[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.dieser war: "Will man so das Unanstän- "dige und Fehlerhafte einer einzelen Per- "son einem ganzen Stande zur Last le- "gen; so wird man unaufhörlich tadeln "können. Wie gilt der Schluß von ei- "nem auf alle? Man solte vielmehr ie "ansehnlicher der Vorwurf eines Stan- "des, ie nöthiger und nützlicher er in der "Gesellschaft der Menschen ist; mit desto "grösserer Sorgfalt, die Fehltritte seiner "einzelen Glieder bedecken. Es verbin- "det uns ia dazu die gesunde Vernunft, "vielmehr die Offenbarung: ia der Nut- "zen oder Schaden, so unsere Mitbürger "dahero nehmen können. Mögten in- "deß alle Prediger, für alles, was nieder- "trächtig, was lächerlich ist, sich hüten; "und mit mehrerem Ernst und Heiligkeit "ihre Lehre und Amt zieren: man würde "nicht so viele Gelegenheit haben, mit "ihrem Betragen, seine eigene Schande, "zu rechtfertigen, und mit dem gar zu kent- "lichen Schmutz an ihren Kleidern, eigene "Besu-
dieſer war: „Will man ſo das Unanſtaͤn- „dige und Fehlerhafte einer einzelen Per- „ſon einem ganzen Stande zur Laſt le- „gen; ſo wird man unaufhoͤrlich tadeln „koͤnnen. Wie gilt der Schluß von ei- „nem auf alle? Man ſolte vielmehr ie „anſehnlicher der Vorwurf eines Stan- „des, ie noͤthiger und nuͤtzlicher er in der „Geſellſchaft der Menſchen iſt; mit deſto „groͤſſerer Sorgfalt, die Fehltritte ſeiner „einzelen Glieder bedecken. Es verbin- „det uns ia dazu die geſunde Vernunft, „vielmehr die Offenbarung: ia der Nut- „zen oder Schaden, ſo unſere Mitbuͤrger „dahero nehmen koͤnnen. Moͤgten in- „deß alle Prediger, fuͤr alles, was nieder- „traͤchtig, was laͤcherlich iſt, ſich huͤten; „und mit mehrerem Ernſt und Heiligkeit „ihre Lehre und Amt zieren: man wuͤrde „nicht ſo viele Gelegenheit haben, mit „ihrem Betragen, ſeine eigene Schande, „zu rechtfertigen, und mit dem gar zu kent- „lichen Schmutz an ihren Kleidern, eigene „Beſu-
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dieſer war: „Will man ſo das Unanſtaͤn-
„dige und Fehlerhafte einer einzelen Per-
„ſon einem ganzen Stande zur Laſt le-
„gen; ſo wird man unaufhoͤrlich tadeln
„koͤnnen. Wie gilt der Schluß von ei-
„nem auf alle? Man ſolte vielmehr ie
„anſehnlicher der Vorwurf eines Stan-
„des, ie noͤthiger und nuͤtzlicher er in der
„Geſellſchaft der Menſchen iſt; mit deſto
„groͤſſerer Sorgfalt, die Fehltritte ſeiner
„einzelen Glieder bedecken. Es verbin-
„det uns ia dazu die geſunde Vernunft,
„vielmehr die Offenbarung: ia der Nut-
„zen oder Schaden, ſo unſere Mitbuͤrger
„dahero nehmen koͤnnen. Moͤgten in-
„deß alle Prediger, fuͤr alles, was nieder-
„traͤchtig, was laͤcherlich iſt, ſich huͤten;
„und mit mehrerem Ernſt und Heiligkeit
„ihre Lehre und Amt zieren: man wuͤrde
„nicht ſo viele Gelegenheit haben, mit
„ihrem Betragen, ſeine eigene Schande,
„zu rechtfertigen, und mit dem gar zu kent-
„lichen Schmutz an ihren Kleidern, eigene
„Beſu-
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