Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Laß hinaus die weiße Brust mich halten, 200 Wenn mein Säugling kommt, das Kind Johannes, Wenn er kommt, daß ich ihm Nahrung reiche!" -- Und um Gott erbarmte sich der Meister, Ließ ein Fensterlein an ihrer Brust ihr, Und hinaus auf's Feld die Brust sie halten, 205 Daß sie ihrem Säuglinge Johannes, Wenn er komme, Nahrung reichen könne. "Und noch einmal flehte sie zum Meister: Ich beschwöre Dich, in Gott mein Bruder; Laß ein Fensterlein mir an den Augen, 210 Daß ich schau' nach meinem weißen Hofe, Wenn sie mir das Kind Johannes bringen, Und wenn man nach Haus ihn wieder träget!" -- Brüderlich erbarmte sich der Meister, Ließ ein Fensterlein ihr an den Augen, 215 Daß sie schau' nach ihrem weißen Hofe, Wenn man ihr das Kind Johannes bringe, Und wenn man nach Haus es wieder träget. Dieser Weis' erbauten sie die Feste. Doch zur Stelle brachte man das Kindlein, 220 Und sie säugt' es eine ganze Woche, Eine Woche, dann gieng ihr die Stimm' aus. Laß hinaus die weiße Brust mich halten, 200 Wenn mein Säugling kommt, das Kind Johannes, Wenn er kommt, daß ich ihm Nahrung reiche!“ — Und um Gott erbarmte sich der Meister, Ließ ein Fensterlein an ihrer Brust ihr, Und hinaus auf's Feld die Brust sie halten, 205 Daß sie ihrem Säuglinge Johannes, Wenn er komme, Nahrung reichen könne. „Und noch einmal flehte sie zum Meister: Ich beschwöre Dich, in Gott mein Bruder; Laß ein Fensterlein mir an den Augen, 210 Daß ich schau' nach meinem weißen Hofe, Wenn sie mir das Kind Johannes bringen, Und wenn man nach Haus ihn wieder träget!“ — Brüderlich erbarmte sich der Meister, Ließ ein Fensterlein ihr an den Augen, 215 Daß sie schau' nach ihrem weißen Hofe, Wenn man ihr das Kind Johannes bringe, Und wenn man nach Haus es wieder träget. Dieser Weis' erbauten sie die Feste. Doch zur Stelle brachte man das Kindlein, 220 Und sie säugt' es eine ganze Woche, Eine Woche, dann gieng ihr die Stimm' aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0191" n="125"/> <lg> <l>Laß hinaus die weiße Brust mich halten, <note place="right">200</note></l><lb/> <l>Wenn mein Säugling kommt, das Kind Johannes,</l><lb/> <l>Wenn er kommt, daß ich ihm Nahrung reiche!“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Und um Gott erbarmte sich der Meister,</l><lb/> <l>Ließ ein Fensterlein an ihrer Brust ihr,</l><lb/> <l>Und hinaus auf's Feld die Brust sie halten, <note place="right">205</note></l><lb/> <l>Daß sie ihrem Säuglinge Johannes,</l><lb/> <l>Wenn er komme, Nahrung reichen könne.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Und noch einmal flehte sie zum Meister:</l><lb/> <l>Ich beschwöre Dich, in Gott mein Bruder;</l><lb/> <l>Laß ein Fensterlein mir an den Augen, <note place="right">210</note></l><lb/> <l>Daß ich schau' nach meinem weißen Hofe,</l><lb/> <l>Wenn sie mir das Kind Johannes bringen,</l><lb/> <l>Und wenn man nach Haus ihn wieder träget!“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Brüderlich erbarmte sich der Meister,</l><lb/> <l>Ließ ein Fensterlein ihr an den Augen, <note place="right">215</note></l><lb/> <l>Daß sie schau' nach ihrem weißen Hofe,</l><lb/> <l>Wenn man ihr das Kind Johannes bringe,</l><lb/> <l>Und wenn man nach Haus es wieder träget.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Dieser Weis' erbauten sie die Feste.</l><lb/> <l>Doch zur Stelle brachte man das Kindlein, <note place="right">220</note></l><lb/> <l>Und sie säugt' es eine ganze Woche,</l><lb/> <l>Eine Woche, dann gieng ihr die Stimm' aus.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0191]
Laß hinaus die weiße Brust mich halten,
Wenn mein Säugling kommt, das Kind Johannes,
Wenn er kommt, daß ich ihm Nahrung reiche!“ —
Und um Gott erbarmte sich der Meister,
Ließ ein Fensterlein an ihrer Brust ihr,
Und hinaus auf's Feld die Brust sie halten,
Daß sie ihrem Säuglinge Johannes,
Wenn er komme, Nahrung reichen könne.
„Und noch einmal flehte sie zum Meister:
Ich beschwöre Dich, in Gott mein Bruder;
Laß ein Fensterlein mir an den Augen,
Daß ich schau' nach meinem weißen Hofe,
Wenn sie mir das Kind Johannes bringen,
Und wenn man nach Haus ihn wieder träget!“ —
Brüderlich erbarmte sich der Meister,
Ließ ein Fensterlein ihr an den Augen,
Daß sie schau' nach ihrem weißen Hofe,
Wenn man ihr das Kind Johannes bringe,
Und wenn man nach Haus es wieder träget.
Dieser Weis' erbauten sie die Feste.
Doch zur Stelle brachte man das Kindlein,
Und sie säugt' es eine ganze Woche,
Eine Woche, dann gieng ihr die Stimm' aus.
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