[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].March war sehr vortrefflich / die vonunser lieben Frauenkirche marchirten voran/ mit den köstlichsten und bewärtesten Reliquien, jeder Geistlicher hatte eine brennende Wachskertze in der Hand/ denen einige Bekehrte von der Reformirten Adsonderlich zu Pariß. Religion/ so sich zu dem Römischen Gottesdienst verschworen/ folgeten. Die Reformirte oder neue Catholische marchirten alle mit brennenden Beschreibung seldiger Procession. Flambeauen in der Hand/ mit Soldaten/ Dragoners und Aechers von der Stadt umbgeben/ welche anders nichts thäten/ als daß sie immer schossen/ die Freude zu bezeugen. Solcher gestalt wurden diese neue Catholische umb die Stadt geführet mit blossen Häuptern/ welches einigen nicht wenig mühsam war. Man trug viel Zeichen oder Estandarten vor diesen neuen Religieusen her / welche Vorbilder vieler Devisen oder Sinnbilder/ so die Bekehrung betraff / welches zu lang ist alles zu expliciiren. Hierauff folgeten noch viel Geistliche / bekleydet mit aller ihrer Heiligkeit/ so sie beybringen kunten; darauff folgeten die guten oder alten Catholischen/ Männlichen und Frauen-Geschlechts nach gewöhnlicher Manier. Deß Abends wurden einige Feuerwercke proesentirt/ zur Freude der Bekehrung der neuen Catholischen. Pariß vom 28. dito. Man sagt/ daß in wenig Tagen die 2. Söhn deß Mons. le Dau phins sollen getaufft werden/ da dann der König und Madame dem Hertzog von Burgund/ und Mons. und Madamoiselle von Orleans dem Hertzog Deß verstorbenen Cantzlers von S. Gervais Gemahlin verbrennet zur Gedächtnuß idzes Manns alle 24. Stund vor 40. Rblr. Wachskertzen bey drey Monat lang. von Anjou den Tauffnamen geben sollen. Heut wird der Bischoff von Meaux zu. S. Gervais wegen deß verstorbenen Cantzlers die Leichpredig thun/ dessen Gemahlin hat daselbst seither Allerheiligen continuirlich ein Capell gehalten/ und darinn täglich an Wachsliechter/ so Tag und Nacht gebrant/ 40. Rhlr. consumirt. Der Hertzog von Villeroy ist nach Lyon verreist/ umb daselbst im Gouvernement an statt dessen verstorbenen Herrn Vatters Possession zu nehmen. Vor etlichen Tagen belustigte sich der König/ und ließ 30. von den vornehmsten Herren und Dames spielen/ und erbote sich den Verlust zu bezahlen/ welche Kurtzweil den König 100000. Rhlr. kostete. Es seynd noch immer Protestanten/ welche ihre Güter verlassen/ und ihr Leben lieber wagen/ als ihrer Religion abschwören wollen/ unter welcher Zahl sich auch der Herr Marquis de Bordage, seine Frau und Kinder/ wie ingleichem Madame de la Moussaye und der Marquis de Fonnay ihr Vetter/ befinden/ so ihre Güter verlassey/ welche ihnen über hunderttausend Livres Einkommens oder Renthen eingetragen haben. Der Marquis de la Roche Giffard, und seine Frau/ haben Erlaubnuß erhalten/ aus dem Königreich zu verkeisen: worauff der Marquis de Tiange Possession von allen denen Gütern deß Hauses von Vielle. ville nimmt. Durch Ordre von Hof ist Madame de la Force nacher Thou- March war sehr vortrefflich / die vonunser lieben Frauenkirche marchirten voran/ mit den köstlichsten und bewärtesten Reliquien, jeder Geistlicher hatte eine brennende Wachskertze in der Hand/ denen einige Bekehrte von der Reformirten Adsonderlich zu Pariß. Religion/ so sich zu dem Römischen Gottesdienst verschworen/ folgeten. Die Reformirte oder neue Catholische marchirten alle mit brennenden Beschreibung seldiger Procession. Flambeauen in der Hand/ mit Soldaten/ Dragoners und Aechers von der Stadt umbgeben/ welche anders nichts thäten/ als daß sie immer schossen/ die Freude zu bezeugen. Solcher gestalt wurden diese neue Catholische umb die Stadt geführet mit blossen Häuptern/ welches einigen nicht wenig mühsam war. Man trug viel Zeichen oder Estandarten vor diesen neuen Religieusen her / welche Vorbilder vieler Devisen oder Sinnbilder/ so die Bekehrung betraff / welches zu lang ist alles zu expliciiren. Hierauff folgeten noch viel Geistliche / bekleydet mit aller ihrer Heiligkeit/ so sie beybringen kunten; darauff folgeten die guten oder alten Catholischen/ Männlichen und Frauen-Geschlechts nach gewöhnlicher Manier. Deß Abends wurden einige Feuerwercke proesentirt/ zur Freude der Bekehrung der neuen Catholischen. Pariß vom 28. dito. Man sagt/ daß in wenig Tagen die 2. Söhn deß Mons. le Dau phins sollen getaufft werden/ da dann der König und Madame dem Hertzog von Burgund/ und Mons. und Madamoiselle von Orleans dem Hertzog Deß verstorbenen Cantzlers von S. Gervais Gemahlin verbrennet zur Gedächtnuß idzes Manns alle 24. Stund vor 40. Rblr. Wachskertzen bey drey Monat lang. von Anjou den Tauffnamen geben sollen. Heut wird der Bischoff von Meaux zu. S. Gervais wegen deß verstorbenen Cantzlers die Leichpredig thun/ dessen Gemahlin hat daselbst seither Allerheiligen continuirlich ein Capell gehalten/ und darinn täglich an Wachsliechter/ so Tag und Nacht gebrant/ 40. Rhlr. consumirt. Der Hertzog von Villeroy ist nach Lyon verreist/ umb daselbst im Gouvernement an statt dessen verstorbenen Herrn Vatters Possession zu nehmen. Vor etlichen Tagen belustigte sich der König/ und ließ 30. von den vornehmsten Herren und Dames spielen/ und erbote sich den Verlust zu bezahlen/ welche Kurtzweil den König 100000. Rhlr. kostete. Es seynd noch immer Protestanten/ welche ihre Güter verlassen/ und ihr Leben lieber wagen/ als ihrer Religion abschwören wollen/ unter welcher Zahl sich auch der Herr Marquis de Bordage, seine Frau und Kinder/ wie ingleichem Madame de la Moussaye und der Marquis de Fonnay ihr Vetter/ befinden/ so ihre Güter verlassey/ welche ihnen über hunderttausend Livres Einkommens oder Renthen eingetragen haben. Der Marquis de la Roche Giffard, und seine Frau/ haben Erlaubnuß erhalten/ aus dem Königreich zu verkeisen: worauff der Marquis de Tiange Possession von allen denen Gütern deß Hauses von Vielle. ville nimmt. Durch Ordre von Hof ist Madame de la Force nacher Thou- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0097" n="85"/> March war sehr vortrefflich / die vonunser lieben Frauenkirche marchirten voran/ mit den köstlichsten und bewärtesten Reliquien, jeder Geistlicher hatte eine brennende Wachskertze in der Hand/ denen einige Bekehrte von der Reformirten <note place="right">Adsonderlich zu Pariß.</note> Religion/ so sich zu dem Römischen Gottesdienst verschworen/ folgeten. Die Reformirte oder neue Catholische marchirten alle mit brennenden <note place="right">Beschreibung seldiger Procession.</note> Flambeauen in der Hand/ mit Soldaten/ Dragoners und Aechers von der Stadt umbgeben/ welche anders nichts thäten/ als daß sie immer schossen/ die Freude zu bezeugen. Solcher gestalt wurden diese neue Catholische umb die Stadt geführet mit blossen Häuptern/ welches einigen nicht wenig mühsam war. Man trug viel Zeichen oder Estandarten vor diesen neuen Religieusen her / welche Vorbilder vieler Devisen oder Sinnbilder/ so die Bekehrung betraff / welches zu lang ist alles zu expliciiren. Hierauff folgeten noch viel Geistliche / bekleydet mit aller ihrer Heiligkeit/ so sie beybringen kunten; darauff folgeten die guten oder alten Catholischen/ Männlichen und Frauen-Geschlechts nach gewöhnlicher Manier. Deß Abends wurden einige Feuerwercke proesentirt/ zur Freude der Bekehrung der neuen Catholischen. <note place="right">Pariß vom 28. dito.</note> Man sagt/ daß in wenig Tagen die 2. Söhn deß Mons. le Dau phins sollen getaufft werden/ da dann der König und Madame dem Hertzog von Burgund/ und Mons. und Madamoiselle von Orleans dem Hertzog <note place="right">Deß verstorbenen Cantzlers von S. Gervais Gemahlin verbrennet zur Gedächtnuß idzes Manns alle 24. Stund vor 40. Rblr. Wachskertzen bey drey Monat lang.</note> von Anjou den Tauffnamen geben sollen. Heut wird der Bischoff von Meaux zu. S. Gervais wegen deß verstorbenen Cantzlers die Leichpredig thun/ dessen Gemahlin hat daselbst seither Allerheiligen continuirlich ein Capell gehalten/ und darinn täglich an Wachsliechter/ so Tag und Nacht gebrant/ 40. Rhlr. consumirt. Der Hertzog von Villeroy ist nach Lyon verreist/ umb daselbst im Gouvernement an statt dessen verstorbenen Herrn Vatters Possession zu nehmen. Vor etlichen Tagen belustigte sich der König/ und ließ 30. von den vornehmsten Herren und Dames spielen/ und erbote sich den Verlust zu bezahlen/ welche Kurtzweil den König 100000. Rhlr. kostete. Es seynd noch immer Protestanten/ welche ihre Güter verlassen/ und ihr Leben lieber wagen/ als ihrer Religion abschwören wollen/ unter welcher Zahl sich auch der Herr Marquis de Bordage, seine Frau und Kinder/ wie ingleichem Madame de la Moussaye und der Marquis de Fonnay ihr Vetter/ befinden/ so ihre Güter verlassey/ welche ihnen über hunderttausend Livres Einkommens oder Renthen eingetragen haben. Der Marquis de la Roche Giffard, und seine Frau/ haben Erlaubnuß erhalten/ aus dem Königreich zu verkeisen: worauff der Marquis de Tiange Possession von allen denen Gütern deß Hauses von Vielle. ville nimmt. Durch Ordre von Hof ist Madame de la Force nacher Thou- </p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0097]
March war sehr vortrefflich / die vonunser lieben Frauenkirche marchirten voran/ mit den köstlichsten und bewärtesten Reliquien, jeder Geistlicher hatte eine brennende Wachskertze in der Hand/ denen einige Bekehrte von der Reformirten Religion/ so sich zu dem Römischen Gottesdienst verschworen/ folgeten. Die Reformirte oder neue Catholische marchirten alle mit brennenden Flambeauen in der Hand/ mit Soldaten/ Dragoners und Aechers von der Stadt umbgeben/ welche anders nichts thäten/ als daß sie immer schossen/ die Freude zu bezeugen. Solcher gestalt wurden diese neue Catholische umb die Stadt geführet mit blossen Häuptern/ welches einigen nicht wenig mühsam war. Man trug viel Zeichen oder Estandarten vor diesen neuen Religieusen her / welche Vorbilder vieler Devisen oder Sinnbilder/ so die Bekehrung betraff / welches zu lang ist alles zu expliciiren. Hierauff folgeten noch viel Geistliche / bekleydet mit aller ihrer Heiligkeit/ so sie beybringen kunten; darauff folgeten die guten oder alten Catholischen/ Männlichen und Frauen-Geschlechts nach gewöhnlicher Manier. Deß Abends wurden einige Feuerwercke proesentirt/ zur Freude der Bekehrung der neuen Catholischen. Man sagt/ daß in wenig Tagen die 2. Söhn deß Mons. le Dau phins sollen getaufft werden/ da dann der König und Madame dem Hertzog von Burgund/ und Mons. und Madamoiselle von Orleans dem Hertzog von Anjou den Tauffnamen geben sollen. Heut wird der Bischoff von Meaux zu. S. Gervais wegen deß verstorbenen Cantzlers die Leichpredig thun/ dessen Gemahlin hat daselbst seither Allerheiligen continuirlich ein Capell gehalten/ und darinn täglich an Wachsliechter/ so Tag und Nacht gebrant/ 40. Rhlr. consumirt. Der Hertzog von Villeroy ist nach Lyon verreist/ umb daselbst im Gouvernement an statt dessen verstorbenen Herrn Vatters Possession zu nehmen. Vor etlichen Tagen belustigte sich der König/ und ließ 30. von den vornehmsten Herren und Dames spielen/ und erbote sich den Verlust zu bezahlen/ welche Kurtzweil den König 100000. Rhlr. kostete. Es seynd noch immer Protestanten/ welche ihre Güter verlassen/ und ihr Leben lieber wagen/ als ihrer Religion abschwören wollen/ unter welcher Zahl sich auch der Herr Marquis de Bordage, seine Frau und Kinder/ wie ingleichem Madame de la Moussaye und der Marquis de Fonnay ihr Vetter/ befinden/ so ihre Güter verlassey/ welche ihnen über hunderttausend Livres Einkommens oder Renthen eingetragen haben. Der Marquis de la Roche Giffard, und seine Frau/ haben Erlaubnuß erhalten/ aus dem Königreich zu verkeisen: worauff der Marquis de Tiange Possession von allen denen Gütern deß Hauses von Vielle. ville nimmt. Durch Ordre von Hof ist Madame de la Force nacher Thou-
Adsonderlich zu Pariß.
Beschreibung seldiger Procession.
Pariß vom 28. dito.
Deß verstorbenen Cantzlers von S. Gervais Gemahlin verbrennet zur Gedächtnuß idzes Manns alle 24. Stund vor 40. Rblr. Wachskertzen bey drey Monat lang.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |