Auf dem Altan wandelte Johannes, Unter ihm entzwei brach da der Altan, Daß im Fall die Rechte er zerbrochen. Fand sich eine Aerztin für den Jüngling, Aus dem grünen Waldgebirg' die Wila; Doch gar großen Lohn begehrt die Aerztin: Von der Mutter, ihre weiße Rechte, Von der Schwester, ihre seidnen Haare, Von der Gattin ihren Perlenhalsschmuck.
Willig giebt die Mutter ihre Rechte, Giebt den Schmuck des seidnen Haar's die Schwester, Doch die Gattin nicht die Perlenschnüre. "Nein, ich gebe nicht die weißen Perlen! Eingebrachtes sind sie von dem Vater!" -- Drob erzürnt des Waldgebirges Wila, Träufelt Gift in des Johannes Wunde. Starb der Knabe! Wehe, arme Mutter!
Da begannen graue Kuckuksweibchen, 5) Drei, begannen ihre Klagetöne. Eines schreit und klaget unaufhörlich, Und ein andres Morgens früh und Abends, Doch das Dritte schreit, wenn es ihm einfällt.
5
Mutter, Schwester und Gattin.
Auf dem Altan wandelte Johannes, Unter ihm entzwei brach da der Altan, Daß im Fall die Rechte er zerbrochen. Fand sich eine Aerztin für den Jüngling, Aus dem grünen Waldgebirg' die Wila; Doch gar großen Lohn begehrt die Aerztin: Von der Mutter, ihre weiße Rechte, Von der Schwester, ihre seidnen Haare, Von der Gattin ihren Perlenhalsschmuck.
Willig giebt die Mutter ihre Rechte, Giebt den Schmuck des seidnen Haar's die Schwester, Doch die Gattin nicht die Perlenschnüre. „Nein, ich gebe nicht die weißen Perlen! Eingebrachtes sind sie von dem Vater!“ — Drob erzürnt des Waldgebirges Wila, Träufelt Gift in des Johannes Wunde. Starb der Knabe! Wehe, arme Mutter!
Da begannen graue Kuckuksweibchen, 5) Drei, begannen ihre Klagetöne. Eines schreit und klaget unaufhörlich, Und ein andres Morgens früh und Abends, Doch das Dritte schreit, wenn es ihm einfällt.
5
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0131"n="65"/><divn="2"><head><hirendition="#c"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Mutter, Schwester und Gattin</hi>.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><lg><l><hirendition="#in">A</hi>uf dem Altan wandelte Johannes,</l><lb/><l>Unter ihm entzwei brach da der Altan,</l><lb/><l>Daß im Fall die Rechte er zerbrochen.</l><lb/><l>Fand sich eine Aerztin für den Jüngling,</l><lb/><l>Aus dem grünen Waldgebirg' die Wila;</l><lb/><l>Doch gar großen Lohn begehrt die Aerztin:</l><lb/><l>Von der Mutter, ihre weiße Rechte,</l><lb/><l>Von der Schwester, ihre seidnen Haare,</l><lb/><l>Von der Gattin ihren Perlenhalsschmuck.</l></lg><lb/><lg><l>Willig giebt die Mutter ihre Rechte,</l><lb/><l>Giebt den Schmuck des seidnen Haar's die Schwester,</l><lb/><l>Doch die Gattin nicht die Perlenschnüre.</l><lb/><l>„Nein, ich gebe nicht die weißen Perlen!</l><lb/><l>Eingebrachtes sind sie von dem Vater!“—</l><lb/><l>Drob erzürnt des Waldgebirges Wila,</l><lb/><l>Träufelt Gift in des Johannes Wunde.</l><lb/><l>Starb der Knabe! Wehe, arme Mutter!</l></lg><lb/><lg><l>Da begannen graue Kuckuksweibchen, <notexml:id="ed5"prev="#edt5"place="end"n="5)"/></l><lb/><l>Drei, begannen ihre Klagetöne.</l><lb/><l>Eines schreit und klaget unaufhörlich,</l><lb/><l>Und ein andres Morgens früh und Abends,</l><lb/><l>Doch das Dritte schreit, wenn es ihm einfällt.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">5</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[65/0131]
Mutter, Schwester und Gattin.
Auf dem Altan wandelte Johannes,
Unter ihm entzwei brach da der Altan,
Daß im Fall die Rechte er zerbrochen.
Fand sich eine Aerztin für den Jüngling,
Aus dem grünen Waldgebirg' die Wila;
Doch gar großen Lohn begehrt die Aerztin:
Von der Mutter, ihre weiße Rechte,
Von der Schwester, ihre seidnen Haare,
Von der Gattin ihren Perlenhalsschmuck.
Willig giebt die Mutter ihre Rechte,
Giebt den Schmuck des seidnen Haar's die Schwester,
Doch die Gattin nicht die Perlenschnüre.
„Nein, ich gebe nicht die weißen Perlen!
Eingebrachtes sind sie von dem Vater!“ —
Drob erzürnt des Waldgebirges Wila,
Träufelt Gift in des Johannes Wunde.
Starb der Knabe! Wehe, arme Mutter!
Da begannen graue Kuckuksweibchen,
⁵⁾
Drei, begannen ihre Klagetöne.
Eines schreit und klaget unaufhörlich,
Und ein andres Morgens früh und Abends,
Doch das Dritte schreit, wenn es ihm einfällt.
5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): keine Angabe;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: keine Angabe;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/131>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.