Talvj, Volkslieder der Serben, 1825war gekommen, wo dies Land ganz aus der Reihe der Staa- Seine Wittwe, Helene Paläologa, wußte sich in dieser +) Im Paßarowitzer Frieden 1718 kam fast ganz Serbien un-
ter Oestreich, ging aber im Frieden zu Belgrad 1739 wieder verloren. war gekommen, wo dies Land ganz aus der Reihe der Staa- Seine Wittwe, Helene Paläologa, wußte sich in dieser †) Im Paßarowitzer Frieden 1718 kam fast ganz Serbien un-
ter Oestreich, ging aber im Frieden zu Belgrad 1739 wieder verloren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0062" n="XLII"/> <p>war gekommen, wo dies Land ganz aus der Reihe der Staa-<lb/> ten verschwinden sollte, und die unnatürlichsten Verbrechen<lb/> halfen es in den Untergang stürzen. Lasar, der jüngste und<lb/> verderbteste von Georgs Söhnen, tödtete seine Mutter durch<lb/> Gift. Auf welche Weise er sich einen Anhang verschafft, wis-<lb/> sen wir nicht, allein es gelang ihm, die Brüder zu verjagen.<lb/> Gregor floh nach Constantinopel, wo er Mönch ward; Ste-<lb/> phan nach Ungarn. Lasar konnte sich des so erworbnen Be-<lb/> sitzes nicht freuen. Vergebens demüthigte er sich vor Mah-<lb/> med; die kriegerischen Rüstungen desselben drohten ihm Ver-<lb/> derben. Furcht und Gewissensangst bemächtigten sich seiner.<lb/> So starb er zur rechten Stunde, kaum 5 Wochen nach seinem<lb/> Vater.</p><lb/> <p>Seine Wittwe, Helene Paläologa, wußte sich in dieser<lb/> Noth nicht zu helfen. Sie ergriff das unglücklichste Mittel,<lb/> indem sie das ganze Land <hi rendition="#g">dem Pabste schenkte</hi>; so<lb/> glaubte sie sich die Hülfe der katholischen Mächte zuzusichern.<lb/> Das ganze, <hi rendition="#g">griechisch</hi>gläubige, Volk erhob sich gegen die-<lb/> sen unklugen Schritt; empörten Gemüths gingen die Bür-<lb/> ger der angesehensten Städte dem anrückenden Sultan selber<lb/> entgegen, und erbaten sich seinen Schutz. Es ist entsetzlich<note place="right">1459</note><lb/> zu sagen, daß, trotz dieser, fast freywilligen, Unterwerfung,<lb/> das Land verheert und entvölkert ward; die Klöster nieder-<lb/> gebrannt, und 200000 Männer und Frauen in die Gefan-<lb/> genschaft geschleppt wurden! <hi rendition="#g">So ward Serbien eine<lb/> türkische Provinz</hi>, und nur durch einen kurzen Zwischen-<lb/> raum im achtzehnten Jahrhundert <note place="foot" n="†)"> Im Paßarowitzer Frieden 1718 kam fast ganz Serbien un-<lb/> ter Oestreich, ging aber im Frieden zu Belgrad 1739 wieder<lb/> verloren.</note> unterbrochen, ruht jetzt<lb/> schon seit viertehalbhundert Jahren dieß harte Schicksal auf<lb/> dem ausgesogenen, vielfältig herabgewürdigten Lande. Um</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [XLII/0062]
war gekommen, wo dies Land ganz aus der Reihe der Staa-
ten verschwinden sollte, und die unnatürlichsten Verbrechen
halfen es in den Untergang stürzen. Lasar, der jüngste und
verderbteste von Georgs Söhnen, tödtete seine Mutter durch
Gift. Auf welche Weise er sich einen Anhang verschafft, wis-
sen wir nicht, allein es gelang ihm, die Brüder zu verjagen.
Gregor floh nach Constantinopel, wo er Mönch ward; Ste-
phan nach Ungarn. Lasar konnte sich des so erworbnen Be-
sitzes nicht freuen. Vergebens demüthigte er sich vor Mah-
med; die kriegerischen Rüstungen desselben drohten ihm Ver-
derben. Furcht und Gewissensangst bemächtigten sich seiner.
So starb er zur rechten Stunde, kaum 5 Wochen nach seinem
Vater.
Seine Wittwe, Helene Paläologa, wußte sich in dieser
Noth nicht zu helfen. Sie ergriff das unglücklichste Mittel,
indem sie das ganze Land dem Pabste schenkte; so
glaubte sie sich die Hülfe der katholischen Mächte zuzusichern.
Das ganze, griechischgläubige, Volk erhob sich gegen die-
sen unklugen Schritt; empörten Gemüths gingen die Bür-
ger der angesehensten Städte dem anrückenden Sultan selber
entgegen, und erbaten sich seinen Schutz. Es ist entsetzlich
zu sagen, daß, trotz dieser, fast freywilligen, Unterwerfung,
das Land verheert und entvölkert ward; die Klöster nieder-
gebrannt, und 200000 Männer und Frauen in die Gefan-
genschaft geschleppt wurden! So ward Serbien eine
türkische Provinz, und nur durch einen kurzen Zwischen-
raum im achtzehnten Jahrhundert †) unterbrochen, ruht jetzt
schon seit viertehalbhundert Jahren dieß harte Schicksal auf
dem ausgesogenen, vielfältig herabgewürdigten Lande. Um
1459
†) Im Paßarowitzer Frieden 1718 kam fast ganz Serbien un-
ter Oestreich, ging aber im Frieden zu Belgrad 1739 wieder
verloren.
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