Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Sieh'! da ziehen junge Saumroßführer Von der weißen Stadt, dem schönen Scupi, Und sie führen Griechen und Bulgaren, 25 Welche nach Widin und Nißa wollen. Auf dem Amselfelde halten Rast sie, Wollen ihre Mahlzeit nun verzehren; Aber durstig bei dem Mahle werdend, Zünden Kienspan einige der Saumer, 30 Eine Fackel, daß sie ihnen leuchte. Wasser suchen sie damit im Felde, Sieh', da führet sie ein günst'ger Zufall, Führt sie grad' an jenes Quellenwasser. Einer spricht der jungen Saumroßführer: 35 "Sehet, wie der Mond im Wasser glänzet!" Spricht ein andrer junger Saumroßführer: "Bruder, das ist nicht der Mond, was glänzet!" -- Schweigt der Dritte, redet keine Sylbe, Wendet grade sich nach Sonnenaufgang, 40 Spricht und betet zum wahrhaft'gen Gotte, Zu dem Herren und zum heil'gen Niklas: "Hilf mir Gott, und Du, o Vater Niklas!" -- Und er schreitet in das Quellenwasser, Zieht das heil'ge Haupt nun aus dem Wasser, 45 Heil'ges Haupt des Heilgen Serbenfürsten. Auf den grünen Anger wirft er's, während Wasser er sich mit dem Becher schöpfet. Als sie alle nun den Durst gestillet, Und sie rings um nach dem Haupte schauen, 50 Sieh'! da ziehen junge Saumroßführer Von der weißen Stadt, dem schönen Scupi, Und sie führen Griechen und Bulgaren, 25 Welche nach Widin und Nißa wollen. Auf dem Amselfelde halten Rast sie, Wollen ihre Mahlzeit nun verzehren; Aber durstig bei dem Mahle werdend, Zünden Kienspan einige der Saumer, 30 Eine Fackel, daß sie ihnen leuchte. Wasser suchen sie damit im Felde, Sieh', da führet sie ein günst'ger Zufall, Führt sie grad' an jenes Quellenwasser. Einer spricht der jungen Saumroßführer: 35 „Sehet, wie der Mond im Wasser glänzet!“ Spricht ein andrer junger Saumroßführer: „Bruder, das ist nicht der Mond, was glänzet!“ — Schweigt der Dritte, redet keine Sylbe, Wendet grade sich nach Sonnenaufgang, 40 Spricht und betet zum wahrhaft'gen Gotte, Zu dem Herren und zum heil'gen Niklas: „Hilf mir Gott, und Du, o Vater Niklas!“ — Und er schreitet in das Quellenwasser, Zieht das heil'ge Haupt nun aus dem Wasser, 45 Heil'ges Haupt des Heilgen Serbenfürsten. Auf den grünen Anger wirft er's, während Wasser er sich mit dem Becher schöpfet. Als sie alle nun den Durst gestillet, Und sie rings um nach dem Haupte schauen, 50 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0334" n="268"/> <lg> <l>Sieh'! da ziehen junge Saumroßführer</l><lb/> <l>Von der weißen Stadt, dem schönen Scupi,</l><lb/> <l>Und sie führen Griechen und Bulgaren, <note place="right">25</note></l><lb/> <l>Welche nach Widin und Nißa wollen.</l><lb/> <l>Auf dem Amselfelde halten Rast sie,</l><lb/> <l>Wollen ihre Mahlzeit nun verzehren;</l><lb/> <l>Aber durstig bei dem Mahle werdend,</l><lb/> <l>Zünden Kienspan einige der Saumer, <note place="right">30</note></l><lb/> <l>Eine Fackel, daß sie ihnen leuchte.</l><lb/> <l>Wasser suchen sie damit im Felde,</l><lb/> <l>Sieh', da führet sie ein günst'ger Zufall,</l><lb/> <l>Führt sie grad' an jenes Quellenwasser.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Einer spricht der jungen Saumroßführer: <note place="right">35</note></l><lb/> <l>„Sehet, wie der Mond im Wasser glänzet!“</l><lb/> <l>Spricht ein andrer junger Saumroßführer:</l><lb/> <l>„Bruder, das ist nicht der Mond, was glänzet!“ —</l><lb/> <l>Schweigt der Dritte, redet keine Sylbe,</l><lb/> <l>Wendet grade sich nach Sonnenaufgang, <note place="right">40</note></l><lb/> <l>Spricht und betet zum wahrhaft'gen Gotte,</l><lb/> <l>Zu dem Herren und zum heil'gen Niklas:</l><lb/> <l>„Hilf mir Gott, und Du, o Vater Niklas!“ —</l><lb/> <l>Und er schreitet in das Quellenwasser,</l><lb/> <l>Zieht das heil'ge Haupt nun aus dem Wasser, <note place="right">45</note></l><lb/> <l>Heil'ges Haupt des Heilgen Serbenfürsten.</l><lb/> <l>Auf den grünen Anger wirft er's, während</l><lb/> <l>Wasser er sich mit dem Becher schöpfet.</l><lb/> <l>Als sie alle nun den Durst gestillet,</l><lb/> <l>Und sie rings um nach dem Haupte schauen, <note place="right">50</note></l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0334]
Sieh'! da ziehen junge Saumroßführer
Von der weißen Stadt, dem schönen Scupi,
Und sie führen Griechen und Bulgaren,
Welche nach Widin und Nißa wollen.
Auf dem Amselfelde halten Rast sie,
Wollen ihre Mahlzeit nun verzehren;
Aber durstig bei dem Mahle werdend,
Zünden Kienspan einige der Saumer,
Eine Fackel, daß sie ihnen leuchte.
Wasser suchen sie damit im Felde,
Sieh', da führet sie ein günst'ger Zufall,
Führt sie grad' an jenes Quellenwasser.
Einer spricht der jungen Saumroßführer:
„Sehet, wie der Mond im Wasser glänzet!“
Spricht ein andrer junger Saumroßführer:
„Bruder, das ist nicht der Mond, was glänzet!“ —
Schweigt der Dritte, redet keine Sylbe,
Wendet grade sich nach Sonnenaufgang,
Spricht und betet zum wahrhaft'gen Gotte,
Zu dem Herren und zum heil'gen Niklas:
„Hilf mir Gott, und Du, o Vater Niklas!“ —
Und er schreitet in das Quellenwasser,
Zieht das heil'ge Haupt nun aus dem Wasser,
Heil'ges Haupt des Heilgen Serbenfürsten.
Auf den grünen Anger wirft er's, während
Wasser er sich mit dem Becher schöpfet.
Als sie alle nun den Durst gestillet,
Und sie rings um nach dem Haupte schauen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |