Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


mein Herr von Kohlstengel, sie werden ganz andere
Gedanken dabei haben.
v. Kohlstengel. Meine Herren ich will es nur
von derienigen verstehen, so man an einem
Frauenzimmer findet; was haben die mit Gelehr-
samkeit zu schaffen? die kommt uns nur alleine
zu, ob ich gleich selbst wenig daraus mache.
Treulieb. Wir wollen es demnach dem Frau-
enzimmer auch überlassen sich selbst zu ver-
theidigen.
Duldeviel. Wohlan, mein Herr von Kohl-
stengel, sie sind uns zu beweisen schuldig, daß
einem Frauenzimmer keine Gelehrsamkeit zu-
komme.
v. Kohlstengel. Komme ich schon wieder mit
ihr an? sie beweisen es mir erst, daß ihnen sol-
che zukomt.
Duldeviel. Der Beweiß ist leichte zu geben. Nicht
so? wer Verstand und Erkentniß, oder das
Vermögen, etwas einzusehen, hat, für den ist
die Wissenschaft, als die weiter nichts erfordert?
Hat denn aber das Frauenzimmer ein Vermö-
gen Dinge zu begreiffen, so können Sie dem-
selben ia keine Wissenschaften absprechen?
v. Kohlstengel Ja, ia, sie hat Recht, das
Frauenzimmer kann wohl etwas in sich fassen
und begreiffen, das kann ich nicht leugnen.
Tugendhold. Geben sie es denn zu, daß wir
ein Recht haben, an menschliche Wissenschaf-
ten? und wollen sie es von nun an einem Frauen-
zimmer
E


mein Herr von Kohlſtengel, ſie werden ganz andere
Gedanken dabei haben.
v. Kohlſtengel. Meine Herren ich will es nur
von derienigen verſtehen, ſo man an einem
Frauenzimmer findet; was haben die mit Gelehr-
ſamkeit zu ſchaffen? die kommt uns nur alleine
zu, ob ich gleich ſelbſt wenig daraus mache.
Treulieb. Wir wollen es demnach dem Frau-
enzimmer auch uͤberlaſſen ſich ſelbſt zu ver-
theidigen.
Duldeviel. Wohlan, mein Herr von Kohl-
ſtengel, ſie ſind uns zu beweiſen ſchuldig, daß
einem Frauenzimmer keine Gelehrſamkeit zu-
komme.
v. Kohlſtengel. Komme ich ſchon wieder mit
ihr an? ſie beweiſen es mir erſt, daß ihnen ſol-
che zukomt.
Duldeviel. Der Beweiß iſt leichte zu geben. Nicht
ſo? wer Verſtand und Erkentniß, oder das
Vermoͤgen, etwas einzuſehen, hat, fuͤr den iſt
die Wiſſenſchaft, als die weiter nichts erfordert?
Hat denn aber das Frauenzimmer ein Vermoͤ-
gen Dinge zu begreiffen, ſo koͤnnen Sie dem-
ſelben ia keine Wiſſenſchaften abſprechen?
v. Kohlſtengel Ja, ia, ſie hat Recht, das
Frauenzimmer kann wohl etwas in ſich faſſen
und begreiffen, das kann ich nicht leugnen.
Tugendhold. Geben ſie es denn zu, daß wir
ein Recht haben, an menſchliche Wiſſenſchaf-
ten? und wollen ſie es von nun an einem Frauen-
zimmer
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#TUG">
            <p><pb facs="#f0069" n="65"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mein Herr von Kohl&#x017F;tengel, &#x017F;ie werden ganz andere<lb/>
Gedanken dabei haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KOH">
            <speaker>v. Kohl&#x017F;tengel.</speaker>
            <p>Meine Herren ich will es nur<lb/>
von derienigen ver&#x017F;tehen, &#x017F;o man an einem<lb/>
Frauenzimmer findet; was haben die mit Gelehr-<lb/>
&#x017F;amkeit zu &#x017F;chaffen? die kommt uns nur alleine<lb/>
zu, ob ich gleich &#x017F;elb&#x017F;t wenig daraus mache.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TRE">
            <speaker>Treulieb.</speaker>
            <p>Wir wollen es demnach dem Frau-<lb/>
enzimmer auch u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu ver-<lb/>
theidigen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DUL">
            <speaker>Duldeviel.</speaker>
            <p>Wohlan, mein Herr von Kohl-<lb/>
&#x017F;tengel, &#x017F;ie &#x017F;ind uns zu bewei&#x017F;en &#x017F;chuldig, daß<lb/>
einem Frauenzimmer keine Gelehr&#x017F;amkeit zu-<lb/>
komme.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KOH">
            <speaker>v. Kohl&#x017F;tengel.</speaker>
            <p>Komme ich &#x017F;chon wieder mit<lb/>
ihr an? &#x017F;ie bewei&#x017F;en es mir er&#x017F;t, daß ihnen &#x017F;ol-<lb/>
che zukomt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DUL">
            <speaker>Duldeviel.</speaker>
            <p>Der Beweiß i&#x017F;t leichte zu geben. Nicht<lb/>
&#x017F;o? wer Ver&#x017F;tand und Erkentniß, oder das<lb/>
Vermo&#x0364;gen, etwas einzu&#x017F;ehen, hat, fu&#x0364;r den i&#x017F;t<lb/>
die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, als die weiter nichts erfordert?<lb/>
Hat denn aber das Frauenzimmer ein Vermo&#x0364;-<lb/>
gen Dinge zu begreiffen, &#x017F;o ko&#x0364;nnen Sie dem-<lb/>
&#x017F;elben ia keine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften ab&#x017F;prechen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KOH">
            <speaker>v. Kohl&#x017F;tengel</speaker>
            <p>Ja, ia, &#x017F;ie hat Recht, das<lb/>
Frauenzimmer kann wohl etwas in &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und begreiffen, das kann ich nicht leugnen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TUG">
            <speaker>Tugendhold.</speaker>
            <p>Geben &#x017F;ie es denn zu, daß wir<lb/>
ein Recht haben, an men&#x017F;chliche Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaf-<lb/>
ten? und wollen &#x017F;ie es von nun an einem Frauen-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">zimmer</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0069] mein Herr von Kohlſtengel, ſie werden ganz andere Gedanken dabei haben. v. Kohlſtengel. Meine Herren ich will es nur von derienigen verſtehen, ſo man an einem Frauenzimmer findet; was haben die mit Gelehr- ſamkeit zu ſchaffen? die kommt uns nur alleine zu, ob ich gleich ſelbſt wenig daraus mache. Treulieb. Wir wollen es demnach dem Frau- enzimmer auch uͤberlaſſen ſich ſelbſt zu ver- theidigen. Duldeviel. Wohlan, mein Herr von Kohl- ſtengel, ſie ſind uns zu beweiſen ſchuldig, daß einem Frauenzimmer keine Gelehrſamkeit zu- komme. v. Kohlſtengel. Komme ich ſchon wieder mit ihr an? ſie beweiſen es mir erſt, daß ihnen ſol- che zukomt. Duldeviel. Der Beweiß iſt leichte zu geben. Nicht ſo? wer Verſtand und Erkentniß, oder das Vermoͤgen, etwas einzuſehen, hat, fuͤr den iſt die Wiſſenſchaft, als die weiter nichts erfordert? Hat denn aber das Frauenzimmer ein Vermoͤ- gen Dinge zu begreiffen, ſo koͤnnen Sie dem- ſelben ia keine Wiſſenſchaften abſprechen? v. Kohlſtengel Ja, ia, ſie hat Recht, das Frauenzimmer kann wohl etwas in ſich faſſen und begreiffen, das kann ich nicht leugnen. Tugendhold. Geben ſie es denn zu, daß wir ein Recht haben, an menſchliche Wiſſenſchaf- ten? und wollen ſie es von nun an einem Frauen- zimmer E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/69
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/69>, abgerufen am 21.11.2024.