Talvj, Volkslieder der Serben, 1825bedeutet, als er ausspricht; ungefähr so wie in andern Sprachen, alle diejenigen Verwünschungen, die durch häu- figen Gebrauch eine stereotype Form gewonnen haben. Nur wo er sich gar zu graß ausnimmt, und durchaus nur als prophezeiende Warnung an Ort und Stelle ist, wie z. B. hier, habe ich ohne Rücksicht auf die Form, bloß der in- nern Bedeutung nach, ihn wiedergegeben. Daß übrigens der Fluch im Serbischen bei weitem nicht immer diesen mildernden Sinn habe, ist wohl kaum nöthig zu bemerken. Wie höchst sinn- und geistreich oft ihre gräß- lichsten Verwünschungen sind, geht besonders aus den klei- nern, weiblichen Liedern hervor; z. B. aus: Braut des H. St. s. S. 40. Zwiefache Verwünschung s. S. 52 etc. Mit grausamen Scharfsinn ist hier der zu verfluchende Gegen- stand mit dem Fluche selbst in die seltsamste Berührung, Ob- jekt und Subjekt in den genauesten Zusammenhang gebracht. In dem Liede: Des Jünglings Segen, s. S. 53, sehen wir gar den Fluch an die nothwendigsten Lebensbedürfnisse geknüpft. Man bemerke, daß der von Deutschen, Britten und Franzosen so oft citirte Teufel in allen diesen Flüchen nur selten vorkommt, Auch der Grieche nennt ihn nicht. Er flucht: der soll Dich holen, der weit und fern von hier ist! -- oder: den man in der Kirche nicht nennen darf!-- S. Pouqueville: Voyage en Moree, Al- banie etc. 1798. 8) An den Neffen, Capetan Johannes. Es ist zu bemerken, daß in allen ältern serbischen Lie- dern, unter diesen Capetanen, keine Capitaine oder Haupt- leute unserer Art zu verstehen sind; sondern erbfolgende Co- mites, die über bestimmte Gegenden, oder Festungen und ihre Bezirke herrschen. bedeutet, als er ausspricht; ungefähr so wie in andern Sprachen, alle diejenigen Verwünschungen, die durch häu- figen Gebrauch eine stereotype Form gewonnen haben. Nur wo er sich gar zu graß ausnimmt, und durchaus nur als prophezeiende Warnung an Ort und Stelle ist, wie z. B. hier, habe ich ohne Rücksicht auf die Form, bloß der in- nern Bedeutung nach, ihn wiedergegeben. Daß übrigens der Fluch im Serbischen bei weitem nicht immer diesen mildernden Sinn habe, ist wohl kaum nöthig zu bemerken. Wie höchst sinn- und geistreich oft ihre gräß- lichsten Verwünschungen sind, geht besonders aus den klei- nern, weiblichen Liedern hervor; z. B. aus: Braut des H. St. s. S. 40. Zwiefache Verwünschung s. S. 52 etc. Mit grausamen Scharfsinn ist hier der zu verfluchende Gegen- stand mit dem Fluche selbst in die seltsamste Berührung, Ob- jekt und Subjekt in den genauesten Zusammenhang gebracht. In dem Liede: Des Jünglings Segen, s. S. 53, sehen wir gar den Fluch an die nothwendigsten Lebensbedürfnisse geknüpft. Man bemerke, daß der von Deutschen, Britten und Franzosen so oft citirte Teufel in allen diesen Flüchen nur selten vorkommt, Auch der Grieche nennt ihn nicht. Er flucht: der soll Dich holen, der weit und fern von hier ist! — oder: den man in der Kirche nicht nennen darf!— S. Pouqueville: Voyage en Morée, Al- banie etc. 1798. 8) An den Neffen, Capetan Johannes. Es ist zu bemerken, daß in allen ältern serbischen Lie- dern, unter diesen Capetanen, keine Capitaine oder Haupt- leute unserer Art zu verstehen sind; sondern erbfolgende Co- mites, die über bestimmte Gegenden, oder Festungen und ihre Bezirke herrschen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="edt7" prev="#ed7" place="end" n="7)"> <pb facs="#f0342" n="276"/> <p>bedeutet, als er ausspricht; ungefähr so wie in andern<lb/> Sprachen, alle diejenigen Verwünschungen, die durch häu-<lb/> figen Gebrauch eine stereotype Form gewonnen haben. Nur<lb/> wo er sich gar zu graß ausnimmt, und <hi rendition="#g">dur</hi>ch<hi rendition="#g">aus nur</hi><lb/> als prophezeiende Warnung an Ort und Stelle ist, wie z. B.<lb/> hier, habe ich ohne Rücksicht auf die Form, bloß der <hi rendition="#g">in-<lb/> nern Bedeutung</hi> nach, ihn wiedergegeben.</p><lb/> <p>Daß übrigens der Fluch im Serbischen bei weitem nicht<lb/> immer diesen mildernden Sinn habe, ist wohl kaum nöthig<lb/> zu bemerken. Wie höchst sinn- und geistreich oft ihre gräß-<lb/> lichsten Verwünschungen sind, geht besonders aus den klei-<lb/> nern, weiblichen Liedern hervor; z. B. aus: Braut des H.<lb/> St. s. S. 40. Zwiefache Verwünschung s. S. 52 etc. Mit<lb/> grausamen Scharfsinn ist hier der zu verfluchende Gegen-<lb/> stand mit dem Fluche selbst in die seltsamste Berührung, Ob-<lb/> jekt und Subjekt in den genauesten Zusammenhang gebracht.<lb/> In dem Liede: Des Jünglings Segen, s. S. 53, sehen<lb/> wir gar den Fluch an die nothwendigsten Lebensbedürfnisse<lb/> geknüpft. Man bemerke, daß der von Deutschen, Britten<lb/> und Franzosen so oft citirte <hi rendition="#g">Teufel </hi>in allen diesen Flüchen<lb/> nur selten vorkommt, Auch der Grieche nennt ihn nicht.<lb/> Er flucht: der soll Dich holen, der weit und fern von hier<lb/> ist! — oder: den man in der Kirche nicht nennen<lb/> darf!— S. <hi rendition="#aq">Pouqueville: Voyage en Morée, Al-<lb/> banie etc. 1798.</hi></p> </note><lb/> <note xml:id="edt8" prev="#ed8" place="end" n="8)"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">An den Neffen, Capetan Johannes</hi>.</hi><lb/> <p>Es ist zu bemerken, daß in allen ältern serbischen Lie-<lb/> dern, unter diesen Capetanen, keine Capitaine oder Haupt-<lb/> leute unserer Art zu verstehen sind; sondern erbfolgende Co-<lb/> mites, die über bestimmte Gegenden, oder Festungen und<lb/> ihre Bezirke herrschen.</p> </note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [276/0342]
⁷⁾ bedeutet, als er ausspricht; ungefähr so wie in andern
Sprachen, alle diejenigen Verwünschungen, die durch häu-
figen Gebrauch eine stereotype Form gewonnen haben. Nur
wo er sich gar zu graß ausnimmt, und durchaus nur
als prophezeiende Warnung an Ort und Stelle ist, wie z. B.
hier, habe ich ohne Rücksicht auf die Form, bloß der in-
nern Bedeutung nach, ihn wiedergegeben.
Daß übrigens der Fluch im Serbischen bei weitem nicht
immer diesen mildernden Sinn habe, ist wohl kaum nöthig
zu bemerken. Wie höchst sinn- und geistreich oft ihre gräß-
lichsten Verwünschungen sind, geht besonders aus den klei-
nern, weiblichen Liedern hervor; z. B. aus: Braut des H.
St. s. S. 40. Zwiefache Verwünschung s. S. 52 etc. Mit
grausamen Scharfsinn ist hier der zu verfluchende Gegen-
stand mit dem Fluche selbst in die seltsamste Berührung, Ob-
jekt und Subjekt in den genauesten Zusammenhang gebracht.
In dem Liede: Des Jünglings Segen, s. S. 53, sehen
wir gar den Fluch an die nothwendigsten Lebensbedürfnisse
geknüpft. Man bemerke, daß der von Deutschen, Britten
und Franzosen so oft citirte Teufel in allen diesen Flüchen
nur selten vorkommt, Auch der Grieche nennt ihn nicht.
Er flucht: der soll Dich holen, der weit und fern von hier
ist! — oder: den man in der Kirche nicht nennen
darf!— S. Pouqueville: Voyage en Morée, Al-
banie etc. 1798.
⁸⁾ An den Neffen, Capetan Johannes.
Es ist zu bemerken, daß in allen ältern serbischen Lie-
dern, unter diesen Capetanen, keine Capitaine oder Haupt-
leute unserer Art zu verstehen sind; sondern erbfolgende Co-
mites, die über bestimmte Gegenden, oder Festungen und
ihre Bezirke herrschen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |