Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.Euch der Turnplatz darbietet! Aber ich glaube, ein glie- Euch der Turnplatz darbietet! Aber ich glaube, ein glie- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="13"/> Euch der Turnplatz darbietet! Aber ich glaube, ein glie-<lb/> derdurchfahrender Schrecken zuckt da in Euch, wenn Jhr<lb/> Euch am Reck- oder Klettergerüſt denkt. So thörichte<lb/> Anforderungen wird kein Turner an Euch machen, daß<lb/> Jhr damit beginnen ſollt. Es gibt Turnübungen, welche<lb/> demjenigen, der nicht jung ſchon turnte, faſt immer un-<lb/> ausführbar bleiben; aber das ſind denn doch in Betracht<lb/> der großen Zahl der übrigen nur wenige. Die Gelenk-<lb/> übungen, Gehen, Laufen, Freiſpringen, Stabſpringen,<lb/> Bockſpringen, ſehr viele Schwingübungen, Barren-, Reck-,<lb/> Ring- und Rundlaufübungen, das Schweben, Ziehen,<lb/> Schieben, Heben und Tragen. Seil-, Stab- und Han-<lb/> telübungen, die Turnſpiele ſind ſelbſt noch für Männer<lb/> ausführbar und durch die vielſeitigen Bewegungen, mit<lb/> denen ſie verbunden ſind, im höchſten Maße heilſam.<lb/> Man wird hier vom Manne nie die Gewandtheit ver-<lb/> langen, welche dem durchturnten Knaben innewohnt, denn<lb/> es handelt ſich hier nicht um Turnfertigkeit, ſondern um<lb/> Erturnen der Geſundheit. Sydenham, Fuller, Reil u. ſ. w.<lb/> preiſen alle den heilſamen Einfluß körperlicher Bewegung<lb/> auf Unterleibskrankheiten und Hypochondrie. Hätten ſie<lb/> die Turnkunſt ſchon gekannt, ſie würden ihr dasſelbe<lb/> Lob ertheilt haben wie der Reitkunſt u. ſ. w. Die Glie-<lb/> der erhalten durch ſie größere Fähigkeit und Stärke, die<lb/> Eßluſt wird geſteigert, die Verdauung verbeſſert, das<lb/> Blut im ganzen Körper gleichmäßig vertheilt, der Geiſt<lb/> auf neue Gegenſtände und von der Krankheit abgezogen.<lb/> Viel trägt hierzu auch der Frohſinn der übrigen Turner<lb/> bei, deren muntern Kreis ich niemals mißlauniſch verlaſ-<lb/> ſen habe. Jn Berlin turnen Beamte und Kriegsleute.<lb/> An Vorgängern fehlt es alſo nicht mehr. Die erſten<lb/> Male wird es freilich den meiſten ſehr ſauer werden,<lb/> aber es handelt ſich um das ſchönſte körperliche Lebens-<lb/> gut. „Wiſſet ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des<lb/> heiligen Geiſtes iſt, der in euch iſt, welchen ihr habet<lb/> von Gott, und ſeid nicht euer ſelbſt? 1 Cor. 6, 19—20.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [13/0017]
Euch der Turnplatz darbietet! Aber ich glaube, ein glie-
derdurchfahrender Schrecken zuckt da in Euch, wenn Jhr
Euch am Reck- oder Klettergerüſt denkt. So thörichte
Anforderungen wird kein Turner an Euch machen, daß
Jhr damit beginnen ſollt. Es gibt Turnübungen, welche
demjenigen, der nicht jung ſchon turnte, faſt immer un-
ausführbar bleiben; aber das ſind denn doch in Betracht
der großen Zahl der übrigen nur wenige. Die Gelenk-
übungen, Gehen, Laufen, Freiſpringen, Stabſpringen,
Bockſpringen, ſehr viele Schwingübungen, Barren-, Reck-,
Ring- und Rundlaufübungen, das Schweben, Ziehen,
Schieben, Heben und Tragen. Seil-, Stab- und Han-
telübungen, die Turnſpiele ſind ſelbſt noch für Männer
ausführbar und durch die vielſeitigen Bewegungen, mit
denen ſie verbunden ſind, im höchſten Maße heilſam.
Man wird hier vom Manne nie die Gewandtheit ver-
langen, welche dem durchturnten Knaben innewohnt, denn
es handelt ſich hier nicht um Turnfertigkeit, ſondern um
Erturnen der Geſundheit. Sydenham, Fuller, Reil u. ſ. w.
preiſen alle den heilſamen Einfluß körperlicher Bewegung
auf Unterleibskrankheiten und Hypochondrie. Hätten ſie
die Turnkunſt ſchon gekannt, ſie würden ihr dasſelbe
Lob ertheilt haben wie der Reitkunſt u. ſ. w. Die Glie-
der erhalten durch ſie größere Fähigkeit und Stärke, die
Eßluſt wird geſteigert, die Verdauung verbeſſert, das
Blut im ganzen Körper gleichmäßig vertheilt, der Geiſt
auf neue Gegenſtände und von der Krankheit abgezogen.
Viel trägt hierzu auch der Frohſinn der übrigen Turner
bei, deren muntern Kreis ich niemals mißlauniſch verlaſ-
ſen habe. Jn Berlin turnen Beamte und Kriegsleute.
An Vorgängern fehlt es alſo nicht mehr. Die erſten
Male wird es freilich den meiſten ſehr ſauer werden,
aber es handelt ſich um das ſchönſte körperliche Lebens-
gut. „Wiſſet ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des
heiligen Geiſtes iſt, der in euch iſt, welchen ihr habet
von Gott, und ſeid nicht euer ſelbſt? 1 Cor. 6, 19—20.
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