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St. Galler Volksblatt. Nr. 96, Uznach, 02. 12. 1893.

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erste Seite
Uznach, Samstag No 96. den 2. Dezember 1893.


St. Galler-Volksblatt.
Publikationsorgan der Bezirke See und Gaster.
Obligatorisch in Uznach, Jona, Eschenbach, Schmerikon, St. Gallenkappel, Ernetschwil, Gommiswald, Goldingen

[Spaltenumbruch]

Abonnementspreis: Bei den Verträgern und mit Adresse in der Schweiz
halbjährlich Fr. 2. 50 Rp., vierteljährlich Fr. 1. 30 Rp. Bei der eidgen.
Post jährlich Fr. 5. -- Rp., halbjährlich Fr. 2. 60 Rp., vierteljährlich Fr. 1.
40 Rp. Für das Ausland (Postverein) jede Nummer mit Adresse halbjähr-
lich Fr. 5. -- Rp., wöchentlich ein Mal halbjährlich Fr. 3. 50 Rp.


[Spaltenumbruch] [Abbildung]
38. Jahrgang.

[Spaltenumbruch]

Insertionsgebühr für den Seebezirk und Gaster (ohne Vermittlung der
Inseratenbureaux): Die kleinspaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Rp. --
Für die übrigen Inserenten kostet die kleinspaltige Petitzeile oder deren Raun
15 Rp. Bei Wiederholungen Rabatt. -- Inserate müssen jeweilen bis spä-
testens Dienstag und Freitag, Vormittags 9 Uhr, abgegeben werden.




[Spaltenumbruch]

Erscheint Mittmoch und Samstag.


[Spaltenumbruch]
[Abbildung] Druck und Verlag von K. Oberholzer's Buchdruckerei. [Abbildung]

[Spaltenumbruch]

Wöchentl. Gratisbeilage "Linth-Blätter".




[Spaltenumbruch]
Die Saat Künzli's.



Sieh doch mein lieber Oberst
Nun die Tessiner-Saat,
Die unter deinem Segen
So prächtig reifen that!
"Die radikalen Größen",
So sprachest du -- "auf Ehr.
"Sie stellen ganz alleine
"Gerechtigkeit dort her."
Es wurde dir entsprochen. --
Das neue Regiment
Versprach uns, zu regieren
Lojal und ganz dezent.
Der erste Akt des Fricdens
War, daß es abberief
Manch treuen Staatsbeamten,
Weil er -- konservativ.
Dann gab's den Professoren,
Die christlich noch gelehrt
Ein huldvoll Abschiedsbriefchen:
"Ihr seid jetzt nichts mehr werth".
Beim Wählen in die Räthe
Erschien kein bess'rer Stern,
Nur urchig Radikale
Zieh'n vom Tessin nach Bern.
Es war nur 100 Stimmen
Zurück die Minderheit;
Nicht einen Volksvertreter
Gab die "Gerechtigkeit".
Sag' an mein lieber Künzli,
Hast keine Skrupel du,
Wenn's dort bei deinen Freunden
So ganz extrem geht zu?
Ich würde lieber sagen:
"Das Regiment ist schlecht!"
Doch du bist andrer Meinung,
Und du bist ja -- gerecht.



Die unentgeltliche krankenpflege.



Der Beschluß des Zentralkomites des Piusvereines, die
Initiative für die unentgeltliche Krankenpflege zu unterstützen,
macht allen Zweifeln über die Haltung der kathol. Schweiz in
dieser Frage ein Ende. Wahrlich, wir hätten ein so günstiges
Resultat gar nicht erwartet; daß der Piusverein mit solcher Ent-
schlossenheit und mit solcher Einmüthigkeit die Beschlüsse des
Zürchertages unterstützen werde, dies wagten die eifrigsten Freunde
der Bewegung nicht zu hoffen. Nunmehr ist jeder Zweifel ge-
löst, die katholische Schweiz wird mit Einmüthigkeit für die
unentgeltliche Krankenpflege eintreten und derselben dadurch zum
Siege verhelfen; das größte Werk, das zum Wohle der leidenden
Menschheit in unserem Vaterlande je unternommen wurde, wird
zugleich ein Denkmal sein des patriotischen Sinnes der kathol.
Schweiz, und die Früchte einer solchen vorsichtigen Politik werden
nicht ausbleiben. Und nun, wenn die Unterschriftenbogen nächster
Tage in Umlauf gesetzt werden, dann unterschreibet sie Mann
für Mann, Leser des Volksblattes, reichet die Bogen auch euren
Nachbarn und Freunden, damit auch sie unterschreiben, so daß
in wenigen Wochen Tausende und Tausende zusammenkommen.
Wenn dann 150 000 Bürger am Bundesrathshause anklopfen
und Einlaß begehren, dann wird man ihnen aufthun müssen
und auf ihre Sprache hören, die lautet: Wir haben genug an
den religiösen Händeln, an der Mißhandlung unserer katholischen
Glaubensbrüder, wir haben genug an den übertriebenen Aus-
gaben für Militärzwecke, für Luxusbauten und für die fort-
währende Schaffung neuer eidgenössischer Beamtenstellen, deren
Werth meistens ein sehr zweifelhafter ist. Beseitigt die Defizite
im Bund durch Ersparnisse, denn das Tabaksmonopol wollen
wir für die unentgeltliche Krankenpflege verwenden.

Den Konservativen, welche noch etwa zaghaft sein sollten,
geben wir zu bedenken, daß es kein besseres Mittel gibt, um
die Auswüchse der Bureaukratie im Bunde und die übertriebene
Zentralisation zu bekämpfen, als den Reingewinn des Tabaks-
monopols für die unentgeltliche Krankenpflege zu verwenden.
Dadurch wird erstens der Bund gezwungen, Ersparnisse in sei-
nem Haushalt zu machen, denn bekommt er nicht für die Bundes-
kasse die Erträgnisse des Monopols, so bleibt ihm eben nichts
anderes übrig, als Ersparnisse zu machen, d. h. einmal gründ-
lich Umschau zu halten in seiner Verwaltung und alles, was
dann über flüssig ist, zu vereinfachen und zu beseitigen. Sodann
hat der Bund ohne das Tabaksmonopol kein Geld für die Sub-
ventionen für die Volksschule, und die Gefahr, die in diesen
Subventionen liegen würde, ist beseitigt. Wer also die Schulen
vor der Einmischung des Bundes sichern, wer überhaupt gegen
die Bureaukratie und Zentralisation ankämpfen will, der unter-
schreibe freudig die Initiative für die unentgeltliche Kranken-
pflege, denn dadurch werden die Millionen des Tabalsmonopols
für diesen Zweck verwendet, während sie sonst in die Bundes-
kasse wandern. Denn das Tabaksmonopol kommt, das steht
außer Zweifel, nachdem sich alle Parteien für dasselbe ausge-
sprochen haben, nur über die Verwendung desselben gehen die
[Spaltenumbruch] Meinungen auseinander. Die herrschende radikale Partei will
dasselbe für neue Militärausgaben, für den Luxusbau des Par-
lamentsgebäudes und für andere ebenso nutzlose Zwecke. Kann
da ein Konservativer zaudern, wofür er eintreten soll, für die
unentgeltliche Krankenpflege oder für die Herzenswünsche der
radikalen Partei?

Die Initiative für die unentgeltliche Krankenpflege wird
für uns Katholiken auch die große Wohlthat haben, daß unsere
Partei innerlich gefestigt wird. Es war einst schwierig, ein-
trächtig zusammenzuhalten in den Zeiten des Kulturkampfes, da
war für jeden Katholiken, der überhaupt noch auf seinen Namen
noch etwas hielt, die politische Stellungnahme zum Vorneherein
gegeben. Es wurde aber immer schwieriger, die Einheit in der
Partei zu wahren, nachdem der Kulturkampf nachgelassen und
Fragen auftauchten, die weit ab zu liegen schienen von dem,
was man bisher als katholische Politik angesehen hatte. Wer
hätte jetzt vor etwa 10 Jahren daran gedacht, daß die kathol.
Schweiz einmüthig für die unentgeltliche Krankenpflege und für
das Tabaksmonopol eintreten werde? und dadurch bestimmend
eingreife auf die innere Politik des Vaterlandes? In solchen
Augenblicken, wo wir solche unerwartete Ereignisse sich erfüllen
sehen, geziemt es sich unseres großen Papstes zu gedenken, der
in seiner Encyclica Rerum Novarum die Grundzüge für eine
katholische Sozialpolitik entworfen hat. Ohnehin hatten wir
Katholiken uns niemals so schnell zurecht gefunden in den Wirr-
nissen der sozialen Fragen. Das Wort Windthorst's, daß der
Papst die Welt regiere, bewahrheitet sich auch hier, wenn in
wenigen Jahren die Schweiz die unentgeltliche Krankenpflege
besitzen wird, so wird sie dies Leo XIII. verdanken. Ohne
dessen Enchclica über die soziale Frage und die konsequente Durch-
führung derselben hätten die Katholiken der Schweiz niemals
zu jenem einmüthigen Vorgehen sich aufraffen können, das noth-
wendig ist, um den Beschlüssen des Zürcher Arbeitertages Er-
folg zu sichern. Vexilla regis prodeunt, des Königs Banner
geht voran, können wir mit der Kirche sagen, darum folgt alle
unverzagt und Mann für Mann unterschreibet die Initiative
für die unentgeltliche Krankenpflege.





[Abbildung]
Die neue Futterpflanze: Lathyrus silvestris
Wagneri.



"Donner und Doria, jetzt bringt uns das Volksblatt gar
noch diese lateinischen Namen; mit denen können wir Bauern
unsere Kühe nicht füttern", so wettert der alte Franz Jakab.
Ganz recht, aber etwas näher müssen wir die Sache doch besehen.
Denn alle Zeitungen reden ja jetzt von dieser Pflanze und da
darf das Volksblatt nicht zurückbleiben. Die einen Zeitungen
sind der Sache günstig, die andern ungünstig. Die Sache ist
neu; ich war in der Sache unerfahren und war zugleich noch
von wegen der Sojabohne glückseligen Angedenkens etwas miß-
trauisch. Was also machen? Ich schreibe nach Basel und lasse
die Broschüre über diese neue Futterpflanze kommen und studire
sie und soll nun meine Meinung darüber zum Besten geben.

Was wird vorerst der Pflanze nachgerühmt? Ungemein
viel, fast zu viel. Da heißt es, diese Pflanze gedeiht in jedem
Klimo, auf dem ärmsten Boden, selbst in Sand und Geröll,
wenn nur der Boden auf die Tiefe von 4 Meter grundwasser-
frei ist. Ferner: nach zwei Jahren bedarf die Pflanze keinerlei
Pflege oder Düngung mehr und liefert mehr als 50 Jahre
andauerndes Futtererträgniß; sie enthält doppelten Nährwerth
des besten Wiesenheues und liefert ca. 150 Zentner Heu per
Hektare. Diese Pflanze wird von allen Thieren mit Begierde
aufgenommen und liefert auch höheres Milcherträgniß.

Das wären nun freilich kolossale Vorzüge dieser neuen
Futterpflanze und wenn das alles wahr ist, so können die Bauern
nichts besseres thun, als nächsten Frühling mit allem Eifer La-
thyrus anzupflanzen. Da aber die Sache neu ist, so wird man
dem Bauer nicht rathen können, die Sache zu überstürzen. Aber
ebenso wenig soll man dem Bauer rathen, der Sache weiter
keine Beachtung zu schenken. Man soll die Sache prüfen, denn
wenn die Pflanze nur die Hälfte von dem hält, was verspro-
chen wird, so kann sie zur großen Wohlthat für die Landwirth-
schaft werden. Darum hat die "Ostschweiz" ganz richtig ge-
fordert, das Volkswirthschaftsdepartement solle diesbezügliche
Versuche anstellen lassen. Ich meine, es wäre noch besser, wenn
auch die landwirthschaftlichen Vereine und hie und da ein Herr,
der's vermag, ein paar Franken zu verpröbeln, solche Versuche
anstellen. Ein Pfund Samen kestet bei F. Christen in Basel
(Leonhardstraße 14) 12 Fr. 50 Rp.; tausend Stück Pflanzen
ebenfalls so viel. Der Schaden wäre nun nicht so groß, wenn
der Versuch mißlingen sollte. Ich kann mich aber der Ansicht
nicht verschließen, daß wirklich etwas an der Sache sei. Die
Zeugnisse, die vorliegen, kommen von so kompetenter Seite her,
daß man wirklich schon recht pessimistisch dreinschauen muß, um
die Sache ohne weiteres von der Hand zu weisen.

Nehmen wir an, die Pflanze halte, was von ihr verspro-
chen wird, welch eine Umwälzung könnte da auf unsern Alpen
erfolgen, welch weite große Flächen liegen da oft ganz nutzlos
und brach. Wenn man eine solche Futterpflanze in die vielen
[Spaltenumbruch] Geröllhalden pflanzen könnte, viele Alpen könnten mit nochein-
mal so viel Vieh bestoßen werden. Wenn solche Vortheile win-
ken, lohnt es sich wohl der Mühe, einige Versuche zu wagen.
Wenn auch viel Schwindel auf der Welt getrieben wird, so
lohnt es sich doch der Mähe, nicht allzu sehr dem Pessimismus
sich hinzugeben. Ich bin also der Meinung, es sollen auch die
landwirthschaftlichen Vereine die Sache prüfen, etwa je ein Pfd.
Samen und 1000 Pflanzen anzukaufen und dann ihre Erfah-
rungen zum allgemeinen Besten verwerthen.




Eidgenössisches.



-- Truppenzusammenzug.

Den 28. August 1894 nach-
mittags 3 Uhr haben die Truppen des IV. Armeekorps in den
definitiven Vorkurs-Kantonnementen einzurücken und zwar in
der am Einrückungstag gegen den Waffenrock umgetauschten
Blouse. Die 8. Division besteht ihren Vorkurs in Graubünden,
und zwar die 15. Brigade (darunter das Schwyzer Bat. 86)
in Malans, Mayenfeld, Jenins etc., und die 16. Brigade in
Chur und Umgebung. Die 8. Division, die im Marschiren
wohlbewandert ist, wird viele Tage dieses Vorkurses (7 bis
8 Tage) auf den Marsch verwenden müssen. Es geht zu Fuß
von Mayenfeld über die Oberalp und durch das Reußthal in
den Thalkessel von Schwyz. Samstag den 8. September rücken
die Truppen in die Linie (die 4. Division ist dann in Lachen
und Umgebung). Sonntags ist muthmaßlich Ruhetag und
Montags beginnen die Manöver im Armeekorps-Verband --
Division gegen Division; diese Divisions-Manöver dauern den
11. und 12. September; für den 13. September ist für das
gesammte IV. Armeekorps ein allgemeines Korpsmanöver vor-
gesehen, das jedoch schon um die Mittagszeit abgebrochen würde,
um den Truppen den Heimmarsch zu erleichtern. Die Truppen
werden Gelegenheit erhalten, mit den mehrmals zu gebrauchenden
Schirmzelten nähere Freundschaft zu schließen. Bei der Ver-
pflegung sollen auch Kartoffeln (!!) als echt vaterländisches Gewächs,
ihre Nützlichkeit erweisen.

-- Sonntagsheiligung.

Der Bundesrath hat den Bier-
brauern die Bierspedition an Sonntagen gestattet. Damit soll
dem "sozialen Nothstand" abgeholfen werden!




St. Gallisches.



-- * "Proporz."

Nachdem dieses Schooßkind der modernen
politischen Postulate im Großen Rathe von Wallis
neulich aus der Taufe gehoben worden, hofft unsere Kollegin
"Die Ostschweiz", es werde auch bei uns nächstes Frühjahr
diese Frage neuerdings in Fluß kommen und dann einem
besseren Schicksale entgegengehen als es das letzte Mal der
Fall war. Wir können diesen Sanguinismus mit der "Ost-
schweiz" nicht theilen. Nachdem es sich zu wiederholten Malen
erwiesen, daß man in der Residenz mit dem neuen politischen
Universalmittel mehr eine Sesselassekuranz für gewisse
Parteiführer als wirklich das "Wohl des Volkes" im Auge
hat, hat auch der Glaube an dieses Elixier ad longam vitam
bedeutend eingebüßt und einigermaßen an Wirksamkeit verloren.
So lange man uns das bei der Verfassungsrevision versprochene
Volksrecht des obligatorischen Referendums sowie des
Finanzreferendums, das damals in dem ausgerufenen
Programm der "Demokraten" und "Konservativen" zu oberst
an der Spitze der Verheißungen gestanden,

nicht herausgibt -- mit andern Worten: so lange man uns in
diesem Stücke nicht Wort hält, sondern sogar dem gegebenen
Versprechen feindlich und offen entgegenarbeitet, so lange wollen
wir auch von euerem politischen Elixier nichts mehr wissen.
Entweder, oder: entweder löst ihr euer Versprechen ein und
gebt dem Volke das oberste Souveränitätsrecht seiner Freiheit,
das ungekünstelte Abstimmungsrecht in die Hand oder man
wird eueren Worten und Versprechungen keinen Glauben mehr
schenken, und die Sesselassekuranz, die dem Volke blutwenig
nützt, zum Kuckuck schicken. Man soll das Revisionspferd beim
Kopf und nicht beim Schwanz aufzäumen. "Entweder
mit ihm (dem Referendum) oder unter ihm!"

-- Regierungsrathsverhandlungen vom 27. und 28. Nov.
Der Regierungsrath setzt in Ausführung eines bereits früher gefaßten
grundsätzlichen Beschlusses für die Dauer der nächsten 5 Jahre die Ver-
theilung der von den einzelnen Departementen und der Staatskanzlei zu
vergebenden Drucksachen unter die städtischen Offizinen fest.

Den unlängst gegründeten Verband Rheinthalischer Gemüsezüchter
wird in Entsprechung eines gestellten Ansuchens ein Staatsbeitrag von
Fr. 200 zuerkannt.

Zur Genehmigung gelangen: ein Beschluß der polit. Bürgerversamm-
lung von Goldach betr. Einführung einer Handänderungssteuer im Betrage
von 3%0 des Verkaufspreises, der Beschluß des ev. Schulrathes Wild-
haus betr. den Verkauf des alten Schulhauses in Schönenboden und zwei
Zwangsversorgungsbeschlüsse der Gemeinderäthe Tablat und Rorschach.

-- Ein Brandausbruch bedrohte am Montag Morgen
das katholische Schulhaus in Flawil. Rasch herbeigeeilter
Hülfe gelang es, das Feuer im Keime zu ersticken. Die Brand-
ursache ist unbekannt. -- Das Stehlen scheint auch in Fla-
wil
Trumpf zu sein. Nachdem in letzter Zeit viermal nach-
einander eingebrochen worden war, wurde Freitag Nachts die
Ladenkasse von Metzger Hauff geplündert und der Frau Wittwe

Uznach, Samſtag No 96. den 2. Dezember 1893.


St. Galler-Volksblatt.
Publikationsorgan der Bezirke See und Gaſter.
Obligatoriſch in Uznach, Jona, Eſchenbach, Schmerikon, St. Gallenkappel, Ernetſchwil, Gommiswald, Goldingen

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Abonnementspreis: Bei den Verträgern und mit Adreſſe in der Schweiz
halbjährlich Fr. 2. 50 Rp., vierteljährlich Fr. 1. 30 Rp. Bei der eidgen.
Poſt jährlich Fr. 5. — Rp., halbjährlich Fr. 2. 60 Rp., vierteljährlich Fr. 1.
40 Rp. Für das Ausland (Poſtverein) jede Nummer mit Adreſſe halbjähr-
lich Fr. 5. — Rp., wöchentlich ein Mal halbjährlich Fr. 3. 50 Rp.


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38. Jahrgang.

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Inſertionsgebühr für den Seebezirk und Gaſter (ohne Vermittlung der
Inſeratenbureaux): Die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Rp. —
Für die übrigen Inſerenten koſtet die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raun
15 Rp. Bei Wiederholungen Rabatt. — Inſerate müſſen jeweilen bis ſpä-
teſtens Dienſtag und Freitag, Vormittags 9 Uhr, abgegeben werden.




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Erſcheint Mittmoch und Samſtag.


[Spaltenumbruch]
[Abbildung] Druck und Verlag von K. Oberholzer’s Buchdruckerei. [Abbildung]

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Wöchentl. Gratisbeilage „Linth-Blätter“.




[Spaltenumbruch]
Die Saat Künzli’s.



Sieh doch mein lieber Oberſt
Nun die Teſſiner-Saat,
Die unter deinem Segen
So prächtig reifen that!
„Die radikalen Größen“,
So ſpracheſt du — „auf Ehr.
„Sie ſtellen ganz alleine
„Gerechtigkeit dort her.“
Es wurde dir entſprochen. —
Das neue Regiment
Verſprach uns, zu regieren
Lojal und ganz dezent.
Der erſte Akt des Fricdens
War, daß es abberief
Manch treuen Staatsbeamten,
Weil er — konſervativ.
Dann gab’s den Profeſſoren,
Die chriſtlich noch gelehrt
Ein huldvoll Abſchiedsbriefchen:
„Ihr ſeid jetzt nichts mehr werth“.
Beim Wählen in die Räthe
Erſchien kein beſſ’rer Stern,
Nur urchig Radikale
Zieh’n vom Teſſin nach Bern.
Es war nur 100 Stimmen
Zurück die Minderheit;
Nicht einen Volksvertreter
Gab die „Gerechtigkeit“.
Sag’ an mein lieber Künzli,
Haſt keine Skrupel du,
Wenn’s dort bei deinen Freunden
So ganz extrem geht zu?
Ich würde lieber ſagen:
„Das Regiment iſt ſchlecht!
Doch du biſt andrer Meinung,
Und du biſt ja — gerecht.



Die unentgeltliche krankenpflege.



Der Beſchluß des Zentralkomites des Piusvereines, die
Initiative für die unentgeltliche Krankenpflege zu unterſtützen,
macht allen Zweifeln über die Haltung der kathol. Schweiz in
dieſer Frage ein Ende. Wahrlich, wir hätten ein ſo günſtiges
Reſultat gar nicht erwartet; daß der Piusverein mit ſolcher Ent-
ſchloſſenheit und mit ſolcher Einmüthigkeit die Beſchlüſſe des
Zürchertages unterſtützen werde, dies wagten die eifrigſten Freunde
der Bewegung nicht zu hoffen. Nunmehr iſt jeder Zweifel ge-
löst, die katholiſche Schweiz wird mit Einmüthigkeit für die
unentgeltliche Krankenpflege eintreten und derſelben dadurch zum
Siege verhelfen; das größte Werk, das zum Wohle der leidenden
Menſchheit in unſerem Vaterlande je unternommen wurde, wird
zugleich ein Denkmal ſein des patriotiſchen Sinnes der kathol.
Schweiz, und die Früchte einer ſolchen vorſichtigen Politik werden
nicht ausbleiben. Und nun, wenn die Unterſchriftenbogen nächſter
Tage in Umlauf geſetzt werden, dann unterſchreibet ſie Mann
für Mann, Leſer des Volksblattes, reichet die Bogen auch euren
Nachbarn und Freunden, damit auch ſie unterſchreiben, ſo daß
in wenigen Wochen Tauſende und Tauſende zuſammenkommen.
Wenn dann 150 000 Bürger am Bundesrathshauſe anklopfen
und Einlaß begehren, dann wird man ihnen aufthun müſſen
und auf ihre Sprache hören, die lautet: Wir haben genug an
den religiöſen Händeln, an der Mißhandlung unſerer katholiſchen
Glaubensbrüder, wir haben genug an den übertriebenen Aus-
gaben für Militärzwecke, für Luxusbauten und für die fort-
währende Schaffung neuer eidgenöſſiſcher Beamtenſtellen, deren
Werth meiſtens ein ſehr zweifelhafter iſt. Beſeitigt die Defizite
im Bund durch Erſparniſſe, denn das Tabaksmonopol wollen
wir für die unentgeltliche Krankenpflege verwenden.

Den Konſervativen, welche noch etwa zaghaft ſein ſollten,
geben wir zu bedenken, daß es kein beſſeres Mittel gibt, um
die Auswüchſe der Bureaukratie im Bunde und die übertriebene
Zentraliſation zu bekämpfen, als den Reingewinn des Tabaks-
monopols für die unentgeltliche Krankenpflege zu verwenden.
Dadurch wird erſtens der Bund gezwungen, Erſparniſſe in ſei-
nem Haushalt zu machen, denn bekommt er nicht für die Bundes-
kaſſe die Erträgniſſe des Monopols, ſo bleibt ihm eben nichts
anderes übrig, als Erſparniſſe zu machen, d. h. einmal gründ-
lich Umſchau zu halten in ſeiner Verwaltung und alles, was
dann über flüſſig iſt, zu vereinfachen und zu beſeitigen. Sodann
hat der Bund ohne das Tabaksmonopol kein Geld für die Sub-
ventionen für die Volksſchule, und die Gefahr, die in dieſen
Subventionen liegen würde, iſt beſeitigt. Wer alſo die Schulen
vor der Einmiſchung des Bundes ſichern, wer überhaupt gegen
die Bureaukratie und Zentraliſation ankämpfen will, der unter-
ſchreibe freudig die Initiative für die unentgeltliche Kranken-
pflege, denn dadurch werden die Millionen des Tabalsmonopols
für dieſen Zweck verwendet, während ſie ſonſt in die Bundes-
kaſſe wandern. Denn das Tabaksmonopol kommt, das ſteht
außer Zweifel, nachdem ſich alle Parteien für dasſelbe ausge-
ſprochen haben, nur über die Verwendung desſelben gehen die
[Spaltenumbruch] Meinungen auseinander. Die herrſchende radikale Partei will
dasſelbe für neue Militärausgaben, für den Luxusbau des Par-
lamentsgebäudes und für andere ebenſo nutzloſe Zwecke. Kann
da ein Konſervativer zaudern, wofür er eintreten ſoll, für die
unentgeltliche Krankenpflege oder für die Herzenswünſche der
radikalen Partei?

Die Initiative für die unentgeltliche Krankenpflege wird
für uns Katholiken auch die große Wohlthat haben, daß unſere
Partei innerlich gefeſtigt wird. Es war einſt ſchwierig, ein-
trächtig zuſammenzuhalten in den Zeiten des Kulturkampfes, da
war für jeden Katholiken, der überhaupt noch auf ſeinen Namen
noch etwas hielt, die politiſche Stellungnahme zum Vorneherein
gegeben. Es wurde aber immer ſchwieriger, die Einheit in der
Partei zu wahren, nachdem der Kulturkampf nachgelaſſen und
Fragen auftauchten, die weit ab zu liegen ſchienen von dem,
was man bisher als katholiſche Politik angeſehen hatte. Wer
hätte jetzt vor etwa 10 Jahren daran gedacht, daß die kathol.
Schweiz einmüthig für die unentgeltliche Krankenpflege und für
das Tabaksmonopol eintreten werde? und dadurch beſtimmend
eingreife auf die innere Politik des Vaterlandes? In ſolchen
Augenblicken, wo wir ſolche unerwartete Ereigniſſe ſich erfüllen
ſehen, geziemt es ſich unſeres großen Papſtes zu gedenken, der
in ſeiner Encyclica Rerum Novarum die Grundzüge für eine
katholiſche Sozialpolitik entworfen hat. Ohnehin hatten wir
Katholiken uns niemals ſo ſchnell zurecht gefunden in den Wirr-
niſſen der ſozialen Fragen. Das Wort Windthorſt’s, daß der
Papſt die Welt regiere, bewahrheitet ſich auch hier, wenn in
wenigen Jahren die Schweiz die unentgeltliche Krankenpflege
beſitzen wird, ſo wird ſie dies Leo XIII. verdanken. Ohne
deſſen Enchclica über die ſoziale Frage und die konſequente Durch-
führung derſelben hätten die Katholiken der Schweiz niemals
zu jenem einmüthigen Vorgehen ſich aufraffen können, das noth-
wendig iſt, um den Beſchlüſſen des Zürcher Arbeitertages Er-
folg zu ſichern. Vexilla regis prodeunt, des Königs Banner
geht voran, können wir mit der Kirche ſagen, darum folgt alle
unverzagt und Mann für Mann unterſchreibet die Initiative
für die unentgeltliche Krankenpflege.





[Abbildung]
Die neue Futterpflanze: Lathyrus silvestris
Wagneri.



„Donner und Doria, jetzt bringt uns das Volksblatt gar
noch dieſe lateiniſchen Namen; mit denen können wir Bauern
unſere Kühe nicht füttern“, ſo wettert der alte Franz Jakab.
Ganz recht, aber etwas näher müſſen wir die Sache doch beſehen.
Denn alle Zeitungen reden ja jetzt von dieſer Pflanze und da
darf das Volksblatt nicht zurückbleiben. Die einen Zeitungen
ſind der Sache günſtig, die andern ungünſtig. Die Sache iſt
neu; ich war in der Sache unerfahren und war zugleich noch
von wegen der Sojabohne glückſeligen Angedenkens etwas miß-
trauiſch. Was alſo machen? Ich ſchreibe nach Baſel und laſſe
die Broſchüre über dieſe neue Futterpflanze kommen und ſtudire
ſie und ſoll nun meine Meinung darüber zum Beſten geben.

Was wird vorerſt der Pflanze nachgerühmt? Ungemein
viel, faſt zu viel. Da heißt es, dieſe Pflanze gedeiht in jedem
Klimo, auf dem ärmſten Boden, ſelbſt in Sand und Geröll,
wenn nur der Boden auf die Tiefe von 4 Meter grundwaſſer-
frei iſt. Ferner: nach zwei Jahren bedarf die Pflanze keinerlei
Pflege oder Düngung mehr und liefert mehr als 50 Jahre
andauerndes Futtererträgniß; ſie enthält doppelten Nährwerth
des beſten Wieſenheues und liefert ca. 150 Zentner Heu per
Hektare. Dieſe Pflanze wird von allen Thieren mit Begierde
aufgenommen und liefert auch höheres Milcherträgniß.

Das wären nun freilich koloſſale Vorzüge dieſer neuen
Futterpflanze und wenn das alles wahr iſt, ſo können die Bauern
nichts beſſeres thun, als nächſten Frühling mit allem Eifer La-
thyrus anzupflanzen. Da aber die Sache neu iſt, ſo wird man
dem Bauer nicht rathen können, die Sache zu überſtürzen. Aber
ebenſo wenig ſoll man dem Bauer rathen, der Sache weiter
keine Beachtung zu ſchenken. Man ſoll die Sache prüfen, denn
wenn die Pflanze nur die Hälfte von dem hält, was verſpro-
chen wird, ſo kann ſie zur großen Wohlthat für die Landwirth-
ſchaft werden. Darum hat die „Oſtſchweiz“ ganz richtig ge-
fordert, das Volkswirthſchaftsdepartement ſolle diesbezügliche
Verſuche anſtellen laſſen. Ich meine, es wäre noch beſſer, wenn
auch die landwirthſchaftlichen Vereine und hie und da ein Herr,
der’s vermag, ein paar Franken zu verpröbeln, ſolche Verſuche
anſtellen. Ein Pfund Samen keſtet bei F. Chriſten in Baſel
(Leonhardſtraße 14) 12 Fr. 50 Rp.; tauſend Stück Pflanzen
ebenfalls ſo viel. Der Schaden wäre nun nicht ſo groß, wenn
der Verſuch mißlingen ſollte. Ich kann mich aber der Anſicht
nicht verſchließen, daß wirklich etwas an der Sache ſei. Die
Zeugniſſe, die vorliegen, kommen von ſo kompetenter Seite her,
daß man wirklich ſchon recht peſſimiſtiſch dreinſchauen muß, um
die Sache ohne weiteres von der Hand zu weiſen.

Nehmen wir an, die Pflanze halte, was von ihr verſpro-
chen wird, welch eine Umwälzung könnte da auf unſern Alpen
erfolgen, welch weite große Flächen liegen da oft ganz nutzlos
und brach. Wenn man eine ſolche Futterpflanze in die vielen
[Spaltenumbruch] Geröllhalden pflanzen könnte, viele Alpen könnten mit nochein-
mal ſo viel Vieh beſtoßen werden. Wenn ſolche Vortheile win-
ken, lohnt es ſich wohl der Mühe, einige Verſuche zu wagen.
Wenn auch viel Schwindel auf der Welt getrieben wird, ſo
lohnt es ſich doch der Mähe, nicht allzu ſehr dem Peſſimismus
ſich hinzugeben. Ich bin alſo der Meinung, es ſollen auch die
landwirthſchaftlichen Vereine die Sache prüfen, etwa je ein Pfd.
Samen und 1000 Pflanzen anzukaufen und dann ihre Erfah-
rungen zum allgemeinen Beſten verwerthen.




Eidgenöſſiſches.



Truppenzuſammenzug.

Den 28. Auguſt 1894 nach-
mittags 3 Uhr haben die Truppen des IV. Armeekorps in den
definitiven Vorkurs-Kantonnementen einzurücken und zwar in
der am Einrückungstag gegen den Waffenrock umgetauſchten
Blouſe. Die 8. Diviſion beſteht ihren Vorkurs in Graubünden,
und zwar die 15. Brigade (darunter das Schwyzer Bat. 86)
in Malans, Mayenfeld, Jenins ꝛc., und die 16. Brigade in
Chur und Umgebung. Die 8. Diviſion, die im Marſchiren
wohlbewandert iſt, wird viele Tage dieſes Vorkurſes (7 bis
8 Tage) auf den Marſch verwenden müſſen. Es geht zu Fuß
von Mayenfeld über die Oberalp und durch das Reußthal in
den Thalkeſſel von Schwyz. Samſtag den 8. September rücken
die Truppen in die Linie (die 4. Diviſion iſt dann in Lachen
und Umgebung). Sonntags iſt muthmaßlich Ruhetag und
Montags beginnen die Manöver im Armeekorps-Verband —
Diviſion gegen Diviſion; dieſe Diviſions-Manöver dauern den
11. und 12. September; für den 13. September iſt für das
geſammte IV. Armeekorps ein allgemeines Korpsmanöver vor-
geſehen, das jedoch ſchon um die Mittagszeit abgebrochen würde,
um den Truppen den Heimmarſch zu erleichtern. Die Truppen
werden Gelegenheit erhalten, mit den mehrmals zu gebrauchenden
Schirmzelten nähere Freundſchaft zu ſchließen. Bei der Ver-
pflegung ſollen auch Kartoffeln (!!) als echt vaterländiſches Gewächs,
ihre Nützlichkeit erweiſen.

Sonntagsheiligung.

Der Bundesrath hat den Bier-
brauern die Bierſpedition an Sonntagen geſtattet. Damit ſoll
dem „ſozialen Nothſtand“ abgeholfen werden!




St. Galliſches.



— * „Proporz.“

Nachdem dieſes Schooßkind der modernen
politiſchen Poſtulate im Großen Rathe von Wallis
neulich aus der Taufe gehoben worden, hofft unſere Kollegin
„Die Oſtſchweiz“, es werde auch bei uns nächſtes Frühjahr
dieſe Frage neuerdings in Fluß kommen und dann einem
beſſeren Schickſale entgegengehen als es das letzte Mal der
Fall war. Wir können dieſen Sanguinismus mit der „Oſt-
ſchweiz“ nicht theilen. Nachdem es ſich zu wiederholten Malen
erwieſen, daß man in der Reſidenz mit dem neuen politiſchen
Univerſalmittel mehr eine Seſſelaſſekuranz für gewiſſe
Parteiführer als wirklich das „Wohl des Volkes“ im Auge
hat, hat auch der Glaube an dieſes Elixier ad longam vitam
bedeutend eingebüßt und einigermaßen an Wirkſamkeit verloren.
So lange man uns das bei der Verfaſſungsreviſion verſprochene
Volksrecht des obligatoriſchen Referendums ſowie des
Finanzreferendums, das damals in dem ausgerufenen
Programm der „Demokraten“ und „Konſervativen“ zu oberſt
an der Spitze der Verheißungen geſtanden,

nicht herausgibt — mit andern Worten: ſo lange man uns in
dieſem Stücke nicht Wort hält, ſondern ſogar dem gegebenen
Verſprechen feindlich und offen entgegenarbeitet, ſo lange wollen
wir auch von euerem politiſchen Elixier nichts mehr wiſſen.
Entweder, oder: entweder löst ihr euer Verſprechen ein und
gebt dem Volke das oberſte Souveränitätsrecht ſeiner Freiheit,
das ungekünſtelte Abſtimmungsrecht in die Hand oder man
wird eueren Worten und Verſprechungen keinen Glauben mehr
ſchenken, und die Seſſelaſſekuranz, die dem Volke blutwenig
nützt, zum Kuckuck ſchicken. Man ſoll das Reviſionspferd beim
Kopf und nicht beim Schwanz aufzäumen. „Entweder
mit ihm (dem Referendum) oder unter ihm!

Regierungsrathsverhandlungen vom 27. und 28. Nov.
Der Regierungsrath ſetzt in Ausführung eines bereits früher gefaßten
grundſätzlichen Beſchluſſes für die Dauer der nächſten 5 Jahre die Ver-
theilung der von den einzelnen Departementen und der Staatskanzlei zu
vergebenden Druckſachen unter die ſtädtiſchen Offizinen feſt.

Den unlängſt gegründeten Verband Rheinthaliſcher Gemüſezüchter
wird in Entſprechung eines geſtellten Anſuchens ein Staatsbeitrag von
Fr. 200 zuerkannt.

Zur Genehmigung gelangen: ein Beſchluß der polit. Bürgerverſamm-
lung von Goldach betr. Einführung einer Handänderungsſteuer im Betrage
von 3‰ des Verkaufspreiſes, der Beſchluß des ev. Schulrathes Wild-
haus betr. den Verkauf des alten Schulhauſes in Schönenboden und zwei
Zwangsverſorgungsbeſchlüſſe der Gemeinderäthe Tablat und Rorſchach.

— Ein Brandausbruch bedrohte am Montag Morgen
das katholiſche Schulhaus in Flawil. Raſch herbeigeeilter
Hülfe gelang es, das Feuer im Keime zu erſticken. Die Brand-
urſache iſt unbekannt. — Das Stehlen ſcheint auch in Fla-
wil
Trumpf zu ſein. Nachdem in letzter Zeit viermal nach-
einander eingebrochen worden war, wurde Freitag Nachts die
Ladenkaſſe von Metzger Hauff geplündert und der Frau Wittwe

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[1/0001] Uznach, Samſtag No 96. den 2. Dezember 1893. St. Galler-Volksblatt. Publikationsorgan der Bezirke See und Gaſter. Obligatoriſch in Uznach, Jona, Eſchenbach, Schmerikon, St. Gallenkappel, Ernetſchwil, Gommiswald, Goldingen Abonnementspreis: Bei den Verträgern und mit Adreſſe in der Schweiz halbjährlich Fr. 2. 50 Rp., vierteljährlich Fr. 1. 30 Rp. Bei der eidgen. Poſt jährlich Fr. 5. — Rp., halbjährlich Fr. 2. 60 Rp., vierteljährlich Fr. 1. 40 Rp. Für das Ausland (Poſtverein) jede Nummer mit Adreſſe halbjähr- lich Fr. 5. — Rp., wöchentlich ein Mal halbjährlich Fr. 3. 50 Rp. [Abbildung] 38. Jahrgang. Inſertionsgebühr für den Seebezirk und Gaſter (ohne Vermittlung der Inſeratenbureaux): Die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Rp. — Für die übrigen Inſerenten koſtet die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raun 15 Rp. Bei Wiederholungen Rabatt. — Inſerate müſſen jeweilen bis ſpä- teſtens Dienſtag und Freitag, Vormittags 9 Uhr, abgegeben werden. Erſcheint Mittmoch und Samſtag. [Abbildung] Druck und Verlag von K. Oberholzer’s Buchdruckerei. [Abbildung] Wöchentl. Gratisbeilage „Linth-Blätter“. Die Saat Künzli’s. Sieh doch mein lieber Oberſt Nun die Teſſiner-Saat, Die unter deinem Segen So prächtig reifen that! „Die radikalen Größen“, So ſpracheſt du — „auf Ehr. „Sie ſtellen ganz alleine „Gerechtigkeit dort her.“ Es wurde dir entſprochen. — Das neue Regiment Verſprach uns, zu regieren Lojal und ganz dezent. Der erſte Akt des Fricdens War, daß es abberief Manch treuen Staatsbeamten, Weil er — konſervativ. Dann gab’s den Profeſſoren, Die chriſtlich noch gelehrt Ein huldvoll Abſchiedsbriefchen: „Ihr ſeid jetzt nichts mehr werth“. Beim Wählen in die Räthe Erſchien kein beſſ’rer Stern, Nur urchig Radikale Zieh’n vom Teſſin nach Bern. Es war nur 100 Stimmen Zurück die Minderheit; Nicht einen Volksvertreter Gab die „Gerechtigkeit“. Sag’ an mein lieber Künzli, Haſt keine Skrupel du, Wenn’s dort bei deinen Freunden So ganz extrem geht zu? Ich würde lieber ſagen: „Das Regiment iſt ſchlecht!“ Doch du biſt andrer Meinung, Und du biſt ja — gerecht. … s. Die unentgeltliche krankenpflege. (Korreſpondenz). Der Beſchluß des Zentralkomites des Piusvereines, die Initiative für die unentgeltliche Krankenpflege zu unterſtützen, macht allen Zweifeln über die Haltung der kathol. Schweiz in dieſer Frage ein Ende. Wahrlich, wir hätten ein ſo günſtiges Reſultat gar nicht erwartet; daß der Piusverein mit ſolcher Ent- ſchloſſenheit und mit ſolcher Einmüthigkeit die Beſchlüſſe des Zürchertages unterſtützen werde, dies wagten die eifrigſten Freunde der Bewegung nicht zu hoffen. Nunmehr iſt jeder Zweifel ge- löst, die katholiſche Schweiz wird mit Einmüthigkeit für die unentgeltliche Krankenpflege eintreten und derſelben dadurch zum Siege verhelfen; das größte Werk, das zum Wohle der leidenden Menſchheit in unſerem Vaterlande je unternommen wurde, wird zugleich ein Denkmal ſein des patriotiſchen Sinnes der kathol. Schweiz, und die Früchte einer ſolchen vorſichtigen Politik werden nicht ausbleiben. Und nun, wenn die Unterſchriftenbogen nächſter Tage in Umlauf geſetzt werden, dann unterſchreibet ſie Mann für Mann, Leſer des Volksblattes, reichet die Bogen auch euren Nachbarn und Freunden, damit auch ſie unterſchreiben, ſo daß in wenigen Wochen Tauſende und Tauſende zuſammenkommen. Wenn dann 150 000 Bürger am Bundesrathshauſe anklopfen und Einlaß begehren, dann wird man ihnen aufthun müſſen und auf ihre Sprache hören, die lautet: Wir haben genug an den religiöſen Händeln, an der Mißhandlung unſerer katholiſchen Glaubensbrüder, wir haben genug an den übertriebenen Aus- gaben für Militärzwecke, für Luxusbauten und für die fort- währende Schaffung neuer eidgenöſſiſcher Beamtenſtellen, deren Werth meiſtens ein ſehr zweifelhafter iſt. Beſeitigt die Defizite im Bund durch Erſparniſſe, denn das Tabaksmonopol wollen wir für die unentgeltliche Krankenpflege verwenden. Den Konſervativen, welche noch etwa zaghaft ſein ſollten, geben wir zu bedenken, daß es kein beſſeres Mittel gibt, um die Auswüchſe der Bureaukratie im Bunde und die übertriebene Zentraliſation zu bekämpfen, als den Reingewinn des Tabaks- monopols für die unentgeltliche Krankenpflege zu verwenden. Dadurch wird erſtens der Bund gezwungen, Erſparniſſe in ſei- nem Haushalt zu machen, denn bekommt er nicht für die Bundes- kaſſe die Erträgniſſe des Monopols, ſo bleibt ihm eben nichts anderes übrig, als Erſparniſſe zu machen, d. h. einmal gründ- lich Umſchau zu halten in ſeiner Verwaltung und alles, was dann über flüſſig iſt, zu vereinfachen und zu beſeitigen. Sodann hat der Bund ohne das Tabaksmonopol kein Geld für die Sub- ventionen für die Volksſchule, und die Gefahr, die in dieſen Subventionen liegen würde, iſt beſeitigt. Wer alſo die Schulen vor der Einmiſchung des Bundes ſichern, wer überhaupt gegen die Bureaukratie und Zentraliſation ankämpfen will, der unter- ſchreibe freudig die Initiative für die unentgeltliche Kranken- pflege, denn dadurch werden die Millionen des Tabalsmonopols für dieſen Zweck verwendet, während ſie ſonſt in die Bundes- kaſſe wandern. Denn das Tabaksmonopol kommt, das ſteht außer Zweifel, nachdem ſich alle Parteien für dasſelbe ausge- ſprochen haben, nur über die Verwendung desſelben gehen die Meinungen auseinander. Die herrſchende radikale Partei will dasſelbe für neue Militärausgaben, für den Luxusbau des Par- lamentsgebäudes und für andere ebenſo nutzloſe Zwecke. Kann da ein Konſervativer zaudern, wofür er eintreten ſoll, für die unentgeltliche Krankenpflege oder für die Herzenswünſche der radikalen Partei? Die Initiative für die unentgeltliche Krankenpflege wird für uns Katholiken auch die große Wohlthat haben, daß unſere Partei innerlich gefeſtigt wird. Es war einſt ſchwierig, ein- trächtig zuſammenzuhalten in den Zeiten des Kulturkampfes, da war für jeden Katholiken, der überhaupt noch auf ſeinen Namen noch etwas hielt, die politiſche Stellungnahme zum Vorneherein gegeben. Es wurde aber immer ſchwieriger, die Einheit in der Partei zu wahren, nachdem der Kulturkampf nachgelaſſen und Fragen auftauchten, die weit ab zu liegen ſchienen von dem, was man bisher als katholiſche Politik angeſehen hatte. Wer hätte jetzt vor etwa 10 Jahren daran gedacht, daß die kathol. Schweiz einmüthig für die unentgeltliche Krankenpflege und für das Tabaksmonopol eintreten werde? und dadurch beſtimmend eingreife auf die innere Politik des Vaterlandes? In ſolchen Augenblicken, wo wir ſolche unerwartete Ereigniſſe ſich erfüllen ſehen, geziemt es ſich unſeres großen Papſtes zu gedenken, der in ſeiner Encyclica Rerum Novarum die Grundzüge für eine katholiſche Sozialpolitik entworfen hat. Ohnehin hatten wir Katholiken uns niemals ſo ſchnell zurecht gefunden in den Wirr- niſſen der ſozialen Fragen. Das Wort Windthorſt’s, daß der Papſt die Welt regiere, bewahrheitet ſich auch hier, wenn in wenigen Jahren die Schweiz die unentgeltliche Krankenpflege beſitzen wird, ſo wird ſie dies Leo XIII. verdanken. Ohne deſſen Enchclica über die ſoziale Frage und die konſequente Durch- führung derſelben hätten die Katholiken der Schweiz niemals zu jenem einmüthigen Vorgehen ſich aufraffen können, das noth- wendig iſt, um den Beſchlüſſen des Zürcher Arbeitertages Er- folg zu ſichern. Vexilla regis prodeunt, des Königs Banner geht voran, können wir mit der Kirche ſagen, darum folgt alle unverzagt und Mann für Mann unterſchreibet die Initiative für die unentgeltliche Krankenpflege. [Abbildung] Die neue Futterpflanze: Lathyrus silvestris Wagneri. „Donner und Doria, jetzt bringt uns das Volksblatt gar noch dieſe lateiniſchen Namen; mit denen können wir Bauern unſere Kühe nicht füttern“, ſo wettert der alte Franz Jakab. Ganz recht, aber etwas näher müſſen wir die Sache doch beſehen. Denn alle Zeitungen reden ja jetzt von dieſer Pflanze und da darf das Volksblatt nicht zurückbleiben. Die einen Zeitungen ſind der Sache günſtig, die andern ungünſtig. Die Sache iſt neu; ich war in der Sache unerfahren und war zugleich noch von wegen der Sojabohne glückſeligen Angedenkens etwas miß- trauiſch. Was alſo machen? Ich ſchreibe nach Baſel und laſſe die Broſchüre über dieſe neue Futterpflanze kommen und ſtudire ſie und ſoll nun meine Meinung darüber zum Beſten geben. Was wird vorerſt der Pflanze nachgerühmt? Ungemein viel, faſt zu viel. Da heißt es, dieſe Pflanze gedeiht in jedem Klimo, auf dem ärmſten Boden, ſelbſt in Sand und Geröll, wenn nur der Boden auf die Tiefe von 4 Meter grundwaſſer- frei iſt. Ferner: nach zwei Jahren bedarf die Pflanze keinerlei Pflege oder Düngung mehr und liefert mehr als 50 Jahre andauerndes Futtererträgniß; ſie enthält doppelten Nährwerth des beſten Wieſenheues und liefert ca. 150 Zentner Heu per Hektare. Dieſe Pflanze wird von allen Thieren mit Begierde aufgenommen und liefert auch höheres Milcherträgniß. Das wären nun freilich koloſſale Vorzüge dieſer neuen Futterpflanze und wenn das alles wahr iſt, ſo können die Bauern nichts beſſeres thun, als nächſten Frühling mit allem Eifer La- thyrus anzupflanzen. Da aber die Sache neu iſt, ſo wird man dem Bauer nicht rathen können, die Sache zu überſtürzen. Aber ebenſo wenig ſoll man dem Bauer rathen, der Sache weiter keine Beachtung zu ſchenken. Man ſoll die Sache prüfen, denn wenn die Pflanze nur die Hälfte von dem hält, was verſpro- chen wird, ſo kann ſie zur großen Wohlthat für die Landwirth- ſchaft werden. Darum hat die „Oſtſchweiz“ ganz richtig ge- fordert, das Volkswirthſchaftsdepartement ſolle diesbezügliche Verſuche anſtellen laſſen. Ich meine, es wäre noch beſſer, wenn auch die landwirthſchaftlichen Vereine und hie und da ein Herr, der’s vermag, ein paar Franken zu verpröbeln, ſolche Verſuche anſtellen. Ein Pfund Samen keſtet bei F. Chriſten in Baſel (Leonhardſtraße 14) 12 Fr. 50 Rp.; tauſend Stück Pflanzen ebenfalls ſo viel. Der Schaden wäre nun nicht ſo groß, wenn der Verſuch mißlingen ſollte. Ich kann mich aber der Anſicht nicht verſchließen, daß wirklich etwas an der Sache ſei. Die Zeugniſſe, die vorliegen, kommen von ſo kompetenter Seite her, daß man wirklich ſchon recht peſſimiſtiſch dreinſchauen muß, um die Sache ohne weiteres von der Hand zu weiſen. Nehmen wir an, die Pflanze halte, was von ihr verſpro- chen wird, welch eine Umwälzung könnte da auf unſern Alpen erfolgen, welch weite große Flächen liegen da oft ganz nutzlos und brach. Wenn man eine ſolche Futterpflanze in die vielen Geröllhalden pflanzen könnte, viele Alpen könnten mit nochein- mal ſo viel Vieh beſtoßen werden. Wenn ſolche Vortheile win- ken, lohnt es ſich wohl der Mühe, einige Verſuche zu wagen. Wenn auch viel Schwindel auf der Welt getrieben wird, ſo lohnt es ſich doch der Mähe, nicht allzu ſehr dem Peſſimismus ſich hinzugeben. Ich bin alſo der Meinung, es ſollen auch die landwirthſchaftlichen Vereine die Sache prüfen, etwa je ein Pfd. Samen und 1000 Pflanzen anzukaufen und dann ihre Erfah- rungen zum allgemeinen Beſten verwerthen. Eidgenöſſiſches. — Truppenzuſammenzug. Den 28. Auguſt 1894 nach- mittags 3 Uhr haben die Truppen des IV. Armeekorps in den definitiven Vorkurs-Kantonnementen einzurücken und zwar in der am Einrückungstag gegen den Waffenrock umgetauſchten Blouſe. Die 8. Diviſion beſteht ihren Vorkurs in Graubünden, und zwar die 15. Brigade (darunter das Schwyzer Bat. 86) in Malans, Mayenfeld, Jenins ꝛc., und die 16. Brigade in Chur und Umgebung. Die 8. Diviſion, die im Marſchiren wohlbewandert iſt, wird viele Tage dieſes Vorkurſes (7 bis 8 Tage) auf den Marſch verwenden müſſen. Es geht zu Fuß von Mayenfeld über die Oberalp und durch das Reußthal in den Thalkeſſel von Schwyz. Samſtag den 8. September rücken die Truppen in die Linie (die 4. Diviſion iſt dann in Lachen und Umgebung). Sonntags iſt muthmaßlich Ruhetag und Montags beginnen die Manöver im Armeekorps-Verband — Diviſion gegen Diviſion; dieſe Diviſions-Manöver dauern den 11. und 12. September; für den 13. September iſt für das geſammte IV. Armeekorps ein allgemeines Korpsmanöver vor- geſehen, das jedoch ſchon um die Mittagszeit abgebrochen würde, um den Truppen den Heimmarſch zu erleichtern. Die Truppen werden Gelegenheit erhalten, mit den mehrmals zu gebrauchenden Schirmzelten nähere Freundſchaft zu ſchließen. Bei der Ver- pflegung ſollen auch Kartoffeln (!!) als echt vaterländiſches Gewächs, ihre Nützlichkeit erweiſen. — Sonntagsheiligung. Der Bundesrath hat den Bier- brauern die Bierſpedition an Sonntagen geſtattet. Damit ſoll dem „ſozialen Nothſtand“ abgeholfen werden! St. Galliſches. — * „Proporz.“ Nachdem dieſes Schooßkind der modernen politiſchen Poſtulate im Großen Rathe von Wallis neulich aus der Taufe gehoben worden, hofft unſere Kollegin „Die Oſtſchweiz“, es werde auch bei uns nächſtes Frühjahr dieſe Frage neuerdings in Fluß kommen und dann einem beſſeren Schickſale entgegengehen als es das letzte Mal der Fall war. Wir können dieſen Sanguinismus mit der „Oſt- ſchweiz“ nicht theilen. Nachdem es ſich zu wiederholten Malen erwieſen, daß man in der Reſidenz mit dem neuen politiſchen Univerſalmittel mehr eine Seſſelaſſekuranz für gewiſſe Parteiführer als wirklich das „Wohl des Volkes“ im Auge hat, hat auch der Glaube an dieſes Elixier ad longam vitam bedeutend eingebüßt und einigermaßen an Wirkſamkeit verloren. So lange man uns das bei der Verfaſſungsreviſion verſprochene Volksrecht des obligatoriſchen Referendums ſowie des Finanzreferendums, das damals in dem ausgerufenen Programm der „Demokraten“ und „Konſervativen“ zu oberſt an der Spitze der Verheißungen geſtanden, nicht herausgibt — mit andern Worten: ſo lange man uns in dieſem Stücke nicht Wort hält, ſondern ſogar dem gegebenen Verſprechen feindlich und offen entgegenarbeitet, ſo lange wollen wir auch von euerem politiſchen Elixier nichts mehr wiſſen. Entweder, oder: entweder löst ihr euer Verſprechen ein und gebt dem Volke das oberſte Souveränitätsrecht ſeiner Freiheit, das ungekünſtelte Abſtimmungsrecht in die Hand oder man wird eueren Worten und Verſprechungen keinen Glauben mehr ſchenken, und die Seſſelaſſekuranz, die dem Volke blutwenig nützt, zum Kuckuck ſchicken. Man ſoll das Reviſionspferd beim Kopf und nicht beim Schwanz aufzäumen. „Entweder mit ihm (dem Referendum) oder unter ihm!“ — Regierungsrathsverhandlungen vom 27. und 28. Nov. Der Regierungsrath ſetzt in Ausführung eines bereits früher gefaßten grundſätzlichen Beſchluſſes für die Dauer der nächſten 5 Jahre die Ver- theilung der von den einzelnen Departementen und der Staatskanzlei zu vergebenden Druckſachen unter die ſtädtiſchen Offizinen feſt. Den unlängſt gegründeten Verband Rheinthaliſcher Gemüſezüchter wird in Entſprechung eines geſtellten Anſuchens ein Staatsbeitrag von Fr. 200 zuerkannt. Zur Genehmigung gelangen: ein Beſchluß der polit. Bürgerverſamm- lung von Goldach betr. Einführung einer Handänderungsſteuer im Betrage von 3‰ des Verkaufspreiſes, der Beſchluß des ev. Schulrathes Wild- haus betr. den Verkauf des alten Schulhauſes in Schönenboden und zwei Zwangsverſorgungsbeſchlüſſe der Gemeinderäthe Tablat und Rorſchach. — Ein Brandausbruch bedrohte am Montag Morgen das katholiſche Schulhaus in Flawil. Raſch herbeigeeilter Hülfe gelang es, das Feuer im Keime zu erſticken. Die Brand- urſache iſt unbekannt. — Das Stehlen ſcheint auch in Fla- wil Trumpf zu ſein. Nachdem in letzter Zeit viermal nach- einander eingebrochen worden war, wurde Freitag Nachts die Ladenkaſſe von Metzger Hauff geplündert und der Frau Wittwe

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 96, Uznach, 02. 12. 1893, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller96_1893/1>, abgerufen am 21.11.2024.