G'nügt Dir nicht d'ran? mög' es herrnlos bleiben! 200 Doch Du strebst nach einem fremden Reiche. Und Du Vetter, Du Woiwode Gojko! G'nügt Dir nicht an Deinem Woiwodate? G'nügt Dir nicht d'ran? mög' es herrnlos bleiben! Doch Du strebst nach einem fremden Reiche! 205 Sehet Ihr nicht, soll Gott Euch nicht sehen! Dieses Buch besagt: das Reich sey Urosch! Von dem Vater ist's dem Sohn verblieben, Ihm gebührt es, seines Stammes Erbtheil, Seinem Kind' hat er es übergeben, 210 Als der Zar eingieng zur ew'gen Ruhe."
Wie dieß König Wukaschin vernommen: Mit den Füßen sprang er auf die Erde, Und heraus das goldne Messer reißend, Wollt' er seinen Sohn damit erstechen.215 Vor dem Vater floh der edle Marko; Denn nicht will dem Sohne es geziemen, Mit dem eignen Vater sich zu schlagen. Marko fliehet um die weiße Kirche, Um die weiße Kirche Samodresha, 220 Marko fliehet, und der König jagt ihn, Bis im Umkreis dreimal sie gelaufen Um die weiße Kirche Samodresha. Hätte bald der König ihn erreicht schon; Aber eine Stimme aus der Kirche: 225 "Fliehe," rief sie, "in die Kirche, Marko! Siehst Du doch, daß heut' Du sterben sollest,
G'nügt Dir nicht d'ran? mög' es herrnlos bleiben! 200 Doch Du strebst nach einem fremden Reiche. Und Du Vetter, Du Woiwode Gojko! G'nügt Dir nicht an Deinem Woiwodate? G'nügt Dir nicht d'ran? mög' es herrnlos bleiben! Doch Du strebst nach einem fremden Reiche! 205 Sehet Ihr nicht, soll Gott Euch nicht sehen! Dieses Buch besagt: das Reich sey Urosch! Von dem Vater ist's dem Sohn verblieben, Ihm gebührt es, seines Stammes Erbtheil, Seinem Kind' hat er es übergeben, 210 Als der Zar eingieng zur ew'gen Ruhe.“
Wie dieß König Wukaschin vernommen: Mit den Füßen sprang er auf die Erde, Und heraus das goldne Messer reißend, Wollt' er seinen Sohn damit erstechen.215 Vor dem Vater floh der edle Marko; Denn nicht will dem Sohne es geziemen, Mit dem eignen Vater sich zu schlagen. Marko fliehet um die weiße Kirche, Um die weiße Kirche Samodresha, 220 Marko fliehet, und der König jagt ihn, Bis im Umkreis dreimal sie gelaufen Um die weiße Kirche Samodresha. Hätte bald der König ihn erreicht schon; Aber eine Stimme aus der Kirche: 225 „Fliehe,“ rief sie, „in die Kirche, Marko! Siehst Du doch, daß heut' Du sterben sollest,
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G'nügt Dir nicht d'ran? mög' es herrnlos bleiben!
Doch Du strebst nach einem fremden Reiche.
Und Du Vetter, Du Woiwode Gojko!
G'nügt Dir nicht an Deinem Woiwodate?
G'nügt Dir nicht d'ran? mög' es herrnlos bleiben!
Doch Du strebst nach einem fremden Reiche!
Sehet Ihr nicht, soll Gott Euch nicht sehen!
Dieses Buch besagt: das Reich sey Urosch!
Von dem Vater ist's dem Sohn verblieben,
Ihm gebührt es, seines Stammes Erbtheil,
Seinem Kind' hat er es übergeben,
Als der Zar eingieng zur ew'gen Ruhe.“
Wie dieß König Wukaschin vernommen:
Mit den Füßen sprang er auf die Erde,
Und heraus das goldne Messer reißend,
Wollt' er seinen Sohn damit erstechen.
Vor dem Vater floh der edle Marko;
Denn nicht will dem Sohne es geziemen,
Mit dem eignen Vater sich zu schlagen.
Marko fliehet um die weiße Kirche,
Um die weiße Kirche Samodresha,
Marko fliehet, und der König jagt ihn,
Bis im Umkreis dreimal sie gelaufen
Um die weiße Kirche Samodresha.
Hätte bald der König ihn erreicht schon;
Aber eine Stimme aus der Kirche:
„Fliehe,“ rief sie, „in die Kirche, Marko!
Siehst Du doch, daß heut' Du sterben sollest,
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Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/249>, abgerufen am 17.06.2024.
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