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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

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Doch ist seit dem achtjährigen Bestehen unserer
Anstalt noch keiner der Zöglinge gestorben und selbst
von den aus ihr hervorgegangenen ca. 180 Lehrern
sind es auch nur etwa 4 -- 5. *)

Fast noch günstiger sind die Ergebnisse
in geistiger und sittlicher Hinsicht.
Die ju-
jendliche Kraftfülle findet hier eine naturgemäße Ablei-
tung und bleibt um so leichter vor Verirrungen, denen
sonst dieses Alter nur zu häufig unterliegt, bewahrt.
Mit der anerzogenen Unbeholfenheit, ja Plumpheit
vieler legt der Turner auch manche Sittenrohheit ab
und bald unterscheidet ihn eine anständigere, freiere, ge-
wandtere Körperhaltung eben so vortheilhaft von dem
schwerfälligen Handwerksburschen und Landmann, als
von dem verzierten Schreiber oder Schneidergesellen.
Und daß dies nicht auf äußerer Dressur, sondern auf
einer von Jnnen heraus entwickelten tüchtigen Gesin-
nung sich gründe, erkennt der Kundige leicht, wenn er
dabei die geistige Regsamkeit dieser Leute im Unter-
richte sowohl, als auf größern, meistens mit Ge-
fang und Turnspielen ausgefüllten Spaziergängen zu
beachten Gelegenheit nimmt. Trotz mancher äußern
Noth und oft großer Armseligkeit giebt's hier doch noch
recht viel tüchtige Kraft, gesunden Sinn und frischen
Muth!

Und auch in ernstern Proben hat letzterer sich
schon bewährt. So im Jahre 1840, als unser Städt-
chen 3 mal durch Brandunglück heimgesucht wurde.
Jmmer kamen die Seminaristen unaufgefordert zahl-
reich herbei und leisteten durch Kühnheit, Umsicht und
schnell geordnete, vereinte Thatkraft stets die wesentlich-

*) Einer an einem Brustleiden, wozu er die Anlage schon
beim Eintritte in die Anstalt mitgebracht, die übri-
gen an nervösen und entzündlichen Krankheiten, die
sie zum Theil auf Reisen, in der rauhesten Jahres-
zeit bald gehend bald fahrend ohne Mantel, -- denn
nur sehr schwer gelangt der arme Lehrer in den Be-
sitz eines solchen (!) -- sich zugezogen.

Doch iſt ſeit dem achtjährigen Beſtehen unſerer
Anſtalt noch keiner der Zöglinge geſtorben und ſelbſt
von den aus ihr hervorgegangenen ca. 180 Lehrern
ſind es auch nur etwa 4 — 5. *)

Faſt noch günſtiger ſind die Ergebniſſe
in geiſtiger und ſittlicher Hinſicht.
Die ju-
jendliche Kraftfülle findet hier eine naturgemäße Ablei-
tung und bleibt um ſo leichter vor Verirrungen, denen
ſonſt dieſes Alter nur zu häufig unterliegt, bewahrt.
Mit der anerzogenen Unbeholfenheit, ja Plumpheit
vieler legt der Turner auch manche Sittenrohheit ab
und bald unterſcheidet ihn eine anſtändigere, freiere, ge-
wandtere Körperhaltung eben ſo vortheilhaft von dem
ſchwerfälligen Handwerksburſchen und Landmann, als
von dem verzierten Schreiber oder Schneidergeſellen.
Und daß dies nicht auf äußerer Dreſſur, ſondern auf
einer von Jnnen heraus entwickelten tüchtigen Geſin-
nung ſich gründe, erkennt der Kundige leicht, wenn er
dabei die geiſtige Regſamkeit dieſer Leute im Unter-
richte ſowohl, als auf größern, meiſtens mit Ge-
fang und Turnſpielen ausgefüllten Spaziergängen zu
beachten Gelegenheit nimmt. Trotz mancher äußern
Noth und oft großer Armſeligkeit giebt’s hier doch noch
recht viel tüchtige Kraft, geſunden Sinn und friſchen
Muth!

Und auch in ernſtern Proben hat letzterer ſich
ſchon bewährt. So im Jahre 1840, als unſer Städt-
chen 3 mal durch Brandunglück heimgeſucht wurde.
Jmmer kamen die Seminariſten unaufgefordert zahl-
reich herbei und leiſteten durch Kühnheit, Umſicht und
ſchnell geordnete, vereinte Thatkraft ſtets die weſentlich-

*) Einer an einem Bruſtleiden, wozu er die Anlage ſchon
beim Eintritte in die Anſtalt mitgebracht, die uͤbri-
gen an nervoͤſen und entzuͤndlichen Krankheiten, die
ſie zum Theil auf Reiſen, in der rauheſten Jahres-
zeit bald gehend bald fahrend ohne Mantel, — denn
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[76/0080] Doch iſt ſeit dem achtjährigen Beſtehen unſerer Anſtalt noch keiner der Zöglinge geſtorben und ſelbſt von den aus ihr hervorgegangenen ca. 180 Lehrern ſind es auch nur etwa 4 — 5. *) Faſt noch günſtiger ſind die Ergebniſſe in geiſtiger und ſittlicher Hinſicht. Die ju- jendliche Kraftfülle findet hier eine naturgemäße Ablei- tung und bleibt um ſo leichter vor Verirrungen, denen ſonſt dieſes Alter nur zu häufig unterliegt, bewahrt. Mit der anerzogenen Unbeholfenheit, ja Plumpheit vieler legt der Turner auch manche Sittenrohheit ab und bald unterſcheidet ihn eine anſtändigere, freiere, ge- wandtere Körperhaltung eben ſo vortheilhaft von dem ſchwerfälligen Handwerksburſchen und Landmann, als von dem verzierten Schreiber oder Schneidergeſellen. Und daß dies nicht auf äußerer Dreſſur, ſondern auf einer von Jnnen heraus entwickelten tüchtigen Geſin- nung ſich gründe, erkennt der Kundige leicht, wenn er dabei die geiſtige Regſamkeit dieſer Leute im Unter- richte ſowohl, als auf größern, meiſtens mit Ge- fang und Turnſpielen ausgefüllten Spaziergängen zu beachten Gelegenheit nimmt. Trotz mancher äußern Noth und oft großer Armſeligkeit giebt’s hier doch noch recht viel tüchtige Kraft, geſunden Sinn und friſchen Muth! Und auch in ernſtern Proben hat letzterer ſich ſchon bewährt. So im Jahre 1840, als unſer Städt- chen 3 mal durch Brandunglück heimgeſucht wurde. Jmmer kamen die Seminariſten unaufgefordert zahl- reich herbei und leiſteten durch Kühnheit, Umſicht und ſchnell geordnete, vereinte Thatkraft ſtets die weſentlich- *) Einer an einem Bruſtleiden, wozu er die Anlage ſchon beim Eintritte in die Anſtalt mitgebracht, die uͤbri- gen an nervoͤſen und entzuͤndlichen Krankheiten, die ſie zum Theil auf Reiſen, in der rauheſten Jahres- zeit bald gehend bald fahrend ohne Mantel, — denn nur ſehr ſchwer gelangt der arme Lehrer in den Be- ſitz eines ſolchen (!) — ſich zugezogen.

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/80>, abgerufen am 11.12.2024.