St. Galler Volksblatt. Nr. 53, Uznach, 02. 07. 1890.[Spaltenumbruch]
Uferseiten; Höhe bedeutend über der von 1888, seit halb Thal, 30. Juni. Der Steinlibach ist ausgetreten, Montlingen, 29. Juni, Abends 8 Uhr. Der Wangs, 30. Juni, 11 Uhr Mittags. Wasserverhee- St. Gallisches. -- Rheindurchstich. Zur Zeit sind beidseitig die -- * Wittenbach. Sonntag den 29. Juni hat die -- Freitags fand in Lichtensteig die Generalver- -- Die am 1. Juli d. J. in's Leben tretende Na- Kantone. Zürich. Zürich. Das Gesetz betreffend unent- -- Zürich, 30. Juni. Als Bezirksrath wurde der -- Rechtsufrige Seebahn. Der Regierungs- -- Am linken Seeufer wurden letzte Woche, während -- Die Bewohner des zürcherischen Sihlthals sind in Uri. Die Schützen der Urkantone ziehen am 26. -- Uebereinstimmende Aussagen konstatiren, Hr. Land- Schwyz. Am Steinerberg wurde in der Nacht vom -- Ein werthvolles und zugleich sinniges Geschenk Glarns. Das Polizeigericht hatte einen mehr hu- -- Glarus. In der Pragelkonferenz vom letzten Graubünden. Letzten Montag Mittag langten Tessiu. Das vom Großen Rathe einstimmig an- Ausland. Deutsches Reich. Die vielbesprochene Militär- -- Windthorst hat im deutschen Reichstage einige sehr England. Das sogen. deutsch-englische Abkommen, -- Der fünfundsiebenzigste Jahrestag der Schlacht von Spanien. In Malaga ist das gelbe Fieber aus -- In Gandia sind Sonntags drei Cholerafälle und Verschiedenes. -- Die Bevölkerung der Erde wird auf 1438 -- Aus Linz wird berichtet: Die Sennerin Josepha -- Ein seltsamer Unfall stieß in Marienburg -- Eine feiste Ratte beehrte dieser Tage eine Sitzung -- Der ehrliche Finder. Bei einem Fuhrherrn Butterpreis in Uznach, den 28. Juni. Fr. 1. 30 per Halb-Kils. Wochenmarkt in St. Gallen, 28. Juni 1890. Butter per 1/2 Kilozentner Fr. 1. 28, zollenweise Fr. 1. 32 Erdäpfel per 1/2 Kiloztr. Fr. 7. bis 8, per 1/2 Kilo 10--12 Rp. Viehmarkt. Aufgef. an Großvieh 91 Stück; Schmalvieh 128 Stück. [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Uferſeiten; Höhe bedeutend über der von 1888, ſeit halb Thal, 30. Juni. Der Steinlibach iſt ausgetreten, Montlingen, 29. Juni, Abends 8 Uhr. Der Wangs, 30. Juni, 11 Uhr Mittags. Waſſerverhee- St. Galliſches. — Rheindurchſtich. Zur Zeit ſind beidſeitig die — * Wittenbach. Sonntag den 29. Juni hat die — Freitags fand in Lichtenſteig die Generalver- — Die am 1. Juli d. J. in’s Leben tretende Na- Kantone. Zürich. Zürich. Das Geſetz betreffend unent- — Zürich, 30. Juni. Als Bezirksrath wurde der — Rechtsufrige Seebahn. Der Regierungs- — Am linken Seeufer wurden letzte Woche, während — Die Bewohner des zürcheriſchen Sihlthals ſind in Uri. Die Schützen der Urkantone ziehen am 26. — Uebereinſtimmende Ausſagen konſtatiren, Hr. Land- Schwyz. Am Steinerberg wurde in der Nacht vom — Ein werthvolles und zugleich ſinniges Geſchenk Glarns. Das Polizeigericht hatte einen mehr hu- — Glarus. In der Pragelkonferenz vom letzten Graubünden. Letzten Montag Mittag langten Teſſiu. Das vom Großen Rathe einſtimmig an- Ausland. Deutſches Reich. Die vielbeſprochene Militär- — Windthorſt hat im deutſchen Reichstage einige ſehr England. Das ſogen. deutſch-engliſche Abkommen, — Der fünfundſiebenzigſte Jahrestag der Schlacht von Spanien. In Malaga iſt das gelbe Fieber aus — In Gandia ſind Sonntags drei Cholerafälle und Verſchiedenes. — Die Bevölkerung der Erde wird auf 1438 — Aus Linz wird berichtet: Die Sennerin Joſepha — Ein ſeltſamer Unfall ſtieß in Marienburg — Eine feiſte Ratte beehrte dieſer Tage eine Sitzung — Der ehrliche Finder. Bei einem Fuhrherrn Butterpreis in Uznach, den 28. Juni. Fr. 1. 30 per Halb-Kils. Wochenmarkt in St. Gallen, 28. Juni 1890. Butter per ½ Kilozentner Fr. 1. 28, zollenweiſe Fr. 1. 32 Erdäpfel per ½ Kiloztr. Fr. 7. bis 8, per ½ Kilo 10—12 Rp. Viehmarkt. Aufgef. an Großvieh 91 Stück; Schmalvieh 128 Stück. [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><cb/> Uferſeiten; Höhe bedeutend über der von 1888, ſeit halb<lb/> 5 Uhr fällt er allmälig. Die neue Brücke unterhalb<lb/> der Station, über den Bach, erhielt im obern Aufſatzſockel<lb/> Riſſe; Alles arbeitete die ganze Nacht noch fortwährend<lb/> an den neuen Dämmen dieſes Baches. Rheineck ſteht<lb/> wieder in vielen Theilen im Waſſer. Die Eſelſchwanz-<lb/> rinne iſt ein gewaltiger Strom, der Gaißau zur Inſel<lb/> macht.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Thal</hi>, 30. Juni. Der Steinlibach iſt ausgetreten,<lb/> aber ohne größeren Schaden anzurichten.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Montlingen</hi>, 29. Juni, Abends 8 Uhr. Der<lb/> Rhein hat bereits die Höhe der Wuhrung erreicht, an<lb/> einzelnen Stellen dieſelbe ſchon überſchritten. Faſt das<lb/> ganze Dorf liegt tief im Stau- und Druckwaſſer. Man<lb/> beginnt das Vieh in höhere Lagen zu flüchten. Wenn<lb/> der ſtrömende Regen noch etwas anhält, iſt die Gefahr<lb/> eines Durchbruches groß. Gott ſchütze das durch viele<lb/> Mißjahre ſonſt ſchon ſchwer heimgeſuchte Rheinthal.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wangs</hi>, 30. Juni, 11 Uhr Mittags. Waſſerverhee-<lb/> rung durch die fürchterlich angeſchwollenen Bergbäche. Die<lb/> Gefahr für das Dorf Wangs iſt groß.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">St. Galliſches.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Rheindurchſtich</hi>.</head> <p>Zur Zeit ſind beidſeitig die<lb/> Koſtenvoranſchläge in Bezug auf zuläſſige Preisreduktionen<lb/> einer nochmaligen Prüfung unterſtellt. Es kommt dabei<lb/> namentlich auch die Anwendung der Lübecker Excavateurs<lb/> bei den Aushebungs- und Baggerarbeiten in Betracht.<lb/> Nächſte Woche wird, der internationalen Schlußkonferenz<lb/> vorgängig, eine bezügliche Vorkonferenz ſtattfinden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— * <hi rendition="#g">Wittenbach</hi>.</head> <p>Sonntag den 29. Juni hat die<lb/> außerordentliche Kirchgenoſſenverſammlung folgende Be-<lb/> ſchlüſſe gefaßt: 1. Renovation des Meßmerhauſes. 2.<lb/> Fondanlegung für eine innere und äußere Renovation der<lb/> Pfarrkirche. 3. Aufbeſſerung des Pfarrgehaltes um Fr.<lb/> 200. 4. Die Gemeindeverſammlung beauftragt durch<lb/> ihren einſtimmigen Beſchluß den Kirchenverwaltungsrath,<lb/> auf die nächſte Kirchgenoſſenverſammlung ein Gutachten<lb/> vorzubringen über die Aufbeſſerung des Kaplangehaltes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Freitags fand in <hi rendition="#g">Lichtenſteig</hi> die Generalver-<lb/> ſammlung der Aktionäre der Toggenburger Bahn ſtatt.<lb/> Berichterſtatter der Rechnungskommiſſion war Hr. Vezirks-<lb/> ammann Gerig; die Rechnungen wurden ſämmtlich ge-<lb/> nehmiget.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Die am 1. Juli d. J. in’s Leben tretende <hi rendition="#g">Na-<lb/> turalverpflegung</hi> für arme Durchreiſende iſt für<lb/> den Kreis <hi rendition="#g">Rapperswil</hi> folgendermaßen organiſirt:<lb/> Station Rapperswil: Verwaltungskommiſſion Vorſitzender<lb/> Herr Bezirksammann Rüegg. Schmerikon: HH. Gemeind-<lb/> ammann Müller, Gemeinderath Kuſter, Sparkaſſen-Ver-<lb/> walter. Jona: HH. Gemeindammann Winiger, Ver-<lb/> mittler und Gemeinderath Alb. Helbling. Rapperswil:<lb/> HH. Gemeindammann Suter, Gemeinderath Breny. Be-<lb/> triebskommiſſion: HH. Gemeinderath Wieland, Kanzlei-<lb/> Adjunkt Städeli, Jakob Egli, Agent. Stationskontroleur:<lb/> Herr Wachtmeiſter Löhrer. Herberge im „Hirſchen“. An-<lb/> meldungs- und Arbeitsnachweisbureau ebenfalls im „Hir-<lb/> ſchen“, ebener Erde.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kantone.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zürich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head><hi rendition="#g">Zürich</hi>.</head> <p>Das Geſetz betreffend unent-<lb/> geltliche Beerdigung (auf Staatskoſten) wurde mit 34,699<lb/> Ja gegen 16,484 Nein angenommen, ebenſo das abge-<lb/> änderte Wahlgeſetz (Stimmzwang) mit 24,199 Ja gegen<lb/> 23,906 Nein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Zürich</hi>, 30. Juni.</head> <p>Als Bezirksrath wurde der<lb/> liberale Hr. Cramer-Wyß gewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Rechtsufrige Seebahn</hi>.</head> <p>Der Regierungs-<lb/> rath des Kantons Zürich hat in Betreff des von der Nord-<lb/> oſtbahn geſtellten Geſuches um Verlängerung der Baufriſten<lb/> für die rechtsufrige Zürichſeebahn dem h. Bundesrathe ge-<lb/> antwortet, daß er damit einverſtanden ſei, daß für die<lb/> Strecke Stadelhofen-Bahnhof die verlangte Friſtverlänge-<lb/> rung ertheilt werde; für die Strecke Stadelhofen-Rappers-<lb/> wil dagegen ſei eine Friſtverlängerung nicht am Platze.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Am linken Seeufer wurden letzte Woche, während<lb/> die Bewohner beim Heuen waren, 2 Bauernhäuſer aus-<lb/> geplündert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die Bewohner des zürcheriſchen Sihlthals ſind in<lb/> nicht geringer Aufregung, ſeit der berüchtigte Aus- und<lb/> Einbrecher Weiß aus dem Bezirksgefängniſſe in Horgen<lb/> entwichen iſt. Er ſoll ſich, wie des Beſtimmteſten<lb/> verſichert wird, im Sihlwalde herumtreiben, ſeinen Unter-<lb/> halt erbettelnd oder auch bezahlend. Er wird als ein<lb/> großer Mann mit Vollbart und intelligenten Geſichtszügen<lb/> geſchildert. Die Polizei ſucht ihn allenthalben, aber bis<lb/> dato iſt es nicht gelungen, ſeiner habhaft zu werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Uri.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die Schützen der Urkantone ziehen am 26.<lb/> Juli in gemeinſamer Schützenfahrt mit ihren Kantonal-<lb/> fahnen nach Frauenfeld.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Uebereinſtimmende Ausſagen konſtatiren, Hr. Land-<lb/> ammann Muheim habe als Vorſitzender den Ständerath<lb/> in letzter Seſſion in vorzüglicher Weiſe präſidirt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwyz.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Am Steinerberg wurde in der Nacht vom<lb/> 25. zum 26. Juni gewaltſam in die Pfarrkirche eingebrochen.<lb/> Auch der Friedhofkapelle wurde mittelſt Demolirung eines<lb/> Fenſters ein vorübergehender Beſuch abgeſtattet. Da dem<lb/> Dieb die Erbrechung des Tabernakel und der Sakriſtei<lb/> nicht gelang, ſo mußte er wohl oder übel ohne jegliche<lb/> Werthſachen wieder das Weite ſuchen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Ein werthvolles und zugleich ſinniges Geſchenk<lb/><cb/> hat die Gemeinde Einſiedeln einem Lehrer bei der Feier<lb/> von deſſen 50jährigen Dieuſtjubiläum zugewendet; eine<lb/> hübſche Zufriedenheitsurkunde und ein ABC-Buch, deſſen<lb/> Blätter 5 Hundertfrankenbanknoten bilden. Der Fort-<lb/> bildungsverein fügte ſeinerſeits noch 250 Fr. in Baar<lb/> bei. In einem ſolchen ABC-Buch würde noch mancher<lb/> Lehrer blättern und ſich zurechtfinden. Macht’s nach!</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Glarns.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das Polizeigericht hatte einen mehr hu-<lb/> moriſtiſchen als bösartigen Fall zu behandeln. Kam ein<lb/> gewiſſer Alexander Jenni, Bürger von Eunenda, in Biel<lb/> aufgewachſen und von Beruf Schuhmacher, aber unver-<lb/> beſſerlicher Vagant, nach Mitlödi zu einem Vetter, der ihn<lb/> irrthümlich als Sohn ſeines Bruders begrüßte und bewir-<lb/> thete. Der vermeintliche Neffe ließ ſich’s beim hablichen<lb/> Onkel wohl ſein und gab ihm vor, er ſei von Biel aus<lb/> abgeſchickt, um ihm mitzutheilen, ihm und ſeinem Bruder<lb/> in Biel ſei aus Amerika eine Erbſchaft von 25,000 Mark<lb/> gefallen, und er, der Onkel, möge nach Biel kommen, das<lb/> halbe Erbe in Empfang zu nehmen. Der gute Onkel<lb/> entließ den Glücksboten mit einem Baargeſchenk und machte<lb/> ſich ſogleich auf die Reiſe nach Biel, wo er erfuhr, daß<lb/> er das Opfer ſeiner Leichtgläubigkeit geworden. Sogleich<lb/> wußte man aber auch in Biel; wer der „Neffe“ geweſen<lb/> ſein mochte, weil derſelbe ſchon öfters derartige Streiche<lb/> geſpielt hatte. Das Gericht erklärt ihn ſchuldig des ein-<lb/> fachen Betruges und verurtheilte ihn zu 4 Wochen Ge-<lb/> fängniß. <hi rendition="#et">(„Glarn. Nachr.“)</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Glarus</hi>.</head> <p>In der Pragelkonferenz vom letzten<lb/> Samſtag einigten ſich die Abgeordneten von Glarus und<lb/> Schwyz zur Aufnahme von Plänen und Koſtenberechnungen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Graubünden.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Letzten Montag Mittag langten<lb/> per Schub von Zürich in Malans zwei ſchriftenloſe Hand-<lb/> werksburſchen aus dem Engadin an. Der Landjäger von<lb/> Malans ſollte ſelbe bis nach Kloſters weiters befördern.<lb/> In Fiderisau ſprang einer der Arreſtanten aus dem Eiſen-<lb/> bahnwagen und direkt in die hochangeſchwollene Landquart,<lb/> wo er den geſuchten Tod fand.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Teſſiu.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das vom Großen Rathe einſtimmig an-<lb/> genommene Steuergeſetz iſt in der Volksabſtimmung mit<lb/> gewaltigem Mehr verworfen worden.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ausland.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die vielbeſprochene Militär-<lb/> vorlage, welche letzthin vom Reichstage angenommen wurde,<lb/> ſetzt für die Zeit vom 1. Oktober 1890 an die Mann-<lb/> ſchaftszahl des deutſchen Heeres im Friedensbeſtand auf<lb/> 486,983 feſt. Die Zunahme gegenüber der bisherigen<lb/> „Friedenspräſenzſtärke“ beträgt 18,000 Mann und eine<lb/> Vermehrung der Artillerie um 70 Batterien.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Windthorſt hat im deutſchen Reichstage einige ſehr<lb/> bemerkenswerthe Außerungen im Bezug auf die Abrüſtungs-<lb/> frage gethan. Er ſagte u. A.: „Wenn die Regierung<lb/> die Sachlage ruhig betrachtet, ſo wird ſich auch ihr die<lb/> Nothwendigkeit ſolcher Abrüſtung aufdrängen und ich er-<lb/> warte von ihrem Pflichtgefühl, daß ſie dazu mitwirkt. Das<lb/> mächtige Deutſchland kann in dieſer Hinſicht in Europa<lb/> ein kräftiges Wort mitſprechen. Der Antrag Bonghi in<lb/> Italien wegen eines internationalen Schiedsgerichts kann<lb/> von uns mit großer Sympathie begrüßt werden. Wenn<lb/> uns nicht die Geſchäfte des Hauſes drängten, würde ich<lb/> auch meinerſeits ſolche Anträge ſtellen und ich zweifle nicht,<lb/> eine Majorität dafür zu erlangen, obwohl die Ausführung<lb/> ſolcher Anträge nicht ſo leicht iſt. (Heiterkeit.) Daraus,<lb/> daß etwas nicht ſo leicht iſt, kann ich niemals einen Grund<lb/> dagegen entnehmen; wir haben größere Schwierigkeiten<lb/> ſchon überwunden. Haben Sie geglaubt, daß es möglich<lb/> geweſen wäre, ſo raſch die Idee der Arbeiterſchutzgeſetz-<lb/> gebung in einem internationalen Kongreß zu erörtern?<lb/> Und haben Sie geglaubt, daß ein ſolcher Kongreß ſolche<lb/> Erfolge haben würde? (Sehr richtig! im Zentrum.) Hat<lb/> man nicht geſagt, es wäre ein Schlag ins Waſſer? Wenn<lb/> der Kaiſer einen Kongreß hieher berufen würde, um über<lb/> ein ſolches internationales Schiedsgericht zu verhandeln,<lb/> ich glaube, auch damit würde er Erfolg haben. (Sehr<lb/> richtig! im Zentrum.) Aber wenn wir es bloß mit den<lb/> Ideen laſſen, iſt nichs erreicht. Ich bin noch jung genug<lb/> (große Heiterkeit), um zu ſagen, es iſt hohe Zeit, daß<lb/> dieſe Frage international erörtert wird. Bonghi hat den<lb/> erſten Schritt gemacht; er wird es nicht vergeblich gethan<lb/> haben. Wir wollen ihm nachfolgen. Ich habe ſonſt keine<lb/> Veranlaſſung, mich für die Herren da in Italien zu be-<lb/> geiſtern. (Heiterkeit.) Uebrigens iſt Bonghi ſehr viel beſſer<lb/> als Criſpi. (Große Heiterkeit) Wir ſind aber zur Zeit<lb/> noch nicht an die Ausführung der Abrüſtungsideen ge-<lb/> gekommen und dürfen daher als praktiſche Männer nicht<lb/> etwas verſäumen, was zur Sicherheit des Vaterlandes<lb/> nöthig iſt.“</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">England.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das ſogen. deutſch-engliſche Abkommen,<lb/> durch welches Deutſchland die kleine Inſel Helgoland, welche<lb/> mit ihren 2600 Bewohnern deutſch-frieſiſchen Stammes<lb/> ſich in der Nordſee nördlich von Hannover befindet, erhält<lb/> und dafür dem britiſchen Reiche die Schutzherrſchaft über<lb/> weite afrikaniſche Gebiete (Sanſibar, Witu und Somali-<lb/> land) überläßt, bildet noch immer Gegenſtand der politiſchen<lb/> Diskuſſion. Es läßt ſich nicht leugnen, daß der Hinter-<lb/> grund der bezüglichen Abmachungen viel wichtiger iſt, als<lb/> die bekannten gegenſeitigen Abtretungen. Einmal ſucht<lb/> ſich Deutſchland aus einem, ſtets Verwicklungen rufenden<lb/> und koſtſpieligen Ländererwerb loszumachen und beſonders<lb/> das Nationalgefühl der Engländer zu ſchonen, welches einen<lb/> deutſchen Eingriff in die afrikanifche Machtſphäre nur<lb/> ſchwer erträgt. Dann aber hat der Ausgleich zwiſchen<lb/><cb/> Deutſchland und England unwiderſprochen auch Einfluß<lb/> auf die Politik der europäiſchen Großmächte. Er kräftigt<lb/> die Freundſchaft der zwei kontrahirenden Staaten-Völker.<lb/> Als ſehr wahrſcheinlich wird zudem betrachtet, daß er einen<lb/> Schritt weiter in der Annäherung Englands an den mittel-<lb/> europäiſchen Dreibund, an die „Tripelallianz“ bedeutet.<lb/> Dadurch würde auch das nicht ganz zuverläſſige Italien<lb/> mehr im Dreibund feſtgehalten. Anderſeits wird ein<lb/> engeres Zuſammenhalten von Rußland und Fraukreich<lb/> befördert. Während bisher von der kaiſerlich ruſſiſchen<lb/> Regierung die Franzoſen als Republikaner für unſichere<lb/> Genoſſen angeſehen wurden, wird jetzt darnach geſtrebt,<lb/> dieſelben als Freunde der Ordnung als auch der Ruſſen<lb/> zu bezeichnen. Nachdem am 29. Mai l. J. in Paris 13<lb/> ruſſiſche Anarchiſten und Nihiliſten wegen Hantirung oder<lb/> Vorbereitungen mit Attentatswerkzeugen polizeilich verhaftet<lb/> worden, machten die ruſſiſche Regierung und Preſſe großes<lb/> Weſen aus der guten Geſinnung Frankreichs und ſowohl<lb/> deſſen Staatspräſident Carnot, als auch 3 Miniſter er-<lb/> hielten hohe ruſſiſche Orden. In letzter Zeit behauptet<lb/> man, daß zwiſchen Frankreich und Rußland ein Bündniß<lb/> abgeſchloſſen ſei. Sei dem wie ihm wolle, ſo begreift ſich<lb/> die Annahme: Die Gruppirung von Staaten im „Drei-<lb/> bund“ ruft leicht einer Gruppirung von Mächten der<lb/> entgegengeſetzten Intereſſen und Neigungen. Mehr oder<lb/> weniger iſt ſie ſchon vorhanden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der fünfundſiebenzigſte Jahrestag der Schlacht von<lb/> Waterloo wurde am 18. Juni in England in der her-<lb/> kömmlichen Weiſe gefeiert. Es ſind nur noch drei Leute<lb/> am Leben, welche die denkwürdige Schlacht unter Welling-<lb/> ton mitgemacht haben. Dieſelben ſind der nunmehrige<lb/> General Lord Albemarle, geboren im Juni 1799; General<lb/> Whichcote, geboren im Dezember 1794 und Oberſtlieutenant<lb/> William Hewet, geboren im Juli 1795. Dieſe drei ſind<lb/> alſo zuſammen 282 Jahre alt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In Malaga iſt das gelbe Fieber aus<lb/> New-Orleans eingeſchleppt worden. In Folge davon haben<lb/> die Sanitätsbehörden die Ausladung von 1700 Ballen<lb/> Baumwolle, welche aus der gleichen Gegend kommen,<lb/> unterſagt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In Gandia ſind Sonntags drei Cholerafälle und<lb/> ein Todesfall vorgekommen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Verſchiedenes</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Die <hi rendition="#g">Bevölkerung der Erde</hi> wird auf 1438<lb/> Millionen geſchätzt. Hievon ſind in Europa 312 Millionen,<lb/> in Aſten 831 Mill., in Afrika 205 Mill., in Amerika<lb/> 86 Mill. und in Auſtralien 4 Millionen. Weiße gibt es<lb/> ungefähr 500 Millionen, Schwarze 250 Millionen und<lb/> der Reſt in Zwiſchenfarben. 500 Millionen wohnen in<lb/> Häuſern, 800 Millionen in Hütten und Höhlen und die<lb/> übrigen kennen gar kein feſtes Obdach.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Aus Linz wird berichtet: Die Sennerin Joſepha<lb/> Schwein wurde von dem 25jährigen Garſtener Sträfling<lb/> Ruppert Hau (aus Wien) auf der Hobiſch-Alm ermordet.<lb/> Hau wurde in der Nähe von St. Gallen wegen verdäch-<lb/> tigen Benehmens von Gensdarmen aufgegriffen und, da<lb/> er ſich mit dem Meſſer widerſetzte, im Kampfe — mit<lb/> dem Bajonnet — niedergeſtochen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— <hi rendition="#g">Ein ſeltſamer Unfall</hi> ſtieß in Marienburg<lb/> einem Herrn zu, der in einer Wirthſchaft einen Aal ver-<lb/> zehrte. Eben hatte er ein Stück zum Munde geführt,<lb/> als er plötzlich mit einem Schmerzensſchrei Meſſer und<lb/> Gabel fallen ließ; er hatte auf einen Angelhaken gebiſſen,<lb/> der ihm nun im Gaumen ſaß, zum Glück aber ohne allzu<lb/> große Schmerzen entfernt werden konnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Eine feiſte Ratte beehrte dieſer Tage eine Sitzung<lb/> des Bundesſenats in Waſhington mit ihrem Beſuch. Man<lb/> war gerade mit Erledigung von Penſionsgeſuchen beſchäftigt,<lb/> als das „niedliche“ Thierchen unter dem Sitz des Senators<lb/> Conquitt von Georgia zum Vorſchein kam und dem ge-<lb/> nannten Herrn in das Hoſenbein kroch. Als der erſchro-<lb/> ckene Senator mit der Hand nach der Stelle fuhr, wo er<lb/> den Eindringling verſpürte, biß ihn das Vieh auch noch<lb/> in’s Bein, da es den Ausweg verſperrt ſah. Mit der<lb/> Ruhe und Aufmerkſamkeit der Anweſenden war es natür-<lb/> lich vorbei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Der ehrliche Finder</hi>.</head> <p>Bei einem Fuhrherrn<lb/> meldet ſich für die ausgeſchriebene Stelle eines Droſchken-<lb/> kutſchers ein ſehr bieder ausſehender Bewerber. Vor allen<lb/> Dingen, ſagt der Fuhrherr, müſſen Sie alſo ſiets recht<lb/> höflich zu den Fahrgäſten ſein und ſich auch der größten<lb/> Ehrlichkeit befleißigen. Wenn Sie nun z. B. in Ihrem<lb/> Wagen eine Brieftaſche mit 100,000 Mark fänden, was<lb/> würden Sie thun? — Na, niſcht mehr, von meinen<lb/> Zinſen leben! lautet die prompte Antwort.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Butterpreis in Uznach,</hi> den 28. Juni.</head><lb/> <p>Fr. 1. 30 per Halb-Kils.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Wochenmarkt in St. Gallen,</hi> 28. Juni 1890.</head><lb/> <p>Butter per ½ Kilozentner Fr. 1. 28, zollenweiſe Fr. 1. 32<lb/> per ½ Kilo Fr. 1. 36.</p><lb/> <p>Erdäpfel per ½ Kiloztr. Fr. 7. bis 8, per ½ Kilo 10—12 Rp.<lb/> Salat per Kopf 8—10 Rp. Zwiebeln per ½ Kilo 20—25<lb/> Rp. Kohl per Kopf 25—30 Rp. Kohlraben per Dutz. 60<lb/> Rp. bis 70 Rp. Carrotten per Buſchel 15—20 Rp. Gurken<lb/> per Stück 30—50 Rp. Rettige ver Stück 8—10 Rp.<lb/> Kirſchen, korbweiſe 18—22 Rp., per ½ Kilo 25—35 Rp.<lb/> Bohnen per ½ Kilo 30—35 Rp.</p><lb/> <p>Viehmarkt. Aufgef. an Großvieh 91 Stück; Schmalvieh 128 Stück.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Uferſeiten; Höhe bedeutend über der von 1888, ſeit halb
5 Uhr fällt er allmälig. Die neue Brücke unterhalb
der Station, über den Bach, erhielt im obern Aufſatzſockel
Riſſe; Alles arbeitete die ganze Nacht noch fortwährend
an den neuen Dämmen dieſes Baches. Rheineck ſteht
wieder in vielen Theilen im Waſſer. Die Eſelſchwanz-
rinne iſt ein gewaltiger Strom, der Gaißau zur Inſel
macht.
Thal, 30. Juni. Der Steinlibach iſt ausgetreten,
aber ohne größeren Schaden anzurichten.
Montlingen, 29. Juni, Abends 8 Uhr. Der
Rhein hat bereits die Höhe der Wuhrung erreicht, an
einzelnen Stellen dieſelbe ſchon überſchritten. Faſt das
ganze Dorf liegt tief im Stau- und Druckwaſſer. Man
beginnt das Vieh in höhere Lagen zu flüchten. Wenn
der ſtrömende Regen noch etwas anhält, iſt die Gefahr
eines Durchbruches groß. Gott ſchütze das durch viele
Mißjahre ſonſt ſchon ſchwer heimgeſuchte Rheinthal.
Wangs, 30. Juni, 11 Uhr Mittags. Waſſerverhee-
rung durch die fürchterlich angeſchwollenen Bergbäche. Die
Gefahr für das Dorf Wangs iſt groß.
St. Galliſches.
— Rheindurchſtich. Zur Zeit ſind beidſeitig die
Koſtenvoranſchläge in Bezug auf zuläſſige Preisreduktionen
einer nochmaligen Prüfung unterſtellt. Es kommt dabei
namentlich auch die Anwendung der Lübecker Excavateurs
bei den Aushebungs- und Baggerarbeiten in Betracht.
Nächſte Woche wird, der internationalen Schlußkonferenz
vorgängig, eine bezügliche Vorkonferenz ſtattfinden.
— * Wittenbach. Sonntag den 29. Juni hat die
außerordentliche Kirchgenoſſenverſammlung folgende Be-
ſchlüſſe gefaßt: 1. Renovation des Meßmerhauſes. 2.
Fondanlegung für eine innere und äußere Renovation der
Pfarrkirche. 3. Aufbeſſerung des Pfarrgehaltes um Fr.
200. 4. Die Gemeindeverſammlung beauftragt durch
ihren einſtimmigen Beſchluß den Kirchenverwaltungsrath,
auf die nächſte Kirchgenoſſenverſammlung ein Gutachten
vorzubringen über die Aufbeſſerung des Kaplangehaltes.
— Freitags fand in Lichtenſteig die Generalver-
ſammlung der Aktionäre der Toggenburger Bahn ſtatt.
Berichterſtatter der Rechnungskommiſſion war Hr. Vezirks-
ammann Gerig; die Rechnungen wurden ſämmtlich ge-
nehmiget.
— Die am 1. Juli d. J. in’s Leben tretende Na-
turalverpflegung für arme Durchreiſende iſt für
den Kreis Rapperswil folgendermaßen organiſirt:
Station Rapperswil: Verwaltungskommiſſion Vorſitzender
Herr Bezirksammann Rüegg. Schmerikon: HH. Gemeind-
ammann Müller, Gemeinderath Kuſter, Sparkaſſen-Ver-
walter. Jona: HH. Gemeindammann Winiger, Ver-
mittler und Gemeinderath Alb. Helbling. Rapperswil:
HH. Gemeindammann Suter, Gemeinderath Breny. Be-
triebskommiſſion: HH. Gemeinderath Wieland, Kanzlei-
Adjunkt Städeli, Jakob Egli, Agent. Stationskontroleur:
Herr Wachtmeiſter Löhrer. Herberge im „Hirſchen“. An-
meldungs- und Arbeitsnachweisbureau ebenfalls im „Hir-
ſchen“, ebener Erde.
Kantone.
Zürich.
Zürich. Das Geſetz betreffend unent-
geltliche Beerdigung (auf Staatskoſten) wurde mit 34,699
Ja gegen 16,484 Nein angenommen, ebenſo das abge-
änderte Wahlgeſetz (Stimmzwang) mit 24,199 Ja gegen
23,906 Nein.
— Zürich, 30. Juni. Als Bezirksrath wurde der
liberale Hr. Cramer-Wyß gewählt.
— Rechtsufrige Seebahn. Der Regierungs-
rath des Kantons Zürich hat in Betreff des von der Nord-
oſtbahn geſtellten Geſuches um Verlängerung der Baufriſten
für die rechtsufrige Zürichſeebahn dem h. Bundesrathe ge-
antwortet, daß er damit einverſtanden ſei, daß für die
Strecke Stadelhofen-Bahnhof die verlangte Friſtverlänge-
rung ertheilt werde; für die Strecke Stadelhofen-Rappers-
wil dagegen ſei eine Friſtverlängerung nicht am Platze.
— Am linken Seeufer wurden letzte Woche, während
die Bewohner beim Heuen waren, 2 Bauernhäuſer aus-
geplündert.
— Die Bewohner des zürcheriſchen Sihlthals ſind in
nicht geringer Aufregung, ſeit der berüchtigte Aus- und
Einbrecher Weiß aus dem Bezirksgefängniſſe in Horgen
entwichen iſt. Er ſoll ſich, wie des Beſtimmteſten
verſichert wird, im Sihlwalde herumtreiben, ſeinen Unter-
halt erbettelnd oder auch bezahlend. Er wird als ein
großer Mann mit Vollbart und intelligenten Geſichtszügen
geſchildert. Die Polizei ſucht ihn allenthalben, aber bis
dato iſt es nicht gelungen, ſeiner habhaft zu werden.
Uri.
Die Schützen der Urkantone ziehen am 26.
Juli in gemeinſamer Schützenfahrt mit ihren Kantonal-
fahnen nach Frauenfeld.
— Uebereinſtimmende Ausſagen konſtatiren, Hr. Land-
ammann Muheim habe als Vorſitzender den Ständerath
in letzter Seſſion in vorzüglicher Weiſe präſidirt.
Schwyz.
Am Steinerberg wurde in der Nacht vom
25. zum 26. Juni gewaltſam in die Pfarrkirche eingebrochen.
Auch der Friedhofkapelle wurde mittelſt Demolirung eines
Fenſters ein vorübergehender Beſuch abgeſtattet. Da dem
Dieb die Erbrechung des Tabernakel und der Sakriſtei
nicht gelang, ſo mußte er wohl oder übel ohne jegliche
Werthſachen wieder das Weite ſuchen.
— Ein werthvolles und zugleich ſinniges Geſchenk
hat die Gemeinde Einſiedeln einem Lehrer bei der Feier
von deſſen 50jährigen Dieuſtjubiläum zugewendet; eine
hübſche Zufriedenheitsurkunde und ein ABC-Buch, deſſen
Blätter 5 Hundertfrankenbanknoten bilden. Der Fort-
bildungsverein fügte ſeinerſeits noch 250 Fr. in Baar
bei. In einem ſolchen ABC-Buch würde noch mancher
Lehrer blättern und ſich zurechtfinden. Macht’s nach!
Glarns.
Das Polizeigericht hatte einen mehr hu-
moriſtiſchen als bösartigen Fall zu behandeln. Kam ein
gewiſſer Alexander Jenni, Bürger von Eunenda, in Biel
aufgewachſen und von Beruf Schuhmacher, aber unver-
beſſerlicher Vagant, nach Mitlödi zu einem Vetter, der ihn
irrthümlich als Sohn ſeines Bruders begrüßte und bewir-
thete. Der vermeintliche Neffe ließ ſich’s beim hablichen
Onkel wohl ſein und gab ihm vor, er ſei von Biel aus
abgeſchickt, um ihm mitzutheilen, ihm und ſeinem Bruder
in Biel ſei aus Amerika eine Erbſchaft von 25,000 Mark
gefallen, und er, der Onkel, möge nach Biel kommen, das
halbe Erbe in Empfang zu nehmen. Der gute Onkel
entließ den Glücksboten mit einem Baargeſchenk und machte
ſich ſogleich auf die Reiſe nach Biel, wo er erfuhr, daß
er das Opfer ſeiner Leichtgläubigkeit geworden. Sogleich
wußte man aber auch in Biel; wer der „Neffe“ geweſen
ſein mochte, weil derſelbe ſchon öfters derartige Streiche
geſpielt hatte. Das Gericht erklärt ihn ſchuldig des ein-
fachen Betruges und verurtheilte ihn zu 4 Wochen Ge-
fängniß. („Glarn. Nachr.“)
— Glarus. In der Pragelkonferenz vom letzten
Samſtag einigten ſich die Abgeordneten von Glarus und
Schwyz zur Aufnahme von Plänen und Koſtenberechnungen.
Graubünden.
Letzten Montag Mittag langten
per Schub von Zürich in Malans zwei ſchriftenloſe Hand-
werksburſchen aus dem Engadin an. Der Landjäger von
Malans ſollte ſelbe bis nach Kloſters weiters befördern.
In Fiderisau ſprang einer der Arreſtanten aus dem Eiſen-
bahnwagen und direkt in die hochangeſchwollene Landquart,
wo er den geſuchten Tod fand.
Teſſiu.
Das vom Großen Rathe einſtimmig an-
genommene Steuergeſetz iſt in der Volksabſtimmung mit
gewaltigem Mehr verworfen worden.
Ausland.
Deutſches Reich.
Die vielbeſprochene Militär-
vorlage, welche letzthin vom Reichstage angenommen wurde,
ſetzt für die Zeit vom 1. Oktober 1890 an die Mann-
ſchaftszahl des deutſchen Heeres im Friedensbeſtand auf
486,983 feſt. Die Zunahme gegenüber der bisherigen
„Friedenspräſenzſtärke“ beträgt 18,000 Mann und eine
Vermehrung der Artillerie um 70 Batterien.
— Windthorſt hat im deutſchen Reichstage einige ſehr
bemerkenswerthe Außerungen im Bezug auf die Abrüſtungs-
frage gethan. Er ſagte u. A.: „Wenn die Regierung
die Sachlage ruhig betrachtet, ſo wird ſich auch ihr die
Nothwendigkeit ſolcher Abrüſtung aufdrängen und ich er-
warte von ihrem Pflichtgefühl, daß ſie dazu mitwirkt. Das
mächtige Deutſchland kann in dieſer Hinſicht in Europa
ein kräftiges Wort mitſprechen. Der Antrag Bonghi in
Italien wegen eines internationalen Schiedsgerichts kann
von uns mit großer Sympathie begrüßt werden. Wenn
uns nicht die Geſchäfte des Hauſes drängten, würde ich
auch meinerſeits ſolche Anträge ſtellen und ich zweifle nicht,
eine Majorität dafür zu erlangen, obwohl die Ausführung
ſolcher Anträge nicht ſo leicht iſt. (Heiterkeit.) Daraus,
daß etwas nicht ſo leicht iſt, kann ich niemals einen Grund
dagegen entnehmen; wir haben größere Schwierigkeiten
ſchon überwunden. Haben Sie geglaubt, daß es möglich
geweſen wäre, ſo raſch die Idee der Arbeiterſchutzgeſetz-
gebung in einem internationalen Kongreß zu erörtern?
Und haben Sie geglaubt, daß ein ſolcher Kongreß ſolche
Erfolge haben würde? (Sehr richtig! im Zentrum.) Hat
man nicht geſagt, es wäre ein Schlag ins Waſſer? Wenn
der Kaiſer einen Kongreß hieher berufen würde, um über
ein ſolches internationales Schiedsgericht zu verhandeln,
ich glaube, auch damit würde er Erfolg haben. (Sehr
richtig! im Zentrum.) Aber wenn wir es bloß mit den
Ideen laſſen, iſt nichs erreicht. Ich bin noch jung genug
(große Heiterkeit), um zu ſagen, es iſt hohe Zeit, daß
dieſe Frage international erörtert wird. Bonghi hat den
erſten Schritt gemacht; er wird es nicht vergeblich gethan
haben. Wir wollen ihm nachfolgen. Ich habe ſonſt keine
Veranlaſſung, mich für die Herren da in Italien zu be-
geiſtern. (Heiterkeit.) Uebrigens iſt Bonghi ſehr viel beſſer
als Criſpi. (Große Heiterkeit) Wir ſind aber zur Zeit
noch nicht an die Ausführung der Abrüſtungsideen ge-
gekommen und dürfen daher als praktiſche Männer nicht
etwas verſäumen, was zur Sicherheit des Vaterlandes
nöthig iſt.“
England.
Das ſogen. deutſch-engliſche Abkommen,
durch welches Deutſchland die kleine Inſel Helgoland, welche
mit ihren 2600 Bewohnern deutſch-frieſiſchen Stammes
ſich in der Nordſee nördlich von Hannover befindet, erhält
und dafür dem britiſchen Reiche die Schutzherrſchaft über
weite afrikaniſche Gebiete (Sanſibar, Witu und Somali-
land) überläßt, bildet noch immer Gegenſtand der politiſchen
Diskuſſion. Es läßt ſich nicht leugnen, daß der Hinter-
grund der bezüglichen Abmachungen viel wichtiger iſt, als
die bekannten gegenſeitigen Abtretungen. Einmal ſucht
ſich Deutſchland aus einem, ſtets Verwicklungen rufenden
und koſtſpieligen Ländererwerb loszumachen und beſonders
das Nationalgefühl der Engländer zu ſchonen, welches einen
deutſchen Eingriff in die afrikanifche Machtſphäre nur
ſchwer erträgt. Dann aber hat der Ausgleich zwiſchen
Deutſchland und England unwiderſprochen auch Einfluß
auf die Politik der europäiſchen Großmächte. Er kräftigt
die Freundſchaft der zwei kontrahirenden Staaten-Völker.
Als ſehr wahrſcheinlich wird zudem betrachtet, daß er einen
Schritt weiter in der Annäherung Englands an den mittel-
europäiſchen Dreibund, an die „Tripelallianz“ bedeutet.
Dadurch würde auch das nicht ganz zuverläſſige Italien
mehr im Dreibund feſtgehalten. Anderſeits wird ein
engeres Zuſammenhalten von Rußland und Fraukreich
befördert. Während bisher von der kaiſerlich ruſſiſchen
Regierung die Franzoſen als Republikaner für unſichere
Genoſſen angeſehen wurden, wird jetzt darnach geſtrebt,
dieſelben als Freunde der Ordnung als auch der Ruſſen
zu bezeichnen. Nachdem am 29. Mai l. J. in Paris 13
ruſſiſche Anarchiſten und Nihiliſten wegen Hantirung oder
Vorbereitungen mit Attentatswerkzeugen polizeilich verhaftet
worden, machten die ruſſiſche Regierung und Preſſe großes
Weſen aus der guten Geſinnung Frankreichs und ſowohl
deſſen Staatspräſident Carnot, als auch 3 Miniſter er-
hielten hohe ruſſiſche Orden. In letzter Zeit behauptet
man, daß zwiſchen Frankreich und Rußland ein Bündniß
abgeſchloſſen ſei. Sei dem wie ihm wolle, ſo begreift ſich
die Annahme: Die Gruppirung von Staaten im „Drei-
bund“ ruft leicht einer Gruppirung von Mächten der
entgegengeſetzten Intereſſen und Neigungen. Mehr oder
weniger iſt ſie ſchon vorhanden.
— Der fünfundſiebenzigſte Jahrestag der Schlacht von
Waterloo wurde am 18. Juni in England in der her-
kömmlichen Weiſe gefeiert. Es ſind nur noch drei Leute
am Leben, welche die denkwürdige Schlacht unter Welling-
ton mitgemacht haben. Dieſelben ſind der nunmehrige
General Lord Albemarle, geboren im Juni 1799; General
Whichcote, geboren im Dezember 1794 und Oberſtlieutenant
William Hewet, geboren im Juli 1795. Dieſe drei ſind
alſo zuſammen 282 Jahre alt.
Spanien.
In Malaga iſt das gelbe Fieber aus
New-Orleans eingeſchleppt worden. In Folge davon haben
die Sanitätsbehörden die Ausladung von 1700 Ballen
Baumwolle, welche aus der gleichen Gegend kommen,
unterſagt.
— In Gandia ſind Sonntags drei Cholerafälle und
ein Todesfall vorgekommen.
Verſchiedenes.
— Die Bevölkerung der Erde wird auf 1438
Millionen geſchätzt. Hievon ſind in Europa 312 Millionen,
in Aſten 831 Mill., in Afrika 205 Mill., in Amerika
86 Mill. und in Auſtralien 4 Millionen. Weiße gibt es
ungefähr 500 Millionen, Schwarze 250 Millionen und
der Reſt in Zwiſchenfarben. 500 Millionen wohnen in
Häuſern, 800 Millionen in Hütten und Höhlen und die
übrigen kennen gar kein feſtes Obdach.
— Aus Linz wird berichtet: Die Sennerin Joſepha
Schwein wurde von dem 25jährigen Garſtener Sträfling
Ruppert Hau (aus Wien) auf der Hobiſch-Alm ermordet.
Hau wurde in der Nähe von St. Gallen wegen verdäch-
tigen Benehmens von Gensdarmen aufgegriffen und, da
er ſich mit dem Meſſer widerſetzte, im Kampfe — mit
dem Bajonnet — niedergeſtochen.
— Ein ſeltſamer Unfall ſtieß in Marienburg
einem Herrn zu, der in einer Wirthſchaft einen Aal ver-
zehrte. Eben hatte er ein Stück zum Munde geführt,
als er plötzlich mit einem Schmerzensſchrei Meſſer und
Gabel fallen ließ; er hatte auf einen Angelhaken gebiſſen,
der ihm nun im Gaumen ſaß, zum Glück aber ohne allzu
große Schmerzen entfernt werden konnte.
— Eine feiſte Ratte beehrte dieſer Tage eine Sitzung
des Bundesſenats in Waſhington mit ihrem Beſuch. Man
war gerade mit Erledigung von Penſionsgeſuchen beſchäftigt,
als das „niedliche“ Thierchen unter dem Sitz des Senators
Conquitt von Georgia zum Vorſchein kam und dem ge-
nannten Herrn in das Hoſenbein kroch. Als der erſchro-
ckene Senator mit der Hand nach der Stelle fuhr, wo er
den Eindringling verſpürte, biß ihn das Vieh auch noch
in’s Bein, da es den Ausweg verſperrt ſah. Mit der
Ruhe und Aufmerkſamkeit der Anweſenden war es natür-
lich vorbei.
— Der ehrliche Finder. Bei einem Fuhrherrn
meldet ſich für die ausgeſchriebene Stelle eines Droſchken-
kutſchers ein ſehr bieder ausſehender Bewerber. Vor allen
Dingen, ſagt der Fuhrherr, müſſen Sie alſo ſiets recht
höflich zu den Fahrgäſten ſein und ſich auch der größten
Ehrlichkeit befleißigen. Wenn Sie nun z. B. in Ihrem
Wagen eine Brieftaſche mit 100,000 Mark fänden, was
würden Sie thun? — Na, niſcht mehr, von meinen
Zinſen leben! lautet die prompte Antwort.
Butterpreis in Uznach, den 28. Juni.
Fr. 1. 30 per Halb-Kils.
Wochenmarkt in St. Gallen, 28. Juni 1890.
Butter per ½ Kilozentner Fr. 1. 28, zollenweiſe Fr. 1. 32
per ½ Kilo Fr. 1. 36.
Erdäpfel per ½ Kiloztr. Fr. 7. bis 8, per ½ Kilo 10—12 Rp.
Salat per Kopf 8—10 Rp. Zwiebeln per ½ Kilo 20—25
Rp. Kohl per Kopf 25—30 Rp. Kohlraben per Dutz. 60
Rp. bis 70 Rp. Carrotten per Buſchel 15—20 Rp. Gurken
per Stück 30—50 Rp. Rettige ver Stück 8—10 Rp.
Kirſchen, korbweiſe 18—22 Rp., per ½ Kilo 25—35 Rp.
Bohnen per ½ Kilo 30—35 Rp.
Viehmarkt. Aufgef. an Großvieh 91 Stück; Schmalvieh 128 Stück.
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