen Charakters.
Der Verfasser des Buches über die Freimaurerei selbst
hatte anfänglich bei seinen Nachforschungen gezweifelt, ge-
langte jedoch bald zur vollständigen Gewißheit hierüber.

Leo Taxil schreibt: "Das Werk der Enthüllungen,
welches ich heute der Oeffentlichkeit übergebe, ist dazu
bestimmt, manche Lücke auszufüllen. Ich bekenne es zu
meiner Schande, ich habe der Freimaurerei angehört und
konnte durch das spezielle Studium im Schooße dieser
dem Siege des Bösen geweihten Welt in alle ihre Ge-
heimnisse eindringen ........ Ich kann, mit den Akten
in der Hand, beweisen, daß die Freimaurerei ein Bund
politischer Ränkeschmiede ist, welche das Volk unter dem
Deckmantel eines Geheimnisses ausbeuten und dieses Ge-
heimniß verhüllt dem Volke die Kniffe einer betrügerischen
Organisation. Ich kann beweisen, daß das frei-
maurerische Joch für die Genossen die unerträglichste
Tyrannei ist, und daß es, wenn man sich dasselbe einmal
unbesonnener Weise auflegen läßt, fast unmöglich ist, den
Druck abzuschütteln; daß die angebliche Ausübung der
Wohlthätigkeit, mit der sich die Sekte breit macht, um
Leichtgläubige anzuziehen und sich die Achtung der
unwissenden Menge zu erwerben, nur in der Theorie
existirt, unter keinen Umständen aber in der Praxis zur
Anwendung kommt, kurz die schamloseste Augentäuschung
ist, die sich jemals der Geist der Lüge ausgeheckt. Ich be-
beweise, daß unter einer Monarchie die Sekte im Zustande
permanenter Verschwörung thätig ist, und daß sie unter
einer Republik die Macht monopolisirt, die Regierung
konfiszirt, die Aemter und Anstellungen an sich reißt, das
allgemeine Stimmrecht fälscht, die Demokratie prellt, die
Masse der Landleute, Bürger, Handwerker und Arbeiter
hintergeht und das mit einer Geschicklichkeit, daß die Opfer
dieser Fälschungen und Betrügereien ihre Rolle als Ge-
prellte nicht einmal gewahr werden ......"




Brief vom Berner Bauer.



Lieber Sepp Antoni!

Das ist schön von Dir, daß
Du den Bernerbauer noch nicht vergessen hast. Dein
Brief in Nr. 16 des Volksblattes, unserm Leiborgan,
um mit Bismarck zu sprechen, hat mich in allweg gefreut,
denn Du packst ja darin gleich einen ganzen Krämerladen
aus von allerlei Ansichten über religiöses und politisches
Wetter und berichtest alles Mögliche Interessante aus
Eurem St. Gallerländli. Dein Gedächtniß scheint aber
doch etwas schwach zu werden, sonst hättest Du nicht ge-
schrieben, es sei schon so lange her, seit ich Dir meinen
letzten Brief geschickt habe. Gerade vor Neujahr habe ich
Dir ja geschrieben, was sicher nicht so erschrecklich lang
ist. Zwar hätte ich Dir schon vorher wieder einen Brief
gemacht, aber Du weißt, daß ich meistens im Verborgenen
vor meiner Frau in der kalten Kammer oben schreiben
muß, um mit dem Hauskreuz im leidendlichen Frieden
leben zu können, weil sie es absolut nicht will haben,
daß ich mich mit dem Zeitungsschreiben abgebe. Du hast
recht, mit dem Winter will's an kein Ende gehen und
besonders ist's seit Anfang März Morgen und Abend
eine erbärmliche Kälte und den Tag hindurch beim hellen
Sonnenschein ein so giftiger, kalter Wind, daß man meint,
man sei in Sibirien bei den armen, verbannten Polen.
Du klagst auch über den schwindsüchtigen Heustock. Dar-
über mag oder kann ich gar nicht mehr schwäzen. Wenn
[Spaltenumbruch] ich alles Heu auf meiner Bühne zusammenscharre, so
gäb's glaube kaum mehr einen rechten Laubsack voll.
Mich dauert das arme Vieh, daß Gott erbarm'. Die
"Chüli" sehen bald aus wie Marterbilder. Man kann
wirklich sagen, der liebe Gott hat uns heimgesucht oder
gestraft, indem er dieses Jahr eine wahre Hungersnoth
unter das Vieh hat kommen lassen, statt wie früher schon
unter die Menschen. Das Heu wird immer rarer. So
ein Kläfterli Heu gilt jetzt bei uns bereits 75 Fr. ein
wahrer Schandpreis. Ich weiß wohl, daß man Deinen
Rath befolgen und trotz aller Noth die Kühe gut füttern
sollte, sonst geht freilich in Haus und Stall Alles flöten.
Aber, mach eine Faust, wenn Du keine Hand hast, das
heißt, wie will man gut füttern, wenn man kein Heu
hat und den letzten Rappen Geld immer für die uner-
schwinglichen Steuern aus dem Hosensack heraus klauben
muß, um die dicken Bäuche der vielen, unnützen Beamteten
noch mehr zu mästen, damit sie noch mehr "Narrenstückli"
aussinnen können, bis die sauer zusammen geschwitzten
Batzen vom Bauernvolk wieder hin sind?

Du klagst auch wieder über so viel abgesetztes Elend
im neuen Jahr und frägst, ob die Zeiten besser geworden
seien? Ich möchte lieber fragen, ob die Menschen, welche
die Zeiten machen, besser geworden seien? Das mag der
allwissende Gott richtig beurtheilen, ob die Menschen
frömmer, religiöser, tugendhafter, genügsamer und zu-
friedener geworden seien. Wenn unsereins so da und
dort in die kuriosen Menschenkneuel und Wirrwarr hin-
einguckt, so möchte man am "Besserwerden" der Leute freilich
fast verzweifeln. Vollständig Recht hast, vielerorts nichts
als Raufereien, blutige Köpfe, Saufbolde und Messerten,
da kanns währlich noch eine gute Weile anstehen, bis sich
ein besseres Bild der Zeit zeigt. Und, daß ich's gerade
heraussage, namentlich Ihr St. Galler scheinet mit dem
guten Beispiel zum "Besserwerden" auch noch nicht vor-
ausgehen zu wollen. Zur Fastnachtszeit gehts zwar überall
etwas "kruttig" zu, aber es scheint mir, daß besonders
im Kt. St. Gallen laut den Zeitungen die Fastnacht-
narren wieder an allen Enden und Ecken ab dem Schnürli
gekommen sind. So habe ich in einer einzigen Nr. der
Zeitung 24 Tanzbelustigungen und "Theatereien" gelesen.
Das ist denn doch der "Narrethei" zu viel. Man würde
bald meinen, Ihr wüßtet da draußen nichts von der herr-
lichen Schrift, worin Euer hochwst. Bischof mit so schönen,
eindringlichen und kräftigen Worten vor den sündhaften
und leichtsinnigen, verderblichen Fastnachtsvergnügen warnt.
Du wirst fragen, ob ich diese Schrift denn auch im Jura
gelesen habe? Freilich, lieber Anton! Denn unser Herr
Pfarrer, mit dem ich auf gutem Fuß stehe, hat mir die
Broschüre zum lesen für meine Buben und Meitli mit-
getheilt. An einem Sonntag in der Fastnacht hat der
Pfarrer sogar die Schrift von der Kanzel verlesen. Die
Sache hat dem Volke allgemein gefallen und viele Nach-
baren haben mir gesagt: "Respeckt vor dem Bischofe in
St. Gallen, seinen wackern Mahnworten wollen wir
folgen!" Nur der Wirth in unserm Dorf ist "vertaubet"
wegen dem Verlesen und hat unserm Pfarrer deßhalb
einen groben, wüsten Brief geschrieben und darin gesagt,
der Pfarrer sei ein ausgefeimter Spitzbub. Natürlich hat
der Pfarrer nur auf den Stockzähnen gelacht wegen der
lieblichen Titulatur und das "Krämli" vom liebenswürdigen
Wirth still in die Schublade geschoben. Im Uebrigen
kann man gottlob gerade nicht klagen, daß es im Jura
mit den "Fastnachtlumpeten" so arg zu und hergehe. In
unserer großen Gemeinde war die ganze Fastnacht hin-
durch weder Tanz noch Theater und da kann man, mein
ich, wohl noch zufrieden sein. Daß ich aller "Tanzeten"
und allem "Theatern" Spinnenfeind bin, brauche ich Dir
selbst sicher nicht erst zu sagen. Die besten Tänze nützen
nichts und taugen nichts und was nützen die Theater?
Man macht jetzt immer soviel Wesens mit den Kinder-,
Schul- und Jugendtheatern. Zugegeben, daß Alles an
und für sich unschuldige, sogar religiöse Stücke auf die
Bühne kommen, wo ist da der große Nutzen im Vergleich
zu dem Schaden und dem Verderben, der selbst aus
solchen Theatern erwachsen kann und schon thatsächlich
entstanden ist? Die frühere Jugend, die nichts von
"Theatern" gewußt, war in ihrer Freude viel unschuldiger,
kindlicher, genügsamer und in jeder Beziehung besser
daran, als unsere heutige Jugend, die durch's Theatern
nur zu früh reif wird für Alles, was sie noch nicht
wissen sollte, und nur zur koketten Eitelkeit, und zur hoch-
nasigkeit herangezogen wird. Ich habe einmal einem
Theater von Schulkindern zugeschaut, einem ganz un-
schuldigen Stücke. Aber was ist für ein Nutzen dabei

St. Galler Volksblatt.

[Spaltenumbruch]
31. Jahrgang.

[Spaltenumbruch] (Druck und Verlag von K. Oberholzer in Uznach.)
[Spaltenumbruch] Mittwoch, 24. März 1886.



[Spaltenumbruch]

Abounementspreis: Bei der Expedition ½jährl. Fr. 2. 30, ¼jährl. Fr. 1. 20
Bei den Verträgern und mit Adreſſe in der Schweiz: ½j. Fr. 2. 50, ¼j. Fr. 1. 30
Bei der eidgen. Poſt: jährlich Fr. 5.—, ½jährl. Fr. 2. 60, ¼jährl. Fr. 1. 40
Für’s Ausland (Poſtverein) jede Nummer mit Adreſſe: ½jährl. Fr. 5. —
„ „ „ wöchentl. einmal „ „ ½jährl. Fr. 3. 50
Die Verſendung findet am Dienſtag und Freitag Abend ſtatt und es können
daher nur jene Inſeraten berückſichtigt werden, welche am Vormittag des Ausgabe-
Tages in der Druckerei abgegeben ſind.


[Spaltenumbruch]
No. 24.

[Spaltenumbruch]

Inſerationsgebühr für den Seebezirk (ohne Vermittlung der ſog. Inſeraten-
bureaux): Die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Cts.
Für die übrigen Inſerenten koſtet die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Cts. — Bei öfteren Wiederholungen Rabatt. —
Auswärtige Anfragen betreff zu erfragende Inſerate müſſen 10 Cts. in Brief-
marken für Rückantwort enthalten. — Unfrankirte Sendungen werden nicht
berückſichtigt. — Das Blatt erſcheint wöchentlich zweimal: Mittwoch & Samſtag.
Alle Samſtag mit den „Linth-Blätter“.




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Abonnements-Einladung.
Mit dem 1. April nächſthin beginnt das zweite
Quartal und wir laden zum Abonnement freundlichſt ein.
Die Abonnenten, die das Blatt auf ¼ Jahr bei der Poſt
beſtellt haben, erſuchen wir um rechtzeitige Erneuerung
der Beſtellung, damit in der Verſendung kein Unterbruch
eintrete.
Die Expedition.




Um Schurzfell und Kelle herum.



Erſt kürzlich fiel uns ein kleines Schriftchen in die
Hände, das die ſchweizeriſche Großloge „Alpina“ auch den
bedeutenderen katholiſchen Zeitungsredaktoren in die Hände
ſpielte. Das kaum 14 Oktavſeiten umfaſſende Publikat
trägt den Titel: „Die ſchweizeriſchen Freimaurer
an ihre Mitbürger
.“ Veranlaßt wurde dieſer Appell
der Loge durch die berühmte Enzyklika Leo XIII. gegen
die Freimaurerei. Trotz der ſcheinbaren Ruhe in den „Bau-
hütten“ der geheimen Sekte, herrſcht dieſe Ruhe offenbar
nur auf der Oberfläche; in Wahrheit hat die Verurtheilung
des dunklen Ordens durch den Stellvertreter Chriſti die
Seelenruhe der Geſellſchaft in hohem Grade geſtört. Das
fragliche Druckerzeugniß trägt das Datum von Winterthur,
November 1885. Namens des Verwaltungsrathes der
Schweiz. Groß-Loge „Alpina“ zeichnet „das Direktorium“:
E. Jung, Groß-Meiſter, v. Muralt-Gyſi, ſtellvertr.
Groß-Meiſter, und H. Langsdorf, Großſekretär.

Die „Großloge Alpina“ meint am Schluße ihrer
Broſchüre, ſie ſei nur den „hauptſächlichſten Vorwürfen,
welche gegen die Freimaurerei gerichtet werden, ausreichend
begegnet.“ Das iſt ſicherlich ein großer Irrthum der
Herren „Brüder“ Jung, v. Muralt und Langsdorf! Die
Großloge hat ſich in dieſer Publikation ihres menſchen-
freundlichen Sinnes und Wirkens und ihrer Wohlthätigkeit
ꝛc. gerühmt, wie denn der linken Hand dieſer Bruderſchaft
bekanntlich nie verborgen bleibt, was die rechte thut; aber
von einer Widerlegung der ſehr kompromitirlichen Anklagen
des päpſtlichen Rundſchreibens gegen die Freimaurer haben
wir nichts entdeckt. — Die Großmeiſter in Winterthur
werfen da gewiſſermaſſen einige glitzerige Sachen unter
das Publikum, die glänzen wie Talmigold, aber bei
einigem Prüfen und Proben ebenſo ſchnell erblaſſen und
ihren wahren Werth verrathen.

Die „Alpina“ behauptet durch ihren Verwaltungsrath
u. A.: „Wir ſtellen als Bedingung Sittlichkeit, Charakter-
ſtärke, Freiheit des Blickes, Hingabe an das Gedeihen der
Menſchheit, lauter Eigenſchaften, ohne welche unſere Logen
eben ihre Aufgabe nicht erfüllen könnten.“ — Ferner
Seite 8: „Die Freimaurerei gibt Allen das, was ſie
ihnen geben kann: eine Freiſtätte des Friedens, wo
ſie ihre verſchiedenen Anſichten als Brüder vorbringen
können, wo die rauhe Schale aſoluter Syſteme ſich ablöst,
um ſich beim reinen Lichte der Eintracht und der
Freundſchaft zu erleuchten, ſich ſtützend auf die Baſis
der großen Humanitätsidee, welche als ein Erbtheil
aller Menſchen, nicht das Sondereigenthum einer Sekte
oder einer geheimen Geſellſchaft ſein könnte.“ — —

Die neueſten Enthüllungen eines eingeweihten, eines
geweſenen eingefleiſchten Freimaurers über Grundſätze und
Wirkſamkeit dieſer dunklen Ritterſchaft lauten denn doch
weniger günſtig für den Bund. Leo Taxil, oder wie
er mit ſeinem wahren Namen heißt Gabriel Jogard-Pages
in Paris, hat ſoeben 3 Werke in 4 Bänden unter dem
Titel „Vollſtändige Enthüllungen über die Freimaurerei
in franzöſiſcher Sprache herausgegeben. Taxil war bis vor
Kurzem der eifrigſte, aber auch gelehrteſte und gefährlichſte
„Maurergeſelle“; er war auch Sekretär der Pariſer Groß-
loge. Aber der neue Saul fand eines Tages ſeinen Weg
nach Damaskus. Was er im Logenleben um ſich ſah und
hörte, eckelte ihn an, und von der Gnade unterſtützt, fand
er den Muth, die ſchmutzige Binde, welche ihn an die
Sekte feſſelte, abzuſtreifen. Leo Taxil glaubte nun, der
ehemalige Gottesläſterer habe eine Miſſion zu erfüllen,
und er wurde in gewiſſem Sinne Miſſionär. Seine kompe-
tente Feder hat ſich die Aufgabe geſtellt, wie er ſelbſt
ſagt: „ ... einer durch ihre politiſchen und
andern Verbrechen nur zu berühmten Sekte,
die gegründet worden, um die römiſch-kathol.
Kirche zu bekämpfen, alle ihre Masken ab-
zureißen
.“

„Dieſe Werke“, („die Enthüllungen“) ſagt der ehe-
malige Freimaurer, „wenden ſich an die Perſonen, welche
[Spaltenumbruch] mit dem Volke in Berührung ſtehen. Sie werden es jedem
ermöglichen, der ſich um den Sieg des Guten bekümmert,
unwiderleglich zu beweiſen, daß die Freimaurer,
wenn ſie ſich für verſchwiegene Menſchen-
freunde und Wohlthäter ausgeben, erbärm-
liche Heuchler ſind; daß ſie mit der frechſten
Schamloſigkeit lügen, wenn ſie ihre finſtere
Sekte als eine ſchmerzlindernde Geſellſchaft
darſtellen, die ſich weder mit Politik noch
Religion abgebe;
daß ſie, wenn ſie behaupten, bei
ihnen herrſche Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, ſie
die größten Betrüger ſind.“

So Taxil, der die geheimſten Geheimniſſe des Ge-
heimordens kennt. Uebrigens wird jeder Gebildete, welcher
ſorgfältig die vielen Urkunden in dieſen Werken Leo Taxils
unterſucht, bald zur Ueberzeugung gelangen, daß der
Schöpfer dieſer unſeligen Geſellſchaft der Geiſt des Böſen
iſt, Wer immer den Dingen auf den Grund geht und
den Finſterniſſen und Geheimniſſen dieſer Afterlogen nach-
ſpürt, dem erſcheint die Freimaurerei als das, was ſie
iſt, als das, was ſie der Papſt und die Biſchöfe angeklagt
haben, als eine Anſtalt wirklich diaboliſchen Charakters.
Der Verfaſſer des Buches über die Freimaurerei ſelbſt
hatte anfänglich bei ſeinen Nachforſchungen gezweifelt, ge-
langte jedoch bald zur vollſtändigen Gewißheit hierüber.

Leo Taxil ſchreibt: „Das Werk der Enthüllungen,
welches ich heute der Oeffentlichkeit übergebe, iſt dazu
beſtimmt, manche Lücke auszufüllen. Ich bekenne es zu
meiner Schande, ich habe der Freimaurerei angehört und
konnte durch das ſpezielle Studium im Schooße dieſer
dem Siege des Böſen geweihten Welt in alle ihre Ge-
heimniſſe eindringen ........ Ich kann, mit den Akten
in der Hand, beweiſen, daß die Freimaurerei ein Bund
politiſcher Ränkeſchmiede iſt, welche das Volk unter dem
Deckmantel eines Geheimniſſes ausbeuten und dieſes Ge-
heimniß verhüllt dem Volke die Kniffe einer betrügeriſchen
Organiſation. Ich kann beweiſen, daß das frei-
maureriſche Joch für die Genoſſen die unerträglichſte
Tyrannei iſt, und daß es, wenn man ſich dasſelbe einmal
unbeſonnener Weiſe auflegen läßt, faſt unmöglich iſt, den
Druck abzuſchütteln; daß die angebliche Ausübung der
Wohlthätigkeit, mit der ſich die Sekte breit macht, um
Leichtgläubige anzuziehen und ſich die Achtung der
unwiſſenden Menge zu erwerben, nur in der Theorie
exiſtirt, unter keinen Umſtänden aber in der Praxis zur
Anwendung kommt, kurz die ſchamloſeſte Augentäuſchung
iſt, die ſich jemals der Geiſt der Lüge ausgeheckt. Ich be-
beweiſe, daß unter einer Monarchie die Sekte im Zuſtande
permanenter Verſchwörung thätig iſt, und daß ſie unter
einer Republik die Macht monopoliſirt, die Regierung
konfiszirt, die Aemter und Anſtellungen an ſich reißt, das
allgemeine Stimmrecht fälſcht, die Demokratie prellt, die
Maſſe der Landleute, Bürger, Handwerker und Arbeiter
hintergeht und das mit einer Geſchicklichkeit, daß die Opfer
dieſer Fälſchungen und Betrügereien ihre Rolle als Ge-
prellte nicht einmal gewahr werden ......“




Brief vom Berner Bauer.



Lieber Sepp Antoni!

Das iſt ſchön von Dir, daß
Du den Bernerbauer noch nicht vergeſſen haſt. Dein
Brief in Nr. 16 des Volksblattes, unſerm Leiborgan,
um mit Bismarck zu ſprechen, hat mich in allweg gefreut,
denn Du packſt ja darin gleich einen ganzen Krämerladen
aus von allerlei Anſichten über religiöſes und politiſches
Wetter und berichteſt alles Mögliche Intereſſante aus
Eurem St. Gallerländli. Dein Gedächtniß ſcheint aber
doch etwas ſchwach zu werden, ſonſt hätteſt Du nicht ge-
ſchrieben, es ſei ſchon ſo lange her, ſeit ich Dir meinen
letzten Brief geſchickt habe. Gerade vor Neujahr habe ich
Dir ja geſchrieben, was ſicher nicht ſo erſchrecklich lang
iſt. Zwar hätte ich Dir ſchon vorher wieder einen Brief
gemacht, aber Du weißt, daß ich meiſtens im Verborgenen
vor meiner Frau in der kalten Kammer oben ſchreiben
muß, um mit dem Hauskreuz im leidendlichen Frieden
leben zu können, weil ſie es abſolut nicht will haben,
daß ich mich mit dem Zeitungsſchreiben abgebe. Du haſt
recht, mit dem Winter will’s an kein Ende gehen und
beſonders iſt’s ſeit Anfang März Morgen und Abend
eine erbärmliche Kälte und den Tag hindurch beim hellen
Sonnenſchein ein ſo giftiger, kalter Wind, daß man meint,
man ſei in Sibirien bei den armen, verbannten Polen.
Du klagſt auch über den ſchwindſüchtigen Heuſtock. Dar-
über mag oder kann ich gar nicht mehr ſchwäzen. Wenn
[Spaltenumbruch] ich alles Heu auf meiner Bühne zuſammenſcharre, ſo
gäb’s glaube kaum mehr einen rechten Laubſack voll.
Mich dauert das arme Vieh, daß Gott erbarm’. Die
„Chüli“ ſehen bald aus wie Marterbilder. Man kann
wirklich ſagen, der liebe Gott hat uns heimgeſucht oder
geſtraft, indem er dieſes Jahr eine wahre Hungersnoth
unter das Vieh hat kommen laſſen, ſtatt wie früher ſchon
unter die Menſchen. Das Heu wird immer rarer. So
ein Kläfterli Heu gilt jetzt bei uns bereits 75 Fr. ein
wahrer Schandpreis. Ich weiß wohl, daß man Deinen
Rath befolgen und trotz aller Noth die Kühe gut füttern
ſollte, ſonſt geht freilich in Haus und Stall Alles flöten.
Aber, mach eine Fauſt, wenn Du keine Hand haſt, das
heißt, wie will man gut füttern, wenn man kein Heu
hat und den letzten Rappen Geld immer für die uner-
ſchwinglichen Steuern aus dem Hoſenſack heraus klauben
muß, um die dicken Bäuche der vielen, unnützen Beamteten
noch mehr zu mäſten, damit ſie noch mehr „Narrenſtückli“
ausſinnen können, bis die ſauer zuſammen geſchwitzten
Batzen vom Bauernvolk wieder hin ſind?

Du klagſt auch wieder über ſo viel abgeſetztes Elend
im neuen Jahr und frägſt, ob die Zeiten beſſer geworden
ſeien? Ich möchte lieber fragen, ob die Menſchen, welche
die Zeiten machen, beſſer geworden ſeien? Das mag der
allwiſſende Gott richtig beurtheilen, ob die Menſchen
frömmer, religiöſer, tugendhafter, genügſamer und zu-
friedener geworden ſeien. Wenn unſereins ſo da und
dort in die kurioſen Menſchenkneuel und Wirrwarr hin-
einguckt, ſo möchte man am „Beſſerwerden“ der Leute freilich
faſt verzweifeln. Vollſtändig Recht haſt, vielerorts nichts
als Raufereien, blutige Köpfe, Saufbolde und Meſſerten,
da kanns währlich noch eine gute Weile anſtehen, bis ſich
ein beſſeres Bild der Zeit zeigt. Und, daß ich’s gerade
herausſage, namentlich Ihr St. Galler ſcheinet mit dem
guten Beiſpiel zum „Beſſerwerden“ auch noch nicht vor-
ausgehen zu wollen. Zur Faſtnachtszeit gehts zwar überall
etwas „kruttig“ zu, aber es ſcheint mir, daß beſonders
im Kt. St. Gallen laut den Zeitungen die Faſtnacht-
narren wieder an allen Enden und Ecken ab dem Schnürli
gekommen ſind. So habe ich in einer einzigen Nr. der
Zeitung 24 Tanzbeluſtigungen und „Theatereien“ geleſen.
Das iſt denn doch der „Narrethei“ zu viel. Man würde
bald meinen, Ihr wüßtet da draußen nichts von der herr-
lichen Schrift, worin Euer hochwſt. Biſchof mit ſo ſchönen,
eindringlichen und kräftigen Worten vor den ſündhaften
und leichtſinnigen, verderblichen Faſtnachtsvergnügen warnt.
Du wirſt fragen, ob ich dieſe Schrift denn auch im Jura
geleſen habe? Freilich, lieber Anton! Denn unſer Herr
Pfarrer, mit dem ich auf gutem Fuß ſtehe, hat mir die
Broſchüre zum leſen für meine Buben und Meitli mit-
getheilt. An einem Sonntag in der Faſtnacht hat der
Pfarrer ſogar die Schrift von der Kanzel verleſen. Die
Sache hat dem Volke allgemein gefallen und viele Nach-
baren haben mir geſagt: „Reſpeckt vor dem Biſchofe in
St. Gallen, ſeinen wackern Mahnworten wollen wir
folgen!“ Nur der Wirth in unſerm Dorf iſt „vertaubet“
wegen dem Verleſen und hat unſerm Pfarrer deßhalb
einen groben, wüſten Brief geſchrieben und darin geſagt,
der Pfarrer ſei ein ausgefeimter Spitzbub. Natürlich hat
der Pfarrer nur auf den Stockzähnen gelacht wegen der
lieblichen Titulatur und das „Krämli“ vom liebenswürdigen
Wirth ſtill in die Schublade geſchoben. Im Uebrigen
kann man gottlob gerade nicht klagen, daß es im Jura
mit den „Faſtnachtlumpeten“ ſo arg zu und hergehe. In
unſerer großen Gemeinde war die ganze Faſtnacht hin-
durch weder Tanz noch Theater und da kann man, mein
ich, wohl noch zufrieden ſein. Daß ich aller „Tanzeten“
und allem „Theatern“ Spinnenfeind bin, brauche ich Dir
ſelbſt ſicher nicht erſt zu ſagen. Die beſten Tänze nützen
nichts und taugen nichts und was nützen die Theater?
Man macht jetzt immer ſoviel Weſens mit den Kinder-,
Schul- und Jugendtheatern. Zugegeben, daß Alles an
und für ſich unſchuldige, ſogar religiöſe Stücke auf die
Bühne kommen, wo iſt da der große Nutzen im Vergleich
zu dem Schaden und dem Verderben, der ſelbſt aus
ſolchen Theatern erwachſen kann und ſchon thatſächlich
entſtanden iſt? Die frühere Jugend, die nichts von
„Theatern“ gewußt, war in ihrer Freude viel unſchuldiger,
kindlicher, genügſamer und in jeder Beziehung beſſer
daran, als unſere heutige Jugend, die durch’s Theatern
nur zu früh reif wird für Alles, was ſie noch nicht
wiſſen ſollte, und nur zur koketten Eitelkeit, und zur hoch-
naſigkeit herangezogen wird. Ich habe einmal einem
Theater von Schulkindern zugeſchaut, einem ganz un-
ſchuldigen Stücke. Aber was iſt für ein Nutzen dabei

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[1/0001] St. Galler Volksblatt. 31. Jahrgang. (Druck und Verlag von K. Oberholzer in Uznach.) Mittwoch, 24. März 1886. Abounementspreis: Bei der Expedition ½jährl. Fr. 2. 30, ¼jährl. Fr. 1. 20 Bei den Verträgern und mit Adreſſe in der Schweiz: ½j. Fr. 2. 50, ¼j. Fr. 1. 30 Bei der eidgen. Poſt: jährlich Fr. 5.—, ½jährl. Fr. 2. 60, ¼jährl. Fr. 1. 40 Für’s Ausland (Poſtverein) jede Nummer mit Adreſſe: ½jährl. Fr. 5. — „ „ „ wöchentl. einmal „ „ ½jährl. Fr. 3. 50 Die Verſendung findet am Dienſtag und Freitag Abend ſtatt und es können daher nur jene Inſeraten berückſichtigt werden, welche am Vormittag des Ausgabe- Tages in der Druckerei abgegeben ſind. No. 24. Inſerationsgebühr für den Seebezirk (ohne Vermittlung der ſog. Inſeraten- bureaux): Die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Cts. Für die übrigen Inſerenten koſtet die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 15 Cts. — Bei öfteren Wiederholungen Rabatt. — Auswärtige Anfragen betreff zu erfragende Inſerate müſſen 10 Cts. in Brief- marken für Rückantwort enthalten. — Unfrankirte Sendungen werden nicht berückſichtigt. — Das Blatt erſcheint wöchentlich zweimal: Mittwoch & Samſtag. Alle Samſtag mit den „Linth-Blätter“. Abonnements-Einladung. Mit dem 1. April nächſthin beginnt das zweite Quartal und wir laden zum Abonnement freundlichſt ein. Die Abonnenten, die das Blatt auf ¼ Jahr bei der Poſt beſtellt haben, erſuchen wir um rechtzeitige Erneuerung der Beſtellung, damit in der Verſendung kein Unterbruch eintrete. Die Expedition. Um Schurzfell und Kelle herum. Erſt kürzlich fiel uns ein kleines Schriftchen in die Hände, das die ſchweizeriſche Großloge „Alpina“ auch den bedeutenderen katholiſchen Zeitungsredaktoren in die Hände ſpielte. Das kaum 14 Oktavſeiten umfaſſende Publikat trägt den Titel: „Die ſchweizeriſchen Freimaurer an ihre Mitbürger.“ Veranlaßt wurde dieſer Appell der Loge durch die berühmte Enzyklika Leo XIII. gegen die Freimaurerei. Trotz der ſcheinbaren Ruhe in den „Bau- hütten“ der geheimen Sekte, herrſcht dieſe Ruhe offenbar nur auf der Oberfläche; in Wahrheit hat die Verurtheilung des dunklen Ordens durch den Stellvertreter Chriſti die Seelenruhe der Geſellſchaft in hohem Grade geſtört. Das fragliche Druckerzeugniß trägt das Datum von Winterthur, November 1885. Namens des Verwaltungsrathes der Schweiz. Groß-Loge „Alpina“ zeichnet „das Direktorium“: E. Jung, Groß-Meiſter, v. Muralt-Gyſi, ſtellvertr. Groß-Meiſter, und H. Langsdorf, Großſekretär. Die „Großloge Alpina“ meint am Schluße ihrer Broſchüre, ſie ſei nur den „hauptſächlichſten Vorwürfen, welche gegen die Freimaurerei gerichtet werden, ausreichend begegnet.“ Das iſt ſicherlich ein großer Irrthum der Herren „Brüder“ Jung, v. Muralt und Langsdorf! Die Großloge hat ſich in dieſer Publikation ihres menſchen- freundlichen Sinnes und Wirkens und ihrer Wohlthätigkeit ꝛc. gerühmt, wie denn der linken Hand dieſer Bruderſchaft bekanntlich nie verborgen bleibt, was die rechte thut; aber von einer Widerlegung der ſehr kompromitirlichen Anklagen des päpſtlichen Rundſchreibens gegen die Freimaurer haben wir nichts entdeckt. — Die Großmeiſter in Winterthur werfen da gewiſſermaſſen einige glitzerige Sachen unter das Publikum, die glänzen wie Talmigold, aber bei einigem Prüfen und Proben ebenſo ſchnell erblaſſen und ihren wahren Werth verrathen. Die „Alpina“ behauptet durch ihren Verwaltungsrath u. A.: „Wir ſtellen als Bedingung Sittlichkeit, Charakter- ſtärke, Freiheit des Blickes, Hingabe an das Gedeihen der Menſchheit, lauter Eigenſchaften, ohne welche unſere Logen eben ihre Aufgabe nicht erfüllen könnten.“ — Ferner Seite 8: „Die Freimaurerei gibt Allen das, was ſie ihnen geben kann: eine Freiſtätte des Friedens, wo ſie ihre verſchiedenen Anſichten als Brüder vorbringen können, wo die rauhe Schale aſoluter Syſteme ſich ablöst, um ſich beim reinen Lichte der Eintracht und der Freundſchaft zu erleuchten, ſich ſtützend auf die Baſis der großen Humanitätsidee, welche als ein Erbtheil aller Menſchen, nicht das Sondereigenthum einer Sekte oder einer geheimen Geſellſchaft ſein könnte.“ — — Die neueſten Enthüllungen eines eingeweihten, eines geweſenen eingefleiſchten Freimaurers über Grundſätze und Wirkſamkeit dieſer dunklen Ritterſchaft lauten denn doch weniger günſtig für den Bund. Leo Taxil, oder wie er mit ſeinem wahren Namen heißt Gabriel Jogard-Pages in Paris, hat ſoeben 3 Werke in 4 Bänden unter dem Titel „Vollſtändige Enthüllungen über die Freimaurerei“ in franzöſiſcher Sprache herausgegeben. Taxil war bis vor Kurzem der eifrigſte, aber auch gelehrteſte und gefährlichſte „Maurergeſelle“; er war auch Sekretär der Pariſer Groß- loge. Aber der neue Saul fand eines Tages ſeinen Weg nach Damaskus. Was er im Logenleben um ſich ſah und hörte, eckelte ihn an, und von der Gnade unterſtützt, fand er den Muth, die ſchmutzige Binde, welche ihn an die Sekte feſſelte, abzuſtreifen. Leo Taxil glaubte nun, der ehemalige Gottesläſterer habe eine Miſſion zu erfüllen, und er wurde in gewiſſem Sinne Miſſionär. Seine kompe- tente Feder hat ſich die Aufgabe geſtellt, wie er ſelbſt ſagt: „ ... einer durch ihre politiſchen und andern Verbrechen nur zu berühmten Sekte, die gegründet worden, um die römiſch-kathol. Kirche zu bekämpfen, alle ihre Masken ab- zureißen.“ „Dieſe Werke“, („die Enthüllungen“) ſagt der ehe- malige Freimaurer, „wenden ſich an die Perſonen, welche mit dem Volke in Berührung ſtehen. Sie werden es jedem ermöglichen, der ſich um den Sieg des Guten bekümmert, unwiderleglich zu beweiſen, daß die Freimaurer, wenn ſie ſich für verſchwiegene Menſchen- freunde und Wohlthäter ausgeben, erbärm- liche Heuchler ſind; daß ſie mit der frechſten Schamloſigkeit lügen, wenn ſie ihre finſtere Sekte als eine ſchmerzlindernde Geſellſchaft darſtellen, die ſich weder mit Politik noch Religion abgebe; daß ſie, wenn ſie behaupten, bei ihnen herrſche Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, ſie die größten Betrüger ſind.“ So Taxil, der die geheimſten Geheimniſſe des Ge- heimordens kennt. Uebrigens wird jeder Gebildete, welcher ſorgfältig die vielen Urkunden in dieſen Werken Leo Taxils unterſucht, bald zur Ueberzeugung gelangen, daß der Schöpfer dieſer unſeligen Geſellſchaft der Geiſt des Böſen iſt, Wer immer den Dingen auf den Grund geht und den Finſterniſſen und Geheimniſſen dieſer Afterlogen nach- ſpürt, dem erſcheint die Freimaurerei als das, was ſie iſt, als das, was ſie der Papſt und die Biſchöfe angeklagt haben, als eine Anſtalt wirklich diaboliſchen Charakters. Der Verfaſſer des Buches über die Freimaurerei ſelbſt hatte anfänglich bei ſeinen Nachforſchungen gezweifelt, ge- langte jedoch bald zur vollſtändigen Gewißheit hierüber. Leo Taxil ſchreibt: „Das Werk der Enthüllungen, welches ich heute der Oeffentlichkeit übergebe, iſt dazu beſtimmt, manche Lücke auszufüllen. Ich bekenne es zu meiner Schande, ich habe der Freimaurerei angehört und konnte durch das ſpezielle Studium im Schooße dieſer dem Siege des Böſen geweihten Welt in alle ihre Ge- heimniſſe eindringen ........ Ich kann, mit den Akten in der Hand, beweiſen, daß die Freimaurerei ein Bund politiſcher Ränkeſchmiede iſt, welche das Volk unter dem Deckmantel eines Geheimniſſes ausbeuten und dieſes Ge- heimniß verhüllt dem Volke die Kniffe einer betrügeriſchen Organiſation. Ich kann beweiſen, daß das frei- maureriſche Joch für die Genoſſen die unerträglichſte Tyrannei iſt, und daß es, wenn man ſich dasſelbe einmal unbeſonnener Weiſe auflegen läßt, faſt unmöglich iſt, den Druck abzuſchütteln; daß die angebliche Ausübung der Wohlthätigkeit, mit der ſich die Sekte breit macht, um Leichtgläubige anzuziehen und ſich die Achtung der unwiſſenden Menge zu erwerben, nur in der Theorie exiſtirt, unter keinen Umſtänden aber in der Praxis zur Anwendung kommt, kurz die ſchamloſeſte Augentäuſchung iſt, die ſich jemals der Geiſt der Lüge ausgeheckt. Ich be- beweiſe, daß unter einer Monarchie die Sekte im Zuſtande permanenter Verſchwörung thätig iſt, und daß ſie unter einer Republik die Macht monopoliſirt, die Regierung konfiszirt, die Aemter und Anſtellungen an ſich reißt, das allgemeine Stimmrecht fälſcht, die Demokratie prellt, die Maſſe der Landleute, Bürger, Handwerker und Arbeiter hintergeht und das mit einer Geſchicklichkeit, daß die Opfer dieſer Fälſchungen und Betrügereien ihre Rolle als Ge- prellte nicht einmal gewahr werden ......“ Brief vom Berner Bauer. (Korreſpondenz vom Jura.) Lieber Sepp Antoni! Das iſt ſchön von Dir, daß Du den Bernerbauer noch nicht vergeſſen haſt. Dein Brief in Nr. 16 des Volksblattes, unſerm Leiborgan, um mit Bismarck zu ſprechen, hat mich in allweg gefreut, denn Du packſt ja darin gleich einen ganzen Krämerladen aus von allerlei Anſichten über religiöſes und politiſches Wetter und berichteſt alles Mögliche Intereſſante aus Eurem St. Gallerländli. Dein Gedächtniß ſcheint aber doch etwas ſchwach zu werden, ſonſt hätteſt Du nicht ge- ſchrieben, es ſei ſchon ſo lange her, ſeit ich Dir meinen letzten Brief geſchickt habe. Gerade vor Neujahr habe ich Dir ja geſchrieben, was ſicher nicht ſo erſchrecklich lang iſt. Zwar hätte ich Dir ſchon vorher wieder einen Brief gemacht, aber Du weißt, daß ich meiſtens im Verborgenen vor meiner Frau in der kalten Kammer oben ſchreiben muß, um mit dem Hauskreuz im leidendlichen Frieden leben zu können, weil ſie es abſolut nicht will haben, daß ich mich mit dem Zeitungsſchreiben abgebe. Du haſt recht, mit dem Winter will’s an kein Ende gehen und beſonders iſt’s ſeit Anfang März Morgen und Abend eine erbärmliche Kälte und den Tag hindurch beim hellen Sonnenſchein ein ſo giftiger, kalter Wind, daß man meint, man ſei in Sibirien bei den armen, verbannten Polen. Du klagſt auch über den ſchwindſüchtigen Heuſtock. Dar- über mag oder kann ich gar nicht mehr ſchwäzen. Wenn ich alles Heu auf meiner Bühne zuſammenſcharre, ſo gäb’s glaube kaum mehr einen rechten Laubſack voll. Mich dauert das arme Vieh, daß Gott erbarm’. Die „Chüli“ ſehen bald aus wie Marterbilder. Man kann wirklich ſagen, der liebe Gott hat uns heimgeſucht oder geſtraft, indem er dieſes Jahr eine wahre Hungersnoth unter das Vieh hat kommen laſſen, ſtatt wie früher ſchon unter die Menſchen. Das Heu wird immer rarer. So ein Kläfterli Heu gilt jetzt bei uns bereits 75 Fr. ein wahrer Schandpreis. Ich weiß wohl, daß man Deinen Rath befolgen und trotz aller Noth die Kühe gut füttern ſollte, ſonſt geht freilich in Haus und Stall Alles flöten. Aber, mach eine Fauſt, wenn Du keine Hand haſt, das heißt, wie will man gut füttern, wenn man kein Heu hat und den letzten Rappen Geld immer für die uner- ſchwinglichen Steuern aus dem Hoſenſack heraus klauben muß, um die dicken Bäuche der vielen, unnützen Beamteten noch mehr zu mäſten, damit ſie noch mehr „Narrenſtückli“ ausſinnen können, bis die ſauer zuſammen geſchwitzten Batzen vom Bauernvolk wieder hin ſind? Du klagſt auch wieder über ſo viel abgeſetztes Elend im neuen Jahr und frägſt, ob die Zeiten beſſer geworden ſeien? Ich möchte lieber fragen, ob die Menſchen, welche die Zeiten machen, beſſer geworden ſeien? Das mag der allwiſſende Gott richtig beurtheilen, ob die Menſchen frömmer, religiöſer, tugendhafter, genügſamer und zu- friedener geworden ſeien. Wenn unſereins ſo da und dort in die kurioſen Menſchenkneuel und Wirrwarr hin- einguckt, ſo möchte man am „Beſſerwerden“ der Leute freilich faſt verzweifeln. Vollſtändig Recht haſt, vielerorts nichts als Raufereien, blutige Köpfe, Saufbolde und Meſſerten, da kanns währlich noch eine gute Weile anſtehen, bis ſich ein beſſeres Bild der Zeit zeigt. Und, daß ich’s gerade herausſage, namentlich Ihr St. Galler ſcheinet mit dem guten Beiſpiel zum „Beſſerwerden“ auch noch nicht vor- ausgehen zu wollen. Zur Faſtnachtszeit gehts zwar überall etwas „kruttig“ zu, aber es ſcheint mir, daß beſonders im Kt. St. Gallen laut den Zeitungen die Faſtnacht- narren wieder an allen Enden und Ecken ab dem Schnürli gekommen ſind. So habe ich in einer einzigen Nr. der Zeitung 24 Tanzbeluſtigungen und „Theatereien“ geleſen. Das iſt denn doch der „Narrethei“ zu viel. Man würde bald meinen, Ihr wüßtet da draußen nichts von der herr- lichen Schrift, worin Euer hochwſt. Biſchof mit ſo ſchönen, eindringlichen und kräftigen Worten vor den ſündhaften und leichtſinnigen, verderblichen Faſtnachtsvergnügen warnt. Du wirſt fragen, ob ich dieſe Schrift denn auch im Jura geleſen habe? Freilich, lieber Anton! Denn unſer Herr Pfarrer, mit dem ich auf gutem Fuß ſtehe, hat mir die Broſchüre zum leſen für meine Buben und Meitli mit- getheilt. An einem Sonntag in der Faſtnacht hat der Pfarrer ſogar die Schrift von der Kanzel verleſen. Die Sache hat dem Volke allgemein gefallen und viele Nach- baren haben mir geſagt: „Reſpeckt vor dem Biſchofe in St. Gallen, ſeinen wackern Mahnworten wollen wir folgen!“ Nur der Wirth in unſerm Dorf iſt „vertaubet“ wegen dem Verleſen und hat unſerm Pfarrer deßhalb einen groben, wüſten Brief geſchrieben und darin geſagt, der Pfarrer ſei ein ausgefeimter Spitzbub. Natürlich hat der Pfarrer nur auf den Stockzähnen gelacht wegen der lieblichen Titulatur und das „Krämli“ vom liebenswürdigen Wirth ſtill in die Schublade geſchoben. Im Uebrigen kann man gottlob gerade nicht klagen, daß es im Jura mit den „Faſtnachtlumpeten“ ſo arg zu und hergehe. In unſerer großen Gemeinde war die ganze Faſtnacht hin- durch weder Tanz noch Theater und da kann man, mein ich, wohl noch zufrieden ſein. Daß ich aller „Tanzeten“ und allem „Theatern“ Spinnenfeind bin, brauche ich Dir ſelbſt ſicher nicht erſt zu ſagen. Die beſten Tänze nützen nichts und taugen nichts und was nützen die Theater? Man macht jetzt immer ſoviel Weſens mit den Kinder-, Schul- und Jugendtheatern. Zugegeben, daß Alles an und für ſich unſchuldige, ſogar religiöſe Stücke auf die Bühne kommen, wo iſt da der große Nutzen im Vergleich zu dem Schaden und dem Verderben, der ſelbſt aus ſolchen Theatern erwachſen kann und ſchon thatſächlich entſtanden iſt? Die frühere Jugend, die nichts von „Theatern“ gewußt, war in ihrer Freude viel unſchuldiger, kindlicher, genügſamer und in jeder Beziehung beſſer daran, als unſere heutige Jugend, die durch’s Theatern nur zu früh reif wird für Alles, was ſie noch nicht wiſſen ſollte, und nur zur koketten Eitelkeit, und zur hoch- naſigkeit herangezogen wird. Ich habe einmal einem Theater von Schulkindern zugeſchaut, einem ganz un- ſchuldigen Stücke. Aber was iſt für ein Nutzen dabei

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 24, Uznach, 24. 03. 1886, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller24_1886/1>, abgerufen am 21.11.2024.