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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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D.
Die Turnanstalt zu Mülheim am Rhein.

Mülheim am Rhein, im Octbr. 1843. Jm
Frühling dieses Jahres hat die hiesige höhere Bürger-
schule eine Turnanstalt erhalten. Die städtische Behörde
hatte die nöthigen Mittel dazu bewilligt und zugleich
einen geeigneten Platz für dieselbe angewiesen. Gleich
nach Pfingsten begannen die Vorübungen unter der Lei-
tung eines der Lehrer der Anstalt; später übernahm
Herr Euler, Turnlehrer aus Köln, in zwei Stunden
wöchentlich den Unterricht. Fast sämmtliche Schüler der
Anstalt, die nicht durch körperliche Verhältnisse von der
Theilnahme abgehalten wurden, mit wenigen Ausnahmen,
nehmen an den Uebungen Theil, so daß fünfzig und
einige Turner sich zu denselben einfanden. Die Knaben
hatten sich aus eigenem Antriebe sämmtlich gleichförmig
uniformirt, und nicht nur bei ihnen, sondern auch bei
den Eltern fanden die Uebungen bald allgemeines Jn-
teresse, nachdem durch die Beobachtung des stufenmäßigen
Ganges derselben vom Leichtern zum Schwerern die Be-
denken gegen die Gefährlichkeit des Turnens schnell ge-
schwunden waren.

Am 5. August beging die Anstalt mit der Feier
der tausendjährigen Selbstständigkeit Deutschlands zugleich
die förmliche Eröffnung ihres Turnplatzes. Die städti-
schen Behörden versammelten sich mit den Lehrern und
Schülern der Anstalt auf dem Turnplatze, wo der Prä-
ses der Schulcommission, Herr Landrath Schnabel, in
kräftiger Rede über den Zweck des Turnens und die
Wichtigkeit der körperlichen Ausbildung sprach. Bei dem
hierauf folgenden Schauturnen hatten die Anwesenden
Gelegenheit, sich nicht nur von den bisherigen Leistungen
zu überzeugen, sondern auch über das Turnen im All-
gemeinen, das bisher den meisten eine völlig fremde
Sache gewesen, ein richtiges Urtheil zu gewinnen.

Krieckhaus.



D.
Die Turnanſtalt zu Mülheim am Rhein.

Mülheim am Rhein, im Octbr. 1843. Jm
Frühling dieſes Jahres hat die hieſige höhere Bürger-
ſchule eine Turnanſtalt erhalten. Die ſtädtiſche Behörde
hatte die nöthigen Mittel dazu bewilligt und zugleich
einen geeigneten Platz für dieſelbe angewieſen. Gleich
nach Pfingſten begannen die Vorübungen unter der Lei-
tung eines der Lehrer der Anſtalt; ſpäter übernahm
Herr Euler, Turnlehrer aus Köln, in zwei Stunden
wöchentlich den Unterricht. Faſt ſämmtliche Schüler der
Anſtalt, die nicht durch körperliche Verhältniſſe von der
Theilnahme abgehalten wurden, mit wenigen Ausnahmen,
nehmen an den Uebungen Theil, ſo daß fünfzig und
einige Turner ſich zu denſelben einfanden. Die Knaben
hatten ſich aus eigenem Antriebe ſämmtlich gleichförmig
uniformirt, und nicht nur bei ihnen, ſondern auch bei
den Eltern fanden die Uebungen bald allgemeines Jn-
tereſſe, nachdem durch die Beobachtung des ſtufenmäßigen
Ganges derſelben vom Leichtern zum Schwerern die Be-
denken gegen die Gefährlichkeit des Turnens ſchnell ge-
ſchwunden waren.

Am 5. Auguſt beging die Anſtalt mit der Feier
der tauſendjährigen Selbſtſtändigkeit Deutſchlands zugleich
die förmliche Eröffnung ihres Turnplatzes. Die ſtädti-
ſchen Behörden verſammelten ſich mit den Lehrern und
Schülern der Anſtalt auf dem Turnplatze, wo der Prä-
ſes der Schulcommiſſion, Herr Landrath Schnabel, in
kräftiger Rede über den Zweck des Turnens und die
Wichtigkeit der körperlichen Ausbildung ſprach. Bei dem
hierauf folgenden Schauturnen hatten die Anweſenden
Gelegenheit, ſich nicht nur von den bisherigen Leiſtungen
zu überzeugen, ſondern auch über das Turnen im All-
gemeinen, das bisher den meiſten eine völlig fremde
Sache geweſen, ein richtiges Urtheil zu gewinnen.

Krieckhaus.



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[118/0122] D. Die Turnanſtalt zu Mülheim am Rhein. Mülheim am Rhein, im Octbr. 1843. Jm Frühling dieſes Jahres hat die hieſige höhere Bürger- ſchule eine Turnanſtalt erhalten. Die ſtädtiſche Behörde hatte die nöthigen Mittel dazu bewilligt und zugleich einen geeigneten Platz für dieſelbe angewieſen. Gleich nach Pfingſten begannen die Vorübungen unter der Lei- tung eines der Lehrer der Anſtalt; ſpäter übernahm Herr Euler, Turnlehrer aus Köln, in zwei Stunden wöchentlich den Unterricht. Faſt ſämmtliche Schüler der Anſtalt, die nicht durch körperliche Verhältniſſe von der Theilnahme abgehalten wurden, mit wenigen Ausnahmen, nehmen an den Uebungen Theil, ſo daß fünfzig und einige Turner ſich zu denſelben einfanden. Die Knaben hatten ſich aus eigenem Antriebe ſämmtlich gleichförmig uniformirt, und nicht nur bei ihnen, ſondern auch bei den Eltern fanden die Uebungen bald allgemeines Jn- tereſſe, nachdem durch die Beobachtung des ſtufenmäßigen Ganges derſelben vom Leichtern zum Schwerern die Be- denken gegen die Gefährlichkeit des Turnens ſchnell ge- ſchwunden waren. Am 5. Auguſt beging die Anſtalt mit der Feier der tauſendjährigen Selbſtſtändigkeit Deutſchlands zugleich die förmliche Eröffnung ihres Turnplatzes. Die ſtädti- ſchen Behörden verſammelten ſich mit den Lehrern und Schülern der Anſtalt auf dem Turnplatze, wo der Prä- ſes der Schulcommiſſion, Herr Landrath Schnabel, in kräftiger Rede über den Zweck des Turnens und die Wichtigkeit der körperlichen Ausbildung ſprach. Bei dem hierauf folgenden Schauturnen hatten die Anweſenden Gelegenheit, ſich nicht nur von den bisherigen Leiſtungen zu überzeugen, ſondern auch über das Turnen im All- gemeinen, das bisher den meiſten eine völlig fremde Sache geweſen, ein richtiges Urtheil zu gewinnen. Krieckhaus.

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/122>, abgerufen am 22.11.2024.