Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.
<TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <cit> <quote> <p><pb facs="#f0007" n="3"/> der Heilſamkeit und Nothwendigkeit der Leibesübungen<lb/> überzeugt werde, als bisher, und daß endlich auch die<lb/> Regierungen der Staaten allgemein zur Verwirklichung<lb/> der bereits aufgeſtellten Theorien, welche ſich immer<lb/> vervielfachen dürften, einſchreiten und nachdrücklich Hand<lb/> an’s Werk legen werden. Hoffentlich wird es dann eine<lb/> ruhige, friedliche Zeit ſein, wo man von keiner Seite<lb/> und in keiner Beziehung bei dem Aufblühen dieſer Jn-<lb/> ſtitute an politiſche Jdeen und an eine der beſtehenden<lb/> Ordnung der Dinge entgegenlaufende ſträfliche Richtung<lb/> denken wird.</p><lb/> <p>Abgeſehen von allen Hypotheſen dieſer Art bleibt<lb/> es gewiß, daß eine jede Staatsconſtruction, möge ſie<lb/> ideale oder praktiſche Tendenz haben, auf gedachte oder<lb/> beſtehende Elemente baſirt ſein, der Gymnaſtik irgend<lb/> eine Stelle anweiſen muß, wenn ſie Gleichgewicht in<lb/> das Erziehungsgeſchäft bringen will. Platon und Ariſto-<lb/> teles haben ihr im helleniſchen Geiſte ihre Stelle ge-<lb/> ſichert. Früher ſchon war ſie durch die Geſetzgeber<lb/> Lykurg und Solon im hohen Grade gewürdiget und zum<lb/> Erziehungselemente erhoben worden. Jn ähnlicher Weiſe<lb/> mögen alle übrigen helleniſchen Nomotheten ihre pädago-<lb/> giſche Bedeutſamkeit erkannt haben. Bei den neuern<lb/> Nationen hat nun zwar das gymnaſtiſche Element faſt<lb/> überall in der Theorie wie im Leben eine geringere<lb/> Geltung gehabt, und wo es auch einmal aufgetaucht iſt,<lb/> weniger Nationalität gewonnen als bei den Hellenen;<lb/> indeß haben es doch die Vertreter der Pädagogik ſchon<lb/> ſeit langer Zeit durch Wort und That verſucht, ſie in<lb/> ihr Bereich und ſomit in’s Leben zu bringen, wie ſchon<lb/> oben gezeigt worden iſt. Begehrt dieſes Element aber<lb/> der Pädagog, ſo kann es auch die Staatsphiloſophie<lb/> nicht entbehren, da die möglichſt beſte Form der Er-<lb/> ziehung doch immer einen integrirenden Theil ihrer<lb/> Doctrin ausmachen wird. Bildet ferner die Gymnaſtik<lb/> den kräftigen Mann und beruhet auf kräftiger Männ-<lb/> lichkeit die kriegeriſche Wehrfähigkeit, ſo muß auch von<lb/></p> </quote> </cit> </div> </body> </text> </TEI> [3/0007]
der Heilſamkeit und Nothwendigkeit der Leibesübungen
überzeugt werde, als bisher, und daß endlich auch die
Regierungen der Staaten allgemein zur Verwirklichung
der bereits aufgeſtellten Theorien, welche ſich immer
vervielfachen dürften, einſchreiten und nachdrücklich Hand
an’s Werk legen werden. Hoffentlich wird es dann eine
ruhige, friedliche Zeit ſein, wo man von keiner Seite
und in keiner Beziehung bei dem Aufblühen dieſer Jn-
ſtitute an politiſche Jdeen und an eine der beſtehenden
Ordnung der Dinge entgegenlaufende ſträfliche Richtung
denken wird.
Abgeſehen von allen Hypotheſen dieſer Art bleibt
es gewiß, daß eine jede Staatsconſtruction, möge ſie
ideale oder praktiſche Tendenz haben, auf gedachte oder
beſtehende Elemente baſirt ſein, der Gymnaſtik irgend
eine Stelle anweiſen muß, wenn ſie Gleichgewicht in
das Erziehungsgeſchäft bringen will. Platon und Ariſto-
teles haben ihr im helleniſchen Geiſte ihre Stelle ge-
ſichert. Früher ſchon war ſie durch die Geſetzgeber
Lykurg und Solon im hohen Grade gewürdiget und zum
Erziehungselemente erhoben worden. Jn ähnlicher Weiſe
mögen alle übrigen helleniſchen Nomotheten ihre pädago-
giſche Bedeutſamkeit erkannt haben. Bei den neuern
Nationen hat nun zwar das gymnaſtiſche Element faſt
überall in der Theorie wie im Leben eine geringere
Geltung gehabt, und wo es auch einmal aufgetaucht iſt,
weniger Nationalität gewonnen als bei den Hellenen;
indeß haben es doch die Vertreter der Pädagogik ſchon
ſeit langer Zeit durch Wort und That verſucht, ſie in
ihr Bereich und ſomit in’s Leben zu bringen, wie ſchon
oben gezeigt worden iſt. Begehrt dieſes Element aber
der Pädagog, ſo kann es auch die Staatsphiloſophie
nicht entbehren, da die möglichſt beſte Form der Er-
ziehung doch immer einen integrirenden Theil ihrer
Doctrin ausmachen wird. Bildet ferner die Gymnaſtik
den kräftigen Mann und beruhet auf kräftiger Männ-
lichkeit die kriegeriſche Wehrfähigkeit, ſo muß auch von
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