Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Kam das feinbeschriebne Blatt zu Sukan; Als er sah, was ihm der Brief besagte, 50 Lacht' er laut und herzlich ob des Briefes. Und es nahm es wahr die treue Gattin, Sprach Haikuna also zum Gemahle: "Wo, o Sukan, theurer Herr und Gatte! Woher dieser Brief? von welcher Feste? 55 Sprich von welchem angesehnen Herren? Was doch steht darin so Lachenswerthes?" -- Ihr erwiedert Fahnenträger Sukan: "O Haikuna, meine treue Gattin! Dieses Blatt, aus der Ungläub'gen Lande, 60 Von der weißen Feste Sebeniko Kommt es her, von einem jungen Hauptmann, Einem jungen Hauptmann, Wuk Jerinitsch. Mit dem Wuk hab' ich mich jüngst verbrüdert;19) Nun hat er Geschenke mir bereitet, 65 Und er ladet mich, sie zu empfangen, So Geschenk' als Lieb' und Freundeszeichen. Sehen wollen wir uns und beschenken, Und vor Gott beschwören die Verbrüdrung. Dann auch bittet mich der neue Bruder, 70 Daß ich Dich mitbringen möcht', Haikuna!" -- Und er rufet zu den treuen Dienern: "Auf! und rüstet mir, Ihr treuen Diener, Eilig aus zwei edle Heldenrosse! Heut' noch will ich nach der Küste reiten, 75 Kam das feinbeschriebne Blatt zu Sukan; Als er sah, was ihm der Brief besagte, 50 Lacht' er laut und herzlich ob des Briefes. Und es nahm es wahr die treue Gattin, Sprach Haikuna also zum Gemahle: „Wo, o Sukan, theurer Herr und Gatte! Woher dieser Brief? von welcher Feste? 55 Sprich von welchem angesehnen Herren? Was doch steht darin so Lachenswerthes?“ — Ihr erwiedert Fahnenträger Sukan: „O Haikuna, meine treue Gattin! Dieses Blatt, aus der Ungläub'gen Lande, 60 Von der weißen Feste Sebeniko Kommt es her, von einem jungen Hauptmann, Einem jungen Hauptmann, Wuk Jerinitsch. Mit dem Wuk hab' ich mich jüngst verbrüdert;19) Nun hat er Geschenke mir bereitet, 65 Und er ladet mich, sie zu empfangen, So Geschenk' als Lieb' und Freundeszeichen. Sehen wollen wir uns und beschenken, Und vor Gott beschwören die Verbrüdrung. Dann auch bittet mich der neue Bruder, 70 Daß ich Dich mitbringen möcht', Haikuna!“ — Und er rufet zu den treuen Dienern: „Auf! und rüstet mir, Ihr treuen Diener, Eilig aus zwei edle Heldenrosse! Heut' noch will ich nach der Küste reiten, 75 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0219" n="153"/> <lg> <l>Kam das feinbeschriebne Blatt zu Sukan;</l><lb/> <l>Als er sah, was ihm der Brief besagte, <note place="right">50</note></l><lb/> <l>Lacht' er laut und herzlich ob des Briefes.</l><lb/> <l>Und es nahm es wahr die treue Gattin,</l><lb/> <l>Sprach Haikuna also zum Gemahle:</l><lb/> <l>„Wo, o Sukan, theurer Herr und Gatte!</l><lb/> <l>Woher dieser Brief? von welcher Feste? <note place="right">55</note></l><lb/> <l>Sprich von welchem angesehnen Herren?</l><lb/> <l>Was doch steht darin so Lachenswerthes?“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Ihr erwiedert Fahnenträger Sukan:</l><lb/> <l>„O Haikuna, meine treue Gattin!</l><lb/> <l>Dieses Blatt, aus der Ungläub'gen Lande, <note place="right">60</note></l><lb/> <l>Von der weißen Feste Sebeniko</l><lb/> <l>Kommt es her, von einem jungen Hauptmann,</l><lb/> <l>Einem jungen Hauptmann, Wuk Jerinitsch.</l><lb/> <l>Mit dem Wuk hab' ich mich jüngst <hi rendition="#g">verbrüdert;</hi><note xml:id="ed19" next="#edt19" place="end" n="19)"/></l><lb/> <l>Nun hat er Geschenke mir bereitet, <note place="right">65</note></l><lb/> <l>Und er ladet mich, sie zu empfangen,</l><lb/> <l>So Geschenk' als Lieb' und Freundeszeichen.</l><lb/> <l>Sehen wollen wir uns und beschenken,</l><lb/> <l>Und vor Gott beschwören die Verbrüdrung.</l><lb/> <l>Dann auch bittet mich der neue Bruder, <note place="right">70</note></l><lb/> <l>Daß ich Dich mitbringen möcht', Haikuna!“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Und er rufet zu den treuen Dienern:</l><lb/> <l>„Auf! und rüstet mir, Ihr treuen Diener,</l><lb/> <l>Eilig aus zwei edle Heldenrosse!</l><lb/> <l>Heut' noch will ich nach der Küste reiten, <note place="right">75</note></l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0219]
Kam das feinbeschriebne Blatt zu Sukan;
Als er sah, was ihm der Brief besagte,
Lacht' er laut und herzlich ob des Briefes.
Und es nahm es wahr die treue Gattin,
Sprach Haikuna also zum Gemahle:
„Wo, o Sukan, theurer Herr und Gatte!
Woher dieser Brief? von welcher Feste?
Sprich von welchem angesehnen Herren?
Was doch steht darin so Lachenswerthes?“ —
Ihr erwiedert Fahnenträger Sukan:
„O Haikuna, meine treue Gattin!
Dieses Blatt, aus der Ungläub'gen Lande,
Von der weißen Feste Sebeniko
Kommt es her, von einem jungen Hauptmann,
Einem jungen Hauptmann, Wuk Jerinitsch.
Mit dem Wuk hab' ich mich jüngst verbrüdert;
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Nun hat er Geschenke mir bereitet,
Und er ladet mich, sie zu empfangen,
So Geschenk' als Lieb' und Freundeszeichen.
Sehen wollen wir uns und beschenken,
Und vor Gott beschwören die Verbrüdrung.
Dann auch bittet mich der neue Bruder,
Daß ich Dich mitbringen möcht', Haikuna!“ —
Und er rufet zu den treuen Dienern:
„Auf! und rüstet mir, Ihr treuen Diener,
Eilig aus zwei edle Heldenrosse!
Heut' noch will ich nach der Küste reiten,
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