St. Galler Volksblatt. Nr. 27, Uznach, 03. 04. 1889.[Spaltenumbruch]
will der Gewerbeverein St. Gallen den Versuch machen, Nach dreistündiger Berathung wurde diese erste Dele- Am Vormittag hatte in zwei Zimmern der Realschule -- Jahresbericht der Zwangsarbeitsanstalt Bizi, pro -- Schwarzenbach. Donnerstag Abend ereignete -- Seebezirk. Ein Referat über die Revisions- -- In Felixdorf bei Wien starb im Alter von 57 Kantone. -- In Zürich erschoß sich am 20. Abends 6 Uhr -- Dem Korrespondenten der "Daily News" in Pe- Uri. Erstfelden, 28. März Heute Vormittag Schwyz. Trauriges Zusammentreffen. In der Nacht -- Schübelbach. Hier sucht der unerbittliche Tod [Spaltenumbruch] -- Schwyz. Im Laufe der letzten Woche wurden Glarus. Die Regierung beabsichtigt, ein neues Zug. In Baar starb in der Nacht auf 30. März Basel. Seit vorletzten Samstag ist der Buchhalter Wallis. Am vergangenen Freitag behandelte das Waadt. Radikale Minoritätenvertetung. Der Große Rath bestellte, trotz einer starken liberal-kon- -- Sämmtliche für die Wasserbehälter-Katastrophe von -- Gemeindepräsident Dr. Rosat, im Bezirke Pays Genf. Ein Zeitungskorrespondent hat Anfangs De- Ausland. -- Nachrichten aus Samoa zufolge hat ein fürchter- -- Bei dem Orkan vor Samoa versuchten die Kriegs- -- Das belgische Packetboot "Comtesse Flandre" ver- -- Das Wiener Tageblatt meldet aus Petersburg, Deutsches Reich. Der Reichstag nahm den -- In Elberfeld, Barmen, Ronsdorf Färberstreike. -- München. Stadtpfarrer Thoma wurde zum -- Aus der Provinz Posen kommt Meldung von -- Die Untersuchung gegen Buchbinder Ada, den -- In dem Weiler Iglerberg (Oberamt Tettnang, Oesterreich-Ungarn. Zum Tod durch den -- Die Katastrophe von Meyerling hatte noch ein blu- Frankreich. Cannes. Der Sohn des schweize- Italien. Es gehen Gerüchte, als ob der Kardinal Serbien. Milan ist nach dem Orient verreist.| England. Die Macht des Gewissens zeigt -- Das Unterhaus nahm mit 179 gegen 157 Stim- [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
will der Gewerbeverein St. Gallen den Verſuch machen, Nach dreiſtündiger Berathung wurde dieſe erſte Dele- Am Vormittag hatte in zwei Zimmern der Realſchule — Jahresbericht der Zwangsarbeitsanſtalt Bizi, pro — Schwarzenbach. Donnerſtag Abend ereignete — Seebezirk. Ein Referat über die Reviſions- — In Felixdorf bei Wien ſtarb im Alter von 57 Kantone. — In Zürich erſchoß ſich am 20. Abends 6 Uhr — Dem Korreſpondenten der „Daily News“ in Pe- Uri. Erſtfelden, 28. März Heute Vormittag Schwyz. Trauriges Zuſammentreffen. In der Nacht — Schübelbach. Hier ſucht der unerbittliche Tod [Spaltenumbruch] — Schwyz. Im Laufe der letzten Woche wurden Glarus. Die Regierung beabſichtigt, ein neues Zug. In Baar ſtarb in der Nacht auf 30. März Baſel. Seit vorletzten Samſtag iſt der Buchhalter Wallis. Am vergangenen Freitag behandelte das Waadt. Radikale Minoritätenvertetung. Der Große Rath beſtellte, trotz einer ſtarken liberal-kon- — Sämmtliche für die Waſſerbehälter-Kataſtrophe von — Gemeindepräſident Dr. Roſat, im Bezirke Pays Genf. Ein Zeitungskorreſpondent hat Anfangs De- Ausland. — Nachrichten aus Samoa zufolge hat ein fürchter- — Bei dem Orkan vor Samoa verſuchten die Kriegs- — Das belgiſche Packetboot „Comteſſe Flandre“ ver- — Das Wiener Tageblatt meldet aus Petersburg, Deutſches Reich. Der Reichstag nahm den — In Elberfeld, Barmen, Ronsdorf Färberſtreike. — München. Stadtpfarrer Thoma wurde zum — Aus der Provinz Poſen kommt Meldung von — Die Unterſuchung gegen Buchbinder Ada, den — In dem Weiler Iglerberg (Oberamt Tettnang, Oeſterreich-Ungarn. Zum Tod durch den — Die Kataſtrophe von Meyerling hatte noch ein blu- Frankreich. Cannes. Der Sohn des ſchweize- Italien. Es gehen Gerüchte, als ob der Kardinal Serbien. Milan iſt nach dem Orient verreist.| England. Die Macht des Gewiſſens zeigt — Das Unterhaus nahm mit 179 gegen 157 Stim- [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jArticle" n="2"> <p>will der Gewerbeverein St. Gallen den Verſuch machen,<lb/> durch die Vorſtände der Fortbildungsſchulen jährlich die<lb/> Liſte der Lehrlinge zu erlangen, welche die Schulen be-<lb/> ſuchen, um, geſtützt auf dieſe Mittheilungen, die Meiſter<lb/> direkt einladen zu können, ihre Lehrlinge zur Theilnahme<lb/> an den Prüfungen zu beſtimmen.</p><lb/> <p>Nach dreiſtündiger Berathung wurde dieſe erſte Dele-<lb/> girtenverſammlung geſchloſſen.</p><lb/> <p>Am Vormittag hatte in zwei Zimmern der Realſchule<lb/> die dies Jahr zum erſten Mal veranſtaltete <hi rendition="#g">Prüfung<lb/> in den Schulfächern</hi> der ſich zu der <hi rendition="#g">Lehr-<lb/> lingsprüfung</hi> angemeldeten Lehrlinge ſtattgefunden.<lb/> Die Prüfungen erſtreckten ſich beſonders auf die Fächer:<lb/> Deutſch (Aufſatz), Rechnen und Zeichnen. Im Rechnen<lb/> wurde die Prüfung auch auf die Geometrie ausgedehnt.<lb/> In jedem Fache, namentlich im Zeichnen, fanden die For-<lb/> derungen des praktiſchen Berufslebens beſondere Berück-<lb/> ſichtigung. In einem andern Saale waren die zum<lb/> größten Theile recht hübſchen Lehrlingsarbeiten, welche die<lb/> zur Prüfung angemeldeten Lehrlinge ſelbſtſtändig ver-<lb/> fertigt haben, ausgeſtellt. Die Diplom- und Preisver-<lb/> theilung erfolgt nächſten Sonntag. Betheiligt ſind 48<lb/> Lehrlinge aus verſchiedenen Bezirken des Kantons.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Jahresbericht der Zwangsarbeitsanſtalt Bizi, pro<lb/> 1888. Der Perſonenbeſtand der Anſtalt betrug am 1.<lb/> Januar 36 Perſonen, 32 männliche und 4 weibliche.<lb/> Im Laufe des Jahres wurden eingeliefert 16, 13 männ-<lb/> liche und 3 weibliche, zuſammen 52 Perſonen. Ausge-<lb/> treten ſind 33, 29 männliche und 4 weibliche, ſomit der<lb/> Perſonenbeſtand am 31. Dezember 19, 16 männliche und<lb/> 3 weibliche. Von den 52 Perſonen gehörten zu den kon-<lb/> trahirten Gemeinden 24, aus andern Gemeinden des Kt.<lb/> St. Gallen 20, aus dem Kt. Zürich 3, Zug 3, Appen-<lb/> zell und Graubünden je 1. Im Bezug auf Alter ſind<lb/> unter 30 Jahren 20, von 30—40 25 und über 40<lb/> Jahren 7 Perſonen; 30 gehörten der evangeliſchen und<lb/> 22 der katholiſchen Konfeſſion an. Die Verpflegungs-<lb/> tage betrugen 8,340, daher ein täglicher Perſonenbeſtand<lb/> von 22 Perſonen. Der höchſte Beſtand war am 14. Febr.<lb/> mit 37, der niedrigſte am 17. Juli mit 14. Entwei-<lb/> chungen fanden eine ſtatt. Strafen mußten verhängt<lb/> werden: 7 Ermahnungen, 10 Brodentzug von ½ bis<lb/> 1 Pfund per Tag, 29 Arreſt von 1 bis 4 Tage. Ein-<lb/> mal mußte der Artikel 24 des Anſtaltgeſetzes in Anwen-<lb/> dung gebracht werden. Die Einnahmen betrugen Fr.<lb/> 22,853. 87. Die Ausgaben 24,002. 68, ſomit ein Defizit<lb/> von Fr. 1,148.81, welcher von den kontrahirten Ge-<lb/> meinden zu decken iſt, die ein Steuerkapital Fr. 50,501,600<lb/> und eine Seelenzahl von 43,005 aufweiſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Schwarzenbach</hi>.</head> <p>Donnerſtag Abend ereignete<lb/> ſich auf der Bahnlinie in der Nähe von Oberſtetten ein<lb/> ſchwerer Unglücksfall. Die Bahnarbeiter hatten einen<lb/> Kanal zu ziehen. Der Boden iſt hier herum ſonſt be-<lb/> denklich beweglich und bei dieſer Jahreszeit und bei dieſem<lb/> Wetter geradezu gefährlich. Drei Arbeiter wurden ur-<lb/> plötzlich im Schachte begraben. Gottlob konnten 2 noch<lb/> lebend herausgegraben werden, während Vorarbeiter Huber,<lb/> ein 36jähriger Mann, Vater von 3 Kindern, erſt todt<lb/> aufgefunden wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Seebezirk</hi>.</head> <p>Ein Referat über die Reviſions-<lb/> verſammlung in Eſchenbach folgt in nächſter Nummer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In Felixdorf bei Wien ſtarb im Alter von 57<lb/> Jahren Herr <hi rendition="#g">Jakob Lätſch,</hi> ehem. Fabrikdirektor der<lb/> Spinnerei Uznaberg.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head>Kantone.</head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In <hi rendition="#g">Zürich</hi> erſchoß ſich am 20. Abends 6 Uhr<lb/> aus unbekannten Gründen auf offener Straße ein hieſiger<lb/> Einwohner vermittelſt eines Revolvers dicht vor den Schau-<lb/> fenſtern eines Modenmagazins.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Dem Korreſpondenten der „Daily News“ in Pe-<lb/> tersburg zufolge, hat der Bomben-Zwiſchenfall in Zürich<lb/> ein ungeheueres Komplott aufgedeckt, deſſen Chef der bei<lb/> der Exploſion in Zürich getödtete Student Bernſtein war.<lb/> In Odeſſa, Moskau, Kiew, Charkow ſind viele Verhaf-<lb/> tungen vorgenommen worden. Bernſtein ſoll 1887 ein<lb/> Attentat organiſirt haben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Uri.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#g">Erſtfelden,</hi> 28. März</dateline> <p>Heute Vormittag<lb/> warf in der Nähe des Bahnhofes im ſogenannten Bruſt-<lb/> bachthale eine gewaltige Lawine die Eiſenbahnbrücke in die<lb/> Reuß. Das Mauerwerk blieb unbeſchädigt, in Folge deſſen<lb/> gelang es ſchon bis 3 Uhr Nachmittags, eine paſſirbare<lb/> Nothbrücke zu erſtellen und ſo den Verkehr wieder aufzu-<lb/> nehmen. Die niedergegangene Lawine war 10 Meter breit<lb/> und 73 Meter hoch. Kurz vorher hatten die Extrazüge<lb/> der von Zürich kommenden Bataillone 67 und 69 die<lb/> Stelle paſſirt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwyz.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>Trauriges Zuſammentreffen.</head> <p>In der Nacht<lb/> vom Dienſtag auf Mittwoch wurde in Benau bei Einſiedeln<lb/> der Werkmann K. Biſſig von ſchwerem Geſchick betroffen.<lb/> Abends war ihm nach längerer Krankheit die Frau ge-<lb/> ſtorben. Mann und Kinder gingen zu Bett, während im<lb/> Sterbezimmer die Lichter brannten. Gegen Mitternacht<lb/> brach Feuer aus. Mit Mühe konnte die Leiche durchs<lb/> Fenſter ins Freie gebracht werden. Haus und Stall wurden<lb/> vollſtändig eingeäſchert. Mobiliar, Heu und Erdäpfel<lb/> waren nicht verſichert. Man glaubt, daß durch die Flamme<lb/> der Petroleumlampe die Decke, und, als ſie niederſtürzte,<lb/> das Zimmer in Brand gerieth.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Schübelbach</hi>.</head> <p>Hier ſucht der unerbittliche Tod<lb/> nicht bloß die Erwachſenen, ſondern auch die Kinder heim,<lb/> indem in kurzer Zeit Viele vom Scharlachfieber dahinge-<lb/> rafft wurden. Dem Herrn Wirth Steiner in Siebnen<lb/> allein ſtarben 3 Kinder im Alter von 2, 4 und 5 Jahren.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Schwyz</hi>.</head> <p>Im Laufe der letzten Woche wurden<lb/> hier und in der Umgegend zirka 1500 Wintermagerkäſe,<lb/> pr. Zentner zu Fr. 23—25, nach dem Kanton Zürich<lb/> verkauft.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Glarus.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die Regierung beabſichtigt, ein neues<lb/> Landsbuch, d. h. eine neue Geſetzesſammlung herauszugeben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zug.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In Baar ſtarb in der Nacht auf 30. März<lb/> Hr. Landammann und Nationalrath Alois Müller, 68<lb/> Jahre alt, ein konſervativer Veterane im zugeriſchen Staats-<lb/> dienſte. Hr. Müller gehörte der Regierung ſeit 1860<lb/> ununterbrochen an. Er bekleidte auch die Stelle eines<lb/> Präſidenten des Erziehungsrathes. Seit mehrern Wochen<lb/> war er durch ſchwere Krankheit ans Zimmer gefeſſelt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Baſel.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Seit vorletzten Samſtag iſt der Buchhalter<lb/> und Betriebskaſſier der Birſigthalbahn verſchwunden. Man<lb/> dachte zuerſt an einen Selbſtmord. Seitdem aber ein De-<lb/> fizit zu Tage getreten iſt, nimmt man an, er ſei dem<lb/> Meere zu geflohen und werde bereits ſchwimmen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wallis.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Am vergangenen Freitag behandelte das<lb/> Bundesgericht den Rekurs der <hi rendition="#g">Gemeinde Zermatt</hi><lb/> gegen die Regierung von Wallis betr. die Einbürgerung<lb/> des Herrn Alex. Seiler. Das Bundesgericht wies die<lb/> Rekurrentin ab und verfällte ſie obendrein in eine Tröler-<lb/> buße. Das Urtheil erfolgte auf Antrag des Referenten<lb/> Hrn. Goguin und war ein einſtimmiges. Damit dürfte<lb/> dieſer jahrelauge Konflikt die Endſchaft erreicht haben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Waadt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head><hi rendition="#g">Radikale Minoritätenvertetung</hi>.</head><lb/> <p>Der Große Rath beſtellte, trotz einer ſtarken liberal-kon-<lb/> ſervativen Minderheit, die Regierung ausſchließlich aus Ra-<lb/> dikalen, die ſich alleſammt gewiß nicht genug in Entrüſtung<lb/> über die Ausſchließlichkeit der konſervativen Teſſiner er-<lb/> gehen können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Sämmtliche für die Waſſerbehälter-Kataſtrophe von<lb/> Sonzier als verantwortlich Behaftete ſind vom Gerichte<lb/> freigeſprochen worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Gemeindepräſident Dr. Roſat, im Bezirke Pays<lb/> d’Enhaut, wurde in ſeiner Eigenſchaft als ſtaatlicher Steuer-<lb/> einnehmer urplötzlich verhaftet. Er ſoll ihm anvertraute<lb/> Gelder im Betrage von zirka 10,000 Franken veruntreut<lb/> haben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Genf.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Ein Zeitungskorreſpondent hat Anfangs De-<lb/> zember v. I. getadelt, daß manche Genfer Großkapitaliſten<lb/> für einheimiſche Gewerbe und für Hebung der ſtockenden<lb/> Geſchäfte faſt kein Geld hergeben, während ſie bei aus-<lb/> wärtigen Anleihen und Spelulationen für Millionen unter-<lb/> zeichnen. Es wurde bemerkt, daß es auch ihr Vortheil<lb/> wäre, den Armen und Hungrigen des Volkes Arbeit und<lb/> Verdienſt zu verſchaffen, daß ſie jedoch dies erſt einſehen<lb/> werden, wenn es zu ſpät ſei. Die Behauptung hat ſich<lb/> bald bewährt. Genfer Kapitaliſten haben beim Kupferkrach<lb/> und Bankſchwindel in Paris viele Millionen Franken ver-<lb/> loren. Da ward die Weisheit der ſtolzen Mode-Herren<lb/> wieder zu Schanden und die Vorſicht der alten Hausmüt-<lb/> terchen, welche ihr Geld in Strümpfen aufbewahrten, war<lb/> noch geſcheidt dagegen. Es erſcheint eigenthümlich, daß<lb/> unmittelbar vor der großen Weltausſtellung in Paris ein<lb/> Bankkrach mit mehreren hundert Millionen Verluſt eintritt,<lb/> wie ſeit dem Jahre 1873 nicht mehr, da damals in Wien<lb/> vor der dortigen Weltausſtellung ein Börſenkrach zirka 300<lb/> Millionen Gulden Schaden brachte — gleichſam zum grö-<lb/> ßeren Triumph der Arbeit, welche vor dem bloßen Geld-<lb/> beſitz ihren Vorzug erſt recht feiern ſoll.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head>Ausland.</head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Nachrichten aus Samoa zufolge hat ein fürchter-<lb/> licher Orkan am 16. März die deutſchen Schiffe „Adler“,<lb/> „Olga“, „Eber“ und die amerikaniſchen Schiffe „Trenton“,<lb/> „Randalia“ und „Nipſik“ an ein Felſenriff geworfen und<lb/> es ſind dieſelben gänzlich geſcheitert. 4 amerikaniſche Offi-<lb/> ziere und 46 Matroſen und 9 deutſche Offiziere und 87<lb/> Matroſen ſind ertrunken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Bei dem Orkan vor Samoa verſuchten die Kriegs-<lb/> ſchiffe das offene Meer zu erreichen, aber nur dem eng-<lb/> liſchen Kreuzer „Caliope“ iſt dies gelungen. Außer den<lb/> Kriegsſchiffen haben noch verſchiedene Handelsſchiffe und 7<lb/> Küſtenfahrer Schiffbruch gelitten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Das belgiſche Packetboot „Comteſſe Flandre“ ver-<lb/> ließ am 29. Oſtende, um ſich nach Doves zu begeben.<lb/> Infolge Nebels fand ein Zuſammenſtoß mit dem von Dover<lb/> kommenden belgiſchen Packetboot „Princeſſe Heinriette“ ſtatt.<lb/> Der Dampfkeſſel der „Flandre“ zerplatzte und das Schiff<lb/> ſank. Der Kapitän und vierzehn Matroſen oder Paſſa-<lb/> giere ertranken. „Henriette“ iſt mit leichten Beſchädigungen<lb/> in Oſtende eingetroffen. Prinz Jerome Napoleon befand<lb/> ſich an Bord der „Flandre“ und iſt der einzige Paſſagier,<lb/> welcher gerettet wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Das Wiener Tageblatt meldet aus Petersburg,<lb/> am 19. März wäre bei der Ueberſiedlung des ruſſiſchen<lb/> Kaiſerpaars nach Gatſchina ein Eiſenbahnattentat verſucht<lb/> worden durch Querlegung alter Schienen über den Bahn-<lb/> ſtrang. Das Hinderniß ſei rechtzeitig entdeckt und der<lb/> Zug glücklich angehalten worden. Noch in derſelben Nacht<lb/> fanden Hausſuchungen und Verhaftungen in Petersburg<lb/> ſtatt, wobei ſich ein Handwerker Namens Jarzenski ermor-<lb/> dete, weil bei ihm verdächtige Gegenſtände gefunden wurden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Der Reichstag nahm den<lb/> Antrag <hi rendition="#g">Hitze</hi> (Centrum) und Ackermann (konſervativ)<lb/> an, wonach fortan einer großen Anzahl von Handwerker-<lb/> Kategorien der Beginn eines ſelbſtſtändigen Gewerbebetriebes<lb/> nur noch dann geſtattet werden ſoll, wenn ſie den <hi rendition="#g">Nach-<lb/> weis der Befäh|ig|ung</hi> zur ſelbſtſtändigen Ausführung<lb/> der gewöhnlichen Arbeiten des betreffenden Gewerbes ge-<lb/> liefert haben. Von dieſer Abänderung der Gewerbeord-<lb/><cb/> nung werden betroffen die Barbiere, Bäcker, Bandagiſten,<lb/> Böttcher, Brunnenmacher, Buchbinder, Buchdrucker, Bürſten-<lb/> binder, Conditoren, Drechsler, Färber, Feilenhauer, Per-<lb/> rückenmacher, Metallgießer, Gerber, Glaſer, Glockengießer,<lb/> Gold-, Silber- und Juwelenarbeiter, Gürtler und Hand-<lb/> ſchuhmacher, Hutmacher, Kammacher, Spengler, Korbmacher,<lb/> Kürſchner, Kupferſchmiede, Maler und Vergolder, Maurer,<lb/> Mechaniker, Optiker, Meſſer- und Zeugſchmiede, Fleiſcher,<lb/> Müller, Mühlenbauer, Nadler, Poſamentirer, Siebmacher,<lb/> Schirmmacher, Sattler, Schieferdecker, Schloſſer, Schmiede,<lb/> Schneider, Schreiner, Stuhlmacher, Töpfer, Schornſtein-<lb/> feger, Schuhmacher, Schiffsbauer, Seifenſieder, Seiler,<lb/> Steinmetze, Stuckatoren, Tapezirer, Uhrmacher, Wagner,<lb/> Wachszieher, Weber und Zimmerleute.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In Elberfeld, Barmen, Ronsdorf <hi rendition="#g">Färberſtreike</hi>.<lb/> In Magdeburg <hi rendition="#g">ſtreiken</hi> die <hi rendition="#g">Töpfer</hi> und in Berlin<lb/> die <hi rendition="#g">Mauter</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">München</hi>.</head> <p>Stadtpfarrer Thoma wurde zum<lb/> Biſchof von Paſſau ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Aus der Provinz <hi rendition="#g">Poſen</hi> kommt Meldung von<lb/> Ueberſchwemmungen. Die Weichſel iſt aus den Ufern ge-<lb/> treten, ebenſo einige andere Flüſſe. Die Stadt Poſen iſt<lb/> zum Theil überſchwemmt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die Unterſuchung gegen Buchbinder Ada, den<lb/> Mörder des Dekans Förderer, iſt nun beendigt. Ada er-<lb/> klärte, er ſei vom Vater beauftragt worden, einen Mann<lb/> zu ermorden. In Lahr ſei dann die That erfolgt. Ge-<lb/> rade Herrn Förderer zu ermorden, habe er keine perſön-<lb/> liche Veranlaſſung gehabt, da ihm derſelbe nie etwas zu<lb/> Leide gethan. Die Geſchwornen erklärten Ada ſchuldig<lb/> und der Gerichtshof verurtheilte ihn zum Tode. Ada brach<lb/> hiebei wiederholt in angſtvolle Rufe aus, indem er — der<lb/> rohe entmenſchte „Pfaffenfreſſer“ — die Gnade des Rich-<lb/> ters anrief.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In dem Weiler <hi rendition="#g">Iglerberg</hi> (Oberamt Tettnang,<lb/> Württemberg) zündete ein entlaſſener Knecht aus Rache<lb/> ſeinem früheren Brodherrn, dem wohlhabenden Bauer<lb/> Ehrler, Nachts das Haus an. Als die Flammen raſch<lb/> um ſich griffen, erfaßten Gewiſſensbiſſe den Verbrecher;<lb/> er klopfte die im tiefſten Schlafe liegenden Hausbewohner<lb/> heraus mit dem Rufe: Es brennt! und eilte davon. Leider<lb/> kam die Warnung zu ſpät. Nur die Erwachſenen, Vater,<lb/> Mutter und die Magd, konnten ſich retten. Drei Kinder<lb/> im Alter von 9, 12 und 14 Jahren kamen in den Flammen<lb/> um, ebenſo die Pferde und der ganze Viehſtand. Der<lb/> Thäter, den die Frau an der Stimme erkannte, wurde<lb/> alsbald verhaftet und geſtand auf dem Wege zum Gefängniß.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#g">Zum Tod durch den<lb/> Strang verurtheilt</hi> wurden vom Schwurgerichtshof<lb/> in Bozen zwei Bündner: der 61jährige Schafhirt Ib.<lb/> Kuen von Tartſch und der 30jährige Jos. Schöpf von<lb/> Mals, weil ſie am 11. Auguſt 1888 im Uina-Thal an<lb/> einem Herrn Dr. Viktor Schick einen Raubmord verübt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die Kataſtrophe von Meyerling hatte noch ein blu-<lb/> tiges Nachſpiel zwiſchen Graf Hoyos, dem bei jener Ka-<lb/> taſtrophe vielgenannten Freund des Kronprinzen Rudolph<lb/> und dem bekannten Sportsmann Baltazzi, einem nahen<lb/> Verwandten der Baroneſſe Vetſera. Es ſoll geſtern auf<lb/> franzöſiſchem Boden ein Duell ſtattgefunden haben, welches<lb/> mit einer ſchweren Verwundung Baltazzis endete.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head><hi rendition="#g">Cannes</hi>.</head> <p>Der Sohn des ſchweize-<lb/> riſchen Vizekonſul William Geiſendorff, ein 24jähriger junger<lb/> Mann, wurde, als er vom Beſuch ſeiner in Genua woh-<lb/> nenden Braut heimkehrte, im Eiſenbahnwagen ermordet.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Es gehen Gerüchte, als ob der Kardinal<lb/> Rampolla im Staatsſekretariat durch einen andern Kardinal<lb/> erſetzt werden ſoll. Man ſpricht von Vanutelli oder Ga-<lb/> limberti.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Serbien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Milan iſt nach dem Orient verreist.|</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">England.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#g">Die Macht des Gewiſſens</hi> zeigt<lb/> ſich in folgendem Vorfall, welcher der „Nat.-Ztg.“ von<lb/> London mitgetheilt wird. Ein gebürtiger Schweizer, Na-<lb/> mens Alexander Joſeph Walder, ſtellte ſich neulich dem<lb/> Gerichtshof von Mancheſter und gab an, vor 8 Jahren<lb/> zwei Menſchen ermordet zu haben. Die Einvernahme er-<lb/> gab Folgendes. Im Jahre 1881 arbeitete Walder als<lb/> 23jähriger Mann in der Apotheke des Dr. Lagrange zu<lb/> Paris als Gehülfe. Eines Morgens blieb die Apotheke<lb/> ſeltſamer Weiſe geſchloſſen und als die Nachbarn, beſorgt<lb/> wegen der außergewöhnlichen Erſcheinung, die Polizei holte,<lb/> fand man den Beſitzer der Apotheke vergiftet in dem Schlaf-<lb/> zimmer vor; in der Küche fand ſich bei weiterm Nach-<lb/> forſchen die ebenfalls an Gift geſtorbene Dienerin vor;<lb/> die Ladenkaſſe war erbrochen und der Inhalt geraubt.<lb/> Sofort richtete ſich der Verdacht der That auf den Ge-<lb/> hülfen, den oben genannten Walder, der ſpurlos verſchwun-<lb/> den war; trotz aller Steckbriefe gelang es nicht, ſeiner<lb/> habhaft zu werden. Wie ſich jetzt herausſtellte hat er ſich<lb/> nach Amerika gewandt und dort als Hotelburſche, Kaffee-<lb/> kellner, Coiffeurgehilfe und Droguenverkäufer ſein Leben<lb/> gefriſtet. Sein Gewiſſen ließ ihm aber keine Ruhe; mit<lb/> magiſcher Gewalt zog es ihn nach jahrelanger Friſt nach<lb/> Europa zurück und ſeine erſte That, nachdem er England<lb/> betreten, war ſein Selbſtgeſtändniß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Das Unterhaus nahm mit 179 gegen 157 Stim-<lb/> men die Bill betr. <hi rendition="#g">Verbot des Verkaufes geiſtiger<lb/> Getränke am Sonntag</hi> an.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
will der Gewerbeverein St. Gallen den Verſuch machen,
durch die Vorſtände der Fortbildungsſchulen jährlich die
Liſte der Lehrlinge zu erlangen, welche die Schulen be-
ſuchen, um, geſtützt auf dieſe Mittheilungen, die Meiſter
direkt einladen zu können, ihre Lehrlinge zur Theilnahme
an den Prüfungen zu beſtimmen.
Nach dreiſtündiger Berathung wurde dieſe erſte Dele-
girtenverſammlung geſchloſſen.
Am Vormittag hatte in zwei Zimmern der Realſchule
die dies Jahr zum erſten Mal veranſtaltete Prüfung
in den Schulfächern der ſich zu der Lehr-
lingsprüfung angemeldeten Lehrlinge ſtattgefunden.
Die Prüfungen erſtreckten ſich beſonders auf die Fächer:
Deutſch (Aufſatz), Rechnen und Zeichnen. Im Rechnen
wurde die Prüfung auch auf die Geometrie ausgedehnt.
In jedem Fache, namentlich im Zeichnen, fanden die For-
derungen des praktiſchen Berufslebens beſondere Berück-
ſichtigung. In einem andern Saale waren die zum
größten Theile recht hübſchen Lehrlingsarbeiten, welche die
zur Prüfung angemeldeten Lehrlinge ſelbſtſtändig ver-
fertigt haben, ausgeſtellt. Die Diplom- und Preisver-
theilung erfolgt nächſten Sonntag. Betheiligt ſind 48
Lehrlinge aus verſchiedenen Bezirken des Kantons.
— Jahresbericht der Zwangsarbeitsanſtalt Bizi, pro
1888. Der Perſonenbeſtand der Anſtalt betrug am 1.
Januar 36 Perſonen, 32 männliche und 4 weibliche.
Im Laufe des Jahres wurden eingeliefert 16, 13 männ-
liche und 3 weibliche, zuſammen 52 Perſonen. Ausge-
treten ſind 33, 29 männliche und 4 weibliche, ſomit der
Perſonenbeſtand am 31. Dezember 19, 16 männliche und
3 weibliche. Von den 52 Perſonen gehörten zu den kon-
trahirten Gemeinden 24, aus andern Gemeinden des Kt.
St. Gallen 20, aus dem Kt. Zürich 3, Zug 3, Appen-
zell und Graubünden je 1. Im Bezug auf Alter ſind
unter 30 Jahren 20, von 30—40 25 und über 40
Jahren 7 Perſonen; 30 gehörten der evangeliſchen und
22 der katholiſchen Konfeſſion an. Die Verpflegungs-
tage betrugen 8,340, daher ein täglicher Perſonenbeſtand
von 22 Perſonen. Der höchſte Beſtand war am 14. Febr.
mit 37, der niedrigſte am 17. Juli mit 14. Entwei-
chungen fanden eine ſtatt. Strafen mußten verhängt
werden: 7 Ermahnungen, 10 Brodentzug von ½ bis
1 Pfund per Tag, 29 Arreſt von 1 bis 4 Tage. Ein-
mal mußte der Artikel 24 des Anſtaltgeſetzes in Anwen-
dung gebracht werden. Die Einnahmen betrugen Fr.
22,853. 87. Die Ausgaben 24,002. 68, ſomit ein Defizit
von Fr. 1,148.81, welcher von den kontrahirten Ge-
meinden zu decken iſt, die ein Steuerkapital Fr. 50,501,600
und eine Seelenzahl von 43,005 aufweiſen.
— Schwarzenbach. Donnerſtag Abend ereignete
ſich auf der Bahnlinie in der Nähe von Oberſtetten ein
ſchwerer Unglücksfall. Die Bahnarbeiter hatten einen
Kanal zu ziehen. Der Boden iſt hier herum ſonſt be-
denklich beweglich und bei dieſer Jahreszeit und bei dieſem
Wetter geradezu gefährlich. Drei Arbeiter wurden ur-
plötzlich im Schachte begraben. Gottlob konnten 2 noch
lebend herausgegraben werden, während Vorarbeiter Huber,
ein 36jähriger Mann, Vater von 3 Kindern, erſt todt
aufgefunden wurde.
— Seebezirk. Ein Referat über die Reviſions-
verſammlung in Eſchenbach folgt in nächſter Nummer.
— In Felixdorf bei Wien ſtarb im Alter von 57
Jahren Herr Jakob Lätſch, ehem. Fabrikdirektor der
Spinnerei Uznaberg.
Kantone.
— In Zürich erſchoß ſich am 20. Abends 6 Uhr
aus unbekannten Gründen auf offener Straße ein hieſiger
Einwohner vermittelſt eines Revolvers dicht vor den Schau-
fenſtern eines Modenmagazins.
— Dem Korreſpondenten der „Daily News“ in Pe-
tersburg zufolge, hat der Bomben-Zwiſchenfall in Zürich
ein ungeheueres Komplott aufgedeckt, deſſen Chef der bei
der Exploſion in Zürich getödtete Student Bernſtein war.
In Odeſſa, Moskau, Kiew, Charkow ſind viele Verhaf-
tungen vorgenommen worden. Bernſtein ſoll 1887 ein
Attentat organiſirt haben.
Uri.
Erſtfelden, 28. März Heute Vormittag
warf in der Nähe des Bahnhofes im ſogenannten Bruſt-
bachthale eine gewaltige Lawine die Eiſenbahnbrücke in die
Reuß. Das Mauerwerk blieb unbeſchädigt, in Folge deſſen
gelang es ſchon bis 3 Uhr Nachmittags, eine paſſirbare
Nothbrücke zu erſtellen und ſo den Verkehr wieder aufzu-
nehmen. Die niedergegangene Lawine war 10 Meter breit
und 73 Meter hoch. Kurz vorher hatten die Extrazüge
der von Zürich kommenden Bataillone 67 und 69 die
Stelle paſſirt.
Schwyz.
Trauriges Zuſammentreffen. In der Nacht
vom Dienſtag auf Mittwoch wurde in Benau bei Einſiedeln
der Werkmann K. Biſſig von ſchwerem Geſchick betroffen.
Abends war ihm nach längerer Krankheit die Frau ge-
ſtorben. Mann und Kinder gingen zu Bett, während im
Sterbezimmer die Lichter brannten. Gegen Mitternacht
brach Feuer aus. Mit Mühe konnte die Leiche durchs
Fenſter ins Freie gebracht werden. Haus und Stall wurden
vollſtändig eingeäſchert. Mobiliar, Heu und Erdäpfel
waren nicht verſichert. Man glaubt, daß durch die Flamme
der Petroleumlampe die Decke, und, als ſie niederſtürzte,
das Zimmer in Brand gerieth.
— Schübelbach. Hier ſucht der unerbittliche Tod
nicht bloß die Erwachſenen, ſondern auch die Kinder heim,
indem in kurzer Zeit Viele vom Scharlachfieber dahinge-
rafft wurden. Dem Herrn Wirth Steiner in Siebnen
allein ſtarben 3 Kinder im Alter von 2, 4 und 5 Jahren.
— Schwyz. Im Laufe der letzten Woche wurden
hier und in der Umgegend zirka 1500 Wintermagerkäſe,
pr. Zentner zu Fr. 23—25, nach dem Kanton Zürich
verkauft.
Glarus.
Die Regierung beabſichtigt, ein neues
Landsbuch, d. h. eine neue Geſetzesſammlung herauszugeben.
Zug.
In Baar ſtarb in der Nacht auf 30. März
Hr. Landammann und Nationalrath Alois Müller, 68
Jahre alt, ein konſervativer Veterane im zugeriſchen Staats-
dienſte. Hr. Müller gehörte der Regierung ſeit 1860
ununterbrochen an. Er bekleidte auch die Stelle eines
Präſidenten des Erziehungsrathes. Seit mehrern Wochen
war er durch ſchwere Krankheit ans Zimmer gefeſſelt.
Baſel.
Seit vorletzten Samſtag iſt der Buchhalter
und Betriebskaſſier der Birſigthalbahn verſchwunden. Man
dachte zuerſt an einen Selbſtmord. Seitdem aber ein De-
fizit zu Tage getreten iſt, nimmt man an, er ſei dem
Meere zu geflohen und werde bereits ſchwimmen.
Wallis.
Am vergangenen Freitag behandelte das
Bundesgericht den Rekurs der Gemeinde Zermatt
gegen die Regierung von Wallis betr. die Einbürgerung
des Herrn Alex. Seiler. Das Bundesgericht wies die
Rekurrentin ab und verfällte ſie obendrein in eine Tröler-
buße. Das Urtheil erfolgte auf Antrag des Referenten
Hrn. Goguin und war ein einſtimmiges. Damit dürfte
dieſer jahrelauge Konflikt die Endſchaft erreicht haben.
Waadt.
Radikale Minoritätenvertetung.
Der Große Rath beſtellte, trotz einer ſtarken liberal-kon-
ſervativen Minderheit, die Regierung ausſchließlich aus Ra-
dikalen, die ſich alleſammt gewiß nicht genug in Entrüſtung
über die Ausſchließlichkeit der konſervativen Teſſiner er-
gehen können.
— Sämmtliche für die Waſſerbehälter-Kataſtrophe von
Sonzier als verantwortlich Behaftete ſind vom Gerichte
freigeſprochen worden.
— Gemeindepräſident Dr. Roſat, im Bezirke Pays
d’Enhaut, wurde in ſeiner Eigenſchaft als ſtaatlicher Steuer-
einnehmer urplötzlich verhaftet. Er ſoll ihm anvertraute
Gelder im Betrage von zirka 10,000 Franken veruntreut
haben.
Genf.
Ein Zeitungskorreſpondent hat Anfangs De-
zember v. I. getadelt, daß manche Genfer Großkapitaliſten
für einheimiſche Gewerbe und für Hebung der ſtockenden
Geſchäfte faſt kein Geld hergeben, während ſie bei aus-
wärtigen Anleihen und Spelulationen für Millionen unter-
zeichnen. Es wurde bemerkt, daß es auch ihr Vortheil
wäre, den Armen und Hungrigen des Volkes Arbeit und
Verdienſt zu verſchaffen, daß ſie jedoch dies erſt einſehen
werden, wenn es zu ſpät ſei. Die Behauptung hat ſich
bald bewährt. Genfer Kapitaliſten haben beim Kupferkrach
und Bankſchwindel in Paris viele Millionen Franken ver-
loren. Da ward die Weisheit der ſtolzen Mode-Herren
wieder zu Schanden und die Vorſicht der alten Hausmüt-
terchen, welche ihr Geld in Strümpfen aufbewahrten, war
noch geſcheidt dagegen. Es erſcheint eigenthümlich, daß
unmittelbar vor der großen Weltausſtellung in Paris ein
Bankkrach mit mehreren hundert Millionen Verluſt eintritt,
wie ſeit dem Jahre 1873 nicht mehr, da damals in Wien
vor der dortigen Weltausſtellung ein Börſenkrach zirka 300
Millionen Gulden Schaden brachte — gleichſam zum grö-
ßeren Triumph der Arbeit, welche vor dem bloßen Geld-
beſitz ihren Vorzug erſt recht feiern ſoll.
Ausland.
— Nachrichten aus Samoa zufolge hat ein fürchter-
licher Orkan am 16. März die deutſchen Schiffe „Adler“,
„Olga“, „Eber“ und die amerikaniſchen Schiffe „Trenton“,
„Randalia“ und „Nipſik“ an ein Felſenriff geworfen und
es ſind dieſelben gänzlich geſcheitert. 4 amerikaniſche Offi-
ziere und 46 Matroſen und 9 deutſche Offiziere und 87
Matroſen ſind ertrunken.
— Bei dem Orkan vor Samoa verſuchten die Kriegs-
ſchiffe das offene Meer zu erreichen, aber nur dem eng-
liſchen Kreuzer „Caliope“ iſt dies gelungen. Außer den
Kriegsſchiffen haben noch verſchiedene Handelsſchiffe und 7
Küſtenfahrer Schiffbruch gelitten.
— Das belgiſche Packetboot „Comteſſe Flandre“ ver-
ließ am 29. Oſtende, um ſich nach Doves zu begeben.
Infolge Nebels fand ein Zuſammenſtoß mit dem von Dover
kommenden belgiſchen Packetboot „Princeſſe Heinriette“ ſtatt.
Der Dampfkeſſel der „Flandre“ zerplatzte und das Schiff
ſank. Der Kapitän und vierzehn Matroſen oder Paſſa-
giere ertranken. „Henriette“ iſt mit leichten Beſchädigungen
in Oſtende eingetroffen. Prinz Jerome Napoleon befand
ſich an Bord der „Flandre“ und iſt der einzige Paſſagier,
welcher gerettet wurde.
— Das Wiener Tageblatt meldet aus Petersburg,
am 19. März wäre bei der Ueberſiedlung des ruſſiſchen
Kaiſerpaars nach Gatſchina ein Eiſenbahnattentat verſucht
worden durch Querlegung alter Schienen über den Bahn-
ſtrang. Das Hinderniß ſei rechtzeitig entdeckt und der
Zug glücklich angehalten worden. Noch in derſelben Nacht
fanden Hausſuchungen und Verhaftungen in Petersburg
ſtatt, wobei ſich ein Handwerker Namens Jarzenski ermor-
dete, weil bei ihm verdächtige Gegenſtände gefunden wurden.
Deutſches Reich.
Der Reichstag nahm den
Antrag Hitze (Centrum) und Ackermann (konſervativ)
an, wonach fortan einer großen Anzahl von Handwerker-
Kategorien der Beginn eines ſelbſtſtändigen Gewerbebetriebes
nur noch dann geſtattet werden ſoll, wenn ſie den Nach-
weis der Befäh|ig|ung zur ſelbſtſtändigen Ausführung
der gewöhnlichen Arbeiten des betreffenden Gewerbes ge-
liefert haben. Von dieſer Abänderung der Gewerbeord-
nung werden betroffen die Barbiere, Bäcker, Bandagiſten,
Böttcher, Brunnenmacher, Buchbinder, Buchdrucker, Bürſten-
binder, Conditoren, Drechsler, Färber, Feilenhauer, Per-
rückenmacher, Metallgießer, Gerber, Glaſer, Glockengießer,
Gold-, Silber- und Juwelenarbeiter, Gürtler und Hand-
ſchuhmacher, Hutmacher, Kammacher, Spengler, Korbmacher,
Kürſchner, Kupferſchmiede, Maler und Vergolder, Maurer,
Mechaniker, Optiker, Meſſer- und Zeugſchmiede, Fleiſcher,
Müller, Mühlenbauer, Nadler, Poſamentirer, Siebmacher,
Schirmmacher, Sattler, Schieferdecker, Schloſſer, Schmiede,
Schneider, Schreiner, Stuhlmacher, Töpfer, Schornſtein-
feger, Schuhmacher, Schiffsbauer, Seifenſieder, Seiler,
Steinmetze, Stuckatoren, Tapezirer, Uhrmacher, Wagner,
Wachszieher, Weber und Zimmerleute.
— In Elberfeld, Barmen, Ronsdorf Färberſtreike.
In Magdeburg ſtreiken die Töpfer und in Berlin
die Mauter.
— München. Stadtpfarrer Thoma wurde zum
Biſchof von Paſſau ernannt.
— Aus der Provinz Poſen kommt Meldung von
Ueberſchwemmungen. Die Weichſel iſt aus den Ufern ge-
treten, ebenſo einige andere Flüſſe. Die Stadt Poſen iſt
zum Theil überſchwemmt.
— Die Unterſuchung gegen Buchbinder Ada, den
Mörder des Dekans Förderer, iſt nun beendigt. Ada er-
klärte, er ſei vom Vater beauftragt worden, einen Mann
zu ermorden. In Lahr ſei dann die That erfolgt. Ge-
rade Herrn Förderer zu ermorden, habe er keine perſön-
liche Veranlaſſung gehabt, da ihm derſelbe nie etwas zu
Leide gethan. Die Geſchwornen erklärten Ada ſchuldig
und der Gerichtshof verurtheilte ihn zum Tode. Ada brach
hiebei wiederholt in angſtvolle Rufe aus, indem er — der
rohe entmenſchte „Pfaffenfreſſer“ — die Gnade des Rich-
ters anrief.
— In dem Weiler Iglerberg (Oberamt Tettnang,
Württemberg) zündete ein entlaſſener Knecht aus Rache
ſeinem früheren Brodherrn, dem wohlhabenden Bauer
Ehrler, Nachts das Haus an. Als die Flammen raſch
um ſich griffen, erfaßten Gewiſſensbiſſe den Verbrecher;
er klopfte die im tiefſten Schlafe liegenden Hausbewohner
heraus mit dem Rufe: Es brennt! und eilte davon. Leider
kam die Warnung zu ſpät. Nur die Erwachſenen, Vater,
Mutter und die Magd, konnten ſich retten. Drei Kinder
im Alter von 9, 12 und 14 Jahren kamen in den Flammen
um, ebenſo die Pferde und der ganze Viehſtand. Der
Thäter, den die Frau an der Stimme erkannte, wurde
alsbald verhaftet und geſtand auf dem Wege zum Gefängniß.
Oeſterreich-Ungarn.
Zum Tod durch den
Strang verurtheilt wurden vom Schwurgerichtshof
in Bozen zwei Bündner: der 61jährige Schafhirt Ib.
Kuen von Tartſch und der 30jährige Jos. Schöpf von
Mals, weil ſie am 11. Auguſt 1888 im Uina-Thal an
einem Herrn Dr. Viktor Schick einen Raubmord verübt.
— Die Kataſtrophe von Meyerling hatte noch ein blu-
tiges Nachſpiel zwiſchen Graf Hoyos, dem bei jener Ka-
taſtrophe vielgenannten Freund des Kronprinzen Rudolph
und dem bekannten Sportsmann Baltazzi, einem nahen
Verwandten der Baroneſſe Vetſera. Es ſoll geſtern auf
franzöſiſchem Boden ein Duell ſtattgefunden haben, welches
mit einer ſchweren Verwundung Baltazzis endete.
Frankreich.
Cannes. Der Sohn des ſchweize-
riſchen Vizekonſul William Geiſendorff, ein 24jähriger junger
Mann, wurde, als er vom Beſuch ſeiner in Genua woh-
nenden Braut heimkehrte, im Eiſenbahnwagen ermordet.
Italien.
Es gehen Gerüchte, als ob der Kardinal
Rampolla im Staatsſekretariat durch einen andern Kardinal
erſetzt werden ſoll. Man ſpricht von Vanutelli oder Ga-
limberti.
Serbien.
Milan iſt nach dem Orient verreist.|
England.
Die Macht des Gewiſſens zeigt
ſich in folgendem Vorfall, welcher der „Nat.-Ztg.“ von
London mitgetheilt wird. Ein gebürtiger Schweizer, Na-
mens Alexander Joſeph Walder, ſtellte ſich neulich dem
Gerichtshof von Mancheſter und gab an, vor 8 Jahren
zwei Menſchen ermordet zu haben. Die Einvernahme er-
gab Folgendes. Im Jahre 1881 arbeitete Walder als
23jähriger Mann in der Apotheke des Dr. Lagrange zu
Paris als Gehülfe. Eines Morgens blieb die Apotheke
ſeltſamer Weiſe geſchloſſen und als die Nachbarn, beſorgt
wegen der außergewöhnlichen Erſcheinung, die Polizei holte,
fand man den Beſitzer der Apotheke vergiftet in dem Schlaf-
zimmer vor; in der Küche fand ſich bei weiterm Nach-
forſchen die ebenfalls an Gift geſtorbene Dienerin vor;
die Ladenkaſſe war erbrochen und der Inhalt geraubt.
Sofort richtete ſich der Verdacht der That auf den Ge-
hülfen, den oben genannten Walder, der ſpurlos verſchwun-
den war; trotz aller Steckbriefe gelang es nicht, ſeiner
habhaft zu werden. Wie ſich jetzt herausſtellte hat er ſich
nach Amerika gewandt und dort als Hotelburſche, Kaffee-
kellner, Coiffeurgehilfe und Droguenverkäufer ſein Leben
gefriſtet. Sein Gewiſſen ließ ihm aber keine Ruhe; mit
magiſcher Gewalt zog es ihn nach jahrelanger Friſt nach
Europa zurück und ſeine erſte That, nachdem er England
betreten, war ſein Selbſtgeſtändniß.
— Das Unterhaus nahm mit 179 gegen 157 Stim-
men die Bill betr. Verbot des Verkaufes geiſtiger
Getränke am Sonntag an.
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